[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:09.59,0:00:13.90,Default,,0000,0000,0000,,Was muss man sich unter\Neiner Analytischen Philosophie vorstellen? Dialogue: 0,0:00:14.32,0:00:16.03,Default,,0000,0000,0000,,Philosophen beim Analytiker? Dialogue: 0,0:00:16.51,0:00:18.14,Default,,0000,0000,0000,,Philosophie im Labor? Dialogue: 0,0:00:18.36,0:00:20.20,Default,,0000,0000,0000,,Philosophierende Computer? Dialogue: 0,0:00:21.12,0:00:25.90,Default,,0000,0000,0000,,Die Analytische Philosophie ist eigentlich\Nkeine einheitliche Philosophie, Dialogue: 0,0:00:25.90,0:00:28.92,Default,,0000,0000,0000,,sondern eine Vielzahl \Nunterschiedlicher Richtungen, Dialogue: 0,0:00:28.92,0:00:30.81,Default,,0000,0000,0000,,die eines gemeinsam haben: Dialogue: 0,0:00:30.89,0:00:34.85,Default,,0000,0000,0000,,Mit Kontinentalphilosophie \Nwollen sie nichts zu tun haben. Dialogue: 0,0:00:35.04,0:00:36.62,Default,,0000,0000,0000,,Kein Platon, Augustinus, Dialogue: 0,0:00:36.62,0:00:39.23,Default,,0000,0000,0000,,kein Descartes, Leibniz \Nund auch kein Kant! Dialogue: 0,0:00:39.68,0:00:43.38,Default,,0000,0000,0000,,Zum Glück stammen die Gründerväter \NBertrand Russell und George Edward Moore Dialogue: 0,0:00:43.38,0:00:46.81,Default,,0000,0000,0000,,nicht vom Kontinent sondern von der Insel. Dialogue: 0,0:00:47.12,0:00:50.06,Default,,0000,0000,0000,,Und noch was haben sie gemeinsam:\NSie sind überzeugt, Dialogue: 0,0:00:50.06,0:00:52.79,Default,,0000,0000,0000,,dass die Untersuchung der Sprache \Neine zentrale Rolle Dialogue: 0,0:00:52.79,0:00:55.25,Default,,0000,0000,0000,,bei der Lösung \Nphilosophischer Probleme hat. Dialogue: 0,0:00:55.90,0:00:59.61,Default,,0000,0000,0000,,Diese Hinwendung zur Sprache, \Nauch linguistic turn genannt, Dialogue: 0,0:00:59.61,0:01:03.37,Default,,0000,0000,0000,,führt dazu, dass analytische Philosophie \Nhäufig auch schlicht Dialogue: 0,0:01:03.37,0:01:06.21,Default,,0000,0000,0000,,als Sprachphilosophie bezeichnet wird. Dialogue: 0,0:01:06.72,0:01:09.38,Default,,0000,0000,0000,,Ludwig Wittgensteins vertritt \Nin seinem Frühwerk Dialogue: 0,0:01:09.38,0:01:12.79,Default,,0000,0000,0000,,"tractatus logico-philosophicus", \Nfolgende Ansicht: Dialogue: 0,0:01:13.12,0:01:17.06,Default,,0000,0000,0000,,Man kann philosophische Probleme\Nnur verstehen, wenn man begreift, Dialogue: 0,0:01:17.06,0:01:21.73,Default,,0000,0000,0000,,durch welche Fehlanwendung von Sprache\Nsie überhaupt erzeugt werden. Dialogue: 0,0:01:22.19,0:01:24.49,Default,,0000,0000,0000,,Ziel dieser Untersuchung \Nist die Unterscheidung Dialogue: 0,0:01:24.49,0:01:27.38,Default,,0000,0000,0000,,von sinnvollen und unsinnigen Sätzen. Dialogue: 0,0:01:28.32,0:01:32.83,Default,,0000,0000,0000,,1911 verließ Wittgenstein zeitweise \Nden Kontinent und ging nach Cambridge, Dialogue: 0,0:01:32.83,0:01:35.44,Default,,0000,0000,0000,,um das damalige Mastermind \Nder Sprachphilosophie, Dialogue: 0,0:01:35.44,0:01:37.29,Default,,0000,0000,0000,,Bertrand Russel zu hören. Dialogue: 0,0:01:37.56,0:01:39.99,Default,,0000,0000,0000,,Russel war zunächst wenig beeindruckt: Dialogue: 0,0:01:40.39,0:01:44.33,Default,,0000,0000,0000,,"Nach der Vorlesung kam ein hitziger \NDeutscher, um mit mir zu streiten. Dialogue: 0,0:01:44.41,0:01:47.80,Default,,0000,0000,0000,,Eigentlich ist es reine Zeitverschwendung,\Nmit ihm zu reden." Dialogue: 0,0:01:48.23,0:01:50.53,Default,,0000,0000,0000,,Doch bald änderte er sein Urteil. Dialogue: 0,0:01:51.43,0:01:55.56,Default,,0000,0000,0000,,Der Tractatus hatte großen Einfluss\Nauf den "Wiener Kreis". Dialogue: 0,0:01:55.77,0:01:58.33,Default,,0000,0000,0000,,Und Wien liegt eindeutig \Nauf dem Kontinent. Dialogue: 0,0:01:58.60,0:02:01.100,Default,,0000,0000,0000,,Rudolf Carnap der Mitbegründer \Ndes Wiener Kreises Dialogue: 0,0:02:01.100,0:02:06.53,Default,,0000,0000,0000,,findet, dass metaphysische Sätze \Nsinnlose Scheinsätze sind. Dialogue: 0,0:02:06.53,0:02:09.44,Default,,0000,0000,0000,,Das heißt, wenn in einem Satz \NWorte vorkommen wie "Gott", Dialogue: 0,0:02:09.44,0:02:11.80,Default,,0000,0000,0000,,"das Unendliche", das "Wesen", Dialogue: 0,0:02:11.80,0:02:13.79,Default,,0000,0000,0000,,dann kann man mit\Ndiesen Satz nichts anfangen. Dialogue: 0,0:02:14.37,0:02:17.66,Default,,0000,0000,0000,,Ein Amerikaner mit dem schönen Namen \NWillard Van Orman Quine Dialogue: 0,0:02:17.66,0:02:19.49,Default,,0000,0000,0000,,sorgte dann mit einem einzigen Aufsatz Dialogue: 0,0:02:19.49,0:02:22.11,Default,,0000,0000,0000,,für eine Krise in \Nder Analytischen Philosophie, Dialogue: 0,0:02:22.11,0:02:25.60,Default,,0000,0000,0000,,in dem er mit "Zwei Dogmen \Ndes Empirismus" aufräumte: Dialogue: 0,0:02:26.09,0:02:27.43,Default,,0000,0000,0000,,Theorien können nicht immer Dialogue: 0,0:02:27.43,0:02:30.15,Default,,0000,0000,0000,,in empirisch überprüfbare \NEinzelaussagen zerlegt werden. Dialogue: 0,0:02:30.15,0:02:32.12,Default,,0000,0000,0000,,Und die Unterscheidung zwischen Dialogue: 0,0:02:32.12,0:02:35.43,Default,,0000,0000,0000,,analytischen und synthetischen \NSätzen ist Quatsch. Dialogue: 0,0:02:36.10,0:02:37.51,Default,,0000,0000,0000,,Synthetische Sätze? Dialogue: 0,0:02:37.65,0:02:39.09,Default,,0000,0000,0000,,Was soll das denn wieder sein? Dialogue: 0,0:02:39.29,0:02:41.02,Default,,0000,0000,0000,,Sätze aus dem Synthesizer? Dialogue: 0,0:02:42.49,0:02:43.40,Default,,0000,0000,0000,,Nein! Dialogue: 0,0:02:43.40,0:02:47.53,Default,,0000,0000,0000,,Ein analytischer Satz ist z. B. \N"Der Pudel ist ein Hund". Dialogue: 0,0:02:47.78,0:02:50.13,Default,,0000,0000,0000,,Im Subjekt "Pudel" ist \Ndas Prädikat "Hund sein" Dialogue: 0,0:02:50.13,0:02:52.18,Default,,0000,0000,0000,,als gedanklicher Inhalt schon enthalten. Dialogue: 0,0:02:52.65,0:02:54.27,Default,,0000,0000,0000,,"Der Pudel ist frisiert." Dialogue: 0,0:02:54.49,0:02:56.68,Default,,0000,0000,0000,,Hier ist die Eigenschaft \Nnicht im Wort enthalten. Dialogue: 0,0:02:56.68,0:02:59.56,Default,,0000,0000,0000,,Man kann nicht davon ausgehen,\Ndass jeder Pudel frisiert ist. Dialogue: 0,0:02:59.58,0:03:02.36,Default,,0000,0000,0000,,Also ist dies ein synthetischer Satz. Dialogue: 0,0:03:02.49,0:03:03.41,Default,,0000,0000,0000,,Alles klar? Dialogue: 0,0:03:03.41,0:03:04.44,Default,,0000,0000,0000,,Pudel Hin oder her, Dialogue: 0,0:03:04.44,0:03:08.19,Default,,0000,0000,0000,,ob Quine damit überhaupt noch \Nals analytischer Philosoph gelten darf, Dialogue: 0,0:03:08.19,0:03:10.08,Default,,0000,0000,0000,,ist eine andere Frage ... Dialogue: 0,0:03:10.08,0:03:13.74,Default,,0000,0000,0000,,Er lebte zumindest nicht auf \Ndem Kontinent, sondern in den USA. Dialogue: 0,0:03:13.98,0:03:17.97,Default,,0000,0000,0000,,Und unser Schlusszitat kommt\Nvon dem berühmten Philosophen Karl Popper: Dialogue: 0,0:03:18.69,0:03:22.18,Default,,0000,0000,0000,,"Ein Philosoph, der sich sein Leben lang\Nmit der Sprache beschäftigt, Dialogue: 0,0:03:22.18,0:03:25.98,Default,,0000,0000,0000,,ist wie ein Zimmermann, der\Nseine ganze Arbeitszeit damit verbringt, Dialogue: 0,0:03:25.98,0:03:27.88,Default,,0000,0000,0000,,seine Werkzeuge zu schärfen." Dialogue: 0,0:03:28.79,0:03:32.97,Default,,0000,0000,0000,,Das Wittgenstein einmal auf Popper \Nmit einem Feuerhaken losgegangen ist, Dialogue: 0,0:03:33.33,0:03:35.58,Default,,0000,0000,0000,,ist eine andere Geschichte …