Die Gefahren der "willentlichen Blindheit"
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0:01 - 0:05Im Nordwesten der Vereinigten Staaten,
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0:05 - 0:08nahe der kanadischen Grenze,
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0:08 - 0:12liegt eine kleine Stadt
namens Libby, Montana, -
0:12 - 0:16umgeben von Pinien und Seen,
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0:16 - 0:21einer erstaunlichen Tierwelt
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0:21 - 0:26und diesen enormen,
in den Himmel ragenden Bäumen. -
0:26 - 0:30Ich besuchte diese kleine Stadt
namens Libby, -
0:30 - 0:34die sich ein bisschen einsam
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0:34 - 0:36und isoliert anfühlt.
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0:36 - 0:40In Libby, Montana, gibt es
eine außergewöhnliche Frau, -
0:40 - 0:42namens Gayla Benefield.
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0:42 - 0:44Sie fühlte sich stets
ein bisschen als Außenseiterin, -
0:44 - 0:47obwohl sie fast ihr ganzes Leben
dort verbracht hat, -
0:47 - 0:49ursprünglich aus Russland stammend.
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0:49 - 0:51Sie erzählte mir, in der Schule
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0:51 - 0:53war sie das einzige Mädchen,
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0:53 - 0:56das mechanisches Zeichnen wählte.
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0:56 - 1:00Später arbeitete sie,
indem sie von Haus zu Haus ging, -
1:00 - 1:04und die Versorgungszähler ablas
-- Gaszähler, Stromzähler. -
1:04 - 1:07Sie arbeitete tagsüber,
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1:07 - 1:11wodurch ihr eine Sache besonders auffiel.
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1:11 - 1:15Mitten am Tag traf sie viele Männer
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1:15 - 1:19mittleren Alters zu Hause an,
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1:19 - 1:25die an Sauerstoffgeräte
angeschlossen waren. -
1:25 - 1:27Das kam ihr komisch vor.
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1:27 - 1:31Ein paar Jahre später
starb ihr Vater mit 59, -
1:31 - 1:35fünf Tage bevor er
in Rente gegangen wäre. -
1:35 - 1:36Er war Minenarbeiter.
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1:36 - 1:41Sie dachte, die Arbeit muss ihn
ausgelaugt haben. -
1:41 - 1:45Aber ein paar Jahre später
starb ihre Mutter. -
1:45 - 1:48Und das war sehr merkwürdig,
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1:48 - 1:51denn ihre Mutter kam von einer
langen Reihe an Vorfahren, -
1:51 - 1:55die scheinbar unendlich leben.
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1:55 - 1:58Gaylas Onkel lebt heute noch
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1:58 - 2:01und lernt gerade Walzer tanzen.
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2:01 - 2:04Es ergab keinen Sinn,
dass Gaylas Mutter -
2:04 - 2:06so jung gestorben ist.
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2:06 - 2:11Es war eine Anomalie und
Anomalien beschäftigten sie. -
2:11 - 2:13Es fielen ihr andere
Unregelmäßigkeiten auf. -
2:13 - 2:14Sie erinnerte sich z.B. daran,
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2:14 - 2:18als sich ihre Mutter ein Bein gebrochen
hatte und ins Krankenhaus kam, -
2:18 - 2:19wurden eine Menge Röntgenbilder gemacht.
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2:19 - 2:22Zwei davon waren vom Bein,
was Sinn machte. -
2:22 - 2:27Aber sechs waren von ihrem Brustkorb.
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2:27 - 2:30Sie grübelte über jedes Puzzleteil
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2:30 - 2:32in ihrem Leben und dem Leben ihrer Eltern
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2:32 - 2:36und versuchte zu verstehen, was sie sah.
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2:36 - 2:38Sie dachte über ihre Stadt nach.
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2:38 - 2:41Die Stadt hatte ein
Vermiculit-Bergwerk. -
2:41 - 2:44Vermiculit (Wurmstein) wird
in Bodendüngern verwendet, -
2:44 - 2:47um Pflanzen schneller und höher
wachsen zu lassen. -
2:47 - 2:50Vermiculit wurde verwendet,
um Lofts zu isolieren. -
2:50 - 2:53Große Mengen davon wurden
in Dächern verarbeitet, -
2:53 - 2:57um die Häuser in den langen Wintern
in Montana zu isolieren. -
2:57 - 2:59Vermiculit war auf den Spielplätzen.
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2:59 - 3:01Es war auf dem Footballfeld.
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3:01 - 3:03Es war auf der Eislaufbahn.
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3:03 - 3:07Was sie nicht wusste, bevor sie sich
mit dem Problem beschäftigte, war, -
3:07 - 3:14dass Vermiculit eine sehr giftige Form
von Asbest ist. -
3:14 - 3:16Nachdem sie dieses
Puzzle gelöst hatte, -
3:16 - 3:19begann sie jedem zu erzählen,
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3:19 - 3:21was passiert war,
was ihren Eltern passiert war -
3:21 - 3:24und den Menschen, die tagsüber zu Hause
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3:24 - 3:28an ihren Saufstoffgeräten saßen.
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3:28 - 3:29Aber sie wurde überrascht.
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3:29 - 3:31Sie dachte, wenn es alle wüssten,
würden sie etwas tun wollen, -
3:31 - 3:34aber tatsächlich wollte
niemand davon wissen. -
3:34 - 3:36Tatsächlich wurde sie
ihren Nachbarn, Freunden -
3:36 - 3:39und den Menschen in ihrer Gemeinde,
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3:39 - 3:42denen sie beharrlich
davon erzählte, so lästig, -
3:42 - 3:44so dass schließlich einige
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3:44 - 3:46einen Sticker produzierten,
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3:46 - 3:49den sie Stolz auf ihre Autos klebten.
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3:49 - 3:51Er lautet: "Ja, ich bin von Libby, Montana,
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3:51 - 3:57und nein, ich habe keine Asbestose."
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3:57 - 4:00Aber Gayla hörte nicht auf.
Sie forschte weiter. -
4:00 - 4:03Der Einzug des Internetzeitalters
half ihr sehr. -
4:03 - 4:05Sie sprach mit jedem,
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4:05 - 4:09stritt und stritt, bis sie
schließlich Glück hatte, -
4:09 - 4:11als ein Forscher in die Stadt kam,
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4:11 - 4:13der die Bergbaugeschichte
in der Gegend untersuchte. -
4:13 - 4:16Sie erzählte ihm ihre Geschichte,
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4:16 - 4:19und wie alle, glaubte er ihr erst nicht.
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4:19 - 4:21Er ging aber zurück nach Seattle
und recherchierte selbst -
4:21 - 4:25und begriff, dass sie Recht hatte.
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4:25 - 4:29Jetzt hatte sie also einen Verbündeten.
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4:29 - 4:32Trotzdem wollten die Leute
nichts darüber wissen. -
4:32 - 4:36Sie sagten Dinge wie:
"Wenn es wirklich gefährlich wäre, -
4:36 - 4:39hätte uns das schon jemand gesagt."
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4:39 - 4:42"Wenn das wirklich
der Grund für die Toten wäre, -
4:42 - 4:46hätten die Ärzte uns das schon gesagt."
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4:46 - 4:50Einige der Männer mit der richtig
schweren Arbeit sagten, -
4:50 - 4:52"Ich will kein Opfer sein.
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4:52 - 4:54Ich kann auf keinen Fall ein Opfer sein,
und überhaupt, -
4:54 - 5:01jede Branche hat ihre Unfälle."
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5:01 - 5:04Aber Gayla hörte nicht auf
und war schließlich -
5:04 - 5:07erfolgreich darin eine Bundesbehörde
in die Stadt zu holen, -
5:07 - 5:11die die Bewohner der Stadt --
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5:11 - 5:1615.000 Menschen -- untersuchte.
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5:16 - 5:19Sie entdeckte, dass die Sterblichkeitsrate
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5:19 - 5:2580 mal höher als irgendwo
sonst in den USA war. -
5:25 - 5:29Das war 2002 und selbst dann
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5:29 - 5:33hob niemand die Hand zu sagen:
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5:33 - 5:37"Gayla, schau dir den Spielplatz an,
auf dem deine Enkel spielen. -
5:37 - 5:42Er ist ausgekleidet mit Vermiculit."
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5:42 - 5:45Das war keine Ignoranz.
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5:45 - 5:48Es war willentliche Blindheit,
vorsätzliche Unwissenheit. -
5:48 - 5:51Vorsätzliche Unwissenheit ist
ein Rechtskonzept, das bedeutet, -
5:51 - 5:54wenn es Informationen gibt,
die man wissen kann und sollte, -
5:54 - 5:58man es aber irgendwie schafft,
diese nicht zu wissen, -
5:58 - 6:01beschreibt sie das Gesetz als
vorsätzlich unwissend, als willentlich blind. -
6:01 - 6:04Sie haben sich entschlossen,
nichts zu wissen. -
6:04 - 6:09Es gibt dieser Tage
viel willentliche Blindheit. -
6:09 - 6:12Sie können willentlich Blinde
in Banken sehen, -
6:12 - 6:15wo tausende Menschen
Hypotheken an Menschen verkauften, -
6:15 - 6:16die sich diese nicht leisten konnten.
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6:16 - 6:18Sie können sie in Banken sehen,
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6:18 - 6:20wenn Zinsraten manipuliert werden.
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6:20 - 6:23Alle drumherum wussten, was passierte,
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6:23 - 6:26aber alle ignorierten es beflissentlich.
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6:26 - 6:29Sie können willentlich Blinde
in der katholischen Kirche sehen, -
6:29 - 6:34wo Jahrzehnte lang
Kindesmissbrauch ignoriert wurden. -
6:34 - 6:36Sie können willentliche Blindheit
in den Vorbereitungen -
6:36 - 6:41zum Irak-Krieg sehen.
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6:41 - 6:44Willentliche Blindheit existiert
nicht nur auf hoher Ebene, -
6:44 - 6:47sondern auch in kleineren Kreisen,
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6:47 - 6:51in Familien und Gemeinden
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6:51 - 6:57und ganz besonders
in Organisationen und Institutionen. -
6:57 - 7:01Unternehmen, die auf vorsätzliche
Unwissenheit hin untersucht wurden, -
7:01 - 7:03bekommen solche Fragen gestellt:
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7:03 - 7:06"Gibt es Probleme auf der Arbeit,
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7:06 - 7:09die niemand anspricht?"
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7:09 - 7:12Als Akademiker Studien wie diese
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7:12 - 7:14mit Konzernen in den
USA durchgeführt haben, -
7:14 - 7:19fanden sie heraus, dass 85%
der Menschen mit 'Ja' antworten. -
7:19 - 7:2285% der Menschen wissen,
dass es ein Problem gibt, -
7:22 - 7:24aber sie sagen nichts.
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7:24 - 7:28Als ich die Studie in Europe wiederholte,
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7:28 - 7:30mit den gleichen Fragen,
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7:30 - 7:33kam genau die gleiche Zahl dabei heraus.
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7:33 - 7:3785 Prozent.
Das ist eine Menge Schweigen. -
7:37 - 7:39Das ist eine Menge Blindheit.
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7:39 - 7:43Und richtig interessant dabei ist,
dass Unternehmen in der Schweiz sagen: -
7:43 - 7:47"Das ist ein typisches Problem
in der Schweiz." -
7:47 - 7:51Und in Deutschland sagen sie:
"Oh ja, das ist eine deutsche Krankheit." -
7:51 - 7:53Und Unternehmen in England sagen:
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7:53 - 7:57"Oh ja, darin sind die Briten
sehr schlecht." -
7:57 - 8:01Die Wahrheit ist,
es ist ein menschliches Problem. -
8:01 - 8:08Wir sind alle, unter bestimmten
Bedingungen, willentlich blind. -
8:08 - 8:10Die Forschung zeigt, dass einige Menschen
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8:10 - 8:14aus Angst blind sind.
Sie haben Angst vor Vergeltung. -
8:14 - 8:17Manche Leute sind blind,
weil sie denken, -
8:17 - 8:20irgendwas zu wissen ist sowieso zwecklos.
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8:20 - 8:22Es ändert sich ja doch nichts.
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8:22 - 8:24Wenn wir protestieren,
gegen den Irak-Krieg, -
8:24 - 8:26ändert sich nichts, also was soll's?
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8:26 - 8:31Besser man hat erst gar nichts gesehen.
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8:31 - 8:34Ein wiederkehrendes Thema,
auf dass ich immer wieder treffe, -
8:34 - 8:36geht so: "Wissen Sie, die Leute,
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8:36 - 8:40die hinschauen sind Whistleblower,
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8:40 - 8:42und wir wissen alle,
was mit denen passiert." -
8:42 - 8:46Die Mythologie, die Whistleblowers umgibt,
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8:46 - 8:51besagt also erstens,
dass sie alle übergeschnappt sind. -
8:51 - 8:53Aber nachdem ich mit Whistleblowern
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8:53 - 8:56auf der ganzen Welt gesprochen habe,
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8:56 - 9:01stellte sich heraus, dass sie sehr loyale
und meistens konservative Menschen sind. -
9:01 - 9:05Sie arbeiten mit Hingabe
für ihre Institutionen, -
9:05 - 9:07und der Grund, warum
sie den Mund aufmachen, -
9:07 - 9:10warum sie darauf bestehen,
etwas zu sehen, -
9:10 - 9:14ist, dass sie die Institution
sehr wertschätzen, -
9:14 - 9:17und möchten, dass sie gesund bleibt.
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9:17 - 9:19Der andere Mythos, den Leute oft über
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9:19 - 9:23Whistleblower verbreiten:
"Es macht doch keinen Sinn, -
9:23 - 9:25wenn man sieht,
was mit ihnen passiert. -
9:25 - 9:26Sie werden zermalmt.
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9:26 - 9:30Niemand würde so was gerne durchmachen."
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9:30 - 9:34Wenn ich aber mit Whistleblowern spreche,
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9:34 - 9:39ist das wiederkehrende Gefühl Stolz.
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9:39 - 9:41Ich denke dabei an Joe Darby.
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9:41 - 9:45Wir erinnern uns alle
an die Bilder aus Abu Ghraib, -
9:45 - 9:48die die Welt schockierten
und die Sorte Krieg zeigten, -
9:48 - 9:51der im Irak gefochten wurde.
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9:51 - 9:54Aber ich frage mich,
wer sich an Joe Darby, -
9:54 - 9:57den sehr gefolgsamen,
guten Soldaten erinnert, -
9:57 - 10:02der diese Bilder fand und sie weitergab.
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10:02 - 10:06Er sagte sich: "Ich bin nicht die Sorte,
die andere verpetzt, -
10:06 - 10:10aber manche Dinge gehen einfach zu weit.
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10:10 - 10:12Unwissenheit ist Seligkeit, sagen sie,
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10:12 - 10:16aber das kann ich nicht dulden."
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10:16 - 10:19Ich habe mit Steve Bolsin,
einem britischen Arzt, -
10:19 - 10:23gesprochen, der fünf Jahre lang versuchte,
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10:23 - 10:28auf einen gefährlichen Chirurg hinzuweisen,
der Säuglinge umbrachte. -
10:28 - 10:30Ich fragte Bolsin, warum er
sich engagiert, und -
10:30 - 10:34Er sagte: "Es war eigentlich meine
Tochter, die mich dazu anstieß. -
10:34 - 10:37Sie kam eines Abends zu mir und sagte,
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10:37 - 10:40'Dad, du kannst die Kinder
nicht sterben lassen.'" -
10:40 - 10:43Ich denke auch an Cynthia Thomas,
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10:43 - 10:47eine wirklich loyale Militärstochter
und -ehefrau, -
10:47 - 10:50die ihre aus dem Irak
zurückkehrenden Freunde -
10:50 - 10:54und Verwandte sah und so schockiert
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10:54 - 10:56von deren mentalem Zustand war
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10:56 - 11:00und von der Verweigerung des Militärs,
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11:00 - 11:03das posttraumatische
Stresssyndrom anzuerkennen. -
11:03 - 11:08Sie eröffnete ein Café mitten
in einer Stadt mit einer Militärbasis, -
11:08 - 11:14um ihnen rechtlichen, psychologischen und
medizinischen Beistand leisten zu können. -
11:14 - 11:17Und sie sagte zu mir:
"Weißt du, Margaret, -
11:17 - 11:21ich wusste nie,
was ich mal werden wollte, -
11:21 - 11:23wenn ich erwachsen bin.
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11:23 - 11:27Aber in dieser Sache gehe ich auf,
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11:27 - 11:32und ich werde nie wieder die Gleiche sein."
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11:32 - 11:36Wir alle genießen heutzutage
so viel Freiheiten, -
11:36 - 11:38hart erkämpfte Freiheiten:
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11:38 - 11:41die Freiheit ohne Angst vor Zensur,
zu schreiben und zu veröffentlichen, -
11:41 - 11:45eine Freiheit, die es in Ungarn nicht gab,
als ich das letzte Mal hier war. -
11:45 - 11:47Die Freiheit zu wählen,
wofür insbesondere Frauen -
11:47 - 11:50hart kämpfen mussten.
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11:50 - 11:53Die Freiheit für Menschen
unterschiedlicher Ethnizitäten, -
11:53 - 11:58Kulturen und sexueller Orientierung
so zu leben wie sie möchten. -
11:58 - 12:03Aber Freiheit existiert nicht,
wenn man sie nicht benutzt. -
12:03 - 12:05Und was Whistleblower und Menschen
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12:05 - 12:08wie Gayla Benefield tun,
ist diese Freiheit, -
12:08 - 12:12die sie haben zu nutzen.
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12:12 - 12:16Sie sind bereit zu akzeptieren,
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12:16 - 12:18dass es eine Diskussion geben wird,
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12:18 - 12:21und es eine Menge Streit geben wird,
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12:21 - 12:25mit den Nachbarn, Kollegen und Freunden.
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12:25 - 12:28Aber sie sagen sich auch, ich werde lernen,
mit diesen Konflikten gut umzugehen. -
12:28 - 12:31Ich werde mich allen
Nein-Sagern entgegen stellen, -
12:31 - 12:36weil sie mein Argument
besser und stärker machen. -
12:36 - 12:38Ich kann mit meinen Gegnern
zusammenarbeiten, -
12:38 - 12:43um besser zu werden,
in dem was ich tue. -
12:43 - 12:45Das sind Menschen
mit enormer Ausdauer, -
12:45 - 12:50unglaublicher Geduld und
der absoluten Entschlossenheit, -
12:50 - 12:56nicht blind oder still zu sein.
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12:56 - 12:59Als ich nach Libby, Montana, fuhr,
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12:59 - 13:02besuchte ich die Asbestose Klinik,
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13:02 - 13:06die Gayla Benefield
ins Leben gerufen hatte. -
13:06 - 13:09Die Menschen, die Hilfe wollten
oder medizinische Hilfe benötigten, -
13:09 - 13:12gingen hier zunächst
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13:12 - 13:15nur durch die Hintertür,
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13:15 - 13:18weil sie nicht zugeben wollten,
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13:18 - 13:20dass Gayla Recht gehabt hatte.
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13:20 - 13:23Ich saß in einem Restaurant
und beobachtete, -
13:23 - 13:27wie Lastwagen um Lastwagen
die Landstraße hoch und runter fuhren, -
13:27 - 13:31die Erde aus Gärten abtransportierend,
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13:31 - 13:38um sie mit neuer,
unkontaminierter Erde zu ersetzen. -
13:38 - 13:41Ich nahm meine 12 Jahre alte Tochter mit,
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13:41 - 13:44denn ich wollte unbedingt,
dass sie Gayla kennenlernt. -
13:44 - 13:47Und sie fragte: "Warum?
Was ist denn so wichtig?" -
13:47 - 13:49Ich sagte: "Sie ist kein Filmstar,
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13:49 - 13:53und sie ist nicht prominent,
sie ist kein Experte, -
13:53 - 13:56und Gayla wäre die Erste zuzugeben,
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13:56 - 13:59dass sie keine Heilige ist.
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13:59 - 14:02Das wirklich Wichtige an Gayla ist,
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14:02 - 14:05dass sie ganz gewöhnlich ist.
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14:05 - 14:10Sie ist wie du und ich.
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14:10 - 14:16Sie hatte Freiheit,
und sie war bereit, sie zu nutzen." -
14:16 - 14:17Vielen Dank.
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14:17 - 14:22(Applaus)
- Title:
- Die Gefahren der "willentlichen Blindheit"
- Speaker:
- Margaret Heffernan
- Description:
-
Gayla Benefield tat nur ihre Arbeit -- bis sie ein entsetzliches Geheimnis ihrer Heimatstadt aufdeckte, dass für eine Sterblichkeitsrate 80 mal höher also irgendwo sonst in den USA sorgte. Als sie versuchte den Menschen dieses Wissen nahe zu bringen, erfuhr sie eine noch viel schockierende Wahrheit: Die Menschen wollten es nicht wissen. In einem Vortrag, der teilweise eine Geschichtsstunde, teilweise ein Aufruf zum Handeln ist, zeigt Margaret Heffernan die Gefahren einer "willentlichen Blindheit", einer vorsätzlichen Unwissenheit auf und lobt gewöhnliche Menschen wie Benefield, die bereit sind, das Wort zu ergreifen. (Aufgenommen bei TEDxDanubia)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:38
David S edited German subtitles for The dangers of willful blindness | ||
David S commented on German subtitles for The dangers of willful blindness | ||
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David S approved German subtitles for The dangers of willful blindness | ||
P Hakenberg accepted German subtitles for The dangers of willful blindness | ||
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P Hakenberg commented on German subtitles for The dangers of willful blindness | ||
P Hakenberg edited German subtitles for The dangers of willful blindness |
P Hakenberg
Vielen Dank für die Übersetzung.
Änderungen beschränken sich auf Umbrüche und wenige Kürzungen
David S
Hi! Sehr gelungen :) Habe lediglich ein paar Beistriche (insbesondere bei Nebensätzen) eingefügen müssen. Beste Grüße David