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#rC3 - Lesung: Qualityland 2.0

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    rC3 Vorspannmusik
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    Herald: Willkommen zu unserem letzten
    Vortrag am heutigen Abend. Die Lesung von
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    Qualityland 2.0. Teile dieser Community
    scheinen das Buch ja schon zu kennen,
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    deswegen könnt Ihr ja als hommage an das
    Buch auch in der 2D Welt schon eure
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    Zertifikate als Maschinentherapeuten erwerben.
    Es ist der letzte Vortrag heute im RC1 in
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    anderen Streams geht es dann doch noch
    weiter. Unser Sprecher, oder unser
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    Vorleser in diesem Fall ist Marc-
    Uwe Kling, den ihr heute morgen schon kurz
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    im Opening gesehen habt. Er ist Buchautor,
    er ist Kabarettist, er ist der Gewinner
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    des deutschen Kleinkunst Preises, des
    Deutschen Hörbuchpreises. Er hat mit Radio
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    Fritz den Deutschen Radio Preis gewonnen,
    in der Kategorie Comedy. Und er lebt seit
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    längerem mit einem kommunistischen
    Schnappspralinen liebenden wohl schon
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    pralinen-süchtigen Känguruh
    zusammen. Der aber niemand besser Peter,
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    Gigi und Ping zum Leben erwecken kann.
    Viel Spaß mit Marc-Uwe Kling.
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    Marc-Uwe Kling: So herzlich willkommen zu
    später Stunde. Les ich euch etwas vor aus
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    Qualityland 2.0. Ich springe einfach
    mitten rein. Mit ihr wisst es vielleicht,
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    falls Ihr das Erste gelesen habt, falls
    nicht ich erklär ich es euch. Es gibt Werbung
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    und Nachrichten im Buch und wir fangen an
    mit einem Nachrichten Beitrag: Dritter
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    Weltkrieg. Wir haben gewonnen von News For
    You. Gestern Nacht hat sich zwischen 64
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    Ländern der dritte Weltkrieg erforderlich
    gemacht. Unsere automatisierten
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    Streitkräfte haben ihn als Flash War
    geführt und innerhalb von 8 Stunden und 16
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    Minuten gewonnen. Ein Militär Referent
    bezifferte die Anzahl der Toten auf 8
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    Millionen und ein paar Zerquetschte. Dem
    widersprechen lokale Veranstalter, die von
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    über 33 Millionen Opfern ausgehen. Leider
    gab es auch unter unseren Jungs einen
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    Todesfall. Der Obergefreite Jonas Matrose
    tat Dienst im 16. Army Remote Control
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    Center in der Kleinstadt Fly Over, als er
    auf dem Weg zur Toilette über seine
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    offenen Schnürsenkel stolperte, darum auf
    einem Staubsaugroboter ausrutschte und so
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    ungünstig mit dem Hinterkopf gegen die
    Kante seines eigenen Schreibtisches fiel,
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    dass er sofort tot war. Wir werden sein
    Opfer nie vergessen. Hätte er die
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    Schuhbinde-Maschine von den DNY benutzt,
    wäre ihm das natürlich nicht passiert.
  • 2:41 - 2:45
    DNY: Do Nothing Yourself. Der
    Bürgermeister von Fly Over hat heute früh
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    angekündigt, dass zu Ehren von Jonas
    Matrose eine Statue vor dem 16. ARCC
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    errichtet werden wird. Strittig ist noch,
    ob er mit offenen oder gebundenen
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    Schnürsenkeln abgebildet werden soll. Dem
    Staubsaugroboter geht es abgesehen von
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    einem kleinen Schock gut. Er ist in
    Maschinentherapeutischer Behandlung.
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    Jetzt kommt ein Kapitel und in diesem Buch
    ist es so, dass die Kapitel haben
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    sogenannte Read Bait Headlines. Und die
    hier lautet: Nur Leute mit einem IQ über
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    150 kapieren das folgende Kapitel. Tony
    Partei-Chef, der Präsident Qualitylands,
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    blickt aus dem Panorama Fenster seines
    Büros. Der Jetlag von der Reise nach Quon1
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    sitzt ihm noch in den Knochen. Und jetzt
    das. "War das wirklich nötig?" Fragt er.
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    "Was meinen Sie, Herr Präsident?" Fragt
    General Dragqueen. Tony dreht sich zu ihm
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    um. "Dieser Dritte Weltkrieg, wie ihn die
    Medien nennen. War das wirklich nötig?"
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    "Ich verstehe nicht, wo das Problem
    liegt", sagt der General. "Wir haben doch
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    gewonnen." "Aber zu welchem Preis?", fragt
    Tony. "Dreiunddreißig Millionen Tote",
  • 4:01 - 4:05
    sagt Aisha. "Wir gehen von nur acht
    Millionen ...", will der General
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    korrigieren, aber Aisha bringt ihn durch
    einen Blick zum Schweigen. "Und das alles
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    so kurz vor dem Parteitag!", sagt Tony.
    "Als ob ich nicht eh schon unter Druck
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    stehen würde. Conrad Koch hält seine
    Fresse in jede Kamera, fordert Neuwahlen
  • 4:17 - 4:22
    und verbreitet seine Vermutungen, dass ich
    hinter dem Attentat auf John of Us stecke!
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    Wissen Sie, was das Wort Vermutung heute
    bedeutet? Es ist eine Lüge, für die man
  • 4:26 - 4:31
    nicht verklagt werden möchte!" "Auch in
    unserer Partei rumort es gewaltig", sagt
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    Aisha zum General. "Es wäre also schön,
    wenn Sie uns mit ein paar Informationen
  • 4:35 - 4:40
    versorgen könnten." "Darum frage ich Sie
    noch mal", sagt Tony. "War dieser Dritte
  • 4:40 - 4:47
    Weltkrieg wirklich nötig?" "Nun ja, unsere
    Analysten sitzen noch an den Daten und
  • 4:47 - 4:51
    versuchen zu extrahieren, was die
    Entscheidung der Verteidigungsalgorithmen
  • 4:51 - 4:57
    ausgelöst hat", erwidert General
    Dragqueen. "Wir gehen momentan von einer
  • 4:57 - 5:02
    Ereigniskaskade verschiedenster autonomer
    Trigger aus, also Trigger auf unserer
  • 5:02 - 5:08
    Seite und Trigger auf Seiten der Gegner,
    die sich gegenseitig durch ihre
  • 5:08 - 5:13
    getriggerten Reaktionen auf das Triggern
    der Trigger, äh, getriggert haben." "Sie
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    sollten irgendetwas mit Sprache machen",
    sagt Aisha. "Ich glaube, da liegt Ihr
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    Talent. Als Verteidigungsminister scheinen
    Sie mir hingegen fehl am Platz." Auch Tony
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    schüttelt den Kopf. "Ja, Sie triggern
    gleich bei mir was mit diesem Geschwafel.
  • 5:26 - 5:30
    Sie wissen also nicht, was genau den
    Dritten Weltkrieg ausgelöst hat?" "Das ist
  • 5:30 - 5:34
    nicht ganz korrekt", sagt der General.
    "Wir haben das Wissen. Es ist nur noch
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    nicht aufbereitet." "Sie wollen mir also
    ernsthaft verkünden", sagt Tony, "dass an
  • 5:39 - 5:42
    der Entscheidung, die zum Dritten
    Weltkrieg geführt hat, kein einziger
  • 5:42 - 5:47
    Mensch beteiligt war?" "So kann man das
    nicht sagen. Es waren schon Menschen, die
  • 5:47 - 5:52
    die Vorgaben der einzelnen ..." Der
    General räuspert sich. "... Trigger ..."
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    "Wenn Sie noch einmal Trigger sagen ...",
    unterbricht ihn Aisha, "ich schwöre es
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    Ihnen bei der unpenetrierten Muschi der
    Heiligen Jungfrau, dann reiße ich Ihnen
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    Ihren Trigger ab, stecke ihn in ein
    Hotdog-Brötchen und werfe ihn im Zoo den
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    Säbelzahntigern zum Fraß vor." "Es ist
    verboten, die Tiere im Zoo zu fütt...",
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    beginnt der General. "Obwohl es verboten
    ist!", ruft Aisha. "Verstehe ich Ihr
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    Ablenkungsmanöver richtig?", fragt Tony.
    "An der direkten Entscheidung, die den
  • 6:17 - 6:21
    Krieg ausgelöst hat, in dem Moment, in dem
    er ausgelöst wurde, war kein Mensch
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    beteiligt?" "Ja schon, aber wie stellen
    Sie sich das denn auch vor?", fragt der
  • 6:27 - 6:31
    General. "Haben Sie schon mal bei einer
    Partie Blitzschach zugesehen? Es ist
  • 6:31 - 6:35
    extrem schwer, dem Geschehen zu folgen,
    ganz zu schweigen davon, in dieser
  • 6:35 - 6:39
    Geschwindigkeit Entscheidungen zu treffen.
    Und jetzt stellen Sie sich noch vor, nicht
  • 6:39 - 6:42
    zwei Menschen, sondern zwei Computer
    würden gegeneinander Blitzschach spielen.
  • 6:42 - 6:45
    Schwarz wäre schon schachmatt, bevor Sie
    auch nur verarbeitet hätten, dass Weiß
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    seinen Eröffnungszug gemacht hat." "Aber
    warum muss es denn überhaupt Blitzschach
  • 6:51 - 6:56
    sein?", fragt Toni "Warum muss denn immer
    alles so schnell gehen? Vielleicht wäre es
  • 6:56 - 6:59
    die beste Entscheidung gewesen, relativ
    bald nach dem Eröffnungszug ein Remis
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    anzubieten", sagt Aisha. "Leider gilt
    immer noch, was Sunzi vor über 2000 Jahren
  • 7:05 - 7:09
    in die Kunst des Krieges geschrieben
    hat.", sagt der General "Geschwindigkeit
  • 7:09 - 7:15
    ist die Essenz des Krieges." "Wollen Sie
    mir mit Ihrem Trivial Pursuit Wissen
  • 7:15 - 7:20
    imponieren?", fragt Aisha, "Reden Sie
    Klartext." "Es muss so schnell gehen wegen
  • 7:20 - 7:25
    des OODA Loops", sagt der General.
    "Genauso gut hätten Sie sagen können wegen
  • 7:25 - 7:30
    des Hula Hoops," sagt Tony. "Beides wäre
    gleich rätselhaft für mich." "Oder steht
  • 7:30 - 7:35
    für Observe, Orient, Deside, Act. Also
    beobachten, orientieren, entscheiden,
  • 7:35 - 7:39
    handeln. Diesen Kreis durchläuft jeder
    Kriegsteilnehmer immer und immer wieder.
  • 7:39 - 7:42
    Es ist vorteilhaft, den OODA Loop
    schneller zu durchlaufen als der Gegner,
  • 7:42 - 7:46
    da das eigene Handeln die Situation
    verändert. Zwingt man im Idealfall den
  • 7:46 - 7:50
    Gegner dazu, seinen OODA Loop von vorne zu
    beginnen, bevor er überhaupt zum Handeln
  • 7:50 - 7:55
    gekommen ist. Er muss also die veränderte
    Situation erst wieder beobachten und sich
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    orientieren." "Guter Mann", ruft Tony,
    "Wie kann man denn aus - Kann man denn aus
  • 8:00 - 8:04
    Ihnen keine vernünftige Antwort
    herausbekommen? Ich habe doch eine ganz
  • 8:04 - 8:07
    einfache Frage gestellt Warum entscheiden
    Algorithmen über Krieg und Frieden und
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    nicht ich? Ich bin der gewählte Präsident
    von Qualityland, verdammt nochmal" "Der
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    gewählte Vizepräsident." "Sie begeben sich
    auf ganz gefährliches Terrain, Herr
  • 8:17 - 8:22
    General", sagt Tony, "Haben Sie etwa keine
    Lust mehr auf Ihren Job?" "Meine Lust hält
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    sich tatsächlich in Grenzen." "Nach Ihren
    Ausführungen ist mir sowieso nicht ganz
  • 8:27 - 8:31
    klar, wofür wir überhaupt noch Generäle
    brauchen", sagt Aisha, " Was tun Sie denn,
  • 8:31 - 8:36
    wenn Sie keine kriegswichtigen
    Entscheidungen treffen?" "Mein Job ist es,
  • 8:36 - 8:41
    Leuten wie Ihnen zu erklären, was passiert
    ist." "Das machen Sie aber nicht besonders
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    gut", ruft Tony "Was soll denn das ganze
    Gelaber über Hula Hoop?" "Hätten sie
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    gedient, könnte ich mir die Einführung in
    die moderne Militärstrategie sparen."
  • 8:51 - 8:56
    "Worauf wollen Sie hinaus?, fragt Aishia.
    "Unsere Streitkräfte agieren vollständig
  • 8:56 - 9:02
    autonom." "Ja", ruft Tony, "aber warum?
    Warum?" "Wir haben gar keine andere Wahl.
  • 9:02 - 9:06
    Wenn wir vom Gegner nicht abgehängt werden
    wollen. Sehen Sie. Grundsätzlich gibt es
  • 9:06 - 9:12
    halb autonome Systeme, überwachte autonome
    Systeme und vollständig autonome Systeme.
  • 9:12 - 9:17
    Sie unterscheiden sich dadurch, wie sie
    den OODA Loop handhaben. Bei einem halb
  • 9:17 - 9:20
    autonomen System beobachtet die Maschine.
    Sie orientiert sich und entscheidet sich
  • 9:20 - 9:24
    für eine Handlungsmöglichkeit. Aber bevor
    sie tatsächlich handelt, wird die
  • 9:24 - 9:27
    Entscheidung einem Menschen vorgelegt, der
    dann entscheidet, ob die Maschine handeln
  • 9:27 - 9:31
    sollen. Der Mensch ist in the Loop. Das
    Problem dabei ist natürlich, was ich
  • 9:31 - 9:35
    vorher schon angesprochen habe." "Es hat
    Vorteile, den Loop schneller zu
  • 9:35 - 9:39
    durchlaufen als der Gegner", sagt Aisha.
    "Ja, korrekt. Und ein Mensch im Loop
  • 9:39 - 9:43
    verzögert das Handeln ungemein. Darum sind
    unsere Streitkräfte schon sehr früh zu
  • 9:43 - 9:47
    überwachten autonomen Systemen
    übergegangen. Bei diesen ist der Mensch on
  • 9:47 - 9:52
    the loop. Das heißt, die Maschine
    beobachtet, orientiert sich, entscheidet
  • 9:52 - 9:56
    und handelt selbstständig, wird dabei aber
    von einem Menschen überwacht, der
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    jederzeit eingreifen kann. "Das Problem
    dabei ist nur..." "Das Computer
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    Blitzschach", sagt Tony. "Korrekt", sagt
    der General, "offiziell sind unsere
  • 10:04 - 10:08
    Systeme immer noch alle überwacht, aber in
    der Realität treffen sie so schnell
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    Entscheidungen - müssen sie so schnell
    Entscheidungen treffen - um nicht langsamer
  • 10:12 - 10:16
    zu sein als die Gegner, dass man
    eigentlich von vollständig autonomen
  • 10:16 - 10:20
    Systemen sprechen sollte. Der Mensch ist
    out of the loop und deswegen kann ich
  • 10:20 - 10:25
    Ihnen augenblicklich keinen Menschen
    nennen, der weiß, welcher Tri.., welcher
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    Entscheidungsauslöser die Entscheidung
    ausgelöst hat. Für den dritten Weltkrieg,
  • 10:30 - 10:36
    meine ich." "Stell dir vor, es ist Krieg
    und keiner weiß warum", brummt Tony.
  • 10:36 - 10:40
    "Können Sie mir denn wenigstens sagen,
    fragt Aisha, "gegen welche Länder wir
  • 10:40 - 10:46
    Krieg geführt haben?" "Nun, nicht aus dem
    Stehgreif", sagt der General, "aber das
  • 10:46 - 10:50
    herauszufinden, sollte kein größeres
    Problem sein." Aisha blickt ihn
  • 10:50 - 10:57
    fassungslos an. "Nun, sicherlich, Quan7",
    sagt der General, "Alles andere würde mich
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    verwundern." "Sonnige Strände, faszinierende
    Ruinen", murmelt Aisha. "Sehr
  • 11:02 - 11:06
    wahrscheinlich auch Quan 3, 5 und
    8", fährt der General fort, "Schweden."
  • 11:06 - 11:10
    "Schweden, fragt Tony, "Warum denn
    Schweden?" "Nur so ein Gefühl", sagt der
  • 11:10 - 11:13
    General, Quan 1 hat sich sehr
    wahrscheinlich rausgehalten, sonst hätte
  • 11:13 - 11:15
    das Ganze länger gedauert. Und ehrlich
    gesagt hätten wir vielleicht sogar
  • 11:15 - 11:19
    verloren. Nach allem, was man hört, hat
    uns Quan 1 auf dem Gebiet der
  • 11:19 - 11:22
    künstlichen Intelligenz schon vor Jahren
    rechts überholt. Deshalb werde ich nicht
  • 11:22 - 11:26
    müde zu erklären, dass unser Militär
    dringend mehr Geld..." "Sie sind ja in
  • 11:26 - 11:32
    gleichem Maße forsch wie inkompetent",
    sagt Aisha. "Es soll in Quan 1 eine
  • 11:32 - 11:36
    Autobahn geben, deren Oberfläche aus
    Solarpanelen besteht", sagt der General,
  • 11:36 - 11:40
    "und nicht nur das. Die Autos werden sogar
    beim Fahren aufgeladen." "Ja, ja," sagt
  • 11:40 - 11:43
    Tony "erzählen Sie mir etwas Neues." "Zum
    Beispiel darüber, wie es zum bekannten
  • 11:43 - 11:48
    Dritten Weltkrieg kam", sagt Aisha.
    "Unsere Analysten arbeiten unter
  • 11:48 - 11:51
    Hochdruck." "Sagen Sie Ihren Analysten,
    dass Sie um Ihrer selbst Willen einen
  • 11:51 - 11:55
    verdammt guten Grund für den Dritten
    Weltkrieg aus den Daten extrahieren
  • 11:55 - 11:59
    sollten", schimpft Aisha. "Sagen Sie
    Ihnen, dass Sie ohne diesen Grund hier
  • 11:59 - 12:03
    nicht angestunken kommen sollen. Und wenn
    Sie ihn aus dem Arsch extrahieren müssen.
  • 12:03 - 12:08
    Haben wir uns verstanden?" "Laut und
    überdeutlich." General Dragqueen verlässt
  • 12:08 - 12:14
    das Büro des Präsidenten. "Daten aus dem
    Arsch ziehen, lacht Tony, "Anal-ysten
  • 12:14 - 12:18
    verstehen Sie?" Aisha zieht ganz kurz ihre
    Mundwinkel nach oben und lässt sie wieder
  • 12:18 - 12:23
    fallen. "General Dragqueen", sagt Tony
    immer noch lachend. "Bei dessen
  • 12:23 - 12:27
    Familientreffen würde ich ja gerne mal
    Mäuschen spielen. Er steht stramm wie ein
  • 12:27 - 12:31
    Soldat und ruft: 'Ganze Kompanie
    Hüftwackeln.'" Aisha lächelt nicht einmal
  • 12:31 - 12:36
    mehr aus Höflichkeit. "Na, wie dem auch
    sei", sagt Tony, schreiben Sie mir für den
  • 12:36 - 12:40
    Parteitag eine Rede, warum dieser Krieg
    notwendig gewesen ist. Irgendetwas vages
  • 12:40 - 12:44
    über die Grausamkeit unserer Gegner und
    die Notwendigkeit, die Demokratie, die
  • 12:44 - 12:48
    Freiheit und die Menschenrechte zu
    verteidigen. Das Übliche. Sie wissen
  • 12:48 - 12:52
    schon. Und dass wir das Leben Unschuldiger
    retten mussten." "Notfalls durch ihren
  • 12:52 - 12:57
    Tod." "Ja, irgendsowas". Kriege sind doch
    immer gut für amtierenden Präsidenten,
  • 12:57 - 13:02
    oder nicht?" "Nur wenn sie gewonnen
    werden." "Aber gewonnen haben wir ja,
  • 13:02 - 13:07
    oder?" "Fragen Sie nicht mich" "Und
    erwähnen Sie in Ihrer Rede auch lobend den
  • 13:07 - 13:12
    Trottel, der über seine Schnürsenkel
    gestolpert ist." "Unser aller Held" "Wie
  • 13:12 - 13:16
    hieß er nochmal?" "Jonas Matrose." "Ja ja."
    "Haben Sie eigentlich die Pressemitteilung
  • 13:16 - 13:20
    des Militärs gelesen?", fragt Aisha,
    "Gestern Nacht hat sich zwischen 64
  • 13:20 - 13:26
    Ländern der Dritte Weltkrieg erforderlich
    gemacht. Das ist eine Satzkonstruktion,
  • 13:26 - 13:29
    die den Dingen selbst die Schuld an sich
    gibt. Widerlich. Aber brillant." "Schreiben
  • 13:29 - 13:36
    Sie mir bitte was Besseres" Aisha nickt.
    "Es geht vielleicht um mein politisches
  • 13:36 - 13:40
    Überleben", sagt Tony, "und auch das
    Ihre." Er verlässt den Raum und Aisha ist
  • 13:40 - 13:45
    allein im Büro. "John?", flüstert sie,
    "falls Du hier doch noch irgendwie
  • 13:45 - 13:49
    rumspukst, warum hast du das nicht
    verhindert? Warum hast du das zugelassen?"
  • 13:49 - 13:56
    Tony, kommt zurück. "Ha, ist ja mein
    Büro", sagt er kopfschüttelnd, "Sie müssen
  • 13:56 - 13:59
    gehen. Ich muss bleiben. Verzeihen Sie,
    ich bin etwas durch den Wind." "Hmm, sagt
  • 13:59 - 14:02
    Aisha, "Vielleicht ist es doch gut, dass
    Menschen nicht mehr in
  • 14:02 - 14:09
    Kriegsentscheidungen involviert sind." Eh,
    ja ich komme gleich wieder.
  • 14:09 - 14:20
    Hintergrundgeräusche Einerseits habe ich
    mir ein Wasser geholt, aber andererseits
  • 14:20 - 14:24
    muss ich zugeben, war ich mir nicht ganz
    sicher, ob ich auf Record gedrückt habe,
  • 14:24 - 14:31
    und ich wollte jetzt nicht eine halbe
    Stunde in meinem Zimmer sitzen und
  • 14:31 - 14:37
    niemandem etwas vorlesen. Es gibt hier
    nicht nur Werbung und Nachrichten, es gibt
  • 14:37 - 14:42
    auch so ein paar Influencer, die hier
    natürlich ein paar Seiten gekriegt haben.
  • 14:42 - 14:51
    Das sind Dan & Dan. "Doppel.de, der Mivi-
    Kanal von Dan & Dan! Yo Peoples! HIer ist
  • 14:51 - 14:55
    wieder Dan und der hübsche junge Typ
    neben mir ist mein Geclonter Bruder, der
  • 14:55 - 15:00
    auch Dan heißt!" "Unsere Eltern waren
    einfach so krass kreativ." Naja, was heißt
  • 15:00 - 15:05
    Eltern, also die Wissenschaftler aus Quan
    4, die uns illegalerweise gezüchtet
  • 15:05 - 15:09
    haben." "Aber das ist eine andere
    Geschichte." "Genau heute wollen wir euch
  • 15:09 - 15:15
    nämlich was über Smarms erzählen." "Hast
    du eigentlich schon ein Smarm?" "Klar
  • 15:15 - 15:20
    Mann!" "Erkläre nochmal für Dorfis was ein
    Smarm ist." "Na, es ist halt, inzwischen,
  • 15:20 - 15:25
    ich sag mal Tradition bei Quality Corp,
    dass die sich immer, wenn genug Leute ihr
  • 15:25 - 15:30
    aktuelles Gerät haben, also dass die sich
    ein neues Device einfallen lassen, dass
  • 15:30 - 15:34
    jeder braucht. Nach den Phones, den
    Watches, den Pads, den Glasses und den
  • 15:34 - 15:39
    Ohrwürmern sind es nun eben diese Smarms."
    "Smarm ist übrigens ein Kofferwort aus
  • 15:39 - 15:44
    Smart und Arm." "Wobei die mit Arm das
    Körperteil meinen und nicht den
  • 15:44 - 15:48
    Kontostand, wa?" "Nee, auf jeden nicht
    billig die Kacke." "Ein Smarm ist im
  • 15:48 - 15:52
    Prinzip ein übergroßes
    Handgelenksschweißband mit zwei
  • 15:52 - 15:56
    elastischen Displays. Aber weil
    Schweißband mit zwei Displays irgendwie
  • 15:56 - 16:01
    unsexy klingt, haben die Werbenasen
    die Dinge halt Smams genannt." "Fanden sie
  • 16:01 - 16:04
    wahrscheinlich witzig." "Und wie die
    Dinger aussehen könnt ihr hier gucken. Ich
  • 16:04 - 16:09
    hab mal, halt die mal in die Kamera. Ich
    hab nämlich mal 1 links und 1 rechts dran,
  • 16:09 - 16:14
    voll geil." "Yo Dorfis also in Qualitycity
    sind die Dinger der letzte Schrei." "In
  • 16:14 - 16:18
    der City sieht man darum jetzt voll viele
    Leute, die so wirken, als würden sie
  • 16:18 - 16:23
    konstant auf die Uhr schauen. So wie spät
    ist es eigentlich? Und dann voll
  • 16:23 - 16:28
    Schwierigkeiten, die Uhr zu lesen, weisst
    Du, so wirken die." "Voll dumm!" "Ja, voll
  • 16:28 - 16:32
    dumm." "Du ja also, und wenn man halt
    irgendwie so eine ganze Gruppe hat, die
  • 16:32 - 16:36
    alle auf ihres Smarms glotzen, dann nennt
    man die Smarm-Schwarm" "LOL, haste dir das
  • 16:36 - 16:41
    selber ausgedacht." "Nee, hab ich aus dem
    internet." "Internet wasn das? Erklär
  • 16:41 - 16:47
    doch mal für Dorfis" "Yo das internet. Ich
    sag immer: Gute Idee, schlecht umgesetzt."
  • 16:47 - 16:56
    Noch ein Kapitel aus Qualityland. Dann
    lese ich euch noch ein kleines Kapitel aus
  • 16:56 - 17:01
    dem Känguru vor, dann war's das auch
    schon. Irre, wie die Zeit vergeht. Das
  • 17:01 - 17:07
    Kapitel heißt: Kennst du den witzigsten
    Witz der Welt? Er versteckt sich im
  • 17:07 - 17:13
    folgenden Kapitel. Peter betritt den Raum
    mit der Panzerglasscheibe. Dort ist der
  • 17:13 - 17:18
    Alte gerade damit beschäftigt, Geräte zu
    verkabeln. Eine ganz und gar aus der Zeit
  • 17:18 - 17:23
    gefallene Tätigkeit. So sehr, dass manche
    Historiker inzwischen, wenn sie über die
  • 17:23 - 17:28
    Epoche vor der Gründung von Qualityland
    referieren, in Anlehnung an Stein, Bronze
  • 17:28 - 17:36
    und Eisenzeit von der Kabel-Zeit sprechen.
    "Ich hab keine Ahnung wo sie ist", sagt
  • 17:36 - 17:41
    der Alte zur Begrüßung. Überall um ihn
    herum liegen merkwürdige Geräte, seltsame
  • 17:41 - 17:46
    Teile und Rechner ohne Gehäuse. "Was sind
    das für seltsame Teile?", fragt Peter.
  • 17:46 - 17:53
    "Die sind übrig."sagt der Alte. "Huh?"
    "Das sind die Teile, die übrig bleiben,
  • 17:53 - 17:56
    wenn man etwas auseinander nimmt,
    repariert und wieder zusammensetzt."
  • 17:56 - 18:01
    "Verstehe." "Diese Teile erfüllen keinen
    anderen Zweck als Leute wie mich, die sich
  • 18:01 - 18:06
    erdreisten, Dinge zu reparieren, zu
    verwirren." "Die da oben schrecken
  • 18:06 - 18:12
    wirklich vor gar nichts zurück." "Spar dir
    deinen Sarkasmus", sagt der Alte, "Ich
  • 18:12 - 18:17
    weiß nicht, wo sie ist. Beendet das nicht
    unser Gespräch?" "Nun ja, es ist halt so,
  • 18:17 - 18:21
    dass ich jetzt schon seit Wochen nichts
    mehr von Kiki gehört habe-" "Junge,
  • 18:21 - 18:25
    ich weiß wirklich nicht, wo sie ist. Und
    wenn ich es wüsste, würde ich es Dir nicht
  • 18:25 - 18:29
    sagen." Der Alte krabbelt unter seinem
    Schreibtisch hervor. "Was soll das mit dem
  • 18:29 - 18:34
    Hut?" "Hilft gegen die Überwachung", sagt
    Peter. Der Alte blickte ihn skeptisch an.
  • 18:34 - 18:40
    "Hab ich gelesen", sagt Peter. "Soso. Hast
    du gelesen?" "Sie glauben nicht, dass es
  • 18:40 - 18:44
    etwas bringt." "Es könnte schon
    funktionieren, wenn die Welt ein Magrittes
  • 18:44 - 18:49
    Gemälde wäre und alle denselben Hut
    trügen. Aber solange du der Einzige mit
  • 18:49 - 18:53
    Hut bist, machst du dich damit eher noch
    auffälliger. Du weißt schon, wie in einem
  • 18:53 - 19:00
    alten Krimi. Folgen Sie dem Mann mit dem
    Hut." Der Alte lacht. Peter nimmt seinen
  • 19:00 - 19:04
    Hut ab und legt ihn auf einen Klappstuhl.
    Der Blick des Alten fällt auf eines der
  • 19:04 - 19:08
    vielen Displays auf seinem Schreibtisch
    und beginnt zu kichern. "Was ist denn so
  • 19:08 - 19:12
    witzig?", fragt Peter. "Es ist für einen
    Menschen kaum erträglich, einen anderen
  • 19:12 - 19:17
    lachen zu sehen, ohne den Grund dafür zu
    kennen, nicht wahr? Weißt du warum?"
  • 19:17 - 19:22
    "Nein." "Denn wenn man als einziger nicht
    lacht, liegt es vielleicht daran, dass man
  • 19:22 - 19:29
    der Witz ist." "Und?", fragt Peter, "bin
    ich der Witz?" "Diesmal nicht", sagt der
  • 19:29 - 19:35
    Alte. "Hast du schon von Ray Kurzweil
    gehört?" "Ein Kumpel von ihnen?" "Nein,
  • 19:35 - 19:39
    nein, er ist schon länger tot. Eine kleine
    Pointe in sich. Wenn du mich fragst."
  • 19:39 - 19:43
    Peter guckt nur. "Er hat viel über
    Unsterblichkeit durch Technologie
  • 19:43 - 19:48
    geschrieben und hätte diese auch selbst
    gerne erlangt", sagt der Alte. "Hat nicht
  • 19:48 - 19:53
    geklappt." "War das nicht auch ihr Plan?"
    Ja, und noch bin ich nicht tot, oder?
  • 19:53 - 19:59
    Jedenfalls war Kurzweil ein Autor und
    Futurist. Er hat einige clevere Sachen
  • 19:59 - 20:04
    gesagt, einige dumme und viele wirklich
    sehr seltsame. Es war also kein Wunder,
  • 20:04 - 20:09
    dass Google ihn eingestellt hat. Sein
    bekanntestes Buch hieß Die Singularität
  • 20:09 - 20:14
    ist nahe." "Die was?" "Als Singularität
    bezeichnete er den Punkt in der Zukunft,
  • 20:14 - 20:18
    an dem sie die technologische Entwicklung
    durch künstliche Superintelligenz - Ich hab
  • 20:18 - 20:23
    dir schon mal davon erzählt, du erinnerst
    dich?" "Dunkel" "- dermaßen beschleunigt
  • 20:23 - 20:27
    hat, dass man keine sinnvollen Vorhersagen
    über die Zukunft danach machen kann, weil
  • 20:27 - 20:32
    alles so unfassbar anders sein wird,
    verstehst du? Das Eintreffen dieser
  • 20:32 - 20:36
    Singularität wurde von ihren Propheten,
    darunter Kurzweil, übrigens ähnlich oft
  • 20:36 - 20:41
    weiter in die Zukunft verschoben wie die
    Rückkehr des Messias." "Und was ist der
  • 20:41 - 20:46
    Witz?" "Der Witz geht so: Um nicht ständig
    ihre Prognosen korrigieren zu müssen, hat
  • 20:46 - 20:50
    die Internationale Gesellschaft für
    Informationstechnologie, abgekürzt
  • 20:50 - 20:56
    übrigens IGIT, vorgeschlagen, eine neue,
    flexible Zeiteinheit einzuführen. Das
  • 20:56 - 21:02
    Kurzweil. Und die Pointe ist, dass die
    Singularität immer genau ein Kurzweil in
  • 21:02 - 21:08
    der Zukunft liegt." "Ich finde das nicht
    sonderlich witzig", sagt Peter. "Das liegt
  • 21:08 - 21:12
    nur daran, dass ich dir den Witz erklären
    musste", sagt der Alte. "Ich finde ihn
  • 21:12 - 21:17
    sehr amüsant." "Haben sie sich diesen Witz
    selbst ausgedacht?" "Leider nein. Die
  • 21:17 - 21:22
    Witzmaschine hat ihn gerade ausgespuckt."
    "Die Witzmaschine?" "Wo fange ich an?
  • 21:22 - 21:27
    Weißt du, wie maschinelles Lernen
    funktioniert?", fragt der Alte, "Deep
  • 21:27 - 21:31
    Learning im Besonderen." "So ungefähr."
    "Wenn man früher einem Rechner etwas
  • 21:31 - 21:34
    beibringen wollte, sagen wir mal
    Französisch, dann hat man alle Vokabeln
  • 21:34 - 21:38
    und Grammatikregeln einprogrammiert. Und
    natürlich alle unregelmäßigen Verben. Ein
  • 21:38 - 21:42
    sehr mühsamer Prozess. Das kann Dir jeder
    Oberstufenschüler bezeugen. Und trotzdem
  • 21:42 - 21:46
    waren die Ergebnisse recht bescheiden."
    "Wie die in der Oberstufe auch", sagt
  • 21:46 - 21:51
    Peter "Ja. Aber wenn man heute einem
    Rechner Französisch beibringen will, dann
  • 21:51 - 21:54
    lässt man ihn einfach eine ganze
    Bibliothek französischer Texte inklusive
  • 21:54 - 21:59
    ihrer Übersetzungen fressen und sagt: Den
    Rest kriegst du alleine raus." "Korrekt."
  • 21:59 - 22:03
    "Und so machen sie das mit allem. Wenn Sie
    einer Maschine beibringen, wie eine Katze
  • 22:03 - 22:08
    aussieht. Dann sagen Sie nicht 'Das ist
    so ein Tier, das hat spitze Öhrchen, einen
  • 22:08 - 22:12
    Schwanz und guckt immer arrogant'. Nein,
    Sie nehmen einfach ein paar Millionen
  • 22:12 - 22:16
    Katzenfotos." "Dank den sozialen
    Netzwerken gibt's daran ja zum Glück
  • 22:16 - 22:20
    keinen Mangel." "Und sagen: Das sind
    Katzen, kriegt selbst raus, was eine Katze
  • 22:20 - 22:27
    ausmacht." "Ja und?" "In einem früheren
    Leben", sagt der Alte, "da war ich, wie soll
  • 22:27 - 22:32
    ich sagen, Komiker." "Das erklärt
    Einiges." "Das war, bevor so viele meiner
  • 22:32 - 22:35
    damaligen Kollegen in die Politik gegangen
    sind, dass die Profession einen schlechten
  • 22:35 - 22:40
    Ruf bekam. Jedenfalls hatte ich irgendwann
    eine kleine Schaffenskrise, weil die
  • 22:40 - 22:43
    Zustände so absurd geworden waren, dass
    man sie nur noch schwer überspitzen
  • 22:43 - 22:50
    konnte. In dieser Situation hatte ich die,
    wie es mir damals schien, brillante Idee,
  • 22:50 - 22:55
    eine Witzmaschine zu bauen. Ich zeugte mir
    ein neuronales Netzwerk und fütterte es
  • 22:55 - 22:59
    mit allen Pointen, die ich im Netz finden
    konnte. Bald hatte ich eine Maschine, die
  • 22:59 - 23:04
    erkannte, wenn etwas witzig war. Ich aber
    wollte eine Maschine, die sich einen Witz
  • 23:04 - 23:08
    ausdachte. Und dann nicht irgendeinen Witz,
    sondern den perfekten Witz. Und jetzt wird
  • 23:08 - 23:13
    es interessant." "Ich hatte die Hoffnung
    schon aufgegeben." "Zurück zur Katze",
  • 23:13 - 23:17
    sagt der Alte, "als man den Computern
    durch Deep Learning beigebracht hatte,
  • 23:17 - 23:22
    eine Katze zu erkennen, kamen ein paar
    findige Forscher auf die lustige Idee, den
  • 23:22 - 23:26
    Computer zum Künstler zu machen und ihn
    auf Basis seines neu erworbenen Wissens
  • 23:26 - 23:36
    Katzen malen zu lassen. Das Ergebnis war,
    nun ja, überraschend." Der Alte deutet auf
  • 23:36 - 23:41
    ein Bild an seiner Wand. Schwarze und
    weiße Pixel, scheinbar sinnlos verteilt.
  • 23:41 - 23:48
    Unter das Bild hat der Alte per Hand,
    C'est n'est pas un chat geschrieben. "Das
  • 23:48 - 23:54
    ist auch keine Katze", sagt Peter. "Ja,
    das dachten die enttäuschten Forscher
  • 23:54 - 23:58
    auch", sagt der Alte. "Aber jetzt kommt
    die Pointe. Als sie dieses Pixel Chaos
  • 23:58 - 24:03
    ihrer Bilderkennung Software vorsetzen,
    der benannte diese, was sie sah, mit 99
  • 24:03 - 24:08
    prozentiger Wahrscheinlichkeit als Katze.
    Und mehr noch sie legten das Pixel Chaos
  • 24:08 - 24:12
    auch anderer Bilderkennung Software vor.
    Software, mit deren Entwicklung sie nichts
  • 24:12 - 24:16
    zu tun hatten. Und was soll ich sagen? Die
    Maschinen waren sich einig, dass auf
  • 24:16 - 24:22
    diesem Bild eine Katze zu sehen ist."
    "Irre." "Das Problem dabei ist nicht, dass
  • 24:22 - 24:25
    die Software mal Fehler macht, da sie
    vielleicht einen Fuchs mit einer Katze
  • 24:25 - 24:30
    verwechselt. Das könnte auch einem
    Menschen passieren." "Das Problem ist,
  • 24:30 - 24:34
    dass der Fehler, ein Pixel Chaos mit einer
    Katze zu verwechseln für uns nicht einmal
  • 24:34 - 24:39
    mehr nachvollziehbar ist.", sagt Peter
    "Korrekt." "Und sie haben der Maschine
  • 24:39 - 24:44
    gesagt, sie soll selber Witze erfinden."
    Der Alte nickt. "Natürlich waren viele der
  • 24:44 - 24:48
    Witze rassistisch und noch mehr waren
    sexistisch. Das ließ sich aufgrund der
  • 24:48 - 24:53
    vorhandenen Datenlage kaum vermeiden. Aber
    die allermeisten Witze waren einfach nur
  • 24:53 - 25:00
    sehr, sehr merkwürdig." Der Alte kratzt
    sich an der Nase. "Also habe ich ein paar
  • 25:00 - 25:03
    Änderungen vorgenommen. Ich sagte, der
    Witzmaschine sie soll mir nicht immer neue
  • 25:03 - 25:07
    Witze ausspucken. Ich habe ihr gesagt, sie
    soll mir den besten Witz aller Zeiten
  • 25:07 - 25:16
    erzählen." Der Alte machte eine Pause.
    "Und?", frag Peter. "Der Mann, zwei
  • 25:16 - 25:25
    Pandas, Plitsch Platsch, 13, Sand, Augen
    zu. Bumm", sagt der Alte. Peter blinzelt
  • 25:25 - 25:31
    ihn leer an. "Das ist nicht witzig", sagt
    er. "Ist er das wirklich nicht? Oder sind
  • 25:31 - 25:36
    wir nur zu doof, es zu verstehen?" "Es ist
    wirklich nicht witzig." "Das glaub ich
  • 25:36 - 25:40
    nicht", sagt der Alte und schlägt mit der
    Faust auf den Tisch. "Irgendwo zwischen
  • 25:40 - 25:45
    diesen scheinbar sinnlosen Wörtern hat
    sich der beste Witz der Welt versteckt und
  • 25:45 - 25:50
    ich werde ihn finden. Ich will Ihnen
    zumindest erklärt kriegen." "Ich dachte
  • 25:50 - 25:54
    immer, sie arbeiten an irgendeinem
    geheimen, wahnsinnigen Großprojekt."
  • 25:54 - 25:58
    "Nun ja, ein bisschen wahnsinnig ist es
    schon." "Wenn ich ehrlich bin, habe ich
  • 25:58 - 26:03
    immer gehofft, Ihr Plan wäre es, das ganze
    Internet zu löschen. Tabula rasa, ein
  • 26:03 - 26:07
    Neustart." "Das ganze Internet löschen?",
    fragt der Alte erstaunt. "Und du denkst,
  • 26:07 - 26:11
    ich sei wahnsinnig? Ich gebe zu, ich bin
    kein Fan mehr. Aber wenn jemand zum
  • 26:11 - 26:16
    jetzigen Zeitpunkt das Internet löschen
    würde, dann bräche hier alles zusammen,
  • 26:16 - 26:20
    Junge, katastrophale Zustände wären die
    Folge. Du musst dir das Internet wie eine
  • 26:20 - 26:24
    schwere rostige Eisenklinge vorstellen,
    die dir jemand in den Leib gerammt hat.
  • 26:24 - 26:28
    Sicher, es ist unangenehm damit
    herumzulaufen. Aber wenn du sie heraus
  • 26:28 - 26:33
    ziehst, wirst du sofort verbluten." "Wo
    nehmen Sie nur immer diese positiven,
  • 26:33 - 26:37
    lebensbejahenden Metaphern her?", fragt
    Peter. "Haben Sie da auch eine Maschine,
  • 26:37 - 26:48
    die die kreiert?" "Nein, die sprudeln
    einfach so aus mir heraus." A propos
  • 26:48 - 26:57
    Sprudel. Ja, ich sag schon mal vielen
    Dank fürs Zuhören. Ich wünsche Euch ein
  • 26:57 - 27:04
    besseres 2021 als 2020 war. Noch eine
    kleine Kängurugeschichte zum Schluss. Sie
  • 27:04 - 27:10
    heißt: Balkon Beobachtungen. Ich reibe mir
    die Augen und nehme einen großen Schluck
  • 27:10 - 27:16
    Kaffee. In unserer Küche läuft das Radio.
    Vermutlich habe ich es angemacht, damit
  • 27:16 - 27:21
    ich gleich morgens schlechte Laune kriege.
    "Laut Insiderberichten", sagt der
  • 27:21 - 27:25
    Nachrichtensprecher, "forderte
    Bundeskanzlerin Angela Merkel heute auf
  • 27:25 - 27:30
    der CDU Klausurtagung einen nachhaltigeren
    Umgang mit dem Internet. Wenn man die
  • 27:30 - 27:36
    ganze Zeit immer nur Sachen runterlade,
    sei irgendwann halt nichts mehr da, so
  • 27:36 - 27:42
    Merkel wörtlich." Das Känguru stürmt in
    die Küche und ruft: "Los, komm, komm mal
  • 27:42 - 27:45
    schnell auf den Balkon." Gleich darauf
    stehen wir auf dem Balkon und schauen zwei
  • 27:45 - 27:50
    Leuten im Haus auf der anderen
    Straßenseite zu, die bei offenem Fenster
  • 27:50 - 27:55
    Sex haben. Das ist zwar nicht sonderlich
    spannend, aber es ist wie bei YouTube.
  • 27:55 - 27:59
    Wenn es erst mal läuft, zwingt einen eine
    Mischung aus Neugier und Entsetzen
  • 27:59 - 28:05
    hinzugucken. "Was ist das?", frage ich und
    deute auf das linke Ende des Hautfarbenen
  • 28:05 - 28:09
    Knäuels. Ein Arm oder ein Bein?" Das
    Känguru holt ein Fernglas aus seinem
  • 28:09 - 28:15
    Beutel. "Ein Bein", sagt es. Ich nehme mir
    das Fernglas und blicke hindurch. Kurz
  • 28:15 - 28:19
    sehe ich ein Gesicht. "Ha!", rufe ich.
    "Die kenn ich. Den habe ich mal bei Herta
  • 28:19 - 28:24
    getroffen. Der ist Datenschutzbeauftragter
    bei Google Deutschland." "Ernsthaft?,
  • 28:24 - 28:29
    fragt das Känguru. "Klingt wie
    Abrüstungsexperte bei Heckler und Koch."
  • 28:29 - 28:34
    Es zieht eine Kamera und ein Stativ aus
    seinem Beutel und beginnt zu filmen. "Ich
  • 28:34 - 28:39
    habe im Internet gelesen", sagt es, "dass
    es in den USA, Seminare gibt, in denen man
  • 28:39 - 28:45
    lernt, wie man anderen unauffällig beim
    Sex zugucken kann." "Schon der erste Teil
  • 28:45 - 28:49
    deiner Geschichte lässt mich gehörig an
    ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln", sage ich.
  • 28:49 - 28:56
    "Du hast irgendwo im Internet gelesen,
    dass es irgendwas in den USA geben soll.
  • 28:56 - 29:00
    Anfang der 90er hättest du mich mit so
    einem Einstieg vielleicht beeindruckt."
  • 29:00 - 29:04
    "Aber das hier stimmt!", sagt das Känguru,
    "Man bekommt am Ende von den
  • 29:04 - 29:09
    Spannerseminaren sogar seine
    Leistung bescheinigt.
  • 29:09 - 29:13
    Und wenn man
    bestanden hat ein Zertifikat.""Das heißt,
  • 29:13 - 29:17
    da sitzt da einer im Baum und spannt, und
    wenn er plötzlich entdeckt wird, zeigt er
  • 29:17 - 29:22
    seine Bescheinigung und sagt. Keine Angst,
    ich bin Profi." "Ja, und daraufhin sind
  • 29:22 - 29:26
    bestimmt alle Anderen erleichtert, sagen
    'Ach so, na dann.'" Das Knäuel im Haus
  • 29:26 - 29:30
    gegenüber löst sich schon wieder
    voneinander. Als der Mann zu
  • 29:30 - 29:34
    uns hinüber blickt, zieht das Känguru
    Wärtungsblöcke aus seinem Beutel. Ich
  • 29:34 - 29:40
    vergebe eine freundliche 4,2. Das Känguru
    gibt nur eine 2,9. Der Mann sieht sehr
  • 29:40 - 29:46
    verblüfft aus. "Zu kurz", ruft das Känguru
    erklärend, "zu wenig originell." "Ich weiß
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    nicht, ob wir den Part mit dem unauffällig
    sein bestanden hätten", sag ich. "Was soll
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    das?", ruft der Typ verärgert, "Wie wäre
    es mit ein bisschen Privatsphäre?" "Wer
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    nichts zu verbergen hat, braucht auch
    nichts verheimlichen", ruft das Känguru.
  • 30:03 - 30:07
    Danach hält es ein Schild in die Höhe, auf
    dem Groß Fitness-Center steht und ruft:
  • 30:07 - 30:13
    "Wir sammeln deine Daten nur, um dir für
    dich passendere Werbung vorschlagen zu
  • 30:13 - 30:24
    können." Danke! Bis bald.
  • 30:24 - 30:33
    rC3 Abspannmusik
  • 30:33 - 31:03
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!
Title:
#rC3 - Lesung: Qualityland 2.0
Description:

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Video Language:
German
Duration:
31:04

German subtitles

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