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36C3 - Let’s play Infokrieg

  • 0:00 - 0:20
    36C3 Vorspannmusik
  • 0:20 - 0:27
    Herald: Gamification ist geil, bis sie es
    nicht mehr ist. Und wann sie es nicht mehr
  • 0:27 - 0:34
    ist, ist unter anderem der Fall, wenn die
    neue Rechte den Kampf gegen demokratische
  • 0:34 - 0:40
    Grundrechte und unsere Gesellschaft auch
    durch Gamifizierung vorantreibt.
  • 0:40 - 0:44
    Unser nächster Speaker hat sich das mal genauer
    angeschaut, welche Techniken da von wem
  • 0:44 - 0:49
    eingesetzt werden und was die Effekte
    davon sind. Bitte einen großen Applaus:
  • 0:49 - 0:51
    Arne Vogelgesang.
  • 0:51 - 1:00
    Applaus
  • 1:00 - 1:05
    Arne: Hi, danke! Oha, so viele Leute, ich
    bin ein bisschen aufgeregt, ist doch eine
  • 1:05 - 1:09
    große Ehre, hier sprechen zu dürfen und
    auch noch so den Ausklang des Tages zu
  • 1:09 - 1:13
    machen. Der Ausklang ist in diesem Raum
    dann hier jetzt nicht mit den tollsten
  • 1:13 - 1:20
    Inhalten gesegnet. Deswegen Content
    Warning gleich am Anfang. Es geht
  • 1:20 - 1:25
    naturgemäß um extrem rechte Propaganda. Es
    geht um Rassismus, Antisemitismus, Gewalt
  • 1:25 - 1:31
    gegen Frauen, Terrorismus. Ich werde davon
    erzählen. Ich zeige aber auch einiges an
  • 1:31 - 1:37
    Bildern und Videos. Ich habe eindeutigen
    Hate Content geblurred, hab das aber nicht
  • 1:37 - 1:41
    alles komplett rausgeschmissen, weil ich
    es wichtig finde, ein Gefühl dafür zu
  • 1:41 - 1:47
    kriegen, wie die kulturellen Räume, über
    die ich rede, so ästhetisch und inhaltlich
  • 1:47 - 1:52
    miteinander reden oder agieren. Ich weiß
    aber, dass das immer so eine schwierige
  • 1:52 - 1:57
    Sache ist mit Reproduktionen von Zeug. Und
    meine Einschätzung ist von meinem Privileg
  • 1:57 - 2:01
    geprägt. Ich habe so ein bisschen das
    Glück, weiß, männlich und nicht Opfer von
  • 2:01 - 2:06
    Hass im Internet - bis jetzt - zu sein,
    kann sich ja ändern nach dem Talk.
  • 2:06 - 2:09
    Insofern tut mir leid, falls es
    irgendjemanden auf dem kalten Fuß
  • 2:09 - 2:12
    erwischt. Falls ihr keinen Bock habt, euch
    die Stories anzuhören oder die Sachen
  • 2:12 - 2:17
    anzugucken, während dessen, geht einfach
    raus. Ich bin nicht böse. Ansonsten hoffe
  • 2:17 - 2:20
    ich, wir kommen gut miteinander klar, und
    es bleibt trotzdem auch noch ein bisschen
  • 2:20 - 2:24
    unterhaltsam. Auch ein kleines Sorry an
    das Übersetzungsteam: Ich bin mitunter
  • 2:24 - 2:27
    ziemlich schnell, wenn ich rede, und es
    wird dann manchmal auch ein bisschen
  • 2:27 - 2:30
    dicht, und ich kann mir vorstellen, dass
    das sehr anstrengend wird, das mit zu
  • 2:30 - 2:33
    übersetzen. Ich möchte euren Job nicht
    haben, aber sehr schön, dass ihr es macht
  • 2:33 - 2:41
    - vielen Dank dafür!
    Applaus
  • 2:41 - 2:45
    Arne: Ja, also würde ich sagen, gehen wir
    an die Arbeit. Ich habe einen Plan gemacht
  • 2:45 - 2:51
    darüber, was wir uns so angucken könnten.
    Dann hab ich mir den Plan durchgeguckt und
  • 2:51 - 2:54
    gesagt: Vielleicht ist es ein bisschen zu
    lang für die Zeit, die wir zur Verfügung
  • 2:54 - 2:59
    haben. Ich habe deswegen so ein paar
    Striche gesetzt. Über die Hälfte von den
  • 2:59 - 3:02
    Sachen, die ich gestrichen habe, werde ich
    trotzdem reden, wie es dann halt so ist.
  • 3:02 - 3:05
    Ich hoffe aber trotzdem, dass ich in der
    Zeit einigermaßen durchkomme. Es gibt ja
  • 3:05 - 3:09
    aber auch ein paar Sachen, die ich euch
    nicht erklären muss, weil es hier eine
  • 3:09 - 3:13
    besondere Crowd ist, vor der ich spreche.
    Ich muss euch zum Beispiel nicht erzählen,
  • 3:13 - 3:16
    dass Gaming die größte und bald sicher
    auch die einflussreichste Kulturindustrie
  • 3:16 - 3:21
    der Welt ist. Mit einem globalen Umsatz,
    der schon 2014 das Doppelte der globalen
  • 3:21 - 3:24
    Filmindustrie hatte und mittlerweile über
    150 Milliarden Dollar beträgt. Der größte
  • 3:24 - 3:32
    Anteil davon: Mobile Games. Clash of Clans
    zum Beispiel wird gespielt von 6,4... hat
  • 3:32 - 3:37
    6,4 Milliarden Dollar Umsatz gemacht.
    Lachen
  • 3:37 - 3:40
    Arne: Ich selber hab es nie gespielt, aber
    soll ein super Spiel sein, hab ich gehört.
  • 3:40 - 3:45
    Ist die erfolgreichste App im Apple Store.
    480 Millionen Menschen weltweit spielen
  • 3:45 - 3:50
    Minecraft. Ich gehöre auch nicht dazu.
    Worum es heute Abend nicht gehen wird,
  • 3:50 - 3:56
    sind letztlich Games, auch politische
    Games. Das Spiel, erinnern wir uns daran,
  • 3:56 - 4:01
    analog vom NSU. Es geht nicht um KZ
    Manager Millennium. Es geht nicht um
  • 4:01 - 4:04
    Brettspiele aus den 70er Jahren wie "Jude
    ärgere dich nicht", die von einem
  • 4:04 - 4:08
    Polizisten vertrieben wurden, auch nicht
    die Vorläufer aus der Nazizeit. Auch die
  • 4:08 - 4:12
    Kriegsspiele, die damals als "Schlacht um
    England" oder sowas unterwegs waren, darum
  • 4:12 - 4:19
    geht es nicht. Es geht auch nicht um die
    entsprechenden Äquivalente vom US-Markt.
  • 4:19 - 4:23
    Es geht auch nicht um Fan Games für reale
    Kriege wie z.B. "Quest for Saddam" oder
  • 4:23 - 4:27
    auch nicht um das Mod, was der Islamische
    Staat damals von diesem Spiel gemacht hat
  • 4:27 - 4:30
    und das wiederveröffentlicht hat, als
    "Night of Bush Capturing". Es geht auch
  • 4:30 - 4:39
    nicht um Spiele wie "School Shooter North
    American Tour 2012", wo Leute, die Bock
  • 4:39 - 4:44
    auf Amokläufe haben, spielen können. Es
    geht auch nicht um Sachen wie das
  • 4:44 - 4:48
    Anders-Breivik-Mod für "ArmA 3", wo man
    auf einer Insel Zivilisten erschießen konnte.
  • 4:48 - 4:51
    Es geht auch nicht um Triple-A-
    Kriegssimulationen, also so die ganz
  • 4:51 - 4:54
    normalen Spiele, wie wir sie alle kennen und
    lieben. Zum Beispiel "Modern Warfare 2",
  • 4:54 - 4:58
    was Anders Breivik selbst empfohlen
    hat als Vorbereitung für seinen eigenen
  • 4:58 - 5:03
    Einsatz. Es geht nicht einmal um die beste
    "Multiplayer Open World Erfahrung"
  • 5:03 - 5:08
    überhaupt, wenn man der Bundeswehr glaubt,
    nämlich in der Bundeswehr zu sein.
  • 5:08 - 5:12
    Obwohl die US-Armee hat seit vier Jahren ein
    eigenes Computerspiel auf Steam, was sie
  • 5:12 - 5:15
    zur Rekrutierung einsetzen, und das finde
    ich schon relativ interessant. Darum wird
  • 5:15 - 5:19
    es aber nicht gehen, um all das nicht. Es
    geht auch nicht um die Spielchen mit dem
  • 5:19 - 5:22
    Diskurs, die gewisse Parteien in
    Deutschland in den letzten Jahren machen.
  • 5:22 - 5:27
    Worum geht es dann? Ich glaube, die
    meisten hier wissen mehr oder weniger, was
  • 5:27 - 5:34
    Spielifizierung ist. Euphemistisch gesagt
    für Leute, die der Meinung sind, dass das
  • 5:34 - 5:38
    eine total geile Sache sind, ist das Mind
    Set dahinter: Wir sind alle Spiele-
  • 5:38 - 5:42
    Designer unseres eigenen Lebens. Das ist
    quasi die Aktualisierung von Jeder ist
  • 5:42 - 5:45
    seines Glückes Schmied. Etwas weniger
    euphemistisch könnte man sagen, es ist
  • 5:45 - 5:49
    eine Herrschaftstechnik im Ludo-
    Kapitalismus, weil Spiele es erlauben,
  • 5:49 - 5:53
    genussvoll gegen die eigenen Interessen zu
    handeln. Jeder, der schon mal Lotto
  • 5:53 - 5:57
    gespielt hat, der kann das sicher
    bestätigen. Deswegen ist Gamifizierung
  • 5:57 - 6:02
    sehr beliebt in Markenkommunikation, als
    Mittel zur Kundenbindung und ein ganz
  • 6:02 - 6:07
    wesentlicher Kern von dem Hype, der
    Experience Economy heißt. Also, jedem
  • 6:07 - 6:11
    neuen Level von Ökonomie, wo nicht mehr
    Waren, Produkte oder Services verkauft
  • 6:11 - 6:15
    werden, sondern Erfahrungen mit all diesen
    Services und Produkten und Waren und die
  • 6:15 - 6:19
    Erinnerung daran, also wo man ganz tief in
    die Köpfe und Herzen der Menschen
  • 6:19 - 6:23
    hineinkommt und zum Beispiel nicht nur an
    Kunden verkaufen kann, sondern auch an die
  • 6:23 - 6:27
    eigenen Angestellten ihre Arbeit. Das
    heißt, dass sie ihre eigene Ausbeutung als
  • 6:27 - 6:32
    Spaß wieder konsumieren können. Ich werde
    auch nicht über Qualtrics reden von deren
  • 6:32 - 6:38
    großen Experience Economy Summit dieses Ding hier
    kommt, wo man sagen muss, dass eine
  • 6:38 - 6:41
    Gesellschaft mit solchen Zielen sich über
    Glaubenskriege nicht wundern muss.
  • 6:41 - 6:45
    Allgemein gesagt: Gamification ist eine
    Art Methode, menschliches Verhalten und
  • 6:45 - 6:49
    Engagement zu designen und irgendwie
    genießbar zu machen.
  • 6:49 - 6:53
    Meistens spieltheoretisch fundiert. Beispiele
    sind den meisten, glaube ich, bekannt.
  • 6:53 - 6:58
    Konsum-Marken gab's früher, Bonus-Marken
    sammeln, Fortschrittsbalken, den man
  • 6:58 - 7:00
    stundenlang zuschauen kann, daran, wie sie
    sich entwickeln...
  • 7:00 - 7:03
    Lachen
    Arne: ...weil es nett ist, irgendwo noch
  • 7:03 - 7:08
    Fortschritt zu sehen, den eigenen Status
    zu steigern, also eigene Ziele ein
  • 7:08 - 7:12
    bisschen besser in den Griff zu kriegen
    und auch die Motivation dazu z.B. über
  • 7:12 - 7:16
    Weight Watchers Kalorien zählen oder sowas
    in der Art. Wir können mit Gamification-
  • 7:16 - 7:19
    Prinzipien bestimmte Entscheidungen
    regeln, z.B. politische Entscheidungen.
  • 7:19 - 7:22
    Wir können auch soziale Entscheidungen
    damit regeln, über eine einfache
  • 7:22 - 7:26
    Handbewegung die Menschen finden, die
    wirklich zu uns passen. Und da gibt es
  • 7:26 - 7:30
    noch so eine schöne Radar-Funktion dazu.
    Das heißt, der romantische Partner der
  • 7:30 - 7:33
    Zukunft ist eine Art Pokemon irgendwo im
    näheren Umgebungsraum...
  • 7:33 - 7:36
    Lachen
    Arne: ...das ich nur noch erlegen muss.
  • 7:36 - 7:40
    Der Witz funktioniert natürlich auch nur -
    freut mich, dass er es tut - weil wir alle
  • 7:40 - 7:44
    Pokémon Go mittlerweile kennen. Das heißt,
    wir können auch Bewegung im öffentlichen
  • 7:44 - 7:49
    Raum gamifizieren. Im ersten halben Jahr
    haben die Kunden von Pokémon Go genug
  • 7:49 - 7:53
    Strecke zurückgelegt, um das Sonnensystem
    zu verlassen, was eine ganze Menge ist und
  • 7:53 - 7:58
    dem entsprechenden Unternehmen eine
    massive Datenbasis beschert darüber, wie
  • 7:58 - 8:02
    und wohin Leute so gehen. Das bietet auch
    tolle Möglichkeiten: einerseits von
  • 8:02 - 8:06
    Kooperationen. Es gibt einen riesigen
    Werbefaktor. Wenn jetzt eine Firma sich
  • 8:06 - 8:10
    das Pokémon kauft in der Nähe von ihrem
    Store, dann steigen die Umsätze noch so'n
  • 8:10 - 8:14
    bisschen. Das ist Persuasive Gaming.
    Andererseits kann man genau solche
  • 8:14 - 8:18
    Beziehungen dann auch hacken, wie zum
    Beispiel die Neonazis vom Daily Stormer in
  • 8:18 - 8:22
    den USA gemacht haben, die geguckt haben,
    wo sind denn die Pokémons in den Gyms. Da
  • 8:22 - 8:25
    haben wir gleich zwei Zielgruppen, nämlich
    die, die irgendwie gerne spielen, und wir
  • 8:25 - 8:28
    haben die, die gerne ihren Körper stählen
    wollen. Und das sind doch die Richtigen,
  • 8:28 - 8:31
    die wir rekrutieren müssen. Und um zu
    beweisen, dass ich mir das nicht
  • 8:31 - 8:40
    ausdenke: Hier die "Pokémon GO Nazi
    Challenge!" auf dem Daily Stormer.
  • 8:40 - 8:47
    Apropos Challenge: Seit 2012 motiviert
    "Zombies Run" Jogger dazu, schneller zu laufen,
  • 8:47 - 8:50
    indem sie sich vorstellen, dass sie von
    Zombies verfolgt werden. Man legt dann
  • 8:50 - 8:54
    auch mehr Strecken zurück. Das ist
    bewiesen, und die Leute lieben es.
  • 8:54 - 8:58
    Das heißt, man kann bestimmte Tätigkeiten oder
    Verhältnisse fiktionalisieren. Und das ist
  • 8:58 - 9:01
    sehr wirksam. Und wer nicht laufen will,
    der ruft sich ein Uber und tritt in die
  • 9:01 - 9:05
    Gig Economy ein und kann zuschauen, wie
    der eigene Taxi-Fahrer oder die eigene
  • 9:05 - 9:09
    Taxi-Fahrerin gamifiziert wird, weil die
    mit ihrem Arbeitgeber nur noch per App
  • 9:09 - 9:13
    vermitteln. Oder die App ist letztlich der
    Arbeitgeber. Und die nudged sie dazu,
  • 9:13 - 9:15
    immer noch ein Stückchen zu fahren und
    noch eine Tour zu machen und noch eine
  • 9:15 - 9:19
    Tour zu machen und bricht damit auf eine
    gewisse Art und Weise das erste Gesetz der
  • 9:19 - 9:23
    Robotik, das sagt, Roboter sollen die
    Anweisungen von Menschen ausführen. Und da
  • 9:23 - 9:28
    ist es ja irgendwie schon andersrum. Es
    gibt Gamification-Services und Toolsets
  • 9:28 - 9:32
    für Tour-Formate und Audio Walks. Es gibt
    sie für Schulen und für Lehreinrichtungen.
  • 9:32 - 9:36
    Das heißt, man kann den Unterricht
    gamifizieren. Es gibt gamifizierte
  • 9:36 - 9:39
    Assessment Center, wo man dann vielleicht
    keinen Job kriegt, aber beim
  • 9:39 - 9:43
    Bewerbungsgespräch eine total großartige
    Candidate Experience hatte.
  • 9:43 - 9:45
    Lachen
    Arne: Man kann ganz ernsthaft zu
  • 9:45 - 9:49
    wissenschaftlichen Erkenntnissen über
    Proteinfaltungen kommen, in dem sehr viele
  • 9:49 - 9:53
    Leute versuchen, Proteine zu falten als
    eine Art Spielgemeinschaft. Und die
  • 9:53 - 9:56
    meisten hier wahrscheinlich kennen
    "Capture the Flag" als Format für Crypto-
  • 9:56 - 9:59
    Turniere, weil sie mit ein bisschen
    Motivation, wenn man gegen andere Leute
  • 9:59 - 10:02
    kämpft, findet man den Exploit dann
    vielleicht eben etwas schneller. Das ist
  • 10:02 - 10:06
    ein Format, was uns später noch
    wiederbegegnen wird. Ich will auf die
  • 10:06 - 10:10
    ganzen einzelnen Prinzipien gar nicht
    eingehen. Was wichtig ist und in dieser
  • 10:10 - 10:13
    Liste oder den anderen Listen, die man oft
    über Gamification online findet, manchmal
  • 10:13 - 10:16
    nicht vorkommt, ist, dass Spiele
    freiwillig sind. Das ist eigentlich die
  • 10:16 - 10:19
    wichtigste Eigenschaft davon. Das heißt,
    sie bringen etwas mit, was man
  • 10:19 - 10:22
    intrinsische Motivation nennt. Wir spielen
    das Spiel halt, weil es geil ist, das
  • 10:22 - 10:27
    Spiel zu spielen oder weil wir gewinnen
    wollen. Und was passiert jetzt, wenn man
  • 10:27 - 10:31
    diese Techniken des freiwilligen
    Engagements benutzt, um damit politisches
  • 10:31 - 10:35
    Engagement zu stimulieren oder zu
    kanalisieren? Und was für Folgen könnte so
  • 10:35 - 10:39
    eine Stimulation haben in Gesellschaften,
    die sowieso die Tendenz haben, immer
  • 10:39 - 10:44
    größere, spielifizierte Welten zu
    erzeugen? Ob jetzt Disney World oder
  • 10:44 - 10:49
    soziale Werbeplattformen wie Facebook. Ab
    einer bestimmten Größe politisieren sich
  • 10:49 - 10:52
    solche Welten, weil irgendwie das
    Zusammenleben der Leute dort geregelt
  • 10:52 - 10:56
    werden muss. Und sie politisieren sich
    entlang ihrer Designregeln. Designregeln
  • 10:56 - 11:01
    sind aber von Unternehmen vorher entworfen
    worden, die diese Welten kontrollieren.
  • 11:01 - 11:06
    Das heißt, da kommen ganz neue
    Herrschaftsformen auf uns zu. Vor allem,
  • 11:06 - 11:10
    wenn diese Firmen die Politik, die nötig
    wäre, um das Zusammenleben zu gestalten,
  • 11:10 - 11:14
    vorher nicht bedenken, weil sie halt
    hauptsächlich ihren Profit im Auge haben.
  • 11:14 - 11:19
    Allgemein gilt für Spiele: Wer Spiele
    beherrschen will, der muss die
  • 11:19 - 11:23
    Regeln machen, oder er muss sie
    erfolgreich brechen. Oder er muss andere
  • 11:23 - 11:27
    dazu bringen, das eigene Spiel mitzuspielen.
    Und dafür zeige ich ein paar Beispiele
  • 11:27 - 11:33
    Zuerst aus den USA.
  • 11:33 - 11:36
    So, die
    meisten von euch kennen die Story
  • 11:36 - 11:42
    wahrscheinlich. Ich erzähle sie trotzdem,
    so kurz ich das irgendwie hinkriege und
  • 11:42 - 11:45
    übermäßig verknappt, wahrscheinlich, an
    einigen Stellen. 2012 startete die
  • 11:45 - 11:49
    feministische Medientheoretikerin Anita
    Sarkeesian einen Kickstarter für eine
  • 11:49 - 11:53
    Video Serie über stereotype Darstellungen
    von Frauen in Videospielen. Sie wollte
  • 11:53 - 11:57
    6.000 Dollar damit einwerben, sie hat 160.000
    bekommen. Es gab also großes Interesse
  • 11:57 - 12:01
    dafür. Und sie hat eine Welle von Hass
    bekommen. Es gab Todesdrohungen,
  • 12:01 - 12:04
    Vergewaltigungsdrohungen, es gab ein
    Spiel, indem man sie grün, blau und blutig
  • 12:04 - 12:06
    schlagen konnte. Und das war alles ein
    Vorgeschmack auf das, was da noch kommen
  • 12:06 - 12:11
    sollte. Anfang 2004 erschien das Text
    Adventure Depression Quest der Indie-
  • 12:11 - 12:16
    Spiele Macherin Zoë Quinn, die daraufhin auch
    monatelang Bedrohungen ertragen musste.
  • 12:16 - 12:21
    Dann beschwerte sich ihr Ex-Freund online
    in einem sehr ausführlichen Blogeintrag,
  • 12:21 - 12:26
    dass sie ihn betrogen habe mit mehreren
    Spielejournalisten. Rage Face. Und so
  • 12:26 - 12:31
    wurde aus dem Konflikt um Deutungshoheit
    innerhalb der Spielekultur sehr schnell
  • 12:31 - 12:35
    ein ausgewachsener Kulturkrieg zwischen
    links und rechts entlang der politischen
  • 12:35 - 12:40
    Divide der USA. Die Basis dafür war die
    unterstellte Verschwörung linksliberaler
  • 12:40 - 12:45
    Feministinnen und Spieleproduzentinnen mit
    Journalisten, um unsere Spiele kaputt zu machen.
  • 12:45 - 12:49
    Also das war so eine Art 'Wir sind das
    Volk' für Gamer. Aber auch nur für eine
  • 12:49 - 12:53
    bestimmte Art für Gamer, nämlich jung,
    männlich, wütend. In der Regel. Wir wissen
  • 12:53 - 12:56
    heute, dass Verschwörungstheorien der
    Haupttreiber für rechte Politisierung
  • 12:56 - 13:00
    überhaupt sind. Das war damals eine sehr,
    sehr erfolgreiche. Das spielte sich so ab,
  • 13:00 - 13:04
    dass eine Seite gedoxxt wurde, aus
    Wohnungen ausziehen musste, geswatted
  • 13:04 - 13:08
    wurde, Bombendrohungen bei Veranstaltungen
    erhielt, wo sie auftreten sollten, die
  • 13:08 - 13:11
    dafür abgesagt werden mussten. Und die
    andere Seite wollte doch eigentlich nur
  • 13:11 - 13:16
    über Ethik im Spielejournalismus
    diskutieren und schlug dafür ab und zu mal
  • 13:16 - 13:20
    über die Stränge. Meinte man. Im
    Englischen nennt man einen
  • 13:20 - 13:25
    Kriegsschauplatz Theatre of War und Erfolg
    in so einem Theater kann davon abhängen,
  • 13:25 - 13:29
    für wen dieser Ganze War eher ein
    Schauspiel sein kann, also vom Einsatz.
  • 13:29 - 13:33
    Für wen ist es ein Spiel? Und für wen ist
    das Ganze ernst? Das war so ein bisschen
  • 13:33 - 13:36
    ungleich verteilt damals und ist es immer
    noch in dem Konflikt, weil eigentlich
  • 13:36 - 13:40
    dauert dieser Gamergate-Kampf immer noch
    an oder kommt immer wieder hochgekocht.
  • 13:40 - 13:46
    Der Skandal Hashtag selber wurde von Adam
    Baldwin, den wir hier schon in diesem
  • 13:46 - 13:50
    Twitter-Austausch sehen, gecoined auf
    Twitter. Sehr erfolgreich. Twitter war das
  • 13:50 - 13:54
    Main Theatre of Operations in diesem
    Krieg. Mehr als zwei Millionen Tweets mit
  • 13:54 - 13:59
    dem Hashtag Gamergate wurden in zwei
    Monaten gepostet, und radikal rechte
  • 13:59 - 14:03
    Medien kriegten relativ schnell mit, was
    da lief und dass sie sich von dem Kuchen
  • 14:03 - 14:08
    eine Scheibe abschneiden konnten. Allen
    voran Breitbart pushte die ganze
  • 14:08 - 14:12
    Diskussion. Steve Bannon engagierte den
    Shootingstar-Troll Milo Yianno-Dings,
  • 14:12 - 14:15
    hier, mit dem Namen. Ihr wisst schon.
    Gelächter
  • 14:15 - 14:17
    Und der postet dann Leaks von angeblichen
  • 14:17 - 14:21
    konspirativen Mailinglisten und so weiter,
    um diese Verschwörung weiter zu befördern,
  • 14:21 - 14:26
    befeuern und damit ein bisschen mehr die
    Abspaltung von all denen einzuleiten,
  • 14:26 - 14:30
    die für rechte Ideen besonders empfänglich
    wären und sie auf die eigene Seite zu kriegen.
  • 14:30 - 14:35
    Die Folge war einerseits eine
    Kulturkrise der Spieleindustrie und die
  • 14:35 - 14:39
    Popularisierung des Konzepts der Alt-
    Right, also das, was wir in Europa
  • 14:39 - 14:44
    Metapolitik nennen, für die Rechte,
    radikale rechte Metapolitik. Und es war
  • 14:44 - 14:47
    ein wichtiger Meilenstein für die
    politische Selbstorganisation und
  • 14:47 - 14:55
    Mobilisierung von Anons. 4chan gab es seit
    2003 als Image Board und Raids, also
  • 14:55 - 15:00
    Schwarmattacken, waren relativ schnell
    Teil der Kultur geworden. Erst mal auf
  • 15:00 - 15:03
    soziale Räume im Internet, deren soziale
    Verhältnisse, die sie dort künstlich
  • 15:03 - 15:07
    wieder aufbauten, man so ein bisschen
    testen konnte. So Pen Testing.
  • 15:07 - 15:09
    Wie funktionieren denn eure Spielregeln. Wo
    kann man sie brechen? Wo kann man sie
  • 15:09 - 15:14
    unterlaufen? Eigentlich ja, erst mal auch
    eine ganz gute Sache. Irgendwann gingen
  • 15:14 - 15:19
    die Raids dann real. 2008 gab es Operation
    Chanology. Das richtete sich gegen
  • 15:19 - 15:23
    Scientology an verschiedenen Orten auf der
    Welt gleichzeitig. Die nächste Aktion
  • 15:23 - 15:27
    richtete sich gegen Copyright Lobbyisten,
    weil Spiele sollten frei sein. Operation
  • 15:27 - 15:32
    Payback, 2010. 2011 kam Occupy Wall
    Street, und spätestens ab dann spalteten
  • 15:32 - 15:35
    sich auch verschiedene Zweige, die
    politisch uneins waren, voneinander ab in
  • 15:35 - 15:40
    dieser ganzen Anon-Blase. 2012 kam
    Operation Dub the Dew. Die ist vielleicht
  • 15:40 - 15:45
    nicht so bekannt. Ein US-amerikanischer
    Softdrink Hersteller wollte einen neuen
  • 15:45 - 15:48
    Apfel-Drink rausbringen und dachte fragen
    wir doch einfach mal unsere Kunden, wie
  • 15:48 - 15:52
    wir ihn nennen sollen, und machen eine
    Online-Umfrage. Den ersten Platz gewann
  • 15:52 - 15:55
    "Hitler did nothing wrong". Die anderen
    Plätze waren auch nicht so gut. Das musste
  • 15:55 - 15:59
    dann abgeblasen werden. Es war also auch
    eine Beweisführung darüber, dass die
  • 15:59 - 16:04
    Zielgruppenpolitik von Unternehmen oft
    nicht so gut aufgeht. Wenn sie dann an
  • 16:04 - 16:08
    eine Öffentlichkeit geraten, die mehr
    enthält, als nur ihre Zielgruppe.
  • 16:08 - 16:13
    2012 war aber auch das Jahr, wo im
    Nazi-Forum Storm Front einige Leute sich
  • 16:13 - 16:20
    zusammentaten, um gezielt 4chan zu
    "redpillen". Also sie aufzuklären über die
  • 16:20 - 16:24
    "race reality", wie sie es nannten, "white
    genocide", die Weißen werden unterdrückt,
  • 16:24 - 16:27
    wir sollen alle vernichtet werden.
    Volkstod, Großer Austausch und so weiter.
  • 16:27 - 16:32
    Und sie organisierten das mit einem
    Brückenkopf auf /pol/, dem Politically
  • 16:32 - 16:38
    Incorrect Board auf 4chan, wo die Leute
    posteten und je nach der Nummer des Posts
  • 16:38 - 16:42
    zur letzten Ziffer des Posts wurde dann
    entschieden, welches Board geredpilled
  • 16:42 - 16:47
    wurde an dem Tag. Also das ganze war schon
    als Propagandaspiel aufgemacht, und dann
  • 16:47 - 16:52
    musste jeweils entsprechend der dortigen
    Zielpublika angemessen die entsprechenden
  • 16:52 - 16:56
    Inhalte verteilt werden. Also was fressen
    die Gamer leichter? Was machen wir auf dem
  • 16:56 - 16:59
    Random Board und so weiter und so fort.
    Und sie waren relativ erfolgreich mit
  • 16:59 - 17:07
    dieser koordinierten Propagandaaktion.
    Der nächste große Raid 2013 war
  • 17:07 - 17:13
    Operation Lollipop, wo von 4chan aus eine
    Menge Fake-Accounts auf Twitter angelegt wurden.
  • 17:13 - 17:18
    Von was..., was man so Social
    Justice Warriors genannt hat.
  • 17:18 - 17:23
    Also besonders extreme schwarze
    Frauenrechtlerinnen, die an die
  • 17:23 - 17:27
    absurdesten Sachen sagen mit dem Ziel,
    Streit innerhalb der linken Blase
  • 17:27 - 17:30
    auszulösen. Dass sich dann welche davon
    distanzieren müssen, die sich alle
  • 17:30 - 17:36
    gegenseitig an die Gurgel gehen. Und man
    steht daneben und ist lachender Dritter.
  • 17:36 - 17:41
    2014, ein Jahr später, kam Gamergate. Und
    dann eskalierte die ganze Sache, das habe
  • 17:41 - 17:44
    ich ja eben schon beschrieben. Und auf
    4chan wurden Diskussionen und
  • 17:44 - 17:48
    Verabredungen zu Gamergate gebanned. Und
    all die Leute, die vorher dort sich so gut
  • 17:48 - 17:52
    miteinander eingeübt hatten, mussten
    irgendwo anders hin. Es brauchte einen
  • 17:52 - 17:59
    neuen Ort dafür. Das war die Geburt von
    InfiniteChan oder 8chan. Die Hauptattacken
  • 17:59 - 18:03
    gegen Zoë Quinn 2014 waren eigentlich
    ausgegangen von einem anderen Image Board,
  • 18:03 - 18:07
    nämlich von Wizardchan. Das war eine
    kleine Ausgründung von 4chan. Nur für
  • 18:07 - 18:13
    männliche Jungfrauen. Heute nennt man die
    Incels oder Volcels. Sie selbst nannten
  • 18:13 - 18:18
    sich damals Wizards, weil die Wizards in
    den Rollenspielen, die haben so viel mit
  • 18:18 - 18:21
    der Magie und so wichtig, die ganze
    Wissenschaft. Die können einfach nicht mit
  • 18:21 - 18:25
    Frauen, weil sie so klug sind. Das war so
    ein bisschen das Selbstbild. Ist auch ein
  • 18:25 - 18:30
    gutes Beispiel dafür, wie bestimmte
    Defizite glorifizierend angeeignet werden
  • 18:30 - 18:34
    in der Szene, indem man sie überaffimiert
    und irgendwas total Großes draus macht.
  • 18:34 - 18:37
    Aber natürlich kannte man sich auf
    Wizardchan relativ gut aus mit
  • 18:37 - 18:40
    Depressionen, meinte man zumindest, weil
    viele der Leute, die dort waren,
  • 18:40 - 18:43
    tatsächlich daran litten oder an irgendwas
    ähnlichem oder was, was sie dafür hielten.
  • 18:43 - 18:47
    Das heißt, der Kampf gegen das Spiel von
    Zoë Quinn war nun nicht nur eins gegen
  • 18:47 - 18:50
    eine Frau, die jetzt ein Spiel macht,
    sondern gegen eine Frau, die
  • 18:50 - 18:52
    uns auch noch etwas über Depressionen
    erzählen will. Und da sind wir schließlich
  • 18:52 - 19:00
    die Spezialisten. Und einer der
    Moderatoren von Wizardchan gründete 8chan,
  • 19:00 - 19:05
    als Gamergate gebanned wurde auf 4chan.
    Das war der Herr hier. 2016 hat er 8chan
  • 19:05 - 19:07
    wieder verlassen und ist heute ein
    bisschen sorry über das, was er
  • 19:07 - 19:12
    angerichtet hat. Ich zeige das Bild auch
    nicht, weil es um ihn geht, sondern weil
  • 19:12 - 19:16
    es ein interessantes Bild ist von einem
    Mann. Und es sind sehr viele verschiedene
  • 19:16 - 19:20
    Männerbilde zusammengekommen auf 8chan.
    8chan wurde so ein bisschen Ort für die
  • 19:20 - 19:25
    Verschmelzung diverser soziopolitischer
    Kriegsspiele und verschiedener Szenen
  • 19:25 - 19:29
    wütender Männer. Eine andere Szene, die
    dazukam, war die Pick-up-Szene. Pick-up-
  • 19:29 - 19:32
    Artists, die Manosphere-Leute, die es für
    ein großartiges Spiel halten, möglichst
  • 19:32 - 19:36
    viele Frauen aufzureißen. Die brachten
    ihre eigenen Spielebegriff mit. Ich weiß
  • 19:36 - 19:40
    nicht wer letztes Jahr da war, Angela
    Washko war da und hat einen Talk gegeben
  • 19:40 - 19:44
    über ihr Spiel, über The Game: The Game:
    The Game. Sehr schön, kann ich empfehlen.
  • 19:44 - 19:48
    Ansonsten einfach mal googlen. Und im
    Rückschau darauf klingt dieser Satz, finde
  • 19:48 - 19:51
    ich, wir sind alle Spiele Designer
    unseres eigenen Lebens, nochmal ein
  • 19:51 - 19:54
    bisschen anders, weil er hat ja eine
    dunkle Seite. Es gibt ja kein
  • 19:54 - 19:58
    eigenes Leben eigentlich. Es gibt nur
    geteilte Leben. Wir leben halt nicht
  • 19:58 - 20:01
    alleine. Und wenn jetzt eine Partei in so
    einem Leben beschließt das, was wir
  • 20:01 - 20:05
    miteinander machen oder tun, ist ein
    Spiel und die andere Partei weiß das nicht,
  • 20:05 - 20:08
    dann gibt's Probleme, und das
    Machtpotenzial und das
  • 20:08 - 20:12
    Missbrauchspotenzial von solchen
    Spielframes hat die Manosphere und diese
  • 20:12 - 20:15
    ganze Pick-up-Artist-Szene relativ gut
    erforscht. Und diese Erkenntnisse brachten
  • 20:15 - 20:21
    sie dann mit in das, was auf dem
    Politically Incorrect Board /pol/ von 8chan
  • 20:21 - 20:26
    dann verschmolz miteinander. Identitäre,
    rechtslibertäre, faschistische Szene,
  • 20:26 - 20:33
    Gamer, traurige junge Männer im Keller.
    All diese verschiedenen Männer mit ihren
  • 20:33 - 20:37
    Auffassungen kamen da zusammen, tauschen
    sich miteinander aus und wurden aktiv.
  • 20:37 - 20:41
    Und vielleicht das eine Ding, was sie
    miteinander verband, sie brauchten sehr
  • 20:41 - 20:44
    verschiedene Männerbilder, aber alles, was
    miteinander verbunden werden konnte, lief
  • 20:44 - 20:48
    gut über Antisemitismus.
  • 20:48 - 20:51
    Antisemitismus geht quasi immer.
    Und ich habe da diese
  • 20:51 - 20:53
    Krake da draußen auch schon wieder
    gesehen, hab mich letztes Jahr schon
  • 20:53 - 20:57
    genervt. Vielleicht kann man irgendwann
    mit dieser Datenkrake auch mal aufhören
  • 20:57 - 21:00
    und was anderes finden.
    Applaus
  • 21:00 - 21:06
    /pol/, 8chan, zentraler Knotenpunkt zur
    Produktion fresher rechter Memes.
  • 21:06 - 21:12
    Hitlermemes, Fashwave, extremer
    Antisemitismus, White-Supremacy-Jokes,
  • 21:12 - 21:16
    Pepe the Frog in 1001 Variationen und
    Evolutionen und ein ganzes großes
  • 21:16 - 21:22
    Figurenuniversum von Zoomern und Boomern
    und Doomern und Gloomern für all die
  • 21:22 - 21:27
    verschiedenen Männer, die dort waren. Und
    natürlich, weil das sind alles die Figuren
  • 21:27 - 21:30
    für einen selbst, für die Ingroup. Auch
    die Figuren, für die Outgroup, die nicht
  • 21:30 - 21:35
    dazugehörte, nämlich die NPCs. Die Nicht-
    Spieler-Charaktere, diejenige, die in den
  • 21:35 - 21:38
    Spielen keine eigene Agency haben, die
    immer nur dem gleichen Script folgen, weil
  • 21:38 - 21:42
    sie so programmiert wurden. Vom System,
    die Gehirngewaschenen, die Social Justice
  • 21:42 - 21:46
    Warriors, die Gutmenschen, diejenigen, die
    quasi der Feind sind. Eine ganze eigene
  • 21:46 - 21:50
    große selbstreferenzielle Kultur mit
    Selbstbildern und Feindbildern zum
  • 21:50 - 21:54
    politischen Rollenspiel. Und über die
    Jahre hinweg konnte man sich damit
  • 21:54 - 21:58
    wunderbar selbst aufputschen und
    radikalisieren. Und das brach im März
  • 21:58 - 22:02
    diesen Jahres aus. Mit dem Terroristen von
    Christchurch, der seine Tat auf 8chan
  • 22:02 - 22:08
    ankündigte und dort postwendend zum Saint
    erklärt wurde, also zum Heiligen. Und der
  • 22:08 - 22:12
    seinen Massenmord auch, und vor allem
    erstmal als Unterhaltungsprogramm für die
  • 22:12 - 22:18
    Community konzipierte, auf 8chan. Vom
    Manifest bis zur Musikbegleitung, den
  • 22:18 - 22:23
    eigenen Kommentaren bis zum Shitposting an
    die Presse und den ganzen Inside-Jokes aus
  • 22:23 - 22:27
    der eigenen Kultur, die eingearbeitet
    waren in seinen Massenwort, Massenmord und
  • 22:27 - 22:34
    dazu gehörte auch die eigene Tat als
    Livestream zur Verfügung zu stellen.
  • 22:34 - 22:38
    Das ist auch was, wie viele andere Sachen,
    die die radikale rechte Szene von, vom
  • 22:38 - 22:40
    globalen Dschihadismus gelernt hat. Auch
    die vorher schon mit Live-Streams
  • 22:40 - 22:46
    gearbeitet, aber nicht mit dieser First-
    Person-Perspektive. So ausführlich, die
  • 22:46 - 22:50
    dazu führte, dass der gesamte
    Terroranschlag aussah wie ein gigantisches
  • 22:50 - 22:54
    "Let's Play". Also jenes Format, in dem man
    anderen Leuten beim Spielen, beim Schießen
  • 22:54 - 22:58
    zuguckt, aus der eigenen Perspektive.
    Helmkamera oben drauf. Und so'n "Let's Play"
  • 22:58 - 23:03
    sagt immer: 'Schau mal, so spiele ich das
    Spiel. Wie spielst du das denn? Könntest
  • 23:03 - 23:07
    du es auch so gut machen? Könntest du es
    besser machen als ich?' Das ist die
  • 23:07 - 23:10
    Botschaft, die mit vermittelt wird. Und
    dass dabei Leute getötet werden, ist dann
  • 23:10 - 23:14
    quasi fast schon nebensächlich, weil das
    gehört halt dazu. Das ist Teil der Rules
  • 23:14 - 23:20
    of the Game. Der Attentäter war selber nur
    Nachahmer. Von Anders Breivik in dem Fall.
  • 23:20 - 23:25
    Anders Breivik hält immer noch den
    höchsten Highscore für First Person Solo
  • 23:25 - 23:29
    Shooter in der Encyclopedia Dramatica,
    also der Wikipedia der Szene.
  • 23:29 - 23:32
    Und Wiederholbarkeit, in dem Fall
    Wiederholbarkeit von dem, was Breivik
  • 23:32 - 23:36
    gemacht hat, oder Wiederholbarkeit von
    dem, was in Christchurch passierte,
  • 23:36 - 23:39
    ist ein wesentliches Spielprinzip. Es ist kein
    Spiel, wenn es nicht wiederholbar ist.
  • 23:39 - 23:43
    Es ist aber eben auch ein politisches
    Prinzip. Und irgendwie ist rechter Terror
  • 23:43 - 23:46
    seitdem in so einer Art Coverphase
    eingetreten, was der Popmusik schon vorher
  • 23:46 - 23:50
    passiert ist. Das heißt, du hast eine
    Folge von Wannabe-Alleinunterhaltern,
  • 23:50 - 23:53
    die immer noch einmal das gleiche Ding neu
    interpretieren und versuchen, ein bisschen
  • 23:53 - 23:58
    was dazu zu geben. Zur Förderung dieser
    Wiederholung kurbelte man auf 8chan
  • 23:58 - 24:03
    postwendend die Memeproduktion an. Es gab
    den Memetic Warfare Thread im Namen des
  • 24:03 - 24:06
    Christchurch-Mörders. Als der erste Thread
    voll war, musste man den zweiten Thread
  • 24:06 - 24:10
    aufmachen, um neue Bilder zu produzieren.
    Dann war der zweite voll, da musste man
  • 24:10 - 24:14
    den dritten machen. Dann kam der vierte,
    dann kam der fünfte, der sechste bis zu
  • 24:14 - 24:18
    15, und das wäre auch eine Weile so
    weitergegangen. Aber dann wurde 8chan der
  • 24:18 - 24:22
    Saft abgedreht. Es gibt ein Spiel aus der
    Szene, in dem man Hitler spielen kann,
  • 24:22 - 24:25
    Mussolini, Trump, Pepe the Frog oder
    auch den Terroristen von Christchurch,
  • 24:25 - 24:29
    um liberale Demokraten, queere Menschen
    oder Frauenrechtlerinnen zu erschießen.
  • 24:29 - 24:35
    Und folgerichtig dauerte es nicht lange, bis
    es Nachahmer gab. Erst in Poway, da wurden
  • 24:35 - 24:40
    Juden erschossen. Dann in El Paso, da ging
    es darum, Latinos zu töten. Dann in Oslo,
  • 24:40 - 24:43
    da ging es darum, Muslime zu töten, und
    kürzlich hier um die Ecke, hier in Halle,
  • 24:43 - 24:46
    da ging es darum, Juden zu töten, aber
    eigentlich hauptsächlich überhaupt
  • 24:46 - 24:51
    irgendjemanden zu töten. Und der
    Attentäter von Halle übernahm nicht nur
  • 24:51 - 24:55
    von seinen Vorbildern diverse
    Spielelemente wie z.B. Achievements zu
  • 24:55 - 25:01
    definieren, die möglichst zynisch und, ja,
    lustig für die Ingroup daherkommen und
  • 25:01 - 25:05
    livestreamte seinen Terroreinsatz
    folgerichtig auf Twitch, der Streaming
  • 25:05 - 25:09
    Plattform für Let's Play Formate. Er fügte
    dem Ganzen auch ein neues Computerspiel-
  • 25:09 - 25:15
    Element hinzu, nämlich Crafting, indem er
    alle seine Waffen per 3D-Druck selber,
  • 25:15 - 25:18
    nicht entwarf, Vorbilder hatte er
    gekriegt, aber selber druckte und
  • 25:18 - 25:22
    ausdrücklich sagt in seinem Dokument:
    "Hey, the whole deal is to show the
  • 25:22 - 25:27
    viability of improvised guns." Ganz klar
    gibt's Tote, aber die Toten gehören ja eh
  • 25:27 - 25:30
    dazu. Ich will vor allen Dingen beweisen,
    dass all die in den Ländern, wo man nicht
  • 25:30 - 25:34
    so leicht an Waffen kommt, auch total
    erfolgreich sein können in diesem Spiel,
  • 25:34 - 25:37
    was wir miteinander spielen, was
    glücklicherweise nicht so gut funktioniert hat,
  • 25:37 - 25:42
    aber trotzdem noch zu gut. Die
    Terroristen von Christchurch, von Poway
  • 25:42 - 25:46
    und von El Paso posteten alle auf 8chan
    ihre Ankündigungen. Das wurde dann vom
  • 25:46 - 25:50
    Netz runtergeschnitten, weil es irgendwann
    zu viel wurde. Der Attentäter von Oslo
  • 25:50 - 25:54
    postete auf endchan, dem Ende des
    Internets, einem Klon von 8chan und der
  • 25:54 - 25:58
    Mörder von Halle erst im Zeronet, von dort
    wanderte dann der Post auf Kohlchan,
  • 25:58 - 26:01
    wo sofort - also Krautchan, Kohlchan ist so
    ein bisschen die deutsche Version davon.
  • 26:01 - 26:04
    Da zog der Admin sofort den Stecker, als
    das Ding auftauchte, bevor die
  • 26:04 - 26:07
    Sicherheitsbehörden da sein konnten. Und
    dann landete der Post auf McGuire XXXX,
  • 26:07 - 26:12
    einem kleinen Anime-Imageboard, was dann
    so den ganzen Shitstorm einsteckte, dafür.
  • 26:12 - 26:15
    Obwohl, Shitstorm ist das falsche Wort,
    dafür, muss man sagen. Aber warum diese
  • 26:15 - 26:20
    Wanderung von einzelnen Posts, nachdem
    8chan geschlossen wurde oder irgendwie
  • 26:20 - 26:24
    keinen Platz mehr hatte? Weil die Leute
    waren ja immer noch da. Die Betreiber
  • 26:24 - 26:27
    waren eigentlich immer noch da, aber es
    gab keinen sicheren Server mehr.
  • 26:27 - 26:31
    Waren plötzlich 1,7 Millionen Besucher pro
    Monat heimatlos geworden. So viele waren da
  • 26:31 - 26:35
    nämlich vorher dort gewesen. Und die
    suchten alle eine neue Heimat. Und diese
  • 26:35 - 26:38
    neue Heimat gibt es seit Anfang November.
    Das ist 8kun, betrieben vom gleichen
  • 26:38 - 26:44
    Betreiber. Der Server wird vom gleichen
    Menschen betrieben wie vorher. Das ist
  • 26:44 - 26:49
    Jim Watkins. Das ist dieser Herr hier. Der war
    zur Anhörung vor dem US-Kongress mit einem
  • 26:49 - 26:53
    QAnon-Pin und wurde dafür gefeiert und war
    früher Mechaniker für Attack Helicopter in
  • 26:53 - 26:57
    der US Army, was ein ganz eigener Joke
    ist. Und 8kun startete mit einigem Getöse
  • 26:57 - 27:01
    mit Instanzen im Tornetz und auf Lokinet
    und verhalf letzterem damit zu einem
  • 27:01 - 27:03
    Bekanntheitsschub. Das hat
  • 27:03 - 27:07
    jetzt nichts mehr mit Gamification zu tun.
    Aber vielleicht kennen auch nicht alle von
  • 27:07 - 27:14
    hier Lokinet. Loki ist ein Projekt, das
    ein ganz eigenes Ökosystem aufbaut,
  • 27:14 - 27:19
    über einer Blockchain. Dazu gehört auch ein
    Onion Routing Protokoll, das Proof of
  • 27:19 - 27:24
    Stake ist. Das heißt, es geht nicht nur
    darum, das Tor, das Tor-Protokoll ein
  • 27:24 - 27:27
    bisschen zu verbessern in technischen
    Hinsichten, sondern auch ein ökonomisches
  • 27:27 - 27:31
    Incentive einzufügen, um das Ganze
    sicherer zu machen. Das begründen sie,
  • 27:31 - 27:36
    spieltheoretisch. Der Hauptentwickler von
    Lokinet war auch auf Endchan aktiv, hat
  • 27:36 - 27:41
    das dort zuerst vorgestellt, hat sein
    Routingprotokoll LLARP genannt, das ist
  • 27:41 - 27:44
    ein Akronym für Low Latency Anonymous
    Routing Protocol, und wollte nach eigener
  • 27:44 - 27:48
    Aussage die Server und Client
    Implementationen Wizard und Bard nennen,
  • 27:48 - 27:50
    steckte also tief in der Szene drin. Und
    damit beißt sich die ganze Geschichte
  • 27:50 - 27:54
    gleich mehrfach selber in den Schwanz.
    Einerseits wirtschaftlich, andererseits
  • 27:54 - 27:58
    kulturell. Ich finde , das wirtschaftliche
    müsste man ein bisschen weiter belichten,
  • 27:58 - 28:01
    nämlich dass eine Privacy-Architektur auf
    kapitalistische Spiele gegründet wird,
  • 28:01 - 28:04
    ist was signifikant Neues. Das wird sich
    anders verhalten als die Sachen, mit denen
  • 28:04 - 28:07
    jetzt die meisten Leute unterwegs sind,
    die ein bisschen anderen Ethos mitbringen,
  • 28:07 - 28:10
    und für die kulturelle Frage vom
    Rollenspiel komme ich später nochmal
  • 28:10 - 28:17
    zurück. Zuerst aber finde ich nach all
    diesen Beispielen für Kriegserklärungen,
  • 28:17 - 28:19
    die einseitig sind, und für Gewalt, die
    einseitig sind, also Leute sagen: Hey, wir
  • 28:19 - 28:22
    spielen jetzt dieses Spiel, ihr wusstet
    davon nichts, aber jetzt seid ihr tot, ha.
  • 28:22 - 28:26
    Was ist, wenn die Gegenseite diesen Kampf
    annimmt? Es muss ja auch nicht gleich zum
  • 28:26 - 28:31
    Töten kommen. Was ist, wenn man sich
    einlässt auf so ein Spiel? Da gibt es auch
  • 28:31 - 28:36
    ein gutes Beispiel, ist eine Kampagne der
    Chanszene, die vor, ich glaube, 2 Jahren
  • 28:36 - 28:40
    begonnen hat und auch Fragen von
    politischer Kunstproduktion, von
  • 28:40 - 28:47
    Partizipation und Repräsentation stellt,
    nämlich: He Will Not Divide Us.
  • 28:50 - 28:55
    Am 20. Januar 2017, dem Tag der Vereidigung von
    Donald Trump als Präsident der Vereinigten
  • 28:55 - 28:59
    Staaten von Amerika, eröffnete das
    Künstlertrio Labeouf, Rönkkö und Turner
  • 28:59 - 29:04
    eine Videoinstallation an der Außenwand
    des Museums of Moving Image in New York.
  • 29:04 - 29:08
    Da war eine Kamera angebracht unter der
    Überschrift He Will Not Divide Us, und die
  • 29:08 - 29:15
    streamte 24 Stunden live auf die Website
    hewillnotdivide.us. Besucher und Passanten
  • 29:15 - 29:19
    waren eingeladen, so oft sie wollten, in
    die Kamera hinein, He Will Not Divide Us,
  • 29:19 - 29:23
    He Will Not Divide Us zu sprechen, zu
    einer Art Mantra, dass irgendwie ein
  • 29:23 - 29:26
    Gefühl von Zusammengehörigkeit und
    Empowerment für diejenigen erzeugen sollte,
  • 29:26 - 29:30
    die relativ geschockt waren davon,
    dass dieser Mann jetzt Präsident der USA
  • 29:30 - 29:33
    geworden war. Diese ganze Installation
    sollte vier Jahre in Betrieb sein, also
  • 29:33 - 29:39
    die komplette Amtszeit von Donald Trump.
    Nun ist einer der Künstler der
  • 29:39 - 29:43
    Beteiligten, Shia LaBeouf, ein recht
    berühmter Schauspieler, Just Do It war das
  • 29:43 - 29:47
    meistgesuchte .gif des Jahres 2015, und
    damit war er ein sehr gutes Target für
  • 29:47 - 29:51
    /pol/. Die hatten sehr viel für Trump
    gememed, waren also naturgemäß auf der
  • 29:51 - 29:55
    anderen Seite dieses politischen
    Konfliktes, und man plante also einen Raid
  • 29:55 - 29:59
    in Form eines Spiels: Diesen Live-Stream
    mit allen Memes zu trollen, und allen
  • 29:59 - 30:04
    möglichen Aktionen, die gerade in waren.
    Ich habe ein paar Beispiele dafür aus dem
  • 30:04 - 30:07
    Youtube-Video eines Chronisten der
    Chanblase. Das ist jetzt auch mal ein
  • 30:07 - 30:10
    bisschen Kino, damit ich nicht mehr so viel
    rede, sondern jemand anders mal was sagt.
  • 30:10 - 30:15
    Ein Sprecher redet
  • 30:15 - 30:20
    4 x Rufe von He Will Not Divide Us
  • 30:22 - 30:23
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 30:24 - 30:25
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 30:27 - 30:28
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 30:29 - 30:32
    Ein Sprecher redet
  • 30:35 - 30:37
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 30:46 - 30:54
    Ein Sprecher redet
  • 30:54 - 30:55
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 30:56 - 30:57
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 31:01 - 31:03
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 31:05 - 31:08
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 31:17 - 31:21
    Ein Sprecher redet
  • 31:46 - 31:49
    Arne: Nach nicht einmal vier Wochen der
    geplanten vier Jahre brach das Museum die
  • 31:49 - 31:52
    Installation ab, nachdem die Troller
    LaBeouf soweit eskaliert hatten, dass er
  • 31:52 - 31:56
    jemanden körperlich angriff, der sich dann
    auch noch als eigentlicher Unterstützer
  • 31:56 - 32:00
    herausstellte. Dann kam die Polizei, nahm
    ihn fest im Live-Stream. Es wurde ein Zaun
  • 32:00 - 32:05
    gebaut. Vor der Installation selber, und
    man jubelte auf /pol/, denn man hatte
  • 32:05 - 32:07
    quasi gewonnen.
  • 32:07 - 32:15
    Ein Sprecher redet
  • 32:15 - 32:17
    Menschen rufen: He Will Not Divide Us
  • 32:26 - 32:34
    Ein Sprecher redet
  • 32:34 - 32:38
    Arne: Das Video, aus dem ich diese
    Schnipsel herausgeschnitten habe, ist eine
  • 32:38 - 32:42
    Zusammenfassung von Staffel Eins, denn: He
    Will Not Divide Us stellte sich recht
  • 32:42 - 32:45
    schnell als serielles Unterhaltungsformat
    heraus, weil Shia LaBeouf halt auch ein
  • 32:45 - 32:50
    bisschen kampflustig ist. Eine Woche
    später tauchte die Installation in
  • 32:50 - 32:53
    Albuquerque wieder auf. An einem Museum
    mit dem Live-Stream wurde auch dort
  • 32:53 - 32:56
    getrollt und nach drei Wochen wieder
    abgebrochen, als jemand vor der Kamera
  • 32:56 - 33:00
    eine Waffe zog. Daraufhin stellte das
    Künstler*innentrio die Partizipation als
  • 33:00 - 33:05
    Element komplett ein und verlegte die
    Botschaft lieber noch als eine Flagge an
  • 33:05 - 33:09
    einen unbekannten Ort vor dem Livestream.
    Dort sollte sie dann vier Jahre lang
  • 33:09 - 33:13
    wehen. Daraufhin triangulierten Leute auf /pol/
    den Livestream nach dem Sonnenstand, nach
  • 33:13 - 33:18
    Flugzeug-Kondensstreifen, die sie mit
    Flugplänen abgleichen, stalkten den
  • 33:18 - 33:22
    Twitterfeed auf Ortshinweise. Und
    irgendwann gelang es tatsächlich, nachdem
  • 33:22 - 33:26
    man den Ort ausfindig gemacht hatte, ein
    paar Anons in einer Nacht- und Nebelaktion
  • 33:26 - 33:30
    die Platte runter, die Flagge runter zu ziehen
    und eine eigene zu hissen. Und man hatte
  • 33:30 - 33:32
    gewonnen. Das ist Capture the Flag.
  • 33:32 - 33:33
    Gelächter
  • 33:33 - 33:38
    Zwei Wochen später tauchte eine neue
    Flagge auf, auf dem Dach der Foundation
  • 33:38 - 33:43
    für Art and Technology in Liverpool mit
    bewachtem Zugang. Nun ist das Szenario, in
  • 33:43 - 33:47
    ein bewachtes Gebäude einzudringen und
    dort irgendwas rauszuholen relativ typisch
  • 33:47 - 33:51
    für Computerspiele. Also es war eine
    Herausforderung. Leute fingen an, das
  • 33:51 - 33:55
    Gebäude auszuspionieren, versuchten mit
    starken Lasern diese Flagge anzuzünden.
  • 33:55 - 33:58
    Jemand bastelte eine Drohne mit einem
    Flammenwerfer dran, um...
  • 33:58 - 34:00
    Gelächter
  • 34:00 - 34:05
    Es gab Psy-ops und E-Mails an Beschäftigte in der
    Foundation, um sie irgendwie zu turnen oder
  • 34:05 - 34:09
    Unsicherheit zu sehen. Und irgendwann
    schafften es dann tatsächlich drei Leute
  • 34:09 - 34:16
    übers Dach nach oben in den Livestream
    hinein und hatten aber eine Schere
  • 34:16 - 34:18
    vergessen, um die Kabelbinder abzumachen.
  • 34:18 - 34:19
    Gelächter
  • 34:19 - 34:23
    Sie wurden dann aber von der Security und
    der Polizei über das Dach gejagt und
  • 34:23 - 34:25
    daraufhin brach die Stiftung auch dort die
    Installation ab, weil es ihnen zu
  • 34:25 - 34:31
    gefährlich wurde. Nach einigen Wochen
    tauchte die Flagge wieder auf. An einer
  • 34:31 - 34:36
    Wand in einem Innenraum. Weiße Wand,
    keinerlei Merkmale, nur die Flagge.
  • 34:36 - 34:41
    Ganz klare Herausforderung. Es dauerte vier
    Stunden, da hatte irgendjemand diese
  • 34:41 - 34:46
    Wohnung gefunden. Es war die Wohnung von
    einem der beteiligten Künstler, von Luke
  • 34:46 - 34:49
    Turner, darum bestellten Leute auf /pol/
    ein paar Pizzen dahin, und dann taten sie
  • 34:49 - 34:52
    halt erstmal nichts - weil sie hatten
    offensichtlich gewonnen. Was angefangen
  • 34:52 - 34:56
    hatte als eine partizipative Installation,
    wo Leute in eine Kamera sprechen sollten,
  • 34:56 - 34:59
    hatte sich jetzt in dieses Ding
    verwandelt. Die ganze Sache läuft aber
  • 34:59 - 35:03
    immer noch weiter. Die Flagge gab es
    kurzzeitig in Polen. Sie wehte auf
  • 35:03 - 35:06
    irgendeiner Hütte in Skandinavien, wo
    niemand wusste, wo die ist. Die meiste
  • 35:06 - 35:09
    Zeit war sie in der letzten Zeit aber auf
    dem Dach von diesem Ort, das ist Le Lieu
  • 35:09 - 35:14
    unique in Nantes, auch ein Kulturzentrum
    oder Kunstort, und überall, wo immer sie
  • 35:14 - 35:17
    auftauchte, wurde entweder der Stream oder
    der Zusammenhang, in dem eben mit den
  • 35:17 - 35:20
    Künstler*innen gesprochen werden konnte
    oder eben die Flagge selber attackiert,
  • 35:20 - 35:25
    per Drohne mit Tinte bespritzt,
    angezündet, you name it. Im Moment weht
  • 35:25 - 35:28
    sie im Live-Stream so. Das ist der
    gegenwärtige Zustand und ist damit das
  • 35:28 - 35:32
    Dokument dieses auf dem Feld der Kunst
    ausgetragenen politischen Kulturkampfes.
  • 35:32 - 35:36
    Ich finde, das ist ein Paradebeispiel für
    die Gamifizierung von einem Verhältnis in
  • 35:36 - 35:42
    der realen Welt und für Serialisierung als
    Entertainment. Zwingt viele Leute,
  • 35:42 - 35:45
    Künstler, aber auch andere Leute, die mit
    Öffentlichkeit zu tun haben, irgendwie zu
  • 35:45 - 35:48
    einem bisschen neuen Verständnis davon,
    was jetzt Öffentlichkeit und Teilhabe
  • 35:48 - 35:52
    eigentlich bedeuten soll, in dem Maße, wie
    sich politische Verhältnisse eskalieren.
  • 35:52 - 35:56
    Und so etwas ähnliches gab es ja auch
    schon in Deutschland, ein bisschen früher,
  • 35:56 - 35:58
    nämlich das Drachengame. Das hab ich aber
    gestrichen, von meiner Liste, werde also
  • 35:58 - 36:02
    deswegen hier nicht drüber reden. Die
    meisten kennen das Drachengame vermutlich
  • 36:02 - 36:05
    sowieso. Ansonsten ist es auch keine so
    schöne Angelegenheit. Man muss auch nicht
  • 36:05 - 36:10
    so viel drüber reden, ehrlich gesagt.
    Stattdessen die Frage, wie in Deutschland
  • 36:10 - 36:14
    diese Impulse des memetic warfare der
    Chans und der Alt-Right umgesetzt wurden,
  • 36:14 - 36:17
    damit ich nicht immer nur über die USA
    rede, weil in Deutschland war ja auch ein
  • 36:17 - 36:20
    bisschen was los in der letzten Zeit.
  • 36:20 - 36:23
    Reconquista Germanica. Auch darüber lässt
  • 36:23 - 36:26
    sich glücklicherweise in der
    Vergangenheit sprechen mittlerweile.
  • 36:26 - 36:29
    Das Logo von Reconquista Germanica
  • 36:29 - 36:33
    vereinzelter Applaus
  • 36:33 - 36:38
    ist zusammengesetzt irgendwie aus dem R
    und dem G des germanischen Runenalphabets.
  • 36:38 - 36:41
    Sieht aber auch aus wie ein abgebrochenes
    Bluetooth-Logo. Ist ein Witz, den ich noch
  • 36:41 - 36:45
    nicht verstanden habe, aber es ist auf
    jeden Fall als Witz gemeint - glaube ich.
  • 36:45 - 36:49
    Bekannt geworden sind sie durch
    organisiertes Memen und das Pushen der AfD
  • 36:49 - 36:53
    vor dem letzten Bundestagswahlkampf und
    dann vor allen Dingen durch den
  • 36:53 - 36:59
    Gegenangriff von Jan Böhmermann mit
    Reconquista Internet. RG hat Sarah
  • 36:59 - 37:02
    Rambatz aus dem Bundestagswahlkampf
    geshitstormt, den SPIEGEL mit zeitweise
  • 37:02 - 37:06
    bis zu 7000 Tweets pro Stunde bombardiert
    und hat, wie man an den Memes zur
  • 37:06 - 37:10
    Rekrutierung hier sieht, schon einen ganz
    eigenen ästhetischen Schwerpunkt gesetzt,
  • 37:10 - 37:16
    der mehr so - weiß ich nicht - teutonisch
    ist. Man müsste, wenn man über RG redet,
  • 37:16 - 37:21
    auch erwähnen, dass es natürlich auch
    Krautpol gab: Das deutsche Chan-
  • 37:21 - 37:25
    Äquivalent, die sehr viel gememt haben,
    auch für die AfD, die aber nicht so viel
  • 37:25 - 37:28
    Aufmerksamkeit bekommen und deswegen auch
    nicht so viel Repression abgekriegt haben
  • 37:28 - 37:29
    wie Reconquista Germanica.
  • 37:29 - 37:31
    Hintergrundmusik startet
  • 37:31 - 37:35
    Und die sich deswegen schützen mussten -
    als Satire oder auch als Live Action
  • 37:35 - 37:38
    Roleplay - als Sie sich wieder zurück meldeten
    nach der erste Welle von Repressionen.
  • 37:38 - 37:42
    Das sah dann im Video so aus:
  • 37:42 - 37:47
    Elektronische Musik
  • 37:47 - 37:52
    Hintergrundgeräusche
  • 37:52 - 37:55
    Entfernte Schüsse, Schritte und Laubrascheln
  • 37:55 - 37:57
    Das Video ist aus dem Herbst 2018.
  • 37:57 - 38:02
    3 Jahre nach der Invasion bezieht sich also
    auf 2015, auf die sogenannte Flüchtlingskrise.
  • 38:02 - 38:07
    Hintergrundmusik, Schritte im Laub und
    entfernte Schüsse dauern an
  • 38:07 - 38:11
    Und diese ganze
    Stahlhelm-Romantik ist einerseits ein
  • 38:11 - 38:16
    unironisches Fan-GeLARPe und andererseits
    Satire auf das Bild, was Jan Böhmermann
  • 38:16 - 38:22
    von Reconquista Germanica gezeichnet hatte
    in seiner Gegenaktion. Beide Sachen gleichzeitig.
  • 38:22 - 38:44
    Hintergrundmusik und Schritte im Laub dauern an
  • 38:44 - 38:52
    Modem-Einwahlgeräusch
  • 38:52 - 38:55
    Bandansage: Es folgt eine Ankündigung des
    Ministeriums für
  • 38:55 - 38:58
    Öffentlichkeitsarbeit und soziale Harmonie.
  • 38:58 - 39:04
    Nikolai Alexander: Ich grüße euch! Mein
    Name ist Nikolai Alexander.
  • 39:04 - 39:09
    Arne: Nikolai Alexander war relativ
    erfolgreicher rechter YouTuber gewesen vor
  • 39:09 - 39:13
    dem Start dieses Projektes - da als
    Reconquista Germania - und wechselte dann
  • 39:13 - 39:17
    zum Schutz vor Löschungen auf YouTube
    nicht nur auf BitChute, sondern zum Start
  • 39:17 - 39:21
    von Reconquista Germanica auch auf
    Discord. Dieser Wechsel war als Schritt in
  • 39:21 - 39:25
    die Praxis gedacht gewesen. Discord ist
    eine Chatserver-Plattform, die sich
  • 39:25 - 39:29
    hauptsächlich an Gamer richtet und die
    entsprechende Gamification-Features hat,
  • 39:29 - 39:33
    also Erfahrungspunkte, die du sammeln
    kannst, Levels, du aufsteigen kannst, dann
  • 39:33 - 39:36
    werden bestimmte Räume freigeschaltet. Und
    das modelte man dann für Reconquista
  • 39:36 - 39:39
    Germanica in so eine Hierarchie mit
    Reichswehr-Metaphern um, wo man diese
  • 39:39 - 39:43
    verschiedenen Level vom Rekruten bis
    irgendwie zum Sonder-Irgendwas
  • 39:43 - 39:50
    aufsteigen konnte. Also lauter Rollen fürs
    aktivistische Meme-Spiel, oder
  • 39:50 - 39:53
    Kulturkriegs-LARPen. Jetzt hab ich so oft
    LARP gesagt - muss ich vielleicht kurz
  • 39:53 - 39:57
    nochmal erklären.
    LARP: Rollenspiel als
  • 39:57 - 40:00
    Freizeitbeschäftigung. Live. Leute
    miteinander irgendwo, das ist an sich
  • 40:00 - 40:03
    keine schlimme Sache. Viele Leute machen
    das. Es gibt eine Vielzahl eigene Welten,
  • 40:03 - 40:06
    die entwickelt wurden; sehr komplex,
    großartige Events, Leute haben sehr viel
  • 40:06 - 40:13
    Spaß dabei. Es gibt das Format natürlich
    auch im Militär, als Planspiel.
  • 40:13 - 40:17
    Es gibt das auch als historisches Reenactment. Und
    sowas bringt dann mitunter etwas fragwürdige Filme
  • 40:17 - 40:21
    hervor mit Hunderten von Weltkriegs-
    Romantikern, die freiwillig irgendwo in
  • 40:21 - 40:25
    der ostdeutschen Pampa rumkriechen, um die
    guten alten Zeiten nachzuspielen. Es gibt
  • 40:25 - 40:31
    aber auch im politischen Bereich LARPer,
    z.B. hier die LARPer vom Dritten Weg -
  • 40:31 - 40:35
    kleine Neonazi-Partei, die die Grenzen
    politischer Ästhetik auf der Straße
  • 40:35 - 40:38
    austesten, indem sie Hitler-Jugend
    nachspielt, oder die LARPer von der
  • 40:38 - 40:43
    Atomwaffen-Division, die einerseits mit
    Software-Waffen posieren und martialisch
  • 40:43 - 40:46
    aussehen und andererseits dann eben auch
    reale Menschen töten - bis jetzt nur in
  • 40:46 - 40:50
    den USA, zum Glück. Und ob die Terror-
    Ankündigung real ist oder ob der Original
  • 40:50 - 40:55
    Poster nur LARPt, also nur so tut als ob,
    ist die Standardfrage, wenn irgendwo was
  • 40:55 - 40:58
    auf einem einschlägigen Forum auftaucht.
    Und irgendwo in diesem Kontinuum
  • 40:58 - 41:02
    aktivistischen Rollenspiels ist
    Reconquista Germanica. Wo genau, ist
  • 41:02 - 41:06
    schwer zu sagen, wenn alles Satire und
    Ironie ist. Weil man ja nie genau weiß,
  • 41:06 - 41:09
    wie man es deuten soll oder nicht. Im
    öffentlichen Raum sahen Trolle von
  • 41:09 - 41:12
    Reconquista Germanica mitunter ganz anders
    aus, also hatten keinen Stahlhelm auf,
  • 41:12 - 41:17
    sondern verstanden sich eher als eine Art
    Punks. Und die Repressionen nach dem
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    Pushen der AfD, nach der ersten Welle und
    nach Böhmermanns Reconquista Internet
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    machten eine andere Strategie nötig. Das
    Video, dessen Anfang ich gezeigt habe,
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    hieß auch "Der große Strategiewechsel",
    und das neue Programm war "Wir werden
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    jetzt elitär". Vorher waren viel zu viele
    Leute dabei gewesen und als es dann
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    wirklich ernst wurde, waren die plötzlich
    weg. Wir werden jetzt so eine Art
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    digitales Freikorps mit anspruchsvoller
    Auslese. Nur die Besten werden
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    reingelassen, so ein kleiner aktiver
    Stoßtrupp. Und um dieses Selbstverständnis
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    zu verstehen, zeige ich noch ein bisschen
    mehr von diesem Video. Der Sound ist sehr
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    speziell: "Die Schergen des Systems
    proklamieren gerne eine rechte Gefahr.
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    Ich kann sie beruhigen: Es gibt überhaupt
    keine rechte Gefahr. Noch nicht.
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    Denn dieses Land ist derart mit linkem
    Gedankengut verpestet worden, dass selbst
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    die Rechten, ja selbst die Rechtsextremen,
    in Wahrheit Linke sind. Es ist ein alles
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    verschlingender Sumpf, der nicht nur
    keinen festen Punkt bietet, sondern -
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    gleich Treibsand - alles, was fest ist,
    gar noch zu absorbieren, aber darüber
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    hinaus auch weich zu machen, zu zersetzen
    und mit seiner Fäulnis zu durchdringen versucht.
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    Die Rechten, das sind im Grunde
    'Social Justice Warriors in reverse':
  • 42:32 - 42:38
    Es ist im Kern genau die gleiche Sorte
    Mensch, die sie vorgeben zu bekämpfen,
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    nur unter einem anderen Etikett. Und diese
    Sorte Mensch gehört nicht meiner Spezies an,
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    auch wenn sie, ebenso wie ich, auf 2
    Beinen gehen mag. Und ich werde nicht
  • 42:50 - 42:56
    eine weitere Sekunde meines Lebens mit
    Menschen verbringen, die nicht derselben
  • 42:56 - 43:00
    Spezies angehören. Ich würde sie mir nicht
    einmal als Haustier halten. Ich werde sie
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    aus meinem Leben herausschneiden wie das
    Pfund Fleisch für den Kaufmann von Venedig.
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    Und ich werde sie der Reconquista Germanica
    aussaugen, wie Gift aus einer Wunde.
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    Der Wahnsinn hat hier ein Ende. Es wird keine
    Toleranz mehr geben für Schwäche, denn sie
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    ist der Grund für alles. Schwäche hat uns
    all das hier eingebrockt. Schwäche hat
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    unser ganzes Land zerstört, unsere Kultur
    und unser Volk."
  • 43:29 - 43:31
    Arne: Ja, äh Happy Times. Das geht
  • 43:31 - 43:35
    50 Minuten lang in dem Stil. Das ist
    verbal reiner Faschismus, und das ist
  • 43:35 - 43:39
    schon auch eine Art von Ge-LARP-re, das ist
    1:1 aus Freikorps-Literatur
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    rauskopiert, was der Mann da redet. Das
    heißt, wir haben es mit einem LARP zu tun,
  • 43:43 - 43:47
    wo Faschisten Faschisten spielen. Und das
    finde ich als jemand, der vom Theater
  • 43:47 - 43:51
    kommt, eigentlich wahnsinnig interessant.
    Wenn Ernst und Ironie so total in eins
  • 43:51 - 43:55
    fallen, dann heißt das, dass entweder nur
    noch das Prinzip "Worte statt Taten"
  • 43:55 - 43:58
    gelten kann, weil das das einzige ist,
    woran überhaupt noch festmachen kann, ob
  • 43:58 - 44:03
    die Leute politisch etwas meinen oder nicht.
    Oder man streitet sich ästhetisch und
  • 44:03 - 44:07
    kulturell. In der ersten Phase waren
    diverse Influencer, AfD-Leute und Leute
  • 44:07 - 44:12
    aus der Identitären Bewegung Teil des
    Projekts. Jetzt, zu den elitären Zeiten in
  • 44:12 - 44:17
    der zweiten Phase stritten sich Martin
    Sellner und Nikolai Alexander öffentlich
  • 44:17 - 44:20
    über Stahlhelme und Zielgruppen-Ansprachen
    und mit welcher Ästhetik man jetzt ihre
  • 44:20 - 44:25
    Politik betreiben sollte: Zoomer vs.
    Doomer. Nikolai Alexander argumentierte
  • 44:25 - 44:28
    aus strategischen Gründen gegen Terror. Er
    wolle nicht, dass jetzt alle Leute
  • 44:28 - 44:31
    losziehen und andere Leute erschießen,
    weil er meinte, das funktioniere jetzt
  • 44:31 - 44:37
    noch nicht. Wir sind zu wenige: Race War - ja,
    aber dann später. Das half aber nichts.
  • 44:37 - 44:41
    Der Verfassungsschutz beobachtete
    Reconquista Germanica, und vor
  • 44:41 - 44:46
    vier Wochen verkündete Nikolai per Video
    die Auflösung des kleinen Häufchens
  • 44:46 - 44:50
    Möchtegern-Elite, was übrig geblieben war
    von Reconquista Germanica und jammerte
  • 44:50 - 44:55
    über die Beobachtung und meinte, er würde
    nun das Schlachtschiff selbst versenken,
  • 44:55 - 44:58
    damit es dem Feind nicht in die Hände
    fällt. Das ist ganz wörtlich, was er sagte.
  • 44:58 - 45:01
    Es ist nicht das schlechteste
    Schicksal, sein Schlachtschiff selbst
  • 45:01 - 45:05
    versenken zu dürfen. Und dazu dann sehr
    viele sentimentale Bilder von den großen
  • 45:05 - 45:10
    Zeiten mit Reconquista Germanica. Jetzt
    widmet er sich ganz wieder dem YouTube-
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    Game, in Konkurrenz mit diesen Kollegen,
    mit dem er auch mit dem Bedeutungsverlust
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    seiner Bewegung kämpft. Und damit ist dann
    auch das letzte Kapitel eingeschlagen, und
  • 45:17 - 45:22
    für das Kapitel verabschiede ich mich von
    den Menschen zu Hause an den Monitoren.
  • 45:22 - 45:27
    Auf Wiedersehen. Schön, dass ihr zugeguckt
    habt. Das machen wir jetzt hier unter uns
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    Aus dem ganz einfachen Grund, dass Patriot Peer
    das einzige ist von all den Sachen,
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    die ich zeige, was immer noch entwickelt wird
    und ich keine Werbung für Nazi-Apps machen
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    möchte, die das dann irgendwann mal
    im Internet sehen.
  • 45:36 - 45:43
    Applaus
  • 45:43 - 45:49
    Abspannmusik
  • 45:49 - 46:10
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2019. Mach mit und hilf uns!
Title:
36C3 - Let’s play Infokrieg
Description:

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Video Language:
German
Duration:
46:10

German subtitles

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