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Medizin: Darm mit Charme (Science Slam Berlin)

  • 0:02 - 0:05
    Willkommen zur nächsten Teilnehmerin,
  • 0:05 - 0:07
    und die junge Dame heißt:
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    Giulia Enders!
  • 0:09 - 0:14
    Und sie studiert an der Goethe Universität
    in Frankfurt am Main.
  • 0:14 - 0:18
    Und jetzt macht mal Lärm,
    wenn wir sie auf die Bühne bitten!
  • 0:18 - 0:19
    (Applaus)
  • 0:19 - 0:22
    Ach da bist du ja schon!
  • 0:22 - 0:25
    Deine zehn Minuten!
  • 0:25 - 0:28
    (Applaus)
  • 0:28 - 0:31
    Okay. Also, wie gesagt,
    ich studiere Medizin,
  • 0:31 - 0:32
    [Jemand jubelt]
  • 0:32 - 0:33
    [Giulia lacht]
  • 0:33 - 0:34
    Ja, genau...
  • 0:34 - 0:36
    Und eine Sache, für die Medizin
    ganz großartig ist
  • 0:36 - 0:38
    -- wie man eben auch gemerkt hat --
  • 0:38 - 0:41
    sind Kaffeekränzchen und Teekränzchen
    bei Tanten.
  • 0:41 - 0:43
    Da wird man nämlich meistens gefragt,
    was man studiert,
  • 0:43 - 0:46
    und wenn meine Schwester dann
    eine halbe Stunde erklären muß,
  • 0:46 - 0:48
    was Kommunikationsdesign ist,
  • 0:48 - 0:49
    sag' ich:
  • 0:49 - 0:51
    Medizin!
  • 0:51 - 0:52
    (Lachen)
  • 0:52 - 0:55
    Und krieg' frohlockende Blicke,
  • 0:55 - 0:57
    die ich ernten kann,
  • 0:57 - 0:59
    (Lachen) (Applaus)
  • 0:59 - 1:01
    Das ist echt ganz nett,
  • 1:01 - 1:04
    aber das hält bei mir leider immer
    ungefähr nur so dreißig Sekunden,
  • 1:04 - 1:06
    dann kommt nämlich die Frage:
  • 1:06 - 1:08
    "Und in welches Gebiet
    willst du später gehen?"
  • 1:08 - 1:11
    Und dann muß ich blank ziehen
    aus treuer Liebe, und sagen:
  • 1:11 - 1:12
    "Seit dem ersten Semester
  • 1:12 - 1:15
    bin ich total auf dem Darmrohr
    hängengeblieben.
  • 1:15 - 1:16
    Es fing alles mal mit dem Anus an
  • 1:16 - 1:20
    und es ist mein großes Faszinationsgebiet."
  • 1:20 - 1:26
    (Lachen) (Applaus)
  • 1:26 - 1:29
    Dann versickert die Verzückung,
  • 1:29 - 1:33
    es wird auch unangenehm still meistens,
  • 1:33 - 1:35
    und ich höre dann immer nur ganz weit entfernt
    in der Ecke vom Zimmer:
  • 1:35 - 1:38
    "Und was macht man dann
    mit Kommunikationsdesign?"
  • 1:38 - 1:40
    (Lachen)
  • 1:40 - 1:43
    Und es ist eigentlich schade,
  • 1:43 - 1:45
    weil der Darm hat 'ne Menge Charme.
  • 1:45 - 1:48
    Und ich weiß nicht ganz genau,
    was meine Tanten da so denken,
  • 1:48 - 1:54
    Aber ich vermute mal, es hat einfach
    mit wahnsinnig viel Kot zu tun,
  • 1:54 - 1:57
    in allen Formationen und Zuständen,
    die Kot annehmen kann,
  • 1:57 - 2:00
    oder mit Kot anderer,
  • 2:00 - 2:03
    mit dem man nichts zu tun haben wollte.
  • 2:03 - 2:06
    (Lachen) (Applaus)
  • 2:06 - 2:09
    Oder auch...
  • 2:09 - 2:14
    Oder auch mit obskuren Reinigungsmethoden,
  • 2:14 - 2:19
    die uns so aus 'nem Arztzimmer
    wieder raus gehen lassen.
  • 2:19 - 2:23
    Oder Internetvideos,
    die so graphisch sind,
  • 2:23 - 2:26
    daß allein die Reaktion darauf
  • 2:26 - 2:30
    so gut ist, daß wir sie nicht mal
    gucken brauchen.
  • 2:30 - 2:33
    Und auch die Wissenschaft hat Gründe
    warum sie den Darm haßt.
  • 2:33 - 2:36
    Aber das sind wenigstens auch die Gründe,
    warum er so faszinierend ist.
  • 2:36 - 2:37
    Das ist hundertmal die Fläche der Haut --
  • 2:37 - 2:40
    ich könnte mich also 99 mal
    neben mich stellen.
  • 2:40 - 2:42
    Das in so 'nem engen Rohr
    soviel Immunsystem drin ist,
  • 2:42 - 2:44
    soviel Hormone produziert werden,
  • 2:44 - 2:49
    daß es hier 100 Trillionen Möglichkeiten
    an Bakterien gibt, die hier leben können --
  • 2:49 - 2:52
    das ist die Menschheit mal die Menschheit
    mal zwei.
  • 2:52 - 2:54
    Und wenn ich ein Stück...
  • 2:54 - 2:58
    Der hat ein so eigenständiges Nervensystem,
    daß wenn ich ein Stück Darm rausschneide,
  • 2:58 - 3:03
    so hinhalte und mal draufticke,
    dann grummelt er mir freundlich entgegen.
  • 3:03 - 3:06
    Und das ist sehr komplex und macht der Wissenschaft Angst, und das versteh' ich auch,
  • 3:06 - 3:08
    aber meine Oma sagt immer,
    wenn man was wirklich mag,
  • 3:08 - 3:11
    auch wenn es am Anfang
    einen ein bißchen überwältigt,
  • 3:11 - 3:12
    dann macht man es halt Schritt für Schritt.
  • 3:12 - 3:17
    Wenn man dann in 'ne Pfütze tritt,
    ist auch nur ein Fuß naß.
  • 3:17 - 3:23
    (Lachen) (Applaus)
  • 3:23 - 3:26
    Deswegen fangen wir mal hier an,
    wir sehen die Speiseröhre,
  • 3:26 - 3:29
    die macht so melkartige Bewegungen,
    drückt das Essen nach unten,
  • 3:29 - 3:32
    [es] fällt in den Magen, der Magen schaukelt
    so ein bißchen hin und her, zerkleinert das,
  • 3:32 - 3:35
    und füttert das häppchenweise
    an den Dünndarm.
  • 3:35 - 3:37
    Im Dünndarm wird es dann
    so magisch geknetet,
  • 3:37 - 3:38
    es wird nämlich immer
    weniger beim kneten,
  • 3:38 - 3:40
    es wird dann über den Dickdarm
    transportiert,
  • 3:40 - 3:42
    am Anus kommt’s wieder raus --
    klingt einfach.
  • 3:42 - 3:44
    Wenn wir uns aber
    einen Prozeß rauspicken --
  • 3:44 - 3:48
    -- es war bei mir der Anus --
  • 3:48 - 3:51
    Ja -- dann merken wir, das ist ein bißchen
    komplexer, als es erst mal scheint.
  • 3:51 - 3:54
    Ich hab mir das jetzt auch
    nicht freiwillig ausgesucht,
  • 3:54 - 3:55
    das war so, mein Mitbewohner
    kam in die Küche und sagt:
  • 3:55 - 3:57
    Giulia, du studierst doch Medizin --
  • 3:57 - 4:00
    Wie geht kacken?
  • 4:00 - 4:03
    (Lachen)
  • 4:03 - 4:07
    Da habe ich gemerkt, daß der Anus
    auch sehr kommunikativ ist, eigentlich.
  • 4:07 - 4:11
    Das ganze ist nämlich so ein Zwischending
    zwischen zwei Bewußtseinswelten.
  • 4:11 - 4:14
    Wir haben einmal hier
    den Inneren Sphinkter
  • 4:14 - 4:18
    und hier den Äußeren Sphinkter,
    also den Schließmuskel.
  • 4:18 - 4:20
    Den Äußeren, den kennen wir ganz gut.
  • 4:20 - 4:22
    Wenn ich jetzt zum Beispiel sag',
    macht mal bitte:
  • 4:22 - 4:24
    A - O - A - O
  • 4:24 - 4:26
    (A - O - A - O)
  • 4:26 - 4:28
    -- also mit dem Anus --
  • 4:28 - 4:30
    (Lachen)
  • 4:30 - 4:32
    -- machen bestimmt ganz viele gerade,
    ihr seht's nur nicht --
  • 4:32 - 4:35
    dann merken wir, das können wir.
  • 4:35 - 4:40
    Wenn ich jetzt sag': Das gleiche...
  • 4:40 - 4:44
    Das gleiche...
  • 4:44 - 4:48
    Wenn ich jetzt sag': Das gleiche jetzt bitte
    noch mal mit eurem Inneren Schließmuskel,
  • 4:48 - 4:51
    das ist schwieriger.
  • 4:51 - 4:52
    (Lachen)
  • 4:52 - 4:55
    Hat vielleicht geklappt? Eh?
  • 4:55 - 4:57
    Aber wir merken, da ist ein Unterschied,
  • 4:57 - 5:00
    das ist nicht so bewußt steuerbar.
  • 5:00 - 5:02
    Wir gehen jetzt mal den Durchgang durch.
  • 5:02 - 5:05
    Wenn jetzt so verdautes Essen ankommt
    und an diesen inneren Schließmuskel stößt,
  • 5:05 - 5:09
    dann macht der reflexartig auf,
    läßt 'nen Testhappen durch.
  • 5:09 - 5:17
    Und in diesem Zwischenraum zwischen dem inneren
    und dem äußeren Schließmuskel sitzen Sensorzellen.
  • 5:17 - 5:22
    Die prüfen dann: ist das, was hier ankommt fest
    oder gasförmig, und melden das dann dem Gehirn.
  • 5:22 - 5:24
    (Lachen)
  • 5:24 - 5:29
    In dem Moment wird dem Gehirn dann bewußt:
    Ah! Ich muß kacken.
  • 5:29 - 5:33
    Und das Gehirn macht dann, was es
    mit seinem bewußten Bewußtsein so toll kann,
  • 5:33 - 5:36
    es stellt uns nämlich auf unsere Umwelt ein.
  • 5:36 - 5:39
    Es sagt dann z.B.: Du, ich hab geguckt,
  • 5:39 - 5:41
    (Lachen)
  • 5:41 - 5:43
    wir sind gerade...
  • 5:43 - 5:47
    Wir sind gerade beim Science Slam.
  • 5:47 - 5:52
    Gasförmig geht, wenn du es so leise
    raustwitschen läßt, vielleicht noch,
  • 5:52 - 5:56
    fest -- eher ungut.
  • 5:56 - 5:58
    (Lachen)
  • 5:58 - 6:00
    Dann vereinigen die sich
    und schieben das wieder zurück,
  • 6:00 - 6:03
    (Lachen)
  • 6:03 - 6:06
    es kommt dann in die Warteschleife,
  • 6:06 - 6:08
    raus muß es eh irgendwann.
  • 6:08 - 6:10
    Wenn wir aber gerade zu Hause
    auf dem Couchsofa rumhängen,
  • 6:10 - 6:13
    haben eh nichts Besseres zu tun --
    freie Fahrt.
  • 6:13 - 6:27
    (Lachen) (Applaus)
  • 6:27 - 6:32
    Der Anus ist nur die Spitze des Eisbergs.
  • 6:32 - 6:36
    [Gerda], was hat sie gesagt?
  • 6:36 - 6:42
    Ich glaub sie hat gesagt:
    Der Anus ist nur die Spitze des Eisbergs.
  • 6:42 - 6:45
    Der Anus ist wirklich
    nur die Spitze des Eisbergs.
  • 6:45 - 6:47
    Es sind zwei Zentimeter,
  • 6:47 - 6:50
    die wir bewußt wahrnehmen
    und die wir kontrollieren können,
  • 6:50 - 6:54
    und dieser ganze Rest...
  • 6:54 - 6:57
    Wenn wir wirklich wissen wollen: was ist hier
    unten noch [vergeben?], dann schlag' ich vor,
  • 6:57 - 7:00
    als ersten Zwischenschritt
    gehen wir an die Grenzfläche.
  • 7:00 - 7:03
    Wir suchen uns also was aus,
    was mit dem Darmrohr zu tun hat,
  • 7:03 - 7:07
    aber gleichzeitig unterbewußt
    und bewußt ist.
  • 7:07 - 7:10
    Dafür sind super die 7 Basisemotionen --
    ich hab mal drei genommen --
  • 7:10 - 7:12
    die wir im Gesicht ablesen können.
  • 7:12 - 7:15
    Es gibt 7, die sind bei allen Menschen auf der Welt gleich, egal [welche] Kultur usw.
  • 7:15 - 7:16
    Hier eben drei:
  • 7:16 - 7:19
    Schreck -- Freude -- Trauer.
  • 7:19 - 7:25
    Diese 7 Basisemotionen, die huschen,
    wenn wir das Gefühl haben, über unser Gesicht,
  • 7:25 - 7:28
    und wir können sie im ersten Moment
    nicht kontrollieren.
  • 7:28 - 7:31
    Und das erinnert uns jetzt vielleicht auch so
    ein bißchen an diesen inneren Schließmuskel
  • 7:31 - 7:34
    -- den konnten wir ja auch gerade nicht so kontrollieren -- und so weit hergeholt ist das nicht,
  • 7:34 - 7:37
    als wir nämlich kleine embryologische Zellhäufchen
    in der Gebärmutter waren,
  • 7:37 - 7:41
    da war da nicht groß was mit Gesicht --
    da war das Anfang vom Darmrohr.
  • 7:41 - 7:46
    Und irgendwann hat man gesagt:
    O.k., wir machen noch ein Gesicht drum rum,
  • 7:46 - 7:48
    scheint ja gut anzukommen.
  • 7:48 - 7:50
    Aber an sich waren das dieser
    unkontrollierte Muskelschlauch,
  • 7:50 - 7:52
    der hat da angefangen,
  • 7:52 - 7:54
    und die Überreste, die davon noch da sind,
    sind dafür verantwortlich,
  • 7:54 - 7:56
    daß wir unsere Mimik nicht dauernd
    kontrollieren können.
  • 7:56 - 7:59
    Den Arm können wir dauernd kontrollieren,
    die Mimik nicht.
  • 7:59 - 8:02
    Jetzt eröffnet das für mich
    so ein bißchen die Frage:
  • 8:02 - 8:05
    Was macht denn da der Darm
    bei all diesen Emotionen?
  • 8:05 - 8:07
    Erschreckt der sich furchtbar?
  • 8:07 - 8:09
    Hat er ein zauberhaftes lächeln?
  • 8:09 - 8:12
    Oder ist er auch manchmal traurig?
  • 8:12 - 8:16
    Und da gehen wir jetzt mal ein bißchen tiefer,
    nämlich an diese untere Basis des Eisbergs,
  • 8:16 - 8:20
    weil es ist ein bißchen
    [eine] Frage [Unterbewußtsein],
  • 8:20 - 8:22
    und da streiten sich auch viele Leute,
    weil klar, man kann immer sagen:
  • 8:22 - 8:24
    Nee, der Darm hat mit unserer Gefühlswelt
    gar nichts zu tun,
  • 8:24 - 8:26
    er hat halt auch nur Zellen,
    und unser Gehirn...
  • 8:26 - 8:30
    und es ist alles DNA, und unsere Gene
    verursachen wie wir uns fühlen usw.
  • 8:30 - 8:33
    Also es gibt zwei Grundüberlegungen,
    nämlich einmal:
  • 8:33 - 8:37
    Gehirn sagt halt 'ne Stimmung und sagt dann
    allen Organen so wie der Herrscher was los ist,
  • 8:37 - 8:41
    und die andere ist: Hat der Darm vielleicht auch
    was mit unseren Gefühlen zu tun,
  • 8:41 - 8:45
    und unserer Gedankenwelt
    und eventuell unserem Verhalten?
  • 8:45 - 8:49
    Und da ist interessant,
    daß wir einfach was nehmen,
  • 8:49 - 8:53
    was nicht mit unseren Genen und unserer DNA
    zu tun hat, nämlich diese riesen Flora.
  • 8:53 - 8:56
    Wir haben hier also ein Volk,
    was in jedem von uns sitzt,
  • 8:56 - 9:00
    das kann zum Teil bis zu zwei Kilo
    schwer werden, was auch völlig normal ist,
  • 9:00 - 9:05
    und es ist sozusagen so 'ne Ansammlung
    an Dingen, Entscheidungen, die wir treffen,
  • 9:05 - 9:08
    an Essen, was wir zu uns nehmen,
    die Umgebung, die uns umgibt,
  • 9:08 - 9:13
    so was wie unsere eigene Pokemonsammlung
    an Darmbakterien.
  • 9:13 - 9:15
    Würde die euch auch alle gerne vorstellen,
  • 9:15 - 9:19
    aber über 60% kennen wir gar nicht,
    die kann man nämlich nicht anzüchten,
  • 9:19 - 9:21
    und die mögen es einfach in unserem Darm,
  • 9:21 - 9:25
    so daß wir die nicht wirklich in einer Petrischale
    schön beobachten [können], was die so tun usw.
  • 9:25 - 9:28
    Aber daß sie doch irgendwie einen Einfluß haben,
  • 9:28 - 9:32
    da fängt man an seit ein paar Jahren
    ein bißchen intensivere Forschung zu machen.
  • 9:32 - 9:35
    Was man bisher schon wußte, waren so grundlegenden Dinge: die trainieren unser Immunsystem,
  • 9:35 - 9:39
    unsere Blutgruppe entsteht
    nur durch unsere Darmbakterien,
  • 9:39 - 9:41
    durch dieses Training, durch den Einfluß,
    das Zwischenspiel,
  • 9:41 - 9:45
    und wenn wir böse, ganz böse haben,
    dann bekommen wir bösen Durchfall.
  • 9:45 - 9:49
    Aber was ist mit den dezenten, die da einfach
    den ganzen Tag sitzen und ihre Arbeit machen?
  • 9:49 - 9:51
    Die machen das auf völlig
    verschiedene Art und Weise,
  • 9:51 - 9:54
    wir haben die unterschiedlichsten Völker,
    was für Einflüsse haben die?
  • 9:54 - 9:57
    Und da entsteht so eine neue Babel,
  • 9:57 - 9:59
    die meine Leidenschaft ist, sozusagen,
  • 9:59 - 10:05
    und bei der wir einfach uns viele Fragen
    anfangen zu stellen.
  • 10:05 - 10:08
    Wenn ich diese oder diese Bakterien habe,
    werde ich dann dicker,
  • 10:08 - 10:11
    obwohl ich das gleiche
    esse wie jemand anderes?
  • 10:11 - 10:14
    Kann ich Depressionen eher kriegen
    durch verschiedene Darmbakterien?
  • 10:14 - 10:16
    Schützen mich manche
    Darmbakterien vor Krebs
  • 10:16 - 10:19
    und andere lassen ihn eher entstehen?
  • 10:19 - 10:22
    Die meisten von diesen Fragen
    kann man anhand der Forschungen,
  • 10:22 - 10:26
    die Wege, die sie gerade [geht],
    tendenziell mit "ja" beantworten.
  • 10:26 - 10:30
    Und das ist ein sehr interessantes Ding
    und schwebt über meinem Kopf wie so eine Wolke.
  • 10:30 - 10:35
    Ich war jetzt seit einem halben Jahr oder bin noch
    ein halbes Jahr an der Neuroscience in Frankfurt,
  • 10:35 - 10:39
    da machen wir Tests z.B.
    mit [körpereigenen] Proteinen,
  • 10:39 - 10:42
    wo wir gucken: schützen die Nervenzellen
    oder eher nicht?
  • 10:42 - 10:44
    Aber ich merke einfach, ich sitze davor
    und denke die ganze Zeit:
  • 10:44 - 10:47
    So, und das will ich jetzt
    mit Bakterienprotein machen.
  • 10:47 - 10:49
    Da gab's 'ne Studie,
    die hätte ich so nie erwartet.
  • 10:49 - 10:52
    Da waren [Mäuse],
  • 10:52 - 10:54
    die hat man mit bestimmten
    Darmbakterien kolonisiert,
  • 10:54 - 10:58
    und hat dann festgestellt, unter Streß,
    wo die Darmwand ein bißchen durchlässiger wird,
  • 10:58 - 11:00
    haben die Gedächtnislücken
    von zehn bis dreißig Tagen.
  • 11:00 - 11:03
    Gleichzeitige Probiotikagaben --
    [keine] Gedächtnislücken.
  • 11:03 - 11:06
    Und da wollte ich eben wissen:
    O.k., was passiert denn dann?
  • 11:06 - 11:08
    Und lauter Sachen...
    Also ich nehme die Fragen immer mit,
  • 11:08 - 11:12
    und mein Anliegen ist -- weil in Deutschland gibt es einfach sau wenig Doktorarbeiten und [Forscher]gruppen dazu --
  • 11:12 - 11:14
    daß ich es ein bißchen weiter verbreite.
  • 11:14 - 11:17
    Deswegen, ich hoffe, ihr nehmt auch was mit,
    z.B. der Anus ist kommunikativ,
  • 11:17 - 11:21
    beim Lächeln von einer hübschen Dame darf man
    gerne auch unpervers an ihr Darmrohr denken,
  • 11:21 - 11:25
    Der Darm ist sehr volksnah
    mit einem riesen Eigentum,
  • 11:25 - 11:27
    ihr habt selber alle ein Volk,
    behandelt's gut,
  • 11:27 - 11:29
    Und ich hoffe ihr mögt ihn jetzt lieber,
  • 11:29 - 11:33
    vielleicht hat mancher Politiker jetzt
    Konkurrenzangst vor ihm oder so,
  • 11:33 - 11:37
    und ich hoff' die Damen
    freuen sich ein bißchen mehr.
  • 11:37 - 11:39
    Ich danke sehr euch für's Zuhören
    und meiner Schwester,
  • 11:39 - 11:43
    weil sie das mit Kommunikationsdesign
    möglich gemacht hat.
  • 11:43 - 11:47
    (Applaus)
  • 11:47 - 11:49
    Giulia Enders!
  • 11:49 - 11:54
    (Applaus)
  • 11:54 - 11:55
    ...geht doch!
  • 11:55 - 11:58
    So, dann geben wir der jungen Dame,
    die heute Abend gewonnen hat,
  • 11:58 - 12:03
    nochmal für eine Minute dreißig
    unsere volle Aufmerksamkeit:
  • 12:03 - 12:05
    Eine kleine wissenschaftliche Zugabe!
  • 12:05 - 12:09
    Und dann, äh, ja, du hast das letzte Wort.
    Freut mich!
  • 12:09 - 12:11
    Oh, wie schön, und wie außergewöhnlich auch.
  • 12:11 - 12:13
    Ja ist mir dann eingefallen durch die schicke Ballnummer hier, dachte:
  • 12:13 - 12:15
    ich hab auch noch was, was ich noch...
  • 12:15 - 12:17
    Ich vergess' es nämlich jedes Mal --
    das ist eigentlich ziemlich cool.
  • 12:17 - 12:20
    Ich hab ja vorhin von diesen Sensorzellen erzählt,
  • 12:20 - 12:24
    die zwischen gas[förmig]
    und fest unterscheiden können --
  • 12:24 - 12:27
    da fehlt ja noch ein Aggregatzustand: flüssig...
  • 12:27 - 12:28
    Ist immer ein bißchen...
  • 12:28 - 12:31
    Ist immer ein bißchen schlecht
    für so 'ne Publikumsfrage so 'n Thema --
  • 12:31 - 12:33
    aber vielleicht kennt der
    eine oder andere das:
  • 12:33 - 12:38
    Man hat Durchfall, denkt man muß pupsen --
    geht in die Hose?
  • 12:38 - 12:41
    Flüssig kennt der nicht,
    da wirft er den Zufallsgenerator an!
  • 12:41 - 12:43
    Das war's!
  • 12:43 - 12:48
    (Lachen) (Applaus)
  • 12:48 -
    Ich hab es auch schon in Freiburg vergessen,
    ich vergess' das immer wieder...
Title:
Medizin: Darm mit Charme (Science Slam Berlin)
Description:

Giulia Enders, Science Slam Berlin. 5. März 2012
"Das Darmrohr - Darm mit Charme"

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Video Language:
German
Duration:
12:54

German subtitles

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