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Shekhar Kapur: Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen

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    Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich bei diesen Film mit dem Titel "Elizabeth" Regie führen wolle.
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    Und wir alle sprechen über diese großartige englische Ikone und sagen:
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    "Sie ist eine großartige Frau. Sie tut einfach alles."
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    "Wie werden wir sie vorstellen?"
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    Also haben wir uns mit dem Studio, den Produzenten und dem Drehbuchautoren an einen Tisch gesetzt
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    und sie fragten mich: "Shekhar, was denkst du?"
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    Und ich sagte: " Ich denke, sie tanzt."
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    Alle sahen mich an
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    und jemand sagte: "Bollywood."
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    Ein anderer sagte: "Wie viel werden wir ihm bezahlen?"
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    Und ein Dritter sagte: "Suchen wir uns einen anderen Regisseur."
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    Ich dachte, ich hätte bessere Chancen.
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    Also hatten wir eine große Diskussion darüber, wie wir Elisabeth vorstellen würden,
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    und ich sagte, okay, vielleicht steckt zu viel Bollywood in mir.
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    Vielleicht tanzt Elisabeth? Diese große Ikone?
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    Was erzählst du da?
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    Also überdachte ich das Ganze noch einmal
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    und wir kamen alle überein.
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    Und hier nun die Vorstellung dieser
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    großen britischen Ikone Elisabeth I.
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    Leicester: Darf ich Euch Gesellschaft leisten, Mylady?
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    Elisabeth: Wenn's Euch beliebt, mein Herr.
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    (Musik)
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    Shekhar Kapur: Sie tanzte also.
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    Und wieviele Menschen, die den Film sahen, haben nicht verstanden,
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    dass hier eine Frau verliebt
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    und vollkommen unschuldig war
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    und dass sie das Leben genoss und sehr jugendlich war?
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    Und wie viele von Ihnen haben das nicht verstanden?
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    Das ist die Kraft des visuellen Geschichtenerzählens.
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    Das ist die Kraft des Tanzes. Das ist die Kraft der Musik.
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    Die Kraft des Nicht-Wissens.
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    Wenn ich bei einem Film Regie führe,
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    bereiten wir uns jeden Tag viel zu sehr vor. Wir denken zu viel.
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    Das Wissen hat zu viel Einfluss auf die Lebenserfahrung.
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    Einfache Worte verlieren sich
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    im Treibsand der Erfahrung.
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    Also komme ich ans Set und sage:
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    "Was werde ich heute tun?" Ich werde nicht das tun, was ich geplant hatte,
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    und ich versetze mich selbst in absolute Panik.
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    Das ist meine Methode, meinen Verstand auszuschalten,
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    mein Verstand, der mir sagt:
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    "Hey, du weißt, was du machst. Du weißt genau, was du da machst.
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    Du bist Regisseur und hast das schon jahrelang gemacht."
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    Ich muss mich also soweit bringen,
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    dass ich mich selbst in völlige Panik versetze.
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    Es ist vielmehr eine symbolische Geste. Ich zerreiße das Drehbuch.
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    Ich versetze mich immer mehr selbst in Panik. Ich bekomme Angst.
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    Ich mache es jetzt gerade. Sie können es sehen. Ich werde nervös.
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    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was ich tue. Soweit will ich gar nicht denken.
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    Und wenn ich es doch tue, fragt mein Assistent natürlich:
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    "Sie wissen, was sie tun werden, Sir?" Ich sage: "Natürlich weiß ich es."
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    Die Leiter des Studios würde sagen:
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    "Hey, schaut euch mal Shekhar an. Er ist wirklich vorbereitet."
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    Und innerlich lausche ich Nusrat Fateh Ali Khan,
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    weil er chaotisch ist.
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    Ich erlaube, dass über mir Chaos hereinbricht,
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    weil ich mir von diesem Chaos erhoffe, dass einige Momente der Wahrheit entstehen werden.
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    Vorbereitung ist zwar gut und schön,
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    aber ich weiß ja gar nicht, ob sie ehrlich
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    oder gar wahrhaftig ist.
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    Die ganze Wahrheit kommt in dem einen Moment zum Vorschein, wird lebendig,
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    und wenn man fünf großartige Momente
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    von dieser Lebendigkeit
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    in die Geschichte einbauen kann,
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    werden die Filmzuschauer es verstehen.
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    Ich suche nach solchen Momenten, und dann stehe ich da
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    und sage: "Ich weiß noch nicht, wie wir es machen werden."
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    Letztendlich schauen mich alle an,
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    und ich spreche von 200 Leuten um 07:00 Uhr morgens,
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    die um 06:45 Uhr kommen, und ich komme dann um 07:00 Uhr,
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    und jeder sagt:
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    "Was machen wir als erstes? Was wird als nächstes passieren?"
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    Sie versetzen sich selbst in einen Panikzustand,
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    in dem Sie nicht wisse – Sie wissen es also nicht
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    und weil Sie es nicht wissen,
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    beten Sie zum Universum. Sie beten also zum Universum,
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    dass etwa – Ich versuche es auf die Weise
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    wie Einstein – sage ein Gebet –
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    auf seine Gleichungen kam –
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    die gleiche Quelle. Ich suche nach der gleichen Quelle,
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    weil Kreativität immer von der gleichen Quelle kommt,
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    nämlich wenn Sie außerhalb sich selbst meditieren,
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    außerhalb des Universums.
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    Sie suchen nach etwas, das kommt und Sie wie ein Blitz trifft.
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    Aber bis dahin rühren Sie keinen Finger.
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    Also was machen Sie dann?
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    Kate sagt: "Shekhar, was soll ich tun?"
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    Und ich sage: "Kate, was willst du tun?" (Gelächter)
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    "Du bist eine großartige Schauspielerin und ich möchte meinen Darstellern die Möglichkeit geben, es selbst herauszufinden.
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    Warum zeigst du mir nicht, was du tun möchtest?"
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    (Schallendes Gelächter)
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    Was mach‘ ich also? Ich versuche, Zeit zu schinden.
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    Ich versuche, Zeit zu schinden.
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    Das Erste, dass ich über das Geschichtenerzählen gelernt habe
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    und das ich seitdem verfolge, ist Panik.
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    Mit Panik hat man einen großartigen Zugang zu Kreativität,
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    weil dies der einzige Weg ist, den Verstand auszuschalten.
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    Schalten Sie den Verstand einfach aus.
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    Schalten Sie ihn aus, einfach aus.
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    Lassen Sie uns hinaus in das Universum gehen,
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    weil es da draußen etwas gibt, dass wahrhaftiger ist
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    als unser Verstand
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    und wahrhaftiger als unser Universum.
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    [unklar], das haben Sie gestern gesagt. Ich wiederhole es nur,
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    denn das ist es, was ich unentwegt verfolge,
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    irgendwo Shunyata zu finden, die Leere.
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    Aus der Leere heraus kommt ein Moment kreativer Inspiration.
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    Das ist es, was ich mache.
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    Als ich ein Kind war – so ungefähr acht Jahre alt.
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    Sie erinnern sich bestimmt, wie es damals in Indien war. Es gab keine Luftverschmutzung.
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    Wir wohnten in Dehli – wir nannten es eine chata oder die khota,
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    was jetzt zu einem Schimpfwort geworden ist. Es bedeutet Terrasse –
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    und in der Nacht schliefen wir draußen.
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    Als ich in der Schule das Fach Physik gerade dazu bekam,
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    wurde mir beigebracht,
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    wenn es etwas gibt, das existiert,
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    dann ist es messbar.
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    Wenn es nicht messbar ist,
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    dann existiert es nicht.
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    Nachts lag ich unter unverschmutztem Himmel,
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    so wie es in Delhi damals war, als ich ein Kind war,
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    und ich starrte in das Universum und fragte mich:
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    "Wie weit reicht das Universum?"
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    Mein Vater war Arzt
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    und ich fragte ihn: "Papa, wie weit reicht das Universum?"
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    Und er sagte: "Sohn, es ist unendlich."
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    Also sagte ich: "Bitte miss unendlich,
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    weil in der Schule haben sie mir gesagt,
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    dass etwas nicht existiert, wenn ich es nicht messen kann.
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    Ich kann mir die Größe des Universums einfach nicht vorstellen."
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    Also, wie groß ist die Unendlichkeit?
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    Was bedeutet eigentlich unendlich?
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    Und so weinte ich in der Nacht,
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    weil meine Vorstellungskraft die Kreativität nicht erreichen konnte.
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    Was habe ich also gemacht?
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    Damals, im zarten Alter von sieben Jahren,
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    erfand ich eine Geschichte.
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    Was war das für eine Geschichte?
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    Ich weiß nicht warum, aber ich erinnere mich immer noch an diese Geschichte.
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    Da ist ein Holzfäller,
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    der seine Axt in die Hand nimmt und ein Holzstück auseinander hackt,
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    und die gesamte Galaxie ist ein Atom in dieser Axt.
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    Wenn die Axt das Holzstück trifft,
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    dann wird alles zerstört
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    und es kommt wieder zum Urknall.
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    Aber davor hat es auch einen Holzfäller gegeben.
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    Und wenn die Geschichte zu Ende war,
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    dann stellte ich mir vor, dass des Holzfällers Universum
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    ein Atom in der Axt eines anderen Holzfällers ist.
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    Also konnte ich die Geschichte immer wieder von Neuem erzählen
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    und überwand dieses Problem,
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    und so überwand ich das eigentliche Problem.
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    Wie habe ich es also gemacht? Eine Geschichte erzählt.
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    Was ist eine Geschichte?
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    Eine Geschichte ist unser – das sind wir alle.
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    Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen.
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    In diesem Universum, und dieser Existenz,
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    in dem bzw. in der wir leben mit dieser Dualität,
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    ob wir existieren oder nicht
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    und wer wir sind,
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    definieren die Geschichten, die wir uns erzählen,
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    die Möglichkeiten
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    unserer Existenz.
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    Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen.
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    Und auf diese Art und Weise sehen wir die Geschichten.
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    Eine Geschichte ist die Beziehung,
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    die man entwickelt zwischen dem, der man ist
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    oder dem, der man sein könnte,
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    und der weiten Welt, und das ist unsere Mythologie.
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    Wir erzählen unsere Geschichten,
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    und einen Menschen ohne eine Geschichte gibt es nicht.
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    Einstein erzählte eine Geschichte,
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    verfolgte seine Geschichten und kam auf Theorien.
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    Er kam auf Theorien und dann auf seine Gleichungen.
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    Alexander kannte eine Geschichte, die ihm seine Mutter erzählte,
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    und er ging hinaus, um die Welt zu erobern.
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    Wir alle, jeder von uns hat eine Geschichte, der er folgt.
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    Wir erzählen uns selbst Geschichten.
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    Und ich gehe sogar noch weiter und sage:
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    "Ich erzähle eine Geschichte, also bin ich."
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    Ich existiere, weil es Geschichten gibt.
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    Gäbe es keine Geschichten, würde es uns nicht geben.
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    Wir erfinden Geschichten, um uns unsere Existenz zu erklären.
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    Wenn wir das nicht machen würden,
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    würden wir wahrscheinlich verrückt.
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    Ich weiß nicht. Ich bin nicht sicher, aber das habe ich schon die ganze Zeit getan.
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    Und im Film?
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    Ein Film erzählt eine Geschichte.
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    Ich frage mich oft, wenn ich ein Film mache – ich denke darüber nach, ein Film über Buddha zu machen –
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    und dann frage ich mich: Was wäre, wenn Budhha all die Dinge gehabt hätte,
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    die einem Regisseur gegeben sind,
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    nämlich Musik, visuelle Umsetzungsmöglichkeiten und eine Videokamera.
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    Wäre der Buddhismus dann besser geworden?
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    Das legt mir jedoch eine Art Bürde auf.
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    Ich muss eine Geschichte
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    auf eine komplexere Art und Weise erzählen,
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    aber ich habe auch die Möglichkeit dazu:
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    den Subtext.
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    Als ich das erste Mal nach Hollywood kam, sagten sie –
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    Ich sprach immer über den Subtext und mein Agent kam zu mir und sagte:
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    "Würdest du bitte nicht über den Subtext reden?"
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    Ich fragte: "Warum?" Und er sagte: "Weil dir niemand einen Job gibt,
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    wenn du über Subtext redest.
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    Erzähl einfach nur etwas über den Plot
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    und sage, wie großartig der Film werden wird
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    und wie die Bilder aussehen werden."
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    Wenn ich die Geschichte eines Films betrachte
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    suchen wir nach folgenden Dingen:
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    Wir suchen in der Geschichte die Handlungsebene,
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    wir suchen in der Geschichte
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    die psychologische Ebene,
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    dann suchen wir in der Geschichte die politische Ebene
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    und wir suchen in der Geschichte
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    die mythologische Ebene.
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    Und ich versuche Geschichten auf allen Ebenen zu sehen.
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    Es ist nicht notwendig,
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    dass diese Geschichten miteinander übereinstimmen.
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    Das ist ja das Wundervolle,
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    denn oft stehen die Geschichten im Widerspruch zueinander.
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    Wenn ich mit dem großartigen Musiker A. R. Rahman zusammenarbeite,
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    sage ich ihm oft: "Folge nicht dem, was schon im Drehbuch steht.
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    Finde das, was nicht darin steht.
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    Finde die Wahrheit für dich selbst
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    und wenn du sie für dich gefunden hast,
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    dann wird es die Wahrheit sein, auch wenn sie der Handlung widerspricht,
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    aber mach dir keine Sorgen."
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    Das Sequel zu "Elizabeth" ist "Elizabeth – Das goldene Königreich".
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    Als ich das Sequel gemacht habe, war dies
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    die Geschichte des Drehbuchautors:
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    Eine Frau, die
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    von Philip II. bedroht wurde
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    und in den Krieg zog,
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    verliebte sich in Walter Raleigh.
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    Weil sie sich in Walter Raleigh verliebte,
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    vergaß sie, dass sie Königin war.
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    Dann verliebte sich Walter Raleigh
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    in ihre Zofe
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    und sie musste sich entscheiden, ob sie Königin war, die in den Krieg zog,
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    oder ob sie …
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    Nun die Geschichte, die ich erzählte.
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    Da waren die Götter
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    und da waren zwei Menschen:
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    Philip II., der göttlich war,
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    weil er immer betete,
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    und Elisabeth, die göttlich war,
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    es aber auch nicht war, weil sie dachte, sie wäre göttlich,
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    jedoch floss menschliches Blut in ihr.
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    Aber einer der beiden göttlichen war ungerecht
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    und so sagten sich die Götter:
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    "Wir müssen
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    dem Gerechten helfen."
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    Also halfen Sie dem Gerechten.
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    Also was taten sie? Sie schickten ihr Walter Raleigh,
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    um ihren menschlichen Teil
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    von ihrem göttlichen Teil zu trennen.
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    Der menschliche Teil war die Frau,
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    die Walter Raleigh geschickt wurde,
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    und allmählich trennte er sie.
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    Nun war sie frei, um göttlich zu sein.
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    Also bekämpften sich die Göttlichen
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    und die Götter waren selbstverständlich auf der Seite des Göttlichen.
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    Natürlich war die ganze englische Presse bestürzt.
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    Sie sagten: "Wir haben die Armada gewonnen."
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    Aber ich entgegnete: "Der Sturm hat die Armada gewonnen.
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    Die Götter haben ihn geschickt."
  • 11:49 - 11:51
    Was habe ich also gemacht?
  • 11:51 - 11:53
    Ich habe versucht, den mythischen Grund zu finden,
  • 11:53 - 11:55
    um den Film zu machen.
  • 11:55 - 11:58
    Als ich Kate Blanchett fragte: "Worüber handelt der Film?",
  • 11:58 - 12:00
    sagte sie wie selbstverständlich: "Der Film handelt über eine Frau,
  • 12:00 - 12:03
    die sich mit dem Älterwerden auseinandersetzt."
  • 12:03 - 12:05
    Die psychologische Ebene.
  • 12:05 - 12:08
    Der Drehbuchautor sagte, dass es um die Geschichte gehe, die Handlungsebene.
  • 12:08 - 12:10
    Und ich sage, es handelt von den Göttern,
  • 12:10 - 12:12
    die mythologische Ebene.
  • 12:12 - 12:14
    Lassen sie mich Ihnen nun einen Film zeigen –
  • 12:14 - 12:16
    einen Filmausschnitt –
  • 12:16 - 12:18
    und auch wie die Kamera –
  • 12:18 - 12:20
    das ist die Szene, in der sie meiner Meinung nach
  • 12:20 - 12:23
    am Abgrund des menschlichen Daseins ist.
  • 12:23 - 12:26
    Ihr wurde nun bewusst, was Menschsein wirklich bedeutet,
  • 12:26 - 12:29
    und wenn sie am Abgrund des menschlichen Daseins ist,
  • 12:29 - 12:31
    was eigentlich passiert.
  • 12:31 - 12:33
    Ihr wurden auch die Gefahren des menschlichen Daseins bewusst
  • 12:33 - 12:36
    und dass sie sich deshalb vom menschlichen Dasein lossagen muss.
  • 12:36 - 12:38
    Denken Sie daran, im Film
  • 12:38 - 12:40
    sind Elisabeth und ihre Zofe
  • 12:40 - 12:42
    für mich Teil ein und desselben Körpers,
  • 12:42 - 12:44
    die eine ist der menschliche Teil
  • 12:44 - 12:47
    und die andere der göttliche.
  • 12:47 - 12:49
    Können wir den zweiten Ausschnitt sehen?
  • 12:49 - 12:51
    (Musik)
  • 12:51 - 12:53
    Elisabeth: Bess?
  • 12:55 - 12:57
    Bess?
  • 12:58 - 13:00
    Bess Throckmorton?
  • 13:05 - 13:07
    Bess: Hier, Mylady.
  • 13:07 - 13:09
    Elisabeth: Sag mir, ist es wahr?
  • 13:09 - 13:12
    Erwartest du ein Kind?
  • 13:13 - 13:15
    Erwartest du ein Kind?
  • 13:15 - 13:17
    Bess: Ja, Mylady.
  • 13:17 - 13:20
    Elisabeth: Du Verräterin.
  • 13:20 - 13:22
    Du wagst es, mir etwas zu verheimlichen?
  • 13:22 - 13:25
    Du hast mich um Erlaubnis zu bitten, bevor du läufig wirst!
  • 13:25 - 13:27
    Bevor du dich fortpflanzt!
  • 13:27 - 13:29
    Meine Hündinnen tragen meine Halsbänder.
  • 13:29 - 13:31
    Hast du verstanden? Hast du verstanden?
  • 13:31 - 13:34
    Walsingham: Majestät! Bitte! Haltung. Mitleid.
  • 13:34 - 13:37
    Elisabeth: Ein schlechter Zeitpunkt für Mitleid, Walsingham!
  • 13:37 - 13:40
    Geht Ihr zu Eurem verräterischen Bruder und überlasst das mir.
  • 13:40 - 13:42
    Ist es seins?
  • 13:42 - 13:45
    Sag es mir. Nun sag schon! Ist es sein Kind? Ist es seins?
  • 13:45 - 13:47
    Bess: Ja.
  • 13:47 - 13:49
    Mylady.
  • 13:49 - 13:52
    Es ist meines Gemahls Kind.
  • 13:54 - 13:57
    Elisabeth: Du Hure! (Weint)
  • 13:57 - 13:59
    Raleigh: Majestät!
  • 13:59 - 14:02
    Dies ist nicht die Königin, die ich liebe und der ich diene.
  • 14:07 - 14:10
    Elisabeth: Dieser Mann hat ein Mündel der Königin verführt.
  • 14:10 - 14:13
    Und sie hat sich ohne königliche Erlaubnis vermählt.
  • 14:14 - 14:17
    Diese Vergehen stehen unter Strafe! Ergreift ihn!
  • 14:18 - 14:20
    Los!
  • 14:24 - 14:27
    Du stehst nicht länger unter dem Schutz der Königin.
  • 14:28 - 14:31
    Bess: Wie Ihr wünscht, Majestät.
  • 14:31 - 14:34
    Elisabeth: Scher dich raus! Scher dich raus! Scher dich raus!
  • 14:38 - 14:40
    Scher dich raus.
  • 14:40 - 14:43
    (Musik)
  • 15:01 - 15:04
    Shekhar Kapur: Was versuche ich hier also zu tun?
  • 15:05 - 15:07
    Elisabeth wird langsam alles bewusst,
  • 15:07 - 15:09
    und sie wird konfrontiert
  • 15:09 - 15:11
    mit ihrer eigenen Eifersucht,
  • 15:11 - 15:13
    mit ihrem Dasein als Mensch.
  • 15:13 - 15:16
    Und was ist mit der Architektur?
  • 15:16 - 15:18
    Auch die Architektur erzählt eine Geschichte.
  • 15:18 - 15:20
    Sie erzählt, dass,
  • 15:20 - 15:22
    obwohl Elisabeth die mächtigste Frau der Welt
  • 15:22 - 15:24
    zu dieser Zeit ist,
  • 15:24 - 15:27
    es etwas Mächtigeres gibt: die Architektur.
  • 15:28 - 15:30
    Die Steine sind mächtiger als sie, weil sie zur unbelebten Natur zählen.
  • 15:30 - 15:32
    Sie werden sie überleben.
  • 15:32 - 15:35
    Das sagt Ihnen und auch mir, dass Steine ein Teil ihres Schicksals sind.
  • 15:36 - 15:39
    Nicht nur das – warum blickt die Kamera von oben auf sie herunter?
  • 15:39 - 15:42
    Sie blickt auf sie herunter, weil sie in der Tiefe ist.
  • 15:42 - 15:44
    Sie ist ganz in der Tiefe
  • 15:44 - 15:47
    ihres menschlichen Daseins.
  • 15:47 - 15:50
    An dieser Stelle muss sie sich selbst
  • 15:50 - 15:52
    aus der Tiefe des menschlichen Daseins hochziehen,
  • 15:52 - 15:54
    ankommen und ihren Geist freisetzen.
  • 15:54 - 15:56
    Meiner Meinung nach sind Elisabeth und Bess
  • 15:56 - 15:59
    in diesem Moment ein und dieselbe Person.
  • 15:59 - 16:01
    Aber in diesem Moment
  • 16:01 - 16:04
    beseitigt sie selbst wie bei einer Operation ihre andere Hälfte.
  • 16:04 - 16:06
    Der Film bedient sich in dieser Szene
  • 16:06 - 16:08
    vieler verschiedener Ebenen.
  • 16:08 - 16:10
    Es ist die Art und Weise, wie wir Geschichten
  • 16:10 - 16:13
    mit Bildern, Musik und Schauspielern erzählen,
  • 16:13 - 16:15
    und auf jeder Ebene ergibt sich ein anderer Sinn
  • 16:15 - 16:18
    und manchmal stehen sie im Widerspruch zueinander.
  • 16:19 - 16:24
    Aber wie fängt das alles an?
  • 16:24 - 16:27
    Was ist der Prozess des Geschichtenerzählens?
  • 16:27 - 16:29
    Vor ungefähr zehn Jahren
  • 16:29 - 16:32
    hörte ich etwas von einem Politiker,
  • 16:32 - 16:35
    der in Indien nicht so gut angesehen war.
  • 16:35 - 16:38
    Aber er sagte, dass die Menschen in den Städten
  • 16:38 - 16:42
    mit einem Mal so viel Wasser verbräuchten,
  • 16:42 - 16:44
    so viel wie die Menschen in den ländlichen Gegenden
  • 16:44 - 16:47
    in zwei Tagen nicht bekämen.
  • 16:47 - 16:50
    Da hatte er einen Nerv getroffen, aber ich sagte: "Er hat recht."
  • 16:50 - 16:52
    Ich ging einen Freund von mir besuchen
  • 16:52 - 16:54
    und er ließ mich warten
  • 16:54 - 16:56
    in seinem Appartment in Malabar Hill
  • 16:56 - 16:58
    in der 20. Etage,
  • 16:58 - 17:00
    eine wirklich sehr reiche Gegend in Mumbai.
  • 17:00 - 17:02
    Er nahm eine 20-minütige Dusche.
  • 17:02 - 17:04
    Mir wurde langweilig, also ging ich, und als ich den reichen Stadtteil verließ
  • 17:04 - 17:06
    und an den Slums von Mumbai vorbeifuhr,
  • 17:06 - 17:08
    was man immer muss,
  • 17:08 - 17:10
    sah ich Frauen und Kinder mit Wassereimern,
  • 17:10 - 17:13
    die in der heißen Mittagssonne in langen Schlangen warteten,
  • 17:13 - 17:15
    bis der Wassertank kam
  • 17:15 - 17:17
    und sie Wasser bekamen.
  • 17:17 - 17:19
    Eine Idee begann sich in meinem Kopf zu entwickeln.
  • 17:19 - 17:21
    Und wie wird daraus nun eine Geschichte?
  • 17:21 - 17:24
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern.
  • 17:24 - 17:26
    Mein nächster Film heißt "Paani",
  • 17:26 - 17:28
    was Wasser bedeutet.
  • 17:28 - 17:30
    Und jetzt beginne ich, aus der Mythologie heraus
  • 17:30 - 17:32
    eine Welt zu schaffen.
  • 17:32 - 17:34
    Welche Art Welt schaffe ich
  • 17:34 - 17:37
    und woher kommt die Idee für den Entwurf?
  • 17:37 - 17:39
    Ich stelle mir vor, dass sie in der Zukunft
  • 17:39 - 17:42
    damit beginnen, Straßenüberführungen zu bauen.
  • 17:42 - 17:44
    Verstehen Sie, was ich damit meine? Ja?
  • 17:44 - 17:46
    Sie beginnen damit, Straßenüberführungen zu bauen,
  • 17:46 - 17:48
    um schneller von A nach B zu kommen,
  • 17:48 - 17:51
    aber eigentlich gehen sie von einer reichen Gegend
  • 17:51 - 17:53
    zur nächsten reichen Gegend.
  • 17:53 - 17:55
    Und dann schaffen sie eine Stadt,
  • 17:55 - 17:57
    die sich oberhalb der Straßenüberführungen befindet.
  • 17:57 - 18:00
    Die reichen Leute ziehen in die "obere" Stadt
  • 18:00 - 18:03
    und lassen die armen Leute in der "unteren" Stadt zurück.
  • 18:03 - 18:06
    Ungefähr zehn bis zwölf Prozent der Menschen
  • 18:06 - 18:08
    ziehen in die "obere" Stadt.
  • 18:08 - 18:10
    Aber woher kommt die Idee von der "oberen" und der "unteren" Stadt?
  • 18:10 - 18:12
    Es gibt eine mythische Überlieferung in Indien über –
  • 18:12 - 18:15
    die besagt – ich sage es in Hindi
  • 18:15 - 18:19
    [Hindi]
  • 18:19 - 18:21
    Aber was bedeudet das?
  • 18:21 - 18:24
    Es bedeutet, dass die Reichen immer auf den Schultern sitzen
  • 18:24 - 18:26
    und auf den Schultern der Armen überleben.
  • 18:26 - 18:28
    Und von dieser Überlieferung kam die Idee von der "oberen" und der "unteren" Stadt.
  • 18:28 - 18:31
    Nun ist der Entwurf eine Geschichte.
  • 18:31 - 18:34
    Aber bald reißen die Einwohner der "oberen" Stadt
  • 18:34 - 18:36
    das ganze Wasser an sich.
  • 18:36 - 18:38
    Erinnern Sie sich daran, dass ich das Wort "an sich reißen" benutzt habe.
  • 18:38 - 18:40
    Sie reißen das ganze Wasser an sich, behalten es für sich
  • 18:40 - 18:42
    und lassen nur wenige Tropfen hinab.
  • 18:42 - 18:44
    Und wenn es irgendeinen Aufstand gibt, dann drehen sie den Wasserhahn zu.
  • 18:44 - 18:47
    Und weil die Demokratie immer noch existiert,
  • 18:47 - 18:50
    gibt es eine demokratische Lösung, die wie folgt aussieht:
  • 18:50 - 18:53
    Wenn ihr uns gebt, was [wir wollen], dann geben wir euch Wasser.
  • 18:53 - 18:55
    Okay, meine Zeit ist um.
  • 18:55 - 18:57
    Ich kann noch viel mehr darüber erzählen,
  • 18:57 - 18:59
    wie wir Geschichten entstehen lassen,
  • 18:59 - 19:02
    und wie Geschichten im Grunde das sind, was und wer wir sind
  • 19:02 - 19:04
    und wie diese in verschiedene Disziplinen,
  • 19:04 - 19:06
    wie z. B. Film, mein Tätigkeitsbereich, übertragen werden.
  • 19:06 - 19:09
    Zuletzt noch: Was ist eigentlich eine Geschichte? Sie ist ein Widerspruch.
  • 19:09 - 19:11
    Alles ist ein Widerspruch.
  • 19:11 - 19:13
    Das Universum ist ein Widerspruch.
  • 19:13 - 19:15
    Jeder von uns sucht ständig nach Harmonie.
  • 19:15 - 19:17
    Wenn Sie aufstehen, ist Nacht und Tag ein Widerspruch.
  • 19:17 - 19:19
    Aber Sie stehen um vier Uhr morgens auf
  • 19:19 - 19:21
    und das erste Anzeichen von blau ist der Moment, in dem Nacht und Tag
  • 19:21 - 19:24
    versuchen, miteinander zu harmonieren.
  • 19:24 - 19:27
    Harmonie ist wie die Noten, die Mozart uns nicht gegeben hat, aber irgendwie
  • 19:27 - 19:29
    suggeriert der Widerspruch der Noten, die er uns gegeben hat, diese Harmonie.
  • 19:29 - 19:33
    Alle Widersprüche seiner Noten suggerieren Harmonie.
  • 19:33 - 19:35
    Es ist die Art und Weise, im Widerspruch nach Harmonie zu suchen,
  • 19:35 - 19:38
    die im Kopf des Dichters existiert.
  • 19:38 - 19:41
    Ein Widerspruch, den es im Kopf des Geschichtenerzählers gibt.
  • 19:41 - 19:44
    Im Kopf des Geschichtenerzählers existiert ein Widerspruch der Moralitäten;
  • 19:44 - 19:46
    in dem des Dichters ein Konflikt der Wörter;
  • 19:46 - 19:49
    im Universum ein Widerspruch zwischen Tag und Nacht.
  • 19:49 - 19:51
    In den Köpfen eines Mannes und einer Frau
  • 19:51 - 19:53
    sehen wir immer nur
  • 19:53 - 19:55
    den Unterschied zwischen männlich und weiblich.
  • 19:55 - 19:57
    Aber eigentlich suchen wir nach gegenseitiger Harmonie.
  • 19:57 - 20:00
    Die eigentliche Idee des Widerspruches ist,
  • 20:00 - 20:03
    wenn man ihn akzeptiert,
  • 20:03 - 20:05
    eine Geschichte zu erzählen und nicht den Widerspruch aufzulösen.
  • 20:05 - 20:07
    Das Problem mit den Geschichten in Hollywoodfilmen
  • 20:07 - 20:10
    und anderen Filmen ist,
  • 20:10 - 20:13
    das versucht wird, den Widerspruch aufzulösen.
  • 20:13 - 20:15
    Harmonie bedeutet nicht Auflösung.
  • 20:15 - 20:17
    Harmonie ist etwas,
  • 20:17 - 20:19
    das viel größer als Auflösung ist.
  • 20:19 - 20:21
    Harmonie ist etwas,
  • 20:21 - 20:24
    dass allumfassend und universell ist
  • 20:24 - 20:26
    und von Ewigkeit ist sowie vom Moment.
  • 20:26 - 20:30
    Auflösung ist etwas, das sehr beschränkt ist.
  • 20:30 - 20:33
    Sie ist endlich. Harmonie ist unendlich.
  • 20:33 - 20:36
    Geschichtenerzählen sucht wie alle anderen Widersprüche im Universum
  • 20:36 - 20:39
    nach Harmonie und Unendlichkeit in moralischen Auflösungen;
  • 20:39 - 20:42
    einen auflösen, um einen anderen zu beseitigen,
  • 20:42 - 20:46
    einen anderen zu beseitigen und eine Frage aufzubringen, die von eigentlicher Bedeutung ist.
  • 20:46 - 20:48
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
  • 20:48 - 20:51
    (Applaus)
Title:
Shekhar Kapur: Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen
Speaker:
Shekhar Kapur
Description:

Woher kommt kreative Inspiration? Bei TEDIndia erzählt Hollywood und Bollywood Regisseur Shekhar Kapur („Elizabeth“, „Mr. India“) ausführlich von der Quelle seiner kreativen Inspiration: völlige, absolute Panik. Er zeigt, wie man auf beeindruckende Art und Weise den Geschichtenerzähler in sich hervorholt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
20:56
Nadine Hennig added a translation

German subtitles

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