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Gibt es ein echtes Selbst? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester

  • 0:12 - 0:14
    Vielen Dank.
  • 0:14 - 0:17
    Ich werde sein Saxophon sicher nicht
    überbieten, bitte um Nachsicht.
  • 0:17 - 0:22
    Das hier könnte -- nein, es wird nicht
    annähernd so interessant, gut oder lustig.
  • 0:22 - 0:24
    Gibt es ein echtes Selbst?
  • 0:24 - 0:26
    Ihr haltet das vielleicht
    für eine sehr seltsame Frage.
  • 0:26 - 0:29
    Denn, so könntet ihr fragen,
  • 0:29 - 0:31
    wie findet man das echte Selbst,
  • 0:31 - 0:33
    wie weiß man, was das echte Selbst ist?
  • 0:33 - 0:34
    Und so weiter.
  • 0:34 - 0:37
    Aber die Vorstellung, dass es
    ein echtes Selbst geben muss,
  • 0:37 - 0:39
    ist sicher offensichtlich.
  • 0:39 - 0:42
    Wenn irgendetwas auf der Welt echt ist,
    dann bist das du.
  • 0:42 - 0:44
    Na ja, ich bin mir da nicht so sicher.
  • 0:44 - 0:47
    Zumindest müssen wir etwas
    besser verstehen, was das heißt.
  • 0:47 - 0:50
    In unserer Kultur gibt es
    um uns herum sicher vieles,
  • 0:50 - 0:52
    das die Annahme verstärkt,
  • 0:52 - 0:56
    dass jeder von uns eine Art Kern,
    eine Essenz besitzt.
  • 0:56 - 0:59
    Es gibt etwas an uns, das uns ausmacht
    und uns definiert,
  • 0:59 - 1:02
    und es ist irgendwie
    dauerhaft und konstant.
  • 1:02 - 1:04
    Das zeigt sich auf oberflächlichste Weise
  • 1:04 - 1:06
    in Dingen wie Horoskopen.
  • 1:06 - 1:08
    Menschen hängen wirklich sehr an ihnen.
  • 1:08 - 1:11
    Sie stellen sie auf ihr Facebook-Profil,
  • 1:11 - 1:12
    als ob sie etwas bedeuten,
  • 1:12 - 1:14
    man kennt sogar
    sein chinesisches Horoskop.
  • 1:14 - 1:17
    Es gibt auch wissenschaftlichere
    Versionen davon
  • 1:17 - 1:20
    und unzählige Arten,
    einen Persönlichkeitstyp zu bestimmen,
  • 1:20 - 1:23
    wie zum Beispiel die Myers-Briggs-Tests.
  • 1:23 - 1:24
    Vielleicht kennt ihr die schon.
  • 1:24 - 1:26
    Viele Firmen nutzen sie
    bei der Personalsuche.
  • 1:26 - 1:29
    Man beantwortet einen Haufen Fragen
  • 1:29 - 1:33
    und das soll etwas über den Kern
    der Persönlichkeit verraten.
  • 1:33 - 1:36
    Und natürlich ist die allgemeine
    Faszination dafür riesig.
  • 1:36 - 1:38
    In Zeitschriften wie der links unten
  • 1:38 - 1:42
    wird in praktisch jeder Ausgabe
  • 1:42 - 1:44
    irgendwelches Persönlichkeitszeug
    beworben.
  • 1:44 - 1:46
    Wenn man so eine Zeitschrift liest,
  • 1:46 - 1:47
    kann man kaum widerstehen,
  • 1:47 - 1:50
    den Test zu machen,
    um den eigenen Lerntyp,
  • 1:50 - 1:53
    den eigenen Liebestyp oder
    Arbeitsstil herauszufinden.
  • 1:53 - 1:55
    Bist du diese oder jene Art von Mensch?
  • 1:55 - 1:58
    Ich glaube also, dass es eine
    allgemeine Annahme gibt,
  • 1:58 - 2:02
    dass eine Art Kern, oder Essenz,
    von uns selbst existiert,
  • 2:02 - 2:03
    den wir entdecken können.
  • 2:03 - 2:06
    Und dass dies eine Art
    unveränderliche Wahrheit über uns ist,
  • 2:06 - 2:09
    die unser Leben lang gleich bleibt.
  • 2:09 - 2:12
    Genau das ist die Annahme,
    die ich hinterfragen will.
  • 2:12 - 2:15
    Ich muss dazu jetzt
    und etwas später anmerken,
  • 2:15 - 2:18
    dass ich das nicht hinterfrage,
    weil ich seltsam bin.
  • 2:18 - 2:21
    Dieses Infragestellen hat sogar eine
    sehr lange und angesehene Geschichte.
  • 2:21 - 2:23
    Die allgemeine Vorstellung sieht so aus.
  • 2:23 - 2:24
    Es gibt euch.
  • 2:24 - 2:28
    Ihr seid die Individuen, die ihr seid,
    und ihr habt so eine Art Kern.
  • 2:28 - 2:35
    In eurem Leben häuft ihr natürlich
    verschiedene Erfahrungen an.
  • 2:35 - 2:37
    Deswegen habt ihr Erinnerungen,
  • 2:37 - 2:39
    und diese Erinnerungen
    machen euch zu dem, was ihr seid.
  • 2:39 - 2:42
    Ihr habt Wünsche,
    sei es nach einem Keks,
  • 2:42 - 2:44
    oder nach etwas,
    über das wir um elf Uhr morgens
  • 2:44 - 2:46
    an einer Schule nicht sprechen wollen.
  • 2:46 - 2:48
    Ihr habt Vorstellungen.
  • 2:48 - 2:50
    Dies ist die Nummerntafel
    eines Amerikaners.
  • 2:50 - 2:53
    Ich weiß nicht, ob das Kennzeichen,
    auf dem "Mesiah 1" steht,
  • 2:53 - 2:56
    andeutet, dass der Fahrer
    an einen Messias glaubt,
  • 2:56 - 2:58
    oder daran, selbst der Messias zu sein.
  • 2:58 - 3:01
    Wie dem auch sei, er hat
    eine Vorstellung von einem Messias.
  • 3:01 - 3:02
    Wir verfügen über Wissen.
  • 3:02 - 3:04
    Wir machen Erfahrungen
    und haben Empfindungen.
  • 3:04 - 3:07
    Es sind nicht nur intellektuelle Dinge.
  • 3:07 - 3:09
    Das ist so ungefähr
    die allgemeine Beschreibung,
  • 3:09 - 3:11
    was eine Person ist.
  • 3:11 - 3:16
    Es gibt eine Person, die all das hat,
    was unsere Lebenserfahrung ausmacht.
  • 3:16 - 3:19
    Ich möchte euch heute aber
    darauf hinweisen,
  • 3:19 - 3:22
    dass an diesem Modell
    etwas grunsätzlich nicht stimmt.
  • 3:22 - 3:25
    Und ich kann euch mit einem Klick
    zeigen, was das ist.
  • 3:25 - 3:31
    Nämlich, dass es eigentlich kein "Selbst"
    im Kern all dieser Erfahrungen gibt.
  • 3:32 - 3:34
    Ein seltsamer Gedanke?
    Vielleicht nicht.
  • 3:34 - 3:35
    Was gibt es denn dann?
  • 3:35 - 3:38
    Natürlich gibt es Erinnerungen,
    Wünsche, Absichten, Gefühle
  • 3:38 - 3:40
    und so weiter.
  • 3:40 - 3:42
    Diese Dinge gibt es tatsächlich,
  • 3:42 - 3:45
    sie sind alle irgendwie eingegliedert,
  • 3:45 - 3:48
    sie überlappen sich und sind
    auf unterschiedliche Weise verbunden.
  • 3:48 - 3:51
    Sie verbinden sich zum Teil,
    vielleicht sogar hauptsächlich,
  • 3:51 - 3:54
    weil sie alle zum selben Körper
    und zum selben Gehirn gehören.
  • 3:54 - 3:57
    Es gibt aber auch eine Geschichte,
    die wir über uns erzählen,
  • 3:57 - 4:00
    unsere Erfahrungen, wenn wir uns
    an Vergangenes erinnern.
  • 4:00 - 4:03
    Wir tun Dinge wegen anderen Dingen.
  • 4:03 - 4:06
    Was wir uns wünschen ist also
    teilweise das Ergebnis unseres Glaubens,
  • 4:06 - 4:10
    und unsere Erinnerung
    sagt uns auch, was wir wissen.
  • 4:10 - 4:12
    Also gibt es alle diese Dinge,
  • 4:12 - 4:15
    wie Überzeugungen, Wünsche,
    Empfindungen, Erfahrungen,
  • 4:15 - 4:18
    die alle miteinander verbunden sind,
  • 4:18 - 4:20
    und das ist dann das Selbst.
  • 4:22 - 4:26
    Das ist vielleicht nur ein kleiner
    Unterschied zum allgemeinen Verständnis.
  • 4:26 - 4:28
    Es kann aber auch ein gewaltiger sein.
  • 4:28 - 4:31
    Es ist ein Unterschied,
    ob man sich selbst als etwas sieht,
  • 4:31 - 4:34
    das Lebenserfahrungen besitzt,
  • 4:34 - 4:37
    oder sich selbst als etwas sieht,
    das nur eine Ansammlung
  • 4:37 - 4:39
    aller Lebenserfahrung ist.
  • 4:39 - 4:41
    Ihr seid die Summe eurer Teile.
  • 4:41 - 4:44
    Diese Teile sind natürlich auch materiell,
  • 4:44 - 4:46
    Gehirn, Körper, Beine und so,
  • 4:46 - 4:48
    aber die sind gar nicht so wichtig.
  • 4:48 - 4:50
    Nach einer Herztransplantation
    bist du derselbe Mensch.
  • 4:50 - 4:53
    Wie sieht es nach einer
    Transplantation von Erinnerungen aus?
  • 4:53 - 4:56
    Wie sieht es nach einer
    Transplantation von Überzeugungen aus?
  • 4:56 - 5:01
    Dieser Gedanke, dass das,
    was wir sind, wie wir uns sehen,
  • 5:01 - 5:05
    nicht eine Art dauerhaftes Wesen ist,
    das Erfahrungen sammelt,
  • 5:05 - 5:08
    sondern eine Ansammlung von Erfahrungen,
  • 5:08 - 5:11
    mag euch irgendwie komisch vorkommen.
  • 5:11 - 5:13
    Aber ich glaube nicht,
    dass er komisch ist.
  • 5:13 - 5:15
    Er ist irgendwie vernünftig.
  • 5:15 - 5:19
    Denkt doch im Vergleich dazu einmal
  • 5:19 - 5:22
    über so ziemlich alles andere
    im Universum nach,
  • 5:22 - 5:25
    ausgenommen vielleicht die
    grundlegendsten Kräfte und Mächte.
  • 5:25 - 5:28
    Nehmen wir so etwas wie Wasser.
  • 5:28 - 5:30
    Ich bin nicht gut in Naturwissenschaft.
  • 5:30 - 5:33
    Man kann sagen, dass Wasser
    aus zwei Teilen Wasserstoff
  • 5:33 - 5:35
    und einem Sauerstoff besteht, stimmt's?
  • 5:35 - 5:37
    Wir alle wissen das.
  • 5:37 - 5:40
    Ich hoffe, niemand hier im Raum
    denkt, dass das bedeutet,
  • 5:40 - 5:45
    es gibt etwas, das Wasser heißt,
    und dass daran Wasserstoff- und
  • 5:45 - 5:47
    Sauerstoffatome befestigt sind,
  • 5:47 - 5:48
    und das dann Wasser ist.
  • 5:48 - 5:50
    Natürlich nicht.
  • 5:50 - 5:53
    Wir verstehen ganz einfach
    und problemlos,
  • 5:53 - 5:54
    dass Wasser nichts weiter ist,
  • 5:54 - 5:59
    als passend angeordnete
    Wasserstoff- und Sauerstoffmoleküle.
  • 5:59 - 6:01
    Alles andere im Universum
    funktioniert genauso.
  • 6:01 - 6:04
    Es gibt zum Beispiel
    kein Geheimnis um meine Uhr.
  • 6:05 - 6:08
    Wir sagen, dass die Uhr ein
    Ziffernblatt, Zeiger,
  • 6:08 - 6:10
    Mechanik und eine Batterie hat.
  • 6:10 - 6:11
    Aber eigentlich meinen wir,
  • 6:11 - 6:14
    dass wir nicht an ein
    Ding namens Uhr glauben,
  • 6:14 - 6:15
    an dem all diese Teile befestigt sind.
  • 6:15 - 6:19
    Wir verstehen sehr genau,
    dass es Teile der Uhr gibt,
  • 6:19 - 6:21
    und wenn sie zusammengebaut werden,
    hat man eine Uhr.
  • 6:21 - 6:24
    Wenn also alles im Universum
    so funktioniert,
  • 6:24 - 6:26
    warum sollten wir anders sein?
  • 6:26 - 6:27
    Warum sehen wir uns selbst
  • 6:27 - 6:31
    irgendwie nicht nur als Ansammlung
    all unserer Teile,
  • 6:31 - 6:36
    sondern als eigenständiges, dauerhaftes
    Wesen, das diese Teile besitzt?
  • 6:36 - 6:39
    Diese Ansicht ist eigentlich
    nicht besonders neu.
  • 6:39 - 6:41
    Sie hat eine lange Tradition.
  • 6:41 - 6:42
    Man findet sie im Buddhismus
  • 6:42 - 6:45
    und in der Philosophie
    des 17. und 18. Jahrhunderts,
  • 6:45 - 6:49
    bis zum heutigen Tag,
    z. B. bei Locke und Hume.
  • 6:49 - 6:51
    Aber interessanterweise wird sie
  • 6:51 - 6:55
    auch immer mehr von der Neurowissenschaft
    aufgenommen und unterstützt.
  • 6:55 - 6:58
    Das hier ist Paul Broks,
    ein klinischer Neuropsychologe,
  • 6:58 - 7:00
    und er sagt Folgendes:
  • 7:00 - 7:02
    "Wir haben eine tiefempfundene Intuition,
  • 7:02 - 7:04
    dass es einen Kern, eine Essenz gibt,
  • 7:04 - 7:08
    die vermutlich schwer oder
    unmöglich abgelegt werden kann.
  • 7:08 - 7:10
    Aber tatsächlich zeigt
    die Neurowissenschaft,
  • 7:10 - 7:14
    dass das Gehirn kein Zentrum besitzt,
    in dem alles zusammenkommt."
  • 7:14 - 7:16
    Wenn man also das Gehirn betrachtet
  • 7:16 - 7:20
    und wie das Gehirn das Empfinden
    eines Selbst ermöglicht,
  • 7:20 - 7:24
    merkt man, dass es im Gehirn
    keine zentrale Leitstelle gibt.
  • 7:24 - 7:27
    Es gibt keine Art Zentrum,
    in dem alles passiert.
  • 7:27 - 7:30
    Im Gehirn gibt es viele
    verschiedene Prozesse,
  • 7:30 - 7:33
    die auf ihre Art alle
    ziemlich unabhängig funktionieren.
  • 7:33 - 7:36
    Aber durch die Art, wie sie
    miteinander in Beziehung treten,
  • 7:36 - 7:38
    bekommen wir ein Selbstempfinden.
  • 7:38 - 7:42
    Der Begriff, den ich im Buch verwende,
    heißt "Ego-Trick".
  • 7:43 - 7:47
    Er ist so etwas wie
    ein mechanischer Trick.
  • 7:47 - 7:49
    Es ist nicht so,
    dass wir nicht existieren,
  • 7:49 - 7:52
    sondern der Trick ist, uns das
    Gefühl zu geben, dass es in uns
  • 7:52 - 7:56
    etwas Einheitlicheres gibt,
    als dort wirklich ist.
  • 7:56 - 7:59
    Ihr empfindet das jetzt vielleicht
    als einen beunruhigenden Gedanken.
  • 7:59 - 8:01
    Ihr denkt vielleicht, falls das stimmt
  • 8:01 - 8:05
    und keiner von uns einen
    beständigen Persönlichkeitskern besitzt,
  • 8:05 - 8:07
    eine permanente Essenz,
  • 8:07 - 8:11
    heißt das dann, das Selbst ist
    in Wirklichkeit eine Illusion?
  • 8:11 - 8:14
    Heißt das, dass es uns
    eigentlich gar nicht gibt?
  • 8:14 - 8:15
    Dass es kein echtes Selbst gibt.
  • 8:15 - 8:19
    Viele Menschen benutzen tatsächlich
    Worte wie Illusion oder Ähnliches.
  • 8:19 - 8:21
    Es gibt da drei Psychologen,
  • 8:21 - 8:25
    Thomas Metzinger, Bruce Hood,
    Susan Blackmore,
  • 8:25 - 8:28
    viele von ihnen sprechen von Illusion,
  • 8:28 - 8:30
    das Selbst ist eine Illusion,
    es ist erfunden.
  • 8:30 - 8:33
    Aber ich glaube nicht, dass
    diese Ansicht hilfreich ist.
  • 8:33 - 8:34
    Erinnern wir uns an die Uhr.
  • 8:34 - 8:38
    Die Uhr ist keine Illusion,
    denn sie ist nichts anderes
  • 8:38 - 8:40
    als eine Ansammlung ihrer Teile.
  • 8:40 - 8:43
    Auf dieselbe Art
    sind auch wir keine Illusion.
  • 8:43 - 8:47
    Die Tatsache, dass wir in gewisser Weise
    nur eine überaus komplexe,
  • 8:47 - 8:49
    geordnete Ansammlung von Dingen sind,
  • 8:49 - 8:51
    bedeutet nicht, dass wir nicht echt sind.
  • 8:51 - 8:54
    Ich kann euch dafür ein
    sehr grobes Beispiel geben.
  • 8:54 - 8:57
    Denken wir an so etwas
    wie einen Wasserfall.
  • 8:57 - 8:59
    Das hier sind die
    Iguazu-Wasserfälle in Argentinien.
  • 9:01 - 9:03
    Wenn man so etwas betrachtet,
  • 9:03 - 9:05
    dann erkennt man,
    dass es in vielerlei Hinsicht
  • 9:05 - 9:08
    nichts Beständiges daran gibt.
  • 9:08 - 9:09
    Zum einen verändert es sich ständig.
  • 9:09 - 9:12
    Das Wasser bahnt sich
    immer neue Wege,
  • 9:12 - 9:14
    je nach Gezeiten und Wetter,
  • 9:14 - 9:18
    manche Dinge vertrocknen,
    neue Dinge werden erschaffen.
  • 9:19 - 9:22
    Natürlich ist das Wasser,
    das durch den Wasserfall fließt,
  • 9:22 - 9:25
    in jedem einzelnen Moment anders.
  • 9:25 - 9:28
    Aber das heißt nicht, dass
    die Iguazu-Wasserfälle eine Illusion sind.
  • 9:28 - 9:30
    Es heißt nicht, dass sie nicht echt sind.
  • 9:30 - 9:33
    Das heißt, wir müssen es
  • 9:33 - 9:35
    als etwas verstehen,
    das eine Geschichte hat,
  • 9:35 - 9:37
    bestimmte Dinge besitzt,
    die es zusammenhalten,
  • 9:37 - 9:41
    aber es ist ein Prozess, fließend,
    es ändert sich ständig.
  • 9:41 - 9:44
    Mit diesem Modell können wir
    uns selbst vielleicht verstehen,
  • 9:44 - 9:46
    und ich finde, es ist
    ein befreiendes Modell.
  • 9:46 - 9:49
    Wenn man nämlich an eine feste,
    beständige Essenz glaubt,
  • 9:49 - 9:52
    die das ganze Leben,
    in allen Situationen, dieselbe ist,
  • 9:52 - 9:54
    ist man in gewisser Weise gefangen.
  • 9:54 - 9:57
    Ihr werdet mit einer Essenz geboren,
  • 9:57 - 10:00
    sie bestimmt bis zu
    eurem Tod, wer ihr seid,
  • 10:00 - 10:03
    wenn ihr an ein Leben nach
    dem Tod glaubt, vielleicht bis danach.
  • 10:03 - 10:05
    Aber wenn man sich selbst gewisserweise
  • 10:05 - 10:09
    nicht als ein Ding sieht,
    sondern eine Art Prozess,
  • 10:09 - 10:11
    etwas, das sich verändert,
  • 10:11 - 10:13
    dann finde ich das ziemlich befreiend.
  • 10:13 - 10:15
    Denn im Gegensatz zu einem Wasserfall
  • 10:15 - 10:18
    können wir tatsächlich die Richtung,
  • 10:18 - 10:22
    in die wir uns entwickeln, bis zu einem
    bestimmten Grad selbst bestimmen.
  • 10:22 - 10:24
    Wir müssen damit aber vorsichtig sein.
  • 10:24 - 10:27
    Wenn man zu oft X-Factor ansieht,
    könnte man glauben,
  • 10:27 - 10:30
    dass wir alle sein können,
    was immer wir sein wollen.
  • 10:30 - 10:31
    Das stimmt nicht.
  • 10:31 - 10:34
    Ich habe heute morgen
    fantastische Musiker gehört
  • 10:34 - 10:37
    und ich bin mir sehr sicher, dass ich
    niemals so gut sein könnte wie sie.
  • 10:37 - 10:39
    Ich könnte hart trainieren,
    vielleicht gut werden,
  • 10:39 - 10:42
    aber ich bin kein Naturtalent.
  • 10:42 - 10:45
    Das, was ich erreichen kann, ist begrenzt.
  • 10:45 - 10:47
    Das, was wir aus uns
    machen können, ist begrenzt.
  • 10:47 - 10:50
    Trotzdem haben wir die Fähigkeit,
  • 10:50 - 10:54
    uns in gewisser Weise zu formen.
  • 10:54 - 10:57
    Das echte Selbst ist
    in diesem Fall nichts,
  • 10:57 - 11:00
    das ihr einfach entdecken könnt,
  • 11:00 - 11:04
    man schaut nicht in seine Seele
    und findet dort das echte Selbst.
  • 11:04 - 11:06
    Ihr erschafft eigentlich teilweise
  • 11:06 - 11:08
    euer echtes Selbst.
  • 11:08 - 11:10
    Und das finde ich sehr wichtig,
  • 11:10 - 11:13
    besonders in eurer Lebensphase.
  • 11:13 - 11:14
    Ihr werdet bemerken,
  • 11:14 - 11:16
    wie ihr euch in den letzten
    Jahren verändert habt.
  • 11:16 - 11:19
    Wenn ihr Videos von euch selbst
    vor drei oder vier Jahren habt,
  • 11:19 - 11:23
    ist es euch wahrscheinlich peinlich,
    weil ihr euch nicht wiedererkennt.
  • 11:23 - 11:25
    Deswegen will ich euch klar machen,
  • 11:25 - 11:28
    dass wir uns selbst
    als etwas sehen sollen,
  • 11:28 - 11:30
    das wir formen, lenken
    und verändern können.
  • 11:30 - 11:31
    Dazu noch einmal Buddha:
  • 11:31 - 11:33
    "Brunnenbauer führen das Wasser,
  • 11:33 - 11:35
    Pfeilmacher formen den Pfeil,
  • 11:35 - 11:37
    Schreiner formen einen Holzscheit,
  • 11:37 - 11:40
    weise Menschen gestalten sich selbst."
  • 11:41 - 11:43
    Und diesen Gedanken
    will ich euch mitgeben,
  • 11:43 - 11:49
    dass euer echtes Selbst nichts ist,
    nach dem ihr suchen müsst,
  • 11:49 - 11:52
    wie nach einem Geheimnis,
    und vielleicht nie findet.
  • 11:52 - 11:54
    In dem Ausmaß,
    wie ihr ein echtes Selbst habt,
  • 11:54 - 11:57
    ist es eines, das ihr zum Teil entdeckt,
  • 11:57 - 11:59
    aber zum Teil auch erschafft.
  • 11:59 - 12:03
    Und das ist, finde ich, eine befreiende
    und aufregende Vorstellung.
  • 12:04 - 12:06
    Vielen Dank.
  • 12:06 - 12:08
    (Applaus)
Title:
Gibt es ein echtes Selbst? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester
Description:

Was macht das Selbst aus? Ist es die Art, wie man über sich selbst denkt, wie andere über einen denken, oder etwas ganz anderes? In diesem Vortrag schöpft Julian Baggini aus der Philosophie und der Neurowisschenschaft und kommt dabei zu einer überraschenden Antwort.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
12:14
  • Hallo Lena,
    zuerst einmal ein herzliches Willkommen! Deine Untertitelung klingt fürs erste Mal ganz gut, aber es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, auf die du achten solltest:
    - Gedankenstriche bitte als doppelte Bindestriche darstellen
    - unbestimmte Zahladjektive wie "viele, wenige, andere" etc. immer klein schreiben
    - "Und" am Satzanfang weglassen, auch wenn es auf Englisch so dasteht
    - Komma vor (und nach) Relativsätzen (eingeleitet mit der/die/das) machen
    Versuche, stellenweise mehr von der englischen Satzstruktur wegzugehen. Beispiel Minute 02:28 "Was nun in eurem Leben passiert, ist, dass ihr natürlich ..." -> "In eurem Leben macht ihr natürlich ..."
    Manche englische Ausdrücke sind nur Floskeln zur Satzeinleitung ohne inhaltliche Bedeutung und klingen auf Deutsch nicht gut.
    Lies am Ende rein deine deutsche Übersetzung durch, ohne englisches Original daneben. Formuliere holprige Stellen in flüssige, typisch deutsche (= idiomatische) um. Oft hast du es ganz gut gelöst, an anderen Stellen muss noch überarbeitet werden. Am Ende soll es so klingen, als wäre der Redner deutscher Muttersprachler gewesen.
    Falls du Fragen hast, schick mir bitte eine Nachricht, ich helfe gern weiter.
    Lg, Johanna

  • Ups, sorry, ich wollte natürlich "Lorina" schreiben :/

  • Hallo Lorina,
    bitte schau dir die Korrekturen im Revisionsvergleich an (im Tab daneben auf deine letzte und meine neueste Version klicken) und sag mir, ob du damit einverstanden bist oder nimm noch einige Änderungen vor.
    Noch ein paar Anmerkungen:
    03:16 suggestion ist meist "Vorschlag/Anregung", nicht die Andeutung.
    11:31 Hast du das Zitat von Buddha gefunden oder frei übersetzt?
    Bitte keine Sätze anfangen mit z. B. "Was das heißt, ist, ..." -> Satzstruktur vereinfachen zu: "Das heißt, dass"
    An der Satzstruktur musst du noch etwas arbeiten und vor allem freier übersetzen. Genau zu übersetzen heißt nicht, die englische Satzstruktur mit zu übernehmen, denn die passt nicht im Deutschen.
    Auch bei den Umbrüchen zwischen den Untertiteln musst du noch ein wenig mehr vom Englischen abrücken. Wenn du dir den Revisionsvergleich ansiehst, weißt du, was ich meine.
    Das Timing schaue ich mir an, wenn du den Talk wieder an mich zurückgeschickt hast.

    Insgesamt war die Übersetzung aber nicht schlecht. Einfach weiter üben, dann wirst du bald besser werden!
    Du weißt ja, falls etwas unklar ist, bitte melden!

    Liebe Grüße, Johanna

  • Ah, und noch zum Buddha-Zitat: Davon habe ich leider keine fertige Übersetzung gefunden, obwohl ich es gegoogelt habe :/ Ist also meine eigene.

  • Und wow, dass du den ersten Satz noch rausgehört hast! Ich saß echt lange davor, aber das Verb klang für mich immer nur wie undeutliches Gemurmel :D

German subtitles

Revisions