Return to Video

Der berauschende Friede des Freitauchens

  • 0:02 - 0:04
    (Video) Ansager: 10 Sekunden ...
  • 0:07 - 0:12
    Fünf, vier, drei, zwei, eins.
  • 0:12 - 0:13
    Offizieller Start.
  • 0:13 - 0:18
    Plus eins, zwei, drei, vier, fünf,
  • 0:18 - 0:22
    sechs, sieben, acht, neun, zehn.
  • 0:26 - 0:28
    Guillaume Néry, Frankreich.
  • 0:28 - 0:32
    Konstantgewicht, 123 Meter,
  • 0:32 - 0:34
    drei Minuten und 25 Sekunden.
  • 0:34 - 0:36
    Nationaler Rekordversuch.
  • 1:08 - 1:09
    70 Meter.
  • 1:20 - 1:22
    [123 Meter]
  • 2:09 - 2:12
    (Applaus)
  • 2:12 - 2:16
    (Video) Preisrichter: Weisse Karte.
    Guillaume Néry! Nationaler Rekord!
  • 2:18 - 2:19
    GN: Vielen Dank.
  • 2:19 - 2:22
    (Applaus)
  • 2:23 - 2:25
    Vielen Dank, für den herzlichen Empfang.
  • 2:25 - 2:29
    Der Tauchgang, den Sie gerade
    gesehen haben, ist eine Reise --
  • 2:29 - 2:31
    eine Reise zwischen zwei Atemzügen.
  • 2:31 - 2:34
    Die zwischen zwei Atemzügen beginnt --
  • 2:34 - 2:36
    Dem letzten vor dem Eintauchen ins Wasser,
  • 2:36 - 2:39
    und dem ersten, zurück an der Oberfläche.
  • 2:39 - 2:44
    Dieser Tauchgang ist eine Reise zu den
    Grenzen menschlicher Möglichkeiten,
  • 2:44 - 2:46
    eine Reise ins Unbekannte.
  • 2:46 - 2:50
    Aber es ist auch vor allem
    eine innere Reise,
  • 2:50 - 2:52
    viele Dinge passieren gleichzeitig,
  • 2:52 - 2:55
    physiologische, aber auch mentale.
  • 2:55 - 2:57
    Und darum bin ich heute hier,
  • 2:57 - 3:00
    um meine Reise mit Ihnen zu teilen,
    sie mit mir mitzunehmen.
  • 3:00 - 3:03
    Wir starten mit dem letzten Atemzug.
  • 3:04 - 3:07
    (Einatmen)
  • 3:17 - 3:19
    (Ausatmen)
  • 3:19 - 3:24
    Wie man sah, ist diese letzte Atemzug
    langsam, tief und intensiv.
  • 3:24 - 3:26
    Er endet mit der speziellen Technik,
    namens "Karpfen",
  • 3:26 - 3:30
    was mir ermöglicht, 1 bis 2 extra Liter
    Luft in meiner Lunge zu speichern,
  • 3:30 - 3:32
    indem sie komprimiert wird.
  • 3:32 - 3:37
    Wenn ich die Oberfläche verlasse,
    habe ich etwa 10 l Luft in meiner Lunge.
  • 3:38 - 3:41
    Sobald ich die Oberfläche verlasse,
    kommt der erste Mechanismus:
  • 3:41 - 3:43
    Der Tauchreflex.
  • 3:43 - 3:47
    Der Tauchreflex verlangsamt
    zuerst den Herzschlag.
  • 3:47 - 3:50
    Mein Herzschlag sinkt
    von etwa 60 – 70 pro Minute
  • 3:50 - 3:52
    auf etwa 30 – 40 Schläge pro Minute.
  • 3:52 - 3:55
    Fast unmittelbar.
  • 3:55 - 3:58
    Dann verursacht der Tauchreflex
    die periphere Gefäßverengung,
  • 3:58 - 4:02
    das bedeutet, dass das Blut
    die Körperextremitäten verlässt,
  • 4:02 - 4:06
    um die wichtigsten
    inneren Organe zu versorgen:
  • 4:06 - 4:10
    die Lunge, das Herz und das Gehirn.
  • 4:11 - 4:14
    Dieser Mechanismus ist angeboren.
  • 4:14 - 4:16
    Er ist nicht kontrollierbar.
  • 4:16 - 4:18
    Wenn man unter Wasser geht,
    sogar beim allerersten Mal,
  • 4:18 - 4:21
    wird man genau diese Effekte erleben.
  • 4:21 - 4:24
    Alle Menschen besitzen diese Eigenschaft.
  • 4:24 - 4:26
    Und, sehr außergewöhnlich,
  • 4:26 - 4:30
    wir teilen diesen Instinkt
    mit Meeressäugetieren --
  • 4:30 - 4:34
    allen Meeressäugetieren:
    Delfinen, Walen, Seelöwen, usw.
  • 4:34 - 4:38
    Wenn sie tief in den Ozean tauchen,
    werden diese Mechanismen aktiviert,
  • 4:38 - 4:40
    nur auf eine stärkere Weise.
  • 4:40 - 4:42
    Natürlich funktioniert es
    bei ihnen viel besser.
  • 4:44 - 4:45
    Es ist absolut faszinierend.
  • 4:45 - 4:47
    Gleich unter der Oberfläche,
  • 4:47 - 4:49
    schubst mich die Natur
    in die richtige Richtung,
  • 4:49 - 4:52
    die mir das Abtauchen
    mit Zuversicht ermöglicht.
  • 4:52 - 4:54
    Tauche ich tiefer in das Blaue,
  • 4:54 - 4:58
    beginnt der Druck langsam
    meine Lunge zu komprimieren.
  • 4:58 - 5:02
    Da die Luftmenge in meiner Lunge,
    mir den Auftrieb gibt,
  • 5:02 - 5:05
    wird der Druck auf meine Lunge
    höher je tiefer ich tauche,
  • 5:05 - 5:08
    und je weniger Luft sie enthält,
    desto leichter fällt mein Körper.
  • 5:08 - 5:11
    An einem Punkt,
    bei etwa 30 oder 40 m Tiefe,
  • 5:11 - 5:14
    brauche ich nicht einmal zu schwimmen.
  • 5:14 - 5:19
    Mein Körper ist dicht und schwer genug,
    um selber in die Tiefe zu fallen,
  • 5:19 - 5:22
    und ich erreiche die
    sogennante Freifallphase.
  • 5:22 - 5:25
    Diese Freifallphase
    ist der beste Teil des Tauchgangs.
  • 5:25 - 5:27
    Darum tauche ich immer noch.
  • 5:27 - 5:30
    Weil es sich anfühlt,
    als ob man vom Grund angezogen wird
  • 5:31 - 5:33
    und man nichts tun muss.
  • 5:33 - 5:37
    Ich kann von 35 auf 123 Meter gehen,
    ohne eine einzige Bewegung zu machen.
  • 5:37 - 5:39
    Ich lasse mich von der Tiefe ziehen
  • 5:39 - 5:41
    und es ist, wie fliegen unter Wasser.
  • 5:41 - 5:45
    Wirklich ein unglaubliches Gefühl --
    ein außergewöhnliches Freiheitsgefühl.
  • 5:45 - 5:48
    Und so gleite ich langsam
    weiter auf den Grund.
  • 5:48 - 5:49
    40 Meter tief,
  • 5:49 - 5:51
    50 Meter tief,
  • 5:51 - 5:54
    zwischen 50 und 60 Metern kommt
    die zweite physiologische Reaktion.
  • 5:56 - 5:58
    Meine Lungen erreichen das Restvolumen,
  • 5:58 - 6:03
    unter welches sie nicht weiter
    komprimiert werden können, theoretisch.
  • 6:03 - 6:07
    Und diese zweite Reaktion
    wird "blood shift" genannt,
  • 6:07 - 6:09
    oder "pulmonary erection" auf Französisch.
  • 6:10 - 6:12
    Ich nehme "blood shift".
  • 6:12 - 6:13
    (Gelächter)
  • 6:13 - 6:16
    Blood shift -- was passiert da?
  • 6:16 - 6:20
    Die Kapillaren in der Lunge
    schwellen mit Blut an --
  • 6:20 - 6:22
    ausgelöst durch den Druck --
  • 6:22 - 6:23
    somit können die Lungen verhärten
  • 6:23 - 6:26
    und den Brustkorb davor schützen
    eingedrückt zu werden.
  • 6:26 - 6:30
    Es schützt die beiden Lungenflügel
    vor dem Kollaps,
  • 6:30 - 6:32
    und davor, zu verkleben und einzufallen.
  • 6:32 - 6:36
    Dank dieses Phänomens,
    welches wir mit den Meeressäugern teilen,
  • 6:36 - 6:38
    kann ich meinen Tauchgang fortsetzen.
  • 6:38 - 6:41
    60, 70 Meter tief, ich falle weiter,
    schneller und schneller,
  • 6:41 - 6:44
    da der Druck meinen Körper
    immer mehr zusammendrückt.
  • 6:44 - 6:46
    Unterhalb von 80 Metern,
  • 6:46 - 6:48
    wird der Druck noch viel stärker
  • 6:48 - 6:50
    und ich spüre es körperlich.
  • 6:50 - 6:52
    Ich fühle tatsächlich die Beklemmung.
  • 6:52 - 6:55
    Man sieht wie es aussieht --
    überhaupt nicht schön.
  • 6:55 - 6:59
    Das Zwerchfell ist komplett komprimiert,
    der Brustkorb eingedrückt
  • 7:00 - 7:02
    und mental passiert auch etwas.
  • 7:02 - 7:05
    Sie denken vielleicht,
    "Das sieht nicht sehr angenehm aus.
  • 7:05 - 7:06
    Wie macht man das?"
  • 7:06 - 7:08
    Mit meinen normalen Reflexen --
  • 7:08 - 7:12
    was machen wir außerhalb des Wassers,
    wenn es ein Problem gibt?
  • 7:12 - 7:14
    Wir sträuben uns, wir widerstreben,
  • 7:14 - 7:15
    wir kämpfen.
  • 7:15 - 7:17
    Unter Wasser geht das nicht.
  • 7:17 - 7:20
    Unter Wasser kann man
    einen Lungenriss bekommen,
  • 7:20 - 7:21
    Blut spucken, ein Ödem bekommen
  • 7:21 - 7:24
    und man müsste mit dem Tauchen
    lange Zeit aufhören.
  • 7:24 - 7:27
    Man muss sich also selber mental sagen,
  • 7:27 - 7:30
    dass die Natur und Elemente,
    stärker als man selbst sind.
  • 7:30 - 7:33
    Ich lasse das Wasser mich zerdrücken.
  • 7:33 - 7:36
    Ich akzeptiere den Druck
    und gehe mit ihm mit.
  • 7:36 - 7:39
    An diesem Punkt entspannt sich mein Körper
  • 7:39 - 7:41
    und meine Lungen erholen sich.
  • 7:41 - 7:44
    Ich gebe alle Kontrolle ab
    und entspanne mich komplett.
  • 7:44 - 7:48
    Der Druck, der mich zerquetscht,
    fühlt sich überhaupt nicht schlecht an.
  • 7:48 - 7:51
    Ich fühle mich sogar geschützt,
    wie in einem Kokon.
  • 7:51 - 7:54
    Und der Tauchgang geht weiter.
  • 7:54 - 7:57
    80 Meter, 85 Meter, 90 Meter
  • 7:57 - 7:58
    100 Meter.
  • 7:58 - 8:00
    100 Meter -- die magische Zahl.
  • 8:01 - 8:03
    In jedem Sport eine magische Zahl.
  • 8:03 - 8:06
    Für Schwimmer und Athleten
    und auch für uns Freitaucher,
  • 8:06 - 8:07
    jeder träumt von dieser Zahl.
  • 8:07 - 8:11
    Jeder wünscht sich, eines Tages
    100 m zu erreichen.
  • 8:11 - 8:13
    Für uns ist es eine symbolische Zahl,
  • 8:13 - 8:17
    da in den 1970ern Doktoren
    und Physiologen errechneten,
  • 8:17 - 8:22
    voraussagten, der menschliche Körper
    könnte nicht unter 100 m gehen.
  • 8:22 - 8:25
    Darunter würde der menschliche
    Körper implodieren.
  • 8:25 - 8:27
    Dann kam der Franzose Jaques Mayol --
  • 8:27 - 8:29
    man kennt ihn als Held
    aus "The Big Blue" --
  • 8:29 - 8:32
    und tauchte auf 100 Meter.
  • 8:32 - 8:34
    Er erreichte sogar 105 Meter.
  • 8:34 - 8:36
    Zu dieser Zeit drehte er "No limits".
  • 8:36 - 8:39
    Mit Gewichten tauchte er schneller,
    kam nach oben mit einem Ballon,
  • 8:39 - 8:41
    genauso wie im Film.
  • 8:41 - 8:43
    Heute gehen wir beim
    No-Limit-Freitauchen auf 200 m.
  • 8:43 - 8:46
    Ich komme auf 123 m,
    rein mit Muskelkraft.
  • 8:46 - 8:50
    Wir alle verdanken es ihm,
    weil er bekannte Fakten herausforderte,
  • 8:50 - 8:54
    und mit einem Handstreich
    die theoretischen Gesetze verwarf,
  • 8:54 - 8:58
    all die mentalen Grenzen,
    die wir uns gerne auferlegen.
  • 8:58 - 9:01
    Er zeigte uns, dass der menschliche Körper
    unbegrenzt anpassbar ist.
  • 9:01 - 9:03
    Ich setze meinen Tauchgang fort.
  • 9:03 - 9:05
    105, 110, 115.
  • 9:05 - 9:07
    Der Grund kommt näher.
  • 9:07 - 9:08
    120 Meter,
  • 9:08 - 9:10
    123 Meter.
  • 9:10 - 9:11
    Ich bin am Grund.
  • 9:11 - 9:15
    Bitte folgen Sie mir nun und
    versetzen Sie sich in meine Lage.
  • 9:15 - 9:16
    Schließen Sie die Augen.
  • 9:17 - 9:20
    Stellen Sie sich selbst auf 123 Meter vor.
  • 9:22 - 9:24
    Die Oberfläche ist weit, weit weg.
  • 9:25 - 9:26
    Man ist ganz alleine.
  • 9:28 - 9:30
    Es gibt so gut wie kein Licht.
  • 9:30 - 9:32
    Es ist kalt --
  • 9:32 - 9:33
    eiskalt.
  • 9:33 - 9:35
    Der Druck zerquetscht einen komplett --
  • 9:35 - 9:37
    13 mal stärker als an der Oberfläche.
  • 9:38 - 9:40
    Ich weiß, was Sie denken:
  • 9:40 - 9:42
    "Es ist schrecklich.
  • 9:42 - 9:44
    Was mache ich hier?
  • 9:44 - 9:46
    Ich bin wahnsinnig."
  • 9:46 - 9:47
    Aber nein.
  • 9:48 - 9:50
    Das denke ich nicht,
    wenn ich da unten bin.
  • 9:50 - 9:52
    Da unten fühle ich mich gut.
  • 9:52 - 9:54
    Ich fühle mich außergewöhnlich wohl.
  • 9:54 - 9:57
    Vielleicht, weil ich alle
    Spannungen gelöst habe
  • 9:57 - 9:59
    und mich fallen lasse.
  • 9:59 - 10:02
    Ich fühle mich großartig,
    ohne das Gefühl, atmen zu müssen.
  • 10:05 - 10:09
    Trotzdem sollte man denken,
    dass ich besorgt sein sollte.
  • 10:10 - 10:12
    Ich bin ein winziger Punkt,
    ein Wassertropfen,
  • 10:12 - 10:14
    schwebend in der Mitte des Ozeans.
  • 10:14 - 10:17
    Und jedesmal sehe ich dasselbe Bild.
  • 10:17 - 10:20
    [Den schwach blauen Punkt]
  • 10:20 - 10:23
    Es ist der kleine Punkt,
    auf den der Pfeil zeigt.
  • 10:23 - 10:24
    Wissen Sie was das ist?
  • 10:25 - 10:27
    Es ist unsere Erde.
  • 10:27 - 10:30
    Der Planet Erde, fotografiert
    von der Voyager Sonde,
  • 10:30 - 10:32
    4 Milliarden Kilometer entfernt.
  • 10:32 - 10:36
    Man sieht unser Zuhause,
    den kleinen Punkt dort,
  • 10:36 - 10:38
    schwebend in der Mitte des Nichts.
  • 10:38 - 10:40
    So fühle ich mich,
  • 10:40 - 10:42
    wenn ich da unten bin, auf 123 Metern.
  • 10:42 - 10:44
    Ich bin nur ein kleiner Punkt,
  • 10:44 - 10:47
    ein Körnchen Staub, Sternenstaub,
  • 10:47 - 10:49
    schwebend mitten im Kosmos,
  • 10:49 - 10:51
    in der Mitte des Nichts,
    im unermesslichen Raum.
  • 10:51 - 10:53
    Es ist so faszinierend,
  • 10:53 - 10:57
    da ich, wenn ich nach oben, unten,
    links, rechts, vor oder zurück schaue,
  • 10:57 - 11:00
    nur dasselbe sehe: Das unendliche Blau.
  • 11:00 - 11:03
    Nirgends auf der Erde
    kann man das erleben --
  • 11:03 - 11:07
    überall um einen herum,
    siehst man dasselbe.
  • 11:07 - 11:08
    Es ist außergewöhnlich.
  • 11:09 - 11:10
    Genau in diesem Moment,
  • 11:10 - 11:13
    bekomme ich jedes mal dieses Gefühl,
  • 11:13 - 11:16
    das Gefühl der Demut.
  • 11:17 - 11:20
    Wenn ich das sehe,
    fühle ich mich sehr demütig --
  • 11:20 - 11:22
    genau dann, wenn ich ganz unten
    auf dem Grund bin --
  • 11:22 - 11:24
    weil ich nichts bin,
  • 11:24 - 11:27
    ich bin ein Staub von Nichts,
    verloren in Zeit und Raum.
  • 11:28 - 11:30
    Und es ist absolut faszinierend.
  • 11:31 - 11:34
    Ich muss wieder nach oben gehen,
    da ich hier nicht hingehöre.
  • 11:34 - 11:37
    Ich gehöre nach oben an die Oberfläche.
  • 11:37 - 11:39
    Ich beginne also aufzutauchen.
  • 11:40 - 11:44
    Und bekomme einen richtigen Schock,
  • 11:44 - 11:47
    in dem Moment, in dem ich
    beschließe, aufzutauchen.
  • 11:47 - 11:51
    Zunächst ist es eine riesige Anstrengung,
    sich vom Grund hochzuziehen.
  • 11:51 - 11:53
    Was einen heruntergezogen hat,
  • 11:53 - 11:55
    zieht immer noch auf dem Weg nach oben.
  • 11:55 - 11:57
    Man muss doppelt so stark schwimmen.
  • 11:58 - 12:02
    Dann kommt ein weiteres Phänomen,
    bekannt als Narkose.
  • 12:02 - 12:03
    Ich weiß nicht, ob Sie das kennen.
  • 12:03 - 12:05
    Es nennt sich Stickstoffnarkose.
  • 12:05 - 12:08
    So etwas passiert Sporttauchern,
  • 12:08 - 12:09
    aber auch den Freitauchern.
  • 12:09 - 12:13
    Wenn sich Stickstoff im Blut gelöst hat,
  • 12:13 - 12:15
    vermischt sich
  • 12:15 - 12:17
    der bewusste und unterbewusste Sinn.
  • 12:18 - 12:22
    Ein Gedankenchaos jagt durch den Kopf.
    von rechts, von links, unkontrollierbar.
  • 12:22 - 12:25
    Man kann es nicht kontrollieren,
    man soll es nicht probieren --
  • 12:25 - 12:27
    man muss es geschehen lassen.
  • 12:27 - 12:31
    Je mehr man es kontrollieren will,
    desto schwieriger ist es zu kontrollieren.
  • 12:31 - 12:33
    Dann passiert etwas Drittes:
  • 12:33 - 12:34
    Der Wunsch zu atmen.
  • 12:34 - 12:36
    Ich bin kein Fisch, sondern ein Mensch,
  • 12:36 - 12:40
    und der Wunsch zu atmen,
    erinnert mich daran.
  • 12:40 - 12:42
    Bei etwa 60, 70 Metern
  • 12:44 - 12:46
    spürt man das Bedürfnis zu atmen.
  • 12:48 - 12:50
    Mit allem, was sonst passiert,
  • 12:50 - 12:53
    kann man sehr leicht den Boden verlieren
  • 12:53 - 12:55
    und panisch werden.
  • 12:56 - 12:58
    Dann denkt man:
    "Wo ist die Oberfläche ?
  • 12:58 - 13:00
    Ich will hoch. Ich will jetzt atmen."
  • 13:00 - 13:02
    Man sollte das nicht tun.
  • 13:02 - 13:04
    Schauen Sie nie hoch zur Oberfläche --
  • 13:04 - 13:06
    weder mit den Augen,
    noch den Gedanken.
  • 13:07 - 13:10
    Man darf sich nie selber
    dort vorstellen, niemals.
  • 13:10 - 13:12
    Man muss in der Gegenwart bleiben.
  • 13:12 - 13:16
    Ich schaue genau auf das Seil vor mir,
    das mich zur Oberfläche führt.
  • 13:17 - 13:19
    Und ich fokussiere mich darauf,
    jetzt im Augenblick.
  • 13:20 - 13:22
    Denke ich an oben, bekomme ich Panik.
  • 13:22 - 13:24
    Gerate ich in Panik, ist es vorbei.
  • 13:25 - 13:27
    Die Zeit geht so schneller vorbei.
  • 13:27 - 13:29
    Und bei 30 Metern: Befreiung.
  • 13:29 - 13:31
    Ich bin nicht mehr alleine.
  • 13:31 - 13:34
    Die Sicherheitstaucher, meine
    Schutzengel, begleiten mich.
  • 13:34 - 13:36
    Sie kommen von oben,
    wir treffen uns bei 30 m,
  • 13:36 - 13:39
    sie führen mich die letzen Meter.
  • 13:39 - 13:41
    Dort könnten Probleme auftreten.
  • 13:42 - 13:44
    Immer wenn ich sie sehe, denke ich mir:
  • 13:45 - 13:47
    "Alles dank eurer Hilfe."
  • 13:47 - 13:49
    Wegen ihnen, meinem Team, bin ich da.
  • 13:49 - 13:51
    Es bringt das Gefühl der Demut zurück.
  • 13:52 - 13:55
    Ohne mein Team, ohne all
    die Leute um mich,
  • 13:55 - 13:57
    wäre das Abenteuer in die Tiefe unmöglich.
  • 13:57 - 14:01
    Eine Reise in die Tiefe
    ist vor allem eine Gruppenleistung.
  • 14:01 - 14:04
    Mit ihnen kann meine
    Reise glücklich enden.
  • 14:04 - 14:06
    Weil wir füreinander da sind.
  • 14:06 - 14:08
    20 Meter, 10 Meter,
  • 14:08 - 14:10
    Meine Lunge erreicht langsam
    das Normalvolumen.
  • 14:10 - 14:12
    Der Auftrieb drückt mich
    zur Oberfläche hoch.
  • 14:12 - 14:16
    Fünf Meter unter der Oberfläche,
    beginne ich auszuatmen,
  • 14:16 - 14:19
    endlich an der Oberfläche
    ist Einatmen alles, was ich tue.
  • 14:19 - 14:21
    Und so komme ich an der Oberfläche an.
  • 14:22 - 14:24
    (Einatmen)
  • 14:28 - 14:30
    Luft flutet meine Lungen.
  • 14:30 - 14:32
    Das ist wie eine Neugeburt, eine Erlösung.
  • 14:33 - 14:34
    Es fühlt sich gut an.
  • 14:34 - 14:36
    Obwohl die Reise fantastisch war,
  • 14:36 - 14:40
    muss ich die kleinen Sauerstoffmoleküle
    fühlen, die meinen Körper auftanken.
  • 14:40 - 14:44
    Es ist sensationell, aber gleichzeitig
    auch traumatisierend.
  • 14:44 - 14:46
    Wie man sich denken kann,
    ist es ein Systemschock.
  • 14:46 - 14:49
    Ich komme von vollkommener Dunkelheit
    ins Licht des Tages,
  • 14:49 - 14:53
    von der fast vollkommenen Stille der Tiefe
    zur Aufregung an der Oberfläche.
  • 14:54 - 14:59
    Gefühlsmäßig gehe ich vom weichen,
    samtigen Gefühl des Wassers,
  • 14:59 - 15:01
    zur Luft, die über mein Gesicht reibt.
  • 15:01 - 15:07
    Geruchsmäßig rauscht
    die Luft in meine Lungen.
  • 15:07 - 15:09
    Im Auftauchen öffnen sich meine Lungen.
  • 15:09 - 15:12
    Sie waren komplett zerdrückt,
    noch vor 90 Sekunden,
  • 15:12 - 15:14
    und nun sind sie wieder geöffnet.
  • 15:14 - 15:18
    Alles dies hat auf vieles Einfluss.
  • 15:18 - 15:20
    Ich brauche ein paar Sekunden,
    um zurückzukommen,
  • 15:20 - 15:21
    zu fühlen "alles ist da."
  • 15:21 - 15:23
    Aber das muss schnell gehen,
  • 15:23 - 15:26
    weil die Preisrichter meine
    Performance überprüfen.
  • 15:26 - 15:29
    Ich muss zeigen, dass ich
    physisch in Ordnung bin.
  • 15:29 - 15:32
    Im Video sah man, dass ich
    ein "Exit-Protokoll" mache.
  • 15:32 - 15:36
    Einmal an der Oberfläche, habe ich 15 Sek,
    um meinen Nasenclip abzunehmen,
  • 15:37 - 15:40
    dieses Signal zu geben
    und zu sagen: "I am OK."
  • 15:40 - 15:42
    D. h. man muss bilingual sein.
  • 15:42 - 15:43
    (Lachen)
  • 15:43 - 15:44
    Nach alledem --
  • 15:44 - 15:45
    ist das nicht sehr nett.
  • 15:47 - 15:51
    Sobald das Protokoll geschafft ist,
    zeigen mir die Richter eine weiße Karte
  • 15:51 - 15:52
    und dann beginnt der Spaß.
  • 15:53 - 15:55
    Ich kann endlich feiern,
    was gerade passiert ist.
  • 15:56 - 15:58
    Die Reise, die ich gerade
    beschrieben habe,
  • 15:58 - 16:01
    ist mehr als nur eine extreme
    Form des Freitauchens.
  • 16:02 - 16:04
    Glücklicherweise ist es viel mehr als das.
  • 16:04 - 16:05
    In den letzten Jahren,
  • 16:05 - 16:08
    zeigte ich noch eine andere Seite
    des Freitauchens,
  • 16:08 - 16:11
    da Medien hauptsächlich über
    Wettbewerbe und Rekorde sprechen.
  • 16:11 - 16:13
    Aber Freitauchen ist viel mehr als das.
  • 16:13 - 16:15
    Es geht um die Leichtigkeit im Wasser.
  • 16:15 - 16:18
    Es ist extrem schön, sehr
    poetisch und künstlerisch.
  • 16:18 - 16:20
    Meine Frau und ich, beschlossen zu filmen,
  • 16:20 - 16:22
    um eine andere Seite davon zu zeigen,
  • 16:23 - 16:26
    vor allem, um Menschen
    das Wasser näherzubringen.
  • 16:26 - 16:31
    Lassen Sie mich einige Bilder zeigen,
    um meine Geschichte abzuschließen.
  • 16:32 - 16:34
    Es ist ein Mix von
    schönen Unterwasserfotos.
  • 16:34 - 16:35
    (Musik)
  • 16:35 - 16:40
    Ich möchte, dass man weiß,
    dass wenn man das Atmen stoppt,
  • 16:40 - 16:43
    man dann auch versteht,
  • 16:43 - 16:45
    dass man auch aufhört, zu denken.
  • 16:45 - 16:47
    Es beruhigt die Gedanken.
  • 16:48 - 16:51
    Heute, im 21. Jahrhundert,
    sind wir so stark unter Druck.
  • 16:51 - 16:54
    Unsere Sinne sind überarbeitet,
    wir denken mit 1 Millionen km/h,
  • 16:54 - 16:56
    wir sind immer gestresst.
  • 16:56 - 16:59
    Wenn man aber frei taucht,
    kann man für einen Moment,
  • 16:59 - 17:01
    die Gedanken ausruhen.
  • 17:01 - 17:03
    Den Atem unter Wasser anzuhalten,
  • 17:03 - 17:07
    gibt einem die Möglichkeit,
    die Schwerelosigkeit zu erleben.
  • 17:07 - 17:10
    Es bedeutet unter Wasser
    zu sein, schwebend,
  • 17:10 - 17:14
    mit dem Körper, komplett entspannt,
    alle Anspannungen fallenzulassen.
  • 17:14 - 17:16
    Es ist unsere Plage im 21. Jahrhundert:
  • 17:16 - 17:18
    Unser Rücken, Nacken schmerzt,
    alles tut weh,
  • 17:18 - 17:21
    wir sind gestresst, gespannt,
    die ganze Zeit.
  • 17:21 - 17:22
    Aber wenn man im Wasser ist,
  • 17:22 - 17:24
    schwebend, ist es wie im All.
  • 17:25 - 17:27
    Man lässt sich komplett gehen.
  • 17:27 - 17:28
    Ein fantastisches Gefühl.
  • 17:28 - 17:34
    Man kommt endlich in Berührung,
    mit deinem Körper, Verstand und Geist.
  • 17:34 - 17:36
    Alles fühlt sich sofort besser an.
  • 17:38 - 17:42
    Lernen, frei zu tauchen heißt also auch
    lernen, richtig zu atmen.
  • 17:43 - 17:47
    Wir atmen mit unserem ersten Atemzug
    bei der Geburt, bis zu unserem letzten.
  • 17:47 - 17:51
    Atmen gibt unserem Leben den Rhythmus.
  • 17:51 - 17:53
    Lernen besser zu atmen,
    ist lernen besser zu leben.
  • 17:55 - 17:58
    Im Meer den Atem anzuhalten
    nicht unbedingt bis 100 Meter,
  • 17:58 - 17:59
    aber vielleicht 2 oder 3,
  • 17:59 - 18:01
    die Maske aufsetzen,cein paar Flossen,
  • 18:01 - 18:03
    bedeutet eine andere Welt zu sehen,
  • 18:03 - 18:05
    ein anderes Universum, magisch.
  • 18:05 - 18:09
    Man sieht kleine Fische,
    Seetang, die Flora und Fauna,
  • 18:09 - 18:11
    man kann alles ganz diskret sehen,
  • 18:11 - 18:14
    gleitend unter Wasser, schauend,
    und zurückkommend zur Oberfläche,
  • 18:14 - 18:16
    keine Spur hinterlassend.
  • 18:16 - 18:20
    Es ist ein fantastisches Gefühl
    so eins mit der Natur zu werden.
  • 18:21 - 18:23
    Und wenn ich noch etwas sagen darf,
  • 18:25 - 18:30
    den Atem anhalten, im Wasser zu sein,
    diese Unterwasserwelt zu finden --
  • 18:30 - 18:32
    es geht darum, sich selber zu finden.
  • 18:32 - 18:36
    Sie hörten mich eine Menge über
    das Körpergedächtnis sagen,
  • 18:37 - 18:40
    welches auf Mio. Jahre unseres
    marinen Ursprungs zurückgeht.
  • 18:40 - 18:42
    An dem Tag, an dem Sie ins Wasser tauchen,
  • 18:42 - 18:45
    wenn Sie Ihren Atem
    ein paar Sekunden anhalten,
  • 18:45 - 18:48
    werden sie mit diesen Ursprüngen
    verbunden sein.
  • 18:48 - 18:50
    Und ich garantiere Ihnen,
  • 18:50 - 18:51
    es ist absolut magisch.
  • 18:51 - 18:53
    Ich ermutige Sie, es auszuprobieren.
  • 18:53 - 18:54
    Danke.
  • 18:54 - 18:57
    (Applaus)
Title:
Der berauschende Friede des Freitauchens
Speaker:
Guillaume Néry
Description:

In diesem atemberaubenden Vortrag nimmt uns der Weltmeister im Freitauchen, Guillaume Néry, mit in die Tiefen des Ozeans. Meter für Meter erklärt er den physischen und emotionalen Einfluss des Wasserdrucks, der Stille und des angehaltenen Atems. Seine eloquente Beschreibung der Erlebnisse unter Wasser enthüllt die versteckte Poesie des Freitauchens.

more » « less
Video Language:
French
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
19:10
  • In diesem atemberaubenden Talk nimmt uns Guillaume Déry als Weltmeister im Freitauchen in die Tiefen des Ozeans mit. Meter für Meter erklärt er uns den physischen und emotionalen Einfluss des Wasserdrucks, der Stille und des Anhalten des Atems. Seine eloquente Beschreibung seiner Unterwassererfahrungen offenbart die versteckte Poesie des freien Tauchens.

  • Die atemberaubende Poesie des Freitauchens

German subtitles

Revisions