Wie mein Bewusstsein wieder erwachte – und keiner es merkte
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0:01 - 0:06Angenommen Sie könnten nicht sagen:
"Ich bin hungrig", "Ich habe Schmerzen", -
0:06 - 0:09"Danke" oder "Ich liebe dich".
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0:09 - 0:11Im eigenen Körper gefangen zu sein --
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0:11 - 0:14einem Körper, der nicht
auf Befehle reagiert; -
0:14 - 0:16umgeben von Menschen,
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0:16 - 0:17und dennoch absolut allein;
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0:17 - 0:19hoffend, man könnte hinausreichen,
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0:19 - 0:23um sich zu verbinden,
trösten, teilzuhaben; -
0:23 - 0:27das war 13 Jahre lang meine Realität.
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0:28 - 0:33Die meisten denken nie übers
Sprechen, über Kommunikation, nach. -
0:33 - 0:35Ich habe viel darüber nachgedacht.
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0:35 - 0:38Ich hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken.
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0:38 - 0:40Die ersten 12 Jahre meines Lebens
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0:40 - 0:43war ich ein normaler, fröhlicher,
gesunder kleiner Junge. -
0:43 - 0:45Dann änderte sich alles.
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0:45 - 0:47Ich erkrankte an einer Hirninfektion.
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0:47 - 0:49Die Ärzte waren nicht sicher, was es war,
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0:49 - 0:52aber sie behandelten mich,
so gut sie konnten. -
0:52 - 0:55Dennoch ging es mir zunehmend schlechter.
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0:55 - 1:00Schließlich verlor ich die Fähigkeit,
meine Bewegungen zu kontrollieren, -
1:00 - 1:01Augenkontakt herzustellen
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1:01 - 1:04und zuletzt meine Fähigkeit zu sprechen.
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1:05 - 1:06Als ich in der Klinik war,
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1:06 - 1:09wollte ich unbedingt nach Hause.
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1:09 - 1:12Ich sagte zu meiner Mutter: "Wann heim?"
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1:12 - 1:17Das waren die letzten Worte, die ich
mit meiner eigenen Stimme sprach. -
1:17 - 1:21Am Ende versagte ich
bei jedem Bewusstseinstest. -
1:21 - 1:24Meinen Eltern wurde erklärt,
ich sei so gut wie nicht da -- -
1:24 - 1:28ein menschliches Gemüse, mit der
Intelligenz eines 3 Monate alten Babys. -
1:28 - 1:32Meinen Eltern sollten mich nach Hause
nehmen und es mir bequem machen, -
1:32 - 1:34bis ich sterbe.
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1:34 - 1:38Das Leben meiner Eltern,
eigentlich unser ganzes Familienleben, -
1:38 - 1:42drehte sich ganz darum, mich zu pflegen,
so gut sie es konnten. -
1:42 - 1:44Ihre Freunde entfernten sich.
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1:44 - 1:46Aus einem Jahr wurden zwei,
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1:46 - 1:47aus zwei wurden drei.
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1:48 - 1:53Es schien als würde die Person, die ich
einmal war, anfangen zu verschwinden. -
1:53 - 1:55Die LEGO-Steine und Elektro-Bauteile,
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1:55 - 1:58die ich als Junge liebte,
wurden weggelegt. -
1:58 - 2:02Ich wurde aus meinem Zimmer
in ein praktischeres verlegt. -
2:02 - 2:04Ich war ein Geist geworden,
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2:04 - 2:08eine verblasste Erinnerung eines Jungen,
den Menschen einst kannten und liebten. -
2:08 - 2:12Währenddessen begann mein Gehirn
sich selbst zusammenzuflicken. -
2:12 - 2:15Allmählich kam mein
Bewusstsein wieder zurück. -
2:15 - 2:19Aber keiner bemerkte, dass ich
wieder zum Leben erwacht war. -
2:19 - 2:21Ich nahm alles wahr,
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2:21 - 2:23genau wie jede normale Person.
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2:23 - 2:25Ich konnte alles sehen und verstehen,
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2:25 - 2:29aber es gab keine Möglichkeit,
das irgendjemand wissen zu lassen. -
2:29 - 2:33Meine Persönlichkeit war in einem
scheinbar stummen Körper begraben, -
2:33 - 2:36ein deutlich sichtbarer, lebhafter
Geist versteck in einem Kokon. -
2:37 - 2:40Schlagartig traf mich
die krasse Erkenntnis, -
2:40 - 2:42dass ich den Rest meines
Lebens in mir eingesperrt wäre, -
2:42 - 2:44komplett alleine.
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2:44 - 2:48Ich war gefangen, nur mit
meinen Gedanken als Begleiter. -
2:48 - 2:50Ich würde nie gerettet werden.
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2:50 - 2:53Niemand wäre zärtlich zu mir.
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2:53 - 2:55Ich würde niemals mit einem Freund reden.
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2:55 - 2:57Niemand würde mich je lieben.
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2:58 - 3:02Ich hatte keine Träume, keine Hoffnung,
nichts worauf ich mich freuen konnte, -
3:02 - 3:05jedenfalls nichts Angenehmes.
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3:05 - 3:06Ich lebte in Angst,
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3:06 - 3:07und, um es offen zu sagen,
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3:07 - 3:11wartete auf den Tod,
um endlich erlöst zu werden. -
3:11 - 3:14Ich dachte, ich würde einsam
in einem Pflegeheim sterben. -
3:14 - 3:18Ich weiß nicht, ob es wirklich
möglich ist in Worten auszudrücken, -
3:18 - 3:21wie es ist, nicht kommunizieren zu können.
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3:21 - 3:24Die Persönlichkeit scheint in einem
dichten Nebel zu verschwinden, -
3:24 - 3:30und alle Gefühle und Wünsche werden in
einem eingeschnürt, erstickt und gedämpft. -
3:30 - 3:34Das Schlimmste war für mich
die komplette Machtlosigkeit. -
3:34 - 3:37Ich existierte einfach nur.
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3:37 - 3:39Man befindet sich
an einem sehr düsteren Ort, -
3:39 - 3:42denn irgendwie ist man verschwunden.
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3:43 - 3:46Andere Menschen bestimmten
jeden Aspekt meines Lebens. -
3:46 - 3:49Sie bestimmten, was ich aß und wann.
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3:49 - 3:53Ob ich auf der Seite lag oder in
meinem Rollstuhl festgeschnallt wurde. -
3:53 - 3:56Ich verbrachte oft
meine Tage vor dem Fernseher, -
3:56 - 3:58Wiederholungen von "Barney" schauend.
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3:58 - 4:01Wahrscheinlich weil Barney
so fröhlich und munter ist -
4:01 - 4:03und ich es überhaupt nicht war.
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4:03 - 4:05Das machte alles noch schlimmer.
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4:06 - 4:09Ich war völlig machtlos,
etwas an meinem Leben zu ändern -
4:09 - 4:12oder daran, wie die Menschen
mich wahrnahmen. -
4:12 - 4:14Ich war ein stiller, unsichtbarer
Beobachter dessen, -
4:14 - 4:18wie sich die Menschen verhielten,
wenn sie dachten, niemand sähe zu. -
4:18 - 4:21Leider war ich nicht nur ein Beobachter.
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4:21 - 4:25Ohne die Möglichkeit zu kommunizieren,
wurde ich zum perfekten Opfer: -
4:25 - 4:29ein hilfloses Objekt,
scheinbar ohne Gefühle, -
4:29 - 4:33an dem Menschen ihre
dunkelsten Begierden auslebten. -
4:33 - 4:37Über 10 Jahre missbrauchten Menschen,
die mit meiner Pflege betraut waren, -
4:37 - 4:41mich körperlich, verbal und sexuell.
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4:41 - 4:44Im Gegensatz zu dem, was sie dachten;
ich nahm alles wahr. -
4:44 - 4:46Als es zum ersten Mal geschah,
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4:46 - 4:49war ich schockiert und voller Unglauben.
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4:49 - 4:51Wie konnten sie das mit mir machen?
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4:51 - 4:53Ich war verwirrt.
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4:53 - 4:55Womit hatte ich das verdient?
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4:55 - 4:59Ein Teil von mir wollte weinen
und ein anderer Teil wollte kämpfen. -
4:59 - 5:03Schmerz, Trauer und Wut erfüllten mich.
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5:03 - 5:05Ich fühlte mich wertlos.
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5:05 - 5:07Es gab keinen, der mich tröstete.
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5:08 - 5:11Aber keiner meiner Eltern
wusste, was passierte. -
5:11 - 5:15Ich lebte in Panik, wissend,
dass es immer wieder passieren würde. -
5:15 - 5:18Ich wusste nur nie wann.
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5:18 - 5:20Ich wusste nur, dass ich nie mehr
derselbe sein würde. -
5:21 - 5:25Einmal hörte ich Whitney Houston singen:
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5:25 - 5:30"Egal, was sie mir nehmen,
meine Würde können sie mir nicht nehmen." -
5:30 - 5:34Und ich dachte bei mir:
"Willst du wetten?" -
5:35 - 5:39Vielleicht hätten meine Eltern es
herausfinden und mir helfen können. -
5:39 - 5:41Aber die Jahre andauernder Pflege,
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5:41 - 5:44alle 2 Stunden aufzustehen,
um mich zu wenden, -
5:44 - 5:47kombiniert mit ihrer Trauer
um den Verlust ihres Sohnes, -
5:47 - 5:51hatten ihren Tribut von meiner Mutter
und meinem Vater gefordert. -
5:51 - 5:54Nach einer weiteren hitzigen Diskussion
zwischen meinen Eltern, -
5:54 - 5:57in einem Moment der Verzweiflung,
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5:57 - 6:00drehte meine Mutter sich zu mir
und sagte mir, ich solle sterben. -
6:02 - 6:05Ich war schockiert, aber als ich
über ihre Worte nachdachte, -
6:05 - 6:09erfüllte mich enormes Mitgefühl
und Liebe für meine Mutter, -
6:09 - 6:11dennoch konnte ich nichts daran ändern.
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6:13 - 6:15Es gab viele Momente, in denen ich aufgab,
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6:15 - 6:17in einen dunklen Abgrund sinkend.
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6:17 - 6:21Ich erinnere mich an
einen besonderen Tiefpunkt. -
6:21 - 6:23Mein Vater ließ mich
alleine im Auto zurück, -
6:23 - 6:26während er kurz etwas im Laden kaufte.
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6:26 - 6:29Ein zufälliger Fremder ging vorbei,
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6:29 - 6:32sah mich an und lächelte.
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6:33 - 6:36Ich werde nie wissen, warum,
aber diese einfache Geste, -
6:36 - 6:38dieser flüchtige Moment
von menschlichem Kontakt, -
6:38 - 6:41veränderte, wie ich mich fühlte,
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6:41 - 6:43brachte mich dazu, weitermachen zu wollen.
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6:44 - 6:47Meine Existenz litt unter Monotonie --
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6:47 - 6:50eine Realität, die oft
kaum zu ertragen war. -
6:50 - 6:54Alleine mit meinen Gedanken
konstruierte ich komplexe Fantasien -
6:54 - 6:57über Ameisen, die über den Boden liefen.
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6:57 - 7:02Ich lernte, die Zeit zu bestimmen,
indem ich die Position der Schatten las. -
7:02 - 7:07Indem ich mir merkte, wie sich
die Schatten im Tagesverlauf bewegten, -
7:07 - 7:08wusste ich, wie lange es noch dauerte,
-
7:08 - 7:11bis ich abgeholt und nach Hause
gebracht würde. -
7:11 - 7:14Meinen Vater durch die Tür
kommen zu sehen, um mich abzuholen, -
7:14 - 7:17war der beste Moment meines Tages.
-
7:17 - 7:20Mein Geist wurde ein Werkzeug,
das ich nutzen konnte, -
7:20 - 7:23um entweder zuzumachen,
um vor der Realität zu fliehen -
7:23 - 7:28oder um einen riesigen Raum zu schaffen,
den ich mit Fantasien füllen konnte. -
7:28 - 7:30Ich hoffte, meine Realität
würde sich ändern -
7:30 - 7:33und jemand würde sehen,
dass ich wieder zum Leben erwacht war. -
7:33 - 7:35Aber ich war weggespült worden,
wie eine Sandburg, -
7:35 - 7:38die zu nah an den Wellen gebaut war,
-
7:38 - 7:42und an meiner Stelle war die Person
getreten, die die anderen in mir sahen. -
7:42 - 7:46Für manche war ich Martin, eine
leere Hülle, ein Dahinvegetierender, -
7:46 - 7:50der strenge Worte, Ablehnung
und sogar Missbrauch verdiente. -
7:50 - 7:53Für andere war ich ein tragischerweise
hirngeschädigter Junge, -
7:53 - 7:55der zu einem Mann herangewachsen war.
-
7:55 - 7:58Jemand, zu dem sie lieb waren
und für den sie sorgten. -
7:58 - 8:01Im Guten oder Schlechten,
ich war eine leere Leinwand, -
8:01 - 8:04auf die man verschiedene Versionen
meiner selbst projizieren konnte. -
8:05 - 8:08Es brauchte jemand neues,
um mich auf andere Art zu sehen. -
8:08 - 8:13Eine Aromatherapeutin fing an,
einmal die Woche ins Pflegeheim zu kommen. -
8:13 - 8:16Ob durch Intuition oder
ihre Beachtung von Details, -
8:16 - 8:18die andere nicht bemerkten,
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8:18 - 8:22gelangte sie zur Überzeugung,
dass ich verstand, was gesagt wurde. -
8:22 - 8:25Sie drängte meine Eltern,
mich von Experten testen zu lassen, -
8:25 - 8:29in unterstützter und
alternativer Kommunikation. -
8:29 - 8:30Und innerhalb eines Jahres
-
8:30 - 8:34nutzte ich Computerprogramme
zum Kommunizieren. -
8:34 - 8:38Es war beglückend,
aber manchmal auch frustrierend. -
8:38 - 8:40Ich hatte so viel Worte in mir,
-
8:40 - 8:43und ich konnte es nicht abwarten ...
-
8:43 - 8:47Manchmal sprach ich mit mir selbst,
einfach weil ich es konnte. -
8:47 - 8:50In mir hatte ich ein
aufmerksames Publikum -
8:50 - 8:53und ich glaubte, indem ich
meine Gedanken und Wünsche äußerte, -
8:53 - 8:55würden andere mir auch zuhören.
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8:55 - 8:57Aber als ich mehr zu kommunizieren begann,
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8:57 - 9:00bemerkte ich, dass es
nur der Anfang davon war, -
9:00 - 9:03eine neue Stimme für mich zu erschaffen.
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9:03 - 9:08Ich wurde in eine Welt geworfen,
in der ich mich nicht zurecht fand. -
9:08 - 9:09Ich ging nicht mehr ins Pflegeheim
-
9:09 - 9:13und schaffte es, einen Job zu bekommen,
wo ich Fotokopien machte. -
9:13 - 9:17Das mag einfach klingen,
aber es war unglaublich. -
9:17 - 9:19Meine neue Welt war wirklich aufregend,
-
9:19 - 9:22aber oft ziemlich überwältigend
und beängstigend. -
9:22 - 9:24Ich war wie ein ewiges Kind --
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9:24 - 9:26so befreiend es oft war,
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9:26 - 9:27so kämpfte ich doch damit.
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9:27 - 9:31Ich lernte auch, dass es für viele,
die mich seit langem kannten, -
9:31 - 9:36unmöglich war, von ihrer
Vorstellung von Martin abzurücken. -
9:36 - 9:38Während jene, die ich gerade kennenlernte,
-
9:38 - 9:42sich abmühten, über das Bild eines
stummen Mannes im Rollstuhl hinauszusehen. -
9:42 - 9:45Ich merkte, dass einige
Menschen mir nur zuhörten, -
9:45 - 9:48wenn es mit dem übereinstimmte,
was sie von mir erwarteten. -
9:48 - 9:50Andernfalls wurde es nicht beachtet
-
9:50 - 9:52und sie taten,
was sie für richtig hielten. -
9:52 - 9:55Ich erkannte, dass
wahre Kommunikation mehr ist, -
9:55 - 9:58als eine Botschaft physisch zu vermitteln.
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9:58 - 10:02Es geht darum, einer Botschaft
Gehör und Respekt zu verschaffen. -
10:03 - 10:05Dennoch liefen die Dinge gut.
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10:05 - 10:08Meine Körper wurde langsam stärker.
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10:08 - 10:10Ich hatte einen Computerjob,
den ich liebte, -
10:10 - 10:15und bekam sogar Kojak, den Hund,
von dem ich jahrelang geträumt hatte. -
10:15 - 10:19Trotzdem sehnte ich mich danach,
mein Leben mit jemandem zu teilen. -
10:19 - 10:24Ich starrte einmal aus dem Fenster, als
mein Vater von der Arbeit nach Hause kam -
10:24 - 10:28und dachte, wie viel Liebe ich in mir trug
und niemanden, dem ich sie geben konnte. -
10:28 - 10:33Gerade als ich mich damit abfand,
den Rest meines Lebens Single zu bleiben, -
10:33 - 10:35traf ich Joan.
-
10:35 - 10:38Sie ist nicht nur das Beste,
was mir jemals passiert ist, -
10:38 - 10:43sie half mir auch, meine eigenen
Fehlvorstellungen über mich anzuzweifeln. -
10:43 - 10:48Joan sagte, sie hätte sich
über meine Worte in mich verliebt. -
10:48 - 10:50Aber nach allem, was ich
durchgemacht hatte, -
10:50 - 10:52konnte ich immer noch nicht
den Glauben abschütteln, -
10:52 - 10:55dass niemand wirklich über meine
Behinderungen hinaussehen -
10:55 - 10:58und mich so akzeptieren könnte,
wie ich bin. -
10:58 - 11:02Es fiel mir auch schwer zu verstehen,
dass ich ein Mann war. -
11:02 - 11:05Das erste Mal, als jemand
mich als Mann bezeichnete, -
11:05 - 11:07erstarrte ich.
-
11:07 - 11:12Ich wollte herumschauen
und fragen: "Wer, ich?" -
11:12 - 11:14Das änderte sich alles mit Joan.
-
11:14 - 11:16Wir haben eine unglaubliche Verbindung
-
11:16 - 11:18und ich habe gelernt, wie wichtig es ist,
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11:18 - 11:20offen und ehrlich zu kommunizieren.
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11:21 - 11:25Ich fühlte mich sicher und es gab mir
Vertrauen, offen zu sagen, was ich dachte. -
11:25 - 11:30Ich fühlte mich wieder vollständig --
ein Mann, der Liebe verdiente. -
11:30 - 11:32Ich begann mein Schicksal neu zu formen.
-
11:32 - 11:35Ich ergriff auf der Arbeit öfter das Wort.
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11:35 - 11:39Ich setze gegenüber meinen Mitmenschen
mein Bedürfnis nach Unabhängigkeit durch. -
11:39 - 11:43Ein Kommunikationsmittel
zu erhalten, änderte alles. -
11:43 - 11:47Ich nutzte die Kraft der Worte und des
Willens, um Vorurteile herauszufordern, -
11:47 - 11:51von denen um mich herum
und von mir selbst. -
11:51 - 11:53Kommunikation macht uns menschlich,
-
11:53 - 11:56sie ermöglicht es uns,
uns auf tiefster Ebene -
11:56 - 11:58mit allen um uns herum zu verbinden,
-
11:58 - 12:00unsere eigenen Geschichten zu erzählen,
-
12:00 - 12:03Wünsche, Bedürfnisse
und Begierden auszudrücken -
12:03 - 12:06oder die von anderen zu hören,
indem wir zuhören. -
12:06 - 12:09Durch all das, weiß die Welt,
wer wir sind. -
12:09 - 12:11Wer sind wir also ohne das?
-
12:12 - 12:16Wahre Kommunikation erhöht das Verständnis
-
12:16 - 12:19und schafft eine fürsorglichere
und mitfühlendere Welt. -
12:20 - 12:23Einst wurde ich als lebloses
Objekt wahrgenommen, -
12:23 - 12:26ein hirnloses Phantom
eines Jungen in einem Rollstuhl. -
12:26 - 12:28Heute bin ich so viel mehr.
-
12:28 - 12:31Ein Ehemann, ein Sohn, ein Freund,
-
12:31 - 12:35ein Bruder, ein Geschäftsinhaber,
ein hochausgezeichneter Absolvent, -
12:35 - 12:38ein begeisterter Hobby-Fotograf.
-
12:38 - 12:41Meine Fähigkeit zu sprechen,
hat mir all das gegeben. -
12:42 - 12:46Es heißt, Taten zählen mehr als Worte.
-
12:46 - 12:48Aber ich frage mich:
-
12:48 - 12:49Tun sie das?
-
12:51 - 12:54Unsere Worte, egal wie
wir sie kommunizieren, -
12:54 - 12:56sind genauso mächtig.
-
12:56 - 12:58Ob wir die Worte mit unseren
eigenen Stimmen sprechen, -
12:58 - 13:00sie mit unseren Augen tippen
-
13:00 - 13:04oder sie jemandem non-verbal
kommunizieren, der sie für uns spricht, -
13:04 - 13:07Worte sind eines unserer
mächtigsten Werkzeuge. -
13:08 - 13:11Ich bin durch eine furchtbare Dunkelheit
zu Ihnen gekommen, -
13:11 - 13:13herausgezogen von fürsorglichen Seelen
-
13:13 - 13:16und durch Sprache selbst.
-
13:16 - 13:20Dass Sie mir heute zuhören,
bringt mich noch weiter ins Licht. -
13:20 - 13:22Wir leuchten hier zusammen.
-
13:22 - 13:26Eine schwierige Hürde
der Kommunikation ist für mich, -
13:26 - 13:28dass ich manchmal schreien will
-
13:28 - 13:33und andere Male einfach
ein Wort des Dankes flüstern will. -
13:33 - 13:35Es klingt alles gleich.
-
13:35 - 13:36Aber wenn Sie mögen,
-
13:36 - 13:40stellen Sie sich bitte das folgende Wort
so herzlich wir möglich vor. -
13:42 - 13:44Danke.
-
13:44 - 13:54(Applaus)
- Title:
- Wie mein Bewusstsein wieder erwachte – und keiner es merkte
- Speaker:
- Martin Pistorius
- Description:
-
Stellen Sie sich vor, Sie wären unfähig zu sagen: "Ich bin hungrig", "Ich habe Schmerzen", "Danke" oder "Ich liebe dich" – die Fähigkeit zu kommunizieren zu verlieren, in seinem Körper gefangen, von Menschen umgeben, aber völlig einsam zu sein. 13 Jahre lang war das die Realität für Martin Pistorius'. Nachdem er mit 12 Jahren an einer Hirninfektion erkrankt war, verlor Pistorius die Fähigkeit, seine Bewegungen zu kontrollieren und zu sprechen. Schließlich waren alle Test auf Bewusstsein negativ. Aber dann geschah etwas Sonderbares: Sein Gehirn begann wieder zusammen zu wachsen. In diesem bewegenden Vortrag erzählt Pistorius, wie er sich selbst aus einem Leben befreite, bei dem er in seinem eigenen Körper gefangen war.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:08
Nadine Hennig approved German subtitles for Martin Pistorius | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Martin Pistorius | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Martin Pistorius | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Martin Pistorius | ||
Vassili Bertakis accepted German subtitles for Martin Pistorius | ||
Vassili Bertakis edited German subtitles for Martin Pistorius | ||
Vassili Bertakis edited German subtitles for Martin Pistorius | ||
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Martin Pistorius |