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Kretschmann: Liebe Mitbürgerinnen und
Mitbürger, heute beginnen die
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Sommerferien. Sie sind in jedem Jahr eine
Zäsur. Trennen die erste Jahreshälfte von
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der zweiten und das alte vom neuen
Schuljahr. In diesem Jahr gilt das noch
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sehr viel mehr: Wir haben Monate hinter
uns, wie sie noch keiner erlebt hat.
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Monate, in denen das Corona-Virus unser
Leben komplett auf den Kopf gestellt hat.
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Inzwischen hat sich wieder etwas mehr
Alltag eingestellt. Und die meisten von
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uns können etwas durchatmen. Ein guter
Zeitpunkt, einen Blick zurückzuwerfen –
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auf das, was wir schon geschafft haben.
Aber auch um nach vorne zu schauen.
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Wenn ich selbst zurückblicke, bin ich
dankbar. Gerade wenn ich daran denke, wie
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stark sich das Virus im März bei uns in
Baden-Württemberg verbreitet hatte. Wie
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hoch unsere Zahlen waren, Tag für Tag
infizierten sich rund 1.400 Menschen. Wir
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mussten befürchten, dass unsere
Krankenhäuser schon bald an ihre Grenzen
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stoßen. Und dann haben wir es doch
gemeinsam hinbekommen, das Ruder
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herumzureißen. Dabei haben alle
vorbildlich mitgezogen: Die Menschen im
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Gesundheitsbereich, Pflegekräfte,
Ärztinnen und Ärzte. Die
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Supermarktangestellten, die den Laden am
Laufen gehalten haben. Die
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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
Ministerien und Behörden. Die Eltern, die
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Job und Kinder unter einen Hut bringen
mussten. Die Jüngeren, die für Ältere
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eingekauft haben.
Sie alle, liebe Mitbürgerinnen und
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Mitbürger, die sich und andere mit Ihrer
Vorsicht und Umsicht geschützt haben. Das
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war eine gewaltige Kraftanstrengung. Und
eine große Gemeinschaftsleistung! Ich
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danke Ihnen dafür von Herzen!
Seither konnten wir die Einschränkungen
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Schritt für Schritt wieder lockern. Die
Kontakt-Nachverfolgung funktioniert. Und
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auch wirtschaftlich sind wir bisher besser
durch die Krise gekommen als die meisten
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anderen Länder der Welt. Innerhalb weniger
Tage haben wir den größten Schutzschirm in
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der Geschichte des Landes aufgespannt. So
konnten wir eine Welle von Insolvenzen
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verhindern und viele Arbeitsplätze
sichern. Und auch unseren Kommunen und
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Familien, den Kulturschaffenden, Vereinen
und ehrenamtlichen Organisationen greifen
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wir unter die Arme. Auch deshalb loben
Beobachter aus der ganzen Welt unser
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Krisenmanagement in Deutschland
und Baden-Württemberg.
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Doch übermütig dürfen wir deshalb nicht
werden. Denn die Krise ist längst nicht
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ausgestanden. Im Gegenteil: Die weltweite
Ansteckung innerhalb eines Tages ist
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derzeit so hoch wie nie seit Beginn der
Pandemie. In zahlreichen Ländern und
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Regionen breitet sich das Virus erneut
aus. Und auch bei uns in Deutschland und
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in Baden-Württemberg steigen die Zahlen
wieder an. Das Virus ist also immer noch
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da! Und deshalb kann aus Nachlässigkeit
und Leichtsinn im Handumdrehen eine zweite
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Welle werden – gerade jetzt, während der
Sommerferien. Meine Regierung arbeitet
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deshalb in der Sommerzeit hart daran, das
Land gut auf eine mögliche zweite
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Infektionswelle vorzubereiten. Bitte
nehmen auch Sie die Verantwortung, die Sie
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für sich und Ihre Mitmenschen haben,
ernst! Gerade wird mir berichtet, dass
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immer weniger Fahrgäste im Zug und Bus
Masken tragen. Das geht nicht! Vermeiden
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Sie nach Möglichkeit Reisen in
Risikogebiete. Und falls Sie doch dorthin
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reisen, dann beachten Sie die Pflicht,
sich auf Corona testen zu lassen. Denn
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Leichtsinn und Fahrlässigkeit werden vom
Virus bitter bestraft. Wir dürfen nicht
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jetzt den Erfolg verspielen, den wir uns
in den vergangenen Monaten so hart
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erarbeitet haben.
Die Corona-Pandemie wurde häufig mit einem
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Dauerlauf verglichen. Mein Ziel ist es,
dass es kein gewöhnlicher Dauerlauf wird,
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bei dem wir erschöpft ins Ziel kommen.
Sondern ein Dauerlauf, bei dem wir von
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Kilometer zu Kilometer stärker werden. Das
ist nur dann möglich, wenn wir alle an
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einem Strang ziehen: Politik und
Verwaltung, die für schnelle Tests und
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eine zielgenaue Nachverfolgung sorgen.
Medizin und Forschung, die mit Hochdruck
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an wirksamen Medikamenten und einem
Impfstoff arbeiten. Aber auch wir alle
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sind gefragt, weiterhin unseren Beitrag im
Alltag zu leisten: Indem wir uns umsichtig
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verhalten und uns an die AHA-Regeln
halten. Also: Abstand halten. Hygiene
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Regeln beachten, Alltagsmaske tragen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir
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haben es geschafft, unser Land von einem
Corona-Hot-Spot zu einer Region mit
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niedrigen Infektionszahlen zu machen. Wir
haben alle an einem Strang gezogen. Und
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wir haben erlebt, was wir schaffen können,
wenn wir das Gemeinwohl in den Mittelpunkt
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stellen und gemeinsam handeln. Das sollten
wir nicht vergessen! Und ich bin mir
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sicher: Wenn wir weiter zusammenhalten,
jeden Leichtsinn vermeiden und auf unsere
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Stärken vertrauen, dann werden wir auch in
den kommenden Wochen und Monaten gut durch
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die Krise kommen. Ich wünsche Ihnen allen
einen schönen Sommer. Und denen, die ein
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wenig freinehmen können: Einen erholsamen
Urlaub. Seien Sie vorsichtig! Achten sie
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weiter auf sich und andere!
Und bleiben Sie gesund!