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Was passiert, wenn einer Stadt der Platz für ihre Toten ausgeht

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    Ich habe eine unbeachtete,
    aber potenziell lukrative
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    Investitionsmöglichkeit für Sie.
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    In den letzten 10 Jahren
    übertraf in Großbritannien
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    der Wert der Grabflächen
    den Wert des Grundstücksmarktes
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    mit einem Verhältnis von drei zu eins.
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    Es werden Privatfriedhöfe eröffnet, mit
    Grundstücken zum Verkauf für Investoren
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    und die Preise fangen bei 3900 Pfund an.
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    Die Prognose ist, dass ihr Wert
    um 40 Prozent wachsen wird.
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    Der größte Vorteil ist, dass dies
    ein Markt mit stetiger Nachfrage ist.
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    Dies ist ein echtes Angebot
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    und es gibt Firmen, die
    diese Anlage wirklich anbieten,
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    aber mein Interesse daran ist ein anderes.
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    Ich bin eine Architektin
    und Stadtplanerin.
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    und in den letzten anderthalb Jahren
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    untersuchte ich wie man
    Tod und Sterben betrachtet
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    und wie diese Themen unsere Städte
    und Gebäude beeinflussen.
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    Im Sommer machte ich
    meine erste Ausstellung
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    mit dem Thema Tod und
    Architektur in Venedig
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    und sie hieß "Tod in Venedig."
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    Und weil Tod ein Thema ist,
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    worüber viele von uns ungern sprechen,
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    war die Ausstellung sehr
    spielerisch eingerichtet,
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    damit Leute sich richtig
    damit beschäftigen.
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    Eine unserer Exponate war
    eine interaktive Londoner Stadtkarte,
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    welche die Anzahl
    der Immobilien der Stadt zeigte,
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    die dem Tod gewidmet sind.
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    Wenn man seine Hand über die Karte bewegt,
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    sieht man den Namen der Immobilie --
    das Gebäude oder den Friedhof.
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    Diese weißen Formen, die man sieht
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    sind alle Krankenhäuser und Hospize
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    und Leichenhallen und
    Friedhöfe in der Stadt.
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    In der Tat sind die meisten Friedhöfe.
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    Wir wollten zeigen, dass obwohl
    Tod und Beerdigung Dinge sind,
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    über die wir vielleicht nicht nachdenken,
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    sie sich rings um uns befinden und
    wichtige Teile unserer Städte sind.
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    Etwa eine halbe Million Menschen
    sterben jedes Jahr in Großbritannien
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    und von denen wollen ungefähr
    ein Viertel beerdigt werden.
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    Aber Großbritannien, wie vielen
    westeuropäischen Ländern
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    gehen die Beerdigungsplätze aus,
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    insbesondere in den Großstädten.
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    Londons Stadtverwaltung
    war sich dessen länger bewusst
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    und die Hauptgründe sind
    Bevölkerungszuwachs
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    und dass vorhandene Friedhöfe
    fast voll sind.
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    Der Brauch in Großbritannien ist,
    dass Gräber für immer belegt sind
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    und es gibt auch Entwicklungsdruck --
    Leute wollen genau dieses Land
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    für Häuser, Büros
    oder Geschäfte verwenden.
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    Also dachte man sich
    ein paar Lösungen aus.
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    Vielleicht könnte man die Gräber
    nach 50 Jahren wiederverwenden.
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    Oder vielleicht vier Leute
    über einander begraben,
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    sodass vier Leute auf der selben Fläche
    begraben werden können
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    und wir so das Land
    effizienter benutzen können
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    und auf diese Weise hat London hoffentlich
    in der nahen Zukunft noch Platz,
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    um Leute zu begraben.
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    Aber die Kommunalverwaltung kümmerte sich
    traditionsgemäß nicht um Friedhöfe.
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    Überraschend ist, dass es keine
    gesetzliche Verpflichtung gibt,
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    in Großbritannien Grabstellen anzubieten.
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    Traditionell übernahmen dies private
    und religiöse Organisationen,
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    wie Kirchen, Moscheen und Synagogen.
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    Ab und zu gab es auch
    ein Profitunternehmen,
  • 3:12 - 3:14
    welches mitmachen wollte.
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    Sie sehen die kleine Fläche
    einer Grabstätte mit dem hohen Preis
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    und denken sich, dass man viel
    Geld daran verdienen könnte.
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    Eigentlich, wenn man seinen eigenen
    Friedhof beginnen möchte,
  • 3:27 - 3:28
    geht das irgendwie.
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    Es gab ein Paar in Südwales
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    und sie hatten ein Bauernhaus
    mit vielen Feldern daneben
  • 3:33 - 3:35
    und sie wollten das Land entwickeln.
  • 3:35 - 3:37
    Sie hatten viele Ideen.
  • 3:37 - 3:40
    Erst wollten sie einen
    Parkplatz für Wohnwagen machen,
  • 3:40 - 3:42
    aber der Gemeinderat genehmigte es nicht.
  • 3:42 - 3:44
    Dann wollten sie eine Fischfarm machen
  • 3:44 - 3:46
    und der Gemeinderat genehmigte
    es wieder nicht.
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    Dann hatten sie die Idee,
    einen Friedhof zu machen
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    und sie rechneten, dass sie
    mit dieser Idee ihr Grundstückswert
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    von 95 000 Pfund auf über
    eine Million Pfund steigern könnten.
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    Zurück zu dieser Idee, dass man mit
    Friedhöfen Profit machen kann,
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    ist doch irre, oder nicht?
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    Die hohen Preise der Grabstätten
    sind eigentlich sehr irreführend.
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    Sie scheinen teuer zu sein,
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    aber diese Kosten reflektieren, dass
    jemand die Grabstätten pflegen muss --
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    z.B. muss jemand die nächsten
    50 Jahre das Gras mähen.
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    Das heißt, dass es sehr schwierig ist,
    Geld an Friedhöfen zu verdienen.
  • 4:24 - 4:26
    Das ist der Grund, warum sie normalerweise
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    von Gemeinderäten oder gemeinnützigen
    Unternehmen geleitet werden.
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    Wie auch immer, der Gemeinderat
    genehmigte den Friedhof für dieses Paar
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    und jetzt versuchen sie,
    ihren Friedhof zu bauen.
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    Nur um zu erklären,
    wie so etwas funktioniert:
  • 4:38 - 4:40
    Wenn ich in Großbritannien
    etwas bauen möchte,
  • 4:40 - 4:41
    wie zum Beispiel einen Friedhof,
  • 4:41 - 4:45
    dann muss ich vorher eine
    Baugenehmigung beantragen.
  • 4:45 - 4:49
    Also wenn ich ein neues Bürogebäude
    für einen Kunden bauen möchte
  • 4:49 - 4:51
    oder wenn ich mein Haus erweitern möchte
  • 4:51 - 4:55
    oder wenn ich ein Geschäft habe
    und es in ein Büro umbauen möchte,
  • 4:55 - 4:57
    muss ich viele Zeichnungen machen
  • 4:57 - 4:59
    und sie an den Gemeinderat
    zur Genehmigung senden.
  • 4:59 - 5:03
    Sie schauen an wie es
    in die Umgebung passt.
  • 5:03 - 5:05
    Also schauen sie wie es aussieht.
  • 5:05 - 5:10
    Aber sie denken auch über
    die Auswirkung auf die Umgebung nach.
  • 5:10 - 5:13
    Und sie denken, ob diese Veränderung
  • 5:13 - 5:18
    Umweltverschmutzung oder
    mehr Verkehr verursacht?
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    Aber sie denken auch über
    die positiven Auswirkungen nach.
  • 5:20 - 5:23
    Werden die Einheimischen
    davon profitieren,
  • 5:23 - 5:26
    weil zum Beispiel
    neue Geschäfte eröffnet werden?
  • 5:26 - 5:31
    Also betrachten sie die Vor- und Nachteile
    und treffen dann eine Entscheidung.
  • 5:31 - 5:35
    So funktioniert es, wenn ich
    einen großen Friedhof bauen möchte.
  • 5:35 - 5:37
    Aber was ist, wenn ich ein Grundstück habe
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    und nur ein paar Leute,
    fünf oder sechs, beerdigen möchte?
  • 5:41 - 5:46
    Dann brauche ich keine Genehmigung!
  • 5:46 - 5:50
    In Großbritannien gibt es
    für Beerdigungen fast keine Regeln.
  • 5:50 - 5:52
    und die Vorschriften, die es gibt besagen,
  • 5:52 - 5:57
    dass man Wasser, wie Flüsse und
    Grundwasser nicht verschmutzen soll.
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    Wenn man also tatsächlich seinen
    eigenen kleinen Friedhof machen möchte,
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    kann man das.
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    Aber wer macht so was wirklich?
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    Wenn man eine aristokratische Familie
    ist und ein großes Anwesen hat,
  • 6:10 - 6:13
    dann besteht die Chance,
    dass man ein Mausoleum hat
  • 6:13 - 6:15
    und dass man dort seine Familie begräbt.
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    Aber das Komische ist,
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    dass das Grundstück keine
    bestimmte Größe haben muss,
  • 6:20 - 6:23
    um Leute dort begraben zu dürfen.
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    Das bedeutet, dass sich
    dies eigentlich auch auf
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    den Garten hinter Ihrem Haus,
    am Stadtrand bezieht.
  • 6:29 - 6:30
    [Gelächter]
  • 6:30 - 6:35
    Was ist, wenn Sie das selbst
    daheim probieren wollten?
  • 6:35 - 6:37
    Es gibt mehrere Ratgeber,
    die auf ihren Webseiten
  • 6:37 - 6:40
    Hinweise geben, die Ihnen helfen können.
  • 6:40 - 6:45
    Das Erste, was sie einem sagen ist,
    dass man eine Sterbeurkunde braucht
  • 6:45 - 6:46
    bevor man anfangen kann --
  • 6:46 - 6:50
    man darf nicht einfach Leute umbringen
    und unter der Terrasse begraben.
  • 6:50 - 6:52
    [Gelächter]
  • 6:52 - 6:56
    Sie schreiben auch vor, dass man
    vermerken muss, wo das Grab ist.
  • 6:56 - 6:59
    Aber das ist praktisch alles
    was Vorschriften anbelangt.
  • 6:59 - 7:02
    Sie warnen auch, dass ihre Nachbarn
    das vielleicht nicht mögen werden,
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    aber rechtlich gesehen können sie
    fast nichts dagegen machen.
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    Falls Sie immer noch an
    die Profitidee denken
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    und daran wieviel die Grabstätten kosten
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    und wieviel Geld Sie
    damit verdienen könnten,
  • 7:16 - 7:18
    sie warnen auch davor, dass Grabstätten
  • 7:18 - 7:21
    den Wert Ihres Hauses
    um 20 % reduzieren könnten.
  • 7:21 - 7:23
    Eigentlich ist es wahrscheinlicher,
  • 7:23 - 7:27
    dass keiner Ihr Haus danach kaufen möchte.
  • 7:27 - 7:30
    Was ich daran faszinierend finde ist,
  • 7:30 - 7:34
    dass es unsere Einstellungen
    dem Tod gegenüber zusammenfasst.
  • 7:34 - 7:36
    In Großbritannien, und ich glaube
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    die Zahlen in ganz Europa sind
    wahrscheinlich ähnlich,
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    haben nur ungefähr 30 % der Leute
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    mit jemandem über ihre Wünsche
    im Zusammenhang mit dem Tod gesprochen
  • 7:44 - 7:49
    und sogar bei Leuten über 75, haben
    nur 45 % jemals darüber gesprochen.
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    Die Gründe, die Leute nennen,
    um nicht darüber zu sprechen sind,
  • 7:52 - 7:55
    dass sie denken, ihr Tod sei weit entfernt
  • 7:55 - 7:58
    oder dass es für andere unangenehm
    wäre darüber zu sprechen.
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    Es gibt eigentlich auch Leute da draußen,
    die dies für uns übernehmen.
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    Die Regierung hat viele
    Vorschriften und viel Bürokratie
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    für Dinge wie z.B. Tote begraben
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    und es gibt Leute wie Leichenbestatter,
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    die ihr ganzes Arbeitsleben
    diesem Thema widmen.
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    Aber wenn es um unsere Städte geht
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    und wenn wir darüber nachdenken,
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    welche Rolle der Tod
    in unseren Städten spielt,
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    gibt es viel weniger Vorschriften
    und Planung und Gedanken
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    als wir vielleicht denken.
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    Also denken wir nicht darüber nach,
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    aber all die Leute, die wir
    denken, dass sie darüber nachdenken
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    kümmert es auch nicht.
  • 8:32 - 8:33
    Danke.
  • 8:33 - 8:36
    [Applaus]
Title:
Was passiert, wenn einer Stadt der Platz für ihre Toten ausgeht
Speaker:
Alison Killing
Description:

"Wenn man [in Großbritannien] seinen eigenen Friedhof beginnen möchte," sagt Alison Killing, "kann man das in gewisser Weise." Sie denkt viel darüber nach, wo wir sterben und wo wir beerdigt werden -- und in diesem Vortrag bietet die Architektin eine erhellende ökonomische und soziale Perspektive über einen übersehenen Bestandteil von unseren Städten, den Friedhof. Sie spricht insbesondere über Regeln in Großbritannien und erklärt die faszinierenden, manchmal lustigen und oft widersprüchlichen Gesetze über Beerdigungsorte.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:49

German subtitles

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