Welcher COVID-19 Impfstoff ist der beste? I DW News

Das Internet scheint genau zu wissen, welche Impfstoffe die besten -
und welche die schlechtesten sind.
Impfstoffe lassen sich nur leider nicht so einfach vergleichen.
Und vergleichen könnte in einer Pandemie sogar gefährlich sein.
Wir schauen auf Effektivitätsraten. Da sie uns zeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass wir uns nach einer Impfung mit COVID-19 infizieren.
Das Problem ist, dass diese Daten nicht einheitlich erhoben werden. Sie sind davon beeinflusst, wann und wo die Studie stattgefunden hat und wer daran beteiligt war.
Wie bewerten wir also, welcher Impfstoff für uns am besten ist?

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#Coronavirus #Vaccine #Pandemic

Nur Pfizer.

Bevor sie mir Johnson & Johnson geben,
nehm' ich lieber gleich COVID.

Das Internet scheint genau zu wissen,
welche Impfstoffe die besten

und welche die schlechtesten sind.

Moderna?
Eher zweitklassig, mittelmäßig.

Nichts für uns!

Menschen lieben Vergleiche.

Kein Wunder, dass wir auch
COVID-19-Impfstoffe vergleichen.

Impfstoffe lassen sich nur leider
nicht so einfach vergleichen.

Und vergleichen könnte in einer Pandemie
sogar gefährlich sein.

Wir schauen auf diese Zahlen

- Effektivitätsraten -

da sie uns zeigen,
wie wahrscheinlich es ist,

dass wir uns nach einer Impfung
mit COVID-19 infizieren.

Das Problem ist, dass diese Daten
nicht einheitlich erhoben werden.

Sie sind von Ort und Zeit
der Erhebung beeinflusst.

Ich denke, dass
ein Effektivitätsvergleich ohne Kontext

zu falschen Ergebnissen führen kann.

Es gibt Unterschiede
in der Studienpopulation, zum Beispiel:

Alter, Geschlecht, genetische Faktoren,
Vorerkrankungen.

Wie funktionieren
Effektivitätsstudien also?

Teilnehmer werden
in zwei Gruppen geteilt.

Eine Gruppe bekommt die Impfung,
die andere ein Placebo.

Dann gehen sie ihrem Leben
wie gewohnt nach.

Nach einer gewissen Zeit

werten Forscher aus,

wieviele von ihnen sich
mit COVID-19 infiziert haben.

Wenn sich nur Teilnehmer
aus der Placebogruppe infiziert haben

und niemand aus der Impfgruppe,

gilt die Impfung als 100 % effektiv.

Und wenn genau gleich viele Personen

aus jeder Gruppe krank geworden sind,

wäre die Effizienz der Impfung bei null,

da das Risiko, sich zu infizieren,

trotz Impfung gleich bliebe.

Doch die Wahrscheinlichkeit,
dass die Teilnehmer

sich während der Studie infizieren,

hängt von der allgemeinen Infektionsrate
in ihrer Umgebung ab.

Ausschlaggebend ist auch,

ob zu dem Zeitpunkt
eine Virusvariante existiert.

Diese kann mehr oder weniger effizient

von den Antikörpern neutralisiert werden,
die von dem Spike-Protein

des ursprünglichen SARS-CoV2-
Virus stimuliert werden welches

im aktuellen
Impfstoff enthalten ist.

Während wir also meinen, zu wissen,

welcher Impfstoff am besten ist,

werden unsere Einschätzungen jedoch

von bestimmten Faktoren beeinflusst.

Schauen wir uns ein Beispiel an:

Die Moderna und Pfizer Studien

wurden hauptsächlich
in den USA durchgeführt.

Und das, bevor sich
infektiösere Varianten verbreitet haben,

wie die aus UK oder Südafrika.

Die AstraZeneca und
Johnson & Johnson Studien

wurden entweder später durchgeführt

oder in Ländern,
wo infektiösere Varianten entstanden

und die Infektionslage dominierten.

Effektivitätsraten werden also
in realer Umgebung

nie genau gleich sein

und können sich mit der Zeit ändern.

Aktuell haben wir beispielsweise
Zahlen aus Qatar,

wo 50 % und 45 % der Infektionen

von der südafrikanischen und
der britischen Variante verursacht werden.

Dies zeigt uns, dass die Wirkung
des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs

auf 89 % und 75 % sinkt,

wenn es um die britische und
die südafrikanische Variante geht.

Vielleicht haben wir uns zu sehr
auf die Wirksamkeit konzentriert?

Wirksamkeit ist üblicherweise der Messwert
für das beste Ergebnis:

Überhaupt keine Symptome.

Stattdessen könnten wir aber auch
darauf schauen,

wie der Impfstoff die Hospitalisierungs-
und Todesrate senkt,

denn all diese Impfstoffe
tun dies gleich gut.

Es gibt noch einen anderen Aspekt,

der beeinflusst,
wie wir einen Impfstoff bewerten:

die Nebenwirkungen.

Berichte über seltene Blutgerinnsel
haben Schlagzeile gemacht

und die Menschen beunruhigt.

Die EU hat beschlossen, ihre Verträge

mit AstraZeneca und Johnson & Johnson
nicht zu verlängern.

Dies kann den Eindruck erwecken,

dass manche Impfstoffe
schlechter seien als andere.

Aber so einfach ist es nicht.

Denn das individuelle Risiko
jedes Einzelnen, sich zu infizieren,

beeinflusst die Bewertung,
wie effizient eine jede Impfung ist.

Sehen wir uns ein Beispiel
zum AstraZeneca-Impfstoff an

und gehen
von moderaten Infektionszahlen

mit 55 Fällen pro 100.000 aus.

Von 100.000 Menschen unter 29 Jahren

entwickeln etwa zwei
nach der AstraZeneca-Impfung

ein seltenes Blutgerinnsel,

doch keiner wird
intensivmedizinische Betreuung brauchen.

Aber für jemanden, der
älter als 60 Jahre ist,

ist es wahrscheinlicher,
dass er mit COVID-19

auf der Intensivstation landet
und weniger wahrscheinlich,

ein seltenes Blutgerinnsel
zu entwickeln.

Daher empfehlen einige Regierungen
die AstraZeneca-Impfung

nur für Menschen,
die älter als 60 Jahre sind.

Aber dieses Ergebnis ändert sich,
wenn die Infektionsraten steigen.

Schauen wir uns dieselbe Rechnung
bei höheren Infektionsraten an.

Hier 401 Fälle pro 100.000.

Nun ist für jeden die
Wahrscheinlichkeit höher,

mit COVID-19 auf der
Intensivstation zu enden,

als nach der Impfung
ein Blutgerinnsel zu entwickeln.

In diesem Szenario überwiegt der Vorteil
einer AstraZeneca-Impfung

das Risiko seltener Blutgerinnsel
in allen Altersgruppen.

Und natürlich ist es
bei einer präventiven Intervention,

bei gesunden Personen,

wie einer Impfung, wichtig,

dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis

für unterschiedliche Populationen,

Gruppen oder Individuen akzeptabel ist.

Sind manche Impfstoffe
schlechter als andere?

Wenn wir nur
die Nebenwirkungen betrachten,

sind manche etwas besser,

zumindest was wir bis heute wissen.

Aber das ist nur ein Aspekt

und sollte nicht der einzige sein.

Ich denke, das beste Vakzin

oder das beste Impfprogramm ist das,

welches Erkrankungen und Tod vermeidet.

Und natürlich geht es darum,
direkte und indirekte Konsequenzen

- negative Konsequenzen -

und schwere Schäden
zu reduzieren.

Alle Impfstoffe, die von der WHO

im Eilverfahren zugelassen wurden,

schützen gegen schwere COVID-19-Verläufe.

Sie vermeiden Tote
und helfen die Pandemie zu beenden.

Solange Impfstoffe also knapp sind,

ist es ratsam,
jeden verfügbaren zu nehmen.

Denn wenn wir auf einen bestimmten
Impfstoff bestehen,

können wir dadurch die Pandemie verlängern

und das kann Leben kosten.

Untertitel: Lena Spellenberg