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Warum wir offensichtliche Probleme ignorieren – und wie wir das ändern können

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    Was wäre, wenn ein sehr
    offensichtliches Problem
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    direkt vor Ihrer Nase auftaucht?
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    Eins, über das jeder spricht
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    und das Sie direkt betrifft.
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    Würden Sie alles in Ihrer Macht
    Stehende tun, um es zu beheben,
  • 0:18 - 0:21
    bevor es sich verschlimmert?
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    Seien Sie sich nicht allzu sicher.
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    Wir übersehen alle viel eher,
    als jeder von uns zugeben möchte,
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    was direkt vor unseren Augen ist.
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    In Wahrheit
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    schauen wir manchmal genau dann weg,
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    wenn wir vor einer Bedrohung stehen.
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    Im Geschäftsleben,
    im Leben allgemein, in der Welt.
  • 0:43 - 0:49
    Ich gebe Ihnen ein Beispiel
    aus meiner Welt der Wirtschaftspolitik.
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    Als Alan Greenspan
    Präsident der US-Notenbank war,
  • 0:52 - 0:58
    drehte sich sein Job nur um das Erkennen
    von Wirtschaftproblemen in den USA
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    und darum sicherzustellen,
    dass nichts außer Kontrolle gerät.
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    Nach 2006,
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    als die Immobilienpreise
    ihren Höchststand erreichten,
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    haben bei immer mehr angesehenen
    Geschäftsführern und Institutionen
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    die Alarmglocken geläutet,
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    über gewagtem Geldverleih
    und gefährlichen Marktblasen.
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    Wie Sie wissen,
    ist in 2008 alles zerfallen.
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    Banken kollabierten,
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    die weltweiten Aktienmärkte haben
    fast die Hälfte ihren Werten verloren.
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    Millionen von Menschen haben ihre
    Häuser durch Zwangsvollstreckung verloren
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    und am Ende
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    verlor fast 1 von 10 Amerikanern
    seinen Arbeitsplatz.
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    Als die Lage sich etwas entspannte,
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    machten Greenspan und viele andere
    eine nachträgliche Analyse und sagten:
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    "Niemand sah die Krise kommen".
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    Sie nannten es "Der schwarze Schwan".
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    etwas Unvorstellbares,
  • 1:52 - 1:58
    nicht Vorhergesehenes und
    gänzlich Unwahrscheinliches.
  • 1:58 - 2:00
    Eine völlige Überraschung.
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    Aber es war in Wirklichkeit
    gar nicht immer so eine Überraschung.
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    Zum Beispiel, meine Wohnung
    in Manhattan, verdoppelte seinen Wert
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    in weniger als vier Jahren.
  • 2:10 - 2:13
    Ich erkannte die Warnzeichen
    und verkaufte es.
  • 2:13 - 2:16
    (Lachen)
  • 2:16 - 2:20
    (Applaus)
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    Viele andere Menschen sahen
    diese Warnung auch,
  • 2:22 - 2:25
    haben das in der
    Öffentlichkeit kundgetan
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    und wurden ignoriert.
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    Wir wussten also nicht genau,
    wie die Krise aussehen sollte,
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    kannten nicht die genauen Parameter,
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    aber wir konnten alle sagen,
    dass da was auf uns zukommt,
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    was gefährlich, sichtbar
    und vorhersehbar ist
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    wie ein gigantisches graues Nashorn,
    das uns ins Visier genommen hat.
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    Der schwarze Schwan gibt uns das Gefühl,
  • 2:48 - 2:53
    keine Macht über unsere Zukunft zu haben.
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    Leider ist es so, dass
    je weniger Kontrolle wir haben,
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    desto mehr tendieren wir dazu
    es herunterzuspielen
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    oder komplett zu ignorieren.
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    Diese gefährliche Dynamik
    verbergt ein anderes Problem
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    nämlich, dass viele Probleme,
    denen wir begegen,
  • 3:11 - 3:13
    überaus wahrscheinlich
    und offensichtlich sind.
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    Es sind Dinge, die wir sehen können,
    aber gegen die wir nichts unternehmen.
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    Also erfand ich die Nashorn-Metapher,
  • 3:20 - 3:23
    um ein dringendes Bedürfnis auszudrücken.
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    Nämlich einen neuen
    Blickwinkel zu erschaffen,
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    die wie die Leidenschaft der Menschen
    zum schwarzen Schwan,
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    diesmal sich, für die Dinge öffnet,
    die hoch offensichtlich
  • 3:32 - 3:38
    und höchstwahrscheinlich sind
    und trotzdem ignoriert werden.
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    Das sind die grauen Nashörner,
    die ich meine.
  • 3:41 - 3:44
    Wenn Sie einmal anfangen,
    nach ihnen Ausschau zu halten,
  • 3:44 - 3:47
    begegnen sie Ihnen jeden Tag
    in den Schlagzeilen.
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    Diesmal sehe ich in den Schlagzeilen
    ein anderes großes, graues Nashorn,
  • 3:51 - 3:57
    eine neue hoch wahrscheinliche
    finanzielle Krise.
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    Ich frage mich, ob wir was gelernt haben,
    in den letzten 10 Jahren.
  • 4:00 - 4:04
    Wenn Sie zuhören, was Washington
    oder Wall Street zu sagen haben,
  • 4:04 - 4:11
    könnte man Ihnen fast dafür vergeben,
    wenn Sie glauben, dass alles glatt läuft.
  • 4:11 - 4:14
    Aber in China, wo ich eine
    Menge Zeit verbracht habe,
  • 4:14 - 4:17
    ist die Diskussion total anders.
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    Das gesamte Wirtschaftsteam
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    von ganz unten
    bis zum Präsidenten Xi Jinping,
  • 4:23 - 4:25
    reden sehr klar und spezifisch
  • 4:25 - 4:29
    über finanzielle Risiken
    als graue Nashörner
  • 4:29 - 4:32
    und wie sie diese zähmen können.
  • 4:32 - 4:34
    Nun, zur Klarstellung, China und die USA
  • 4:34 - 4:36
    haben gänzlich andere Regierungssysteme,
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    die bestimmen, was getan
    werden kann und was nicht.
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    Viele Ursachen
    ihrer wirtschaftlichen Probleme
  • 4:41 - 4:42
    sind komplett anders.
  • 4:42 - 4:46
    Aber es ist kein Geheimnis,
    dass beide Länder Schwierigkeiten haben
  • 4:46 - 4:51
    mit Schulden, Ungleichheit
    und mit wirtschaftlicher Produktivität.
  • 4:51 - 4:55
    Wie kann es dann sein, dass
    beide Diskurse so verschieden sind?
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    Diese Frage kann man nicht nur
    in Bezug auf Länder stellen,
  • 4:58 - 5:01
    sondern eigentlich
    auf jeden einzelnen von uns.
  • 5:01 - 5:05
    Die Autokonzerne, die die
    Sicherheit an erste Stelle stellen
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    und diejenigen, die ihre Schrottautos
    nicht zurückzurufen
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    bis Menschen sterben.
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    Die Großeltern, die sich
    auf das Unvermeidbare vorbereiten,
  • 5:18 - 5:20
    diejenigen, die ihre Grabrede
    verfasst haben ...
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    das Menü für den Leichenschmaus.
  • 5:23 - 5:25
    (Lachen)
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    Meine Großeltern taten es.
  • 5:26 - 5:27
    (Lachen)
  • 5:27 - 5:32
    Alles, bis auf das Todesdatum
    war in den Grabstein gemeißelt.
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    Aber dann gibt es die anderen Großeltern,
  • 5:35 - 5:38
    die ihre letzte Angelegenheit
    nicht in Ordnung bringen,
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    die ihren ganzen Krempel nicht loswerden,
  • 5:40 - 5:42
    den sie über Jahre hinweg gehortet haben
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    und ihren Kindern
    das Problem hinterlassen.
  • 5:44 - 5:48
    Was ist nun der Unterschied
    zwischen der einen und der anderen Seite?
  • 5:48 - 5:51
    Warum sehen manche Leute
    die Dinge und packen sie an,
  • 5:51 - 5:55
    während andere nur wegschauen?
  • 5:55 - 5:58
    Die erste Seite hat etwas
    mit Kultur und Gesellschaft zu tun
  • 5:58 - 6:01
    und den Menschen Ihrer Umgebung.
  • 6:01 - 6:04
    Wenn Sie glauben,
    dass jemand in Ihrem Kreis
  • 6:04 - 6:06
    Ihnen helfen wird, wenn Sie fallen,
  • 6:06 - 6:10
    sind Sie eher dazu geneigt,
    Gefahren als viel kleiner einzustufen.
  • 6:11 - 6:15
    Dies erlaubt uns, gute Entscheidungen
    zu treffen, nicht nur schlechte.
  • 6:15 - 6:18
    Zum Beispiel, Kritik zu riskieren
  • 6:18 - 6:21
    wenn Sie über Gefahren sprechen,
    die keiner hören möchte.
  • 6:21 - 6:25
    Oder Chancen wahrzunehmen,
    die ein wenig Angst einflößen,
  • 6:25 - 6:27
    die auf ihre Art graue Nashörner sind.
  • 6:27 - 6:32
    Die USA hat eine sehr
    individualistische Kultur -- Alleingänger.
  • 6:32 - 6:34
    Paradoxerweise
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    sorgt das dafür, dass viele Amerikaner
    für Neuerungen nicht so offen sind
  • 6:37 - 6:39
    und keine Risikobereitschaft haben.
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    In China hingegen glauben Menschen,
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    dass die Regierung Probleme
    von ihnen abhalten wird,
  • 6:45 - 6:48
    was nicht immer der Fall sein wird,
    aber die Menschen glauben das.
  • 6:48 - 6:51
    Sie glauben, sich auf
    ihre Familien verlassen zu können
  • 6:51 - 6:53
    und das macht sie risikofreudiger.
  • 6:53 - 6:56
    Wie zum Beispiel eine Immobilie
    in Peking zu kaufen
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    oder offener dafür zu sein, dass
    die Richtung geändert werden muss.
  • 6:59 - 7:04
    In der Tat ist das Tempo der Veränderungen
    in China absolut erstaunlich.
  • 7:04 - 7:06
    Zweitens:
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    Wie viel wissen Sie über eine Situation,
  • 7:08 - 7:11
    Wie viel wollen Sie lernen?
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    Sind Sie bereit auch Dinge zu sehen,
    die Sie nicht sehen wollen?
  • 7:15 - 7:18
    Viele von uns werden nie
    bereit sein, Dinge zu beachten,
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    die wir eigentlich nur ausblenden wollen,
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    wir mögen sie nicht.
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    Wir beachten Dinge, die wir sehen wollen,
    mit denen wir einverstanden sind,
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    aber wir haben
    die Möglichkeit und die Fähigkeit,
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    diese blinden Flecke zu korrigieren.
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    Ich verbrachte eine Menge Zeit,
    mit Leuten aus allen Schichten
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    und den grauen Nashörner ihres Lebens
    und ihre Haltung dazu.
  • 7:39 - 7:40
    Sie denken bestimmt,
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    dass Menschen, die die größte Angst
    vor Risiken haben,
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    die sensibler auf sie reagieren,
    diejenigen sind,
  • 7:45 - 7:48
    die weniger offen für Veränderungen sind,
  • 7:48 - 7:50
    aber das Gegenteil ist der Fall.
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    Ich habe herausgefunden,
    dass die Menschen,
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    die bereit sind, die Probleme
    um sich herum zu akzeptieren,
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    und Pläne machen,
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    die sind, die geringen Risiken
    gegenüber toleranter sind,
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    und mit hohen Risiken fertig werden.
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    Denn wenn wir uns schlaumachen,
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    können wir Dinge besser angehen,
    vor denen wir Angst haben.
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    Das bringt mich
    zu meinem dritten Punkt
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    Wie viel Kontrolle, meinen Sie
  • 8:15 - 8:18
    über die grauen Nashörner
    in Ihrem Leben zu haben?
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    Einer der Gründe, warum
    wir nicht aktiv werden ist,
  • 8:20 - 8:23
    weil wir uns oft viel zu hilflos fühlen.
  • 8:23 - 8:26
    Denken Sie an den Klimawandel,
    es kann so überwältigend sein,
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    dass kein einzelner von uns
    etwas bewirken kann.
  • 8:30 - 8:33
    Deshalb gehen manche Leute
    durchs Leben und leugnen ihn.
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    Andere Menschen geben jedem
    die Schuld, außer sich selbst.
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    Wie mein Freund, der meint
    er würde auf seinen SUV verzichten,
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    wenn in China keine Kohlekraftwerke
    mehr gebaut werden.
  • 8:42 - 8:45
    Aber wir haben die Möglichkeit,
    etwas zu verändern.
  • 8:45 - 8:47
    Niemand gleicht dem anderen.
  • 8:47 - 8:52
    Jeder Einzelne von uns hat die
    Möglichkeit seine Haltung zu ändern:
  • 8:52 - 8:54
    die eigene und die gegenüber anderen.
  • 8:54 - 8:58
    Heute, möchte ich Sie
    allesamt dazu auffordern,
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    sich mir anzuschließen und ein ehrliches
    und offenes Gespräch zu eröffnen
  • 9:02 - 9:04
    mit all den Menschen
    aus Ihrem Umfeld
  • 9:04 - 9:07
    über die grauen Nashörner in unserer Welt
  • 9:07 - 9:11
    und dabei brutal ehrlich zu sein,
    ob wir gut mit ihnen umgehen.
  • 9:11 - 9:13
    Ich höre so oft in den Staaten:
  • 9:13 - 9:17
    "Natürlich sollten wir mit offenkundigen
    Problemen umgehen können,
  • 9:17 - 9:19
    aber wenn Sie nicht sehen,
    was vor Ihnen passiert,
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    sind Sie entweder dumm oder ignorant."
  • 9:21 - 9:25
    Das sagen sie, und ich bin da
    ganz und gar anderer Meinung.
  • 9:25 - 9:27
    Wenn Sie nicht sehen, was vor Ihnen ist,
  • 9:27 - 9:31
    sind Sie weder dumm noch ignorant.
  • 9:31 - 9:32
    Sie sind ein Mensch.
  • 9:32 - 9:38
    Wenn wir einmal diese
    geteilte Verletzlichkeit erkennen,
  • 9:38 - 9:42
    gibt uns das die Kraft,
    unsere Augen zu öffnen,
  • 9:42 - 9:44
    zu sehen, was vor uns liegt,
  • 9:44 - 9:49
    und zu handeln bevor wir
    zertrampelt werden.
  • 9:49 - 9:53
    (Applaus)
Title:
Warum wir offensichtliche Probleme ignorieren – und wie wir das ändern können
Speaker:
Michele Wucker
Description:

Warum ignorieren wir oft große Probleme wie die Finanzkrise und den Klimawandel, bis es zu spät ist? Die politische Strategin Michele Wucker fordert uns auf, den Mythos des "schwarzen Schwans" – dieser seltenen, unvorhersehbaren, unvermeidbaren Katastrophe – durch die Realität des "grauen Nashorns" zu ersetzen, der vermeidbaren Gefahr, die wir ignorieren. Sie zeigt, warum uns vorhersehbare Krisen überraschen – und gibt Hinweise darauf, dass auch in Ihr Leben vielleicht gerade ein Nashorn hineinrast.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
10:05

German subtitles

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