Die eigene Dualität annehmen | Ash Beckham | TEDxBoulder
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0:03 - 0:09Diesen Sommer war ich wegen einer Hochzeit
auf Familienbesuch in Ohio. -
0:10 - 0:15Dort gab es eine Veranstaltung
mit Anna und Elsa aus der "Eiskönigin". -
0:15 - 0:21Nicht die echten aus dem Film,
es war ja kein offizieller Disney-Event, -
0:21 - 0:26sondern einfach zwei Unternehmerinnen,
die Prinzessinnen-Partys organisieren. -
0:26 - 0:27Wird Ihr Kind bald fünf?
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0:27 - 0:31Sie kommen, singen ein paar Lieder
und verstreuen Feenstaub. Es ist toll! -
0:31 - 0:35Sie nutzten die Gelegenheit
des Hypes um die "Eiskönigin" -
0:35 - 0:37und organisierten
eine entsprechende Party. -
0:37 - 0:39Ein Spielzeugladen heuerte sie an,
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0:39 - 0:42Samstag früh kamen die Kinder,
kauften ein paar Disney-Artikel, -
0:42 - 0:46machten ein Photo von sich
und den Prinzessinnen -- Feierabend! -
0:46 - 0:49Fast wie Weihnachten,
nur ohne saisonale Einschränkung. -
0:49 - 0:50(Lachen)
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0:50 - 0:55Und meine dreieinhalb-jährige
Nichte Samantha ging ganz darin auf. -
0:55 - 1:00Ihr war egal, dass die Frauen
die Poster und Malbücher -
1:00 - 1:04als "Schneekönigin" und "Prinzessin Ana"
mit einem "n" unterschrieben, -
1:04 - 1:06um Copyright-Verletzungen zu vermeiden.
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1:06 - 1:07(Lachen)
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1:07 - 1:11Für meine Nichte und die über
200 anderen Kinder auf dem Parkplatz -
1:11 - 1:16waren das die echten
Anna und Elsa aus der "Eiskönigin". -
1:16 - 1:18Stellen Sie sich Folgendes vor:
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1:18 - 1:24Ein sengend-heißer
Samstagmorgen im August in Ohio. -
1:24 - 1:26Wir kamen pünktlich um zehn an
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1:26 - 1:29und bekamen Nummer 59 zugeteilt.
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1:29 - 1:34Bis um elf hatten sie die
Nummern 21 bis 25 aufgerufen. -
1:34 - 1:35Das würde also eine Weile dauern.
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1:35 - 1:40Alle Kinderschminke und
Abzieh-Tattoos in der Welt -
1:40 - 1:43konnten die Dramen nicht verhindern,
die sich vor dem Laden abspielten. -
1:43 - 1:45(Lachen)
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1:45 - 1:49Um halb eins wurden wir aufgerufen:
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1:49 - 1:52"Die Nummern 56 bis 63 bitte!"
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1:52 - 1:56Als wir reinkamen ...
ich kann das Bild nur so beschreiben: -
1:56 - 1:59Es sah aus, als hätte Norwegen
einen Hustenanfall gehabt. -
1:59 - 2:00(Lachen)
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2:00 - 2:04Papp-Schneeflocken bedeckten den Boden,
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2:04 - 2:10Glitzer auf allen Oberflächen und
Eiszapfen an allen Wänden. -
2:10 - 2:12Um meiner Nichte in der Schlange
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2:12 - 2:14einen besseren Ausblick zu verschaffen
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2:14 - 2:16als den Rücken der Mutter von Nummer 58,
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2:16 - 2:18setzte ich sie auf meine Schultern.
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2:18 - 2:22Sie war im Nu vom Anblick
der Prinzessinnen gefesselt. -
2:22 - 2:25Je weiter wir nach vorne kamen,
desto aufgeregter wurde sie. -
2:25 - 2:27Als wir endlich vorne angekommen waren
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2:27 - 2:30und Nummer 58 ihr Poster
zur Unterschrift ausrollte, -
2:30 - 2:34zitterte sie förmlich vor Aufregung.
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2:34 - 2:37Ehrlich gesagt: In dem Moment
war ich auch ziemlich aufgeregt. -
2:37 - 2:38(Lachen)
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2:38 - 2:41Die skandinavische Dekadenz
war faszinierend. -
2:41 - 2:42(Lachen)
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2:42 - 2:44Wir kamen also vorne an
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2:44 - 2:47und die gestresste Angestellte
sagte zu meiner Nichte: -
2:47 - 2:49"So, Süße, jetzt bist du dran!
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2:49 - 2:52Willst du für das Photo runter kommen
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2:52 - 2:54oder lieber auf Papas Schultern bleiben?"
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2:54 - 2:55(Lachen)
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2:55 - 2:59Ich war -- in Ermangelung eines
besseren Ausdruckes -- zu Eis erstarrt. -
2:59 - 3:01(Lachen)
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3:01 - 3:03Es ist doch erstaunlich,
wenn wir völlig unerwartet -
3:03 - 3:05mit der Frage konfrontiert werden:
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3:05 - 3:07Wer bin ich?
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3:07 - 3:10Bin ich eine Tante oder eine Aktivistin?
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3:10 - 3:14Millionen haben mein Video über
das Führen schwieriger Gespräch gesehen. -
3:14 - 3:16Und hier war eins genau vor meiner Nase.
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3:16 - 3:20Aber nichts auf der Welt ist mir wichtiger
als die Kinder in meinem Leben. -
3:20 - 3:24Ich befand mich also in
einer typischen Situation, -
3:24 - 3:28in der man eine
unmögliche Wahl treffen muss: -
3:28 - 3:30Sollte ich eine Aktivistin sein?
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3:30 - 3:34Sollte ich meine Nichte herunterlassen
und der Angestellten erklären, -
3:34 - 3:37dass ich eigentlich die Tante
und nicht der Papa bin? -
3:37 - 3:40Und dass sie keine voreiligen Schlüsse
über jemandes Geschlecht -
3:40 - 3:44auf der Grundlage von Haarschnitt
und Schulter-Ritten ziehen sollte? -
3:44 - 3:45(Lachen)
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3:45 - 3:49Und dabei den bis zu diesem Zeitpunkt
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3:49 - 3:52schönsten Moment im Leben
meiner Nichte verpassen? -
3:53 - 3:55Oder sollte ich eine Tante sein,
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3:55 - 3:58diesen Kommentar ignorieren,
eine Million Photos machen, -
3:58 - 4:03und mich keine Sekunde von der puren
Freude des Augenblicks ablenken lassen? -
4:03 - 4:06Und somit die Situation mit dem
Gefühl der Scham verlassen, -
4:06 - 4:09das sich einstellt, wenn man
nicht für sich selbst eintritt, -
4:09 - 4:11insbesondere vor den Augen meiner Nichte.
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4:11 - 4:12Wer war ich?
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4:12 - 4:17Was war wichtiger?
Welche Rolle war mehr wert? -
4:17 - 4:20War ich eine Tante oder eine Aktivistin?
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4:20 - 4:23Ich musste das im Bruchteil
einer Sekunde entscheiden. -
4:24 - 4:26Uns wird heutzutage beigebracht,
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4:26 - 4:30dass wir in einer Welt ständiger
und zunehmender Gegensätze leben. -
4:30 - 4:35Alles ist völlig schwarz oder weiß,
"wir oder die", "richtig oder falsch". -
4:36 - 4:40Es gibt keine Mitte, kein Grau,
bloß polare Gegensätze. -
4:41 - 4:43Polarität ist, wenn zwei
Vorstellungen oder Meinungen -
4:43 - 4:48einander völlig entgegengesetzt,
ein unvereinbarer Gegensatz sind. -
4:48 - 4:50Auf welcher Seite stehen Sie?
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4:50 - 4:55Sind Sie zweifelsfrei Anti-Krieg,
Pro-Abtreibung, Anti-Todesstrafe, -
4:55 - 4:59für Waffenkontrolle, für offene
Grenzen und für Gewerkschaften? -
4:59 - 5:02Oder sind Sie kompromisslos Pro-Krieg,
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5:02 - 5:05Anti-Abtreibung, Pro-Todesstrafe,
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5:05 - 5:08bedingungsloses Recht auf Waffenbesitz,
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5:08 - 5:10gegen Einwanderung
und für freie Wirtschaft? -
5:10 - 5:14"Alles oder nichts", "für uns oder
gegen uns" -- das ist Polarität. -
5:14 - 5:19Das Problem mit Polarität
und Ausschließlichkeit ist folgendes: -
5:19 - 5:25Sie entziehen der menschlichen
Erfahrung alle Individualität -
5:25 - 5:29und stehen somit im Widerspruch
zur menschlichen Natur. -
5:29 - 5:32Wenn wir in diese beiden
Richtungen gezerrt werden, -
5:32 - 5:36wo wir gar nicht existieren, denn
Polarität ist nicht unsere echte Realität, -
5:36 - 5:37wie geht es dann weiter?
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5:37 - 5:40Was ist am anderen Ende des Spektrums?
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5:40 - 5:44Ich denke nicht, dass es eine
unerreichbare harmonische Utopie ist, -
5:44 - 5:48ich denke, das Gegenteil
von Polarität ist Dualität. -
5:48 - 5:51Dualität ist, wenn man zwei Teile hat,
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5:51 - 5:54die nicht unvereinbar gegensätzlich sind,
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5:54 - 5:56sondern gleichzeitig existieren.
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5:56 - 5:59Denken Sie nicht, dass das möglich ist?
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5:59 - 6:02Ich kenne Katholiken, die für
Abtreibung eintreten, -
6:02 - 6:03Feministinnen in Hidschabs,
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6:03 - 6:05Veteranen, die gegen Krieg sind
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6:05 - 6:08und Schützenvereinsmitglieder,
die für die Homoehe sind. -
6:08 - 6:11Das sind meine Freunde und meine Familie,
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6:11 - 6:13es ist die Mehrheit unserer Gesellschaft.
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6:13 - 6:15Das sind Sie und das bin ich.
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6:15 - 6:19(Applaus)
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6:22 - 6:28Dualität ist die Fähigkeit,
beide Dinge in sich zu tragen. -
6:28 - 6:32Aber die Frage ist: Können wir
zu unserer Dualität stehen? -
6:32 - 6:36Haben wir den Mut,
für beide Dinge einzustehen? -
6:37 - 6:39Ich bin Kellnerin in einem Restaurant
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6:39 - 6:41und habe mich gut mit der
Hilfskellnerin angefreundet. -
6:41 - 6:46Wir hatten eine gute Beziehung
und viel Spaß zusammen. -
6:46 - 6:50Sie sprach ausgezeichnet Spanisch,
-
6:50 - 6:51weil sie aus Mexiko stammte.
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6:51 - 6:53(Lachen)
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6:53 - 6:56Eigentlich wollte ich das
andersherum sagen: -
6:56 - 7:00Ihr Englisch war dürftig, aber
erheblich besser als mein Spanisch. -
7:01 - 7:05Aber unsere Gemeinsamkeiten verbanden uns,
-
7:05 - 7:09anstatt dass unsere
Unterschiede uns trennten. -
7:09 - 7:12Wir standen uns nah, obwohl wir
aus verschiedenen Welten kamen. -
7:12 - 7:15Sie kam aus Mexiko und
ließ ihre Familie zurück, -
7:15 - 7:19um ihnen von hier aus ein
besseres Leben zu ermöglichen. -
7:19 - 7:24Sie war eine gläubige Katholikin und
glaubte an traditionelle Familienwerte, -
7:24 - 7:26an stereotype Geschlechterrollen.
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7:26 - 7:29Und ich war, naja, ich.
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7:29 - 7:30(Lachen)
-
7:30 - 7:34Wir erlebten aber Nähe, wenn sie sich
nach meiner Freundin erkundigte -
7:34 - 7:37oder mir die Bilder von ihrer
Familie zu Hause zeigte. -
7:37 - 7:40Das waren die Dinge, die uns verbanden.
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7:40 - 7:42Eines Tages saßen wir im Hinterzimmer
-
7:42 - 7:44und schlangen eilig unser Essen
an einem kleinen Tisch -
7:44 - 7:47während einer seltenen
Besucherflaute hinunter. -
7:47 - 7:51Der neue Koch, ihr Cousin,
setzte sich zu uns -
7:51 - 7:54mit all dem Draufgängertum
und Machogehabe, -
7:54 - 7:56das sein 21 Jahre junger Körper hergab.
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7:56 - 7:58(Lachen)
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7:58 - 8:03Er fragte sie (auf Spanisch):
"Hat Ash einen Freund?" -
8:04 - 8:08Und sie antwortete (Spanisch):
"Nein, sie hat eine Freundin." -
8:09 - 8:13Und er fragte (Spanisch):
"Eine Freundin?!?" -
8:13 - 8:16Sie legte ihre Gabel nieder,
sah ihm in die Augen -
8:16 - 8:21und sagte (Spanisch):
"Ja, eine Freundin. Und fertig." -
8:21 - 8:26Sein süffisantes Grinsen wich
einem Ausdruck mütterlichen Respekts, -
8:26 - 8:29er griff seinen Teller
und ging zurück an die Arbeit. -
8:29 - 8:31Sie hatte mich nicht angesehen.
-
8:31 - 8:33Sie ging auch zurück zur Arbeit.
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8:33 - 8:36Es war nur ein
Zehn-Sekunden-Gespräch. -
8:36 - 8:39Theoretisch hatte sie mit ihm
viel mehr gemeinsam: -
8:39 - 8:44Sprache, Kultur, Geschichte, Familie --
ihre Gemeinde war ihr ganzes Leben hier. -
8:44 - 8:48Aber ihr Moralverständnis
übertrumpfte all das. -
8:48 - 8:52Etwas später alberten sie in
der Küche auf Spanisch herum, -
8:52 - 8:53was gar nichts mit mir zu tun hatte.
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8:53 - 8:56Das ist Dualität.
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8:56 - 8:59Sie musste nicht zwischen einer
politisch korrekten Meinung zu Lesben -
8:59 - 9:01und ihrer Herkunft,
-
9:01 - 9:04oder ihrer Familie und
unserer Freundschaft wählen. -
9:04 - 9:07Es hieß nicht: Jesus oder Ash.
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9:07 - 9:09(Lachen)
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9:11 - 9:15(Applaus)
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9:17 - 9:22Ihre persönlichen Moralvorstellungen
waren so stark, -
9:22 - 9:25dass sie den Mut hatte,
an beidem festzuhalten. -
9:25 - 9:28Unsere moralische Integrität
ist unsere Verantwortung -
9:28 - 9:32und wir müssen bereit sein, sie zu
verteidigen, auch wenn es unbequem ist. -
9:32 - 9:35Das bedeutet es,
eine Verbündete zu sein. -
9:35 - 9:38Wer verbündet sein will,
muss das aktiv sein: -
9:38 - 9:42Stellen Sie Fragen, handeln Sie,
wenn Sie eine Beleidigung hören, -
9:42 - 9:44mischen Sie sich ein.
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9:44 - 9:49Eine Freundin der Familie nannte meine
Freundin jahrelang meine 'Geliebte'. -
9:50 - 9:53Ernsthaft? Geliebte?
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9:53 - 9:57Das klingt so sexualisiert,
so nach 70er Jahre Homo-Porno. -
9:57 - 9:59(Lachen)
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10:01 - 10:03Aber sie hat sich Mühe gegeben
und nachgefragt. -
10:03 - 10:05Sie hätte sie meine
"gute Freundin" nennen können, -
10:05 - 10:08oder meine "Freundin" in Anführungszeichen
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10:08 - 10:10oder meine "besondere Freundin"
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10:10 - 10:11(Lachen)
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10:11 - 10:14oder noch schlimmer:
bloß nicht nachfragen! -
10:14 - 10:18Glauben Sie mir: Es ist uns lieber,
wenn Sie nachfragen. -
10:18 - 10:23Es ist mir lieber, sie sagt "Geliebte",
als dass sie gar nichts sagt. -
10:23 - 10:26Leute sagen häufig zu mir:
"Ash, mir ist das total egal. -
10:26 - 10:30Ich sehe weder Rasse noch
Religion oder Sexualität. -
10:30 - 10:33Das bedeutet mir nichts.
Ich sehe es gar nicht." -
10:34 - 10:38Aber ich glaube, dass das Gegenteil von
Homophobie, Rassismus und Fremdenhass -
10:38 - 10:40nicht Liebe ist, sondern Gleichgültigkeit.
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10:40 - 10:45Wer mein Lesbisch-Sein
nicht sieht, sieht mich nicht. -
10:45 - 10:48Wenn es Ihnen egal ist,
mit wem ich schlafe, -
10:48 - 10:50dann haben Sie keine
Ahnung, was es heißt, -
10:50 - 10:54sich nachts Hand in Hand
einer Gruppe von Leuten zu nähern -
10:54 - 10:57und entscheiden zu müssen, ob ich
ihre Hand weiter halte oder loslasse, -
10:57 - 11:00obwohl ich sie eigentlich
nur umso fester halten will. -
11:00 - 11:03Und der kleine Sieg, den ich dann fühle,
-
11:03 - 11:05wenn ich vorbeigehe
und nicht loslassen muss. -
11:05 - 11:09Und die unglaubliche
Feigheit und Enttäuschung, -
11:09 - 11:10die ich fühle, wenn ich loslasse.
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11:10 - 11:13Wenn Sie diesen Kampf nicht sehen,
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11:13 - 11:16der einzigartig für meine persönliche
Erfahrung als Homosexuelle ist, -
11:16 - 11:19dann sehen Sie mich nicht.
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11:19 - 11:24Wenn Sie Verbündete sein wollen,
dann müssen Sie mich auch sehen. -
11:24 - 11:28Als Individuen, Verbündete
und als Menschen -
11:28 - 11:31müssen wir in der Lage sein,
beides zu fassen: -
11:31 - 11:35das Gute und das Schlechte,
das Einfache und das Schwere. -
11:35 - 11:39Das lernt man nicht auf Kuschelkurs,
-
11:39 - 11:42sondern aus der Auseinandersetzung.
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11:42 - 11:45Wenn Dualität aber erst der Anfang wäre?
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11:46 - 11:51Könnte man durch Mitgefühl
und menschliches Miteinander lernen, -
11:51 - 11:54zwei Dinge gleichzeitig zu vertreten?
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11:54 - 11:56Wenn wir zwei verteten können,
dann auch vier. -
11:56 - 11:58Was mit vier geht, geht auch mit acht,
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11:58 - 12:00was mit acht geht, geht mit Hunderten.
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12:00 - 12:04Wir sind komplexe Individuen,
ein Strudel aus Widersprüchen. -
12:04 - 12:07Sie stehen in diesem Moment
für so viele Dinge! -
12:07 - 12:11Was können Sie tun,
um für noch ein paar mehr einzustehen? -
12:12 - 12:14Zurück nach Toledo in Ohio.
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12:14 - 12:18Ich bin vorn in der Reihe,
meine Nichte auf meinen Schultern, -
12:18 - 12:20die erschöpfte Mitarbeiterin
nennt mich Papa. -
12:20 - 12:25Hat sich schon mal jemand
in Ihrem Geschlecht geirrt? -
12:25 - 12:32Oder naheliegender: Sind Sie schon mal
etwas genannt worden, das Sie nicht sind? -
12:33 - 12:36Für mich fühlt sich das so an:
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12:36 - 12:40Ich gerate augenblicklich in einen
inneren Sturm widersprüchlicher Emotionen. -
12:40 - 12:46Die Kombination aus Wut und Scham
verursacht einen Schweißausbruch. -
12:46 - 12:49Ich habe das Gefühl, dass
der ganze Laden mich anstarrt, -
12:49 - 12:51und fühle mich gleichzeitig unsichtbar.
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12:51 - 12:54Ich will in Schimpftiraden ausbrechen
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12:54 - 12:57und mich unter einem Fels verkriechen.
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12:57 - 12:59Zu all dem kommt noch der Frust,
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12:59 - 13:03dass ich ein untypisch enges,
lilafarbenes T-Shirt trage -- -
13:03 - 13:05sodass der ganze Laden
meine Brüste sehen kann -- -
13:05 - 13:09um sicher zu gehen, dass eine
solche Situation nicht passiert. -
13:09 - 13:11(Lachen)
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13:11 - 13:15Aber trotz größter Mühen,
als Frau erkannt zu werden, -
13:15 - 13:17passiert es trotzdem
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13:17 - 13:21und ich hoffe mit jeder Faser meines
Körpers, dass das niemand gehört hat: -
13:21 - 13:27weder meine Schwester, noch meine Freundin
und ganz besonders nicht meine Nichte. -
13:27 - 13:29Mir ist dieser Schmerz vertraut,
-
13:29 - 13:34aber ich würde alles tun, um die Menschen,
die ich liebe, davor zu schützen. -
13:34 - 13:36Aber dann nehme ich meine Nichte
von meinen Schultern, -
13:36 - 13:38sie rennt zu Elsa und Anna
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13:38 - 13:41-- worauf sie so lange gewartet hat --
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13:41 - 13:43und all diese Sorgen verschwinden.
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13:43 - 13:47Alles was zählt, ist das Lächeln
auf ihrem Gesicht. -
13:47 - 13:52Am Ende der 30 Sekunden, auf die wir
zweieinhalb Stunden gewartet haben, -
13:52 - 13:57sammeln wir unsere Sachen ein,
ich blicke die Angestellte noch einmal an, -
13:57 - 14:01sie lächelt entschuldigend
und ihr Mund formt die Worte: -
14:01 - 14:03(lautlos) "Es tut mir so leid!"
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14:03 - 14:05(Lachen)
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14:05 - 14:11Ihre Menschlichkeit und ihre Bereitschaft,
ihren Fehler zuzugeben sind entwaffnend. -
14:11 - 14:16Ich antworte: "Ist schon okay,
das passiert. Aber Danke!" -
14:16 - 14:19Und in dem Moment wird mir klar,
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14:19 - 14:24dass ich nicht entweder Tante
oder Aktivistin sein muss. -
14:24 - 14:27Ich kann beides sein.
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14:27 - 14:32Ich kann in der Dualität leben
und für beide Dinge gleichzeitig stehen. -
14:32 - 14:35Und wenn ich in diesem Umfeld
für zwei Dinge einstehen kann, -
14:35 - 14:38dann noch für vieles anderes mehr.
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14:38 - 14:41Als meine Nichte an der Hand
meiner Freundin aus der Tür hüpft, -
14:41 - 14:44gucke ich meine Schwester an
und frage: "War es das wert?" -
14:44 - 14:46Und sie antwortet: "Machst du Scherze?
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14:46 - 14:50Hast du ihr Gesicht gesehen?
Das war der beste Tag ihres Lebens! -
14:50 - 14:51(Lachen)
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14:51 - 14:54Die zweieinhalb Stunden
in der Hitze waren es wert. -
14:54 - 14:58Das überteuerte Malbuch,
das wir schon hatten, war es wert. -
14:58 - 15:00(Lachen)
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15:00 - 15:03Und sogar, dass du Papa
genannt wurdest, war es wert." -
15:03 - 15:06(Lachen)
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15:07 - 15:13Und zum ersten Mal in meinem Leben
war das tatsächlich der Fall. -
15:13 - 15:15Danke, Boulder! Gute Nacht!
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15:15 - 15:20(Applaus) (Jubel)
- Title:
- Die eigene Dualität annehmen | Ash Beckham | TEDxBoulder
- Description:
-
Dieser Vortrag wurde bei einem nicht von den TED-Konferenzen ausgerichteten, örtlichen TEDx-Event gehalten.
Ash spricht über die Fähigkeit, im selben Moment für zwei starke Überzeugungen einzustehen und dennoch ehrlich zu man selbst zu sein. - Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 15:37
Retired user approved German subtitles for Owning your duality | Ash Beckham | TEDxBoulder | ||
Kai Rasmus Nissen accepted German subtitles for Owning your duality | Ash Beckham | TEDxBoulder | ||
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Kai Rasmus Nissen edited German subtitles for Owning your duality | Ash Beckham | TEDxBoulder | ||
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Retired user edited German subtitles for Owning your duality | Ash Beckham | TEDxBoulder |
Kai Rasmus Nissen
Hi Scout,
ich finde deine Übersetzung sprachlich und technisch sehr fein. Ich habe vor allem an Stellen die nahe an 21 Buchst./Sek. waren nach schlankeren Formulierungen geguckt (wie bei 4:20), habe hier und da das Subjekt "rausgekürzt", wo es unmittelbar zuvor schon genannt war, wie z.B. bei 0:15 ("nicht die echten Anna und Elsa" --> "nicht die Echten") und 0:31 ("Diese Frauen" --> "Sie") und hier und da versucht den Satzbau noch etwas übersichtlicher und schneller lesbar zu machen (wie bei 11:46). Ab und an habe ich ein Wort eingesetzt, wenn mir eine kürzere Ausdrucksmöglichkeit einfiel (wie bei 0:46: "saisonbedingt" --> "saisonal" und 2:18: "augenblicklich" --> "im Nu") oder eine, die das original für mein Empfinden noch etwas vollständiger erfasst (z.B. 9:50 oder 11:24).
Das Wort "hold", finde ich, ist hier ein spannender Fall für sich. Für mein Gefühl ist es treffender von der direkten Übersetzung "halten" abzuweichen. Ich bin auf "fassen" gekommen, weil es die Facetten von "halten", "beeinhalten" und "verstehen" vereint und habe an einer Stelle "einstehen" eingesetzt (die Stellen dazu sind 6:22, 9:20 und 11:27).
Wie auch immer, manches ist ja Gefühlssache, daher bin ich neugierig, was du und andere da als stimmig(er)e Übersetzung empfinden.
Möchtest du im Revisionsvergleich drüberschauen oder soll ich dir den Talk nochmal zurücksenden?
Schöne Grüße, Rasmus
Retired user
Lieber Rasmus und Johanna, danke für die Überarbeitungen und für eure Geduld! Ich war den ganzen August auf Reisen und komme erst langsam wieder zu Hause an. Hätte ich natürlich auch mal Bescheid geben können...
Ich finde alle Änderungen super und habe nur eine Anmerkung: 0:31, soll das wirklich nützten sein oder nutzten?
Ich werde mir einen extra-großen Zettel neben den Bildschirm hängen, auf dem PRÄTERITUM steht, damit es bei den nächsten Untertiteln besser läuft :D
Freu mich auf weitere Zusammenarbeit, jetzt wo ich wieder im Alltag angekommen bin!
LG Scout