Der Mann hinter Linux
-
0:01 - 0:04Chris Anderson:
Es ist wirklich bemerkenswert. -
0:04 - 0:07Ihre Software, Linux,
ist in Millionen von Computern, -
0:07 - 0:10sie trägt wahrscheinlich maßgeblich
zum Funktionieren des Internets bei. -
0:10 - 0:12Und ich glaube,
-
0:12 - 0:16es gibt etwa eineinhalb Milliarden
aktive Android-Geräte weltweit. -
0:16 - 0:19Ihre Software ist
in jedem einzelnen davon. -
0:19 - 0:20Es ist beeindruckend.
-
0:20 - 0:25Es muss eine großartige
Software-Zentrale dahinter stecken. -
0:25 - 0:28So dachte ich -- und war schockiert,
als ich ein Bild davon sah. -
0:28 - 0:30Ich meine das ist --
-
0:30 - 0:32das ist die Linux Weltzentrale.
-
0:32 - 0:34(Gelächter)
-
0:34 - 0:37(Applaus)
-
0:38 - 0:41Linus Torvald: Es macht
wirklich nicht viel her. -
0:41 - 0:42Und ich muss dazu sagen,
-
0:42 - 0:45das einzig Interessante in diesem Bild,
-
0:45 - 0:47das die meisten Leute ansprechen,
-
0:47 - 0:49ist der Schreibtisch mit dem Laufband.
-
0:49 - 0:52Er ist das interessanteste
Ding in meinem Büro -
0:52 - 0:54und ich verwende ihn gar nicht mehr.
-
0:54 - 0:56Ich denke, diese zwei Dinge
hängen zusammen. -
0:57 - 1:00Meine Arbeitsweise ist ...
-
1:01 - 1:06Ich will keine externe Stimulation.
-
1:06 - 1:11Sie können sehen,
dass die Wände pastellgrün sind. -
1:11 - 1:16Diese Farbe wird angeblich auch
für Wände in Psychiatrien verwendet. -
1:16 - 1:17(Gelächter)
-
1:17 - 1:19Es ist eine beruhigende Farbe,
-
1:19 - 1:22sie stimuliert einen nicht wirklich.
-
1:23 - 1:27Man sieht den Computer nicht,
nur den Bildschirm, -
1:28 - 1:31aber was mir bei meinem Computer
am Wichtigsten ist -- -
1:31 - 1:35er muss nicht groß und
leistungsstark sein, obwohl ich das mag -- -
1:35 - 1:37er muss absolut geräuschlos sein.
-
1:38 - 1:40Ich kenne Leute, die für Google arbeiten,
-
1:40 - 1:43die haben ihr eigenes
kleines Rechenzentrum zu Hause, -
1:43 - 1:45und das mache ich nicht.
-
1:45 - 1:48Mein Büro ist das langweiligste,
das Sie je sehen werden. -
1:48 - 1:52Und ich sitze hier allein in der Stille.
-
1:52 - 1:54Wenn die Katze heraufkommt,
-
1:54 - 1:56setzt sie sich auf meinen Schoß.
-
1:56 - 1:58Und dann will ich ihr Schnurren hören,
-
1:58 - 2:01nicht die Ventilatoren im Computer.
-
2:01 - 2:03CA: Es ist erstaunlich,
-
2:03 - 2:05denn mit dieser Arbeitsweise
-
2:06 - 2:08können Sie dieses riesige
Technologie-Imperium führen -- -
2:09 - 2:10es ist ein Imperium --
-
2:10 - 2:13das ist also ein toller Beweis
für die Macht von Open Source. -
2:13 - 2:18Erzählen Sie uns, wie Sie
zu Open Source gekommen sind -
2:18 - 2:20und wie dies zur Entwicklung
von Linux geführt hat. -
2:21 - 2:24LT: Ich arbeite immer noch alleine.
-
2:24 - 2:27Wirklich -- ich arbeite
alleine in meinem Haus, -
2:27 - 2:28oft im Bademantel.
-
2:28 - 2:31Wenn ein Fotograf vorbeikommt,
ziehe ich mich schön an, -
2:31 - 2:32damit ich etwas an habe.
-
2:32 - 2:33(Gelächter)
-
2:33 - 2:35So habe ich immer gearbeitet.
-
2:35 - 2:37So habe ich auch mit Linux begonnen.
-
2:37 - 2:41Ich habe es nicht als
kollaboratives Projekt gestartet. -
2:41 - 2:46Es war eines von vielen Projekten,
-
2:46 - 2:50an denen ich zu dieser Zeit
für mich selbst arbeitete, -
2:50 - 2:52teils, weil ich das Ergebnis brauchte,
-
2:52 - 2:56aber hauptsächlich,
weil ich gerne programmiere. -
2:56 - 2:59Es war also gegen Ende einer Reise,
-
2:59 - 3:02die 25 Jahre später
noch immer nicht beendet ist. -
3:02 - 3:06Es ging mir wirklich nur darum,
ein eigenes Projekt zu haben. -
3:06 - 3:10An Open Source dachte ich damals
noch überhaupt nicht. -
3:10 - 3:12Was dann geschah ist, ...
-
3:13 - 3:18das Projekt entwickelte sich und wurde
zu etwas, das ich Leuten zeigen wollte. -
3:19 - 3:23Es war eher so ein „Wow, seht euch an,
was ich gemacht habe!" -
3:23 - 3:25Glauben Sie mir --
es war nicht so großartig damals. -
3:26 - 3:28Ich habe es öffentlich zugänglich gemacht,
-
3:28 - 3:31aber es war damals noch kein Open Source.
-
3:31 - 3:35Es war ein Quelltext, der öffentlich war,
aber es war nicht geplant, -
3:35 - 3:40ihn als Open Source zu verwenden,
wie wir es heute definieren, -
3:40 - 3:42also um ihn zu verbessern.
-
3:42 - 3:43Es war eher so etwas wie:
-
3:43 - 3:46„Seht, daran arbeite ich
seit einem halben Jahr, -
3:46 - 3:48ich freue mich über Kommentare."
-
3:49 - 3:51Und die Leute haben mich kontaktiert.
-
3:51 - 3:53An der Universität von Helsinki
-
3:53 - 3:57hatte ich einen Freund,
der sich mit Open Source beschäftigte -- -
3:57 - 4:00man nannte es damals
noch meist „freie Software" -- -
4:00 - 4:05und er brachte mich auf die Idee,
-
4:05 - 4:10dass ich diese Open Source Lizenzen,
die es bereits gab, verwenden könnte. -
4:12 - 4:14Ich habe es mir eine Weile überlegt.
-
4:14 - 4:19Ich fürchtete, dass kommerzielle
Interessen auftreten würden. -
4:19 - 4:22Das ist eine der Sorgen,
die viele am Anfang haben -- -
4:22 - 4:27sie sorgen sich, dass jemand
ihre Arbeit ausnutzen könnte, oder? -
4:28 - 4:31Und ich beschloss: „Was soll`s!"
-
4:32 - 4:33Und --
-
4:33 - 4:34CA: Und dann kam der Punkt,
-
4:34 - 4:37dass jemand Code beisteuerte,
und Sie sich dachten: -
4:37 - 4:40„Wow, das ist interessant,
daran hätte ich nicht gedacht. -
4:40 - 4:42Das könnte mein Programm verbessern."
-
4:42 - 4:46LT: Die Leute haben anfangs
keinen Code beigesteuert, -
4:46 - 4:47es waren eher Ideen.
-
4:48 - 4:51Und allein die Tatsache,
dass jemand sich dein Projekt ansieht -- -
4:51 - 4:54das ist bestimmt bei vielen Dingen so,
-
4:54 - 4:55bei Code trifft es definitiv zu --
-
4:55 - 4:59wenn jemand Interesse
an deinem Code zeigt, -
4:59 - 5:01sich damit beschäftigt und Feedback gibt
-
5:02 - 5:03und Ideen einbringt ...
-
5:03 - 5:05das war eine große Sache für mich.
-
5:05 - 5:08Ich war damals 21 Jahre alt,
also noch sehr jung, -
5:08 - 5:12aber ich programmierte schon
mein halbes Leben lang. -
5:12 - 5:16Jedes Projekt davor war
mein eigenes, privates Ding -
5:16 - 5:21und es war eine Offenbarung,
als Leute zu kommentieren begannen, -
5:21 - 5:23und mir Feedback zum Code gaben.
-
5:23 - 5:27Noch bevor sie begannen,
Code beizusteuern, -
5:27 - 5:30war da einer dieser großen Momente
für mich, wo ich sagte: -
5:30 - 5:31„Ich mag Menschen!"
-
5:31 - 5:33Verstehen Sie mich nicht falsch --
-
5:33 - 5:36Ich bin eigentlich kein geselliger Mensch.
-
5:36 - 5:37(Gelächter)
-
5:38 - 5:40Ich mag Menschen nicht wirklich --
-
5:40 - 5:41(Gelächter)
-
5:41 - 5:43Aber ich mag Computer,
-
5:43 - 5:46ich mag es, mit anderen
E-Mails zu schreiben, -
5:46 - 5:48denn das gibt einem
eine gewisse Pufferzone. -
5:48 - 5:55Ich mag Menschen, die mein Projekt
kommentieren und sich dafür engagieren. -
5:55 - 5:57Das hat es sehr bereichert.
-
5:57 - 6:01CA: Gab es einen Moment, in dem
Ihnen bewusst wurde, was gerade entstand -
6:01 - 6:02und es plötzlich durchgestartet ist,
-
6:02 - 6:06und Sie dachten: „ Moment mal,
das könnte etwas richtig Großes werden, -
6:06 - 6:09nicht nur ein privates Projekt,
für das ich Feedback bekomme, -
6:09 - 6:13sondern eine revolutionäre Entwicklung
in der Technlologie-Welt?" -
6:14 - 6:15LT: Nicht wirklich.
-
6:15 - 6:19Der große Moment war für mich nicht,
als es plötzlich riesig wurde, -
6:19 - 6:21sondern, als es etwas größer wurde.
-
6:22 - 6:25Ich war nicht mehr allein damit,
-
6:25 - 6:29sondern hatte 10 oder
vielleicht 100 Mitwirkende -- -
6:29 - 6:30das war ein großer Moment.
-
6:30 - 6:34Alles andere entwickelte sich
dann sehr graduell. -
6:34 - 6:38Von 100 Leuten auf 1 Million zu wachsen
war keine große Sache -- für mich. -
6:38 - 6:40Naja, vielleicht ist es eine, wenn man --
-
6:40 - 6:41(Gelächter)
-
6:41 - 6:44Will man sein Produkt verkaufen,
ist es sehr wichtig -- -
6:44 - 6:45vestehen Sie mich nicht falsch.
-
6:45 - 6:47Aber wenn man an der Technologie
-
6:47 - 6:49und am Projekt interessiert ist,
-
6:49 - 6:51ist die Community das Bedeutenste.
-
6:51 - 6:52Diese wuchs dann graduell an.
-
6:52 - 6:56Es gab nie einen Moment,
an dem ich mir dachte: -
6:56 - 6:59„Wow, jetzt startet es durch!", denn es --
-
6:59 - 7:02brauchte wirklich eine relativ lange Zeit.
-
7:02 - 7:05CA: Alle Technologen, mit denen
ich spreche, würdigen Ihre Leistungen, -
7:05 - 7:08da sie ihre Arbeit stark geprägt haben.
-
7:08 - 7:10Und es geht dabei nicht nur um Linux,
-
7:10 - 7:11sondern auch um Git,
-
7:11 - 7:15das ist ein Management-System
für die Software Entwicklung. -
7:15 - 7:18Erzählen Sie uns kurz davon
und von Ihrer Rolle dabei. -
7:18 - 7:21LT: Eines der Probleme, die wir hatten,
-
7:21 - 7:23es dauerte eine Weile, bis es auftrat,
-
7:23 - 7:25war, dass wenn man ...
-
7:26 - 7:31Wenn man von 10 oder
100 Mitwirkenden pro Projekt -
7:31 - 7:33auf 10.000 Mitwirkende wächst --
-
7:33 - 7:37Im Moment haben wir die Situation,
dass allein beim Kernel -
7:37 - 7:40an jedem Release 1.000 Leute mitwirken,
-
7:40 - 7:44und das passiert etwa
alle zwei bis drei Monate. -
7:44 - 7:47Manche von ihnen tun nicht so viel.
-
7:47 - 7:49Sehr viele tragen ganz kleine
Veränderungen bei. -
7:49 - 7:52Aber bei der Wartung eines Projektes
ändern solche Dimensionen -
7:52 - 7:55die Art und Weise, wie man es warten muss.
-
7:55 - 7:57Es war ein wirklich unangenehmer Prozess.
-
7:59 - 8:05Es gibt eigene Projekte,
die sich der Quelltext-Pflege widmen. -
8:05 - 8:09CVS war das beliebteste System dafür.
-
8:09 - 8:12Ich konnte es nicht ausstehen
und weigerte mich, es anzufassen. -
8:13 - 8:16Also versuchte ich etwas,
das aufregend und neu war -
8:16 - 8:18und niemand sonst ausstehen konnte.
-
8:19 - 8:20CA: (Lacht)
-
8:20 - 8:23LT: Wir waren in
einer schwierigen Situation: -
8:23 - 8:25Tausende Leute wollten mitwirken
-
8:25 - 8:29und ich war häufig der Engpass
-
8:29 - 8:33und konnte einfach nicht
so viel Beiträge bewältigen, -
8:33 - 8:36dass tausende Mitwirkende
möglich gewesen wären. -
8:36 - 8:38Git ist also mein zweites großes Projekt,
-
8:38 - 8:43das nur dafür entwickelt wurde,
mein erstes großes Projekt zu bewältigen. -
8:43 - 8:46Das zeigt meine Arbeitsweise.
-
8:46 - 8:48Ich schreibe Programme nicht wegen --
-
8:48 - 8:50nun ja, es macht mir Spaß --
-
8:50 - 8:52aber ich will, dass sie
einen Nutzen haben, -
8:52 - 8:56jedes Projekt, das ich jemals machte,
war etwas, das ich brauchte, -
8:58 - 9:01CA: Linux und Git sind beide
-
9:01 - 9:03fast als unabsichtliches Resultat
daraus entstanden, -
9:03 - 9:06dass Sie nicht mit zu vielen
Menschen arbeiten wollen. -
9:06 - 9:08LT: Ja, genau.
-
9:08 - 9:09(Gelächter)
-
9:09 - 9:10CA: Das ist bemerkenswert. LT: Ja.
-
9:10 - 9:12(Applaus)
-
9:12 - 9:14Sie sind der Mann, der die Technologie
-
9:14 - 9:17nicht nur einmal,
sondern zweimal revolutionierte -
9:17 - 9:19und wir wollen verstehen,
warum das so ist. -
9:19 - 9:22Sie gaben uns ein paar Hinweise, aber ...
-
9:22 - 9:26Hier ist ein Bild von Ihnen als Kind
mit einem Rubiks Würfel. -
9:26 - 9:30Sie sagten, Sie programmieren
seit Sie 10 oder 11 Jahre alt waren, -
9:30 - 9:31Ihr halbes Leben lang.
-
9:31 - 9:35Waren Sie so ein Computer-Genie,
also ein Über-Streber, -
9:35 - 9:37ein Musterschüler, der gut in allem war?
-
9:37 - 9:39Wie waren Sie als Kind?
-
9:40 - 9:43LT: Ja, ich glaube ich war
ein typischer Streber. -
9:43 - 9:44Ich meine, ich war ...
-
9:45 - 9:48Ich war schon damals
nicht besonders gesellig. -
9:48 - 9:50Das ist mein jüngerer Bruder.
-
9:50 - 9:53Ich war offensichtlich mehr am
Rubiks Würfel interessiert -
9:53 - 9:54als an meinem Bruder.
-
9:54 - 9:55(Gelächter)
-
9:55 - 9:58Meine jüngere Schwester,
die nicht am Bild ist, -
9:58 - 10:01bereitete mich auf Familientreffen vor --
-
10:01 - 10:06es ist keine riesige Familie, aber
ich habe ein paar Cousinen und Cousins -- -
10:06 - 10:07sie bereitete mich darauf vor.
-
10:07 - 10:10Bevor ich den Raum betrat, sagte sie:
-
10:10 - 10:13„OK. Das ist der-und-der ..."
-
10:14 - 10:16Denn ich war nicht --
-
10:16 - 10:17ich war ein Geek.
-
10:18 - 10:19Ich mochte Computer,
-
10:19 - 10:20ich mochte Mathematik,
-
10:20 - 10:21ich mochte Physik.
-
10:21 - 10:22Darin war ich gut.
-
10:22 - 10:25Ich war aber nicht außergewöhnlich gut.
-
10:26 - 10:28Meine Schwester meinte einmal,
-
10:28 - 10:35dass meine beste Eigenschaft
meine Verbissenheit ist. -
10:36 - 10:38CA: OK, sprechen wir darüber,
das ist interessant. -
10:38 - 10:40Sie ließen nie locker.
-
10:40 - 10:44Das hat nichts mit Streber-Sein
oder Intelligenz zu tun, -
10:44 - 10:45sondern mit ... Sturheit?
-
10:45 - 10:47LT: Ja, mit Sturheit.
-
10:47 - 10:48Es geht darum,
-
10:49 - 10:51etwas anzufangen
-
10:51 - 10:57und nicht zu sagen: „OK, ich bin fertig,
lass uns etwas anderes tun -- -
10:57 - 10:58Schau: da glänzt etwas!"
-
10:59 - 11:02Ich merke das in vielen
meiner Lebensbereiche. -
11:03 - 11:07Ich lebte sieben Jahre lang
im Silicon Valley. -
11:07 - 11:11Und ich arbeitete für
die selbe Firma im Silicon Valley -
11:11 - 11:13während dieser gesamten Zeit.
-
11:13 - 11:14Das gibt es normalerweise nicht.
-
11:15 - 11:17So läuft es nicht in Silicon Valley.
-
11:17 - 11:21Der ganze Sinn vom Silicon Valley ist es,
von Job zu Job zu wechseln, -
11:21 - 11:23um das Ganze in Schwung zu halten.
-
11:23 - 11:25Und so bin ich einfach nicht.
-
11:25 - 11:28CA: Während der Entwicklung von Linux,
-
11:28 - 11:32führte Ihre Sturheit
manchmal zu Konflikten. -
11:32 - 11:34Erzählen Sie uns mehr darüber.
-
11:34 - 11:40War das wichtig, um die Qualität
des Produkts beizubehalten? -
11:40 - 11:42Wie würden Sie die Abläufe beschreiben?
-
11:42 - 11:44LT: Ich weiß nicht, ob es wichtig ist.
-
11:45 - 11:48Kommen wir zurück zu „Ich bin kein
geselliger Mensch", -- -
11:48 - 11:50manchmal bin ich auch ...
-
11:52 - 11:54wie soll ich sagen,
-
11:54 - 11:57„kurzsichtig", wenn es um die Gefühle
anderer Menschen geht. -
11:58 - 12:03Manchmal sagt man dann Dinge,
die andere Menschen verletzen. -
12:03 - 12:07Darauf bin ich nicht stolz.
-
12:07 - 12:08(Applaus)
-
12:08 - 12:10Aber gleichzeitig ist es --
-
12:11 - 12:14Manche Leute sagen mir,
dass ich netter sein soll. -
12:15 - 12:20Wenn ich ihnen dann sage,
dass sie zu nett sind, -
12:20 - 12:23dass sie aggressiver sein sollen,
-
12:23 - 12:26sehen Sie das als Beispiel
für meine Unfreundlichkeit. -
12:26 - 12:28(Gelächter)
-
12:28 - 12:31Ich will damit sagen,
dass wir verschieden sind. -
12:31 - 12:33Ich bin kein geselliger Mensch;
-
12:33 - 12:35darauf bin ich nicht sonderlich stolz,
-
12:35 - 12:36aber es ist ein Teil von mir.
-
12:36 - 12:39Was ich an Open Source sehr schätze,
-
12:39 - 12:45ist, dass viele verschiedene Leute
zusammen arbeiten können. -
12:45 - 12:47Wir müssen einander nicht mögen --
-
12:47 - 12:49und manchmal mögen
wir uns wirklich gar nicht. -
12:49 - 12:52Es gibt manchmal wirklich sehr
hitzige Diskussionen. -
12:52 - 12:55Manchmal tauchen Dinge auf, die --
-
12:56 - 12:59man kommt auf keinen gemeinsamen Nenner,
-
12:59 - 13:02man verfolgt einfach
total andere Interessen. -
13:02 - 13:05Nochmal zurück zu meinen Bedenken darüber,
-
13:05 - 13:09von kommerziell orientierten
Menschen ausgenutzt zu werden: -
13:09 - 13:11es stellte sich rasch heraus,
-
13:12 - 13:14dass diese Leute sehr nett waren.
-
13:15 - 13:18Sie taten all die Dinge,
die mich gar nicht interessierten -
13:18 - 13:20und sie hatten total andere Ziele.
-
13:20 - 13:26Sie verwendeten Open Source für Dinge,
mit denen ich nichts anfangen konnte. -
13:26 - 13:28Aber da es Open Source war,
konnten sie es tun, -
13:28 - 13:31und es funktioniert alles
wirklich gut zusammen. -
13:31 - 13:32So läuft es einfach.
-
13:32 - 13:35Man braucht kommunikative Menschen,
-
13:35 - 13:38die warmherzigen,
freundlichen Menschen -- -
13:39 - 13:40(Gelächter)
-
13:40 - 13:43die einen umarmen und in
die Gemeinschaft integrieren wollen. -
13:43 - 13:45So ist aber nicht jeder.
-
13:45 - 13:46So bin ich nicht.
-
13:46 - 13:48Ich mag die Technologie.
-
13:48 - 13:50Manche Leute mögen Benutzeroberflächen.
-
13:50 - 13:53Ich könnte unter keinen Umständen
eine Benutzeroberfläche machen. -
13:53 - 13:56Würde ich auf einer
einsamen Insel stranden -
13:56 - 13:59und der einzige Ausweg wäre,
eine schöne Benutzeroberfläche zu machen, -
13:59 - 14:01würde ich dort sterben.
-
14:01 - 14:02(Gelächter)
-
14:02 - 14:04Es gibt also verschiedene
Arten von Menschen, -
14:04 - 14:07und ich suche keine Ausreden,
ich versuche zu erklären. -
14:07 - 14:08CA: Als wir letzte Woche sprachen,
-
14:08 - 14:11erzählten Sie von einer weiteren
Ihrer Eigenschaften, -
14:11 - 14:13die ich sehr interessant fand.
-
14:13 - 14:14Es geht um das Konzept Geschmack.
-
14:14 - 14:16Hier habe ich ein paar Bilder.
-
14:16 - 14:20Dieser Code ist ein Beispiel
für nicht so guten Geschmack, -
14:20 - 14:23und dieser hier ist besser,
-
14:23 - 14:25was man sofort sehen kann.
-
14:25 - 14:28Was ist der Unterschied
zwischen den beiden? -
14:29 - 14:30LT: Das ist --
-
14:30 - 14:33Wie viele Leute hier
haben schon einmal programmiert? -
14:34 - 14:35CA: Du meine Güte!
-
14:35 - 14:36LT: Ich garantiere Ihnen,
-
14:36 - 14:38jeder, der jetzt die Hand hob,
-
14:38 - 14:41verwendete schon einmal
einfach verkettete Listen. -
14:41 - 14:43Das wird einem so beigebracht --
-
14:43 - 14:47Die Vorgehensweise wie im ersten Beispiel
-
14:47 - 14:51wird einem beigebracht,
wenn man zu programmieren beginnt. -
14:51 - 14:53Man muss den Code nicht verstehen.
-
14:53 - 14:55Für mich ist das Interessante daran
-
14:55 - 14:57die letzte if-Anweisung.
-
14:59 - 15:02In einer einfach verketteten Liste
macht das Folgendes: -
15:02 - 15:05es versucht, einen bestehenden Eintrag
aus einer Liste zu entfernen -- -
15:05 - 15:09und es besteht ein Unterschied,
ob es der erste Eintrag ist, -
15:09 - 15:11oder ob er in der Mitte ist.
-
15:11 - 15:12Denn wenn es der erste ist,
-
15:12 - 15:15muss man den Zeiger
auf dem ersten Eintrag ändern. -
15:15 - 15:17Wenn er in der Mitte ist,
-
15:17 - 15:19muss man den Zeiger
eines vorigen Eintrags ändern. -
15:19 - 15:21Das sind zwei komplett verschiedene Fälle.
-
15:21 - 15:23CA: Und das ist besser.
-
15:23 - 15:24LT: Das ist besser.
-
15:24 - 15:26Es hat keine if-Anweisung.
-
15:27 - 15:29Und es macht keinen Unterschied.
-
15:29 - 15:32Man muss nicht verstehen,
warum es keine if-Anweisung hat, -
15:32 - 15:33aber man sollte verstehen,
-
15:33 - 15:36dass man manchmal
anders an ein Problem herangehen -
15:36 - 15:39und es umformulieren kann,
sodass der besondere Fall wegfällt -
15:39 - 15:41und zum normalen Fall wird.
-
15:41 - 15:43Und das ist guter Code.
-
15:43 - 15:45Aber es ist einfacher Code.
-
15:45 - 15:46Das Einmaleins der Informatik.
-
15:46 - 15:49Das ist nicht wichtig --
obwohl Details wichtig sind. -
15:50 - 15:54Für mich sind Leute,
mit denen ich zusammenarbeiten will, -
15:54 - 15:57solche mit gutem Geschmack ...
-
15:57 - 15:59Ich gab dieses blöde Beispiel,
-
15:59 - 16:02es ist nicht aussagekräftig,
weil es zu kurz ist. -
16:02 - 16:04Guter Geschmack heißt noch viel mehr.
-
16:04 - 16:08Es geht dabei darum,
die großen Muster zu erkennen -
16:08 - 16:12und instinktiv zu wissen,
wie man etwas richtig löst. -
16:12 - 16:15CA: OK, also fassen wir
noch einmal zusammen. -
16:16 - 16:18Sie haben eine Form des guten Geschmacks,
-
16:18 - 16:20die für Software-Leute von Bedeutung ist.
-
16:20 - 16:22Sie sind --
-
16:22 - 16:23(Gelächter)
-
16:23 - 16:27LT: Ich glaube, das war für
manche Leute hier von Bedeutung. -
16:28 - 16:31CA: Sie sind ein sehr
intelligenter Programmierer, -
16:31 - 16:33und Sie sind extrem stur.
-
16:34 - 16:35Aber da muss noch mehr sein.
-
16:35 - 16:37Sie haben die Zukunft verändert.
-
16:37 - 16:40Sie müssen große Visionen
von der Zukunft haben. -
16:40 - 16:41Sie sind ein Visionär, oder?
-
16:41 - 16:43LT: Ich fühlte mich hier bei TED
-
16:43 - 16:46eigentlich etwas unwohl,
während der letzten zwei Tage, -
16:46 - 16:49denn hier geht es sehr stark um Visionen.
-
16:49 - 16:50Und ich bin kein Visionär.
-
16:50 - 16:53Ich habe keinen Fünf-Jahres-Plan.
-
16:53 - 16:54Ich bin ein Ingenieur.
-
16:54 - 16:55Ich denke, es ist --
-
16:55 - 16:58es ist natürlich vollkommen in Ordnung,
-
16:58 - 17:00dass all diese Leute zu den Wolken
-
17:00 - 17:03und zu den Sternen schauen,
und sagen: „Da will ich hin." -
17:03 - 17:05Aber ich schaue auf den Boden,
-
17:05 - 17:08ich will das Schlagloch reparieren,
das genau vor mir ist, -
17:08 - 17:09bevor ich hineinfalle.
-
17:09 - 17:11So bin ich einfach.
-
17:11 - 17:12(Beifall)
-
17:12 - 17:13(Applaus)
-
17:13 - 17:17CA: Sie erzählten mir letzte Woche
von zwei Männern. -
17:17 - 17:20Wer sind sie und wie stehen Sie zu ihnen?
-
17:20 - 17:24LT: In der Technik gibt es ein Klischee,
-
17:24 - 17:26Tesla versus Edison,
-
17:26 - 17:31wo Tesla der visionäre Wissenschaftler
mit den verrückten Ideen ist. -
17:31 - 17:34Und die Leute lieben Tesla.
-
17:34 - 17:37Manche benennen sogar
ihr Unternehmen nach ihm. -
17:37 - 17:38(Gelächter)
-
17:39 - 17:42Der andere ist Edison,
-
17:42 - 17:47der oft negativ als Langweiler
dargestellt wird. -
17:47 - 17:50Sein berühmtestes Zitat ist:
-
17:50 - 17:55„Genie ist ein Prozent Inspiration und
neunundneunzig Prozent Transpiration." -
17:55 - 17:57Ich bin auf Edisons Seite,
-
17:57 - 17:59auch wenn ihn nicht alle mögen.
-
17:59 - 18:02Denn wenn man die beiden vergleicht:
-
18:02 - 18:07Tesla ist derzeit in aller Munde,
-
18:07 - 18:09aber wer hat wirklich die Welt verändert?
-
18:10 - 18:13Edison war vielleicht kein netter Mensch,
-
18:13 - 18:16er hat viele Dinge getan --
-
18:16 - 18:19vielleicht war er kein Intellektueller,
-
18:19 - 18:21kein Visionär.
-
18:21 - 18:25Aber ich denke ich bin ihm
ähnlicher als Tesla. -
18:26 - 18:28CA: Unser Motto bei TED
diese Woche ist Träume -- -
18:28 - 18:30große, kühne, verwegene Träume.
-
18:30 - 18:31Sie sind wirklich der Gegenpol davon.
-
18:31 - 18:33LT: Ich versuche es
ein wenig zu drosseln, ja. -
18:33 - 18:35CA: Das ist gut.
-
18:35 - 18:36(Gelächter)
-
18:36 - 18:38Wir nehmen Sie an, wir nehmen Sie an.
-
18:39 - 18:41Unternehmen wie Google und viele andere
-
18:41 - 18:44verdienten mit Ihrer Software
Milliarden von Dollar. -
18:44 - 18:45Ärgert Sie das nicht?
-
18:45 - 18:46LT: Nein.
-
18:46 - 18:49Nein, es ärgert mich
aus mehreren Gründen nicht. -
18:49 - 18:51Erstens geht es mir gut.
-
18:51 - 18:52Es geht mir wirklich gut.
-
18:53 - 18:55Der andere Grund ist --
-
18:55 - 18:59Ohne das Open Source Projekt
und das Loslassen, -
18:59 - 19:02wäre Linux nie zu dem geworden,
was es heute ist. -
19:02 - 19:06Es hat mir Erfahrungen eingebracht,
die ich nicht wirklich mag, -
19:06 - 19:07öffentliche Auftritte zum Beispiel,
-
19:07 - 19:09aber gleichzeitig ist das eine Erfahrung.
-
19:09 - 19:11Glauben Sie mir.
-
19:11 - 19:16Es gibt also viele Entwicklungen,
die mich sehr glücklich machen -
19:16 - 19:19und die mir meine
Entscheidungen bestätigen. -
19:19 - 19:21CA: Ist die Open Source Idee --
-
19:21 - 19:23ich denke damit
kommen wir zum Schluss -- -
19:23 - 19:27Hat die Open Source Idee
ihr volles Potenzial weltweit entfaltet, -
19:27 - 19:30oder gibt es noch mehr Möglichkeiten,
-
19:30 - 19:32könnte man noch mehr damit tun?
-
19:33 - 19:35LT: Ich bin da etwas zwiegespalten.
-
19:35 - 19:39Einer der Gründe, warum Open Source sich
so gut fürs Programmieren eignet ist, -
19:40 - 19:45dass die Qualität von Code
entweder schwarz oder weiß ist. -
19:45 - 19:49Meistens kann man
sehr leicht unterscheiden, -
19:49 - 19:53was gut gemacht wurde und was nicht.
-
19:53 - 19:56Entweder funktioniert der Code oder nicht,
-
19:56 - 20:00es gibt also wenig Raum für Diskussionen.
-
20:00 - 20:04Trotzdem gibt es bei uns Diskussionen.
-
20:04 - 20:06In vielen anderen Bereichen --
-
20:06 - 20:10manche sprechen über
Open Source Politik -- -
20:10 - 20:12man kann nicht einfach sagen,
-
20:12 - 20:17ja, dieses Prinzip funktioniert
auch in anderen Bereichen, -
20:17 - 20:22denn Schwarz und Weiß
wird nicht immer einfach nur zu Grau, -
20:22 - 20:24sondern zu verschiedenen bunten Farben.
-
20:25 - 20:29Open Source feiert ein Comeback
in der Wissenschaft. -
20:29 - 20:31Wissenschaft war zuerst da.
-
20:31 - 20:34Aber sie wurde ziemlich unzugänglich,
-
20:34 - 20:36mit teuren Zeitschriften und dergleichen.
-
20:37 - 20:41Open Source feiert ein Comeback
in der Wissenschaft -
20:41 - 20:44mit Dingen wie arXiv
und offenen Zeitschriften. -
20:47 - 20:49Auch Wikipedia veränderte die Welt.
-
20:49 - 20:51Es gibt also andere Beispiele,
-
20:51 - 20:53und es werden sicher noch mehr.
-
20:53 - 20:55CA: Aber Sie sind kein Visionär,
-
20:55 - 20:57also werden Sie sie nicht aufzählen.
-
20:57 - 20:58LT: Nein.
-
20:58 - 20:59(Gelächter)
-
20:59 - 21:01Es liegt also an Ihnen allen, oder?
-
21:01 - 21:02CA: Genau.
-
21:02 - 21:03Linus Torvalds,
-
21:03 - 21:06danke für Linux, danke für das Internet,
-
21:06 - 21:08danke für all diese Android Handys.
-
21:08 - 21:11Danke, dass Sie zu TED kamen
und so viel über sich erzählten. -
21:11 - 21:13LT: Danke.
-
21:13 - 21:16(Applaus)
- Title:
- Der Mann hinter Linux
- Speaker:
- Linus Torvalds
- Description:
-
Linus Torvalds hat die Technologie zwei Mal revolutioniert – zuerst mit dem Linuxkernel, der zum Funktionieren des Internets beiträgt, und ein zweites Mal mit Git, einem Quellcode-Management System, das von Entwicklern weltweit verwendet wird. In einem seltenen Interview mit TED Kurator Chris Anderson spricht Torvalds mit bemerkenswerter Offenheit über seine Persönlichkeitszüge, die grundlegend sind für seine einzigartige Philosophie in Bezug auf seine Arbeit, die Technik und das Leben. „Ich bin kein Visionär, ich bin ein Ingenieur," sagt Torvalds. „Es ist völlig in Ordnung, dass manche Leute den Blick in den Wolken haben... aber ich schaue auf den Boden und ich will das Schlagloch direkt vor mir füllen, bevor ich hineinfalle."
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 21:30
Sonja Maria Neef approved German subtitles for The mind behind Linux | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The mind behind Linux | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The mind behind Linux | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The mind behind Linux | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The mind behind Linux | ||
Andreas Herzog accepted German subtitles for The mind behind Linux | ||
Andreas Herzog edited German subtitles for The mind behind Linux | ||
Andreas Herzog edited German subtitles for The mind behind Linux |