Von Krieg zu Frieden: Die Geschichte einer Studentin
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0:07 - 0:11Ich erinnere mich daran,
als wäre es gestern gewesen. -
0:11 - 0:15Dieser so dunkle Tag,
an dem die Funken flogen -
0:15 - 0:19und der Knall von Gewehre
und Bomben meine Ohren zerrissen. -
0:19 - 0:22Das ist mein unvergesslicher Tag,
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0:22 - 0:25im Juli 2007, als ich das erste Mal
ein Flugzeug bestieg, -
0:25 - 0:28um aus meiner Heimat Burundi zu fliehen,
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0:28 - 0:32auf der Suche nach einem sicheren Ort,
der mein neues Zuhause werden würde. -
0:33 - 0:35Zurückblickend war mir klar,
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0:35 - 0:40dass ich einen Teil von mir zurückließ,
den ich nie vergessen würde. -
0:40 - 0:43Aber nach vorne schauend war mir klar,
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0:43 - 0:47dass ich zum Ort meiner Träume gelangte.
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0:47 - 0:52Ich wurde in Burundi geboren,
einem dicht besiedelten Land, -
0:52 - 0:56dass stark von Armut geprägt ist.
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0:56 - 1:00Rückblickend hatten
meine Familie und ich das Glück, -
1:00 - 1:04ein Haus, Essen und Zugang
zu Bildung zu haben. -
1:04 - 1:09In meiner Heimat haben weniger als
5 % der Bevölkerung Elektrizität. -
1:09 - 1:12Deshalb richtet sich Leben und Arbeit
der meisten Burundis -
1:12 - 1:16nach dem natürlichen Lauf
des Lichts der Sonne aus. -
1:16 - 1:23Wir lebten in einem zivilisierten Teil
von Bujumbura, Burdundis Hauptstadt. -
1:23 - 1:27Wir Schwestern hatten das Privileg, eine
katholische Schule besuchen zu können -
1:27 - 1:31und eine ordentliche Bildung zu erhalten.
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1:32 - 1:33Als Kind
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1:33 - 1:38fragte ich mich, warum unser Haus
und die Häuser unserer Nachbarn -
1:38 - 1:40von Betonmauern umschlossen waren.
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1:40 - 1:43Warum brauchten wir alle
geschlossene Tore? -
1:44 - 1:50Ich fragte mich, warum meine Eltern uns
nie außerhalb der Mauern spielen ließen. -
1:50 - 1:56Ich fragte mich: Warum brauchten wir alle
unterschiedliche Nachnamen, -
1:56 - 1:59obwohl wir eine Familie waren?
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1:59 - 2:02Ich fragte mich, warum wir nachts alle
Lichter ausschalten mussten, -
2:02 - 2:04wenn wir Schüsse hörten.
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2:04 - 2:08Und uns danach unter
dem Küchentisch versteckten -
2:08 - 2:13und die Rufe und Schreie von Menschen
draußen in der Dunkelheit hörten. -
2:13 - 2:18Es ist richtig: mein Heimatland
war nie ein sicherer Ort. -
2:19 - 2:23Wir lebten in ständiger Angst
vor Angriffen auf dem Schulweg -
2:23 - 2:27oder zu Hause oder mitten in der Nacht.
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2:27 - 2:32Als das Flugzeug startete,
wurde mein Rücken in den Sitz gedrückt. -
2:32 - 2:37Ich atmete tief durch und meine Hand
umklammerte fest den Arm meines Vaters. -
2:37 - 2:41Ich drehte mich um und sah
meine starke und mutige Mutter, -
2:41 - 2:46die uns sagte, dass wir uns vor dem,
was vor uns liegt, nicht fürchten sollen. -
2:46 - 2:52Stattdessen sollten wir mit Vertrauen und
Optimismus in die Zukunft blicken. -
2:54 - 2:59Unser Leben in Kanada gab meiner Familie
und mir Sicherheit und Seelenfrieden -
3:00 - 3:05Unter meinen ersten Eindrücken, die ich
2007 als 8-Jährige vom Leben dort hatte, -
3:05 - 3:10war der Anblick von Kindern, die einfach
unbekümmert draußen spielen konnten. -
3:10 - 3:15Es war jedoch nicht einfach für mich,
ein neues Leben zu beginnen. -
3:15 - 3:21Es war, als könnte ich wieder nur krabbeln
und müsste wieder sprechen lernen. -
3:21 - 3:24Manchmal war ich sehr verwirrt.
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3:24 - 3:29Es brauchte viel Selbstdisziplin,
nicht frustriert und entmutigt zu werden. -
3:30 - 3:35Aber selbst als Kind wusste ich,
dass ich Risiken eingehen musste. -
3:35 - 3:39Manchmal waren sie es wert
und manchmal waren sie es nicht, -
3:39 - 3:45aber man weiß im Leben nie,
wie etwas wird, bis man es versucht hat. -
3:45 - 3:47Neben diesen ganzen Herausforderungen,
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3:47 - 3:51denen ich mich anfangs in
dieser anderen Zeitzone stellen musste, -
3:51 - 3:54musste ich außerdem lernen, auf Englisch
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3:54 - 3:57mit den Kindern in unserer
Nachbarschaft zu kommunizieren, -
3:57 - 4:01da ich nur Französisch und Kirundi konnte.
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4:01 - 4:07In der Schule musste ich meine Komfortzone
verlassen, um Freunde zu finden. -
4:07 - 4:10Klassenkameraden kamen oft zu mir,
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4:10 - 4:14um mir Fragen über mein Leben
in Afrika, Burundi, zu stellen. -
4:15 - 4:18Fragen wie:
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4:18 - 4:24Gibt es da Schulen? Internet?
Computer oder "richtige" Häuser? -
4:24 - 4:27Musstest du früh aufstehen,
um zur Schule zu gehen? -
4:27 - 4:30Wie viele Schüler waren in deiner Klasse?
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4:30 - 4:33Sie hatten noch viel mehr Fragen.
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4:33 - 4:36Aber ich hatte auch eigene Fragen.
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4:36 - 4:38Zum Beispiel:
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4:39 - 4:43Wie fühlt sich Schnee an?
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4:43 - 4:47Was finden die Kanadier nur so toll
an der [Restaurantkette] 'Tim Hortons'? -
4:47 - 4:51Und wie fühlt es sich an, jeden Morgen
mit dem Wissen wach zu werden, -
4:51 - 4:55dass man sicher zur Schule
und nach Hause gehen kann? -
4:56 - 4:59Aber wisst ihr, ich konnte
diese Fragen nie stellen, -
4:59 - 5:03da ich immer damit beschäftigt war,
die meiner Mitschüler zu beanworten. -
5:03 - 5:07Manchmal frustrierte mich das und manchmal
wünschte ich mir, es würde aufhören. -
5:07 - 5:14Aber dann sagte ich mir, dass sie nur
versuchten, zu verstehen, wer ich war -
5:14 - 5:17und mich in ihrer eigenen
Welt einzuordnen. -
5:17 - 5:19Bei all diesen Schwierigkeiten
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5:19 - 5:25erinnerten mich meine Eltern an ein Zitat
von Meg Cabot, einer Autorin aus den USA. -
5:25 - 5:27Sie sagt:
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5:27 - 5:32„Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst,
sondern vielmehr die Erkenntnis, -
5:32 - 5:35dass etwas anderes
wichtiger ist als Angst." -
5:36 - 5:41Ich beschloss, dass ich lernen musste, die
Person zu werden, die ich sein wollte, -
5:41 - 5:47und dass dies auch in dieser neuen Welt
wichtiger war als meine Angst zu versagen. -
5:49 - 5:54Ich strengte mich an und sagte mir,
dass ich niemals aufgeben durfte. -
5:55 - 5:58Ich stelle mir oft einen
großen Felsbrocken vor. -
5:58 - 6:04Und dieser Felsbrocken hat Risse, die in
viele verschiedene Richtungen gehen. -
6:04 - 6:06Aber was kümmert es den Felsbrocken?
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6:06 - 6:10Er ist weiterhin stark und ganz.
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6:10 - 6:13So fühle ich mich manchmal. Zerrissen.
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6:13 - 6:18Weil ein Teil von mir noch Familie
in Burundi in Afrika hat, -
6:18 - 6:23mein neues Leben aber hier in Kanada ist.
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6:23 - 6:28Jeder von Ihnen ist auf einer Reise.
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6:28 - 6:32Für mich ist die Arbeit
noch nicht zu Ende. -
6:32 - 6:33Ich habe noch Arbeit vor mir.
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6:34 - 6:38In den vielen kommenden Jahren, will ich
mein Studium in Bauingenieurwesen beenden -
6:38 - 6:43und Erfahrungen in Kanada
und auf der ganzen Welt sammeln. -
6:44 - 6:48Mein Hauptziel ist es jedoch,
diese Kompetenzen und dieses Wissen -
6:48 - 6:51in Gemeinden und in Enwicklungsländern,
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6:51 - 6:54darunter mein Heimatland
Burundi, anzuwenden. -
6:55 - 6:59Ich möchte mein Bestes tun,
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6:59 - 7:02denn ich möchte auf meiner Reise
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7:02 - 7:05meiner kanadischen Gemeinschaft
etwas zurückgeben. -
7:05 - 7:07Sie gaben mir einen sicheren Ort,
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7:07 - 7:09an dem ich lernen, wachsen
und vorankommen konnte. -
7:09 - 7:15Durch alle diese Herausforderungen
lernte ich, meine Ziele zu verfolgen. -
7:15 - 7:20Und ich mache mir immer wieder klar,
wie kraftvoll Selbstbestimmung ist. -
7:20 - 7:25Selbstbestimmung ist eine Kombination
von Können, Wissen und Überzeugungen -
7:25 - 7:31die es einer Person erlaubt,
auf ein Ziel hinzuarbeiten. -
7:31 - 7:34Es fängt mit Positivität
und Optimismus an. -
7:34 - 7:36Und ja, ich bin diese Person,
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7:36 - 7:41die ihre Kommilitonen, Kollegen
und Freunde immer ermuntert. -
7:41 - 7:45Sie ermuntert, ihr Vertrauen zu wahren,
fröhlich und selbstbewusst zu sein -
7:45 - 7:50und immer das Positive in
jeder Situation zu sehen. -
7:50 - 7:57Im Leben muss man immer etwas wagen,
sonst ändert sich nie etwas. -
7:59 - 8:03Jeder von Ihnen ist auf einer Reise.
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8:03 - 8:07Und es wird immer Momente geben,
in denen Sie Risiken eingehen, -
8:07 - 8:10euch Herausforderungen stellen
und kämpfen müsst. -
8:10 - 8:15Aber genau in diesen Momenten müssen Sie
sich entscheiden, selbstbestimmt zu sein. -
8:15 - 8:18Sie selbst sind der Autor
Ihrer eigenen Geschichte. -
8:18 - 8:21Seien Sie Herr Ihrer eigenen Reise.
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8:21 - 8:23Haben Sie eine Bestimmung.
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8:23 - 8:29Gehen Sie Risiken ein
und konzentrieren Sie sich auf Ihre Ziele. -
8:29 - 8:30Vielen Dank.
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8:30 - 8:33(Applaus)
- Title:
- Von Krieg zu Frieden: Die Geschichte einer Studentin
- Speaker:
- Staecey Merveille Ngabire
- Description:
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Als Staecey Merveille Ngabire aus ihrem vom Krieg zerrüttetem Heimatland floh, um ein sicheres Leben als Geflüchtete in Kanada aufzubauen, war sie nicht sicher, wie sie sich einleben würde. In diesem energischen Vortrag erzählt Staecey, wie ihr Selbstbestimmtheit geholfen hat, ein neues Leben aufzubauen, ohne den Bezug zu ihren burundischen Wurzeln zu verlieren. Für Staecey war das Wichtigste, den Mut zu finden, Risiken einzugehen. "Ich beschloss, dass es wichtiger war, zu lernen, wie ich die Person werden konnte, die ich sein wollte, als die Angst zu versagen."
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 08:35
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