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Wie wir den Magenbrüterfrosch und den Beutelwolf wieder auferstehen lassen wollen

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    Ich untersuche die generelle Frage:
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    Ist ›ausgestorben‹ für immer?
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    Ich will über zwei meiner Projekte reden:
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    das Beutelwolf-Projekt
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    und das Lazarus-Projekt,
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    bei dem es um den Magenbrüterfrosch geht.
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    Warum beschäftigen wir uns
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    ausgerechnet mit diesen beiden Tieren?
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    Erstens, weil beide jeweils
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    für eine eigene Familie stehen.
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    Wir haben die ganze Familie verloren.
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    Das ist ein großer Brocken,
    der am globalen Genom fehlt.
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    Den ich gerne zurück hätte.
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    Zweitens, weil wir sie ausgerottet haben.
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    Bedauerlicherweise haben
    wir jeden Beutelwolf,
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    der uns vor die Flinte kam,
    regelrecht abgeschlachtet.
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    Die Magenbrüterfrösche haben wir
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    wie Schimmelpilze zu Tode desinfiziert.
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    Ein ganz schlimmer Schimmelpilz
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    namens Töpfchenpilz
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    befällt überall auf der Welt Frösche.
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    und wir glauben: auch unseren.
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    Diese Pilze werden vom Menschen verbreitet.
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    Damit stellt sich
    eine wichtige ethische Frage,
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    die Sie in dem Zusammenhang
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    bestimmt schon oft gehört haben.
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    Mir ist wichtig: Wenn klar ist,
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    dass wir diese Arten ausgerottet haben,
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    haben wir nicht nur
    eine moralische Schuld daran,
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    sondern sogar die Verpflichtung,
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    uns zu überlegen, ob
    und was wir da tun können.
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    Ich will zuerst über das
    Lazarus-Projekt sprechen.
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    Es geht um einen Frosch. Hm. Ein Frosch!?
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    Ja, aber das war nicht einfach
    irgendein Frosch.
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    Normale Frösche kümmern sich
    nach dem Laichen
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    überhaupt nicht mehr um die Eier,
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    Aber der hier hat die
    befruchteten Eier verschluckt
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    und sie bei genügend Futter in seinem Magen
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    nicht verdaut, sondern
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    den Magen in eine Gebärmutter verwandelt.
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    Im Magen entwickelten sich
    die Eier zu Kaulquappen,
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    und im Magen entwickelten sich
    die Kaulquappen zu Fröschen.
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    Irgendwann drohte dann der arme alte Kerl
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    zu platzen, aber kurz davor
    tat's einen Rülpser,
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    und schon kam ein Schwarm
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    fertiger Frösche heraus.
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    Als die Biologen das sahen,
    wurden sie wuschig.
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    Sie dachten: »Unglaublich –
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    man kennt kein anderes Tier,
    und schon gar keinen Frosch,
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    das ein Organ umwandeln kann.«
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    Man kann sich ausmalen,
    wie fassungslos die Mediziner waren:
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    »Wenn wir verstünden, wie der Frosch
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    sein Bäuchlein steuert, könnten wir
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    vielleicht etwas davon lernen und
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    zu unserem Vorteil nutzen?«
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    Das heißt nicht, dass wir
    demnächst unsere Kinder
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    im Magen tragen, aber vielleicht
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    können wir Magensäfte kontrollieren.
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    Gerade, als alle ganz
    aufgeregt darüber waren,
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    zack – war er ausgestorben.
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    Ich habe mit meinem Freund
    Professor Mike Tyler
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    in Adelaide telefoniert.
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    Er war der letzte, der von diesem Frosch
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    eine Kolonie in seinem Labor hatte.
  • 2:50 - 2:52
    Ich fragte ihn »Sag mal –«
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    das ist über 30 Jahre her –
  • 2:53 - 2:57
    »hast du vielleicht von dem Frosch
    noch tiefgefrorenes Gewebe?«
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    Er dachte nach und ging dann
    zu seiner Tielfkühltruhe,
  • 3:00 - 3:02
    minus 20°C,
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    und durchkämmte die ganze Truhe,
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    und ganz unten, in einem Glas,
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    war tatsächlich noch Gewebe
    von diesem Frosch.
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    Das war schon aufregend, aber eigentlich
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    durften wir nicht hoffen,
  • 3:13 - 3:17
    dass das funktionierte, weil
    das Gewebe keinen Gefrierschutz
  • 3:17 - 3:21
    abbekommen hatte,
    um Frostschäden zu verhindern.
  • 3:21 - 3:24
    Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus,
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    auch in Zellen.
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    Das Wasser in eingefrorenem Gewebe
  • 3:28 - 3:30
    dehnt sich aus und beschädigt die Zellen.
  • 3:30 - 3:32
    Wir sahen uns das Gewebe genauer an,
  • 3:32 - 3:35
    und fanden die Zellwände intakt.
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    Also dachten wir: »Versuchen wir's.«
  • 3:37 - 3:39
    Was wir vor hatten, heißt
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    somatischer Zellkerntransfer.
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    Wir nahmen Eier einer verwandten Art,
    eines lebenden Frosches,
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    und legten den Zellkern der Eier still.
  • 3:48 - 3:51
    Dazu benutzen wir Ultraviolettstrahlung.
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    Dann nahmen wir die toten
    Zellkerne des Gewebes
  • 3:54 - 3:58
    des ausgestorbenen Frosches und
    pflanzten sie in die Eier ein.
  • 3:58 - 4:02
    Rein rechtlich gesehen ist das
    Klonen, wie bei Dolly,
  • 4:02 - 4:04
    aber es ist etwas ganz anderes,
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    weil bei Dolly alles ›lebendes Schaf‹ war.
  • 4:08 - 4:10
    Das war ein Wunder, aber machbar.
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    Wir wollten tote Zellkerne
    einer ausgestorbenen Art
  • 4:14 - 4:17
    in eine andere Art einsetzen –
    und das sollte funktionieren.
  • 4:17 - 4:19
    Eigentlich war das nicht zu erwarten.
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    Wir machten aberhunderte Versuche.
  • 4:23 - 4:26
    Letzten Februar, in
    der letzten Versuchsreihe,
  • 4:26 - 4:28
    konnte ich den Beginn
    eines Wunders beobachten.
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    Wir stellten fest, dass die
    meisten Eier gar nichts taten,
  • 4:32 - 4:35
    aber dann began plötzlich eines,
    sich zu teilen.
  • 4:35 - 4:39
    Spannung! Und dann teilte sich
    das Ei nochmal.
  • 4:39 - 4:41
    Und nochmal. Kurz danach hatten wir
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    Embryos im Frühstadium,
    aus hunderten von Zellen.
  • 4:46 - 4:48
    Wir untersuchten einige der DNA,
  • 4:48 - 4:52
    und sie enthielten tatsächlich
    DNA des ausgestorbenen Frosches.
  • 4:52 - 4:54
    Das ist noch keine Kaulquappe.
  • 4:54 - 4:59
    Auch kein Frosch. Aber die größte Hürde
    auf dem Weg zu Wiederbelebung
  • 4:59 - 5:01
    einer ausgestorbenen Art ist genommen.
  • 5:01 - 5:04
    Wir haben das bis jetzt
    nicht veröffentlicht.
  • 5:04 - 5:07
    Wir sind aufgeregt.
    Jetzt muss es weiter gehen.
  • 5:07 - 5:10
    Jetzt müssen wir
    die Gastrulation herbeiführen,
  • 5:10 - 5:13
    damit auch der Rest
    des Gewebes produziert wird.
  • 5:13 - 5:17
    Dann geht es weiter,
    über Kaulquappen zum Frosch.
  • 5:17 - 5:19
    Sie werden sehen: Wir werden diesen Frosch
  • 5:19 - 5:22
    bald wieder sehr munter hüpfen sehen.
  • 5:22 - 5:28
    Vielen Dank. (Beifall)
  • 5:28 - 5:31
    Noch sind wir nicht da,
    aber rechnen Sie bald damit.
  • 5:31 - 5:35
    Das zweite Projekt, über das ich
    reden will, ist das Beutelwolf-Projekt.
  • 5:35 - 5:39
    Viele glauben, der Beutelwolf
    sei ein Hund, oder ein Tiger,
  • 5:39 - 5:41
    wegen der Streifen.
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    Aber er ist mit beiden nicht verwandt.
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    Er ist ein Beuteltier und zieht wie Koalas
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    und Kängurus seine Jungen im Beutel groß.
  • 5:48 - 5:53
    Er hat eine lange Geschichte,
    eine lange, faszinierende Geschichte,
  • 5:53 - 5:56
    die 25 Millionen Jahre zurück reicht.
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    Aber die Geschichte ist auch tragisch.
  • 5:58 - 6:02
    Die ersten tauchten
    in den Regenwäldern Australiens
  • 6:02 - 6:05
    vor 25 Millionen Jahren auf.
  • 6:05 - 6:08
    Die »National Geographic«-
    Gesellschaft hilft uns,
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    diese fossilen Ablagerungen
    in Riversleigh zu untersuchen.
  • 6:11 - 6:14
    Da findet man einige erstaunliche Tiere.
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    Wir haben Beutellöwen gefunden.
  • 6:16 - 6:19
    Wir haben fleischfressende
    Kängurus gefunden,
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    etwas, was man normalerweise
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    nicht in Verbindung bringt.
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    Wir haben den größten Vogel
    der Welt gefunden,
  • 6:25 - 6:27
    größer als der in Madagaskar,
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    und der war auch Fleischfresser.
    Eine riesige, bizarre Ente.
  • 6:31 - 6:34
    Krokodile haben sich schon
    damals schlecht benommen.
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    Wir stellen uns die heute als böse Tiere
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    in einem Tümpel vor.
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    Diese Krokodile aber liefen an Land rum,
  • 6:40 - 6:44
    kletterten sogar auf Bäume,
    und ließen sich von dort
  • 6:44 - 6:45
    auf ihre Beute am Boden fallen.
  • 6:45 - 6:50
    Wir hatten hier in Australien
    fallende Krokodile – wirklich.
  • 6:50 - 6:53
    Die ließen sich unter anderem auch
  • 6:53 - 6:55
    gerne auf Beutelwölfe fallen.
  • 6:55 - 6:59
    In diesen Ur-Wäldern gab es
    fünf Sorten Beutelwölfe,
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    von sehr großen über
    mittelgroße bis zu einem,
  • 7:03 - 7:07
    der etwa die Größe eines Chihuahua hatte.
  • 7:07 - 7:09
    Paris Hilton hätte so einen
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    in ihrem Handtäschchen tragen können,
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    bis so ein Krokodil auf sie drauffällt.
  • 7:13 - 7:15
    Das war schon ein faszinierender Ort,
  • 7:15 - 7:18
    aber leider ist Australien
    nicht so geblieben.
  • 7:18 - 7:22
    Klimawandel ändern das Leben
    auf der Erde schon lange,
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    und nach und nach verschwanden die Wälder,
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    das Land trocknete aus,
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    und Beutelwolfarten wurden weniger,
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    bis es vor fünf Millionen Jahren
    nur noch eine gab.
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    Vor 10.000 Jahren
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    waren sie auch schon
    aus Neu-Guinea verschwunden,
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    und leider hat vor 4.000 Jahren –
  • 7:41 - 7:44
    wir wissen nicht, wer – Dingos, eine Art
  • 7:44 - 7:47
    altertümlicher Hunde,
    in Australien eingeführt.
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    Wie man sieht, sind Dingos im Körperbau
  • 7:49 - 7:51
    den Beutelwölfen sehr ähnlich.
  • 7:51 - 7:54
    Diese Ähnlichkeit heißt
    wahrscheinlich, dass sie
  • 7:54 - 7:56
    in Konkurrenz standen.
  • 7:56 - 7:58
    Es ist auch möglich, dass sich Aborigines
  • 7:58 - 8:01
    Dingos als Haustiere hielten, und vielleicht
  • 8:01 - 8:04
    hatten sie deshalb im
    Überlebenskampf einen Vorteil.
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    Kurz nach der Ankunft der Dingos
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    waren Beutelwölfe auf
    dem australischen Festland
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    ausgestorben, und danach gab es
    nur noch welche auf Tasmanien.
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    Das nächste traurige Kapitel
    ihrer Geschichte begann,
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    als die Europäer 1788 ankamen,
    und die brachten
  • 8:20 - 8:24
    Dinge mit, die sie schätzten,
    und darunter waren auch Schafe.
  • 8:24 - 8:27
    Sie warfen einen Blick
    auf die Beutelwölfe in Tasmanien
  • 8:27 - 8:30
    und dachten sich: »Das geht ja gar nicht –
  • 8:30 - 8:33
    die werden ja all unsere Schafe reißen.«
  • 8:33 - 8:35
    Aber so war das gar nicht.
  • 8:35 - 8:39
    Wilde Hunde rissen ein paar Schafe,
    aber der Beutelwolf bekam's ab.
  • 8:39 - 8:41
    Sofort sagte die Regierung: »Genug –
  • 8:41 - 8:44
    die werden wir los.«
    und bezahlte Leute dafür,
  • 8:44 - 8:46
    jeden abzuschlachten, den sie sahen.
  • 8:46 - 8:51
    In den frühen 1930-ern wurden 3.000 bis 4.000
  • 8:51 - 8:54
    Beutelwölfe umgebracht.
    Das war eine Katastrophe,
  • 8:54 - 8:57
    und das war fast das Ende.
  • 8:57 - 9:00
    Schauen Sie sich dieses Stück Film an.
  • 9:00 - 9:03
    Es macht mich traurig,
    weil es ein faszinierendes Tier war.
  • 9:03 - 9:08
    Man muss sich vor Augen halten,
    dass wir damals schon die Technik hatten,
  • 9:08 - 9:12
    ihn zu filmen, bevor er
    über die Klinge springen musste,
  • 9:12 - 9:15
    aber wir hatten leider
    nicht mal die Andeutung
  • 9:15 - 9:19
    eines Interesses, um uns
    um die Art zu kümmern.
  • 9:19 - 9:23
    Das hier ist ein Foto
    des letzten Beutelwolfs,
  • 9:23 - 9:26
    Benjamin, im Beaumaris Zoo in Hobart.
  • 9:26 - 9:29
    Zu dem Schimpf, die Art
    fast aussterben zu lassen,
  • 9:29 - 9:33
    kommt noch Schande obendrauf:
    als Benjamin wegen Vernachlässigung
  • 9:33 - 9:35
    zu sterben drohte, ließen ihn
  • 9:35 - 9:40
    die Wärter in Hobart
    in einer kalten Nacht noch nicht einmal
  • 9:40 - 9:42
    zurück ins Haus.
  • 9:42 - 9:45
    Ausgesetzt starb er, und ohne jedes Mitleid
  • 9:45 - 9:48
    warfen sie morgens seinen
    Kadaver in den Abfall.
  • 9:48 - 9:51
    Muss das so bleiben?
  • 9:51 - 9:54
    1990 war ich im Australischen Museum.
  • 9:54 - 9:58
    Beutelwölfe faszinierten mich –
    das war schon immer so.
  • 9:58 - 10:00
    Ich studierte ihre Schädel,
  • 10:00 - 10:02
    um Verwandtschaftsbeziehungen herzuleiten.
  • 10:02 - 10:06
    da sah ich dieses Glas, und in diesem Glas
  • 10:06 - 10:10
    war ein kleines Beutelwolf-Mädchen,
    etwa sechs Monate alt.
  • 10:10 - 10:13
    Der Typ, der seine Mutter umgebracht hatte,
  • 10:13 - 10:16
    fand es und legte es
    in Alkohol ein, in dem man,
  • 10:16 - 10:20
    wie selbst ich als Paläonotologe
    wusste, DNA konserviert.
  • 10:20 - 10:24
    Wir schrieben 1990, und ich fragte
    meine Genetiker-Freunde,
  • 10:24 - 10:27
    ob wir die DNA der Kleinen
  • 10:27 - 10:30
    da herausbekommen könnten,
    wenn welche drin wäre,
  • 10:30 - 10:32
    um sie später dazu zu benutzen,
  • 10:32 - 10:34
    den Beutelwolf zurückzubringen.
  • 10:34 - 10:39
    Die Genetiker lachten. Bis Dolly
    sollte es noch sechs Jahre dauern.
  • 10:39 - 10:41
    Clonen war Science Fiction,
    das gab es noch nicht.
  • 10:41 - 10:44
    Aber dann gab es das plötzlich doch.
  • 10:44 - 10:46
    Ich dachte mir: »Wenn ich Direktor
  • 10:46 - 10:49
    dieses Museums wäre, würd ich's versuchen.«
  • 10:49 - 10:50
    Im Team schauten wir uns
  • 10:50 - 10:53
    das Kleine näher an, und fanden tatsächlich
  • 10:53 - 10:56
    Beutelwolf-DNA. Das war
    so ein Heureka-Moment.
  • 10:56 - 10:57
    Spannung!
  • 10:57 - 11:01
    Leider fanden wir auch
    eine Menge menschliche DNA.
  • 11:01 - 11:04
    Jeder Konservator,
    der mal hier gearbeitet hatte,
  • 11:04 - 11:06
    hatte das Glas gesehen,
  • 11:06 - 11:08
    die Kleine herausgeholt und gedacht:
  • 11:08 - 11:11
    »Boah – toll!« und sie zurückfallen lassen,
  • 11:11 - 11:13
    und es dabei verunreinigt.
  • 11:13 - 11:16
    Das war ein Problem. Das Ziel war,
    an die DNA zu kommen
  • 11:16 - 11:20
    und damit anschließend
    den Beutelwolf zurückzuholen –
  • 11:20 - 11:23
    nicht, die Information in die Maschine
  • 11:23 - 11:25
    zu stecken, und dann unter
  • 11:25 - 11:27
    Krachen und Zischen am anderen Ende
  • 11:27 - 11:30
    einen alten Konservator
    hervorzuzaubern. (Lachen)
  • 11:30 - 11:32
    Schön für den Konservator –
  • 11:32 - 11:34
    aber nicht für uns.
  • 11:34 - 11:37
    Also gingen wir zurück und gruben weiter.
  • 11:37 - 11:40
    Wir suchten gezielt
    nach Zähnen in den Schädeln,
  • 11:40 - 11:43
    harte, für Menschen
    schwer erreichbare Teile,
  • 11:43 - 11:46
    und fanden viel bessere DNA.
  • 11:46 - 11:49
    Wir fanden mitochondriale DNA in Zellkernen,
  • 11:49 - 11:50
    Die holten wir uns.
  • 11:50 - 11:52
    Gut. Und was macht man damit?
  • 11:52 - 11:54
    George Church hat in »Regenesis«
  • 11:54 - 11:57
    viele der voranschreitenden
    Techniken beschrieben,
  • 11:57 - 11:59
    mit Teil-DNAs zu arbeiten.
  • 11:59 - 12:02
    Wir wollten die DNA
    lebensfähig rekonsturieren
  • 12:02 - 12:06
    und sie dann – ganz ähnlich
    wie beim Lazarus-Projekt –
  • 12:06 - 12:10
    in Eier einer Gast-Art
    einzupflanzen, nur diesmal eben
  • 12:10 - 12:11
    einer anderen Art.
  • 12:11 - 12:14
    Was könnte man nehmen? Beutelteufel?
  • 12:14 - 12:16
    Die sind entfernt verwandt.
  • 12:16 - 12:19
    Dann würde so ein Beutelteufel eben
  • 12:19 - 12:21
    ausnahmsweise mal einen Beutelwolf werfen.
  • 12:21 - 12:24
    Kritiker dieses Projektes sagten:
  • 12:24 - 12:28
    »Moment mal – Beutelwolf, Beutelteufel?
    Das tut bestimmt weh.«
  • 12:28 - 12:31
    Nein, gar nicht. Beide sind Beuteltiere.
  • 12:31 - 12:34
    Ihre Babys sind so groß wie Gummibärchen.
  • 12:34 - 12:37
    Der Beutelteufel würde davon
    gar nichts mitbekommen.
  • 12:37 - 12:40
    Er wird sich vielleicht denken, er hätte
  • 12:40 - 12:42
    das hässlichste Baby je geboren,
  • 12:42 - 12:46
    also braucht er vielleicht
    ein bisschen Hilfe von außen.
  • 12:46 - 12:49
    Andrew Pask und Kollegen haben gezeigt,
  • 12:49 - 12:51
    dass das gehen könnte.
  • 12:51 - 12:53
    Das liegt alles noch in der Zukunft,
  • 12:53 - 12:54
    aber das ist die Richtung.
  • 12:54 - 12:58
    Sie nahmen etwas von der
    eingelegten Beutelwolf-DNA
  • 12:58 - 13:02
    und brachten es in
    ein Maus-Gen ein, aber vorher
  • 13:02 - 13:04
    markierten sie es, so dass alles,
  • 13:04 - 13:07
    was diese Beutelwolf-DNA produzierte,
  • 13:07 - 13:10
    im Mausbaby blaugrün erscheint.
  • 13:10 - 13:13
    Wenn also aus der Beutelwolf-DNA
  • 13:13 - 13:16
    Beutelwolfgewebe entstünde,
    würde man das sehen können.
  • 13:16 - 13:20
    Als das Baby kam, war es
    voller blaugrünem Gewebe.
  • 13:20 - 13:23
    Daraus lernen wir: Wenn wir das Gen zusammen
  • 13:23 - 13:27
    und in eine lebende Zelle bekomme,
    würde es Beutelwolf erzeugen.
  • 13:27 - 13:29
    Ist das riskant?
  • 13:29 - 13:31
    Man pflanzt Teile eines Tieres
  • 13:31 - 13:34
    einer Zelle einer anderen Art ein.
  • 13:34 - 13:36
    Würden wir ein Monster bekommen?
  • 13:36 - 13:38
    So eine Art gruseliges Mischwesen?
  • 13:38 - 13:40
    Die Antwort ist: Nein.
  • 13:40 - 13:43
    Wenn in dieser Hybridzelle
    nur Beutelwolf-DNA drin ist,
  • 13:43 - 13:46
    kann am Ende aus dem Beutelteufel
  • 13:46 - 13:48
    auch nichts anderes rauskommen.
  • 13:48 - 13:52
    OK. Wenn wir das können,
    können wir es dann auswildern?
  • 13:52 - 13:54
    Das ist die zentrale Frage.
  • 13:54 - 13:55
    Müssen wir es im Labor behalten,
  • 13:55 - 13:57
    oder können wir es da freilassen?
  • 13:57 - 14:00
    Können wir es wieder zum König
  • 14:00 - 14:02
    des tasmanischen Wild-
    und Ökosystems machen?
  • 14:02 - 14:05
    Oder hat sich Tasmanien so sehr verändert,
  • 14:05 - 14:07
    dass das nicht mehr geht?
  • 14:07 - 14:10
    Ich war in Tasmanien,
    in vielen der Gegenden,
  • 14:10 - 14:11
    in denen Beutelwölfe lebten.
  • 14:11 - 14:15
    Ich habe Menschen befragt,
    wie hier Peter Carter,
  • 14:15 - 14:17
    der zu der Zeit 90 Jahre alt war.
  • 14:17 - 14:21
    1926 hat er mit seinem Vater
    und seinem Bruder
  • 14:21 - 14:24
    Beutelwölfe in Fallen gefangen.
  • 14:24 - 14:25
    Als ich mit diesem Mann sprach,
  • 14:25 - 14:28
    sah ich in seine Augen und dachte mir:
  • 14:28 - 14:30
    Im Kopf dieses Mannes
  • 14:30 - 14:34
    sind Erinnerungen daran,
    wie Beutelwölfe sind,
  • 14:34 - 14:37
    wie sie gerochen, sich angehört haben.
  • 14:37 - 14:38
    Er hatte sie an der Leine.
  • 14:38 - 14:40
    Er hatte persönliche Erinnerungen,
  • 14:40 - 14:44
    für die ich sonstwas gegeben hätte.
  • 14:44 - 14:46
    Jeder wünscht sich so ein Erlebnis.
  • 14:46 - 14:49
    Ich fragte ihn, ob er den Ort, wo
  • 14:49 - 14:51
    sie die Fallen stellten, wiederfände.
  • 14:51 - 14:53
    Hatte sich die Gegend sehr verändert?
  • 14:53 - 14:56
    Er dachte lange nach.
    Er war zuletzt vor 80 Jahren
  • 14:56 - 14:58
    bei dieser Hütte.
  • 14:58 - 15:00
    Er führte uns einen Waldweg lang,
  • 15:00 - 15:03
    und wir fanden die Hütte
    nach seiner Erinnerung wieder.
  • 15:03 - 15:06
    Ihm stiegen die Tränen in die Augen.
  • 15:06 - 15:07
    Wir betraten die Hütte.
  • 15:07 - 15:09
    Da waren noch die Bretter, auf denen
  • 15:09 - 15:12
    er, sein Vater und sein Bruder
    geschlafen hatten.
  • 15:12 - 15:15
    Als hätten sich Schleusen geöffnet
  • 15:15 - 15:18
    erinnerte er sich:
    »Sie schlichen um die Hütte,
  • 15:18 - 15:20
    sie wollte wissen, was drinnen ist.«
  • 15:20 - 15:23
    Er erinnerte sich an ihr »Jipp! Jipp! Jipp!«
  • 15:23 - 15:26
    Das ist ein bleibender Teil seines Lebens.
  • 15:26 - 15:29
    Ich fragte Peter,
    ob sich etwas geändert habe.
  • 15:29 - 15:31
    Und er sagte: »Nein«.
  • 15:31 - 15:33
    Die Buchenwälder waren noch so
  • 15:33 - 15:36
    wie damals, als er 1926 hier war,
  • 15:36 - 15:38
    die Graslandschaften endlos –
  • 15:38 - 15:40
    klassisches Beutelwolfgebiet,
  • 15:40 - 15:42
    mit den gleichen Tieren wie damals,
  • 15:42 - 15:43
    als der Beutelwolf noch lebte.
  • 15:43 - 15:47
    Würden wir ihn also
    zurückbringen können? Ja.
  • 15:47 - 15:50
    Wär's das dann? Es ist
    eine interessante Frage:
  • 15:50 - 15:53
    Manchmal kann man etwas wiederherstellen,
  • 15:53 - 15:54
    aber reicht das schon,
  • 15:54 - 15:57
    damit es nie wieder ausstirbt?
    Ich denke nicht.
  • 15:57 - 16:00
    Wir beobachten immer öfter und überall,
  • 16:00 - 16:03
    dass das Leben der Wildtiere in der Wildnis
  • 16:03 - 16:05
    nicht mehr sicher ist.
  • 16:05 - 16:07
    Das hätten wir nur gerne so.
  • 16:07 - 16:09
    Wir brauchen zusätzliche Strategien.
  • 16:09 - 16:11
    Interessanterweise
  • 16:11 - 16:13
    hatten einige der Beutelwölfe, die in Zoos,
  • 16:13 - 16:15
    Tierheime, oder in Museen
  • 16:15 - 16:17
    gebracht wurden, Halsbandabdrücke.
  • 16:17 - 16:19
    Sie wurden als Haustiere gehalten,
  • 16:19 - 16:22
    und es gibt eine Menge
    Geschichten ihrer Halter
  • 16:22 - 16:24
    aus dem Busch darüber,
  • 16:24 - 16:26
    wie wunderbar und friedlich sie waren.
  • 16:26 - 16:29
    Dieser hier zum Beispiel kam aus dem Wald,
  • 16:29 - 16:32
    leckte diesen Jungen, und rollte sich
  • 16:32 - 16:34
    am Feuer zum Schlafen zusammen.
    Ein wildes Tier.
  • 16:34 - 16:37
    Ich würde gerne mal wissen – Wir müssen mal
  • 16:37 - 16:39
    darüber nachdenken:
  • 16:39 - 16:43
    Wenn es legal gewesen wäre,
    Beutelwölfe als Haustiere zu halten,
  • 16:43 - 16:46
    wäre der Beutelwolf dann heute ausgestorben?
  • 16:46 - 16:48
    Ich denke, er wäre es nicht.
  • 16:48 - 16:51
    Wir müssen darüber in Bezug
    auf unser Heute nachdenken.
  • 16:51 - 16:54
    Könnten wir Aussterben verhindert, wenn wir
  • 16:54 - 16:57
    Tiere näher an uns lassen,
    auch an unser Herz?
  • 16:57 - 16:59
    Das ist für uns sehr wichtig:
  • 16:59 - 17:02
    wenn wir nicht darüber nachdenken,
  • 17:02 - 17:05
    gehen wahrscheinlich
    noch mehr Tiere verloren.
  • 17:05 - 17:07
    Für mich reicht das als Grund,
  • 17:07 - 17:10
    solche Wiederbelebungsprojekte
    zu machen – wir versuchen,
  • 17:10 - 17:14
    das Gleichgewicht in der Natur
    wieder herzustellen,
  • 17:14 - 17:16
    das wir kaputt gemacht haben.
  • 17:16 - 17:17
    Vielen Dank.
  • 17:17 - 17:20
    (Beifall)
Title:
Wie wir den Magenbrüterfrosch und den Beutelwolf wieder auferstehen lassen wollen
Speaker:
Michael Archer
Description:

Der Magenbrüterfrosch legt seine Eier gerade so wie jeder andere Frosch – aber dann verschluckt er sie, um sie auszubrüten. Zumindest tat er das, bis er vor 30 Jahren ausstarb. Der Paläontologe Michael Archer will den Magenbrüterfrosch und den Beutelwolf, auch bekannt als Tasmanischer Tiger, wieder auferstehen lassen. (Aufgenommen bei TEDxDeExtinction)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:36
  • Liebe Reviewer,
    aus gegebenem Anlass möchte ich gerne darstellen, wie es zu dieser Übersetzung gekommen ist – und eine Bitte äußern:
    Ich rechne für jeden Untertitel (aus dem .srt-File) aus, wie lange er zu sehen ist, und folge dann der Empfehlung in
    http://translations.ted.org/wiki/Transcribing_talks
    und dort insbesondere 4. (4.2, 4.3) und 5. (5.3, 5.4). Um damit klar zu kommen, mache ich starken Gebrauch von diesen Tips.
    http://translations.ted.org/wiki/How_to_Compress_Subtitles .
    Aus dem Inhalte des ersten Link leite ich auch ab, dass ich etwa 15 bis 17½ Zeichen pro Sekunde habe und versuche, nie über 20 zu kommen. Außerdem steht bei einem der Verweise auf der Seite, dass man nicht über 2½ Worte pro Sekunde zeigen soll – auch daran versuche ich mich zu halten.
    Ich mache beim »rephrasing« und beim »compressing« auch Gebrauch von der Maßgabe (des ersten Links), dass man Informationen weglassen kann, wenn die in der näheren Umgebung schon einmal steht oder man von einem Zuschauer vermuten darf, dass er das Weggelassene normalerweise weiß.
    So viel zur Erklärung. Jetzt noch eine Bitte: in
    http://translations.ted.org/wiki/How_to_Tackle_a_Review
    steht unter Punkt 2 dass der Reviewer den Translator kontaktieren soll, bevor ein Review zum Approval geschickt wird, weil ja schließlich unsere beiden Namen neben dem Talk erscheinen werden. Und da ich nicht gerne einen anderen Text übergebrezelt bekomme, bitte ich auch um Beachtung von Punkt 4.11.
    Vielen Dank – Norbert

  • Noch eine Bitte: ich habe, falls direkte oder indirekte Rede vorkam, durchweg »Chevrons« (auch ›Guillemets‹ genannt) benutzt. Die sollen auch so bleiben. Doppelte Hochkommata " sind keine deutschen, sondern englische Satzzeichen, schlechter zu lesen, und wir verlieren damit Information (Anfang und Ende des Zitats) – und dazu gibt es keinen Grund. Ich habe mich im April und Mai 2013 mit einigen der deutschen Language Coordinator dahingehend geeinigt.

  • Klasse übersetzt, nur ein paar minimale Änderungen. Gruß Judith

German subtitles

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