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Title:
Wie du deinen eigenen Gletscher züchtest – M Jackson
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Description:
Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/how-to-grow-your-own-glacier-m-jackson
Im 13. Jahrhundert begab sich Genghis Khan auf die Mission, Eurasien zu erobern und dabei eilig Länder einzunehmen, um sie in sein Imperium zu integrieren.
Laut Legende gab es aber ein Hindernis, welches nicht einmal er überwinden konnte: eine hoch aufragende Wand aus Eis, von den Einheimischen im Gebirgspass gezüchtet. M Jackson erkundet historische Methoden, Gletscher zu züchten, und erforscht, wie sie dem Klimawandel den Kampf ansagen können.
Lektion von M Jackson, unter Regie von Artrake Studio.
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Speaker:
M Jackson
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Im 13. Jahrhundert begab sich
Genghis Khan auf die Mission,
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Eurasien zu erobern,
Länder rasch einzunehmen
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und sie in sein expandierendes
Mongolisches Reich zu integrieren.
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Mit seinen gigantischen Armeen
wurde er fast unaufhaltsam.
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Aber laut Legende gab es ein Hindernis,
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das nicht einmal der erhabene Khan
überwinden konnte:
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eine hoch aufragende Mauer aus Eis
quer durch einen Gebirgspass,
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von Einheimischen "gezüchtet",
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um Khans Armeen am Eindringen
in ihr Territorium zu hindern.
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Niemand weiß, wie historisch korrekt
diese Erzählung ist,
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aber bemerkenswerterweise
beruht sie auf Tatsachen:
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In den Gebirgsketten
des Karakorum und Himalaya
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züchten die Menschen
seit Jahrhunderten Gletscher,
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die sie als Trinkwasserquelle
und zur Bewässerung von Feldern benutzen.
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Aber bevor wir zu diesem
faszinierenden Phänomen kommen,
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muss der Unterschied
zwischen wild wachsenden
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und von Menschen erschaffenen
Gletschern geklärt werden.
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In der Wildnis benötigen Gletscher
drei Bedingungen zum Wachsen:
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Schneefall, kalte Temperaturen und Zeit.
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Erst fällt eine Menge Schnee
und häuft sich an.
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Kalte Temperaturen stellen dann sicher,
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dass der angehäufte Schnee im Winter,
Frühling, Sommer und Herbst fortbesteht.
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Über die folgenden Jahre,
Jahrzehnte und Jahrhunderte
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verwandelt der Druck
des angehäuften Schnees
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die Schichten in kompaktes Gletschereis.
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Künstliche Gletscher
entstehen allerdings ganz anders.
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An der Mündung dreier großer Gebirgszüge,
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dem Himalaya, Karakorum und Hindukusch,
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glaubten manche Einheimische
jahrhundertelang,
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dass Gletscher lebendig seien.
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Mehr noch: Gewisse Gletscher
seien unterschiedlichen Geschlechts,
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darunter männlich und weiblich.
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Örtliche Gletscherzüchter
verpflanzten -- oder "verheirateten" --
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Eisbrocken von männlichen
und weiblichen Gletschern
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und bedeckten sie dann
zur Fortpflanzung mit Holzkohle,
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Weizenspreu, Tüchern oder Weidezweigen.
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Unter dieser schützenden Deckschicht
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verwandeln sich diese Gletscher
in voll aktive Gletscher,
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die jährlich mit jedem Schneefall wachsen.
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Diese dienen dann
als langfristige Wasserreserve,
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die Bauern zur Bewässerung
ihrer Pflanzen nutzen.
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Diese Praktiken verteilten sich
auf andere Kulturen,
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wo Menschen ihre eigenen
Versionen von Gletschern erschaffen
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und damit ernste moderne Herausforderungen
bezüglich Wasserversorgung lösen.
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Zum Beispiel Ladakh, eine hochgelegene
Wüstenregion in Nordindien.
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Sie liegt im Regenschatten des Himalaya
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und erhält im Schnitt weniger
als zehn Zentimeter Regen im Jahr.
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Da lokale Gletscher
wegen des Klimawandels schwinden,
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nimmt die regionale Wasserknappheit zu.
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Und so begannen die Einheimischen,
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ihre eigenen Gletscher als Versicherung
gegen diese Ungewissheit zu züchten.
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Diese Gletscher gibt es in zwei Typen:
horizontal und vertikal.
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Horizontale Gletscher entstehen,
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wenn Bauern das Schmelzwasser
in Kanäle und Rohre umleiten
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und es dann vorsichtig in mehrere Becken
aus Stein und Erde abpumpen.
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Die Dorfbewohner kontrollieren sorgfältig
die Wasserfreisetzung in diese Reservoirs
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und warten, bis jede
neue Schicht gefriert,
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bevor sie das Becken
mit einer weiteren Welle füllen.
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Zu Frühlingsbeginn beginnen
die gefrorenen Becken zu schmelzen
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und versorgen die Dorfbewohner
mit Bewässerung für ihre Felder.
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Einheimische erzeugen vertikale Gletscher
aus dem Schmelzwasser
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bereits vorhandener Gletscher
hoch über deren Dörfer.
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Das Schmelzwasser tritt
in abwärtslaufende Kanäle
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und fließt bis zu einem Feld,
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wo es dann aus einer Röhre
senkrecht nach oben schießt.
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Wenn Wintertemperaturen sinken,
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gefriert das Wasser in Bögen
aus dem Rohr heraus
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und wird letztlich zu einer Stupa,
einer 50 Meter hohen Eisskulptur,
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die einer umgedrehten Eiswaffel ähnelt.
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Diese umgedrehte Form
verringert die Oberfläche,
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die der Sonne im Frühling
und Sommer ausgesetzt ist.
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So wird sichergestellt,
dass der Minigletscher langsam schmilzt
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und als zuverlässige Wasserversorgung
für die Felder dient.
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Diese Methoden sind zwar altertümlich,
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werden jedoch immer wichtiger,
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je mehr der Klimawandel
unseren Planeten strapaziert.
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Heute züchten Menschen
in vielen Regionen außerhalb von Ladakh
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ihre eigenen Gletscher.
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Schweizer verwenden
moderne Gletscherzuchttechnologie
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und haben ihre erste Stupa 2016
in den Schweizer Alpen erschaffen.
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Es gibt Pläne für 100 weitere
in Dörfern von Pakistan,
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Kasachstan und Kirgistan.
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Vielleicht können wir unsere
selbstgezogenen Gletscher
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eines Tages gut genug nutzen,
um ganze Wände aus Eis zu bauen --
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die dieses Mal nicht Menschen fernhalten,
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sondern das Überleben in den rauesten
Landschaften des Planeten ermöglichen.