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Über Grenzen hinaus leben

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    Wenn Ihr Leben ein Buch wäre
  • 0:03 - 0:07
    und Sie die Autorin,
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    wie sollte Ihre Geschichte sein?
  • 0:11 - 0:15
    Das war die Frage, die mein
    Leben für immer veränderte.
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    Ich wuchs in der heißen Wüste
    von Las Vegas auf
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    und ich wollte eigentlich nur frei sein.
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    Ich hatte Tagträume, in denen ich
    um die ganze Welt reiste
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    und dort lebte, wo es schneite;
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    stellte ich mir all die Geschichten vor,
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    die ich dann erzählen würde.
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    Als ich 19 war,
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    ein Tag nach meinem Abitur
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    zog ich an einen Ort, wo es schneite
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    und wurde eine Massagetherapeutin.
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    Für diesen Job
    brauchte ich nur meine Hände
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    und einen Massagetisch.
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    Die Welt stand mir offen.
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    Zum ersten Mal in meinem Leben
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    fühlte ich mich frei und selbständig
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    und hatte mein Leben
    gänzlich unter Kontrolle.
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    Bis mein Leben einen
    anderen Kurs einschlug.
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    Da kehrte ich früh von der Arbeit zurück,
  • 1:12 - 1:15
    weil ich dachte, ich hätte mich erkältet
  • 1:15 - 1:18
    und 24 Stunden später
  • 1:18 - 1:20
    lag ich im Krankenhaus,
  • 1:20 - 1:22
    um am Leben erhalten zu werden,
  • 1:22 - 1:25
    mit weniger als 2 % Überlebenschancen.
  • 1:25 - 1:28
    Nur wenige Tage später,
  • 1:28 - 1:30
    während ich im Koma lag,
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    erstellten die Ärzte die Diagnose:
  • 1:32 - 1:35
    Bakterielle Meningitis,
  • 1:35 - 1:40
    eine Blutvergiftung, die man
    durch Impfung vermeiden kann.
  • 1:40 - 1:42
    Innerhalb von zweieinhalb Monaten
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    verlor ich meine Milz, meine Nieren,
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    das Hörvermögen meines linken Ohrs
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    und beide Beine unterhalb der Knie.
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    Als mich meine Eltern im Rollstuhl
    aus der Klinik schoben,
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    fühlte ich mich wie zusammengeflickt,
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    wie eine Patchwork-Puppe.
  • 2:02 - 2:04
    Ich dachte, das Schlimmste wäre vorbei,
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    bis ich einige Wochen später
    zum ersten Mal
  • 2:07 - 2:09
    meine neuen Beine sah.
  • 2:09 - 2:14
    Meine Waden waren Metallblöcke
  • 2:14 - 2:18
    mit Schraubverbindungen zu den Fußknöcheln
  • 2:18 - 2:20
    und einem gelben Gummifuß,
  • 2:20 - 2:24
    mit einer erhöhten Gumminaht
    vom Zeh bis zum Knöchel,
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    die wie eine Vene aussah.
  • 2:26 - 2:29
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte,
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    aber das war es nicht.
  • 2:32 - 2:35
    Mit meiner Mutter an meiner Seite,
  • 2:35 - 2:41
    beide tränenüberströmt,
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    schnallte ich mir die klobigen
    Beine an und stand auf.
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    Sie waren so schmerzhaft und so einengend,
  • 2:51 - 2:54
    dass ich nichts anderes denken konnte,
  • 2:54 - 2:57
    als wie ich je in diesen Dingen
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    um die Welt reisen könnte?
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    Wie würde ich je das Leben
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    voller Geschichten und Abenteuer leben,
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    das ich mir erträumt hatte?
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    Und wie würde ich je wieder
    Snowboard fahren?
  • 3:10 - 3:13
    Zurück zu Hause, verkroch
    ich mich in mein Bett
  • 3:13 - 3:15
    und mein Leben sah
  • 3:15 - 3:17
    in den folgenden Monaten so aus:
  • 3:17 - 3:22
    Ich war außer Gefecht,
    floh vor der Wirklichkeit.
  • 3:22 - 3:26
    Meine Beine ruhten an meiner Seite.
  • 3:26 - 3:34
    Ich war physisch und emotional gebrochen.
  • 3:34 - 3:38
    Aber ich wusste, dass ich
    um weiterzukommen
  • 3:38 - 3:43
    die alte Amy loslassen musste
  • 3:43 - 3:49
    und die neue akzeptieren lernen müsste.
  • 3:49 - 3:52
    Und da dämmerte mir plötzlich,
  • 3:52 - 3:56
    dass ich nicht mehr 1,67 groß sein müsste.
  • 3:56 - 3:59
    Ich könnte so groß sein, wie ich wollte.
  • 3:59 - 4:05
    (Lachen) (Applaus)
  • 4:05 - 4:08
    Oder so klein, je nach meinem Date.
  • 4:08 - 4:10
    (Lachen)
  • 4:10 - 4:13
    Und meine Füße würden beim Snowboarden
  • 4:13 - 4:14
    nie wieder kalt werden.
  • 4:14 - 4:16
    (Lachen)
  • 4:16 - 4:18
    Und das Beste,
  • 4:18 - 4:22
    ich könnte meine Füße den Schuhen
  • 4:22 - 4:25
    aus dem Verkaufsregal anpassen.
    (Lachen)
  • 4:25 - 4:27
    Und ich schaffte es!
  • 4:27 - 4:29
    Es gab hier also Vorteile.
  • 4:29 - 4:32
    Und das war der Moment, in dem ich mir
  • 4:32 - 4:35
    die lebensbestimmende Frage stellte:
  • 4:35 - 4:37
    Wenn mein Leben ein Buch wäre
  • 4:37 - 4:40
    und ich die Autorin,
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    wie würde ich den Verlauf bestimmen?
  • 4:43 - 4:45
    Und ich begann zu träumen.
  • 4:45 - 4:48
    Meine Tagträume ähnelten
    denen meiner Kindheit
  • 4:48 - 4:51
    und ich stellte mir vor,
  • 4:51 - 4:54
    wie ich anmutig
  • 4:54 - 4:56
    anderen Menschen auf meiner Reise
    helfen würde
  • 4:56 - 4:59
    und wie ich wieder
    Snowboard fahren würde.
  • 4:59 - 5:01
    Ich sah mich nicht bloß
  • 5:01 - 5:03
    einen Puderzuckerberg hinuntergleiten,
  • 5:03 - 5:06
    ich fühlte es regelrecht.
  • 5:06 - 5:09
    Ich spürte den Wind in meinem Gesicht
  • 5:09 - 5:12
    und mein klopfendes Herz,
  • 5:12 - 5:17
    als ob alles gerade da passieren würde.
  • 5:17 - 5:23
    Und so begann ein neues
    Kapitel in meinem Leben.
  • 5:23 - 5:27
    4 Monate später fuhr
    ich wieder Snowboard.
  • 5:27 - 5:29
    Aber es verlief nicht alles,
    wie vorhergesehen:
  • 5:29 - 5:32
    Ich konnte meine Knie
    und Knöchel nicht beugen
  • 5:32 - 5:37
    und einmal traumatisierte ich
    alle Skifahrer auf dem Sessellift,
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    denn ich fiel hin, aber meine Beine
    hingen noch am Snowboard --
  • 5:43 - 5:47
    (Lachen)
  • 5:47 - 5:50
    -- sie rollten den Berg hinunter,
  • 5:50 - 5:53
    ich war aber noch oben.
  • 5:53 - 5:55
    Ich war so schockiert,
  • 5:55 - 5:59
    wie jeder andere auch
    und so entmutigt,
  • 5:59 - 6:03
    aber ich wusste, dass ich
    mit den richigen Paar Füßen
  • 6:03 - 6:05
    in der Lage sein würde
    das Ganze zu wiederholen.
  • 6:05 - 6:08
    Da lernte ich, dass Einschränkungen
  • 6:08 - 6:12
    und Hindernisse nur zwei Dinge vermögen:
  • 6:12 - 6:19
    Entweder sie stoppen uns,
    oder wir werden kreativ.
  • 6:19 - 6:22
    Ich recherchierte über ein Jahr,
    wusste aber nicht,
  • 6:22 - 6:23
    welche Art Beine ich nehmen sollte.
  • 6:23 - 6:25
    Ich fand keine Designs, die mir halfen.
  • 6:25 - 6:29
    Deshalb entschied ich mich
    mein Paar selber zu bauen.
  • 6:29 - 6:32
    Mein Beinbauer und ich legten
    verschiedene Teile zusammen
  • 6:32 - 6:35
    und wir bauten ein Paar Füße
    zum Snowboard-fahren.
  • 6:35 - 6:37
    Wie Sie sehen,
  • 6:37 - 6:44
    verrostete Schrauben, Gummi,
    Holz und neon-rosa Klebeband.
  • 6:44 - 6:47
    Und ja, ich kann meinen Nagellack ändern.
  • 6:47 - 6:49
    Diese Beine
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    und das beste Geschenk
    meines 21. Geburtstages
  • 6:53 - 6:55
    -- eine neue Niere von meinem Papa --
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    gaben meinen Träumen wieder freien Lauf.
  • 6:58 - 7:00
    Ich ging wieder Snowboard fahren.
  • 7:00 - 7:03
    Dann zur Arbeit, dann
    zurück in die Schule.
  • 7:03 - 7:07
    2005 gründete ich eine
    Nonprofit-Organisation
  • 7:07 - 7:09
    für Jugendliche mit Körperbehinderungen,
  • 7:09 - 7:12
    damit sie wieder aktiv
    Sport treiben konnten.
  • 7:12 - 7:16
    Durch sie durfte ich nach Südafrika,
  • 7:16 - 7:19
    wo ich tausenden von
    Kinderfüßen Schuhe anzog,
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    so dass sie zur Schule gehen konnten.
  • 7:21 - 7:24
    Vergangenen Februar
  • 7:24 - 7:28
    gewann ich unmittelbar nacheinander
    Gold in der Weltmeisterschaft.
  • 7:28 - 7:33
    (Applaus)
  • 7:37 - 7:39
    Sie machten mich
  • 7:39 - 7:42
    zur weltrangersten,
    weiblichen Snowboarderin.
  • 7:44 - 7:47
    Als ich vor 11 Jahren meine Beine verlor,
  • 7:47 - 7:50
    wusste ich nicht, was mich erwartete.
  • 7:50 - 7:52
    Aber wenn Sie mich heute fragen,
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    ob ich meine Lage ändern wollte,
  • 7:54 - 7:57
    würde ich nein sagen.
  • 7:57 - 7:59
    Meine Beine waren keine Behinderung.
  • 7:59 - 8:02
    Wenn überhaupt, dann haben
    sie mir Sachen ermöglicht.
  • 8:02 - 8:05
    Sie zwangen mich, meiner
    Fantasie zu vertrauen
  • 8:05 - 8:08
    und an Möglichkeiten zu glauben
  • 8:08 - 8:10
    und deshalb meine ich,
  • 8:10 - 8:12
    unsere Fantasie kann ein Werkzeug sein,
  • 8:12 - 8:14
    um Grenzen zu überschreiten,
  • 8:14 - 8:17
    denn in unserem Geist
    können wir alles machen
  • 8:17 - 8:20
    und alles sein.
  • 8:20 - 8:22
    Wenn wir an unsere Träume glauben
  • 8:22 - 8:25
    und uns frontal unseren Ängsten stellen,
  • 8:25 - 8:28
    dann leben wir unser Leben
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    über unsere Grenzen hinaus.
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    Heute geht es um
    "Innovation ohne Einschränkungen",
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    aber in meinem Leben
    wurde Innovation erst
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    durch Grenzen überhaupt ermöglicht.
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    Grenzen enden da wo sie enden,
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    aber auch wo die Fantasie
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    und die Geschichte beginnen.
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    Heute möchte ich Sie
    also hiermit auffordern,
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    unsere Herausforderungen und Grenzen nicht
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    als negativ zu betrachten,
  • 9:03 - 9:06
    sondern als Segen zu sehen,
  • 9:06 - 9:12
    als herrliche Geschenke,
    die unsere Fantasie anregen
  • 9:12 - 9:17
    und uns weiter gehen lassen,
    als wir es uns je erträumten.
  • 9:17 - 9:21
    Es geht nicht darum Grenzen abzubauen.
  • 9:21 - 9:24
    Es geht darum sie wegzuschieben
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    und zu gucken, zu welchen Orten
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    sie uns führen.
  • 9:29 - 9:31
    Danke schön.
Title:
Über Grenzen hinaus leben
Speaker:
Amy Purdy
Description:

Als Amy Purdy 19 Jahre alt war, verlor sie beide Beine unterhalb der Knie.
und jetzt ... ist sie eine Befürworterin des Snowboardfahrens. In dieser beeindruckenden Rede zeigt sie uns, wie man aus Hindernissen im Leben
Kraft ziehen kann.
(Gefilmt auf der TEDxOrangeCoast.)

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
09:44
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Living beyond limits
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Living beyond limits
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Living beyond limits
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Living beyond limits
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Living beyond limits
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for Living beyond limits
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Living beyond limits
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Living beyond limits
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