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Rachel Botsman: Der Aufruf zum kollaborativen Konsum

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    Heute spreche ich also zu Ihnen
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    über den Aufstieg des gemeinschaftlichen Konsums.
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    Ich werde erklären, worum es sich dabei handelt
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    und versuchen, Sie davon zu überzeugen -- in nur 15 Minuten --
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    dass das keine fadenscheinige Idee ist,
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    oder ein kurzzeitiger Trend,
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    sondern eine mächtige kulturelle und ökonimische Kraft,
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    die nicht nur was wir konsumieren neu erfindet,
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    sondern auch wie wir konsumieren.
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    Ich fange jetzt mit einem trügerisch einfachen Beispiel an.
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    Hände hoch -- wie viele von Ihnen
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    haben Bücher, CDs, DVDs oder Videos,
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    die in Ihren Häusern herumliegen,
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    die Sie vermutlich nie wieder verwenden werden,
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    aber Sie könnten es einfach nicht übers Herz bringen, sie wegzuwerfen?
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    Ich kann nicht alle Hände sehen,
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    aber sieht so aus, als wären das alle unter Ihnen.
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    In unserem Regal zu Hause
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    haben wir eine Sammelbox der Serie "24" auf DVD --
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    Staffel sechs, um genau zu sein.
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    Ich denke, die wurde für uns vor ungefähr drei Jahren als Weihnachtsgeschenk gekauft.
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    Nun, mein Mann Chris und ich,
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    wir liebe diese Serie.
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    Aber seien wir ehrlich, wenn man sie einmal gesehen hat -- oder vielleicht zweimal --
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    dann will man sie nicht wirklich noch einmal sehen,
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    weil man weiß, wie Jack Bauer die Terroristen besiegen wird.
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    Da steht sie also in unserem Regal,
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    überflüssig für uns,
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    aber mit sofortigem, latentem Wert für jemand anderen.
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    Nun, bevor wir weitermachen, muss ich ein Geständnis ablegen.
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    Ich habe 10 Jahre lang in New York gelebt
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    und ich bin ein großer Fan von "Sex and the City".
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    Jetzt würde ich den ersten Film gerne noch einmal ansehen,
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    ein bisschen wie zum Aufwärmen für die Fortsetzung, die nächste Woche herauskommt.
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    Wie einfach könnte ich das also eintauschen,
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    unsere ungewollte Ausgabe von "24"
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    gegen die ersehnte Ausgabe von "Sex and the City"?
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    Sie haben vielleicht bemerkt,
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    dass sich ein neuer Bereich entwickelt, der Swap-Tauschhandel genannt wird.
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    Der einfachste Vergleich für den Swap-Tauschhandel
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    ist, dass es wie ein Online Dating-Service ist
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    für all Ihre unerwünschten Medien.
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    Und zwar indem es das Internet verwendet,
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    um einen unendlich großen Marktplatz zu generieren,
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    um eine Übereinstimmung der Güter von Person A zu erzielen
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    mit den Wünschen von Person C,
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    was auch immer das sein mag.
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    Vor ein paar Wochen habe ich eine dieser Seiten besucht,
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    die erwartungsgemäß Swaptree heißt.
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    Und dort gab es über 59.300 Gegenstände,
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    die ich sofort eintauschen konnte
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    gegen meine Ausgabe von "24".
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    Wer hätte das gedacht,
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    dort in Reseda, CA, war rondoron,
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    der zum Tausch bereit war; seine oder ihre
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    "wie neue" Ausgabe von "Sex and the City"
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    gegen mein Ausgabe von "24".
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    In anderen Worten also, was dort geschieht,
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    ist dass Swaptree in ungefähr 60 Sekunden
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    das Zuckerschock-Problem meines Fuhrunternehmens löst,
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    ein Problem, das Ökonomen "das Zusammenfallen
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    von Bedürfnissen" nennen.
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    Sogar noch verblüffender ist, dass umghend ein Kaufetikett ausgedruckt wrid,
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    weil das Gewicht des Gegenstandes bekannt ist.
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    Es liegen Schichten an technischen Wundern
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    hinter Seiten wie Swaptree,
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    aber das interessiert mich ebensowenig
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    wie der Swap-Tauschhandel an sich.
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    Meine Leidenschaft und die Dinge, denen ich die letzten paar Jahre
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    gewidmet habe, um sie zu erforschen,
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    sind die gemeinschaftlichen Verhaltensmuster und Vertrauensmechanismen,
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    die diesen Systemen innewohnen.
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    Wenn Sie darüber nachdenken,
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    dann wäre es wie eine verrückte Idee erschienen, sogar noch vor ein paar Jahren,
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    dass ich meine Güter mit einem absolut Fremden tauschen würde,
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    dessen wirklichen Namen ich nicht kenne
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    und ohne dass irgendwelches Geld den Besitzer wechselt.
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    Dennnoch werden 99 Prozent der Tauschgeschäfte auf Swaptree
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    erfolgreich abgeschlossen.
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    Und bei dem einen Prozent, das eine negative Bewertung erhält,
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    geschieht dies aus relativ unbedeutenden Gründen,
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    zum Beispiel dass der Gegenstand nicht rechtzeitig angekommen ist.
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    Was passiert hier also?
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    Eine extrem mächtige Dynamik,
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    die immense kommerzielle und kulturelle Auswirkungen hat
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    ist am Werk.
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    Um genau zu sein, diese Technologie
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    ermöglicht
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    Vertrauen zwischen Fremden.
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    Wir leben heute in einem globalen Dorf,
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    in dem wir die Verbindungen nachahmen können,
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    die sonst von Angesicht zu Angesicht geschahen,
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    aber in einer Größenordnung und auf eine Weise,
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    die nie zuvor möglich gewesen sind.
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    Was also derzeit passiert,
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    ist dass soziale Netzwerke und Echtzeit-Technologien
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    uns mit zurücknehmen.
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    Wir geben etwas in Tausch, handeln
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    wechseln aus, teilen,
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    aber all das neu erfunden
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    in dynamischen und ansprechenden Formen.
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    Was ich faszinierend finde,
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    ist dass wir tatsächlich unsere Welt verkabelt haben, um zu teilen,
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    ob es unsere Nachbarscharft ist, unsere Schule,
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    unser Büro, unser Facebook-Netzwerk.
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    Und das erzeugt eine Ökonomie,
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    in der was meins ist auch deins ist.
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    Vom mächtigen eBay,
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    dem Großvater der Austausch-Marktplätze,
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    bis hin zu Fahrgemeinschafts-Firmen, so wie GoGet,
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    bei der Sie eine monatliche Gebühr zahlen, um Autos stundenweise zu mieten,
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    bis hin zu sozialen Ausleih-Plattformen, so wie Zopa,
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    das jeden hier im Publikum nimmt,
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    der 100 $ zu verleihen hat
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    und ihn mit einem Anleihnehmer überall auf der Welt in Verbindung bringt,
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    wir teilen und arbeiten wieder zusammen
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    auf Arten und Weisen, die meiner Meinung nach
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    mehr hip als Hippie sind.
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    Ich nenne dieses plötzliche Anschwellen kollaborativen Konsum.
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    Bevor ich nun näher auf die verschiedenen Systeme
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    des kollaborativen Konsums eingehe,
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    möchte ich versuchen, die Frage zu beantworten,
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    die jeder Autor zurecht gefragt wird,
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    nämlich die, wo diese Idee herkam.
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    Dazu würde ich gern sagen, dass ich eines Morgens aufgewacht bin
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    und mir sagte, "Ich werde etwas über kollaborativen Konsum schreiben."
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    Aber tatsächlich war es ein kompliziertes Netz
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    von scheinbar unzusammenhängenden Ideen.
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    In der nächsten Minute
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    werden Sie so eine Art konzeptuelles Anzeige-Feuerwerk sehen,
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    von all den Punkten, die in meinem Kopf herumgekreist sind.
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    Die erste Sache, die ich zu bemerken begann:
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    Wieviele große Konzepte hervorgingen --
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    von der Weisheit der Vielen bis hin zu Smart Mobs --
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    über wie lächerlich einfach es ist,
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    Gruppen für einen Zweck zu formen.
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    Und verbunden mit dieser Mengen-Manie
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    gab es Beispiele auf der ganzen Welt --
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    von der Wahl eines Präsidenten
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    bis hin zum berühmt-berüchtigten Wikipedia und alles was dazwischen liegt --
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    die zeigten, was die Kraft einer Menge erreichen konnte.
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    Nun, kennen Sie das, wenn Sie ein neues Wort lernen
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    und dann fangen Sie plötzlich an, dieses Wort überall zu sehen?
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    Das ist es, was mir passiert ist,
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    als ich bemerkte, dass wir uns wegbewegen
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    von passiven Konsumenten
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    hin zu Schöpfern,
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    hin zu höchst aktiven Kollaboratoren.
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    Was passiert,
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    ist dass das Internet den Mittelsmann ausklammert,
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    so dass jeder vom T-Shirt-Designer
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    bis zum Stricker
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    seinen Lebensunterhalt verdienen kann, indem er Peer-to-Peer verkauft.
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    Und die allgegenwärtige Macht
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    dieser Peer-to-Peer-Revolution
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    bedeutet, dass die Mitbenutzung in phänomenalem Maße geschieht.
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    Ich meine, es ist erstaunlich, wenn man darüber nachdenkt,
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    dass in jeder einzelnen Minute dieses Vortrags
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    25 Stunden
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    an YouTube-Videos geladen werden.
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    Was ich also faszinierend finde an diesen Beispielen,
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    ist wie sie tatsächlich anknüpfen
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    an unsere Urinstinkten.
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    Ich meine, wir sind Affen
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    und wir wurden geboren und sind aufgewachsen, um zu teilen und zu kooperieren.
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    Und wir haben das Jahrtausende lang gemacht,
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    ob es sich dabei um die Jagd in der Meute handelte,
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    oder Bauernhöfe in landwirtschaftlichen Genossenschaften zu bewirtschaften,
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    bevor dieses große System namens Hyperkonsum eingeführt wurde
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    und wir diese Zäune errichtet haben
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    und unsere eigenen kleinen Machtbereiche geschaffen haben.
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    Aber die Dinge verändern sich
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    und einer der Gründe dafür
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    sind die Digital Natives, oder Generation Y.
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    Sie wachsen auf und teilen --
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    Dateien, Videospiele, Wissen;
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    das ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.
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    Wir also, die Millennials -- ich bin nur ein Millennial --
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    sind wie Fußsoldaten,
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    bewegen uns von einer Ich-Kultur hin zu einer Wir-Kultur.
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    Der Grund, warum das so schnell geschieht,
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    ist die mobile Kollaboration.
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    Wir leben heute in einem Zeitalter der Verbundenheit,
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    in dem wir jeden lokalisieren können, jederzeit und in Echtzeit,
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    mit einem kleinen Gerät in unserer Hand.
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    All das ging mir durch den Kopf
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    gegen Ende 2008,
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    als natürlich der große finanzielle Crash passierte.
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    Thomas Friedman ist einer meiner Lieblingskolumnisten der New York Times
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    und er hat auf ergreifende Weise kommentiert,
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    dass 2008 der Moment ist, in dem wir gegen eine Mauer gerannt sind,
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    als Mutter Natur und der Markt
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    beide sagten, "So nicht mehr."
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    Rational gesehen wissen wir jetzt,
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    dass eine Ökonomie, die auf Hyperkonsum aufgebaut ist,
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    ein Schneeballsystem ist; sie ist wie ein Kartenhaus.
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    Trotzdem ist es schwer für uns, zu wissen, was wir als Einzelner tun sollen.
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    Das ist alles ein ziemliches Gezwitscher, stimmts?
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    Nun, da waren ziemlich viel Lärm und Komplexität in meinem Kopf,
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    bis ich tatsächlich realisierte, dass das aufgrund
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    von vier Hauptmotiven geschah.
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    Zum Einen ein erneuerter Glaube in die Bedeutung der Gemeinschaft
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    und eine grundsätzliche Neudefinierung dessen, was Freund und Nachbar wirklich heißt.
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    Ein Strom von Peer-to-Peer sozialen Netzwerken
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    und Echtzeit-Technologien,
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    die grundlegend die Art und Weise ändern, wie wir uns verhalten.
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    Drittens, drängende, ungelöste Umweltprobleme.
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    Und viertens, eine globale Rezession,
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    die einen grundlegenden Schock verursacht hat
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    hinsichtlich unseres Konsumverhaltens.
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    Diese vier Elemente
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    verbinden sich
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    und schaffen den großen Wandel --
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    weg vom 20. Jahrhundert,
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    das vom Hyperkonsum definiert wurde,
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    hin zum 21. Jahrhundert,
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    das vom kollaborativen Konsum gekennzeichnet wird.
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    Ich glaube im Allgemeinen, dass wir uns an einem Wendepunkt befinden,
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    an dem unser Verhalten im gemeinsamen Nutzen --
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    über Seiten wie Flickr und Twitter,
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    die uns online in Fleisch und Blut übergehen --
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    auf die Offline-Bereiche unseres täglichen Lebens angewendet werden.
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    Von der morgendlichen Pendelzeit über die Art und Weise, wie Mode kreiert wird,
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    bis hin zu der Methode, wie wir Nahrungsmittel anbauen,
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    konsumieren und kollaborieren wir erneut.
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    Mein Mitautor Roo Rogers und ich
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    haben tatsächlich für kollaborativen Konsum tausende
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    von Beispielen aus der ganzen Welt gesammelt.
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    Und obwohl sie sich sehr stark unterscheiden,
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    hinsichtlich der Dauer ihrer Laufzeit und ihres Zwecks,
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    als wir uns intensiv mit ihnen befasst haben,
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    haben wir erkannt, dass sie tatsächlich drei klaren Schemata zugeordnet werden konnten.
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    Das erste sind Absatzmärkte für Umverteilung.
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    Absatzmärkte für Umverteilung -- so wie Swaptree --
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    bedeutet, Sie nehmen einen gebrauchten Gegenstand, oder einen aus zweiter Hand
  • 9:23 - 9:25
    von dem Ort weg, an dem er nicht gebraucht wird, und bringen ihn
  • 9:25 - 9:28
    hin zu einem Ort, oder einer Person, wo er gebraucht wird.
  • 9:28 - 9:30
    Sie werden zunehmend als das fünfte 'R' betrachtet --
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    reduzieren, wiederverwenden, recyclen, reparieren
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    und redistribuieren --
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    weil sie den Lebenszyklus eines Produktes längen
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    und damit Abfall reduzieren.
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    Das zweite sind die kollaborativen Lebensgewohnheiten.
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    Das heißt, Ressourcen zu teilen
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    wie Geld, Fähigkeiten und Zeit.
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    Ich wette, dass in ein paar Jahren
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    Begriffe wie Coworking
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    und Couchsurfen und Zeitbanken
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    Teil unserer alltäglichen Umgangssprache werden.
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    Eines meiner Lieblingsbeispiele für kollaborative Lebensgewohnheiten
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    nennt sich Landshare.
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    Das ist ein System aus dem Vereinigten Königreich,
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    das Mr. Jones,
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    der ein wenig zusätzlichen Platz in seinem Garten hat,
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    mit Mrs. Smith abgleicht, einer angehenden Gärtnerin.
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    Zusammen bauen sie ihre eigenen Nahrungsmittel an.
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    Das ist eine dieser Ideen, die so simpel und trotzdem brilliant ist,
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    dass man sich fragt, warum das noch nie zuvor ausprobiert wurde.
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    Nun zum dritten System,
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    das sind die hybriden Leistungsbündel.
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    Es geht darum, dass Sie für den Nutzen des Produktes zahlen --
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    den es für Sie hat --
  • 10:27 - 10:29
    ohne dass Sie das Produkt gänzlich besitzen müssen.
  • 10:29 - 10:32
    Diese Idee ist besonders mächtig
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    bei Dingen mit einer
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    hohen Leerlaufleistung.
  • 10:36 - 10:38
    Und das kann alles sein, von Baby-Zubehör
  • 10:38 - 10:40
    über Mode bis hin zu --
  • 10:40 - 10:42
    Wie viele von Ihnen besitzen eine Handbohrmaschine?
  • 10:42 - 10:44
    Besitzen eine Handbohrmaschine? Genau.
  • 10:44 - 10:47
    Diese Handbohrmaschine wird ungefähr 12 bis 13 Minuten lang benutzt
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    während ihres gesamten Lebens.
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    (Gelächter)
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    Das ist doch irgendie lächerlich, stimmts?
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    Denn was Sie brauchen, das ist das Loch, nicht den Bohrer.
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    (Gelächter)
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    (Applaus)
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    Warum also mieten Sie nicht den Bohrer,
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    oder, besser noch, vermieten ihren eigenen Bohrer an andere Menschen
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    und machen damit ein wenig Geld?
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    Diese drei Systeme kommen zusammen,
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    erlauben es den Menschen, Ressourcen gemeinsam zu nutzen,
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    ohne ihre Lebensgewohnheiten aufzugeben,
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    oder ihre in Ehren gehaltene persönliche Freiheit.
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    Ich verlange nicht von den Menschen,
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    dass sie brav im Sankasten teilen.
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    Ich möchte ihnen also nur ein Beispiel dafür geben,
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    wie groß die Macht des kollaborativen Konsums sein kann,
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    unser Verhalten zu ändern.
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    Das durchschnittliche Auto
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    kostet im Jahr 8.000 $ Unterhalt.
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    Trotzdem steht dieses Auto
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    an 23 Stunden des Tages still.
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    Wenn Sie also diese beiden Faktoren berücksichtigen,
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    erscheint es gleich etwas weniger sinnvoll,
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    eins komplett zu besitzen.
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    Das ist der Moment, in dem Firmen für Mitfahrgelegenheiten,
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    so wie Zipcar und GoGet ins Rampenlicht treten.
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    Im Jahr 2009
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    wählte Zipcar 250 Teilnehmer
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    aus 13 Städten --
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    und sie waren alle bekennende Autosüchtige
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    und Carsharing-Neulinge --
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    und brachte sie dazu, ihre Schlüssel einen Monat lang abzugeben.
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    Statt dessen mussten diese Menschen laufen,
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    Fahrrad fahren, den Zug nehmen
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    oder auf andere Formen des öffentlichen Nahverkehrs zurückgreifen.
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    Sie durften ihre Zipcar-Mitgliedschaft nur dann nutzen,
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    wenn es absolut notwendig war.
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    Die Ergebnisse dieser Herausforderung, nach nur einem Monat,
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    waren erstaunlich.
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    Es ist verblüffend, dass 413 Pfund abgenommen wurden,
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    einfach aufgrund der zusätzlichen Bewegung.
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    Aber meine Lieblings-Statistik
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    ist, dass 100
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    der 250 Teilnehmer
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    ihre Schlüssel nicht zurückhaben wollten.
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    Mit anderen Worten, die Autosüchtigen
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    hatten ihren Besitzdrang verloren.
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    Nun, hybride Leistungsbündel gibt es bereits seit Jahren.
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    Denken Sie nur an Bibliotheken und Waschsalons.
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    Aber ich denke, dass sie in ein neues Zeitalter übergehen,
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    weil Technologie die gemeinschaftliche Nutzung
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    reibungslos und unterhaltsam werden lässt.
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    Es gibt ein tolles Zitat, das in der New York Times stand,
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    das lautete, "Gemeinschaftliche Nutzung ist für Besitztum,
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    was der iPod für die 8-Spur-Kassette,
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    was die Solarenergie für die Kohlezeche ist."
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    Ich glaube auch, dass unsere Generation,
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    unser Verhältnis zur Befriedigung unserer Bedürfnisse,
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    weitaus weniger greifbar ist,
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    als dasjenige aller vorangegangenen Generationen.
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    Ich will nicht die DVD, ich will den Film, der darauf ist.
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    Ich will keinen klobigen Anrufbeantworter,
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    ich will die Nachricht, die darauf gespeichert ist.
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    Ich will keine CD, ich will die Musik, die sie spielt.
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    In anderen Worten, ich will kein Zeug,
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    ich will die Bedürfnisse oder Erfahrungen, die erfüllt werden.
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    Das befeuert eine massive Veränderung,
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    in der Nutzung Besitztum übertrumpft --
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    oder wie Kevin Kelly, der Redakteur des Magazins Wired, es ausdrückt,
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    "Wo Zugriff besser ist als Besitz."
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    Wenn unsere Besitztümer sich nun
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    in der Cloud dematerialisieren,
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    dann erscheint eine verschwommene Linie
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    zwischen dem, was mir gehört, dem, was dir gehört
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    und dem, was uns gehört.
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    Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben,
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    das zeigt, wie schnell diese Entwicklung vor sich geht.
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    Das steht für eine Zeitspanne von acht Jahren.
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    Wir sind vom traditionellen Besitz eines Autos übergegangen
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    zu Carsharing-Firmen -- so wie Zipcar und GoGet --
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    zu Plattformen für Fahrgemeinschaften, die Fahrten abgleichen,
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    zum neuesten Beitrag, nämlich Peer-to-Peer Autoverleih,
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    bei dem Sie in der Tat Geld damit machen können,
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    dass Sie Ihrem Nachbarn Ihr Auto vermieten, das 23 Stunden des Tages
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    ungenutzt herumsteht.
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    Nun, all diese Systeme
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    setzen einen gewissen Grad an Vertrauen voraus
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    und der Grundpfeiler, damit das funktioniert,
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    ist die Reputation.
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    Im alten Konsumenten-System
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    war unsere Reputation nicht von allzu großer Bedeutung,
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    weil unsere Bonität weitaus wichtiger war,
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    als jedwede Art von Peer-to-Peer Bewertung.
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    Aber jetzt mit dem Web, hinterlassen wir eine Spur.
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    Mit jedem Spammer, den wir melden,
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    mit jeder Idee, die wir posten, jedem Kommentar, den wir teilen,
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    signalisieren wir tatsächlich wie gut wir kollaborieren
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    und ob wir vertrauenswürdig sind oder nicht.
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    Gehen wir zurück zu meinem ersten Beispiel,
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    Swaptree.
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    Ich kann sehen, dass rondoron
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    553 Tauschgeschäfte abgeschlossen hat
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    mit einer Erfolgsrate von 100%.
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    In anderen Worten, ich kann ihm oder ihr vertrauen.
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    Nun merken Sie sich meine Worte,
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    es ist nur eine Frage der Zeit,
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    bis wir in der Lage sein werden, eine Google-ähnliche Suche durchzuführen
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    und ein geballtes Bild sehen
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    von unserem Reputations-Kapital.
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    Und dieses Reputations-Kapital
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    wird unseren Zugriff auf den kollaborativen Konsum bestimmen.
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    Es ist sozusagen eine neue soziale Währung,
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    die so mächtig wie unsere Bonität werden könnte.
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    Ich möchte mit dem Gedanken schließen,
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    dass ich glaube, wir befinden uns momentan in einer Zeit,
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    in der wir aufwachen
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    von diesem gigantischen Kater
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    aus Leere und Müll
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    und wir machen einen Satz nach vorn,
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    um ein nachhaltigeres System zu schaffen,
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    errichtet, um unseren angeborenen Bedürfnissen
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    nach Gemeinschaft und individueller Identität zu dienen.
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    Ich glaube, dass man sich darauf beziehen wird,
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    sozusagen wie eine Revolution --
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    als die Gesellschaft im Angesicht großer Herausforderungen
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    eine richtungsweisende Veränderung durchlief
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    vom individuellen Erlangen und Aufwenden,
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    hin zu einer Wiederentdeckung des gemeinschaftlichen Besitzes.
  • 15:54 - 15:57
    Ich befinde mich auf einer Mission, um gemeinschaftliche Nutzung cool zu machen.
  • 15:57 - 15:59
    Ich befinde mich auf einer Mission, um gemeinschaftliche Nutzung hip zu machen.
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    Weil ich wirklich glaube,
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    dass es altmodische Geschäftsmodelle zerstören kann,
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    uns dabei helfen kann, einen Satz
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    über verschwenderische Formen des Hyper-Konsums zu machen,
  • 16:07 - 16:10
    und uns beibringen kann, wann genug wirklich genug ist.
  • 16:10 - 16:12
    Haben Sie vielen Dank.
  • 16:12 - 16:14
    (Applaus)
Title:
Rachel Botsman: Der Aufruf zum kollaborativen Konsum
Speaker:
Rachel Botsman
Description:

Bei TEDxSydney spricht Rachel Botsman davon, dass wir "zum Sharen verdrahtet" sind -- und zeigt, wie Webseiten wie Zipcar und Swaptree die Regeln des menschlichen Verhaltens verändern.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:14
Simone Lackerbauer added a translation

German subtitles

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