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Unser gemeinsamer Zustand – das Bewusstsein

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    Ich werde über das Bewusstsein reden.
  • 0:03 - 0:05
    Warum das Bewusstsein?
  • 0:05 - 0:07
    Seltsamerweise ist es
    ein vernachlässigtes Thema,
  • 0:07 - 0:11
    in der Wissenschaft und
    in der Philosophie.
  • 0:11 - 0:12
    Aber warum ist das seltsam?
  • 0:12 - 0:16
    Es ist der wichtigste Aspekt
    unseres Lebens
  • 0:16 - 0:18
    aus einem sehr einfachen,
    logischen Grund:
  • 0:18 - 0:20
    Bei Bewusstsein zu sein,
    ist eine notwendige Bedingung
  • 0:20 - 0:23
    für alles Wichtige in unserem Leben.
  • 0:23 - 0:26
    Sie interessieren sich für Wissenschaft,
    Philosophie, Musik, Kunst etc.,
  • 0:26 - 0:29
    dann ist es nicht gut, wenn Sie
    ein Zombie oder im Koma sind.
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    Das Bewusstsein ist entscheidend.
  • 0:32 - 0:34
    Zweitens: Wenn Leute sich
    dafür interessieren ‒
  • 0:34 - 0:36
    und das sollten sie auch ‒
  • 0:36 - 0:39
    neigen sie dazu,
    entsetzliche Dinge zu sagen.
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    Selbst wenn sie nichts Entsetzliches sagen
  • 0:41 - 0:43
    und wirklich ernsthaft Forschung betreiben,
  • 0:43 - 0:47
    geht es nur langsam voran.
    Es sind nur winzige Fortschritte.
  • 0:47 - 0:50
    Als ich anfing, mich dafür
    zu interessieren, dachte ich,
  • 0:50 - 0:53
    es sei ein überschaubares Problem
    in der Biologie.
  • 0:53 - 0:55
    Diese Gehirnstecher sollen
    schleunigst herausfinden,
  • 0:55 - 0:56
    wie es im Gehirn funktioniert.
  • 0:56 - 0:58
    Ich ging zur Universität von Kalifornien
    und sprach dort
  • 0:58 - 1:00
    mit den besten Neurobiologen.
  • 1:00 - 1:01
    Sie waren ungeduldig,
  • 1:01 - 1:05
    so wie Wissenschaftler oft sind,
    wenn man ihnen peinliche Fragen stellt.
  • 1:05 - 1:09
    Aber am meisten hat mich getroffen,
    dass mir einer von ihnen,
  • 1:09 - 1:11
    ein sehr bekannter Neurobiologe,
    in Verzweiflung sagte:
  • 1:11 - 1:14
    „Auf meinem Gebiet ist es okay,
    sich für das Bewusstsein zu interessieren,
  • 1:14 - 1:18
    aber man sollte sich
    zuerst eine Festanstellung sichern.“
  • 1:18 - 1:20
    Ich arbeite jetzt schon sehr lang daran.
  • 1:20 - 1:22
    Ich denke, jetzt bekommt man
    wahrscheinlich eine Festanstellung,
  • 1:22 - 1:24
    wenn man an diesem Thema arbeitet.
  • 1:24 - 1:26
    Das wäre ein echter Schritt nach vorne.
  • 1:26 - 1:29
    Aber warum gibt es
    diese seltsame Abneigung
  • 1:29 - 1:31
    und Feindseligkeit
    gegen das Bewusstsein?
  • 1:31 - 1:34
    Für mich ist es eine Kombination
    zweier Eigenschaften
  • 1:34 - 1:36
    unserer intellektuellen Kultur,
  • 1:36 - 1:38
    die gerne denkt, dass sie
    im Gegensatz zueinander stehen,
  • 1:38 - 1:42
    aber eigentlich teilen sie
    gemeinsame Annahmen.
  • 1:42 - 1:46
    Eine Eigenschaft ist die Tradition
    des religiösen Dualismus:
  • 1:46 - 1:49
    Das Bewusstsein ist nicht Teil
    der physischen Welt.
  • 1:49 - 1:51
    Es ist Teil der spirituellen Welt.
  • 1:51 - 1:53
    Es ist Teil der Seele
  • 1:53 - 1:56
    und die Seele ist nicht Teil
    der physischen Welt.
  • 1:56 - 1:59
    Das ist die Tradition von Gott,
    der Seele und der Unsterblichkeit.
  • 1:59 - 2:01
    Laut einer anderen Tradition
    steht es im Gegensatz dazu,
  • 2:01 - 2:03
    nimmt aber die schlimmste Annahme an.
  • 2:03 - 2:07
    Diese Tradition besagt, dass wir bloß
    wissenschaftliche Materialisten sind:
  • 2:07 - 2:11
    Das Bewusstsein ist nicht Teil
    der physischen Welt.
  • 2:11 - 2:13
    Entweder existiert es gar nicht
    oder es ist etwas anderes,
  • 2:13 - 2:16
    ein Computerprogramm oder irgendetwas,
  • 2:16 - 2:19
    aber auf keinen Fall
    Teil der Wissenschaft.
  • 2:19 - 2:21
    Dann begann eine Auseinandersetzung,
    die mir Bauchschmerzen bereitete.
  • 2:21 - 2:23
    Und so lief sie ab.
  • 2:23 - 2:27
    Die Wissenschaft ist objektiv,
    das Bewusstsein ist subjektiv.
  • 2:27 - 2:30
    Daher kann es keine Wissenschaft
    des Bewusstseins geben.
  • 2:30 - 2:37
    Diese Zwillingstraditionen lähmen uns.
  • 2:37 - 2:40
    Es ist sehr schwer, von diesen
    Zwillingstraditionen loszukommen.
  • 2:40 - 2:43
    Es gibt nur eine einzig echte Botschaft
    in diesem Vortrag:
  • 2:43 - 2:46
    Das Bewusstsein ist
    eine biologische Erscheinung
  • 2:46 - 2:49
    wie Fotosynthese, Verdauung, Mitose ‒
  • 2:49 - 2:53
    all diese biologischen Erscheinungen ‒
    wenn Sie das einmal akzeptieren,
  • 2:53 - 2:56
    dann lösen sich die meisten,
    nicht alle, schwierigen Probleme
  • 2:56 - 2:58
    über das Bewusstsein einfach
    in Wohlgefallen auf.
  • 2:58 - 3:00
    Ich stelle Ihnen einige davon vor.
  • 3:00 - 3:03
    Wie versprochen erzähle ich Ihnen etwas
  • 3:03 - 3:05
    über die unfassbaren Dinge, die über
    das Bewusstsein gesagt wurden.
  • 3:05 - 3:09
    Erstens: Das Bewusstsein existiert nicht.
  • 3:09 - 3:11
    Es ist eine Illusion,
    wie der Sonnenuntergang.
  • 3:11 - 3:16
    Sonnenuntergänge und Regenbögen sind
    wissenschaftlich bewiesene Illusionen.
  • 3:16 - 3:18
    Somit ist das Bewusstsein
    auch eine Illusion.
  • 3:18 - 3:22
    Zweitens: Vielleicht existiert es,
    aber dann ist es etwas anderes,
  • 3:22 - 3:25
    ein Computerprogramm im Gehirn.
  • 3:25 - 3:29
    Drittens:
    Das einzig Existierende ist das Verhalten.
  • 3:29 - 3:33
    Es ist beschämend, wie viel Einfluss
    der Behaviorismus hatte,
  • 3:33 - 3:34
    aber dazu später mehr.
  • 3:34 - 3:37
    Viertens:
    Vielleicht existiert das Bewusstsein,
  • 3:37 - 3:39
    aber es wird nichts verändern.
  • 3:39 - 3:42
    Wie könnte Spiritualität etwas bewegen?
  • 3:42 - 3:44
    Wenn mir jemand das erzählt,
    dann denke ich,
  • 3:44 - 3:46
    du willst sehen,
    wie Spiritualität etwas bewegt?
  • 3:46 - 3:49
    Dann sieh hin. Ich entscheide,
    bewusst meinen Arm zu heben,
  • 3:49 - 3:52
    und der verdammte Arm tut es.
    (Lachen)
  • 3:52 - 3:56
    Außerdem
  • 3:56 - 4:00
    sagen wir nicht:
    „Es ist ein bisschen wie das Wetter in Genf.
  • 4:00 - 4:02
    An manchen Tagen geht er hoch
    und an manchen Tagen nicht.“
  • 4:02 - 4:05
    Nein. Er geht immer hoch, wenn ich
    das verdammt noch mal will.
  • 4:05 - 4:07
    Okay. Ich sage Ihnen,
    wie das möglich ist.
  • 4:07 - 4:11
    Ich habe Ihnen noch
    keine Definition gegeben.
  • 4:11 - 4:13
    Sie können das nicht machen,
    wenn Sie keine Definition geben.
  • 4:13 - 4:16
    Die Leute sagen immer,
    das Bewusstsein sei schwer zu definieren.
  • 4:16 - 4:18
    Ich denke, es ist ziemlich einfach,
  • 4:18 - 4:20
    wenn man versucht, es nicht
    wissenschaftlich auszudrücken.
  • 4:20 - 4:22
    Wir sind noch nicht bereit
    für eine wissenschaftliche Definition,
  • 4:22 - 4:24
    also hier eine vernünftige Definition.
  • 4:24 - 4:27
    Das Bewusstsein besteht aus all
    diesen Zuständen des Gefühls,
  • 4:27 - 4:29
    der Empfindung oder
    des Sich-Bewusstseins.
  • 4:29 - 4:33
    Es beginnt am Morgen
    nach einem traumlosen Schlaf
  • 4:33 - 4:35
    und geht den ganzen Tag,
    bis Sie wieder einschlafen,
  • 4:35 - 4:38
    sterben oder auf andere Art
    das Bewusstsein verlieren.
  • 4:38 - 4:41
    Träume sind eine Art Bewusstsein
    nach dieser Definition.
  • 4:41 - 4:44
    Das ist die vernünftige Definition.
    Das ist unser Ziel.
  • 4:44 - 4:48
    Wenn Sie nicht darüber reden,
    reden Sie nicht über das Bewusstsein.
  • 4:48 - 4:51
    Sie denken: „Also wenn es das ist,
    dann ist das ein schreckliches Problem.
  • 4:51 - 4:55
    Wie kann so etwas als Teil
    der realen Welt existieren?“
  • 4:55 - 4:57
    Wenn Sie jemals einen Philosophiekurs
    besucht haben ‒
  • 4:57 - 5:00
    das ist das berühmte
    Körper-Geist-Problem.
  • 5:00 - 5:03
    Hier gibt es auch eine einfache Lösung.
  • 5:03 - 5:08
    All unsere Bewusstseinszustände
    werden ohne Ausnahme
  • 5:08 - 5:13
    von grundlegenden neurobiologischen
    Prozessen im Gehirn verursacht
  • 5:13 - 5:15
    und als ausgereifte Prozesse
  • 5:15 - 5:18
    oder Systemeigenschaften wiedergegeben.
  • 5:18 - 5:21
    Es ist genauso geheimnisvoll wie
    die Flüssigkeit des Wassers.
  • 5:21 - 5:24
    Die Flüssigkeit ist kein Extra-Saft,
  • 5:24 - 5:26
    die die H2O-Moleküle herausspritzen.
  • 5:26 - 5:29
    Es ist ein Zustand,
    in dem sich das System befindet.
  • 5:29 - 5:34
    So wie sich das Wasser in einem Gefäß
    von flüssig zu fest verändern kann,
  • 5:34 - 5:36
    abhängig vom Verhalten der Moleküle,
  • 5:36 - 5:39
    so kann Ihr Hirn
    vom Zustand des Bewusstseins
  • 5:39 - 5:41
    in den Zustand
    der Bewusstlosigkeit übergehen,
  • 5:41 - 5:44
    abhängig vom Verhalten der Moleküle.
  • 5:44 - 5:48
    Das berühmte Körper-Geist-Problem
    ist so einfach.
  • 5:48 - 5:51
    Okay? Aber jetzt kommen wir
    zu schwierigeren Fragen.
  • 5:51 - 5:55
    Lassen Sie uns die genauen Eigenschaften
    des Bewusstseins untersuchen,
  • 5:55 - 5:57
    sodass wir etwas zu diesen
  • 5:57 - 5:58
    vier Einwänden sagen können.
  • 5:58 - 6:03
    Erstens: Es ist real
    und nicht abzuleiten.
  • 6:03 - 6:05
    Sie können es nicht loswerden.
  • 6:05 - 6:09
    Die Unterscheidung
    zwischen Realität und Illusion
  • 6:09 - 6:11
    ist die Unterscheidung zwischen dem,
  • 6:11 - 6:15
    wie die Dinge uns bewusst sind
    und wie sie wirklich sind.
  • 6:15 - 6:17
    Es scheint ‒
  • 6:17 - 6:19
    ich mag den französischen
    „arc-en-ciel“ (Regenbogen) ‒
  • 6:19 - 6:21
    es scheint, als wäre ein Bogen im Himmel
  • 6:21 - 6:25
    oder die Sonne ginge
    über den Bergen unter.
  • 6:25 - 6:28
    Es scheint uns bewusst zu sein,
    aber eigentlich geschieht es nicht.
  • 6:28 - 6:30
    Aber bei der Unterscheidung zwischen dem,
  • 6:30 - 6:32
    wie die Dinge uns bewusst sind
    und wie sie wirklich sind,
  • 6:32 - 6:36
    kann man für das Bewusstsein selbst
    keine Unterscheidung machen,
  • 6:36 - 6:40
    denn was das Bewusstsein selbst angeht:
  • 6:40 - 6:43
    Wenn es Ihnen bewusst erscheint,
    dass sie bei Bewusstsein sind,
  • 6:43 - 6:45
    dann sind sie bei Bewusstsein.
  • 6:45 - 6:48
    Wenn ein paar Experten
    zu mir kommen und sagen:
  • 6:48 - 6:51
    „Wir sind die besten Neurobiologen
    und wir haben Sie untersucht, Searle,
  • 6:51 - 6:54
    und wir sind überzeugt,
    dass Sie kein Bewusstsein haben,
  • 6:54 - 6:56
    Sie sind ein sehr ausgeklügelter Roboter“,
  • 6:56 - 6:59
    dann denke ich nicht,
    „Vielleicht haben sie recht?“
  • 6:59 - 7:02
    Keinen Moment denke ich daran.
  • 7:02 - 7:05
    Descartes hat vielleicht viele Fehler
    gemacht, aber damit hatte er recht.
  • 7:05 - 7:08
    Man kann nicht an der Existenz
    des eigenen Bewusstseins zweifeln.
  • 7:08 - 7:10
    Das ist die erste Eigenschaft
    des Bewusstseins.
  • 7:10 - 7:12
    Es ist real und lässt sich nicht ableiten.
  • 7:12 - 7:15
    Sie können es nicht loswerden,
    indem Sie es als eine Illusion ausweisen,
  • 7:15 - 7:18
    sowie es bei anderen herkömmlichen
    Illusionen gemacht wird.
  • 7:18 - 7:21
    Die zweite Eigenschaft ist diejenige,
  • 7:21 - 7:23
    die uns Ärger eingebracht hat,
  • 7:23 - 7:25
    nämlich, dass all
    unsere Bewusstseinszustände
  • 7:25 - 7:28
    diesen qualitativen Charakter haben.
  • 7:28 - 7:31
    Es gibt etwas, da hat man Lust,
    Bier zu trinken,
  • 7:31 - 7:34
    aber man hat keine Lust,
    die Steuererklärung zu machen
  • 7:34 - 7:37
    oder Musik zu hören,
    und dieses qualitative Gefühl
  • 7:37 - 7:39
    erzeugt automatisch die
    dritte Eigenschaft,
  • 7:39 - 7:43
    dass Bewusstseinszustände
    per Definition subjektiv sind.
  • 7:43 - 7:46
    Sie existieren nur durch die Erfahrung
  • 7:46 - 7:48
    einiger Menschen oder Tiere,
  • 7:48 - 7:50
    ein Teil erfährt sie.
  • 7:50 - 7:53
    Vielleicht können wir eine Maschine
    mit Bewusstsein bauen.
  • 7:53 - 7:55
    Da wir aber nicht wissen,
    wie unser Gehirn es macht,
  • 7:55 - 7:59
    sind wir dazu noch nicht in der Lage.
  • 7:59 - 8:02
    Eine weitere Eigenschaft ist,
  • 8:02 - 8:06
    dass es in einheitlichen
    Bewusstseinsfeldern vorkommt.
  • 8:06 - 8:08
    Ich bin mir nicht nur
    der Menschen vor mir,
  • 8:08 - 8:11
    dem Klang meiner Stimme
    und dem Gewicht meiner Schuhe
  • 8:11 - 8:13
    gegen den Boden bewusst,
    sondern sie kommen mir
  • 8:13 - 8:17
    als Teil eines einzigen
    großen Bewusstseinsfeldes vor,
  • 8:17 - 8:19
    das sich nach vorne
    und hinten erstreckt.
  • 8:19 - 8:20
    Das ist der Schlüssel zum Verständnis
  • 8:20 - 8:23
    der enormen Kräfte des Bewusstseins.
  • 8:23 - 8:26
    Bis jetzt konnten wir noch nicht
    so einen Roboter bauen.
  • 8:26 - 8:28
    Die Einschränkung der Robotik kommt davon,
  • 8:28 - 8:30
    dass wir nicht wissen, wie man einen
    Roboter mit Bewusstsein baut,
  • 8:30 - 8:34
    also haben wir keine Maschine,
    die das kann.
  • 8:34 - 8:36
    Die nächste Eigenschaft
  • 8:36 - 8:39
    nach diesem sagenhaften einheitlichen
    Bewusstseinsfeld ist,
  • 8:39 - 8:42
    dass es kausal in
    unserem Verhalten agiert.
  • 8:42 - 8:45
    Ich habe Ihnen das Handheben
    wissenschaftlich vorgeführt,
  • 8:45 - 8:47
    aber wie ist das möglich?
  • 8:47 - 8:51
    Wie kann ein Gedanke in meinem Gehirn
  • 8:51 - 8:53
    materielle Objekte bewegen?
  • 8:53 - 8:54
    Ich sage es Ihnen.
  • 8:54 - 8:56
    Wir wissen es nicht ganz genau,
  • 8:56 - 8:59
    aber wir kennen die Grundlage der Antwort.
  • 8:59 - 9:01
    Eine Sequenz von Neuronen
    wird abgefeuert
  • 9:01 - 9:05
    und diese machen Halt,
    wo sich das Acetylcholin
  • 9:05 - 9:07
    in den axonalen Endplatten
    der Motoneuronen absondert.
  • 9:07 - 9:09
    Tut mir leid wegen
    der philosophischen Fachbegriffe,
  • 9:09 - 9:13
    aber wenn es in den axonalen Endplatten
    der Motoneuronen abgesondert wird,
  • 9:13 - 9:16
    geschehen viele wunderbare Dinge
    in den Ionenkanälen
  • 9:16 - 9:18
    und der verdammte Arm bewegt sich.
  • 9:18 - 9:20
    Denken Sie daran,
    was ich Ihnen gesagt habe.
  • 9:20 - 9:22
    Das ein und dasselbe Ereignis,
  • 9:22 - 9:25
    meine bewusste Entscheidung
    meinen Arm zu heben,
  • 9:25 - 9:28
    beinhaltet eine Beschreibung,
    bei der es all diese
  • 9:28 - 9:30
    emotionalen und
    spirituellen Qualitäten gibt.
  • 9:30 - 9:32
    Es ist ein Gedanke in meinem Gehirn,
    aber gleichzeitig
  • 9:32 - 9:34
    ist es damit beschäftig,
    Acetylcholin abzusondern
  • 9:34 - 9:36
    und alle möglichen anderen Dinge zu tun,
  • 9:36 - 9:39
    während es sich seinen Weg
    vom motorischen Zentrum
  • 9:39 - 9:41
    zu den Nervenfasern im Arm bahnt.
  • 9:41 - 9:45
    Das sagt uns, dass
    unser bewährter Wortschatz
  • 9:45 - 9:49
    zur Diskussion dieser Themen
    völlig überholt ist.
  • 9:49 - 9:52
    Ein und dasselbe Ereignis
    besitzt eine Beschreibung,
  • 9:52 - 9:55
    die einerseits neurologisch
  • 9:55 - 9:57
    und andererseits mental ist.
    Für ein einziges Ereignis.
  • 9:57 - 9:59
    Das ist das Gesetz der Natur.
    So ist es möglich, dass
  • 9:59 - 10:02
    das Bewusstsein kausal funktioniert.
  • 10:02 - 10:05
    Mit diesem Wissen
  • 10:05 - 10:08
    werden wir noch einmal die verschiedenen
    Eigenschaften des Bewusstseins durchgehen
  • 10:08 - 10:11
    und auf diese vier Einwände antworten.
  • 10:11 - 10:15
    Erstens: Das Bewusstsein existiert nicht,
  • 10:15 - 10:17
    es ist eine Illusion.
    Das haben wir schon beantwortet.
  • 10:17 - 10:18
    Das interessiert uns nicht mehr.
  • 10:18 - 10:22
    Die zweite hatte schon immer
  • 10:22 - 10:24
    und hat noch immer
    einen unglaublichen Einfluss:
  • 10:24 - 10:27
    „Wenn das Bewusstsein existiert,
    ist es etwas anderes.
  • 10:27 - 10:31
    Es ist ein digitales Computerprogramm
    im Gehirn
  • 10:31 - 10:33
    und um Bewusstsein zu schaffen,
  • 10:33 - 10:35
    müssen wir nur
    das richtige Programm finden.
  • 10:35 - 10:37
    Ja, vergesst die Hardware.
    Jede Hardware geht,
  • 10:37 - 10:40
    solange sie ergiebig und stabil genug ist,
    um das Programm auszuführen.“
  • 10:40 - 10:43
    Wir wissen, dass das falsch ist.
  • 10:43 - 10:46
    Wer überhaupt an Computer gedacht hat,
  • 10:46 - 10:49
    kann verstehen, dass es falsch ist,
    weil Berechnungen
  • 10:49 - 10:51
    als Symbolmanipulation definiert sind,
  • 10:51 - 10:54
    üblicherweise durch Nullen und Einsen,
    aber andere Symbole tun es auch.
  • 10:54 - 10:57
    Sie bekommen einen Algorithmus, den Sie
  • 10:57 - 11:00
    in einem binären Code
    programmieren können;
  • 11:00 - 11:02
    das ist der wesentliche Charakter
    eines Computerprogramms.
  • 11:02 - 11:06
    Aber wir wissen, dass das rein
    syntaktisch, symbolisch ist.
  • 11:06 - 11:10
    Das menschliche Bewusstsein
    besteht aus mehr.
  • 11:10 - 11:13
    Es hat zusätzlich zur Syntax einen Inhalt.
  • 11:13 - 11:15
    Es hat Semantik.
  • 11:15 - 11:17
    Dieses Argument habe ich vor 30 ‒
  • 11:17 - 11:19
    ich möchte nicht darüber nachdenken ‒
  • 11:19 - 11:20
    vor mehr als 30 Jahren gemacht,
  • 11:20 - 11:22
    aber es impliziert
    ein tiefgreiferendes Argument,
  • 11:22 - 11:26
    das ich Ihnen kurz vorstellen will:
  • 11:26 - 11:30
    Das Bewusstsein schafft eine
    beobachterunabhängige Realität.
  • 11:30 - 11:34
    Es schafft eine Realität von Geld,
    Eigentum, Regierung,
  • 11:34 - 11:38
    Heirat, CERN-Konferenzen,
  • 11:38 - 11:40
    Cocktail-Partys und Sommerferien,
  • 11:40 - 11:43
    und all dies sind Kreationen
    des Bewusstseins.
  • 11:43 - 11:46
    Ihre Existenz ist beobachterunabhängig.
  • 11:46 - 11:49
    Für die im Bewusstsein wirkenden Kräfte
    ist es relativ, dass ein Stück Papier Geld
  • 11:49 - 11:52
    oder eine Menge von Gebäuden
    eine Universität ist.
  • 11:52 - 11:56
    Stellen Sie sich selbst die Frage
    über Berechnungen mit Computern.
  • 11:56 - 12:00
    Sind sie absolut wie Kraft,
    Masse und Schwerkraft?
  • 12:00 - 12:02
    Oder sind sie beobachterabhängig?
  • 12:02 - 12:05
    Einige Berechnungen mit dem Computer
    sind intrinsisch.
  • 12:05 - 12:07
    Ich addiere zwei und zwei
    und bekomme vier.
  • 12:07 - 12:10
    Das geschieht,
    ganz gleich, was alle denken.
  • 12:10 - 12:12
    Aber wenn ich es mit
    meinem Taschenrechner ausrechne,
  • 12:12 - 12:16
    ist das einzige intrinsische Phänomen
  • 12:16 - 12:19
    die elektronische Schaltung
    und ihr Verhalten.
  • 12:19 - 12:21
    Das ist das einzig absolute Phänomen.
  • 12:21 - 12:23
    Der Rest ist unsere Auslegung.
  • 12:23 - 12:27
    Berechnungen mit Computern hängen
    von unserem Bewusstsein ab.
  • 12:27 - 12:30
    Entweder eine im Bewusstsein wirkende Kraft
    führt die Berechnung mit dem Computer durch
  • 12:30 - 12:34
    oder er hat eine maschinelle Komponente,
    die eine rechnerische Auslegung zulässt.
  • 12:34 - 12:37
    Das heißt nicht, dass Berechnungen
    mit Computern willkürlich sind.
  • 12:37 - 12:39
    Ich habe viel Geld für
    diese Hardware ausgegeben.
  • 12:39 - 12:41
    Wir bringen ständig
  • 12:41 - 12:46
    die Objektivität und Subjektivität
    als Eigenschaften der Realität
  • 12:46 - 12:50
    und als Eigenschaften der
    Ansprüche durcheinander.
  • 12:50 - 12:53
    Das Fazit dieses Teils
    meines Vortrags ist:
  • 12:53 - 12:57
    Sie können eine völlig
    objektive Wissenschaft nehmen,
  • 12:57 - 13:00
    in der sie objektive
    wahre Behauptungen aufstellen
  • 13:00 - 13:03
    über einen Bereich,
    dessen Existenz subjektiv ist
  • 13:03 - 13:06
    und im menschlichen Gehirn
  • 13:06 - 13:09
    aus subjektiven Gefühlszuständen
  • 13:09 - 13:10
    oder Gefühlen oder
    Wahrnehmungen besteht.
  • 13:10 - 13:15
    Der Einspruch, dass es keine objektive
    Wissenschaft des Bewusstseins gäbe
  • 13:15 - 13:19
    weil es subjektiv und Wissenschaft
    objektiv ist, ist ein Wortspiel.
  • 13:19 - 13:21
    Es ist ein schlechtes Wortspiel
    mit Objektivität und Subjektivität.
  • 13:21 - 13:24
    Sie können objektive Behauptungen
  • 13:24 - 13:28
    über einen Bereich mit
    subjektiver Existenzweise aufstellen,
  • 13:28 - 13:29
    denn das ist es,
    was Neurologen machen.
  • 13:29 - 13:32
    Sie haben Patienten,
    die tatsächlich Schmerzen erleiden,
  • 13:32 - 13:35
    und sie versuchen es,
    objektiv zu betrachten.
  • 13:35 - 13:37
    Ich habe versprochen,
    alle Behauptungen zu widerlegen
  • 13:37 - 13:38
    und ich habe nicht mehr viel Zeit,
  • 13:38 - 13:40
    aber lassen sie mich
    noch ein paar widerlegen.
  • 13:40 - 13:42
    Ich sagte, Behaviorismus ist
  • 13:42 - 13:46
    eine dieser Peinlichkeiten
    unserer intellektuellen Kultur,
  • 13:46 - 13:49
    weil er ganz einfach zu widerlegen ist.
  • 13:49 - 13:51
    Ihr geistiger Zustand ist
    mit Ihrem Verhalten identisch?
  • 13:51 - 13:55
    Denken Sie an die Unterscheidung
    zwischen einem Gefühl des Schmerzes
  • 13:55 - 13:56
    und der Ausführung von
    Schmerzverhalten.
  • 13:56 - 13:58
    Ich führe jetzt kein Schmerzverhalten vor,
    aber ich kann Ihnen sagen,
  • 13:58 - 14:00
    dass ich im Moment
    keine Schmerzen habe.
  • 14:00 - 14:04
    Es ist ein offensichtlicher Fehler.
    Warum haben sie ihn gemacht?
  • 14:04 - 14:06
    Ihr Fehler war es ‒
    wenn Sie in der Fachliteratur
  • 14:06 - 14:09
    darüber lesen,
    sehen Sie es immer wieder ‒
  • 14:09 - 14:13
    zu denken, wenn man die
    nicht abzuleitende Existenz
  • 14:13 - 14:16
    des Bewusstseins akzeptiert,
    dass man die Wissenschaft aufgibt.
  • 14:16 - 14:19
    Man gibt 300 Jahre
    menschlichen Fortschritts,
  • 14:19 - 14:20
    menschlicher Hoffnung
    und alles andere auf.
  • 14:20 - 14:23
    Ich möchte Ihnen Folgendes mitgeben:
  • 14:23 - 14:26
    Das Bewusstsein muss akzeptiert werden
  • 14:26 - 14:28
    als eine grundlegende
    biologische Erscheinung,
  • 14:28 - 14:31
    ebenso sehr Teil der
    wissenschaftlichen Analyse
  • 14:31 - 14:33
    wie auch jede andere Erscheinungen
    in der Biologie
  • 14:33 - 14:35
    oder auch den anderen Teilen
    der Wissenschaft.
  • 14:35 - 14:36
    Vielen Dank.
  • 14:36 - 14:42
    (Applaus)
Title:
Unser gemeinsamer Zustand – das Bewusstsein
Speaker:
John Searle
Description:

Der Philosoph John Searle plädiert für das Studium des menschlichen Bewusstseins – und widerlegt systematisch einige der üblichen Einwände, dieses ernst zu nehmen. Indem wir mehr über die Gehirnprozesse erfahren, die Bewusstsein erzeugen, stellt die Akzeptanz darüber, dass das Bewusstsein eine biologische Erscheinung ist, einen ersten wichtigen Schritt dar. Und nein, das Bewusstsein ist keine große Computersimulation. (Aufgenommen bei TEDxCERN.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:59
  • Very nice translation of a talk with a not easy to grasp subject. Only a couple of minor mistakes and some issues with line lengths. Overall: well done!

  • Nur Kleinigkeiten verbessert und trotz der hohen Sprechgeschwindigkeit waren keine Kürzungen nötig. Sehr schöne Übersetzung + Review! Beste Grüße David

German subtitles

Revisions