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Die mysteriöse Wissenschaft von Schmerzen - Joshua W. Pate

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    1995 veröffentlichte
    das British Medical Journal
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    einen erstaunlichen Bericht
    über einen 29-jährigen Bauarbeiter.
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    Er sprang versehentlich
    auf einen 15 Zentimeter langen Nagel,
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    der sich durch seinen
    Stahlkappenschuh bohrte.
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    Er war von solch
    qualvollen Schmerzen erfüllt,
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    sodass die kleinste Bewegung
    unerträglich war.
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    Als der Arzt aber den Schuh abnahm,
    bot sich ein überraschender Anblick:
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    der Nagel hat kein bisschen
    seinen Fuß berührt.
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    Über hunderte von Jahre
    dachten Wissenschaftler,
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    dass Schmerz eine direkte Reaktion
    auf einen Schaden ist.
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    Je heftiger die Verletzung ist,
    umso größer sollte der Schmerz sein,
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    dieser Logik zufolge.
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    Wie wir aber mehr über
    die Wissenschaft des Schmerzes lernen,
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    fanden wir heraus,
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    dass Schmerz und Gewebeschaden
    nicht immer Hand in Hand gehen,
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    nicht einmal, wenn die körpereigenen
    Bedrohungssignalmechanismen
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    voll funktionsfähig sind.
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    Wir sind in der Lage starke Schmerzen,
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    unverhältnismäßig zur eigentlichen
    Verletzung, zu spüren,
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    und auch ohne jegliche Verletzung,
    wie der Bauarbeiter
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    oder die gut dokumentierten Fälle über
    männliche Partner von schwangeren Frauen,
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    die Schmerzen, während der Geburt
    oder der Wehen, spüren.
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    Was ist hier los?
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    Tatsächlich spielen sich
    zwei Phänomene ab:
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    die Erfahrung von Schmerz und ein
    biologischer Prozess namens Nozizeption.
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    Nozizeption ist ein Teil
    der Schutzreaktion des Nervensystems
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    zu schädlichen oder potenziell
    schädlichen Reizen.
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    Sensoren in spezialisierenden Nervenenden
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    erkennen mechanische, thermale
    und chemische Bedrohungen.
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    Wenn genug Sensoren aktiviert sind,
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    schießen elektrische Signale in den Nerv
    zur Wirbelsäule und weiter zum Gehirn.
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    Das Gehirn wägt die Wichtigkeit
    dieser Signale ab
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    und produziert Schmerzen,
    wenn es entschieden hat,
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    dass der Körper Schutz braucht.
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    Normalerweise helfen Schmerzen dem Körper
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    weitere Verletzungen
    oder Schaden zu verhindern.
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    Aber es gibt eine ganze Reihe
    von Faktoren neben Nozizeption,
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    die das Schmerzempfinden beeinflussen --
    und machen den Schmerz weniger nützlich.
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    Zuerst gibt es biologische Faktoren, die
    nozizeptive Sginale zum Gehirn erweitern.
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    Wenn Nervenfasern
    wiederholt aktiviert werden,
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    entscheidet das Gehirn,
    jene sollten empfindlicher sein,
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    um den Körper adäquat
    vor Bedrohungen zu beschützen.
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    Nervenfasern können um weitere
    Stresssensoren erweitert werden
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    bis sie so empfindlich werden, dass
    selbst leichte Berührungen der Haut
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    intensive elektrische Signale auslösen.
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    In anderen Fällen
    passen sich die Nerven an,
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    um Signale effizienter zu senden
    und die Nachricht zu verstärken.
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    Diese Formen der Verstärkung sind üblich
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    bei Menschen mit chronischen Schmerzen,
    die also länger als drei Monate anhalten.
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    Wenn das Nervensystem in einen
    laufend hohen Alarmzustand versetzt wird,
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    kann der Schmerz die physikalische
    Verletzung überdauern.
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    Dies schafft einen Teufelskreis,
    in dem es umso schwieriger wird,
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    ihn umzukehren,
    je länger der Schmerz anhält.
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    Offensichtlich spielen auch psychologische
    Faktoren eine Rolle bei Schmerzen,
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    möglicherweise durch
    Beeinflussung der Nozizeption
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    und durch direkte
    Beeinflussung des Gehirns.
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    Der emotionale Zustand
    und Erinnerungen einer Person,
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    Überzeugungen von Schmerzen
    und die Erwartungen über ihre Behandlung
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    können beeinflussen,
    wie viel Schmerzen sie spüren.
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    In einer Studie empfanden Kinder,
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    die berichteten keine Kontrolle über
    deren Schmerzen zu haben,
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    intensivere Schmerzen, als jene,
    die glaubten Kontrolle darüber zu haben.
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    Merkmale der Umgebung
    sind ebenfalls wichtig:
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    In einem Experiment,
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    wo Freiwilligen eine kalte Stange
    auf ihren Handrücken gelegt wurde,
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    berichteten mehr Schmerzen
    gespürt zu haben,
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    als rotes Licht aufleuchtete,
    im Vergleich zum blauen Licht,
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    obwohl die Stange jedes Mal
    die gleiche Temperatur hatte.
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    Schlussendlich können soziale Faktoren,
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    wie die Verfügbarkeit
    von familiärer Unterstützung,
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    die Wahrnehmung von
    Schmerzen beeinflussen.
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    Das alles bedeutet,
    dass zur Schmerzbehandlung
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    ein vielschichtiger Ansatz aus
    Schmerzspezialisten, Physiotherapeuten,
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    Krankenpflegern und anderen medizinischen
    Fachkräften am effektivsten ist.
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    Wir beginnen eben erst den Mechanismus
    hinter der Schmerzempfindung aufzudecken,
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    aber da gibt es einige
    vielversprechende Forschungsbereiche.
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    Bis neulich dachten wir noch,
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    dass Gliazellen, die Neuronen umgeben,
    nur eine Stützstruktur sind,
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    aber jetzt wissen wir,
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    dass sie eine große Rolle bei der
    Beeinflussung von Nozizeption spielen.
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    Studien haben gezeigt,
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    dass die Deaktivierung bestimmter
    Gehirnstromkreise in der Amydala
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    Schmerzen bei Ratten beseitigen kann.
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    Gentests an Personen
    mit seltenen Funktionsstörungen,
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    die sie davon abhalten
    Schmerzen zu empfinden,
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    haben etliche andere mögliche
    Ziele für Medikamente
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    und wohl auch für Gentherapien aufgezeigt.
Title:
Die mysteriöse Wissenschaft von Schmerzen - Joshua W. Pate
Speaker:
Joshua W. Pate
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/the-mysterious-science-of-pain-joshua-w-pate

1995 veröffentlichte das British Medical Journal einen Bericht über einen Bauarbeiter, der versehentlich auf einen Nagel sprang, der sich durch seinen Stahlkappenschuh bohrte. Er war von solchen quälenden Schmerzen erfüllt, sodass jede Bewegung unerträglich war. Als die Ärze aber den Schuh abnahmen, entdeckten sie, dass der Nagel seinen Fuß niemals berührt hatte. Was ist hier los? Joshua W. Pate untersucht die Erfahrung von Schmerzen.

Lektion von Joshua W. Pate, unter Regie von Artrake Studio.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:47
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for The mysterious science of pain
Angelika Lueckert Leon accepted German subtitles for The mysterious science of pain
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Regina Junajew edited German subtitles for The mysterious science of pain
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