Return to Video

Weltfrieden beginnt bei uns selbst | Mari Arimitsu | TEDxOhyunHighSchool

  • 0:11 - 0:15
    Im letzten Kurs meines Aufbaustudiengangs
  • 0:15 - 0:19
    erstellten wir ein Video für eine
    Online-Kampagne über Menschenhandel.
  • 0:19 - 0:21
    Mein Dozent sagte damals:
  • 0:21 - 0:24
    "Mit diesem Projekt werdet ihr
    nicht die Welt verändern,
  • 0:24 - 0:29
    aber ihr gebt ein Löffelchen Zucker
    in ein salziges Meer, um es zu versüßen."
  • 0:29 - 0:34
    Ihr denkt wahrscheinlich, Frieden beginnt
    mit Präsidenten, Premierministern,
  • 0:34 - 0:37
    Regierungschefs bestimmter Länder,
    gemeinsamem Händeschütteln
  • 0:37 - 0:41
    oder den Vereinten Nationen,
    stark engagierten NGO-Mitarbeitern
  • 0:41 - 0:45
    in den Entwicklungsländern
    für die Ärmsten der Armen.
  • 0:45 - 0:49
    Vor meinem Aufbaustudium
    dachte ich genauso.
  • 0:50 - 0:54
    Aber heute erzähle ich euch davon,
    dass Frieden bei uns selbst beginnt.
  • 0:55 - 0:59
    Ich ging nach Südkorea, um Feldforschung
  • 0:59 - 1:02
    über das Thema "Trostfrauen" zu betrieben.
  • 1:02 - 1:06
    "Trostfrauen" ist ein Euphemismus,
    der während des Zweiten Weltkrieges
  • 1:06 - 1:09
    von der japanischen
    Reichsarmee geprägt wurde.
  • 1:09 - 1:14
    Das waren Frauen, die von
    der Armee zwangsprostituiert wurden,
  • 1:14 - 1:17
    und die Mehrheit von ihnen
    stammte aus Südkorea.
  • 1:17 - 1:21
    Aber es gibt auch Überlebende aus China,
  • 1:21 - 1:24
    Taiwan, Indonesien
    und von den Philippinen.
  • 1:24 - 1:27
    Als ich meinen Freunden
    und meiner Familie in Japan erzählte,
  • 1:27 - 1:31
    dass ich das Thema "Trostfrauen"
    untersuchen würde,
  • 1:31 - 1:36
    sagten sie: "Du bekommst es mit
    einem sehr schwierigen Thema zu tun."
  • 1:37 - 1:40
    Ich fragte meine Mutter,
    warum und sie sagte:
  • 1:40 - 1:45
    "Ich weiß, dass die japanische Armee
    damals etwas Schreckliches getan hat,
  • 1:45 - 1:48
    aber über diesen beschämenden
    Teil der Geschichte
  • 1:48 - 1:50
    wollen wir nicht mehr sprechen."
  • 1:50 - 1:53
    Viele von euch haben
    wahrscheinlich letztes Jahr gehört,
  • 1:53 - 1:57
    dass die japanische
    und südkoreanische Regierung
  • 1:57 - 2:00
    sich über das Thema
    "Trostfrauen" geeinigt haben.
  • 2:00 - 2:02
    Die Einigung der japanischen
    Regierung besagt,
  • 2:02 - 2:08
    sie bezahlt 1 Mrd. Yen an eine Stiftung,
    die die südkoreanische Regierung
  • 2:08 - 2:11
    gründen will, um den älteren,
    ehemaligen Trostfrauen
  • 2:11 - 2:14
    Gesundheitsdienste und
    weitere Dienste anzubieten.
  • 2:14 - 2:20
    Zudem bat die japanische Regierung
    um die Entfernung der Statue
  • 2:20 - 2:24
    vor der japanischen Botschaft,
    die den Trostfrauen Tribut zollt.
  • 2:25 - 2:29
    Die Einigung wurde auch erreicht,
    damit sich zukünftige Generationen
  • 2:29 - 2:31
    nicht mehr entschuldigen müssen.
  • 2:32 - 2:36
    Ich glaube hingegen,
    dass die Statue nicht entfernt,
  • 2:36 - 2:40
    das Thema "Trostfrauen" weiter diskutiert
  • 2:40 - 2:44
    und an zukünftige Generationen
    weitergegeben werden sollte,
  • 2:44 - 2:47
    damit sich die Geschichte
    nicht wiederholt.
  • 2:47 - 2:52
    Sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt
    ist nicht nur Teil der Vergangenheit,
  • 2:52 - 2:55
    sie ist auch in der modernen Welt
    noch sehr verbreitet.
  • 2:56 - 2:59
    Frauen leiden unverhältnismäßig viel,
  • 2:59 - 3:02
    denn Gewalt ist oft geschlechtsbezogen,
  • 3:02 - 3:05
    zum Beispiel bei Vergewaltigungen
    und häuslicher Gewalt.
  • 3:06 - 3:09
    Der Weltgesundheitsorganisation zufolge
  • 3:09 - 3:11
    erfährt jede dritte Frau weltweit
  • 3:11 - 3:16
    körperlichen oder sexuellen
    Missbrauch in ihrem Leben.
  • 3:16 - 3:21
    Hier in Südkorea nimmt
    die Anzahl sexueller Übergriffe zu.
  • 3:21 - 3:26
    Ein Experte sagt, es sei
    nur die Spitze des Eisbergs,
  • 3:26 - 3:29
    da viele Frauen nicht darüber reden,
  • 3:29 - 3:34
    weil sie Angst haben, noch einmal
    missbraucht zu werden.
  • 3:35 - 3:38
    In Japan haben wir eine ähnliche Lage.
  • 3:38 - 3:41
    Viele Missbrauchsopfer
    möchten nicht darüber reden,
  • 3:41 - 3:44
    weil sie sich schämen
    oder verletzt fühlen.
  • 3:45 - 3:50
    Männer orientierte, patriarchische
    Gesellschaften machen es schwer,
  • 3:50 - 3:53
    über die Erfahrung von
    sexuellen Übergriffen zu sprechen.
  • 3:53 - 3:58
    Denn als Missbrauchsopfer wird man
    in unserer Gesellschaft stigmatisiert.
  • 4:00 - 4:04
    Ich bewundere die koreanischen
    Frauen sehr, die sich getraut haben,
  • 4:04 - 4:09
    über ihre schmerzlichen Erfahrungen
    als Trostfrauen zu erzählen.
  • 4:09 - 4:11
    Wir können uns nur
    vorstellen, wie schwer es ist,
  • 4:11 - 4:15
    in der Öffentlichkeit darüber zu reden,
  • 4:15 - 4:19
    von japanischen Soldaten
    immer wieder vergewaltigt
  • 4:19 - 4:23
    und im Krankheitsfall
    nie umsorgt worden zu sein.
  • 4:23 - 4:27
    Viele Frauen wurden am Ende des Krieges
  • 4:27 - 4:29
    fallen gelassen und getötet.
  • 4:30 - 4:31
    Die überlebenden Trostfrauen
  • 4:31 - 4:36
    kämpfen immer noch für ihre Rechte
    und die Wiederherstellung ihrer Würde.
  • 4:36 - 4:38
    Einige Überlebende nehmen
  • 4:38 - 4:43
    an einer wöchentlichen Demonstration
    vor der japanischen Botschaft teil,
  • 4:46 - 4:48
    damit die japanische Regierung
  • 4:48 - 4:52
    die rechtliche Verantwortung
    für den Fall übernimmt.
  • 4:53 - 4:55
    Als letzte Aufgabe meines Kurses
  • 4:55 - 4:59
    wollten wir ein Video für
    eine Online-Kampagne erstellen,
  • 4:59 - 5:02
    das eine große Wirkung
    bei den Zuschauern erzielt.
  • 5:02 - 5:06
    Mit meinen Kommilitoninnen
    Arunima, Caroline und Rebekka
  • 5:06 - 5:10
    wollte ich auf Kinderhandel
    aufmerksam machen.
  • 5:11 - 5:15
    Das war unser Beitrag
    zur Versüßung des salzigen Meeres.
  • 5:15 - 5:16
    (Video)
  • 5:16 - 5:17
    (Piept)
  • 5:36 - 5:38
    (Knistert)
  • 5:51 - 5:53
    (Kratzt)
  • 6:06 - 6:09
    [Der internationalen
    Arbeitsorganisation zufolge
  • 6:09 - 6:11
    werden schätzungsweise
    17,2 Mio. Kinder weltwelt
  • 6:11 - 6:13
    zur häuslichen Sklaverei gezwungen.]
  • 6:13 - 6:16
    [Diese Kinder sind
    teilweise erst 5 Jahre alt.]
  • 6:18 - 6:21
    [Es geschieht auf der ganzen Welt.]
  • 6:21 - 6:26
    [Ihr könnt Teil der Lösung sein!]
  • 6:32 - 6:35
    Die häusliche Versklavung von Kindern
  • 6:37 - 6:40
    ist eine Form von moderner Sklaverei.
  • 6:40 - 6:44
    Mit Millionen Kindern auf der ganzen Welt
    wird Sklavenhandel betrieben,
  • 6:44 - 6:47
    mit dem falschen Versprechen einer
    Ausbildung und eines besseren Lebens.
  • 6:48 - 6:52
    Viele dieser Kinder arbeiten
    bis zu 18 Stunden pro Tag.
  • 6:53 - 6:55
    Und oft werden sie nicht bezahlt.
  • 6:55 - 7:00
    Die Welt wird diesen ausgebeuteten
    Kindern den Rücken zukehren,
  • 7:00 - 7:02
    wenn nicht jemand den Mut aufbringt,
  • 7:02 - 7:05
    diese Vorgehensweise
    und ihre Moral zu hinterfragen.
  • 7:05 - 7:10
    Selbst Veränderungen in Kultur und
    Gesetzen zum Stopp des Kinderhandels
  • 7:10 - 7:12
    werden wahrscheinlich langsam kommen.
  • 7:12 - 7:15
    Nehmen wir etwa die Trostfrauen.
  • 7:15 - 7:18
    Viele von ihnen waren erst 12 Jahre alt,
  • 7:18 - 7:20
    als sie zur Prostitution gezwungen wurden.
  • 7:21 - 7:24
    Sie waren nicht in der Lage,
    über ihre Erfahrungen
  • 7:24 - 7:27
    in der stark patriarchischen
    Gesellschaft zu sprechen.
  • 7:27 - 7:32
    Aber mit der Demokratisierung
    Südkoreas und der Frauenbewegung
  • 7:32 - 7:37
    sprachen sie zum ersten Mal
    in den 1990er Jahren öffentlich darüber.
  • 7:37 - 7:43
    So wurde die Tür zum
    Tabuthema "Trostfrauen" geöffnet
  • 7:43 - 7:46
    und von da an in Südkorea, Japan
  • 7:46 - 7:49
    und auf der ganzen Welt
    darüber diskutiert.
  • 7:49 - 7:52
    Ich begann aus Neugier
    an dem Thema zu arbeiten.
  • 7:52 - 7:55
    Ich hatte einige Fragen:
  • 7:55 - 7:57
    Warum kämpfen ältere Frauen immer noch
  • 7:57 - 8:00
    für ihre Rechte und die
    Wiederherstellung ihrer Würde?
  • 8:00 - 8:05
    Wie und warum beteiligten sich die USA
    am Erreichen dieser Einigung?
  • 8:05 - 8:08
    Wer beherrscht wirklich die Welt?
  • 8:09 - 8:14
    Ich hoffe auch, ein Löffelchen Zucker
    in dieses salzige Meer zu geben.
  • 8:14 - 8:19
    Ich suche nach einer angemessenen Lösung,
    das Leben von Frauen zu würdigen,
  • 8:20 - 8:22
    nicht nur das von
    überlebenden älteren Frauen,
  • 8:22 - 8:24
    sondern auch das von vielen jungen Frauen,
  • 8:24 - 8:26
    die fallen gelassen und ermordet wurden,
  • 8:26 - 8:29
    auf dem Schlachtfeld
    in einem fremden Land.
  • 8:29 - 8:31
    So können wir, glaube ich,
  • 8:31 - 8:35
    besser mit dem Thema "Sexuelle
    und geschlechtsbezogene Gewalt" umgehen,
  • 8:35 - 8:38
    die in unseren Ländern vorherrscht.
  • 8:39 - 8:44
    Werden wir also neugierig auf
    die Ausbeutung in der heutigen Welt.
  • 8:44 - 8:48
    Hinterfragen wir, warum die Welt
    heute so ist, wie sie ist.
  • 8:48 - 8:53
    Warum sind manche Länder
    reich und mächtig und andere nicht?
  • 8:53 - 8:57
    Warum werden bestimmte
    Völker diskriminiert?
  • 8:57 - 9:01
    Warum machen bestimmte Leute
    bestimmte Jobs in eurer Gemeinde?
  • 9:01 - 9:05
    Warum gibt es keine Frauen
    in Sitzungssälen?
  • 9:05 - 9:08
    Warum werden Kinder
    in der Schule gehänselt?
  • 9:08 - 9:11
    Reicht Menschen die Hand,
    die eure Hilfe brauchen.
  • 9:12 - 9:15
    Eure Hilfe kann so klein
    wie ein Löffelchen Zucker sein.
  • 9:15 - 9:20
    Aber wenn viele dies tun,
    können wir die Welt verändern.
  • 9:20 - 9:24
    Ihr seht also, dass Frieden
    im Grunde bei euch selbst beginnt.
  • 9:24 - 9:26
    Herzlichen Dank.
  • 9:26 - 9:28
    (Applaus)
Title:
Weltfrieden beginnt bei uns selbst | Mari Arimitsu | TEDxOhyunHighSchool
Description:

"Wir können die Welt verändern, indem wir wesentliche Themen hinterfragen", sagt Mari Arimitsu, Absolventin der UN University of Peace (UN-Friedensuniversität) und aktives Mitglied bei den TEDTranslators als japanische Sprachkoordinatorin. Arimitsu erforscht das Thema "Trostfrauen", eines der schwersten, verbleibenden internationalen Themen zwischen Japan und Südkorea.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
09:35

German subtitles

Revisions