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Title:
Weltfrieden beginnt bei uns selbst | Mari Arimitsu | TEDxOhyunHighSchool
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Description:
"Wir können die Welt verändern, indem wir wesentliche Themen hinterfragen", sagt Mari Arimitsu, Absolventin der UN University of Peace (UN-Friedensuniversität) und aktives Mitglied bei den TEDTranslators als japanische Sprachkoordinatorin. Arimitsu erforscht das Thema "Trostfrauen", eines der schwersten, verbleibenden internationalen Themen zwischen Japan und Südkorea.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.
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Im letzten Kurs meines Aufbaustudiengangs
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erstellten wir ein Video für eine
Online-Kampagne über Menschenhandel.
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Mein Dozent sagte damals:
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"Mit diesem Projekt werdet ihr
nicht die Welt verändern,
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aber ihr gebt ein Löffelchen Zucker
in ein salziges Meer, um es zu versüßen."
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Ihr denkt wahrscheinlich, Frieden beginnt
mit Präsidenten, Premierministern,
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Regierungschefs bestimmter Länder,
gemeinsamem Händeschütteln
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oder den Vereinten Nationen,
stark engagierten NGO-Mitarbeitern
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in den Entwicklungsländern
für die Ärmsten der Armen.
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Vor meinem Aufbaustudium
dachte ich genauso.
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Aber heute erzähle ich euch davon,
dass Frieden bei uns selbst beginnt.
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Ich ging nach Südkorea, um Feldforschung
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über das Thema "Trostfrauen" zu betrieben.
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"Trostfrauen" ist ein Euphemismus,
der während des Zweiten Weltkrieges
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von der japanischen
Reichsarmee geprägt wurde.
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Das waren Frauen, die von
der Armee zwangsprostituiert wurden,
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und die Mehrheit von ihnen
stammte aus Südkorea.
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Aber es gibt auch Überlebende aus China,
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Taiwan, Indonesien
und von den Philippinen.
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Als ich meinen Freunden
und meiner Familie in Japan erzählte,
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dass ich das Thema "Trostfrauen"
untersuchen würde,
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sagten sie: "Du bekommst es mit
einem sehr schwierigen Thema zu tun."
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Ich fragte meine Mutter,
warum und sie sagte:
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"Ich weiß, dass die japanische Armee
damals etwas Schreckliches getan hat,
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aber über diesen beschämenden
Teil der Geschichte
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wollen wir nicht mehr sprechen."
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Viele von euch haben
wahrscheinlich letztes Jahr gehört,
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dass die japanische
und südkoreanische Regierung
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sich über das Thema
"Trostfrauen" geeinigt haben.
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Die Einigung der japanischen
Regierung besagt,
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sie bezahlt 1 Mrd. Yen an eine Stiftung,
die die südkoreanische Regierung
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gründen will, um den älteren,
ehemaligen Trostfrauen
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Gesundheitsdienste und
weitere Dienste anzubieten.
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Zudem bat die japanische Regierung
um die Entfernung der Statue
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vor der japanischen Botschaft,
die den Trostfrauen Tribut zollt.
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Die Einigung wurde auch erreicht,
damit sich zukünftige Generationen
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nicht mehr entschuldigen müssen.
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Ich glaube hingegen,
dass die Statue nicht entfernt,
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das Thema "Trostfrauen" weiter diskutiert
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und an zukünftige Generationen
weitergegeben werden sollte,
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damit sich die Geschichte
nicht wiederholt.
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Sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt
ist nicht nur Teil der Vergangenheit,
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sie ist auch in der modernen Welt
noch sehr verbreitet.
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Frauen leiden unverhältnismäßig viel,
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denn Gewalt ist oft geschlechtsbezogen,
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zum Beispiel bei Vergewaltigungen
und häuslicher Gewalt.
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Der Weltgesundheitsorganisation zufolge
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erfährt jede dritte Frau weltweit
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körperlichen oder sexuellen
Missbrauch in ihrem Leben.
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Hier in Südkorea nimmt
die Anzahl sexueller Übergriffe zu.
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Ein Experte sagt, es sei
nur die Spitze des Eisbergs,
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da viele Frauen nicht darüber reden,
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weil sie Angst haben, noch einmal
missbraucht zu werden.
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In Japan haben wir eine ähnliche Lage.
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Viele Missbrauchsopfer
möchten nicht darüber reden,
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weil sie sich schämen
oder verletzt fühlen.
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Männer orientierte, patriarchische
Gesellschaften machen es schwer,
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über die Erfahrung von
sexuellen Übergriffen zu sprechen.
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Denn als Missbrauchsopfer wird man
in unserer Gesellschaft stigmatisiert.
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Ich bewundere die koreanischen
Frauen sehr, die sich getraut haben,
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über ihre schmerzlichen Erfahrungen
als Trostfrauen zu erzählen.
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Wir können uns nur
vorstellen, wie schwer es ist,
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in der Öffentlichkeit darüber zu reden,
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von japanischen Soldaten
immer wieder vergewaltigt
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und im Krankheitsfall
nie umsorgt worden zu sein.
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Viele Frauen wurden am Ende des Krieges
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fallen gelassen und getötet.
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Die überlebenden Trostfrauen
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kämpfen immer noch für ihre Rechte
und die Wiederherstellung ihrer Würde.
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Einige Überlebende nehmen
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an einer wöchentlichen Demonstration
vor der japanischen Botschaft teil,
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damit die japanische Regierung
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die rechtliche Verantwortung
für den Fall übernimmt.
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Als letzte Aufgabe meines Kurses
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wollten wir ein Video für
eine Online-Kampagne erstellen,
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das eine große Wirkung
bei den Zuschauern erzielt.
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Mit meinen Kommilitoninnen
Arunima, Caroline und Rebekka
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wollte ich auf Kinderhandel
aufmerksam machen.
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Das war unser Beitrag
zur Versüßung des salzigen Meeres.
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(Video)
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(Piept)
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(Knistert)
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(Kratzt)
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[Der internationalen
Arbeitsorganisation zufolge
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werden schätzungsweise
17,2 Mio. Kinder weltwelt
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zur häuslichen Sklaverei gezwungen.]
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[Diese Kinder sind
teilweise erst 5 Jahre alt.]
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[Es geschieht auf der ganzen Welt.]
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[Ihr könnt Teil der Lösung sein!]
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Die häusliche Versklavung von Kindern
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ist eine Form von moderner Sklaverei.
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Mit Millionen Kindern auf der ganzen Welt
wird Sklavenhandel betrieben,
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mit dem falschen Versprechen einer
Ausbildung und eines besseren Lebens.
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Viele dieser Kinder arbeiten
bis zu 18 Stunden pro Tag.
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Und oft werden sie nicht bezahlt.
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Die Welt wird diesen ausgebeuteten
Kindern den Rücken zukehren,
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wenn nicht jemand den Mut aufbringt,
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diese Vorgehensweise
und ihre Moral zu hinterfragen.
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Selbst Veränderungen in Kultur und
Gesetzen zum Stopp des Kinderhandels
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werden wahrscheinlich langsam kommen.
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Nehmen wir etwa die Trostfrauen.
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Viele von ihnen waren erst 12 Jahre alt,
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als sie zur Prostitution gezwungen wurden.
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Sie waren nicht in der Lage,
über ihre Erfahrungen
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in der stark patriarchischen
Gesellschaft zu sprechen.
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Aber mit der Demokratisierung
Südkoreas und der Frauenbewegung
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sprachen sie zum ersten Mal
in den 1990er Jahren öffentlich darüber.
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So wurde die Tür zum
Tabuthema "Trostfrauen" geöffnet
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und von da an in Südkorea, Japan
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und auf der ganzen Welt
darüber diskutiert.
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Ich begann aus Neugier
an dem Thema zu arbeiten.
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Ich hatte einige Fragen:
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Warum kämpfen ältere Frauen immer noch
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für ihre Rechte und die
Wiederherstellung ihrer Würde?
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Wie und warum beteiligten sich die USA
am Erreichen dieser Einigung?
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Wer beherrscht wirklich die Welt?
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Ich hoffe auch, ein Löffelchen Zucker
in dieses salzige Meer zu geben.
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Ich suche nach einer angemessenen Lösung,
das Leben von Frauen zu würdigen,
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nicht nur das von
überlebenden älteren Frauen,
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sondern auch das von vielen jungen Frauen,
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die fallen gelassen und ermordet wurden,
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auf dem Schlachtfeld
in einem fremden Land.
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So können wir, glaube ich,
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besser mit dem Thema "Sexuelle
und geschlechtsbezogene Gewalt" umgehen,
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die in unseren Ländern vorherrscht.
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Werden wir also neugierig auf
die Ausbeutung in der heutigen Welt.
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Hinterfragen wir, warum die Welt
heute so ist, wie sie ist.
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Warum sind manche Länder
reich und mächtig und andere nicht?
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Warum werden bestimmte
Völker diskriminiert?
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Warum machen bestimmte Leute
bestimmte Jobs in eurer Gemeinde?
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Warum gibt es keine Frauen
in Sitzungssälen?
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Warum werden Kinder
in der Schule gehänselt?
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Reicht Menschen die Hand,
die eure Hilfe brauchen.
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Eure Hilfe kann so klein
wie ein Löffelchen Zucker sein.
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Aber wenn viele dies tun,
können wir die Welt verändern.
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Ihr seht also, dass Frieden
im Grunde bei euch selbst beginnt.
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Herzlichen Dank.
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(Applaus)