Warum Leute glauben, dass sie nicht zeichnen können und wie man zeigt, dass sie es doch können | Graham Shaw | TEDxHull

Dieser Vortrag wurde bei einem lokalen TEDx-Event gehalten und unabhängig von den TED-Konferenzen produziert.

Warum glauben so viele Menschen, dass sie nicht zeichnen können?
Wo haben wir gelernt, das zu glauben? Graham Shaw wird diese Illusion - im wahrsten Sinne des Wortes - praktisch zerstören. Er wird zeigen, wie der einfache Akt des Zeichnens die Macht hat, Positives zu bewirken.

Graham ist ein Spezialist für Kommunikation und hat tausenden Menschen geholfen, wichtige Präsentationen zu halten. Am bekanntesten ist er vielleicht für seine schnell gezeichneten Cartoons zur Vermittlung von Ideen. Zudem ist er der Autor von "The Art of Business Communication".

Hallo.

Ich möchte Sie etwas fragen:

Wer von Ihnen würde sagen,
dass er zeichnen kann?

(Gelächter)

Mir scheint, etwa ein oder zwei Prozent
von Ihnen heben die Hand.

Das ist doch interessant, oder?

So ähnlich denken wir ja auch
übers Rechtschreiben oder Singen.

Man denkt: "Entweder kann man es

oder eben nicht!"

Doch ich denke, Sie können es.

Denn zu sagen, man könne nicht zeichnen,

hat mehr mit Überzeugungen zu tun,
als mit Talent und Fähigkeit.

Wenn Sie sagen,
Sie könnten nicht zeichnen,

ist das für mich Selbsttäuschung.

Das will ich Ihnen heute beweisen.

Wenn ich vom Zeichnen spreche,

meine ich nicht, dass wir alle
wie Michelangelo zeichnen werden.

Wir werden nicht die Decke
der Sixtinischen Kapelle bemalen.

Aber vielleicht freut es Sie,
wenn Sie am Ende dieser Sitzung,

Bilder ähnlich wie diese zeichnen könnten.

(Raunen im Publikum) Oh ja!

(Gelächter)

Oder sogar ein bisschen wie diese?

(Gelächter)

Tatsächlich brauchen Sie nur zwei Dinge,
um dies umsetzen zu können:

Erstens Offenheit. Sind Sie bereit dazu?

(Publikum) Ja.

Und zweitens,

seien Sie einfach bereit, loszulegen.

Nehmen Sie sich also Stift und Papier.

Ok.

So machen wir es:

Hier der erste Cartoon, den wir machen,

schauen Sie zum Anfang einfach her.

Los geht's.

Nur herschauen.

Das wird unser erster Cartoon.

Eine Figur namens Spike.

Nun zeichnen Sie bitte mit mir.

Ich zeichne die erste Linie, dann Sie.

Sind Sie fertig, schauen Sie her,

so weiß ich,

Sie sind bereit für die nächste Linie.

Los geht's!

Beginnen Sie mit der Nase.

Nun, die Augen.

Die sehen aus wie eine 66
oder wie Anführungszeichen.

Alles klar.

Dann der Mund.

Nettes, breites Lächeln.

Nun, hier drüben das Ohr.

Als nächstes noch ein paar Stachelhaare.

Nun setzen Sie den Stift links vom Mund an

und malen Sie eine kurze Linie, wie diese.

Stift unters Ohr, dann so einen Strich.

Stift links vom Hals,
hier der T-Shirt Kragen.

Linie nach links, Linie nach rechts.

Halten Sie die Zeichnung hoch
und zeigen sie mal.

(Gelächter)

Wie geht es Ihnen damit?

(Gelächter)

Okay.

Okay, fantastisch.

Also,

es sieht so aus,

als hätten Sie eben gelernt,
einen Cartoon zu zeichnen.

Aber eigentlich lernten Sie noch mehr:

Sie erlernten eine Sequenz,

mit der Sie hundert oder tausend
weitere Cartoons zeichnen können,

da man jetzt nur noch
kleine Variationen dieser Sequenz braucht.

Versuchen Sie das.

Zeichnen Sie mir nach.

Nase.

Augen.

Lächeln.

Ja, genau so.

Nun ein paar Haare.

Den Stift links vom Mund ansetzen,

unter den Haaren,

kleine V-Form fürs T-Shirt.

Linie links, Linie rechts.

Das war die nächste Figur.
Nennen wir sie Thelma.

(Gelächter)

Also Spike und Thelma.

Probieren wir noch Eine. Los geht's.

Noch eine kleine Variation.
Sie verstehen die Idee.

Fangen Sie mit der Nase an.

Aber dieses Mal verändern
wir die Augen ein wenig.

Sehen Sie:

Zwei Kreise, die so aneinander liegen.

Alles klar.

Dann zwei kleine Punkte für die Augen.

Diesmal verändern wir den Mund ein wenig.

Sehen Sie.

Ein kleiner Kreis, den wir ausmalen.

Versuchen Sie das mal.

Als Nächstes das Ohr.

Nun wird es spaßig beim Haar.

Sehen Sie her.

Schöne Lockenhaare.

Nun wie gehabt:

Den Stift links vom Mund,

und eine kurze Linie, so.

Noch eine Linie unter dem Ohr.

Der Kragen des T-Shirts.

Linie links, Linie rechts.

Ich denke, wir nennen ihn Jeff.

(Gelächter)

Wir machen noch einen.

Noch ein Versuch.

Los geht's.

Sie verstehen schon.

(Gelächter)

Wir fangen wieder mit der Nase an;

wie Sie sehen mit kleinen Variationen.

Nun ändern wir die Augen
und ziehen sie auseinander.

Dann setzen wir kleine Punkte hinein,

ungefähr so.

Als Nächstes ein etwas anderer Mund.

Hier machen wir ein kleine V-Form.

Ein Dreieck.

Ein kleiner Strich hier rüber
und diesen Teil malen wir aus.

Schauen Sie nun genau,
beachten Sie die Haare!

Los geht's.

Eine kleine Linie, wie diese.

Nun, hier noch etwas mehr.

Schauen Sie: Zwei Dreiecke.

So machen wir eine kleine Schleife.

Ein Dreieck unten für den Rest des Haares.

Stift wieder links vom Mund hin.

Sie wissen ja schon.

Noch eine Linie für den Nacken.

Nun die V-Form.

Linie nach links,

Linie nach rechts.

Alles klar.

Nennen wir Sie Pam.

(Gelächter)

So haben Sie ...

(Gelächter)

So, Sie haben vier Cartoons geschafft.

Machen Sie nun gerne etwas Pause.

(Gelächter)

Machen Sie Pause.

Sie verstehen schon.

Das sind lediglich kleine Variationen.

Ich werde Ihnen ein paar davon zeigen.

So könnten wir ewig weitermachen ...

Sie könnten jemand Unglückliches malen

-- ungefähr so --

oder experimentieren mit jemanden, der ...

Malen Sie einfach eine gerade Linie.

Vieleicht, jemand,
der etwas enttäuscht ist.

Sie können malen, was Ihnen gefällt.

Einfach probieren.

Sehen Sie hier. Ein kleiner Kringel.

Schon fertig.

Wir können alles Mögliche malen.

Eines zeige ich Ihnen noch.

Noch Eines.

Das ist eine großartige kleine Technik.

Versuchen Sie das mal: Leute mit Brillen.

Zeichnen Sie einfach eine Nase
ähnlich wie die von Spike.

Dann zeichnen Sie das Brillengestell,

also zwei Kreise, so wie diese,
mit etwas dazischen.

Nun machen Sie zwei Punkte rein,

für die Augen, etwa so.

Als Nächstes: Das Ohr.

Wir machen das fast so wie vorhin,

aber diesmal

malen wir noch den Bügel dazu.

Alles klar.

Sehen Sie hier zu.

(Gelächter)

Den Teil mag ich besonders.

Schauen Sie her!

(Gelächter)

Und dann,

hier noch ein wenig.

Stift unter den Bart,

Strich nach unten.

Der Kragen. Links und rechts.

Und fertig.

So könnten wir weitermachen, oder?

Hoffentlich waren das genug,

um Sie zu überzeugen,
dass wirklich wir alle zeichnen können.

Und nicht nur Sie hier.

Ich arbeitete mit --

Ich werde Ihnen drei Beispiele geben;

von anderen Leuten,
die Zeichnen gelernt haben.

Das hat sie damals auch überrascht.

Ich werde mir mein Lieblingsbeispiel,
das mich am meisten überrascht hat,

bis zum Ende aufheben.

Das erste Beispiel:

Ich arbeitete viel
mit Kindern und Schülern.

Die Kleinen zeichnen einfach prima;

doch mit 15 oder 16 denken die Meisten,
sie könnten nicht zeichnen.

Aber ich arbeitete mit ihnen.

Sogar diese Woche war ich in einer Schule.

Ich zeigte ihnen, wie man Bilder
als Merkhilfe verwendet.

Ein Mädchen wollte sich merken,
was rote Blutkörperchen machen.

Sie zeichnete dieses Bildchen

eines roten Blutkörperchens
mit einer Handtasche voller Sauerstoff,

um sich einzuprägen,

dass rote Blutkörperchen
Sauerstoff im ganzen Körper verteilen.

Das war wirklich super.

Auch arbeitete ich mit Erwachsenen,
mit Leuten in allen Lebenslagen.

besonders auch mit Geschäftsleuten.

Diese möchten ihre Präsentationen
oft einprägsamer gestalten.

Auch dafür eignet sich kleiner Cartoon
oder eine Zeichnung wirklich gut.

Auch da glauben viele,
sie könnten nicht zeichnen,

doch sehen Sie dieses Beispiel.

Ein paar Wellenlinien ...

Ein kleines Boot,

vielleicht als Metapher,
dass wir gemeinsam darin stecken.

So was in einer Präsentation zu zeichnen,

bleibt doch im Gedächtnis hängen, oder?

Ja.

Das dritte Beispiel,

obwohl man ja keinen bevorzugen sollte,

das ist mein Lieblingsbeispiel.

Wurden Sie auf einer Party
schon mal gefragt,

was Sie arbeiten?

Leute reagieren oft etwas skeptisch,
wenn sie mich das fragen.

Eine Dame meinte --

Also ich sagte: "Ich bin Sprachtrainer
und bringe Leuten das Zeichnen bei."

Sie antwortete: "Würden Sie kommen
und das auch für unsere Gruppe machen?"

Sie sagte: "Ich arbeite
ehrenamtlich mit Leuten,

mit einer Gruppe von Leuten
die einen Schlaganfall hatten."

Ich sagte: "Klar, nehme ich
mir etwas Zeit dafür."

Also haben wir einen Termin ausgemacht.

Kennen Sie das?

Der Termin nähert sich und Sie denken:
"Worauf habe ich mich da eingelassen?"

"Werde ich das hinkriegen?"

Ich dachte: "Was könnte ich
mit den Leuten machen?"

"Okay, ich male Cartoons mit ihnen.
Das werden sie mögen."

Aber je näher die Zeit kam,
desto besorgter wurde ich,

denn ich dachte:

"Ich habe mit Kindern
und vielen Erwachsenen gearbeitet,

aber noch nie mit einer solchen Gruppe."

Dann kam heraus,

dass alles Teil einer Initiative
namens TALK war.

TALK ist ein gemeinnütziger Verein,

der Menschen hilft,
die einen Schlaganfall hatten

und nun unter dem speziellen
Krankheitsbild einer Aphasie leiden.

Vielleicht haben Sie schon
von Aphasie oder Dysphasie gehört.

Hauptsächlich werden dabei
die Sprachfähigkeiten beeinträchtigt.

Betroffene haben
zum Beispiel Schwierigkeiten

beim Lesen, Schreiben,
Sprechen oder Verstehen.

Und das kann sehr isolieren.

Es kann sehr, sehr frustrierend sein

und zum Verlust
des Selbstvertrauens führen.

Ich bereitete also alles vor,
was ich bei diesem Treffen machen wollte.

Geplant waren wenige Stunden,
mit Tee zwischendurch.

Und ich wurde immer nervöser.

Doch ich hätte mich nicht sorgen müssen.

Denn ich zeige Ihnen gleich,
was sie erarbeitet haben.

Das gehört zu den besten Dingen,
die ich je getan habe.

Ich zeige Ihnen das erste Bild.

Ich brachte Ihnen Spike bei,
so wie auch Ihnen.

Schauen Sie auf die Reaktionen
in ihren Gesichtern,

als sie das machten.

(Publikum) Oh.

Zwei der Schlaganfall-Genesenden
sehen Sie links und rechts im Bild,

in der Mitte sitzt
einer der freiwilligen Helfer.

Jeder Schlaganfall-Genesende,

circa 36 von ihnen waren
mit ihren Helfern anwesend,

jeder bekommt einen persönlichen Helfer.

Man kann die Freude
auf ihren Gesichtern sehen, oder?

Sehen wir uns noch ein Bild an.

Dieser Gentleman heißt David
und er hält sein Bild hoch.

Sie erkennen das Bild von Spike, oder?

Tatsächlich finde ich,
er hat Spike da viel besser getroffen.

Aber erst nach dem Treffen erkannte ich,

dass die meisten dort,
einschließlich David,

mit ihrer anderen Hand zeichneten.

Davids Schlaganfall lähmte
die rechte Seite seines Körpers

also zeichnete er mit links;
wie viele andere auch.

Niemand sagte mir das,
niemand beklagte sich.

Sie haben es einfach gemacht.

Für mich war es
ein inspirierendes Treffen.

Ein Treffen, das mich Demut lehrte;

eines der besten Dinge,
die ich je getan habe.

Zum Schluss erhielt ich
eine nette E-Mail von Doktor Mike Jordan,

dem Vorsitzenden von TALK.

Er ist Arzt, gleichzeitig auch
der Vorsitzender der Gruppe.

Er schrieb mir, ich zitiere ihn:

"Unsere Genesenden lernten heute,

dass sie zeichnen können.

Doch ist es mehr als das,

diese Art von Aktivität
baut sie wirklich auf."

Ich war glücklich, er war glücklich,
alle waren glücklich.

Ich wurde erneut eingeladen

und jetzt gehe ich
alle drei bis vier Monate hin.

Das ist super und ein nettes Beispiel
zum Weitererzählen.

Lust auf noch eine Zeichnung?

(Publikum) Ja.

Also los. Nehmen Sie Ihre Stifte.

Los geht's.

Ich lasse Sie nun jemanden zeichnen,
den Sie erkennen werden.

Beginnen Sie mit einer großen Nase;
ähnlich der von Spike.

Als Nächstes zeichnen wir die Augen.

Vielleicht denken Sie:

"Das ist auch fast so wie bei Spike."

Achten Sie auf das Nächste.

Schon erste Ideen?

Weiter so.

Eine kurze Linie dort.

Dann hier runter.

Kleine V-Form,

Linie nach links, Linie nach rechts.

Und Sie haben Albert Einstein.

(Gelächter)

Sie haben die Stifte bei sich,

Sie haben bewiesen,
dass Sie zeichnen können.

Sie können die Stifte gerne mitnehmen
und zuhause weiter üben,

und es auch anderen zeigen.

Ich möchte Ihnen noch
einen Schlussgedanken mitgeben.

Als Sie heute hergekommen sind,

glaubten viele von Ihnen nicht,
dass Sie zeichnen können.

Ich möchte Ihnen dazu eine Frage stellen.

Wie viele weitere Glaubenssätze
und einschränkende Gedanken

tragen wir alle jeden Tag mit uns herum?

Glaubenssätze,

die wir vielleicht hinterfragen
und anders sehen können.

Wenn wir diese Glaubenssätze
hinterfragen und überdenken,

abgesehen vom Zeichnen,
was wäre uns noch alles möglich?

Vielen Dank!

(Applaus)