Return to Video

Sinn und Wertschätzung als Antrieb unseres Verhaltens | Götz Werner | TEDxMannheim

  • 0:11 - 0:13
    Lisa Ruhfus: Schönen guten Abend.
  • 0:13 - 0:17
    Sie dürfen gerne da Platz nehmen,
    ich setze mich hierüber,
  • 0:17 - 0:20
    dann ist das alles gut
    für die Kameras in Szene gesetzt.
  • 0:21 - 0:24
    Herr Werner, Sie haben unseren Satz
    ergänzt mit der Frage:
  • 0:24 - 0:28
    Was, wenn man sich keine Gedanken mehr
    um sein Einkommen machen würde,
  • 0:28 - 0:29
    was würde man dann tun?
  • 0:29 - 0:32
    Die Frage würde ich gerne mal
    an Sie zurückspielen:
  • 0:32 - 0:35
    Was hätten Sie denn getan,
    wenn es zu Ihrer Gründerzeit
  • 0:35 - 0:37
    das BGE schon gegeben hätte?
  • 0:37 - 0:40
    Gäbe es dann heute überhaupt "dm"?
  • 0:40 - 0:41
    Götz Werner: Wahrscheinlich schon,
  • 0:41 - 0:45
    aber die Gefahr, dass es
    es nicht gegeben hätte,
  • 0:45 - 0:47
    die wäre viel geringer gewesen.
  • 0:48 - 0:49
    LR: Wie ist das denn?
  • 0:49 - 0:52
    Könnten Sie sich vorstellen
    von 1.000 Euro im Monat zu leben?
  • 0:52 - 0:56
    GW: Na ja, 1.000 Euro,
    das ist ja sozusagen
  • 0:57 - 1:00
    der Initiativzünder,
    dann geht es ja erst richtig los.
  • 1:01 - 1:03
    Aber man hätte einen Start.
  • 1:03 - 1:06
    Jeder Mensch hätte einen Start,
    aus dem heraus er
  • 1:06 - 1:12
    in Freiheit das suchen kann,
    was auf ihn wartet.
  • 1:12 - 1:13
    Auf jeden Menschen wartet ja was.
  • 1:14 - 1:15
    LR: Und wer würde dann
  • 1:15 - 1:18
    die bisher schlecht bezahlten
    oder einfachen Jobs machen?
  • 1:20 - 1:23
    GW: Ja, die machen immer
    die Menschen, die gebraucht werden.
  • 1:23 - 1:25
    LR: Aber wenn sie nichts damit verdienen?
  • 1:25 - 1:26
    GW: Bitte?
  • 1:26 - 1:29
    LR: Weil es das bedingungslose
    Grundeinkommen nicht gibt?
  • 1:29 - 1:32
    Wenn es das nicht mehr gebe,
    wer würde diese Jobs dann machen?
  • 1:33 - 1:34
    Die einfachen Jobs.
  • 1:34 - 1:39
    GW: Na ja, wenn Sie leben
    und Sie haben Bedürfnisse,
  • 1:40 - 1:44
    und Sie tun die Menschen,
    die Ihnen dabei helfen,
  • 1:44 - 1:47
    diesen Bedürfnissen gerecht
    zu werden, auch wertschätzen.
  • 1:47 - 1:50
    Wenn Sie wertschätzen, finden Sie
    immer Menschen, die Ihnen helfen.
  • 1:50 - 1:53
    LR: Sie haben da ja selbst mal
    eine spannende Geschichte erlebt,
  • 1:53 - 1:57
    haben Sie mir erzählt, dass Sie abends
    in eine Ihrer Filialen kamen
  • 1:57 - 1:59
    und dort eine Mitarbeiterin
    angetroffen haben.
  • 1:59 - 2:00
    GW: Ach, die Geschichte.
  • 2:00 - 2:02
    LR: Und das war so eine Erfahrung,
  • 2:02 - 2:04
    die Sie nicht mehr vergessen,
    haben Sie erzählt.
  • 2:04 - 2:07
    GW: Man geht ja als Mensch
    in die Universität des Lebens
  • 2:07 - 2:09
    und da werden Sie ständig belehrt.
  • 2:09 - 2:13
    Ich komme in die Filiale Pirmasens,
    kurz vor halb sieben,
  • 2:13 - 2:17
    damals machten die Läden
    noch um halb sieben zu.
  • 2:17 - 2:21
    Dann sagte ich: "Ich bin gerade
    auf der Rückreise nach Karlsruhe,
  • 2:21 - 2:23
    [wollte] noch bei Ihnen reingucken.
  • 2:23 - 2:25
    Schön, und was machen Sie bei uns?"
  • 2:25 - 2:28
    Dann sagte sie:
    "Ich bin geringfügige Beschäftigte."
  • 2:30 - 2:33
    Da muss ich Ihnen sagen,
    ich glaube, es gibt wenige Tage,
  • 2:33 - 2:35
    an denen ich so viel
    gelernt habe, wie an dem Tag.
  • 2:35 - 2:39
    Da habe ich gesagt: "Wie kann das sein,
    dass diese junge Dame,
  • 2:40 - 2:42
    die jetzt alleine ist in dem Laden,
  • 2:43 - 2:46
    dass die meint, sie wäre
    eine geringfügige Beschäftigte?
  • 2:46 - 2:48
    Wo doch alles auf sie drauf ankommt."
  • 2:48 - 2:51
    LR: Hat das für Sie gedanklich
    etwas verändert?
  • 2:51 - 2:53
    GW: Ja, da ist mir plötzlich
    klar geworden,
  • 2:53 - 2:57
    dass es in der Zusammenarbeit
    kein Oben und Unten gibt.
  • 2:57 - 2:58
    Sondern es gibt immer ...
  • 2:58 - 3:00
    Man arbeitet zusammen.
  • 3:01 - 3:03
    Man arbeitet zusammen für andere.
  • 3:03 - 3:05
    Und da ist jeder gleichermaßen wichtig.
  • 3:05 - 3:09
    Da gibt es nicht Wichtige und Unwichtige,
  • 3:09 - 3:11
    sondern jeder ist notwendig.
  • 3:11 - 3:13
    LR: Warum gibt es aus Ihrer Sicht
  • 3:13 - 3:16
    das bedingungslose Grundeinkommen
    dann nicht schon längst?
  • 3:16 - 3:18
    GW: Weil wir das noch nicht denken können.
  • 3:19 - 3:23
    Weil wir meinen, wir werden
    für unsere Arbeit bezahlt.
  • 3:25 - 3:27
    Aber wenn Sie nicht leben,
    können Sie nicht arbeiten.
  • 3:28 - 3:31
    Wenn Sie aber leben wollen,
    brauchen Sie ein Grundeinkommen.
  • 3:31 - 3:33
    Wenn Sie leben wollen auf dieser Welt,
  • 3:34 - 3:38
    müssen Sie über Dienstleistungen und Güter
    von anderen Menschen verfügen,
  • 3:38 - 3:41
    und die anderen Menschen
    müssen dafür bezahlt werden.
  • 3:41 - 3:42
    So einfach ist das.
  • 3:42 - 3:48
    Also ist die Zumutung, die jeder einzelne
    von uns an sich stellen muss,
  • 3:48 - 3:50
    die Zumutung ist,
    dass man das umdenkt und sagt:
  • 3:50 - 3:55
    "Mit dem Einkommen
    werde ich nicht bezahlt,
  • 3:55 - 3:58
    sondern da wird die Arbeit ermöglicht."
  • 3:58 - 4:00
    Das ist bei Ihnen auch so.
  • 4:00 - 4:02
    Wenn Sie kein Einkommen hätten,
  • 4:02 - 4:06
    könnten Sie es sich gar nicht erlauben
    und leisten, mich hier zu interviewen.
  • 4:06 - 4:09
    LR: Das stimmt.
  • 4:09 - 4:12
    GW: Das leuchtet doch ein.
    Das ist doch bei Ihnen auch so.
  • 4:13 - 4:15
    Denken Sie mal wirklich
    darüber nach.
  • 4:15 - 4:17
    LR: Wir kommen jetzt nochmal
  • 4:17 - 4:19
    auf Ihre Karriere
    und Ihr Lebenswerk zu sprechen.
  • 4:19 - 4:21
    Sie haben ein Buch
    geschrieben mit dem Titel
  • 4:21 - 4:23
    "Womit ich nie gerechnet hätte".
  • 4:23 - 4:24
    Hätten Sie denn damit gerechnet,
  • 4:24 - 4:26
    dass Sie mal ein so großes
    Unternehmen schaffen?
  • 4:26 - 4:27
    GW: Nein.
  • 4:27 - 4:30
    Sie hätten auch nie damit gerechnet,
    dass Sie mich mal interviewen.
  • 4:30 - 4:33
    LR: Das stimmt. (Lachen)
  • 4:33 - 4:35
    (Applaus)
  • 4:35 - 4:38
    GW: Wahrscheinlich. Das ist immer so.
  • 4:38 - 4:40
    Das Leben ist voller Überraschungen
  • 4:40 - 4:43
    und erstens kommt es anders,
    zweitens als man denkt.
  • 4:43 - 4:45
    Deswegen haben wir alle,
    die hier in dem Saal sind
  • 4:45 - 4:47
    und in ganz Mannheim,
  • 4:47 - 4:52
    haben wir alle eine ganz spezielle
    unvergleichbare Biografie,
  • 4:52 - 4:54
    aber alle können
    den gleichen Titel nehmen:
  • 4:54 - 4:56
    "Womit ich nie gerechnet habe".
  • 4:56 - 4:58
    LR: Was ist denn
    entscheidender für den Erfolg?
  • 4:58 - 5:01
    Ist es tatsächlich Talent,
    oder ist es Glück, aus Ihrer Sicht?
  • 5:03 - 5:05
    GW: Ich würde mal sagen,
  • 5:05 - 5:08
    für den Erfolg ist entscheidend,
  • 5:08 - 5:11
    dass man Dinge sieht,
    die andere nicht sehen.
  • 5:13 - 5:16
    Und weil man Dinge sieht,
    die andere nicht sehen,
  • 5:16 - 5:18
    tut man Dinge, wo andere sagen:
  • 5:18 - 5:20
    "Das ist aber verrückt.
    Das klappt ja nie."
  • 5:20 - 5:22
    Haben sie bei mir auch gesagt, damals.
  • 5:22 - 5:24
    Als es dann geklappt hat,
    haben sie gesagt:
  • 5:24 - 5:26
    "Das habe ich gleich gewusst."
  • 5:26 - 5:27
    Ja, so ist das wirklich.
  • 5:27 - 5:29
    Das geht den Mannheimern
    auch so. (Lachen)
  • 5:31 - 5:32
    Ich bin ja Heidelberger.
  • 5:32 - 5:33
    (Lachen)
  • 5:33 - 5:37
    LR: Gab es denn mal einen Moment,
    wo Sie alles hinschmeißen wollten?
  • 5:37 - 5:39
    Wo Sie gesagt haben:
    "Nein, so nicht mehr."
  • 5:40 - 5:42
    GW: Den haben Sie eigentlich immer.
  • 5:43 - 5:46
    Sie sind ja immer sozusagen
    an der Kante, wo man sagt:
  • 5:46 - 5:48
    "Geht es überhaupt so weiter?"
  • 5:48 - 5:51
    Also bin ich in der ...
    Sie gehen ja sozusagen ...
  • 5:52 - 5:56
    Sie leben ja empfindungsmäßig,
    bewusstseinsmäßig vor der ...
  • 5:58 - 6:00
    ... so wie beim Surfen.
  • 6:00 - 6:03
    Hat mal jemand gesagt vorhin,
    immer vor der Kante.
  • 6:03 - 6:04
    LR: Surfen Sie denn?
  • 6:04 - 6:05
    GW: Bitte?
  • 6:05 - 6:06
    LR: Surfen Sie?
  • 6:06 - 6:09
    GW: Nein, aber ich kann
    mir das gut vorstellen.
  • 6:09 - 6:10
    (Lachen)
  • 6:13 - 6:14
    Da hat man eben immer den ...
  • 6:14 - 6:21
    Man muss immer die Gefahr der,
    wie soll ich das sagen,
  • 6:21 - 6:24
    die Gefahr des Scheiterns ...
  • 6:24 - 6:26
    ... wie bei den Clowns.
  • 6:26 - 6:28
    Der Clown ist ja dadurch interessant,
  • 6:28 - 6:30
    weil das ist die Kunst des Scheiterns.
  • 6:30 - 6:33
    Als Unternehmer sind Sie
    auch so eine Art Clown,
  • 6:33 - 6:37
    weil Sie immer etwas machen,
    wo die anderen nicht mit rechnen.
  • 6:37 - 6:40
    LR: Erstens kommt es anders,
    zweitens anders als man denkt.
  • 6:40 - 6:44
    Ist das Ihr Lebensmotto?
    Kann man das so sagen?
  • 6:44 - 6:45
    Oder haben Sie noch ein anderes?
  • 6:45 - 6:49
    GW: Ja, mein eigentliches Lebensmotto,
    wenn ich Ihnen das verraten darf,
  • 6:49 - 6:53
    und ich kann es Ihnen nur empfehlen,
    es auch sich zu eigen zu machen, ist:
  • 6:53 - 6:55
    "Wer will, findet Wege
  • 6:56 - 6:58
    und wer nicht will, findet Gründe."
  • 6:59 - 7:03
    Ich kann Ihnen nur sagen, immer, wenn Sie
    mit anderen Menschen zu tun haben,
  • 7:03 - 7:04
    gehen Sie nach dem Motto vor.
  • 7:04 - 7:06
    Sie sparen unheimlich viel Zeit.
  • 7:07 - 7:10
    Tun Sie erstmal fragen:
    Will der denn wirklich,
  • 7:10 - 7:12
    oder kommt der nur her,
    um Sprüche zu machen?
  • 7:12 - 7:15
    LR: Was ist der beste Rat, den Sie mal
    von jemandem bekommen haben?
  • 7:19 - 7:21
    GW: Na ja, also der beste Rat,
  • 7:27 - 7:29
    da muss ich ein bisschen erklären:
  • 7:29 - 7:32
    Ich bin Jahrgang '44 --
  • 7:33 - 7:36
    als ich also 17, 18 Jahre alt war,
  • 7:36 - 7:38
    1961, 62, hatte ich
    einen Trainer in Konstanz.
  • 7:38 - 7:41
    Damals war gerade die Brigitte Bardot in.
  • 7:41 - 7:42
    Können Sie sich vorstellen?
  • 7:42 - 7:46
    So als 17-Jähriger,
    wir Ruderer als 17-Jährige
  • 7:46 - 7:49
    und dann die Brigitte Bardot
    in Konstanz, im Kino.
  • 7:49 - 7:51
    "Und immer lockt das Weib",
    so hieß der Film.
  • 7:51 - 7:53
    Weiß ich noch, wie heute.
  • 7:53 - 7:56
    Der Trainer, der hat dann immer gesagt:
  • 7:57 - 8:00
    "BB heißt nicht Brigitte Bardot,
  • 8:01 - 8:05
    sondern BB heißt beharrlich im Bemühen
  • 8:05 - 8:09
    und bescheiden in der Erfolgserwartung."
  • 8:09 - 8:11
    Dann haben wir natürlich gelacht,
    das ist doch klar.
  • 8:12 - 8:13
    Da waren wir 50.
  • 8:13 - 8:16
    Aber ich muss sagen,
    je älter ich geworden bin,
  • 8:16 - 8:18
    desto mehr habe ich, und ich bin jetzt 74,
  • 8:19 - 8:22
    desto mehr habe ich erlebt,
    das ist genau der Punkt.
  • 8:22 - 8:24
    Die meisten Dinge gehen schief.
  • 8:24 - 8:26
    Sie können alles abgrasen,
  • 8:26 - 8:29
    was Sie schon mal gesehen
    oder gehört haben,
  • 8:29 - 8:34
    dass man ungeduldig im Bemühen ist
    und anspruchsvoll in der Erfolgserwartung.
  • 8:34 - 8:37
    LR: Ja, das ist ein gutes Motto.
  • 8:37 - 8:40
    Wir kommen dann zu einem
    anderen Motto, was Ihr Lebenswerk hat.
  • 8:40 - 8:43
    Die Drogeriemarktkette "dm" schmückt sich
    unter anderem mit dem Motto:
  • 8:43 - 8:45
    "Hier bin ich Mensch", zitiert aus Faust.
  • 8:45 - 8:47
    Wie kamen Sie denn auf die Idee?
  • 8:49 - 8:52
    GW: Auf die Idee kam die Werbeagentur.
  • 8:52 - 8:55
    (Lachen)
  • 8:55 - 8:57
    LR: Aber Sie haben es unterschrieben.
  • 8:57 - 8:59
    (Applaus)
  • 9:02 - 9:05
    GW: Aber die Werbeagentur,
    die hat natürlich gewusst,
  • 9:05 - 9:08
    dass ich erstens ein Goethe-
    und zweitens ein Faust-Fan bin.
  • 9:08 - 9:11
    Kann ich übrigens jedem empfehlen,
    das auch zu werden.
  • 9:11 - 9:13
    Das bringt wirklich etwas.
  • 9:15 - 9:19
    Dann war das Problem damals, weil wir ...
  • 9:20 - 9:23
    Also wenn Sie hinter etwas kommen wollen,
  • 9:24 - 9:26
    dann fragen Sie:
    Was hat der für ein Motto?
  • 9:28 - 9:33
    Und wir hatten das Motto:
    "Große Marken, kleine Preise".
  • 9:33 - 9:36
    Da haben wir irgendwie gemerkt, damals,
  • 9:36 - 9:40
    das war Ende der 80er Jahre,
    das ist zu wenig.
  • 9:41 - 9:43
    Das ist zu wenig.
    "Große Marken, kleine Preise".
  • 9:43 - 9:45
    Und dann haben die Händler,
  • 9:45 - 9:48
    die haben die unangenehme Eigenschaft,
  • 9:48 - 9:51
    die Oberstrategen, die sehen
    immer nur die Kaufkraft.
  • 9:53 - 9:55
    Dann sage ich: "Der Kunde,
    der zu uns kommt,
  • 9:57 - 10:00
    der ist doch ein Mensch,
    der ist doch kein Kunde."
  • 10:00 - 10:03
    Also müssen wir das mit den Menschen
    in den Mittelpunkt stellen,
  • 10:03 - 10:06
    denn die Menschen kommen ja
    zu uns zum Einkaufen,
  • 10:07 - 10:09
    weil sie Probleme ... weil sie vermuten,
  • 10:09 - 10:13
    dass wir ihre Bedürfnisse
    besser lösen können wie sie selbst.
  • 10:15 - 10:16
    Garantiere ich Ihnen.
  • 10:17 - 10:20
    Wenn Sie Windeln brauchen,
    kaufen Sie am besten bei uns,
  • 10:20 - 10:23
    das ist zu schwierig selbst zu machen.
  • 10:26 - 10:27
    Dann kam dieser Slogan zustande.
  • 10:27 - 10:33
    Der Slogan hat sozusagen
    die ganze Einstellung im Unternehmen,
  • 10:33 - 10:37
    -- und das Unternehmen war damals
    schon recht groß -- völlig geändert,
  • 10:37 - 10:40
    weil jetzt war nicht mehr das Portemonnaie
    vom Kunden das entscheidende,
  • 10:41 - 10:42
    sondern der Mensch.
  • 10:44 - 10:45
    Das kann man ja oft mal sehen,
  • 10:45 - 10:49
    dass dem Verkäufer oft immer nur
    das Portemonnaie interessiert.
  • 10:49 - 10:51
    Kaufen Sie mal ein Auto,
  • 10:54 - 10:57
    oder bei den Modeverkäufern
    ist es oft zu sehen.
  • 10:57 - 10:59
    Wir müssen uns auf den Menschen fixieren.
  • 10:59 - 11:02
    LR: Ja. Wir kommen mal
    zum Mensch Götz Werner.
  • 11:02 - 11:03
    "Hier bin ich Mensch",
  • 11:03 - 11:05
    hatten Sie mal das Gefühl
    vor lauter Arbeit und Erfolg,
  • 11:05 - 11:08
    wenn so ein Unternehmen dann wächst
    und alles glatt läuft,
  • 11:08 - 11:11
    hatten Sie mal das Gefühl
    sich als Mensch dabei zu vernachlässigen?
  • 11:11 - 11:14
    GW: Ja, schon.
  • 11:14 - 11:18
    Es besteht schon die Gefahr, dass man mal
    über das Ziel hinausschießt
  • 11:18 - 11:23
    oder dass man sich
    zu sehr fixiert auf ein Ziel.
  • 11:24 - 11:27
    Ich habe dann immer gesagt:
    "Locker bleiben."
  • 11:27 - 11:32
    Bange machen gilt nicht
    und sich zu sehr verbeißt in etwas,
  • 11:32 - 11:34
    das kann ich nur jedem empfehlen.
  • 11:35 - 11:39
    Haben Sie immer auch genügend Abstand
    von Ihren eigenen Zielen.
  • 11:39 - 11:41
    Verkrampfen Sie sich nicht.
  • 11:42 - 11:44
    Das größte Problem, was man sehen kann,
  • 11:44 - 11:48
    dass viele Menschen, deswegen bin ich auch
    für das bedingungslose Grundeinkommen,
  • 11:48 - 11:50
    viele Dinge machen, die sie eigentlich,
  • 11:50 - 11:53
    wenn sie genau hingucken,
    gar nicht machen wollen.
  • 11:53 - 11:57
    Und wenn Sie ein Burnout haben wollen,
    also wenn das Ihr Interesse ist,
  • 11:57 - 11:59
    dann kann ich Ihnen nur sagen:
  • 11:59 - 12:04
    "Machen Sie konsequent Dinge,
    die Sie nicht machen wollen.
  • 12:04 - 12:07
    Nur weil es ein anderer gesagt hat."
  • 12:07 - 12:08
    Das ist ein Riesenproblem.
  • 12:08 - 12:11
    LR: Was machen Sie, um sich
    zu entspannen, wenn es mal zu viel wird?
  • 12:12 - 12:13
    GW: Ja.
  • 12:15 - 12:18
    Sich in die Ecke setzen
    und warten, bis der Schmerz nachlässt.
  • 12:18 - 12:19
    (Lachen)
  • 12:19 - 12:20
    (Applaus)
  • 12:20 - 12:22
    LR: Ja. Machen Sie Urlaub
    zum Beispiel dann?
  • 12:22 - 12:23
    GW: Bitte?
  • 12:23 - 12:25
    LR: Machen Sie Urlaub?
  • 12:25 - 12:29
    GW: Natürlich mache ich auch Urlaub,
    aber das sind halt so Angewohnheiten.
  • 12:30 - 12:32
    Aber beobachten Sie sich mal selbst,
  • 12:32 - 12:35
    also ich bin im Leistungssport
    im Rudern gewesen
  • 12:36 - 12:39
    und wenn man so richtig
    Leistungssport treibt,
  • 12:39 - 12:44
    dann merkt man, da kommt es
    auf das Einatmen darauf an.
  • 12:45 - 12:48
    LR: Beim Rudern kommt es
    auf das Einatmen an?
  • 12:48 - 12:50
    GW: Ja. - LR: Okay.
  • 12:50 - 12:51
    GW: Der Durchzug. Das ist wie Einatmen.
  • 12:51 - 12:53
    LR: Okay.
  • 12:53 - 12:55
    GW: Der Rhythmus.
    Im Rhythmus liegt die Kraft.
  • 12:55 - 12:57
    Das hat der Trainer damals
    auch übrigens gesagt:
  • 12:57 - 12:59
    "Im Rhythmus liegt die Kraft."
  • 12:59 - 13:01
    LR: Und diese Atemübung ...
  • 13:01 - 13:04
    GW: ... man vergisst dann
    sozusagen bewusst auszuatmen.
  • 13:04 - 13:10
    Wenn sie unbewusst ausatmen,
    kriegen sie Seitenstechen oder Krämpfe.
  • 13:10 - 13:15
    An sich ist der Erholungsvorgang,
    die Art und Weise,
  • 13:15 - 13:18
    wie ich in der Lage bin,
    bewusst auszuatmen.
  • 13:18 - 13:22
    Das können Sie gleich
    jetzt anfangen auszuprobieren,
  • 13:22 - 13:28
    nicht nur bewusst einzuatmen,
    sondern auch bewusst auszuatmen.
  • 13:28 - 13:33
    Dass man in der ganzen Arbeit,
    in der Zusammenarbeit,
  • 13:33 - 13:35
    in jeder Beziehung
    immer auf den Rhythmus achtet.
  • 13:35 - 13:37
    LR: Auf das Atmen.
  • 13:38 - 13:40
    GW: Der Atemrhythmus ist der naheliegende.
  • 13:40 - 13:43
    Beim Rudern haben Sie halt das Durchziehen
    und nach vorne rollen wieder.
  • 13:43 - 13:44
    So lernen Sie das.
  • 13:44 - 13:47
    LR: Jetzt habe ich doch noch
    ein paar kurze Fragen mal zu Ihnen.
  • 13:47 - 13:50
    Wenn Sie dann Urlaub machen,
    wo machen Sie den am liebsten?
  • 13:50 - 13:54
    GW: Dadurch, dass ich viel unterwegs bin,
    Filialbetrieb, da die ganzen ...
  • 13:56 - 13:59
    die immer aufbauen, Filiale,
    Ladenlokale angucken,
  • 13:59 - 14:02
    bis mir dann die hier in der Nord-West ...
  • 14:02 - 14:07
    in der Neckarstadt alle durch hat
    und dann endlich weiß,
  • 14:07 - 14:09
    dass keins in Frage kommt.
  • 14:09 - 14:11
    (Lachen)
  • 14:11 - 14:13
    LR: Waren Sie heute schon
    im "dm" hier in Mannheim?
  • 14:13 - 14:15
    GW: Ja, klar.
  • 14:18 - 14:20
    Jetzt habe ich den Faden verloren.
  • 14:20 - 14:23
    LR: Jetzt kommen wir noch mal
    zum Urlaub, wenn Sie mal nicht arbeiten.
  • 14:23 - 14:25
    GW: Ja, Urlaub.
  • 14:30 - 14:32
    Urlaub ist eine Angewohnheit.
  • 14:32 - 14:34
    Das ist irgendwas Unbestimmtes.
  • 14:34 - 14:37
    Fragen Sie mal sich selbst:
    "Warum mache ich Urlaub?"
  • 14:37 - 14:41
    Es ist die Geste des Ausatmens.
  • 14:42 - 14:45
    Wo man sich Zeiten gönnen muss,
    wo man bewusst ausatmet,
  • 14:45 - 14:48
    und da bin ich ein Urlaubsmuffel,
    weil ich so viel unterwegs bin.
  • 14:49 - 14:53
    Ich bin früher 90-120.000 Kilometer
    im Jahr gefahren,
  • 14:56 - 14:57
    deswegen Urlaubsmuffel.
  • 14:58 - 15:01
    Im Winter ging es immer
    zum Skifahren ins Berner Oberland
  • 15:02 - 15:06
    und im Sommer an den Bodensee,
    wo ich auch selbst gerudert habe.
  • 15:07 - 15:09
    LR: Sie haben ja sieben Kinder,
  • 15:09 - 15:11
    was in der heutigen Zeit
    wirklich selten ist.
  • 15:11 - 15:13
    Was haben Sie von Ihren Kindern gelernt?
  • 15:14 - 15:15
    GW: Von den Kindern?
  • 15:16 - 15:19
    Also was man von Kindern lernen kann,
    das steht schon in der Bibel,
  • 15:19 - 15:21
    das brauchen Sie mir nicht glauben.
  • 15:22 - 15:23
    In der Bibel steht:
  • 15:23 - 15:26
    "Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein,
  • 15:26 - 15:28
    werdet ihr das Himmelreich
    nicht erreichen."
  • 15:29 - 15:31
    Also nehme ich die Kinder zum Vorteil,
  • 15:31 - 15:34
    diese Offenheit, diese Lernbegierigkeit,
  • 15:34 - 15:38
    diese Neugier, diese Offenheit ist es.
  • 15:38 - 15:42
    Je mehr wir meinen, erwachsen zu werden,
  • 15:43 - 15:46
    desto mehr meinen wir, es kommt
    auf die Antworten darauf an,
  • 15:46 - 15:47
    statt auf die Fragen.
  • 15:47 - 15:50
    LR: Treten die auch
    auf Ihre Fußstapfen, Ihre Kinder?
  • 15:50 - 15:55
    GW: Einer, weil ich habe immer gesagt:
  • 15:55 - 15:58
    "Ihr braucht nicht
    in meine Fußstapfen treten.
  • 15:58 - 16:00
    Macht das, was ihr wollt."
  • 16:03 - 16:05
    Man kriegt ja nicht die Kinder deswegen,
  • 16:05 - 16:07
    dass die das gleiche machen
    wie die Eltern.
  • 16:09 - 16:11
    Das meinen viele,
    aber das ist ein Denkirrtum.
  • 16:11 - 16:12
    (Applaus)
  • 16:12 - 16:15
    LR: Was machen Ihre Kinder so?
  • 16:15 - 16:17
    Was machen die so beruflich?
  • 16:17 - 16:19
    Ihre Kinder, was machen die so beruflich?
  • 16:19 - 16:20
    Ganz unterschiedliche Dinge dann?
  • 16:20 - 16:22
    GW: Die Älteste ist Künstlerin.
  • 16:24 - 16:31
    Im Moment macht sie
    Betreuung von Kreuzfahrtschiffgästen.
  • 16:32 - 16:38
    Die können bei ihr Meditation machen,
    und Musik mit ihrem Mann zusammen.
  • 16:38 - 16:42
    Mein Sohn, der ist bei uns
    in der Geschäftsleitung bei "dm".
  • 16:43 - 16:45
    Dann kommt die --
  • 16:46 - 16:48
    eins, zwei ...
  • 16:48 - 16:49
    (Lachen)
  • 16:49 - 16:50
    Die Bettina.
  • 16:52 - 16:53
    Ich verwechsle immer den Namen.
  • 16:53 - 16:54
    (Lachen)
  • 16:54 - 16:58
    Dann die Bettina ist so wie Sie, Hebamme,
  • 16:58 - 17:02
    nicht, also in Ihrem Alter, ist Hebamme,
  • 17:03 - 17:07
    und dann haben wir eine,
  • 17:09 - 17:11
    die ist gerade Mutter,
    mit einem Zweijährigen.
  • 17:12 - 17:16
    Dann haben wir eine, die studiert Medizin.
  • 17:16 - 17:20
    Das ist unglaublich, was die lernen
    müssen, man hält es gar nicht aus.
  • 17:20 - 17:25
    Dann habe ich eine 24-Jährige,
    die ständig auf der Welt unterwegs,
  • 17:25 - 17:27
    ganz interessant, die ...
  • 17:27 - 17:30
    LR: Also sehr bunt. Alle machen
    ganz unterschiedliche Sachen.
  • 17:30 - 17:33
    GW: Im Moment ist die gerade
    auf Hawaii und macht in ...
  • 17:33 - 17:36
    ... hat aber sich auch schon um Kurden
    gekümmert im Irak und so, also ganz ...
  • 17:36 - 17:40
    LR: Ich will Sie nicht unterbrechen,
    aber wir müssen ein bisschen Speed machen,
  • 17:40 - 17:42
    weil ich sehe die ganze Uhr schon laufen.
  • 17:42 - 17:44
    GW: Speed? Speed machen Sie keinen.
  • 17:44 - 17:45
    (Lachen)
  • 17:45 - 17:47
    LR: Ich würde Ihnen noch eine letzte Frage
  • 17:47 - 17:51
    gerne zum Unternehmertum
    und zu Gründern stellen.
  • 17:51 - 17:53
    Was sind aus Ihrer Sicht
    die größten Unterschiede
  • 17:53 - 17:56
    zwischen Gründern heute
    und den Gründern früher?
  • 17:58 - 18:03
    GW: Dass es viel mehr
    auf den Einzelnen darauf ankommt.
  • 18:03 - 18:06
    Früher sind die Menschen mehr so
  • 18:06 - 18:11
    im Erbstrom der Ahnen gegangen
  • 18:11 - 18:15
    und heute, das steht
    übrigens auch in der Bibel,
  • 18:15 - 18:18
    fallen die Kinder total aus der Art,
  • 18:19 - 18:22
    die machen etwas völlig anderes
    und suchen ihren eigenen Weg.
  • 18:22 - 18:24
    Ich glaube, da muss man auch aufpassen,
  • 18:25 - 18:27
    dass man die Kinder nicht
    unter Druck setzt
  • 18:27 - 18:30
    und das ist halt,
    die gehen ihren eigenen Weg.
  • 18:32 - 18:37
    Wie Sie das am besten
    für sich realisieren können,
  • 18:38 - 18:41
    kann ich Ihnen nur sagen, weil es mich
    immer wieder verblüfft,
  • 18:41 - 18:43
    wie wenig Menschen sich das klarmachen,
  • 18:43 - 18:47
    dass man als Eltern
    nicht die Kinder bekommt,
  • 18:47 - 18:51
    sondern dass die Kinder
    die Eltern bekommen.
  • 18:53 - 18:56
    Wenn Sie das mal umdenken,
    dann verspreche ich Ihnen,
  • 18:56 - 18:58
    dann hat es sich gelohnt,
    heute hierher zu kommen.
  • 18:59 - 19:02
    Die Kinder suchen die Eltern.
  • 19:02 - 19:04
    LR: Herzlichen Dank.
    Schönes Abschlusswort.
  • 19:04 - 19:06
    Professor Werner, danke schön.
  • 19:06 - 19:07
    GW: Danke schön.
  • 19:07 - 19:10
    (Applaus)
Title:
Sinn und Wertschätzung als Antrieb unseres Verhaltens | Götz Werner | TEDxMannheim
Description:

Als Gründer der Drogeriemarktkette "dm" versucht Götz Werner einen alternativen Weg für sein Unternehmen einzuschlagen. Trotz des hohen Wettbewerbsdrucks auf den Märkten ist sein Ziel eindeutig: Er möchte ein wirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem seine Kunden und Mitarbeiter als Menschen gesehen und respektiert werden. Als Goethe-Enthusiast adaptierte Dr. Werner das Zitat aus Faust "Hier bin ich Mensch" als Slogan, aber auch als Leitfaden für sein Unternehmen. Für ihn bedeutet dies, den Menschen als Individuum zu akzeptieren und dafür zu sorgen, dass die nötigen Bedingungen erfüllt sind, um das Menschsein möglich zu machen. Dementsprechend ist er auch ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

more » « less
Video Language:
German
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
19:23

German subtitles

Revisions