Was ist Bewusstsein? - Michale S. A. Garziano
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0:07 - 0:09Hier sind zwei Bilder eines Hauses
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0:09 - 0:11mit einem deutlichen Unterschied,
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0:11 - 0:14aber für die Patientin P. S.
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0:14 - 0:17sehen sie komplett identisch aus.
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0:17 - 0:20P. S. erlitt einen Schlaganfall,
der die rechte Gehirnhälfte schädigte -
0:20 - 0:24und eine Wahrnehmungsstörung
ihrer linken Seite auslöste. -
0:24 - 0:28Obwohl sie keinen Unterschied
zwischen den beiden Häusern erkannte, -
0:28 - 0:31als sie Forscher fragten,
in welchem sie lieber leben möchte, -
0:31 - 0:34wählte sie das Haus, das nicht brannte --
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0:34 - 0:37nicht nur einmal, sondern immer wieder.
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0:37 - 0:40Das Gehirn von P. S. verarbeitete
weiterhin Informationen -
0:40 - 0:42aus ihrem gesamten Blickfeld.
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0:42 - 0:44Sie konnte beide Bilder sehen
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0:44 - 0:46und ihren Unterschied erkennen,
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0:46 - 0:48nur wusste sie es nicht.
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0:48 - 0:51Wenn jemand einen Ball auf ihre
linke Seite werfen würde, -
0:51 - 0:52würde sie sich ducken.
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0:52 - 0:55Nur würde sie keine Kenntnis
über diesen Ball haben -
0:55 - 0:57oder wieso sie sich geduckt hat.
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0:57 - 0:59Der Zustand von P. S.,
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0:59 - 1:01bekannt als visueller Neglect,
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1:01 - 1:03offenbart eine wichtige Unterscheidung
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1:03 - 1:06zwischen der Verarbeitung
von Informationen in unserem Gehirn -
1:06 - 1:09und unserer Erfahrung dieser Verarbeitung.
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1:09 - 1:13Diese Erfahrung nennen wir Bewusstsein.
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1:13 - 1:18Wir sind uns über die Außenwelt, als auch
über unser inneres Selbst bewusst. -
1:18 - 1:20Wir sind uns auch über ein Bild bewusst,
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1:20 - 1:23wie wir uns über uns selbst
beim Betrachten des Bildes -
1:23 - 1:26oder über unsere inneren Gedanken
und Emotionen bewusst sind. -
1:26 - 1:29Nur woher kommt das Bewusstsein?
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1:29 - 1:32Naturwissenschaftler, Theologen
und Philosophen -
1:32 - 1:36versuchen seit Jahrhunderten
dieser Frage auf den Grund zu gehen -- -
1:36 - 1:38ohne eine Übereinstimmung zu erzielen.
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1:38 - 1:40Eine neuere Theorie besagt,
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1:40 - 1:45Bewusstsein ist das unvollkommene Bild
des Gehirns von seiner eigenen Tätigkeit. -
1:45 - 1:46Um diese Theorie zu verstehen,
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1:46 - 1:50hilft die klare Vorstellung
von einer wichtigen Methode, -
1:50 - 1:53wie das Gehirn Informationen
aus unseren Sinnen verarbeitet. -
1:53 - 1:55Von Sinnesreizen ausgehend
erstellt es Modelle, -
1:55 - 1:59die einfache Erklärungen von Objekten
und Ereignissen in der Welt sind -
1:59 - 2:02und laufend aktualisiert werden.
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2:02 - 2:05Alles was wir wissen
gründet auf diesen Modellen. -
2:05 - 2:09Sie erfassen niemals jedes Detail
der Dinge, die sie beschreiben, -
2:09 - 2:13nur so viel, wie das Gehirn
für eine passende Reaktion benötigt. -
2:13 - 2:17Ein Modell etwa, das stark
im visuellen System integriert ist, -
2:17 - 2:20entschlüsselt weißes Licht
als Helligkeit ohne Farben. -
2:20 - 2:23In Wirklichkeit beinhaltet
weißes Licht Wellenlängen, -
2:23 - 2:27die allen unterschiedlichen Farben,
die wir sehen können, entsprechen. -
2:27 - 2:30Unsere Wahrnehmung vom weißen Licht
ist falsch und zu stark vereinfacht, -
2:30 - 2:32aber gut genug, damit es
für uns funktioniert. -
2:32 - 2:35Ebenso wie das Modell
des Gehirns vom Körper -
2:35 - 2:38die Anordnung unserer Gliedmaßen
immer im Blick behält, -
2:38 - 2:41aber nicht die jeder einzelnen Zelle
oder etwa der Muskeln, -
2:41 - 2:45weil dieser Informationsgrad
für Bewegungsplanung unnötig ist. -
2:45 - 2:47Wenn es kein Modell hätte,
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2:47 - 2:51das die Übersicht über Körpergröße,
Form und Bewegungungen behält, -
2:51 - 2:54würden wir uns schnell verletzen.
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2:54 - 2:56Das Gehirn braucht auch
Modelle über sich selbst. -
2:56 - 2:58Zum Beispiel hat das Gehirn die Fähigkeit,
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2:58 - 3:01bestimmten Objekten und Ereignissen
Aufmerksamkeit zu schenken. -
3:01 - 3:03Es steuert auch unser Hauptaugenmerk,
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3:03 - 3:06verlagert es unseren Bedürfnissen gemäß,
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3:06 - 3:07innerlich und äußerlich,
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3:07 - 3:08von einer Sache zur anderen.
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3:08 - 3:11Ohne die Fähigkeit den Fokus zu steuern,
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3:11 - 3:14könnten wir keine Bedrohung einschätzen,
eine Mahlzeit beenden -
3:14 - 3:16oder überhaupt funktionieren.
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3:16 - 3:18Um den Fokus wirksam zu steuern,
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3:18 - 3:21muss das Gehirn ein Modell
der eigenen Aufmerksamkeit entwerfen. -
3:21 - 3:25Mit 86 Milliarden Nervenzellen,
die ständig miteinander interagieren, -
3:25 - 3:29kann das Modell des Gehirns
von der eigenen Informationsverarbeitung -
3:29 - 3:31niemals perfekt selbstbeschreibend sein.
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3:31 - 3:33Aber wie auch das Modell des Körpers
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3:33 - 3:35oder unsere Auffassung vom weißen Licht,
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3:35 - 3:37muss es das auch nicht.
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3:37 - 3:40Unsere Gewissheit, eine metaphysische,
subjektive Erfahrung zu haben, -
3:40 - 3:43kommt vielleicht von einem
der Modelle des Gehirns, -
3:43 - 3:45das kurz beschreibt, was es bedeutet,
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3:45 - 3:49Informationen fokussiert
und tiefgehend zu verarbeiten. -
3:49 - 3:52Forscher versuchten schon herauszufinden,
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3:52 - 3:55wie das Gehirn das Selbstmodell erzeugt.
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3:55 - 3:58Kernspintomogramm-Studien
sind ein Zugang -
3:58 - 4:00für die genaue Bestimmung
der beteiligten Netzwerke. -
4:00 - 4:03Die Studien vergleichen Muster
von neuralen Aktivitäten, -
4:03 - 4:08wenn jemand bewusst und unbewusst
einen Sinnesreiz, wie ein Bild, wahrnimmt. -
4:08 - 4:12Die Ergebnisse zeigen, dass die Bereiche
für visuelle Verarbeitung aktiviert sind, -
4:12 - 4:15ob sich die Teilnehmer des Bildes
bewusst sind oder nicht, -
4:15 - 4:18aber ein ganzes zusätzliches Netzwerk
leuchtet nur dann auf, -
4:18 - 4:21wenn sie das Bild bewusst sehen.
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4:21 - 4:24Patienten mit einem
visuellen Neglect, wie P. S., -
4:24 - 4:28haben üblicherweise einen Schaden
in einem bestimmten Teil dieses Netzwerks. -
4:28 - 4:33Weiterer Schaden an dem Netzwerk führt
manchmal zu einem vegetativen Zustand -
4:33 - 4:36ohne Anzeichen von Bewusstsein.
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4:36 - 4:38Ein Hinweis wie dieser
bringt uns dem Verständnis näher, -
4:38 - 4:41wie das Bewusstsein
in unser Gehirn integriert ist, -
4:41 - 4:43aber es gibt noch viel mehr zu lernen.
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4:43 - 4:45Etwa wie die Neuronen in den Netzwerken
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4:45 - 4:47mit dem Bewusstsein zusammenhängen
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4:47 - 4:49und spezifische Informationen verarbeiten,
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4:49 - 4:52liegt außerhalb der Reichweite unserer
derzeitigen Technologie. -
4:52 - 4:55Da wir uns Fragen zum Bewusstsein
wissenschaftlich nähern, -
4:55 - 5:00werden wir neue Fragestellungen
zur menschlichen Identität eröffnen.
- Title:
- Was ist Bewusstsein? - Michale S. A. Garziano
- Speaker:
- Michael Graziano
- Description:
-
Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/what-is-consciousness-michael-s-a-graziano
Die Patientin P. S. erlitt einen Schlaganfall, der die rechte Seite ihres Gehirns schädigte und eine Wahrnehmungsstörung ihrer ganzen linken Seite auslöste. Würde ihr jemand einen Ball an die linke Seite werfen, könnte sie sich ducken. Doch sie würde sich des Balls nicht bewusst sein oder wissen, warum sie sich duckte. Woher kommt das Bewusstsein? Michael Graziano geht der Frage auf den Grund, die Naturwissenschaftler und Philosophen schon seit Jahrhunderten quält.
Lektion von Michael S. A. Graziano, unter Regie von TED-Ed.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 05:00
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Sonja Maria Neef edited German subtitles for What is consciousness? | ||
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Johannes Duschner accepted German subtitles for What is consciousness? | ||
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Johannes Duschner declined German subtitles for What is consciousness? | ||
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