Mustafa Akyol: Glaube gegenüber Tradition im Islam
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0:00 - 0:02Vor einigen Wochen
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0:02 - 0:05hatte ich die Möglichkeit, nach Saudi Arabien zu gehen.
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0:05 - 0:08Und das Erste, was ich als Muslim machen wollte,
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0:08 - 0:10war nach Mekka zu gehen und die Kaaba zu besuchen,
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0:10 - 0:12den heiligsten Schrein des Islam.
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0:12 - 0:14Und das habe ich gemacht; ich habe mein rituelles Kleid angezogen,
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0:14 - 0:16ich bin in die heilige Moschee gegangen,
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0:16 - 0:18ich habe meine Gebete aufgesagt,
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0:18 - 0:20ich habe alle Rituale befolgt.
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0:20 - 0:22Und währenddessen,
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0:22 - 0:24neben der ganzen Spiritualität,
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0:24 - 0:26gab es ein banales Detail in der Kaaba,
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0:26 - 0:28das ich sehr interessant fand.
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0:28 - 0:30Es gab keine Trennung der Geschlechter.
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0:30 - 0:32Anders gesagt, Männer und Frauen
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0:32 - 0:34haben zusammen die Religion ausgeübt.
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0:34 - 0:36Sie haben den Tawaf zusammen ausgeführt,
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0:36 - 0:39das Umrunden der Kaaba.
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0:39 - 0:41Sie waren während des Betens zusammen.
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0:41 - 0:44Und falls es Sie wundert, warum das überhaupt interessant ist,
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0:44 - 0:47dann müssen Sie sich den Rest von Saudi Arabien ansehen,
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0:47 - 0:49weil es ein Land ist
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0:49 - 0:52das streng zwischen den Geschlechtern geteilt ist.
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0:52 - 0:54In anderen Worten,
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0:54 - 0:56als Mann sollte man einfach nicht
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0:56 - 0:58im gleichen Raum mit einer Frau sein.
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0:58 - 1:00Und ich habe das auf sehr lustige Art und Weise festgestellt.
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1:00 - 1:02Ich verliess die Kaaba,
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1:02 - 1:04um in der Innenstadt von Mekka etwas zu essen.
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1:04 - 1:06Ich ging zum nächsten Burger King Restaurant.
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1:06 - 1:08Ich ging dahin –
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1:08 - 1:10und stellte fest, dass es einen Männerbereich gab,
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1:10 - 1:13der sorgfältig vom Frauenbereich getrennt war.
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1:13 - 1:16Und ich musste im Männerbereich zahlen, bestellen und essen.
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1:16 - 1:18"Das ist lustig." habe ich mir gedacht,
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1:18 - 1:21"Man kann mit dem anderen Geschlecht in der heiligen Kaaba in Kontakt kommen,
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1:21 - 1:23aber nicht bei Burger King."
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1:23 - 1:25Ziemlich ironisch.
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1:25 - 1:28Ironisch, und ich glaube, es ist auch recht aufschlussreich.
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1:28 - 1:31Denn die Kaaba und die Rituale darum herum
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1:31 - 1:34sind Relikte aus der frühesten Phase des Islams,
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1:34 - 1:36die des Propheten Mohammed.
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1:36 - 1:38Und wenn es damals besonders wichtig gewesen wäre
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1:38 - 1:40Männer von Frauen zu trennen,
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1:40 - 1:43dann hätte man die Rituale um die Kaaba entsprechend gestaltet.
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1:43 - 1:45Aber das war zu dieser Zeit scheinbar kein Thema.
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1:45 - 1:47Also entstanden die Rituale so.
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1:47 - 1:49Es ist auch, glaube ich, bestätigt
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1:49 - 1:51durch die Tatsache, dass sie Abgeschlossenheit der Frauen,
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1:51 - 1:53die eine geteilte Gesellschaft erzeugt,
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1:53 - 1:56etwas ist, dass man im Koran nicht finden kann,
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1:56 - 1:58dem Kern des Islam –
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1:58 - 2:00dem göttlichen Kern des Islam,
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2:00 - 2:03an den alle Muslime, ebenso ich, glauben.
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2:03 - 2:05Und ich glaube, es ist kein Zufall,
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2:05 - 2:07dass man diese Idee nicht
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2:07 - 2:09im Ursprung des Islam findet.
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2:09 - 2:11Weil viele Gelehrte,
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2:11 - 2:13die die Geschichte der islamischen Philosophie studieren –
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2:13 - 2:15muslimische Gelehrte und Westler –
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2:15 - 2:17denken, dass eigentlich der Brauch,
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2:17 - 2:19Männer und Frauen räumlich zu trennen,
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2:19 - 2:22als spätere Entwicklung im Islam entstand,
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2:22 - 2:24als Muslime bereits existierende
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2:24 - 2:27Kulturen und Traditionen des Mittleren Osten annahmen.
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2:27 - 2:29Die Abgeschlossenheit von Frauen war eigentlich
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2:29 - 2:31ein byzantinischer und persischer Brauch,
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2:31 - 2:34und Muslime haben das übernommen
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2:34 - 2:36und zu einem Teil ihrer Religion gemacht.
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2:36 - 2:38Und das ist wirklich nur ein Beispiel
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2:38 - 2:40eines viel größeren Phänomens.
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2:40 - 2:43Was wir heute das Gesetz des Islam nennen und besonders die islamische Kultur –
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2:43 - 2:45und es gibt eigentlich viele islamische Kulturen;
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2:45 - 2:47die in Saudi Arabien ist sehr anders
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2:47 - 2:50als die, wo ich herkomme, in Istanbul oder der Türkei.
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2:50 - 2:52Aber trotzdem,
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2:52 - 2:54wenn man über muslimische Kultur spricht,
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2:54 - 2:56hat diese einen Kern, eine göttliche Botschaft,
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2:56 - 2:58welche die Religion in Gang setzte,
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2:58 - 3:00aber dann wurden dem viele Traditionen, Sichtweisen,
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3:00 - 3:03viele Bräuche zugefügt.
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3:03 - 3:06Und dies waren Traditionen des Mittleren Osten – mittelalterliche Traditionen.
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3:07 - 3:10Und da gibt es zwei wichtige Botschaften, oder zwei Lektionen,
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3:10 - 3:13die man dieser Realität entnehmen kann.
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3:13 - 3:15Zunächst sollten Muslime –
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3:15 - 3:18fromme, konservative, gläubige Muslime, die ihrer Religion treu sein wollen –
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3:18 - 3:21sich nicht an alles in ihrer Kultur klammern
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3:21 - 3:23in der Annahme, das sei ein göttlicher Auftrag.
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3:23 - 3:25Vielleicht sind manche Dinge schlechte Traditionen
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3:25 - 3:27und sie benötigen Änderungen.
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3:27 - 3:29Andererseits sollten Westler,
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3:29 - 3:31welche die islamische Kultur ansehen
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3:31 - 3:33und störende Aspekte erkennen,
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3:33 - 3:36nicht leichtfertig folgern, dass das der Islam bestimmt.
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3:36 - 3:38Vielleicht ist es eine Kultur des Mittleren Ostens
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3:38 - 3:40die mit dem Islam verworren wurde.
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3:40 - 3:43Es gibt einen Brauch, der webliche Beschneidung genannt wird.
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3:43 - 3:46Es ist etwas schreckliches, grauenvolles.
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3:46 - 3:48Es ist im Grunde eine Operation
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3:48 - 3:51um Frauen sexuellen Genuss vorzuenthalten.
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3:51 - 3:53Alle Westler, Europäer oder Amerikaner,
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3:53 - 3:56die vorher nicht davon wussten,
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3:56 - 3:58begeneten diesem Brauch
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3:58 - 4:00innerhalb einigen der muslimischen Gemeinden,
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4:00 - 4:02die aus Nordafrika auswanderten.
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4:02 - 4:05Und sie haben gedacht: "Oh, was für eine schreckliche Religion ist das,
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4:05 - 4:07die so etwas vorschreibt."
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4:07 - 4:09Aber eigentlich, wenn man sich weibliche Beschneidung ansieht,
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4:09 - 4:11sieht man, dass es nichts mit dem Islam zu tun hat,
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4:11 - 4:13es ist nur ein nordafrikanischer Brauch,
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4:13 - 4:15der dem Islam vorausgeht.
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4:15 - 4:17Es gab ihn während Tausenden von Jahren.
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4:17 - 4:20Und treffenderweise praktizieren ihn einige Muslime.
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4:20 - 4:23Muslime in Nordafrika, nicht an anderen Orten.
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4:23 - 4:26Aber auch die nicht muslimischen Gemeinden in Nordafrika –
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4:26 - 4:28die Animisten, sogar einige Christen
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4:28 - 4:30und sogar ein jüdischer Stamm in Nordafrika
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4:30 - 4:33sind dafür bekannt, weibliche Beschneidungen vorzunehmen.
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4:33 - 4:36Was also wie ein Problem aussieht
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4:36 - 4:38innerhalb des islamischen Glaubens,
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4:38 - 4:40stellt sich vielleicht als Tradition heraus,
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4:40 - 4:42der sich Muslime angeschlossen haben.
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4:42 - 4:44Das gleiche kann über Ehrenmorde gesagt werden,
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4:44 - 4:47welche ein wiederkehrendes Thema in den westlichen Medien sind –
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4:47 - 4:50und welche selbstverständlich eine grauenvolle Tradition sind.
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4:50 - 4:53Und wir sehen diese Tradition in der Tat in einigen muslimischen Gemeinden.
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4:53 - 4:56Aber in den nicht muslimischen Gemeinden im Mittleren Osten,
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4:56 - 4:58wie zum Beispiel einigen christlichen Gemeinden, östlichen Gemeinden,
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4:58 - 5:00kann man den gleichen Brauch sehen.
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5:00 - 5:02Wir hatten einen tragischen Ehrenmord
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5:02 - 5:04in der armenischen Gemeinde in der Türkei
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5:04 - 5:06vor nur einigen Monaten.
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5:06 - 5:08Jetzt sind das Dinge über Kultur im Allgemeinen,
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5:08 - 5:11aber ich bin auch sehr an politischer Kultur interessiert
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5:11 - 5:14und daran, ob Freiheit und Demokratie geschätzt werden
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5:14 - 5:17oder ob es eine autoritäre politische Kultur gibt
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5:17 - 5:20in der der Staat den Bürgern Dinge aufzwingt.
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5:20 - 5:22Und es ist kein Geheimnis,
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5:22 - 5:24dass viele islamische Bewegungen im Mittleren Osten
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5:24 - 5:26dazu neigen, autoritär zu sein,
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5:26 - 5:29und einige der so genannten "islamischen Regimes"
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5:29 - 5:31wie zum Beispiel Saudi Arabien, Iran
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5:31 - 5:34und der schlimmste Fall war die Taliban in Afghanistan,
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5:34 - 5:36sie sind ziemlich autoritär – daran gibt es keinen Zweifel.
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5:36 - 5:38In Saudi Arabien zum Beispiel
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5:38 - 5:41gibt es ein Phänomen, das Religionspolizei genannt wird.
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5:41 - 5:43Und die Religionspolizei zwingt
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5:43 - 5:45die angebliche islamische Lebensweise
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5:45 - 5:47jedem Bürger auf, mit Gewalt –
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5:47 - 5:49z.B. werden Frauen gezwungen, ihre Köpfe zu bedecken –
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5:49 - 5:52den Hidschab zu tragen, die islamische Kopfbedeckung.
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5:52 - 5:54Das ist ziemlich autoritär,
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5:54 - 5:57und das ist etwas, dem ich sehr kritisch gegenüber stehe.
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5:57 - 6:00Aber als ich realisiert habe,
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6:00 - 6:02dass Nichtmuslime
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6:02 - 6:05oder die nicht islamisch gesinnten Akteure in der gleichen Region,
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6:05 - 6:07sich manchmal ähnlich verhalten haben,
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6:07 - 6:09habe ich festgestellt, dass das Problem vielleicht
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6:09 - 6:12in der politischen Kultur der gesamten Region liegt, nicht nur dem Islam.
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6:12 - 6:15Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben: In der Türkei, wo ich herkomme,
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6:15 - 6:17welche eine sehr über-sekuläre Republik ist,
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6:17 - 6:19hatten wir bis vor kurzem etwas,
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6:19 - 6:22das ich Säkularismuspolizei nenne,
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6:22 - 6:25welche die Universitäten beschützen sollte,
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6:25 - 6:27gegen verhüllte Studentinnen.
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6:27 - 6:30Anders gesagt, sie würden Studentinnen zwingen
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6:30 - 6:32ihre Köpfe zu enthüllen.
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6:32 - 6:34Und ich finde Leute dazu zu zwingen, Ihre Köpfe zu enthüllen
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6:34 - 6:37ist genauso tyrannisch, wie sie dazu zu zwingen, sie zu verhüllen.
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6:37 - 6:39Es sollte die Entscheidung des Bürgers sein.
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6:39 - 6:41Aber als ich das gesehen habe, habe ich gesagt:
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6:41 - 6:43"Vielleicht ist das Problem
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6:43 - 6:45nur eine autoritäre Kultur in der Region,
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6:45 - 6:47und einige Muslime wurden davon beeinflusst."
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6:47 - 6:50Aber die sekulär gerichteten Leute können davon beeinflusst werden.
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6:50 - 6:52Vielleicht ist es ein Problem der politischen Kultur,
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6:52 - 6:54und wir müssen darüber nachdenken,
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6:54 - 6:56wie man diese politische Kultur ändern kann.
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6:56 - 6:58Nun sind das einige der Fragen,
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6:58 - 7:00die ich vor ein paar Jahren im Sinn hatte
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7:00 - 7:02als ich anfing, ein Buch zu schreiben.
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7:02 - 7:04Ich sagte mir: "Nun, ich werde darüber forschen,
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7:04 - 7:09wie der Islam eigentlich zu dem wurde was er heute ist,
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7:09 - 7:11welche Wege eingeschlagen wurden
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7:11 - 7:13und welche Wege hätten genommen werden können."
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7:13 - 7:18Der Name des Buches ist "Islam ohne Extreme: Ein muslimisches Argument für Freiheit".
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7:18 - 7:20Und wie der Untertitel andeutet,
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7:20 - 7:23habe ich mir islamische Tradition und die Geschichte der islamischen Philosophie angesehen
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7:23 - 7:25aus der Perspektive der individuellen Freiheit.
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7:25 - 7:27Ich habe versucht, die Stärken zu finden
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7:27 - 7:29in Bezug auf individuelle Freiheit.
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7:29 - 7:31Und es gibt Stärken in islamischer Tradition.
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7:31 - 7:34Islam, als eine monotheistische Religion,
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7:34 - 7:38welche den Menschen selbst als verantwortungsvoll Handelnden definiert,
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7:38 - 7:40hat die Vorstellung des Individuums im Mittleren Osten kreiert
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7:40 - 7:43und sie beschützt vor Kommunitarismus, dem Kollektivismus
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7:43 - 7:45des Stammes.
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7:45 - 7:47Man kann davon viele Ideen ableiten.
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7:47 - 7:50Aber abgesehen davon habe ich auch Probleme in der islamischen Tradition gesehen.
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7:50 - 7:52Aber eine Sache war eigenartig:
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7:52 - 7:55es stellt sich heraus, dass die meisten dieser Probleme spaeter aufkamen,
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7:55 - 7:58nicht vom göttlichen Kern des Islam, dem Koran,
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7:58 - 8:01aber wieder aus Traditionen und Mentalitäten heraus,
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8:01 - 8:03oder den Interpretationen des Korans,
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8:03 - 8:05die Muslime im Mittelalter gemacht haben.
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8:05 - 8:07Der Koran, zum Beispiel,
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8:07 - 8:09erlaubt keine Steinigung.
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8:09 - 8:11Es gibt keine Strafe für Glaubensabfall.
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8:11 - 8:14Es gibt keine Strafe für persönliche Dinge wie trinken von Alkohol.
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8:14 - 8:18Diese Dinge, die das Gesetz des Islams machen,
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8:18 - 8:21die störenden Aspekte des Gsetzes des Islams,
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8:21 - 8:24wurden später entwickelt, in späteren Interpretationen des Islams.
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8:24 - 8:26Was bedeutet, dass Muslime sich heute
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8:26 - 8:28diese Dinge anschauen und sagen können:
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8:28 - 8:30"Nun, der Kern unserer Religion
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8:30 - 8:32ist hier um bei uns zu bleiben.
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8:32 - 8:34Es ist unser Glaube und wir werden ihm treu bleiben.".
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8:34 - 8:36Aber wir können ändern, wie es interpretiert wird,
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8:36 - 8:39weil es in Bezug auf die Zeit und das Milieu des Mittelalters interpretiert wurde.
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8:39 - 8:41Jetzt leben wir in einer anderen Welt
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8:41 - 8:43mit anderen Werten und anderen politischen Systemen.
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8:43 - 8:46Diese Interpretation ist möglich und machbar.
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8:47 - 8:50Wenn ich jetzt die einzige Person wäre, die so denkt,
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8:50 - 8:53dann hätten wir ein Problem.
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8:53 - 8:55Aber das ist ganz und gar nicht der Fall.
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8:55 - 8:58Eigentlich gibt es seit dem 19. Jahrhundert
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8:58 - 9:01eine ganze revisionistische, reformistische –
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9:01 - 9:03wie auch immer man das nennt –
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9:03 - 9:05Tradition,
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9:05 - 9:07einen Trend in islamischem Denken.
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9:07 - 9:09Und es waren Intellektuelle oder Staatsmänner
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9:09 - 9:12des 19. Jahrhunderts, und später, des 20. Jahrhunderts,
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9:12 - 9:14die quasi nach Europa geschaut haben
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9:14 - 9:16und sahen, dass es in Europa viele Dinge zu bewundern gibt,
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9:16 - 9:18wie Wissenschaft und Technik.
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9:18 - 9:20Aber nicht nur das; auch Demokratie, Parlament,
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9:20 - 9:22die Idee der Vertretung,
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9:22 - 9:24die Vorstellung von gleichberechtigter Staatsbürgerschaft.
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9:24 - 9:27Diese muslimischen Denker und Intellektuellen und Staatsmänner
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9:27 - 9:30des 19. Jahrhunderts sahen nach Europa, sahen diese Dinge.
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9:30 - 9:32Sie sagten: "Warum haben wir diese Dinge nicht?".
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9:32 - 9:34Und sie haben zurück zur islamischen Tradition geschaut,
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9:34 - 9:37sie sahen, dass es problematische Punkte gibt,
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9:37 - 9:40aber sie sind nicht der Kern der Religion, also können sie vielleicht neu interpretiert werden,
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9:40 - 9:42und der Koran kann wiedergelesen werden
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9:42 - 9:44in der modernen Welt.
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9:44 - 9:46Dieser Trend
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9:46 - 9:49wird im allgemeinen islamischer Modernismus genannt,
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9:49 - 9:52und er wurde von Intellektuellen und Staatsmännern vorangebracht,
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9:52 - 9:54nicht nur als intellektuelle Idee,
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9:54 - 9:56sondern auch als politisches Programm.
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9:56 - 9:58Und das ist weshalb das osmanische Reich
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9:58 - 10:01im 19. Jahrhundert, das den gesamten Mittleren Osten abdeckte,
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10:01 - 10:04sehr wichtige Reformen unternommen hat –
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10:04 - 10:06Reformen wie Christen und Juden
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10:06 - 10:08einen gleichen Staatsangehoerigkeitsstatus zu geben,
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10:08 - 10:10eine Verfassug anzunehmen,
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10:10 - 10:12ein stellvertretendes Parlament anzunehmen,
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10:12 - 10:15die Idee der Religionsfreiheit voranzubringen.
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10:15 - 10:18Und deshalb wurde das osmanische Reich in seinen letzten Jahrzehnten
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10:18 - 10:20zu einer Urform der Demokratie,
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10:20 - 10:22einer konstitutionellen Monarchie.
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10:22 - 10:25Und Freiheit hatte einen sehr wichtigen politschen Wert zu dieser Zeit.
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10:25 - 10:27Ähnlich gab es in der arabischen Welt
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10:27 - 10:30etwas, das der große arabische Historiker Albert Hourani
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10:30 - 10:32als liberales Zeitalter beschreibt.
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10:32 - 10:34Er hat ein Buch: "Arabische Gedanken im liberalen Zeitalter".
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10:34 - 10:36Und das liberale Zeitalter, er definiert es
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10:36 - 10:39als 19. und frühes 20. Jahrhundert.
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10:39 - 10:42Das war hauptsächlich der beherrschende Trend
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10:42 - 10:44im frühen 20. Jahrhundert
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10:44 - 10:48unter islamischen Denkern und Staatsmaennern und Theologen.
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10:48 - 10:50Aber es gibt ein sehr eigenartiges Muster
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10:50 - 10:52im restlichen 20. Jahrhundert,
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10:52 - 10:54weil wir einen steilen Abfall
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10:54 - 10:56in dieser islamischen modernistischen Richtung sehen.
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10:56 - 10:58Und stattdessen
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10:58 - 11:01entwickelt sich Islamismus
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11:01 - 11:04zu einer Ideologie, die autoritaer ist,
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11:04 - 11:06die recht aggresiv ist,
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11:06 - 11:08die recht antiwestlich ist
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11:08 - 11:10und die die Gesellschaft basierend auf
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11:10 - 11:12einer utopischen Vision gestalten möchte.
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11:12 - 11:15Islamismus ist die problematische Vorstellung,
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11:15 - 11:17die wirklich viele Probleme in der
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11:17 - 11:20islamischen Welt des 20. Jahrhunderts geschaffen hat.
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11:20 - 11:23Und die sehr extremen Formen des Islamismus
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11:23 - 11:26führten sogar zu Terrorismus im Namen des Islam –
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11:26 - 11:29was eigentlich eine Praxis ist, die wie ich denke gegen den Islam ist,
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11:29 - 11:32aber einige Extremisten haben offensichtlich nicht so gedacht.
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11:32 - 11:34Allerdings gibt es eine merkwürdige Frage:
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11:34 - 11:37Wenn islamischer Modernismus im
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11:37 - 11:3919. und frühen 20. Jahrhundert so beliebt war,
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11:39 - 11:41warum wurde Islamismus im restlichen
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11:41 - 11:4320. Jahrhundert so beliebt?
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11:43 - 11:45Und ich denke das ist eine Frage,
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11:45 - 11:47die vorsichitg diskutiert werden muss.
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11:47 - 11:49In meinem Buch habe ich mich auch mit dieser Frage befasst.
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11:49 - 11:53Und an sich muss man keine höhere Mathematik verstehen, um das zu begreifen.
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11:53 - 11:55Man schaut sich einfach die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts an
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11:55 - 11:57und man sieht, dass sich die Dinge sehr geändert haben.
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11:57 - 11:59Der Kontext hat sich geändert.
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11:59 - 12:01Im 19. Jahrhundert,
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12:01 - 12:03als Muslime Europa als Beispiel gesehen haben,
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12:03 - 12:06waren sie unabhängig, selbstsicherer.
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12:06 - 12:09Im frühen 20. Jahrhundert, mit dem Fall des osmanischen Reichs,
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12:09 - 12:12war der gesamte Mittlere Osten kolonisiert.
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12:12 - 12:14Und wenn man Kolonisation hat, was hat man dann?
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12:14 - 12:16Man hat Antikolonialismus.
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12:16 - 12:19Europa ist also nicht mehr nur ein Beispiel zum nachahmen;
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12:19 - 12:22es ist ein Feind zum Bekämpfen und Widersetzen.
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12:22 - 12:24Es gibt einen sehr steilen Abfall
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12:24 - 12:26an liberlen Ideen in der muslimischen Welt,
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12:26 - 12:29und was man sieht ist eher ein defensiver,
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12:29 - 12:32unbeugsamer, rückschrittlicher Strom,
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12:32 - 12:34der zum arabischen Sozialismus, arabischen Nationalismus
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12:34 - 12:37und letzendlich zur Islamismusideologie führte.
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12:37 - 12:40Und als die Kolonialzeit vorbei war,
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12:40 - 12:42hatte man an dieser Stelle im Allgemeinen
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12:42 - 12:44nicht religiöse Diktaturen,
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12:44 - 12:46die sagen, sie sind ein unabhängiger Staat,
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12:46 - 12:48aber keine Demokratie in das Land gebracht haben,
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12:48 - 12:50und ihre eigene Diktatur begründeten.
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12:50 - 12:53Ich denke der Westen, wenigstens einige Mächte im Westen,
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12:53 - 12:55insbesondere die USA,
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12:55 - 12:58haben den Fehler gemacht, diese weltlichen Diktatoren zu unterstützen,
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12:58 - 13:01in der Annahme, dass sie für ihre eigenen Interessen nützlicher wären.
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13:01 - 13:03Aber die Tatsache, dass diese Diktatoren
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13:03 - 13:05Demokratie im eigenen Land unterdrückt haben
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13:05 - 13:07und islamische Gruppen in ihrem Land unterdrückt haben
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13:07 - 13:09hat die Islamisten noch aggressiver gemacht.
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13:09 - 13:11Also, im 20. Jahrhundert
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13:11 - 13:13gab es den Teufelskreis in der arabischen Welt
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13:13 - 13:16in dem eine Diktatur die eigenen Leute unterdrückt hat,
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13:16 - 13:18einschliesslich der frommen Islamisten,
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13:18 - 13:21und sie reagieren auf reaktionäre Weise.
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13:21 - 13:23Es gab jedoch ein Land
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13:23 - 13:26das fliehen oder sich fernhalten konnte
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13:26 - 13:28von diesem Teufelskreis.
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13:28 - 13:31Und das ist das Land aus dem ich komme; das ist die Türkei.
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13:31 - 13:33Die Türkei war nie eine Kolonie,
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13:33 - 13:36also blieb sie eine unabhängige Nation nach dem Fall des osmanischen Reichs.
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13:36 - 13:38Das ist eine Sache, an die man sich erinnern muss.
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13:38 - 13:41Sie teilten nicht den gleichen Antikolonialismushype,
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13:41 - 13:44den man in einigen anderen Laendern in der Region finden kann.
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13:44 - 13:46Zweitens, und am wichtigsten,
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13:46 - 13:48die Türkei wurde früher zu einer Demokratie
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13:48 - 13:50als die anderen Länder, über die wir sprechen.
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13:50 - 13:521950 hatte die Türkei die ersten freien und gerechten Wahlen,
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13:52 - 13:55welche das autokratische, nichtreligiöse System beendeten,
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13:55 - 13:57welche der Beginn der Türkei waren.
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13:57 - 13:59Und die frommen Muslime in der Türkei sahen,
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13:59 - 14:03dass sie das politische System mit Wahlen ändern können.
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14:03 - 14:06Und sie realisierten, dass Demokratie etwas ist, das mit dem Islam vereinbar ist,
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14:06 - 14:08vereinbar mit ihren Werten,
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14:08 - 14:10und sie haben die Demokratie unterstützt.
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14:10 - 14:12Das ist eine Erfahrung,
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14:12 - 14:14die nicht jede muslimische Nation im Mittleren Osten
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14:14 - 14:16bis vor kurzem hatte.
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14:16 - 14:18Zweitens sehen wir in den letzten zwei Jahrzehnten,
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14:18 - 14:21dank der Globalisierung, dank der Marktwirtschaft,
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14:21 - 14:23dank des Aufstiegs der Mittelklasse,
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14:23 - 14:25in der Türkei etwas,
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14:25 - 14:29das ich als die Wiedergeburt des islamischen Modernismus bezeichne.
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14:29 - 14:32Nun gibt es die städtischen, frommen, Mittelklasse-Muslime,
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14:32 - 14:34die sich ihre Traditionen anschauen
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14:34 - 14:37und sehen, dass es in dieser Tradition einige Probleme gibt.
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14:37 - 14:40Und sie verstehen, dass sie geändert and hinterfragt und verbessert werden müssen.
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14:40 - 14:42Und sie schauen nach Europa,
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14:42 - 14:45und sie sehen wieder ein Beispiel zum Folgen.
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14:45 - 14:47Sie sehen zumindest ein Beispiel, zum Inspirieren lassen.
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14:47 - 14:49Deshalb wurde der EU Prozess,
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14:49 - 14:51die Bemühungen der Türkei, der EU beizutreten,
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14:51 - 14:53innerhalb der Türkei
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14:53 - 14:55von den frommen Muslimen unterstützt,
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14:55 - 14:58während einige nichtreligiöse Nationen dagegen waren.
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14:58 - 15:00Nun, dieser Vorgang wurde ein wenig getrübt
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15:00 - 15:02von der Tatsache, dass nicht alle Europäer sehr willkommen heißend sind -
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15:02 - 15:05aber das ist eine andere Debatte.
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15:05 - 15:08Aber das pro-EU Gefühl in der Türkei wurde in den letzten Jahrzehnten
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15:08 - 15:10fast zu einer islamischen Sache,
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15:10 - 15:12unterstützt von den islamischen Liberalen
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15:12 - 15:15und natürlich auch den weltlichen Liberalen.
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15:15 - 15:17Und Dank dessen
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15:17 - 15:20war die Türkei dazu in der Lage, eine Erfolgsgeschichte zu kreieren
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15:20 - 15:25in der der Islam und die meisten frommen Ansichten über Islam
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15:25 - 15:27Teil des demokratischen Spiels geworden sind,
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15:27 - 15:29und sogar zum demokratischen und wirtschaftlichen
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15:29 - 15:31Fortschritt des Landes beitragen.
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15:31 - 15:34Und das war ein sehr inspirierendes Beispiel
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15:34 - 15:36für einige islamische Bewegungen
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15:36 - 15:39oder einige Länder in der arabischen Welt.
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15:39 - 15:41Sie müssen alle den arabischen Frühling gesehen haben,
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15:41 - 15:44der in Tunis und Ägypten begann.
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15:44 - 15:46Und arabische Massen
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15:46 - 15:48rebellierten einfach gegen ihre Diktatoren.
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15:48 - 15:51Sie verlangten nach Demokratie; sie verlangten nach Freiheit.
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15:51 - 15:54Und sie entpuppten sich nicht als islamistischer Schreck,
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15:54 - 15:56den die Diktatoren immer benutzt haben,
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15:56 - 15:59um ihre Herrschaft zu rechtfertigen.
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15:59 - 16:02Sie sagten: "Wir wollen Freiheit, wir wollen Demokratie.
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16:02 - 16:04Wir sind muslimische Gläubige,
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16:04 - 16:07aber wir wollen als freie Leute in einer freien Gesellschaft leben.".
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16:07 - 16:09Selbstverständlich ist das ein langer Weg.
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16:09 - 16:11Demokratie erreicht man nicht über Nacht;
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16:11 - 16:13es ist ein Prozess.
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16:13 - 16:15Aber es ist eine vielversprechende Epoche
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16:15 - 16:17in der muslimischen Welt.
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16:17 - 16:19Und ich glaube dass der islamische Modernismus,
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16:19 - 16:21der im 19. Jahrhundert begonnen hat,
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16:21 - 16:23aber im 20. Jahrhundert einen Rückschlag erlitt,
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16:23 - 16:25wegen der politischen Probleme in der muslimischen Welt,
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16:25 - 16:27eine Wiedergeburt erlebt.
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16:27 - 16:30Und ich denke die "Moral" dessen
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16:30 - 16:32wäre, dass der Islam
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16:32 - 16:35trotz einiger Skeptiker im Westen,
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16:35 - 16:37in sich slebst das Potential hat,
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16:37 - 16:40seinen eigenen Weg zu Demokratie und Liberalismus zu schaffen,
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16:40 - 16:42seinen eigenen Weg zur Freiheit zu schaffen.
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16:42 - 16:44Sie sollten nur dafür arbeiten dürfen.
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16:44 - 16:46Vielen, vielen Dank.
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16:46 - 16:50(Applaus)
- Title:
- Mustafa Akyol: Glaube gegenüber Tradition im Islam
- Speaker:
- Mustafa Akyol
- Description:
-
Bei TEDxWarwick spricht der Journalist Mustafa Akyol darüber, wie einige kulturelle Bräuche (z.B. das Tragen eines Kopftuches) im Allgemeinden mit den Glaubensartikeln des Islam in Verbindung gebracht werden. Konzentriert sich die allgemeine Vorstellung der Welt vom islamischem Glauben zu sehr auf Tradition und nicht genug auf den Kern des Glaubens?
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 16:51