Bauen wir eine Informationszeitmaschine!
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0:00 - 0:03Das ist ein Bild des Planeten Erde.
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0:03 - 0:06Es sieht so ähnlich aus
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0:06 - 0:08wie die bekannten Apollo-Bilder.
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0:08 - 0:10Etwas ist allerdings anders:
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0:10 - 0:11Man kann es anklicken,
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0:11 - 0:13und wenn man es anklickt,
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0:13 - 0:16kann man zu fast jedem Ort
auf der Erde zoomen. -
0:16 - 0:18Dies ist z. B. eine Vogelperspektive
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0:18 - 0:20auf den EPFL-Campus.
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0:20 - 0:22In vielen Fällen kann man auch sehen,
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0:22 - 0:26wie ein Gebäude von einer
nahegelegenen Straße aus aussieht. -
0:26 - 0:28Das ist ziemlich beeindruckend.
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0:28 - 0:31Aber eins fehlt
in dieser wunderbaren Reise: -
0:31 - 0:33Zeit.
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0:33 - 0:36Ich weiß nicht so genau,
wann dieses Bild gemacht wurde. -
0:36 - 0:38Ich weiß noch nicht mal,
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0:38 - 0:42ob es im selben Moment
wie die Vogelperspektive gemacht wurde. -
0:44 - 0:46In meinem Labor entwickeln wir Werkzeuge,
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0:46 - 0:48mit denen wir nicht nur durch den Raum,
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0:48 - 0:50sondern auch durch die Zeit reisen können.
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0:50 - 0:52Wir stellen solche Fragen:
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0:52 - 0:54Ist es möglich, etwas wie
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0:54 - 0:56ein Google Maps
der Vergangenheit zu bauen? -
0:56 - 0:59Kann ich einen Schieberegler
über Google Maps legen -
0:59 - 1:01und einfach das Jahr ändern,
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1:01 - 1:03und sehen, wie es vor 100 Jahren
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1:03 - 1:04oder vor 1000 Jahren aussah?
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1:04 - 1:06Ist das möglich?
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1:06 - 1:09Kann ich soziale Netzwerke
der Vergangenheit rekonstruieren? -
1:09 - 1:12Kann ich ein Facebook
des Mittelalters erstellen? -
1:12 - 1:16Also, kann ich Zeitmaschinen bauen?
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1:16 - 1:18Vielleicht antworten wir einfach:
"Nein, das ist unmöglich." -
1:18 - 1:22Oder wir könnten darüber aus
einer Informationsperspektive nachdenken. -
1:22 - 1:25Ich nenne das hier den "Informationspilz".
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1:25 - 1:27Vertikal ist die Zeit abgetragen
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1:27 - 1:29und horizontal die verfügbare Menge
digitaler Information. -
1:29 - 1:33Für die letzten 10 Jahre haben wir
natürlich sehr viele Informationen. -
1:33 - 1:36Und klar, ke weiter wir zurückgehen,
desto weniger Informationen haben wir. -
1:36 - 1:39Wenn wir etwas wie
ein Google Maps oder Facebook -
1:39 - 1:40der Vergangenheit schaffen wollen,
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1:40 - 1:42müssen wir diesen Raum vergrößern.
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1:42 - 1:44Wir müssen ihn
zu einem Rechteck machen. -
1:44 - 1:45Wie machen wir das?
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1:45 - 1:47Eine Methode ist Digitalisierung.
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1:47 - 1:49Es gibt Unmengen an Material --
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1:49 - 1:55Zeitungen, gedruckte Bücher,
Tausende von gedruckten Büchern. -
1:55 - 1:57All diese kann ich digitalisieren.
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1:57 - 2:00Ich kann Informationen aus ihnen ziehen.
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2:00 - 2:02Je weiter man in die Vergangenheit geht,
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2:02 - 2:04desto weniger Informationen
gibt es natürlich. -
2:04 - 2:06Es könnte also zu wenig sein.
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2:06 - 2:09Dann kann ich das tun,
was Historiker tun. -
2:09 - 2:10Ich kann Dinge ableiten.
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2:10 - 2:15In der Informatik
nennen wir das Simulation. -
2:15 - 2:16Wenn ich ein Logbuch nehme,
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2:16 - 2:19kann ich annehmen,
dass es nicht nur das Logbuch -
2:19 - 2:22eines venezianischen Kapitäns
auf einer bestimmten Reise ist. -
2:22 - 2:23Ich kann annehmen,
dass dieses Logbuch -
2:23 - 2:26tatsächlich viele Reisen
dieser Zeit repräsentiert. -
2:26 - 2:28Ich leite ab.
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2:28 - 2:30Wenn ich das Gemälde einer Fassade habe,
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2:30 - 2:33kann ich annehmen, dass es nicht nur
dieses bestimmte Gebäude ist -
2:33 - 2:37sondern die Hauptaspekte
von anderen Gebäuden teilt, -
2:37 - 2:41von denen wir alle Informationen
verloren haben. -
2:41 - 2:45Für die Konstruktion einer Zeitmaschine
brauchen wir also zwei Dinge. -
2:45 - 2:47Wir brauchen sehr große Archive
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2:47 - 2:50und großartige Spezialisten.
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2:50 - 2:52Die "Venice Time Machine",
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2:52 - 2:54das Projekt, über das ich spreche,
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2:54 - 2:57ist ein gemeinsames Projekt der EPFL
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2:57 - 3:00und der Universität Venedig Ca'Foscari.
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3:00 - 3:02Etwas sehr Besonderes an Venedig ist,
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3:02 - 3:05dass die Administration schon immer
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3:05 - 3:07sehr, sehr bürokratisch gewesen ist.
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3:07 - 3:09Sie haben alles festgehalten,
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3:09 - 3:12fast wie Google heute.
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3:12 - 3:15Im Archivio di Stato
gibt es 80 Kilometer Archive, -
3:15 - 3:17die jeden Aspekt des Lebens in Venedig
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3:17 - 3:19über mehr als 1000 Jahre dokumentieren.
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3:19 - 3:22Jedes Boot, das ablegt und ankommt,
ist da verzeichnet. -
3:22 - 3:25Man findet jede Veränderung,
die in der Stadt gemacht wurde. -
3:25 - 3:29Es ist alles da.
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3:29 - 3:32Wir bauen gerade ein 10-jähriges
Digitalisierungsprogramm auf, -
3:32 - 3:34welches dieses immense Archiv
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3:34 - 3:38in ein gigantisches
Informationssystem verwandeln soll. -
3:38 - 3:40Eines unserer Ziele ist es,
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3:40 - 3:45450 Bücher am Tag
digitalisieren zu können. -
3:45 - 3:47Digitalisieren reicht natürlich nicht aus,
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3:47 - 3:49weil die meisten Dokumente in Latein,
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3:49 - 3:52Toskanisch,
oder venezianischem Dialekt sind. -
3:52 - 3:54Sie müssen transkribiert werden,
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3:54 - 3:57in manchen Fällen übersetzt,
sie müssen indiziert werden. -
3:57 - 3:59Das ist natürlich nicht einfach,
-
3:59 - 4:03besonders, weil traditionelle
Schrifterfassungsmethoden -
4:03 - 4:04für gedruckte Manuskripte
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4:04 - 4:08nicht gut für Handschriften funktionieren.
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4:08 - 4:10Die Lösung ist, Inspiration
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4:10 - 4:13in einem anderen Feld
zu suchen: Spracherkennung. -
4:13 - 4:15Dies ist ein scheinbar
unmögliches Gebiet, -
4:15 - 4:18das tatsächlich funktioniert,
-
4:18 - 4:20wenn man zusätzliche
Bedingungen hinzufügt. -
4:20 - 4:23Hat man von der genutzten Sprache
ein sehr gutes Modell, -
4:23 - 4:25ein sehr gutes Modell
von einem Dokument -- -
4:25 - 4:27wie gut sie strukturiert sind.
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4:27 - 4:28Dies sind Verwaltungsdokumente.
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4:28 - 4:30Sie sind in vielen Fällen gut strukturiert.
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4:30 - 4:33Wenn man dieses riesige Archiv
in kleinere Untergruppen aufteilt, -
4:33 - 4:36in denen kleinere Untergruppen
ähnliche Merkmale teilen, -
4:36 - 4:39dann ist Erfolg möglich.
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4:43 - 4:45Haben wir diesen Punkt erreicht,
gibt es noch etwas: -
4:45 - 4:49Wir können aus diesen Dokumenten
Ereignisse ableiten. -
4:49 - 4:51Wahrscheinlich können
ca. 10 Milliarden Ereignisse -
4:51 - 4:53aus diesem Archiv abgeleitet werden.
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4:53 - 4:55Dieses gigantische Informationssystem
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4:55 - 4:56kann auf viele Arten durchsucht werden.
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4:56 - 4:58Man kann Fragen stellen wie:
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4:58 - 5:01"Wer wohnte 1323 in diesem Palazzo?"
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5:01 - 5:03"Wie viel kostete 1434 eine Seebrasse
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5:03 - 5:05auf dem Rialto-Markt?"
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5:05 - 5:06"Wie hoch war das Gehalt
-
5:06 - 5:08eines Glasbläsers aus Murano
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5:08 - 5:09in einem Jahrzehnt?"
-
5:09 - 5:11Auch größere Fragen sind möglich,
-
5:11 - 5:14weil sie semantisch kodiert werden.
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5:14 - 5:16Man kann das dann im Raum anordnen,
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5:16 - 5:18denn viele der Informationen sind räumlich.
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5:18 - 5:20Und davon ausgehend, kann man
-
5:20 - 5:22die außergewöhnliche Reise
-
5:22 - 5:25dieser Stadt rekonstruieren,
die es über 1000 Jahre geschafft hat, -
5:25 - 5:27eine nachhaltige Entwicklung zu haben,
-
5:27 - 5:29und die ganze Zeit über
-
5:29 - 5:32in einem Gleichgewicht
mit ihrer Umwelt zu leben. -
5:32 - 5:34Man kann die Reise rekonstruieren
-
5:34 - 5:36und auf vielfältige
Art und Weise visualisieren. -
5:36 - 5:39Man kann Venedig nicht verstehen,
wenn man nur die Stadt sieht, -
5:39 - 5:41man muss einen größeren
europäischen Kontext sehen. -
5:41 - 5:44Die Idee ist also,
all die Dinge zu dokumentieren, -
5:44 - 5:46die auf europäischem Niveau abliefen.
-
5:46 - 5:48Wir können auch die Entwicklung
-
5:48 - 5:50des venezianischen Seereiches
rekonstruieren, -
5:50 - 5:54wie die Stadt nach und nach
die Adria kontrollierte -
5:54 - 5:57und wie sie das mächtigste
mittelalterliche Reich -
5:57 - 5:59dieser Zeit wurde,
-
5:59 - 6:01welches die meisten Seerouten
-
6:01 - 6:04von Osten nach Süden kontrollierte.
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6:05 - 6:08Aber man kann sogar noch mehr machen,
-
6:08 - 6:10denn diese Seerouten
-
6:10 - 6:12folgen geordneten Mustern.
-
6:12 - 6:14Man kann einen Schritt weiter gehen
-
6:14 - 6:17und eine Simulation bauen,
-
6:17 - 6:19eine Simulation des Mittelmeeres,
-
6:19 - 6:22mit der man sogar fehlende Informationen
-
6:22 - 6:24rekonstruieren kann,
-
6:24 - 6:27die uns Fragen erlauben würden,
-
6:27 - 6:30die wir sonst einem Routenplaner stellen.
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6:30 - 6:33"Wenn ich im Juni 1323 auf Korfu bin
-
6:33 - 6:36und nach Konstantinopel möchte,
-
6:36 - 6:38wo kann ich ein Boot nehmen?"
-
6:38 - 6:39Wir können diese Frage
-
6:39 - 6:44vermutlich auf ein, zwei
oder drei Tage genau beantworten. -
6:44 - 6:45"Wie viel kostet das?"
-
6:45 - 6:49"Wie hoch sind die Chancen,
auf Piraten zu treffen?" -
6:49 - 6:51Wissen Sie, natürlich ist die zentrale,
-
6:51 - 6:53wissenschaftliche Herausforderung
bei so einem Projekt, -
6:53 - 6:57Ungewissheit und Lückenhaftigkeit
in jedem Schritt dieses Prozesses -
6:57 - 7:00zu qualifizieren, zu quantifizieren
und zu repräsentieren. -
7:00 - 7:03Überall finden sich Fehler,
-
7:03 - 7:06Fehler im Dokument,
der falsche Name des Kapitäns, -
7:06 - 7:09manche Boote sind niemals
in See gestochen. -
7:09 - 7:14Es gibt Übersetzungsfehler,
interpretative Verzerrungen. -
7:14 - 7:17Dazu kommt noch,
dass bei einem Algorithmus -
7:17 - 7:20Erkennungsfehler
und Extraktionsfehler -
7:20 - 7:22auftreten werden,
-
7:22 - 7:26sodass die Datenbasis
sehr, sehr unsicher ist. -
7:26 - 7:30Wie können wir diese Ungereimtheiten
finden und korrigieren? -
7:30 - 7:34Wie können wir diese Form
der Ungewissheit darstellen? -
7:34 - 7:36Es ist schwierig.
-
7:36 - 7:38Ein Ansatz ist,
jeden Schritt zu dokumentieren -- -
7:38 - 7:41nicht nur die historischen
Daten zu kodieren, -
7:41 - 7:43sondern auch sogenannte
meta-historischen Informationen, -
7:43 - 7:46wie historisches Wissen konstruiert wurde,
-
7:46 - 7:48und jeden Schritt zu dokumentieren.
-
7:48 - 7:50Das garantiert nicht, dass wir tatsächlich
-
7:50 - 7:52zu einer einzigen Geschichte
Venedigs zusammenfinden, -
7:52 - 7:54aber wir können vermutlich eine mögliche,
-
7:54 - 7:57vollständig dokumentierte
Geschichte Venedigs rekonstruieren. -
7:57 - 7:59Vielleicht gibt es nicht nur eine,
-
7:59 - 8:01sondern mehrere Karten.
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8:01 - 8:03Das System sollte dafür geeignet sein,
-
8:03 - 8:06denn hier arbeiten wir mit
einer neuen Art von Unsicherheit, -
8:06 - 8:11die für diesen Datenbankentyp
absolut neu ist. -
8:11 - 8:13Und wie sollten wir
-
8:13 - 8:17diese neue Forschung
einer großen Zielgruppe darstellen? -
8:17 - 8:19Venedig ist auch dafür
außergewöhnlich gut geeignet. -
8:19 - 8:22Mit den Millionen Besuchern,
die jedes Jahr nach Venedig kommen, -
8:22 - 8:23ist es tatsächlich einer der besten Orte,
-
8:23 - 8:26um den Versuch
eines Museums der Zukunft zu wagen. -
8:26 - 8:30Stellen Sie sich das vor: Horizontal
sieht man die rekonstruierte Karte -
8:30 - 8:31in einem bestimmten Jahr
-
8:31 - 8:34und vertikal sieht man das Dokument,
-
8:34 - 8:36das als Basis für die Rekonstruktion diente,
-
8:36 - 8:39Gemälde zum Beispiel.
-
8:39 - 8:42Ein umfassendes System, das es erlaubt,
hinzugehen, einzutauchen -
8:42 - 8:45und das Venedig eines bestimmten
Jahres auferstehen zu lassen, -
8:45 - 8:48als ein Erlebnis, das man
mit einer Gruppe teilen könnte. -
8:48 - 8:51Oder stellen Sie sich vor, dass Sie
tatsächlich bei einem Dokument anfangen. -
8:51 - 8:53Einem venezianischen Manuskript.
-
8:53 - 8:55Und Sie zeigen,
was man daraus machen kann, -
8:55 - 8:57wie es dekodiert wird,
-
8:57 - 8:59wie der Kontext des Dokuments
nachvollzogen werden kann. -
8:59 - 9:01Dies ist ein Bild aus einer Ausstellung,
-
9:01 - 9:03die im Moment in Genf aufgebaut wird
-
9:03 - 9:06mit dieser Art von System.
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9:06 - 9:08Zusammenfassend können wir also sagen,
-
9:08 - 9:11dass die Forschung
in den Geisteswissenschaften dabei ist, -
9:11 - 9:14eine Evolution zu durchlaufen,
die vielleicht mit dem vergleichbar ist, -
9:14 - 9:17was vor 30 Jahren
mit den Naturwissenschaften passierte. -
9:17 - 9:22Es ist eine Frage des Ausmaßes.
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9:22 - 9:25Wir sehen Projekte,
-
9:25 - 9:29die weit über die Kapazität eines
einzelnen Forscherteams hinausgehen, -
9:29 - 9:32und das ist eine neue Entwicklung
für die Geisteswissenschaften, -
9:32 - 9:35die daran gewöhnt sind,
-
9:35 - 9:39in kleinen Gruppen oder mit nur
ein paar Forschern zusammenzuarbeiten. -
9:39 - 9:42Im Archivio di Stato merkt man,
-
9:42 - 9:44dass das weit über die Kapazitäten
eines einzelnen Teams geht -
9:44 - 9:48und dass es
eine Zusammenarbeit sein sollte. -
9:48 - 9:51Was wir für diesen
Paradigmenwechsel tun müssen, -
9:51 - 9:53ist eine neue Generation
-
9:53 - 9:55der "digital humanists" zu fördern,
-
9:55 - 9:57die bereit sind,
diese Anforderungen zu meistern. -
9:57 - 9:59Vielen Dank!
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9:59 - 10:03(Applaus)
- Title:
- Bauen wir eine Informationszeitmaschine!
- Speaker:
- Frederic Kaplan
- Description:
-
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Facebook durchsuchen … ab dem Mittelalter. Es könnte sein, dass das nicht so weit entfernt ist, wie es klingt. In diesem spannenden und unterhaltsamen Vortrag stellt Forscher und Ingenieur Frederic Kaplan die Venice Time Machine (venezianische Zeitmaschine) vor, ein Projekt, in dem 80 Kilometer von Büchern digitalisiert werden, um eine historische und geographische Simulation Venedigs durch 1000 Jahre zu erstellen. (Gefilmt bei TEDxCaFoscariU.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 10:20
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Viktoria Grytsenia
Perfect!
Judith Matz
Hallo Tonia!
Immer sind ein paar Kommasachen drin. :) Ansonsten habe ich stellenweise Sätze vereint und neu getrennt und die Timings verändert, weil sonst einige Sachen zu kurz dastanden.
Stellenweise ging's auch kürzer, besonders gegen Ende.
Ab circa Minute 7 verändert sich die Qualität schlagartig. Wie ist das passiert? Na, ich hab's angepasst. Schalte den Talk frei, wahrscheinlich sind erstmal die Credits durcheinander, ich schicke eine E-Mail an TED dahingehend.
Judith
Tonia David
Hallo Judith
An dem Talk hatte schon jemand gearbeitet. Bis Minute 7 habe ich das umgeschrieben. Danach ist es der alte Text. Vielleicht nicht richtig gespeichert oder ich habe die letzten 2 Minuten vergessen. Ich hatte plötzlich viel zu tun, wahrscheinlich mein Fehler.
Gruss,
Tonia