Die Geschichte des Alkohols - Rod Phillips

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/a-brief-history-of-alcohol-rod-phillips

Niemand weiß genau, wann die Menschen begannen, gegorene Getränke herzustellen. Die ersten Funde stammen aus China aus dem Jahr 7.000 v. Chr. Rückstände in Tontöpfen zeigen, dass Menschen durch die Gärung von Reis, Hirse, Trauben und Honig alkoholische Getränke gewannen. Wie wurde Alkohol zum Motor von weltweitem Handel und Forschung? Rod Phillips geht der Evolution des Alkohols auf den Grund.

Lektion von Rod Phillips, unter Regie von Anton Bogaty.

Dieser Schimpanse entdeckt
am Boden einige überreife Pflaumen.

Viele davon sind aufgeplatzt

und locken ihn mit ihrem
berauschenden Duft an.

Er frisst sich voll und bemerkt
einige ... seltsame Wirkungen.

Der ahnungslose Affe
stieß auf einen Prozess,

den Menschen einmal nutzen werden,

um Bier, Wein und andere
alkoholische Getränke herzustellen.

Die Zucker in überreifen Früchten
ziehen winzige Organismen an,

die wir als Hefen kennen.

Bei der Verarbeitung von Fruchtzucker
produzieren Hefepilze Ethanol,

den Alkohol in alkoholischen Getränken.

Dieser Prozess heißt Gärung.

Niemand weiß genau,

wann Menschen zuerst
gegorene Getränke herstellten.

Die frühesten Beweise stammen aus China
aus dem Jahr 7.000 vor Christus.

Rückstände in Tontöpfen beweisen,

dass Menschen aus vergorenem Reis,
Hirse, Trauben und Honig

ein alkoholisches Getränk herstellten.

Innerhalb einiger Jahrtausende

wurden in vielen Kulturen weltweit
Getränke vergoren.

Mesopotamier und Ägypter
produzierten in der Antike

das ganze Jahr über
Bier aus gelagertem Getreide.

Dieses Bier war allen
sozialen Klassen zugänglich;

Arbeiter bekamen es sogar
als Teil ihrer Tagesrationen.

Man stellte auch Wein her,

aber weil sich das Klima
für Trauben wenig eignete,

war der Wein selten und teuer.

Doch bei Griechen und Römern,
wo Trauben besser gediehen,

war Wein so leicht verfügbar
wie Bier in Ägypten und Mesopotamien.

Da Hefe im Grunde
alle pflanzlichen Zucker vergärt,

machten antike Völker Alkohol

aus allen möglichen Pflanzen
in ihrer Heimat.

In Südamerika wurde
aus Getreide Chicha hergestellt,

manchmal unter Beigabe
halluzinogener Kräuter.

Im heutigen Mexiko war Pulque
aus Kaktussaft ein beliebtes Getränk.

In Ostafrika wurde aus Bananen
und Palmen Bier gemacht.

Im heutigen Japan wurde
aus Reis Sake hergestellt.

Fast jede Region der Welt hatte
ihre eigenen gegorenen Getränke.

Als Alkoholkonsum alltäglich wurde,

betonten einige Autoritäten
seine offenbar positiven Wirkungen:

Griechische Ärzte sahen Wein als gesund an

und Dichter bezeugten
sein kreatives Potenzial.

Andere sorgten sich
wegen des möglichen Missbrauchs.

Griechische Philosophen
warben für Mäßigung.

Frühe jüdische und christliche Autoren
in Europa integrierten Wein in Rituale,

sahen Trunkenheit aber als Sünde an.

Im Nahen Osten, in Afrika und Spanien

wandelte sich eine islamische Vorschrift
gegen das Beten in betrunkenem Zustand

zu einem generellen Alkoholverbot.

Früher hatten gegorene Getränke
einen relativ geringen Alkoholgehalt.

Bei etwa 13 % Alkohol

werden die Nebenprodukte
der Gärung mit wilden Hefen giftig

und töten die Hefepilze ab.

Dann stoppt die Gärung
und der Alkoholgehalt stabilisiert sich.

Jahrtausendelang war also
der Alkoholgehalt begrenzt.

Das änderte sich mit
der Erfindung der Destillation.

Arabische Schriften aus dem 9. Jh.

beschreiben das Sieden
gegorener Flüssigkeiten

zum Verdampfen des enthaltenen Alkohols.

Alkohol hat einen niedrigeren
Siedepunkt als Wasser,

verdampft also zuerst.

Fängt man den Dampf auf und kühlt ihn ab,
dann bekommt man flüssigen Alkohol,

der viel konzentrierter ist
als gegorene Getränke.

Zunächst verwendete man
die stärkeren Spirituosen in der Medizin.

Später wurden Spirituosen
ein wichtiges Handelsgut,

denn im Gegensatz zu Bier und Wein
verdarben sie nicht.

Rum aus dem Zuckerrohr
europäischer Kolonien in der Karibik

war Grundnahrungsmittel für Matrosen
und wurde nach Nordamerika verkauft.

Die Europäer brachten
Branntwein und Gin nach Afrika

und tauschten sie gegen Sklaven, Land
und Waren wie Palmöl oder Gummi.

Spirituosen wurden in diesen
Regionen eine Art Währung.

Im Zeitalter der Entdeckungen

spielten Spirituosen eine wichtige Rolle
auf langen Seefahrten.

Die Reise von Europa nach Ostasien
und Amerika konnte Monate dauern

und frisches Trinkwasser
für die Crew war ein Problem.

Ein Fass Wasser blieb nach Zugabe
eines Eimers Branntwein länger frisch,

denn Alkohol ist ein Konservierungsmittel,
das schädliche Mikroben abtötet.

Im 17. Jahrhundert beschwipste
Alkohol längst nicht nur Tiere,

sondern war weltweiter Motor
für Handel und Entdeckung --

mit allen Konsequenzen.

Im Laufe der Zeit

wurde die Rolle des Alkohols
in der Gesellschaft immer komplizierter.