36c3 Vorspannmusik Herald: Herzlich willkommen zu unserem nächsten Talk: Wie klimafreundlich ist Software? Wahrscheinlich kennen das ja die allermeisten von euch, dass Software immer ressourcenhungriger wird und dann auf alter Hardware nicht mehr so richtig gut läuft und neue Betriebssysteme oder Spiele oder Browser nicht mehr so richtig gut funktionieren. Und Green IT ist heutzutage in aller Munde. Und in den letzten Jahren wird immer mehr darüber nachgedacht und geforscht, wie man Software und Hardware in ihrem Zusammenspiel nachhaltiger gestalten kann. Und zwei ganz wichtige Punkte dabei sind Forschung und Zertifikate, damit man sowohl bestimmen als auch kennzeichnen kann, was nachhaltige Software eigentlich ausmacht. Und wir haben hier heute zwei ganz fantastische Speakerinnen, die uns zu diesem Thema mehr erzählen werden. Frau Marina Köhn ist Informatikerin und ist auch selber lange als Software- Programmiererin tätig gewesen. Jetzt ist sie seit 28 Jahren im Umweltbundesamt, im politischen Berlin, auch liebevoll UBA genannt. Und Frau Eva Kern, Frau Dr. Eva Kern arbeitet am Umwelt Campus Birkenfeld, und ich wünsche euch jetzt ganz viel Spaß und einen herzlichen Applaus für unsere beiden Speakerinnen. Viel Spaß! Applaus Marina Köhn: Ja, vielen Dank für die Einladung! Es freut mich sehr, dass auch so sehr viele gekommen sind. Damit haben wir jetzt gar nicht gerechnet. Wir dachten erst, dass wir eher eine kleine Gruppe hier haben, aber das freut uns umso sehr. Wir sind ja schon sehr nett anmoderiert worden, und die Moderatorin hat erzählt wir werden jetzt natürlich über die Themen Umweltschonung, Umweltschutz, Ressourcenschonung. Was wir aber nicht schonen sollten, das ist die Ressource Wissen. Denn wie Sie wissen, vermehrt sich die Ressource, wenn man sie teilt. Und das möchten heute Eva Kern und ich. Wir möchten Ihnen gerne unsere Erkenntnisse, die wir aus unserer Forschung gewonnen haben, mit ihnen teilen. Wir haben auch eine entsprechende Agenda uns überlegt. Als erstes werde ich ihn erläutern, warum wir als Umweltbundesamt uns mit diesem Thema überhaupt beschäftigen. Was drückt uns da erheblich auf der Seele? Anschließend wird Eva die Forschungsergebnisse vorstellen, also die Methode vorstellen und ganz, ganz viele interessante Ergebnisse aus der Software- Messung. Seien Sie schon gespannt. Also ich finde den Vortrag immer wieder spannend und werde auch gerne wieder zuhören. Und zum Schluss erkläre ich Ihnen oder erläutere ich Ihnen, den Blauen Engel. Denn aus der Forschung heraus versuchen wir natürlich immer, die Dinge auch umzusetzen, die wir hier an Erkenntnis gewonnen haben. Und in dem Fall ist es der Blaue Engel, und anschließend erzähle ich Ihnen noch, wie es jetzt eigentlich weitergeht, denn wir hören definitiv nicht auf. Zu den Hintergründen und Motiven: Dieses Bild kennen Sie. Auf jeder Veranstaltung, auf der man ist, sieht man ganz viel Technik, die hochgehalten wird. Aber Sie wissen und ich weiß es. Es ist eben nicht nur Technik, sondern hier Software dahinter. Viele machen sich keine Gedanken, was passiert, wenn Sie Ihr Konzert aufnehmen und per Klick an Ihre WhatsApp-Gruppe verschicken. Dass Sie in dem Moment einfach dazu beitragen, dass sich Daten vervielfältigen, das ist die Konsequenz. Ich habe Ihnen die neusten Zahlen von der Bundesnetzagentur hier wirklich nur der Bereich Mobilfunk. Aber ich kann Ihnen sagen, auch im Festnetz sieht es genauso aus. Wir haben eine erhebliche steigende Tendenz an der Stelle des Datenvolumens. Alle zwei Jahre verdoppelt sich das Datenvolumen. Wenn Sie sich vorstellen, zu Hause haben Sie ein Bücherregal oder Bücherregale, und alle zwei Jahre würden die sich verdoppeln. Das ist ungefähr die Vorstellung, wie sich das Ganze jetzt derzeit entwickelt. Und die Daten müssen natürlich gespeichert, zur Verfügung gestellt werden, und das findet in Rechenzentren statt. Und auch hier, trotz energieeffizienter Technik steigt die Rechenleistungsbedarf kontinuierlich. Und auch hier wissen wir, dass wir in den nächsten Jahren noch weiter damit rechnen müssen, dass der Anstieg noch viel dramatischer ist. Die Kollegen aus Skandinavien haben hier Prognosen berechnet, und wenn sie sich den Grünpfeil mal anschauen, dann kann einem wirklich sehr bange werden. Denn wir reden an der Stelle eben nicht nur, dass mehr Rechenleistung verlangt wird, sondern das bedeutet, wir haben einen extremen Anstieg an Energiebedarf, aber eben auch Bedarf an seltenen Metallen. Unser Ziel wird es sein, dass wir möglichst auf dieser blauen Linie bleiben. Das heißt, wir müssen in allen Bereichen, und zwar nicht nur in den Rechenzentren, sondern eben auch im Bereich der Software effizienter werden. Und der Energieverbrauch findet eben nicht nur in den Rechenzentren statt, sondern auch in dezentralen, sogenannten "Serverfarmen". Bitcoin ist Ihnen allen ein Begriff, und dass Bitcoinschürfen sehr viel Energie verbraucht, das hat sich glaube ich schon rumgesprochen. Was man aber wissen muss, dass überwiegend die Bitcoins in China geschürft werden. Und da wird der Strom immer noch aus Kohlekraft zur Verfügung gestellt. Also wenn wir über das Thema wir müssen unseren CO2 Footprint reduzieren, sind das natürlich Entwicklungen, die kann man nicht gutheißen. Hier muss man auch einfach sagen, an der Stelle hätte irgendjemand sagen müssen: Denkt noch mal drüber nach. Geht das nicht effizienter? Müssen wir unbedingt das Bitcoin schürfen, am Energiepreis festmachen? Je höher, je mehr Gewinn? Und das sind natürlich ungünstige Zusammenhänge, die man ganz, ganz schlecht wieder eingefangen bekommt. Das Bitcoinschürfen verbraucht im Jahr so viel wie das ganze Land Österreich. Also wir reden nicht über Peanuts. Wir reden über sehr, sehr viel und das ist Software. Ich habe Ihnen ein Beispiel mitgebracht. Bis eben haben wir darüber gesprochen, dass Software zum Energieverbrauch beiträgt. Aber Software trägt eben auch dazu bei, dass Hardware obsolet wird. Und hier am Beispiel von Windows mal über die Jahre: Wieviel hat Windows mal am Anfang an Speicherkapazität gebraucht an Rechenleistung und man schaut mal auf Windows 10, dann erkennt man durchaus eine relativ heftige Entwicklung. Ich sehe schon da ganz hinten wird einer sagen: Na ja, aber Windows 95, da hat sich doch inzwischen einiges getan. Und Windows ist viel mächtiger geworden. Richtig. Aber schauen Sie sich einfach mal die Spalte an, wo Windows XP ist. Da ist Windows immer noch mit 1,5 Gigabyte Festplatte ausgekommen. Bei Vista waren schon 15, da ist es immer noch mit 32 MB ausgekommen, 64 MB auskommen, bei Vista schon 512. Und ich bezweifele, dass das mit dem Funktionsumfang zu tun hat, sondern das ist ein ganz klassisches Beispiel für Software Blowing. Sie kennen sicherlich, dass die Diskussion, dass Software immer mehr Funktionen enthält. Wenn ich vor ein paar Jahren noch ein Tabellenkalkulationsprogramm hatte, dann konnte ich damit berechnen. Heute kann ich damit schon Bilder bearbeiten, und da stellt sich durchaus die Frage: Muss das sein? Müssen wir Software immer dicker machen, dass wir immer mehr Hardware brauchen, leistungsstärkere Hardware brauchen und wir dazu beitragen, dass Hardware schneller ausgetauscht werden muss? Ich fasse mal ganz kurz zusammen. Also wir haben auf der einen Seite haben wir natürlich das Problem, dass Software dazu beiträgt, dass wir sehr viel Energie verbrauchen. Natürlich verbraucht nicht die Software die Energie, sondern immer noch die Hardware. Aber die Software gibt die Befehle, dass die Hardware Energie verbraucht, und die kann ich schlank programmieren. Oder ich kann eben an der Stelle weniger schlank programmieren. Aber Software trägt eben auch dazu bei, dass Hardware vorzeitig in den Ruhestand geschickt wird. Und an der Stelle muss man sagen: Reden wir über seltene Metalle, die zum Teil unter verheerenden gesundheitlichen Situationen gewonnen werden und verarbeitet werden. Das muss man an der Stelle auch immer sagen, sind ja wertvolle Geräte, die wir da in der Hand haben. Software ist auch dafür verantwortlich, dass wir sehr dicke Datenformate zum Teil haben. Also auch das kann man schlanker machen, schlanker übertragen. Und jetzt kann man natürlich fragen: Warum hat Politik dann noch nie reagiert? Politik hat deshalb nicht darauf reagiert, weil es schwieriger ist, Software zu regeln als Hardware. Ich kann viel, viel einfacher eine Mindesteffizienz an Hardware vorschreiben. Das findet auch statt. Ich weiß nicht, wer von Ihnen die EU Eco Design-Richtlinie kennt. Vielleicht mal die Hand heben. kurze Redepause zum Handheben Das ist so das typische Bild, immer so 10 Prozent kennen Sie. Es gibt eine Richtlinie der EU, die unter anderem dafür sorgt, dass die Computer, Notebooks, Monitore, Fernseher und so weiter eine gewisse Energieeffizienz haben müssen. Sonst kommen sie nicht in den europäischen Markt. Und das ist der Grund, weshalb seit 2012 die Rechner, die Computer, die Notebooks immer effizienter geworden sind. Leider findet man das bei Software nicht, weil es schwierig ist. Aber genau das wollen wir machen. Eva, drückst du mal bitte Ich habe hier mal so ein paar Ausschnitte aus den letzten Monaten, die es da so an Skandale gab: Also Update verhindert, dass eine Set-Top- Box in den Ruhemodus geht oder Software verhindert, dass das Smartphone ordentlich schnell ist wie vorher und so weiter. Oder es gibt keine Treiber mehr. Das kennen Sie alles. Das ist der Hintergrund, weshalb wir gesagt haben: Hier müssen wir rein in die Forschung. Wir müssen zusehen, dass wir eine Methode entwickeln, um den Umwelt Impact von Software messen und später auch bewerten zu können, vielleicht auch irgendwann Mindestanforderungen zu setzen. Und das zweite Ziel war, überprüfbare Kriterien zu finden, die wir nutzen können, um Software, umweltfreundliche Software erkennen zu können. Und jetzt würde ich Eva bitten, den Bereich vorzustellen. Also das, was du und dein Team erfunden haben, entwickelt haben, die Methode vorzustellen und ein paar schöne Ergebnisse. Dr. Eva Kern: Genau. Wir forschen am Umwelt Campus Birkenfeld, das ist ein kleiner Standort der Hochschule Trier, seit ungefähr zehn Jahren im Bereich grüne Software. Was genau grüne Software ist, wussten wir natürlich anfangs auch nicht, wissen wir heute auch immer noch nicht im Detail. Wir haben uns aber gesagt: Die Software ist letztendlich, was Marina ja schon ausgeführt hat, der Treiber für die Hardware-Verbräuche und haben das Ganze mal dargestellt, ums fassbarer zu machen, gemeinsam mit der Universität Zürich. Indem wir sagen, die Software hat nicht nur selbst einen Lebenslauf, das heißt, sie wird produziert, entwickelt. Sie wird genutzt und wird dann auch am Ende wieder deinstalliert. Das ist der so genannte Software-Lebenszyklus. Sie hat auch Auswirkungen auf den Lebenszyklus von Hardware. Auch Hardware wird, das wissen wir alle, produziert. Dann wird sie genutzt und am Ende wieder aussortiert. Software selbst beeinflusst hier besonders die Nutzungsphase der Hardware beziehungsweise beansprucht die Ressourcen der Hardware. Und da geht es uns darum zu gucken: Wie können wir das Ganze schlanker machen? Wie können wir die Hardware- Ressourcen-Verbräuche reduzieren? Und was hat das Ganze eigentlich auch mit Umwelt zu tun? Denn Hardware selbst wird produziert, wird genutzt und hat während des ganzen Lebenslaufs, indem die Software auf die Hardware einwirkt, Einflüsse auf die Umwelt. Und diese Umwelteinflüsse wollen wir reduzieren. Das war unsere Forschungsidee, unser Forschungsansatz, um zu gucken: Okay, wo sind denn eigentlich die Umwelteinflüsse und wie entstehen eigentlich auch die Umwelteinflüsse? Wir sind hingegangen und haben das Ganze nicht nur im grafischen Modell gefasst, sondern haben auch gesagt: Wir wollen Kriterien entwickeln, die dafür stehen, ob Software umweltfreundlich ist oder weniger umweltfreundlich und wollen überhaupt mal fassbar machen, was überhaupt Umweltwirkungen von Software sein können. Insbesondere, was da immer wieder auch ins Tragen kommt, ist einerseits der Energieverbrauch, aber eben auch der Hardware-Verbrauch in dem Sinne, sei es, indem Hardware beansprucht wird. Und da haben uns dafür, wie Marina schon angekündigt hat, eine Methode überlegt, wie wir das Ganze greifbar machen wollen, wie wir das erfassbar machen wollen. Die Methode baut sich letztendlich aus drei Schritten auf. Zunächst gehen wir hin und überlegen uns: Wir betrachten ein Produkt, was für Funktionalitäten dient diesem Produkt. Das heißt, was kann das Produkt? Was macht das Produkt? Und wie werden die Produkte häufig genutzt? Aus dem Ganzen bauen wir ein sogenanntes Stanard- Nutzungsszenario. Ich habe gleich auch noch Beispiele dabei, damit das ein bisschen greifbarer ist, um auch was messen zu können. Um was messen zu können, brauchen wir was, was abläuft und das ist unser Standardnutzungsszenario. Das Messen ist, was in Schritt 2 stattfindet, der sogenannte Erfassung. Hier gehen wir hin, zeichnen die Standardnutzungsszenarien auf. Das heißt, wir haben ein Programm, was bestimmte Funktionalitäten ausführt, und währenddessen wird der Energieverbrauch, aber auch die Beanspruchung von den Hardware Ressourcen gemessen, erfasst und aufgezeichnet, damit wir sie dann weiterhin auch auswerten können. Wir haben einerseits die Erfassung der Messungen, andererseits erfassen wir aber auch Daten, die beispielsweise in einem Benutzer-Handbuch, einer Dokumentation, in einem Wiki, wo auch immer gespeichert sind. Da schauen wir rein, um das Produkt, das Software-Produkt zu analysieren. Nach der Erfassung wird das Ganze ausgewertet, um die Indikatoren, die wir uns überlegt haben, als Kriterien, um zu bestimmen, ob eine Software umweltfreundlich ist oder nicht, zu bewerten und um vor allem auch den Nutzenden und den Entwicklerinnen Informationen bereitstellen zu können, wo vielleicht noch Optimierungspotenziale sind, um auch eine Transparenz zu schaffen, um hier auch Aufmerksamkeit zu schaffen und ein Bewusstsein zu schaffen. Wie sieht das Ganze aus? Wir haben beispielsweise Standardnutzungsszenarien überlegt für Textverarbeitungsprogramm, für Browser, für Content Management Systeme und auch für Datenbanken. Die Funktionalitäten, die man hier sieht, sind nichts, ich sage mal Weltbewegendes, ganz klar, weil wir wollen ja auch die Funktionalitäten abbilden, die die Art der Programme typischerweise genutzt werden. Das heißt, wenn ich ein Textverarbeitungsprogramm nutze, bearbeite ich Text. Ich erstelle vielleicht ein Inhaltsverzeichnis. Ich kann die Ansicht anpassen, und nachher kann ich es auch noch speichern und eventuell auch noch ein PDF erzeugen. Das ist so ein Beispiel für ein Standardnutzungsszenario, die wir uns für verschiedene Produktgruppen überlegt haben. Immer vor dem Hinblick: So, was macht ein typischer Anwender? Jetzt keiner, der sich explizit nur mit einer Funktionalität beschäftigt, sondern immer davon ausgegangen, dass wir so einen klassischen Software-Anwender uns angucken wollen. Ein aktuelleres Beispiel, das wir gerade gemessen haben, ist ein Standardnutzungsszenario für Media-Player. Auch hier: Die Funktionalitäten sind nicht weiter überraschend. Wenn ich einen Media- Player benutze, öffne ich ein Video, ich stelle den Vollbild ein, ich scrolle vor und zurück, halte das Ganze mal an, erhöhe die Geschwindigkeit und gehe nachher wieder auf die Standardvideowiedergabe. Am Ende wird das Programm geschlossen. Das Ganze dauert dann, wenn wir es automatisieren, ungefähr achteinhalb Minuten, weil wir als Erfassung auch einfach eine Zeit brauchen, wo wir was abspielen können, wo wir auch erfassen können, um dann Auswertungen machen zu können, um auch zu sehen: Was verursacht hier eigentlich welche Hardware-Ressourcen und was für Energieverbrauch wird verursacht? Das Ergebnis: Moment. Zuerst noch kurz zum Messaufbau: Wie sieht das Ganze aus? Wir haben in Birkenfeld mittlerweile ein kleines Labor aufgebaut, was wir Software-Labor nennen, wo wir einen Work Load Generator haben. Das heißt letztendlich einfach nur einen PC, wo das Nutzungsszenario automatisiert abgespielt wird. Automatisiert deswegen, weil wir statistisch das Ganze auswerten wollen und in der Regel dafür 30 Messungen durchführen, damit wir Messfehler ausschließen auch können. Das Ganze wird abgespielt auf einem sogenannten System Under Test, was letztendlich ein ganz einfacher PC ist, wo die Arbeit stattfindet und wo gemessen wird, was für Energieverbräuche sind. Wir haben ein Standard-Messgerät installiert, das erfasst die Energiedaten. Und wir haben noch eine Einheit installiert, die erfasst, welche Hardware-Ressourcen gerade beansprucht werden. Das Ganze wird zusammengefasst und ausgewertet in einem Energieeffizienz-Report, der dann zur Verfügung gestellt werden kann und allen Anwendern, allen Entwicklern einen Einblick geben kann, was eigentlich die Ressourcen und Energieeffizienz des eigenen Programms ist. Die Auswertung sieht dann beispielsweise so aus, hier ein Media-Player. Wir haben meistens verschiedene Produkte aus gleichen Produktgruppen genutzt. Hier beispielsweise ein Media-Player, wo wir sehen, wenn das Programm gestartet wird, gibt's einen Ausschlag. Auch hier verbraucht der Media-Player viel Energie. Genauso ändert es sich, wenn ich meine Funktionalität ändere. Wenn ich zu einer bestimmten Position gesprungen bin, sehe ich einen Ausschlag. Ich kann das Ganze hier erfassen, weil wir eben die Energiedaten erfassen, aber auch erfassen, was passiert eigentlich wann. Das heißt, wir können die Zeiten gegenüber legen und wissen dann, was passiert. Jetzt hilft uns das eine Beispiel ja nicht so viel, um zu sagen: Okay, da ist ein Unterschied, egal, mit welchem Programm ich es abspiele. Deswegen haben wir einen zweiten Media- Player auch gemessen. Hier einfach nochmal zu zeigen, ganz grob. Der Datenverlauf, der Energieverlauf sieht einfach anders aus. Das war für uns das erste Indiz, überhaupt weiterzumachen. Wir haben verschiedene Programme, das Gleiche abgespielt, um zu sehen: Okay, es kommen andere Ergebnisse raus. Die Ergebnisse haben wir ausgewertet und hier zum Beispiel den Energieverbrauch in Wattstunden einmal erfasst, sodass wir sehen konnten, während der eine Media- Player 0,833 Wattstunden verbraucht hat. In dem Standardnutzungsszenario hat der andere 0,479 Wattstunden verbraucht. Und beide haben das Gleiche getan. Das heißt, das konnten wir einerseits im Energieverbrauch feststellen. Wir konnten aber auch unterschiedliche Prozessauslastungen über den Verlauf feststellen und auch eine unterschiedliche Arbeitsplatzbelegung. Das waren für uns alles Zeichen, dass die gleiche Funktionalität mit verschiedenen Programmen zu unterschiedlichen Ressourcenanforderungen führt. Wir haben nicht nur die Messmethode entwickelt, wir haben auch verschiedene Tools entwickelt, weil wir gesagt haben: Okay, es bringt ja jetzt nichts, wenn wir das Ganze in dem kleinen Labor auswerten können. Die Idee war auch hier zu sagen: Wir stellen Tools bereit, die es ermöglichen, Messdaten auch zu erfassen, die es möglichst vielen Menschen auch ermöglichen, das zu erfassen. Mit der Idee dahinter, dass vielleicht auch irgendwann im Software- Entwicklungsprozess es möglich ist, selber die eigenen Daten zu erfassen, um hier auch Optimierung machen zu können, um schon während der Entwicklung möglichst Energieeffizienz und Ressourceneffizienz im Blick zu haben. Das eine Tool ist unser sogenannter Oscar, eine Messeplattform, wo wir die Daten einfach hochladen, wo eine Statistik dahinter steht, das Ganze in R programmiert, wo die Daten ausgewertet werden, die aus unserem Messsystem rauskommen. Nur kurz als Beispiel, die Details sind hier zu weit. Marina: kurzes Lachen Eva: Aber hier als kurzes Beispiel einfach. Hier werden alle statistischen Daten ausgeliefert, weil wir gesagt haben, wenn schon Messdaten da sind, wollen wir eine Unterstützung bieten, wie die Messdaten ausgewertet werden können. Und wir haben auch ein zweites Tool. Ganz einfach XML aus Excel-Tool kurz geschrieben, das einfach die Daten bereitgestellt werden können In einem XML- format und zur Verfügung gestellt werden können. Das Ganze haben wir nicht nur gemacht für Textverarbeitung, Browser und die Beispiele, die ich vorhin genannt habe. Wir sind immer noch dran. Wir erhöhen sozusagen auch den Pool unserer Softwareprodukte, die wir uns angeguckt haben. Wir haben inzwischen auch Nachhaltigkeitsmanagementsoftware uns angeguckt, auch in Kooperation mit den Firmen, weil wir da gesagt haben: Es ist ja schön, dass das Tool sich dem Thema Nachhaltigkeit nähert. Aber was macht das Tool eigentlich selbst? Das heißt, nicht nur durch das Tool etwas zur Nachhaltigkeit, zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, sondern auch die Software dahinter selbst mal betrachten. Wir gucken gerade noch uns verschiedene Bildbearbeitungsprogramm an. Wir schauen uns Webshops an. Wir gucken uns PDF-Viewer an und so weiter. Das heißt, da sind wir immer noch dran, um die ganze Methode auch zu validieren. Was wir währenddessen aber auch festgestellt haben, dass es insbesondere drei Einflussfaktoren gibt, die die Messergebnisse beeinflussen. Das sind einerseits ganz klar die Auswahl der Software. Das hängt aber auch vom Nutzungsszenario ab und vom Referenzsystem. Was heißt das im Detail? Ganz klar, wir sind ja damit gestartet. Wir gucken uns verschiedene Sachverhalte an, um zu sehen, ob unterschiedliche Energie und Ressourceneffizienz, Ressourcenverbräuche vorhanden sind. Je nachdem, welche Software ich auswähle. Hier nochmal ein anderes Beispiel mit zwei verschiedenen Textverarbeitungsprogramme, die das Gleiche getan haben und hier ganz klar unterschiedliche Verbräuche resultieren. Das Ganze auch noch einmal grafisch dargestellt. Auch hier sehen wir wieder, dass sowohl die Arbeit, die verrichtet wurde, das heißt der Energieverbrauch, aber auch die CPU- Auslastung und die Prozessorauslastung und die RAM-Auslastung hier unterschiedlich waren. Das heißt, hier haben wir uns auch wieder angeguckt: Was hat eigentlich einen Einfluss? Ganz klar, Auswahl der Software hat einen Einfluss. Das zweite Thema ist das Nutzungsszenario. Auch wenn wir uns da gesagt haben, das Ziel ist es typischerweise, Funktionalitäten abzubilden, die üblich genutzt werden, macht es hier natürlich auch einen Unterschied, ob ich beispielsweise etwas im Textverarbeitungsprogramm schreibe oder ob ich einfach nur eine Seite betrachte im Lesemodus, dass auch hier, um unsere Methode sozusagen nochmal kritisch zu hinterfragen und zu sagen: Wo achten wir eigentlich drauf? Wo sind überall Einflüsse möglich? Indem wir uns dessen bewusst sind, hoffen wir einfach, dass da weniger Manipulationsmöglichkeiten vorhanden sind, wenn wir darauf aufmerksam machen. Auch hier wieder die Auswertung. Auch hier ist ganz klar: Das Schreiben verursacht eindeutig mehr Ressourcen und Energieverbräuche, während das Betrachten im Lesemodus wenig verbraucht. Das letzte Thema ist das Thema Referenzsystem. Unser dritter Einflussfaktor, Referenzsystem nennen wir das Programm, wo das Programm abgespielt wird. Das heißt, wir haben einen Computer, den wir ausgewählt haben, unter bestimmten Kriterien und als Referenzsystem bezeichnen. Hier findet die Arbeit statt, das heißt, hier läuft das Programm. Hier findet auch die Erfassung der Energie- und Hardware-Werte statt. Wir haben verschiedene Referenzsystem einfach mal ausprobiert, um zu sehen, welche Einflüsse da vorhanden sind, und kommen auch hier zu einem Ergebnis, je nachdem, welches System ich unterlege, sozusagen welches ich im Messaufbau drin habe, kommen unterschiedliche Werte raus. Auch die Grafiken haben wir wieder ausgewertet. Mit den verschiedenen Referenzsystem und ganz allgemein gefasst kann man hier sagen: Je älter das Referenzsystem ist, desto größer sind die Unterschiede. Und auch das war wieder ein Grund, um zu sagen: Okay, wir wollen eine Methode entwickeln, die möglichst valide ist. Aber woran können wir die Methode eigentlich festmachen? Und das sind insbesondere eben die drei Einflussfaktoren. Wenn wir mal ein Beispiel betrachten: Hier nochmal ein Beispiel zur Textverarbeitung. Auch hier sind wir hingegangen und haben wieder ein Nutzungsszenario uns überlegt, für beide Fälle das Gleiche. Wir haben verschiedene Textverarbeitungsprogramm gemessen, ausgewertet: Woher kommen die Peaks? Woher kommen die Ausschläge? Und haben hier auf dem gleichen Referenzsystem gemessen und unter den gleichen Bedingungen unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Auch wenn das Gleiche gemacht wurde, das gleiche Referenzsystem vorhanden. Das Ganze auch nochmal ausgewertet, um hier die Unterschiede nochmal deutlich zu machen, weil wir da auch ganz oft gefragt werden: Ja, macht es denn überhaupt ein Unterschied? Und sind das denn nicht minimale Zahlen? Ja, es sind minimale Zahlen für den Einzelnen. Aber wenn man sich mal überlegt, allein beim Beispiel der Textverarbeitung, wie viele Textverarbeitungsprogramme länger als zehn Minuten täglich weltweit genutzt werden, glauben wir, dass es auch da einfach eine Ansatzmöglichkeit gibt, weiterzumachen, weiter zu gucken: Woran liegt das? Als nächsten Schritt vielleicht auch zu gucken: Wie können wir anders entwickeln, damit weniger Energie und Hardware verbraucht wird? Und wie können wir da vor allem Transparenz schaffen? Und Transparenz schaffen Ist das Stichwort für uns gewesen, dass wir hingegangen sind und ein Zertifikat entwickelt haben. Was genau dahinter steckt, erzählt jetzt Marina. Marina: Ja, bevor ich das mache, würde ich gerne noch auf diese Folie zurückkommen. Ach, schade eigentlich, die du gezeigt hast. Da kann man nicht sehr schön mal sehen, was Software vielleicht auch... Du bist jetzt genau in die falsche Richtung. An Textverarbeitung haben wir in der Tat relativ lange uns damit beschäftigt, und man konnte, noch eins davor, sehr schön erkennen. Wir haben ja irgendwann aufgehört zu messen. Und man sieht, wir haben danach noch gehorcht. Und wenn Sie jetzt mal da oben sich das angucken, dann sehen Sie: Als erstes muss Ihnen auffallen, dass man hier eine schöne Baseline hat. Für jemanden, der Energiemessung hat, freut es einem, wenn meine Baseline hat, also ein Bereich, wo nach einer Funktion immer wieder zurückgekehrt wird, weil es das Grundrauschen ist. Im Unteren erkennen Sie es nicht. Da denkt man, die Baseline ist oben. Also die zappelt eher immer rum. Und dann schauen Sie sich mal ab dem Zeitpunkt, wo wir zum Schluss gespeichert haben: Da haben die Kollegen mit Absicht noch länger mal beobachtet, und man sieht das bei der oberen Software sehr schön, dass nach dem Speichern Ruhe ist. Bei der da unten nicht, die zappelt noch. Was sie macht, wissen wir nicht. Möglicherweise telefoniert sie irgendwo hin. Aber wir wissen nicht, was sie macht. Das heißt, ein Entwickler kann hierüber sehr, sehr schön erkennen: Was passiert hier eigentlich? Und es gab noch einen Punkt während der Forschung. Das hat euch ein bisschen verwundert. Es gab immer so extrem hohe Peaks. Eva: Mhm. Marina: Und kannst du mal sagen, was ihr herausgefunden hat, was diese Peaks für Ursachen haben? Weißt du es nicht mehr? Das war der blinkende Cursor. Eva: Achso. Marina: Der blinkende Cursor hat, dermaßen viel Strom verbraucht, und man weiß, da ist eine fehlerhafte Bibliothek, die ist mal entwickelt worden zu einer Zeit, wo die Prozessoren langsamer sind. Jetzt haben wir schnellere Prozessoren, die Bibliothek ist nicht ausgewechselt worden. Und genau das ist unser Anliegen. Wir möchten a) darauf aufmerksam machen, Leute, die hier in dem Raum seid, die Software programmiert. Diese Tools sind kostenlos. Schaut sie euch an, nehmt euch die Zeit, auch einfach effizienter zu programmieren und zu gucken: Welche Bibliotheken sind vielleicht gar nicht so günstig? Vielleicht gibts dann ein Äquivalent, was an der Stelle viel besser ist. So, jetzt komme ich aber wirklich zu dem Teil. Ich möchte Ihnen gerne den Blauen Engel vorstellen. Eva hat ja gerade gesagt, wir haben ja doch ein Jahr gebraucht, aber eben nicht so lange wie eigentlich gedacht, weil das Forschungsvorhaben hat uns hier wirklich eine sehr gute Basis geliefert. Ziel dieses Blauen Engels war es und ist es auch, dass wir auf der einen Seite Software auszeichnen wollen, die sehr effizient mit Hardware umgeht, also möglichst Hardware weniger nutzt, sodass auch alte Technik noch eine Chance hat, dass die Software drauf läuft, dass der Energieverbrauch möglichst gering ist. zu Eva Du kannst ruhig eins weiter machen. zum Publikum Der Energieverbrauch möglichst gering ist. Das sind so die Ziele, die wir hier an der Stelle hatten. Der Blaue Engel, den kennen Sie sicherlich alle. Wenn Sie mal im Baumarkt waren und Wandfarbe gekauft haben, dann finden Sie den Blauen Engel, und auch wenn sie Toilettenpapier kaufen. Ganz wenige wissen, dass es auch Blaue Engel für IKT- Produkte gibt. Es gibt für Computer Blauer Engel. Demnächst wird es auch für Server- und Speichertechnik Blauen Engel geben, und es gibt auch einen Blauen Engel für Rechenzentren. Und ab nächstem Jahr auch ganz neu wird es den Blauen Engel für Software geben. Und der Blaue Engel will an der Stelle keinen Standard setzen, sondern wir wollen die Besten der Besten auszeichnen. Das heißt, die Anforderungen, die müssen an der Stelle schon ambitioniert sein, und das war genau die Schwierigkeit, die wir ein Stück weit hatten. Denn ambitionierte Anforderungen zu setzen kann man schnell, aber wie kann man das überprüfen? Und das war die große Herausforderung, der wir uns gestellt haben und es ist uns gelungen. Wir haben eine ganze Reihe von Indikatoren gefunden, über die wir Software beurteilen können, und eine Reihe davon konnten wir hier für den Blauen Engel nutzen. Ich möchte, bevor ich die Kriterien zeige, Ihnen kurz erklären, wie das Prozedere vom Blauen Engel ist. Wir als Umweltbundesamt sind natürlich die Institution, die die Kriterien entwickelt, in der Regel immer begleitet durch Forschung. Das war auch in diesem Fall so. Als nächstes ist es so, dass wir dann diese Kriterien der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, in dem Sinne, dass wir einladen zu einem Gespräch. Das ist die sogenannte Expertenrunde. Da kann jeder, der möchte, teilnehmen. Aber wir laden natürlich ein. Wir laden Betroffene, sogenannte Betroffene ein. Also Software-Hersteller haben wir eingeladen. Wir haben Verbände eingeladen. Die Leute vom Open-Source waren mit bei, und gemeinsam haben wir dann die Kriterien diskutiert und vor allen Dingen eben auch unsere Mindestanforderung diskutiert. Schlussendlich ist nachher die Jury Umweltzeichen, die zusammengesetzt ist aus dem gesellschaftlichen Leben in Deutschland. Da ist Kirche vertreten, da ist auch BDI vertreten sind. Da sind auch Umweltverbände vertreten, deutsche Städtetag und so weiter und so fort. Und die entscheiden schlussendlich, ob dieser Blaue Engel auf den Markt kommt oder nicht. Und im Dezember konnte ich erfolgreich die Jury davon überzeugen, dass unsere Kriterien sinnvoll sind und dass wir uns wagen können, den Blauen Engel für Software zu veröffentlichen. Und jetzt werde ich Ihnen erklären, was von Inhalt ist. Ich hatte vorhin schon gesagt, das Thema Ressourceneffizienz ist uns sehr wichtig und hinsichtlich der Energieeffizienz und der Hardware- Inanspruchnahme. Uns ist in der Tat auch das Thema der Nutzungsdauer sehr wichtig, hatte ich eingangs schon gesagt. Es kann nicht sein, dass funktionstüchtige IT schon in den Ruhestand gehen müssen, obwohl es eigentlich möglich wäre, wenn die Software schlanker wäre. Und schlussendlich möchten wir aber auch, dass der Nutzer ein Stück weit selber entscheidet, welche Module er installiert, dass er auch möglichst in der Lage ist, ein anderes Software-Produkt zu wählen, also nicht ewig und drei Tage an diese Software gebunden ist. Das bedeutet offene Standards erwarten wir an der Stelle. Und was wir auch wollen, ist, dass eine Software komplett deinstalliert werden kann. Das hört sich immer so trivial an, aber Sie wissen, so trivial ist es leider nicht. Ich habe Ihnen jetzt mal die einzelnen Kriterien mitgebracht. Da werde ich jetzt nicht komplett durchgehen. Das ist alles veröffentlicht, das können Sie nachlesen. Ich möchte nur einige herausgreifen. Wir erwarten, dass gemessen wird in der gesamten Zeit. Der Zeichen- Nutzungsvertrag geht bis zum 31.12.22. Und in der Zeit erwarten wir nicht nur am Anfang, dass gemessen wird und man uns das Messprotokoll zur Verfügung stellt, sondern wir erwarten, dass die Software über diese Zeit schlanker wird. Das heißt weniger Energie verbrauchen. Und wir erwarten, dass bei Updates die Software eben nicht dazu führt, dass Energie mehr verbraucht wird. Das Thema der Hardware- Nutzungsdauer haben wir adressiert über die Referenzsystem, die Eva schon mal kurz vorgestellt hat. Es gibt eine Liste an Referenzsystemen. Und jemand, der den Blauen Engel hat, muss beweisen, dass seine Software auf mindestens fünf Jahre alten Referenzsystem lauffähig ist. Applaus Marina: lacht Eva: Machst du weiter? Marina: Transparenz ist uns sehr wichtig, hatte ich schon gesagt. Transparenz, was die Daten-Formate angeht, was die Schnittstellen angeht. Wir erwarten, dass ein Nutzer in der Lage ist, mit anderen Software-Produkten zu kommunizieren, wenn die Software so ausgelegt ist. Wir möchten eine möglichst modulare Software, das heißt, der Nutzer entscheidet, ob er bei Excel jetzt unbedingt noch eine Bildbearbeitung dazu installiert haben möchte. Also auch er soll die Autonomie haben, das Ganze auch schlank zu halten. Wir möchten Software nicht mit Werbung, also unnötige Daten, die übers Netz verteilt werden möchten wir nicht. An der Stelle wird es keine Software geben, die Werbung produziert. Jetzt Habe ich schon erzählt, dass wir das überprüfen, schlußendlich. Da gibt's dann eben diese Abschlussevaluation, wo man beweisen muss, dass man in der Zeit besser geworden ist, welche Maßnahmen man ergriffen hat, um besser zu werden, muss dann dokumentiert werden. Marina: Und jetzt kommt doch nochmal so ein bisschen - Ja, Essig in den Wein würde ich jetzt nicht sagen - aber das ist ein Punkt da waren wir alle nicht so ganz glücklich, dass wir uns im ersten Schritt sehr beschränken mussten, welche Software- Produkte wir auszeichnen können. Derzeit beschränken wir uns auf Desktop Software- Produkte, sehr wohl wissend, dass die meisten eigentlich im Netz stattfinden. Aber wir hatten die Wahl, entweder mit den Kriterien sehr beliebig zu werden und viele vielleicht auch nicht überprüfen zu können, oder anspruchsvolle Kriterien, die wir mit dem, was wir derzeit haben, auch wirklich fordern können. Aber ich kann jetzt schon versprechen wir machen weiter. Wir werden nicht warten, bis die Laufzeit von diesem Forschungsfonds, von diesem Blauen Engel, fertig ist, sondern wir werden derzeit versuchen, den Geltungsbereich zu erweitern. Auch noch vielleicht für den einen und den Anderen eine bittere Pille. Es wird keinen blauen Engel für Ballerspiele geben. Wir werden für Spiele durchaus auszeichnen. Das ist keine Frage, aber keine Spiele, die Gewalt verherrlichen. Die sollen keinen blauen Engel haben. Und jetzt hatte ich versprochen, dass ich kurz darauf eingehe: Was machen wir weiter? In der Tat. Zu Eva Machst du mal weiter? Marina: In der Tat werden wir versuchen, Mindestanforderungen an die Effizienz zu stellen. Das haben wir derzeit nicht. Wir messen und versuchen, über diese Messung Kenntnisse zu gewinnen, ob es uns gelingt, eine Mindestanforderung an der Stelle zu stellen. Den Geltungsbereich hatte ich gesagt, den wollen wir erweitern. Wir möchten mehr Standard-Nutzungsszenarien erarbeiten, die wir dann zur Verfügung stellen. Die Idee ist auch, Prüflabore zu initiieren. Wir selber werden kein Prüflabor aufbauen. Aber wir möchten Leute ermuntern, ein Prüflabor zu installieren, damit diejenigen, die den Blauen Engel erwerben wollen, sich an ein zertifiziertes Prüflabor wenden können, der dann die Messungen durchführt. Das zum Thema Blauer Engel und Software, was Eva und ihr Team mit uns gemeinsam an der Stelle geforscht hat. Aber das Umweltbundesamt macht weiter in dem Bereich weil es ein wirklich sehr, sehr wichtiger Bereich ist. Und es gibt neben dem Thema Energieverschwendung noch ein Thema, was mir schon seit Jahren auf der Seele brennt, da bin ich schon in 2000 unterwegs gewesen. Die Kombination oder die Abhängigkeit von Soft- und Hardware, also das Software bestimmt wie der Hardware Austausch-Rhythmus ist, ist in der IT, finde ich, schon schwierig. Jetzt haben wir die Situation, dass immer mehr Haushaltsgeräte Software haben. Und wenn wir da eine ähnliche Entwicklung haben, das heißt eigentlich langlebige Produkte, plötzlich kurzlebig werden, weil ein Sicherheits-Updates nicht mehr zur Verfügung gestellt werden kann oder weil eine Software nicht repariert werden kann, oder... Diese Themen wollen wir in ein Forschungsvorhaben, das ich in diesem Jahr in Auftrag gegeben habe, bearbeiten. Und ich guck mal, ich hab vorhin schon einige von dem Forschungsteam gesehen. Vielleicht steht ihr einfach mal auf und winkt. Alle, die die Fragen haben, richten sich bitte an die Kollegen, die mit uns gemeinsam das Thema bearbeiten wollen. Und wir wollen an der Stelle nicht nur wissen, dass es ein Problem ist. Das wissen wir. Sondern was wir wollen, ist, möglichst Kriterien für ein Gesetzgeber zu geben. Dass wir auf EU- Ebene bei der Ökodesign-Richtlinie eben nicht nur das Thema Hardware adressieren, sondern hier, wenn Hardware da ist, auch ganz klare Mindestanforderungen an Software stellen. Das wird das Ziel dieses Forschungsvorhaben sein. So, das war's. Wir geben Ihnen jetzt die Möglichkeit, noch Fragen zu stellen. Aber erstmal herzlichen Dank für den doch lange Geduld, die Sie haben, und Ihre Aufmerksamkeit. Applaus Herald: Vielen herzlichen Dank für diesen super spannenden Talk, wir haben tatsächlich noch ziemlich viel Zeit für Fragen. Das heißt, alle, die Fragen haben, können sich gerne an den Mikrofonen anstellen. Alle, die früher gehen wollen, benutzen bitte nur die linke und die mittlere Tür, aber nicht den Tunnel, durch den sie reingekommen sind. Also Tendenziell eher links halten, wenn ihr rausgeht. Dann fangen wir zunächst an mit einer Frage aus dem Internet, bitteschön? Frage: Ja, und zwar fragt ein Nutzer, ob ihr euch angeschaut habt, wie sich der Energieverbrauch ändert, wenn man die ganze Überwachung, die in modernen Betriebssystemen eingebaut ist, mit einbezieht. Also zum Beispiel bei Windows 10. Da sind ja sehr viele Tracking Mechanismen. Antwort Marina: Wir haben uns das Betriebssystem nicht angeschaut, was wir gemacht haben, ist, dass wir natürlich gemessen haben, um an der Stelle eine Basis zu haben, die wir dann nachher das Delta bei der Messung abziehen können. Aber das Betriebssystem selber haben wir nicht gemessen. Herald: Gut, da machen wir mal weiter mit Mikrofon Nummer eins, bitteschön. Frage: Vielen Dank für den tollen Vortrag. Ich finde das super interessant. Ich versuche dankbar zu sagen und nicht zu meckern, aber meines also eigentlich es ist alles konsistent. Aber es greift natürlich schon deutlich zu kurz. Das haben Sie ja angemerkt, dass unglaublich viel von dem Energieverbrauch passiert, sozusagen in der Cloud. Und ich glaube auch nicht, auch wenn ich schon dafür bin, dass wir mehr auf unseren eigenen Rechner machen sollten. Von daher würde mich interessieren, was Sie so planen, dass stärker auch in den Cloud Systemen mal zu schauen. Was ist Energieeffizienz, wenn es virtuelle Maschinen oder Container angeht, beispielsweise? Wie ist der Energieverbrauch von Streaming? Und vor allem was sind lohnende Ziele für den um Energieverbrauch einzusparen. Das heißt sind eigentlich noch private Rechner, die ja wo immer stärker, sag ich mal, dieser normale Desktop-PC auf dem Rückzug ist und eher so Mobil-Devices die ja eigentlich sehr energieeffizient sind, auf dem Vormarsch sind, aber immer mehr auf die Rechenzentren geht. Also werden Sie das dann als nächstes sozusagen anvisieren? Weil ich glaube, das lässt sich auch viel besser regulieren. Denn wenn man sich so aus dem Daten. Herald: Kurze Faustregel: Kurze Fragen sind gute Fragen. Lachen Herald: Also, da waren ja schon ein paar Fragen drin. Marina: Das war aber eine sehr gute Frage, weil in der Tat, wir werden genau in dem Bereich weitermachen. Ich habe weitere Forschung im Bereich der Rechenzentren. Da haben wir auch Indikatoren entwickelt, wie wir die Energie und Ressourceneffizienz in Rechenzentren untersuchen können, in denen Themen und auch mit den Verantwortlichen bin ich in der Diskussion. Aber ich gebe ihnen recht. Wir werden es nicht schaffen, als Umweltbundesamt sämtliche Produkte zu messen. Was wir machen wollen, ist wesentlich mehr im Bereich Blauer Engel aufmerksam zu machen, dass es andere Softwareprodukte gibt, die durchaus besser sind. Was wir aber wollen, ist, dass wir eine Diskussion, eine Debatte anregen. Und ich würde mich freuen, wenn die Intelligenz, die in der IT ist, genutzt wird, um die IT effizienter zu machen. Die Möglichkeit gibt es. Wir sind weit entfernt von effizienten Geräten, auch wenn Leute und sie auch andere Wissenschaftler hören, die sagen: In Deutschland gibt es die energieeffizientes Rechenzentren. Hören Sie da nicht hin. Das stimmt nicht. Wir haben gemessen, und wir wissen, dass die Rechenzentren CPU Auslastung von knapp 15 Prozent sind. Das werden wir uns auf Dauer nicht leisten können wenn wir Digitalisierung wollen. Von daher müssen wir an allen Stellen an der Stelle agieren. Aber was ich durchaus vorhabe, ist, dass wir gemeinsam mit Professoren aus anderen Universitäten, die das Thema auch spannend finden, Curriculum entwickeln wollen. Wir möchten an der Stelle Professoren zu ermuntern, zu sagen, was hier an Wissen ist, bitte gebt es weiter. Dass die späteren oder die Entwickler, die auf dem Markt kommen, auch Tools und die richtige Kenntnis an der Stelle haben. Wir hören nicht auf, wir sind am Anfang. Das ist mir schon durchaus bewusst. Herald: Wir sind auch am Anfang der Fragenden. Wir haben noch reichlich Zeit für Fragen. Also haltet bitte durch an den Mikrophonen und haltet euch auch daran, nicht nur das die Fragen kurz sind, sondern dass ihr auch möglichst nah an die Mikrofone herangeht, dass es alle gut verstehen. Wir machen nochmal weiter mit einer weiteren Frage aus dem Internet. Frage: Ja, und die geht in die Richtung der Betriebssysteme. Ihr hattet ja schon gesagt, dass ihr euch nicht angeguckt habt. Aber habt ihr überlegt, in Zukunft das mal zu machen, weil wahrscheinlich dieselbe Textverarbeitung Software unter Windows oder Linux einen anderen Energieverbrauch hat? Marina: Also, ich gehe mal davon aus, dass wir wollen uns jetzt demnächst mit diesen Themen beschäftigen, dass wir sicherlich an der Stelle auch das untersuchen. Es wird aber erstmal keinen blauen Engel für Betriebssystem geben, da gibt es einfach zu wenige. Und wenn wir diese Arbeit machen und ein Blauer Engel bedeutet wirklich viel Arbeit, dann kommt garantiert die Frage der Jury: Gibt es dann auch genügend Zeichennehmer? Wir werden es untersuchen, aber in einem anderen Rahmen. Das wird dann sicherlich auch dann Bestandteil des Forschungsvorhaben sein. Eva: Genau, und was wir schon betrachtet haben, sind auch Programme auf verschiedenen Betriebssystemen. Da haben wir aber da sind wir einfach noch nicht so weit, dass wir da Aussagen treffen können. Uns ist aber bewusst, dass unterschiedliche Programme auf unterschiedlichen Betriebssystemen unterschiedliche Verbräuche verursachen. Da stecken im Moment auch noch in der Referenzsystem Findung, sind aber auch dabei. Herald: Wobei bei der Bits- und Bäume letztes Jahr ich einen Vortrag gehört habe. Und ein bisschen schockiert war zu hören, dass freie Software nicht automatisch den besseren Energieverbrauch hat. Das war für mich ein großer Lernmoment. Wir machen weiter mit Mikrofon Nummer zwei. Frage: Vor 25 Jahren hat Niklaus Wirth aus Zürich einen Artikel geschrieben: Die Software Explosion. Den hat leider der Springer-Verlag unter Verschluss. Aber das Englische "A plea for lean software" im Folgejahr ist im Internet auffindbar, das ist also gar kein neues Problem. Das exponentielle Wachstum ist ja ewig schon da. Die Frage ist das, kann das Kriterium Blauer Engel in die öffentliche Beschaffung hinein einwirken? Kann das in Gemeinwohl-Ökonomie Bilanzen zum Beispiel einwirken? Und wie sieht's mit dem Digital Pakt aus, der fünf Milliarden für Geräte und Hardware Beschaffung über die Schulen des Landes auskippt, derzeit. Wo ziemlich ohne Sinn und Verstand einfach eingekauft wird? Könnte da Regulierung greifen aus einer Bundesbehörde für Bundesmittel? Das wär schön. Seid ihr da in Kontakt? Marina: Wir sind eine wissenschaftliche Behörde. lacht Aber was wir durchaus schaffen, ist, dass wir in Politik an der Stelle wirken können mit unseren Ergebnissen. Und das ist uns unter anderem gelungen, dass wir in der Bundesverwaltung sichergestellt haben, dass die Kriterien des Blauen Engels bei Beschaffungen angewendet werden müssen. Punkt. Das ist erstmal nur in der Bundesverwaltung, aber im nächsten Jahr ja noch nächstes Jahr, noch nicht dieses Jahr. Im nächsten Jahr werden wir diese Diskussion mit den Ländern führen. Da bin ich auch eingeladen, zusammen mit den Ländervertretern darüber zu diskutieren. Und das wird ein Ziel sein. Der Druck nimmt zu. Das freut uns sehr. Auf Landesebene und auf Bundesebene können wir im Bereich der Beschaffung einiges bewirken, ja. Aber an der Stelle muss ich dazusagen, dass wir in der Bundesverwaltung schon seit 2008 eine Green IT Initiative haben. Wir haben es geschafft, den Energieverbrauch um 40 Prozent zu reduzieren. Jedes Mal schaue ich immer in Verbände-Augen und sagen Seid ihr dazu nicht auch in der Lage, außer zu behaupten und nicht zu belegen, dass ihr die Besten der Welt seid in dem Bereich? Also da ist noch viel zu tun. Da, wo wir uns einmischen können, tun wir es sehr, sehr gerne und bisher in vielen Bereichen, auch EU-Ebene, durchaus erfolgreich. Herald: Ich kann auch ergänzen, weil ich für eine Bundestagsabgeordnete arbeite. Was den Digital Pakt angeht, ist das Tragische, das für die erste Runde das ganze Geld schon verplant ist. Also das müsste eher für weiter in die Zukunft geplant werden. Jetzt zunächst eine Frage von Mikrofon Nummer 6. Frage: Soweit ich es verstanden habe, konzentrieren Sie sich vor allem darauf, wie effizient die Software ist. Aber Effizienz heißt ja nicht, dass am Ende weniger Energie verbraucht wird. Sie haben ja uber Videoplayer geredet. Kann man ja auch sagen: "Okay, jetzt haben wir ein effizienter Videoplayer, jetzt können wir die Auflösung verdoppeln." Und dann kommt diese Frage Rebound-Effekt und so. Das hat mich jetzt ein bisschen gewundert, dass es überhaupt nicht in Ihrem Vortrag vorkam. Berücksichtigen Sie das irgendwie, weil also ich meine Computer sind um ums Vielfache effizienter geworden in den letzten 20 Jahren. Und trotzdem brauchen wir mehr Strom. Marina: Wir haben keine Kriterien gefunden, um den Rebound Effekt zu greifen. Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Wir haben einfach die Situation, dass in dem Moment, wo etwas einfacher wird, wir den Rebound Effekt haben. Man muss nicht mehr ein Video ausleihen und irgendwo hinfahren, sondern ich kann einen Vertrag machen und kann, wenn ich will, den ganzen Tag Videos anschauen. Das heißt, die Vereinfachung führt bisher immer dazu, dass wir diesen dramatischen Rebound Effekt haben, der dann zu diesem hohen Energieverbrauch führt. Das Einzige, was wir an der Stelle geschafft haben, zu erfassen, ist, dass wir die Lebensdauer der Produkte möglichst lange zu halten, dass wir sagen, dass die Software mindestens auf fünf Jahre alte Rechner noch lauffähig ist. Das ist momentan der erste Punkt, aber sie sind gerne eingeladen, wenn Sie Ideen haben, mit uns mitzuwirken. Wir können nicht alles wissen, und wir haben als wir, ich glaube 2012 oder 2013, als ich zum ersten Mal mit dem Thema in die Fachwelt kam und ein Fachgespräch initiiert habe. Da saßen drei Leute. Wir hatten am Anfang richtig Schwierigkeiten, Forscher zu finden, Interessierte zu finden. Das hat sich Gott sei Dank geändert. Denn bei der Anhörung vom Blauen Engel habe ich noch nie so viele Menschen in dem Raum gesehen. In der Regel ist das immer so eine Gemeinschaft, die sich kennt. Aber zum ersten Mal habe ich auch neue Gesichter gesehen. Also ich glaube, das Thema braucht Zeit, und vielleicht brauchen wir auch noch mal andere Kriterien, aber wir hören ja nicht auf. Gerne wäre jemand, der eine tolle Idee, der meldet sich bei mir. Adresse, glaube ich, haben wir nachher. Eva: Was wir auch drin haben, ist der Energieverbrauch über die Zeit. Das heißt, wir sagen ja, während du den Blauen Engel trägst, darfst du nicht mehr als zehn Prozent haben, zehn Prozent des Energieverbrauchs erhöhen. Da gucken wir auch. Also die, die den Blauen Engel haben, sind aufgefordert. Das hat Marina ja vor einem Vortrag auch gesagt. Ständig zu messen, immer wieder zu überprüfen, egal, welche Anderungen das Programm hat, welches Update, welche Auflösung, was auch immer. Da immer nachzuweisen, dass der Energieverbrauch nicht höher als 10 Prozent steigt und da auch immer zu begründen, warum er steigt. Marina: Ich habe auch nicht alle Kriterien vorgestellt. Es gibt noch ein wichtiges Kriterium. Das ist unter anderem der Grund gewesen, weil ich gesagt habe "Jetzt ist Schluss mit lustig." Wir haben auf der EU regeln können, das Power Management aktiv geschaltet werden muss bei Computer, die ausgeliefert werden. Es gibt Software, die das verhindert, dass ein Computer im Power Management fährt. Und diese Software nimmt zu. Immer mehr Softwareprodukte, die ihre Dokumente im Netz haben, erwarten, dass der Computer ständig an ist. Ansonsten verliert er sein Gedächtnis. Ich bin Software-Entwickler, Sie auch. Und Sie wissen, wir müssen einfach nochmal nachdenken, ob das so eine kluge Idee ist oder ob es nicht besser hinkriegen, dass ein Computer in der Lage ist, in den Niedrigenergie-Modus zu verfallen. Herald: Vielen Dank für das leidenschaftliche Plädoyer. Wir schieben nochmal eine Frage aus dem Internet dazwischen. Frage: Hat Open-Source-Software eine Möglichkeit, den Blauen Engel zu bekommen, wenn keine juristische Person oder Firma dahinter steht? Marina: Ja, auf jeden Fall. Das haben wir schon geklärt. Das ist möglich. Wir haben auch Juristen bei uns, die prüfen das natürlich. An der Stelle muss ich immer sagen: Wir haben ja auch mit den Kollegen vom Open-Source stehen wir auch im engen Kontakt. Wenn alle anderen Kriterien erreicht werden sehr, sehr gerne. Herald: Wir machen aber weiter mit Mikrofon 1. Frage: Zu dem Energiemesslabor hätte ich nur eine Frage, weil wir an der Fachgruppe an der Uni auch so ein kleines bauen. Wir beschäftigen uns aber mit konfigurierbaren Softwaresystemen und versuchen, das zu verstehen, wie Konfiguration den Energieverbrauch beeinflusst. Und ihr habt jetzt gesagt, ihr habt bei der Energiemessung gewisse Faktoren konstant gehalten wie das Nutzungsszenario, andere abgedeckt wie verschiedene Rechner, auf denen ihr messt. Und habt ihr dabei auch schon mal die Konfigurationen betrachtet? Denn wir haben festgestellt Es gibt zum Faktor 100 bei Datenbankmanagementsystem zum Beispiel, wo das schwanken kann, je nach Konfiguration. Eva: Haben wir noch nicht näher betrachtet, ist uns aber bewusst, dass es Anderungen hat. Das ist einer der Einflussfaktoren, die wir noch nicht näher untersucht haben, deswegen ist es halt spannend, dass ihr das macht. Ich würde mich gerne nachher noch mit euch unterhalten. Herald: Wahrscheinlich gibt's sowieso viele Leute, die noch Nachfragen haben, falls wir nicht fertig werden, alle Fragen zu beantworten. Mikrofon Nr. 2 nochmal. Frage: Mal abgesehen von der Beschaffung in öffentlichen Einrichtungen gibt es für die Hersteller und die Verbraucher beim Blauen Engel für Software denn irgendwie noch andere Anreize? Marina: Also schwer. Natürlich kann der Konsument erkennen, ob er ein Softwareprodukt einkauft mit dem blauen Engel, denn dieses Label ist ja oben drauf, also jeder kann das entsprechend für seine Werbung nutzen. Aber Anreize wie in vielen anderen "Blauer Engel"-Produkten ist es so, dass der jenige schon sehr bewusst sich dem ist, dass es ein Problem ist. Mehr konnen wir an der Stelle nicht machen. Herald: Mikrofon Nummer 1 nochmal. Fragen: Ich wollte nochmal zurück kommen auf Desktoprechner versus Rechenzentren. Gibt es da irgendwie eine Abschatzung, wie sich da der Energieverbrauch verteilt? Marina: Also Desktop gegenüber ... Ich habe eine Auswertung im Kopf, weiß ich aber jetzt nicht so ganz genau, da war es durchaus so, dass ungefähr, glaube ich, die Hälfte sind Cloud-Anwendungen, wenn mich nicht alles täuscht, aber legen Sie mich jetzt nicht fest. Also wir haben noch sehr, sehr viele Desktop-Anwendungen. Was jeder jetzt so im Kopf hat, ist Word, ist Excel und so weiter, aber ich rede von den diversen Software-Produkten, die in Verwaltungen immer noch entwickelt werden und das sind in der Tat immer noch sehr haufig Desktop-Anwendungen. Und ich rede auch wirklich von vielleicht kleineren Tools. Das ist auch gerade im Bereich der Ökobilanzierer, da gibt es etliche Tools, die laufen auf Desktop. Da gibt es schon eine ganze Reihe, ich hab das im Vorfeld mir angeschaut, denn das muss ich bei der Jury aufzeigen, dass wir hier auch einen Markt bedienen, der war jetzt nicht so schlecht. Fragen: Also die Größenordnung ist ungefahr ähnlich? Marina: Ich glaube ja. Herald: Eine weitere Frage aus dem Internet. Frage: Ja, und die Frage geht dahin, ob ihr eure eigene Software auch zertifiziert habt. Eva: Konnten wir insofern noch nicht machen, weil es den Blauen Engel ja im Moment noch nicht auf dem Markt gibt, aber ist auf jeden Fall ein Ziel. Also es ist am 11. Dezember entschieden worden, dass es den Blauen Engel gibt und und bisher ist er noch nicht veröffentlicht, Anfang des Jahres gucken wir dann auch, dass wir unsere Arbeit... Marina: Aber es ist Open-Source. Eva: Es ist Open-Source, ja. Herald: Sehr gut, dafür gibt es auch schon Punkte. Mikrofon Nummer 2. Audio fehlt Eva: ...die auch selbst bei uns im Umfeld sehr viel benutzt wird und auch da wird geguckt, wie wird sie denn benutzt? Tatsächlich können wir es nicht ganz ausschließen, weil wir nicht weltweit erfassen. Also wir haben geguckt, ob es Statistiken dazu gibt, wie typischerweise Softwareprodukte genutzt werden. Funktionalitäten oder sonst was haben wir nicht gefunden. Das Ganze, es gab auch mal die Idee zu erfassen, wie denn in der Hochschule verschiedene Produkte erfasst, benutzt werden. Das geht aber dann sehr kritisch in Richtung Datenschutz, wer wie arbeitet und deswegen haben wir davon auch die Finger gelassen. Wir können es nicht ausschließen, dass es nicht die typischen Funktionalitäten sind, sind aber bemüht, weil es im Moment noch klassische Produkte sind, sage ich mal, dass die typischen Funktionalitaten abgedeckt sind. Im Open-Source Bereich haben wir tatsächlich einfach Kontakt gehabt mit den Herstellern, den EntwicklerInnen und da auch gemeinsam entwickelt. Genau so mit den Firmen, wo wir zusammengearbeitet haben. Auch da haben wir geguckt, welche Produkte werden denn wie benutzt? Und wo sind zum Beispiel die häufigsten Nutzeranfragen da gewesen? Herald: Super, vielen Dank, Mikrofon Nummer 6. Frage: Ja, wir haben in Deutschland ja so eine gute Tradition von Schummel-Software auf Prüfständen. Wie verhindert man denn in diesem Fall, dass die Software sich da anders verhält oder man auch falsche Anreize gesetzt hat, um zum Beispiel damit die Software über fünf Jahre einsetzbar ist, immer mehr in die Cloud auslagert, damit einfach auf dem lokalen Desktop weniger Energie verbraucht wird. Aber über das Netz und externe Ressourcen verbrauche ich im Endeffekt mehr, kriege aber den Blauen Engel, weil ich lokal gut aussehe. Marina: Deswegen wollten wir im ersten Schritt erst mal grundsätzlich nur Software auszeichnen, die lokal läuft. Aus genau diesem Grund, dass wir noch kein Nutzungsszenario für das Rechenzentrum haben und man dann durchaus die überwiegende Rechenleistung in einer Cloud hat und dann sieht man lokal super aus, haben wir gesagt, im ersten Schritt zeichnen wir grundsätzlich Software aus, die die Ressourcen des Computers vor Ort nutzen. Herald: Ich ... Frage: Wie stellt man sicher, dass es keine Verhaltensänderung gibt, weil man eben auf diesem bekannten Prüfstand ist? Marina: Also, einen Prüfstand gibt's ja in dem Sinne nicht, sondern wir lassen an Laboren bisher prüfen, die wir kennen. Und wir prüfen auch nach. Es wird Auditoren geben, die diese Werte, die man uns dann vorlegt, prüft. Denn wir müssen ja auch prüfen, ob es stimmt, dass die Software auch auf ein fünf Jahre altes Referenzsystem läuft, was wir da vorgegeben haben. Das heißt, hier wird es Personen geben, die das überprüfen. Das Verfahren ist gar nicht so unüblich. Das haben wir im Bereich der Rechenzentren auch. Gibt ja einen Blauen Engel für Rechenzentren. Und da kann man ja auch alles Mögliche erzählen. Und deswegen gibt's Auditoren, die durch Zahlen, die ihnen vorliegen, und die Glaubwürdigkeit abschätzen und Nachfragen an der Stelle machen. Ich muss ganz ehrlich sagen, der Blaue Engel, den gibt es 41 Jahre. Wir haben vergangenes Jahr 40 Jahre gefeiert. Und mit dem Blauen Engel gab es noch keine Skandale. Das hat auch wirklich, glaube ich, unter anderem ein Grund, dass wir so gut sind. Aber der andere Grund ist, diejenigen, die ernsthaft sich auszeichnen lassen, die wollen beweisen, dass sie gut sind. Und das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man sagt: Ihr wart gar nicht so gut. Weil die Konkurrenz schaut. Die kriegen in der Regel als erstes mit, wenn da irgendwo was nicht stimmt. Das habe ich beim Rechenzentrum gemerkt, dass ein Konkurrent dachte, das stimmt doch den und den angeschwärzt hat. Er lag aber falsch. Aber das trägt das Ganze auch ein Stück weit, dass wir in der Regel Unternehmen, die diesen schmerzhaften Prozess, denn es ist ein Prozess, und da braucht man viel Zeit, zum Teil auch Geld, was man in die Hand nimmt, wenn man da betrügerisch unterwegs ist. Hab ich bisher noch nicht festgestellt. Herald: Und apropos Zeit: Wir sind leider am Ende der Zeit. Ich sehe und spüre, dass hier noch sehr viel Redebedarf ist. Es ist ja auch ein spannendes Thema, aber bestimmt gibt es die Möglichkeit, die Speakerinnen entweder jetzt danach oder später vielleicht nochmal zu erwischen. Ich glaube, die eine Speakerin muss weg und hat jetzt Verpflichtungen aber kriegt bestimmt noch andere Gelegenheiten, noch Fragen zu stellen. Vielen Dank nochmal für die ganzen Fragen, die ihr jetzt schon gestellt habt. Und ganz, ganz vielen Dank nochmal für den tollen Talk, nochmal einen ganz herzlichen Applaus. Danke, dass ihr alle da wart. Applaus Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!