Für sehr lange Zeit
beschäftigten mich zwei Mysterien.
Ich verstand sie nicht
und ehrlich gesagt hatte ich Angst,
mich ihrer anzunehmen.
Das erste Mysterium:
ich bin 40 Jahre alt,
und mein ganzes Leben lang
nahm jedes Jahr die Zahl
schwerer Depressionen und Ängste zu.
In den USA, in Großbritannien,
und in der ganzen westlichen Welt.
Ich wollte verstehen, warum.
Warum geschieht das mit uns?
Warum fällt es mit jedem Jahr
immer mehr Menschen
immer schwerer, den Tag zu überstehen?
Ich wollte das aufgrund
eines persönlicheren Mysteriums verstehen.
Ich erinnere mich daran,
als ich als Teenager zu meinem Arzt ging
und ihm von einem Gefühl erzählte,
als ob Schmerz aus mir austreten würde.
Ich konnte es nicht kontrollieren,
ich verstand nicht, warum es so war,
ich schämte mich dafür.
Mein Arzt erzählte mir eine Geschichte,
die, wie ich jetzt realisiere,
zwar gutgemeint war,
aber allzu sehr vereinfacht.
Nicht komplett falsch.
Mein Arzt sagte: "Wir wissen,
warum es manchen Menschen so geht.
Manche haben einfach von Natur aus ein
chemisches Ungleichgewicht in ihrem Kopf,
und du bist einer von ihnen.
Wir müssen dir nur
ein paar Medikamente geben,
um dein Gleichgewicht
wieder herzustellen."
Ich nahm ein Medikament,
Paxil oder Seroxat,
das ist dieselbe Sache
mit unterschiedlichen Namen
in unterschiedlichen Ländern.
Und ich fühlte mich viel besser,
richtig energiegeladen.
Aber nicht sehr viel später
kam der Schmerz langsam zurück.
Also wurde meine Dosis
immer weiter erhöht,
bis ich letzten Endes 13 Jahre lang
die maximale Dosis nahm,
die gesetzlich erlaubt ist.
Doch sehr oft in diesen 13 Jahren,
gegen Ende eigentlich immer,
spürte ich trotzdem einen großen Schmerz.
Und ich begann, mich zu fragen:
"Was ist hier los?
Denn du machst doch alles genau so,
wie es die Geschichte,
die unsere Kultur dominiert, verlangt,
warum fühlst du dich immer noch so?"
Um diesen zwei Mysterien
also auf den Grund zu gehen,
für ein Buch, das ich schrieb,
ging ich auf eine Reise um die ganze Welt
und reiste über 40.000 Meilen.
Ich wollte mit den führenden
Experten der Welt
über Ursachen von Depressionen
und Ängsten sprechen,
und vor allem über Lösungen,
über Menschen, die Depression und Ängste
auf die unterschiedlichsten Weisen
bewältigen konnten.
Und ich lernte sehr viel
von den tollen Persönlichkeiten,
die ich auf meiner Reise kennenlernte.
Das wichtigste jedoch,
das ich lernte, ist Folgendes:
bisher gibt es wissenschaftliche Nachweise
für neun verschiedene Ursachen
für Depression und Ängste.
Zwei davon sind tatsächlich biologisch.
Unsere Gene können uns
anfälliger für diese Probleme machen,
sie bestimmen aber nicht unser Schicksal.
Tatsächlich können Hirnschäden entstehen,
wenn man Depressionen bekommt,
die es schwieriger machen können,
da wieder rauszukommen.
Aber die meisten Faktoren,
die Depression und Ängste
nachgewiesenermaßen auslösen,
sind nicht biologischen Ursprungs.
Sie sind Faktoren unserer Lebensweise.
Und sobald man das versteht,
eröffnen sich ganz neue Lösungsansätze,
die den Betroffenen
angeboten werden sollten,
neben der Möglichkeit
chemischer Antidepressiva.
Zum Beispiel
sind sie anfälliger für Depressionen,
wenn sie einsam sind.
Wenn Sie zur Arbeit gehen
und keine Kontrolle haben,
nur das tun müssen,
was Ihnen vorgeschrieben wird,
dann sind Sie anfälliger für Depressionen.
Wenn Sie sehr selten in die Natur gehen,
sind Sie anfälliger für Depressionen.
Eine Sache haben viele der Ursachen
für Depressionen und Ängste,
von denen ich erfuhr, gemeinsam.
Nicht alle, aber viele.
Jeder hier weiß,
dass wir natürliche physische
Bedürfnisse haben, stimmts?
Klar.
Wir brauchen Essen, Wasser,
ein Dach über dem Kopf, saubere Luft.
Würde ich Ihnen all das wegnehmen,
wären Sie schnell in großer Not.
Gleichzeitig hat jeder Mensch auch
natürliche psychologische Bedürfnisse.
Wir brauchen das Gefühl, dazuzugehören.
Und dass unser Leben
eine Bedeutung und eine Bestimmung hat.
Wir brauchen das Gefühl,
dass Andere uns sehen und schätzen.
Und dass wir in unserer Zukunft
einen Sinn sehen.
Diese Kultur, die wir aufgebaut haben,
ist gut in vielen Dingen.
Vieles ist jetzt besser als früher,
ich bin froh, dass ich heute lebe.
Aber wir wurden immer schlechter darin,
diese tiefen, grundlegenden
psychologischen Bedürfnisse zu erfüllen.
Es ist zwar nicht das einzige,
das falsch läuft, aber ich glaube,
es ist der Hauptgrund, weshalb sich
diese Krise immer weiter verschärft.
Ich fand das sehr schwer anzunehmen.
Ich habe sehr mit dem Gedanken gekämpft,
meine Depression nicht mehr nur
als Problem in meinem Gehirn zu sehen,
sondern als Problem mit vielen Ursachen,
davon viele in unserer Lebensweise.
Das wurde mir erst richtig klar,
als ich eines Tages einen Psychiater
aus Südafrika interviewte,
Dr. Derek Summerfield.
Er ist ein toller Mensch.
Dr. Summerfield war gerade in Kambodscha,
als man dort 2001 zum ersten Mal
chemische Antidepressiva einführte.
Die kambodschanischen Ärzte hatten nie
etwas von solchen Medikamenten gehört
und fragten sich, was dahintersteckte.
Und er erklärte es.
Sie sagten zu ihm:
"Wir brauchen sie nicht,
wir haben schon Antidepressiva."
Und er fragte: "Was meinen Sie?"
Er dachte, sie würden über irgendeine Art
von pflanzlichen Heilmitteln sprechen,
wie Johanniskraut,
Ginko Biloba, oder so etwas.
Stattdessen erzählten sie ihm
eine Geschichte.
In ihrer Gemeinde gab es einen Bauer,
der in den Reisfeldern arbeitete.
Eines Tages trat er auf eine Landmine
aus dem Krieg mit den Vereinigten Staaten
und verlor dabei sein Bein.
Sie gaben ihm eine Beinprothese
und nach einer Weile ging er wieder
in den Reisfeldern arbeiten.
Aber offenbar ist es sehr schmerzhaft,
mit einer Beinprothese
im Wasser zu arbeiten.
Ich kann mir vorstellen,
wie traumatisch es war,
wieder im Feld zu arbeiten,
wo er sein Bein verloren hatte.
Er fing an, den ganzen Tag zu weinen,
wollte morgens nicht aufstehen,
er entwickelte alle Symptome
einer klassischen Depression.
Die kambodschanischen Ärzte sagten:
"Dann gaben wir ihm ein Antidepressivum."
Und Dr. Summerfield fragte:
"Was war dieses Antidepressivum?"
Sie erklärten, dass sie
zu ihm gegangen sind.
Dass sie ihm zugehört haben.
Sie erkannten,
dass sein Schmerz Sinn ergab.
Es war schwer für ihn,
das in seinem Leid zu sehen,
aber es gab völlig
verständliche Gründe in seinem Leben.
Einer der Ärzte sprach
mit der Gemeinschaft und sagte:
"Wisst ihr was? Wenn wir
diesem Mann eine Kuh kaufen,
könnte er Milchbauer werden.
Er wäre dann nicht mehr in der Lage,
die ihn so fertig macht,
er müsste nicht mehr
in den Reisfeldern arbeiten.
Also kauften sie ihm eine Kuh.
Nach wenigen Wochen weinte er nicht mehr,
nach einem Monat
war er seine Depressionen los.
Sie sagten zu Dr. Summerfield:
"Sehen Sie, diese Kuh
war ein Antidepressivum,
das meinten Sie, stimmt's?"
(Lachen)
(Applaus)
Wenn Sie mit gleichen Gedanken über
Depressionen aufwuchsen wie ich,
hört sich das wie
ein schlechter Scherz an, oder?"
"Ich war bei meiner Ärztin
für ein Antidepressivum,
sie gab mir eine Kuh."
Aber was diese kambodschanischen Ärzte
unmittelbar wussten,
basiert auf dieser individuellen,
unwissenschaftlichen Anekdote,
versucht uns die größte
Gesundheitsorganisation der Welt,
die Weltgesundheitsorganisation,
seit Jahren zu sagen,
basiert auf den besten
wissenschaftlichen Nachweisen.
Wenn Sie depressiv sind,
wenn Sie ängstlich sind,
sind Sie nicht schwach,
sind Sie nicht verrückt,
dann sind Sie im Wesentlichen
keine Maschine mit kaputten Teilen.
Dann sind sie ein Mensch
mit unerfüllten Bedürfnissen.
Es ist genauso wichtig, daran zu denken,
was die Weltgesundheitsorganisation
und die kambodschanischen
Ärzte nicht sagen.
Sie sagten nicht zu dem Bauern:
"Hey, Kumpel, du musst dich aufraffen.
Es ist deine eigene Aufgabe,
dieses Problem zu lösen."
Ganz im Gegenteil. Sie sagten:
"Wir sind hier als Gruppe,
um mit dir zusammenzuhalten,
so dass wir dieses Problem
gemeinsam lösen können."
Genau das braucht jede depressive Person,
und es ist, was jede
depressive Person verdient.
So sagte eine der führenden Ärztinnen
der Vereinten Nationen
in ihrem offiziellen Statement
zum Weltgesundheitstag
vor ein paar Jahren in 2017,
dass wir weniger
über chemisches Ungleichgewicht
und mehr über das Ungleichgewicht
in unserer Lebensweise reden müssen.
Medikamente können manchen
Menschen wirklich helfen,
sie halfen mir für eine Weile.
Aber gerade weil dieses Problem
weitaus mehr als biologisch ist,
müssen auch Lösungen
darüber hinaus gefunden werden.
Als ich das erste mal davon hörte,
dachte ich:
"Ich kann all die wissenschaftlichen
Nachweise sehen."
Ich habe sehr viele Studien gelesen,
viele Experten interviewt,
die mir das erklärten,
aber trotzdem dachte ich weiterhin:
"Wie können wir das nur machen?"
Was uns depressiv macht
ist in den meisten Fällen komplexer,
als was mit dem Bauern
aus Kambodscha los war.
Wo fangen wir mit
diesem Verständnis überhaupt an?
Doch auf der langen Reise für mein Buch,
traf ich Menschen, überall auf der Welt,
die genau das taten,
von Sydney über San Francisco
nach São Paulo.
Ich traf Menschen,
die die tieferen Ursachen für
Depressionen und Ängste verstanden
und sie als Gruppen bekämpften.
Natürlich kann ich nicht
von allen tollen Menschen erzählen,
die ich traf und über die
ich geschrieben habe,
von allen neun Ursachen für Depressionen,
weil sie mich keinen zehnstündigen
TED-Vortrag halten lassen.
Sie können sich darüber
bei den Veranstaltern beschweren.
Aber ich möchte mich auf
zwei der Ursachen konzentrieren
und auf zwei Lösungen, die sich ergeben.
Hier ist die erste:
wir sind die einsamste Gesellschaft
in der Geschichte der Menschheit.
Kürzlich gab es eine Studie,
in der Amerikaner gefragt wurden:
"Fühlen Sie sich, als stünden Sie
niemandem mehr wirklich nahe?"
Und 39 Prozent bejahten diese Frage.
"Niemandem mehr wirklich nahe."
Im internationalen Einsamkeitsvergleich
steht Großbritannien und der Rest Europas
direkt hinter den USA,
falls Sie sich jetzt gut gefühlt haben.
(Lachen)
Ich habe viel Zeit damit verbracht,
das mit dem weltweit führenden
Einsamkeitsexperten zu diskutieren,
ein faszinierender Mensch,
Professor John Cacioppo,
in Chicago,
und ich dachte über eine Frage nach,
die er in seinem Werk stellt.
Professor Cacioppo fragt:
"Warum existieren wir?
Warum sind wir hier,
warum sind wir am Leben?"
Einer der Hauptgründe ist,
dass unsere Vorfahren
in den Savannen Afrikas
in einer Sache wirklich gut waren.
Sie waren meist nicht größer
als die Tiere, die sie erlegten,
sie waren meist nicht schneller
als die Tiere, die sie erlegten,
aber sie waren viel besser,
sich in Gruppen zusammenzuschließen
und zusammenzuarbeiten.
Das war unsere Superkraft als Spezies,
wir schlossen uns zusammen.
So wie Bienen sich entwickelten,
in einem Bienenstock zu leben,
entwickelten sich Menschen,
in einem Stamm zu leben.
Und wir sind die allerersten Menschen,
die unsere Stämme auflösen.
Und deshalb fühlen wir uns schrecklich.
Aber so muss es nicht sein.
Einer der Helden in meinem Buch,
und in meinem Leben,
ist ein Arzt namens Sam Everington.
Er ist praktizierender Allgemeinmediziner
in einem armen Viertel im Osten Londons,
wo ich für viele Jahre lebte.
Und Sam fühlte sich sehr unwohl,
weil viele Patienten zu ihm kamen
mit schlimmen Depressionen und Ängsten.
Genau wie ich ist er nicht
gegen chemische Antidepressiva,
er weiß, dass sie manchen
Menschen Besserung verschaffen.
Aber er konnte zwei Dinge beobachten.
Die Depressionen und Ängste
seiner Patienten hatten meist
total verständliche Gründe,
wie Einsamkeit.
Obwohl die Medikamente
einigen der Patienten Besserung brachten,
lösten sie für die Meisten
nicht das Problem.
Das grundlegende Problem.
Eines Tages entschied Sam,
einen neuen Ansatz zu wagen.
Eine Frau kam in seine Klinik,
ihr Name war Lisa Cunningham.
Ich lernte Lisa später kennen.
Lisa zog sich mit Depressionen
und Ängsten in ihrem Zuhause zurück,
sieben Jahre lang.
Als sie in Sam's Klinik kam,
wurde ihr gesagt:
"Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden
Ihnen weiter diese Medikamente geben,
aber wir werden Ihnen auch
etwas anderes verschreiben.
Wir verschrieben Ihnen, zwei Mal
pro Woche hierherzukommen,
um eine Gruppe
anderer Patienten zu treffen,
nicht um darüber zu sprechen,
wie schlecht es Ihnen allen geht,
sondern um etwas zu finden,
das Sie alle gemeinsam tun können,
damit Sie nicht einsam sind und sich
nicht fühlen, als wäre Ihr Leben sinnlos."
Beim ersten Treffen mit der Gruppe
fing Lisa an, sich vor Angst zu übergeben,
so überwältigend war es für sie.
Die Anderen streichelten ihr
den Rücken, sie fingen an zu reden,
sie fragten: "Was könnten wir tun?"
Die Stadtmenschen
aus West London, wie ich,
wissen nicht viel vom Gärtnern.
Sie sagten: "Lernen wir zu gärtnern!"
Es gab einen Teil
hinter den Büros der Ärzte,
wo nur wilde Büsche wuchsen.
"Lasst uns daraus einen Garten machen!"
Also fingen Sie an, Bücher auszuleihen
und YouTube Videos zu schauen.
Sie fingen an, ihre Finger
in die Erde zu graben.
Sie fingen an, sich mit dem Rhythmus
der Jahreszeiten vertraut zu machen.
Es gibt viele Belege,
dass Zeit in der Natur
ein sehr wirkungsvolles
Antidepressivum ist.
Aber sie fingen an,
etwas noch viel wichtigeres zu tun.
Sie fingen an, einen Stamm zu bilden.
Sie fingen an, eine Gruppe zu bilden.
Sie fingen an, sich umeinander zu kümmern.
Wenn jemand nicht zum Treffen kam,
erkundigten sie sich nach dieser Person
-- "Geht es dir gut?"
Sie halfen herauszufinden,
was an dem Tag so schwer war.
Lisa sagte mir:
"Als der Garten anfing zu blühen,
fingen auch wir an zu blühen."
Dieser Ansatz heißt "soziale Medikation",
er verbreitet sich in ganz Europa
und es gibt wenige aber immer mehr Belege,
die darauf hinweisen, dass er
echte und bedeutende Rückgänge
der Depressionen und Ängste fördern kann.
Ich erinnere mich: eines Tages
stand ich in dem Garten,
den Lisa und ihre zuvor
depressiven Freunde geschaffen hatten,
es ist ein wunderschöner Garten,
und hatte diesen Gedanken,
der von einem Mann namens Professor
Hugh Mackay in Australien inspiriert war.
Ich dachte: so oft, wenn sich Menschen
in dieser Kultur nicht gut fühlen,
sagen wir zu ihnen -- ich bin sicher,
jeder hat es mal gesagt, ich auch --
"Du musst nur du sein. Sei du selbst."
Und ich habe realisiert, dass wir
eigentlich zu den Menschen sagen sollten:
"Sei nicht du.
Sei nicht du selbst.
Sei wir.
Sei uns.
Sei Teil der Gruppe."
(Applaus)
Die Lösung zu diesen Problemen
liegt nicht darin,
uns mehr und mehr auf unser isoliertes
Individuum zu konzentrieren,
das hat uns unter anderem
in diese Krise geführt.
Sie liegt darin, dass wir uns
mit etwas Größerem neu verbinden.
Und das steht tatsächlich in Zusammenhang
mit einer anderen Ursache
für Depressionen und Ängste,
von der ich Ihnen erzählen wollte.
Jeder weiß, dass Junkfood
Einzug in unsere Ernährung gehalten
und uns physisch krank gemacht hat.
Ich sage das nicht mit irgendeiner
Art von Überheblichkeit.
Ich war gerade eben bei McDonald's.
Ich sah Sie dieses gesunde TED-Frühstück
essen und dachte: auf keinen Fall.
Aber genau wie Junkfood unsere Ernährung
erobert, uns physisch krank gemacht hat,
haben eine Art "Junk-Werte"
unseren Verstand erobert
und uns psychisch krank gemacht.
Über Jahrtausende hinweg
haben Philosophen gesagt,
dass wenn wir denken, im Leben
ginge es um Geld, Status und Angeberei,
dann werden wir uns
ziemlich bescheiden fühlen.
Das ist kein exaktes Schopenhauer-Zitat,
aber es ist die Quintessenz
von dem, was er sagte.
Komischerweise hat das bisher kaum jemand
wissenschaftlich untersucht,
außer ein sehr außergewöhnlicher Mann,
den ich kennenlernen durfte,
Tim Kasser vom Knox College in Illinois.
Er untersucht das alles seit 30 Jahren.
Seine Forschung weist auf einige
wirklich wichtige Dinge hin.
Zum einen: je mehr Sie glauben,
dass Sie sich den Weg aus der Traurigkeit
und in ein gutes Leben
erkaufen und zur Schau stellen können,
desto wahrscheinlicher ist es,
dass sie depressiv und ängstlich werden.
Und zweitens:
als Gesellschaft lassen wir uns heute
viel zu sehr von diesen Gedanken leiten.
Mein ganzes Leben lang ging es mir so,
unter dem Gewicht von Werbung,
Instagram und all dem.
Als ich darüber nachdachte, erkannte ich
dass wir alle von Geburt an mit einer Art
KFC für die Seele gefüttert wurden.
Wir wurden darauf getrimmt, das Glück
an den falschen Stellen zu suchen.
Genau wie Junkfood unseren Bedarf
an Nährstoffen nicht deckt,
sondern uns sogar krank macht,
erfüllen Junk-Werte unsere
psychologischen Bedürfnisse nicht,
sondern entfernen uns noch weiter
von einem guten Leben.
Als ich das erste Mal Zeit
mit Professor Kasser verbrachte
und all das lernte,
fühlte ich einen wirren Mix an Emotionen.
Weil ich es auf der einen Seite
sehr herausfordernd fand.
Ich sah, wie oft ich das selbst
in meinem Lebern versucht hatte:
wenn es mir mies ging, nach einer großen
äußerlichen Lösung zu suchen.
Und ich sah auch, warum das
für mich nicht funktionierte.
Ich frage mich auch,
ob das nicht offensichtlich sei.
Das ist doch schon fast banal, richtig?
Was, wenn ich zu Ihnen allen hier sage,
dass Sie alle nicht
im Sterbebett liegen werden
und an Ihre tollen Schuhe denken werden,
und an all die Retweets,
sondern an die Momente,
die von Liebe, Bedeutung
und Verbundenheit erfüllt waren.
Ich finde, das klingt schon fast
wie ein Klischee.
Ich unterhielt mich
mit Professor Kasser und sagte:
"Warum fühle ich diese Zwiespältigkeit?"
Er sagte: "Irgendwo
wissen wir alle diese Dinge.
Aber in unserer Kultur leben wir nicht
nach diesen Vorstellungen."
Wir kennen sie so gut,
dass sie schon ein Klischee sind,
aber wir leben nicht nach ihnen.
Ich konnte nicht aufhören, mich zu fragen,
warum wir so etwas wichtiges eigentlich
wussten, aber nicht danach lebten.
Nach einer Weile sagte
Professor Kasser zu mir:
"Weil wir in einer Maschine leben,
die so aufgebaut ist,
dass wir anfangen zu vernachlässigen,
was im Leben wirklich wichtig ist."
Darüber musste ich nachdenken.
"Weil wir in einer Maschine leben,
die so aufgebaut ist,
dass wir anfangen zu vernachlässigen,
was im Leben wirklich wichtig ist."
Professor Kasser wollte herausfinden,
ob wir diese Maschine zerstören können.
Er forschte sehr viel darüber.
Ich erzähle Ihnen von einem Beispiel,
und fordere jeden hier auf,
das mit Familie und Freunden zu machen.
Zusammen mit einem Mann
namens Nathan Duncan
organisierte er eine Gruppe
Jugendlicher und Erwachsener,
die zu einer Reihe
an Sitzungen zusammenkam.
Teil des Ziels dieser Gruppe war es,
die Menschen dazu anzuregen,
an einen Moment in ihrem Leben zu denken,
in dem sie Bedeutung und Bestimmung sahen.
Für jeden war das etwas anderes.
Für manche war es Musikspielen,
Schreiben, Anderen helfen --
Ich bin mir sicher, jeder hier
kann sich etwas vorstellen, richtig?
Und Teil des Ziels der Gruppe war es,
dass sie sich die Frage stellten:
"Okay, wie kann ich mehr Zeit
meines Lebens damit verbringen,
solche Momente der Bedeutung zu schaffen,
und weniger Zeit damit, Mist zu kaufen,
den ich eigentlich gar nicht brauche
und ihn auf sozialen Kanälen zu zeigen,
nur damit die Leute sagen:
OMG, ich bin so neidisch!"
Was sie heraus fanden,
bei diesen Meetings --
es war eine Art Anonyme Alkoholiker
für Konsumismus, richtig?
Diese Treffen, in denen
Werte artikuliert wurden,
in denen danach gehandelt wurde
und sich umeinander gekümmert wurde,
führten zu einer deutlichen Verlagerung
der Werte der Teilnehmer.
Sie führten sie weg von dem Hurrikan der
Depressionen verursachenden Vorstellungen,
aufgrund derer wir an falschen Stellen
nach dem Glück suchen,
und hin zu bedeutungsvollen
und erfüllenden Werten,
die uns aus der Depression holen.
Aber bei all den Lösungen, die ich sah
und über die ich geschrieben habe,
über viele kann ich hier
nicht einmal erzählen,
dachte ich immer noch:
warum habe ich so lange gebraucht,
das alles wahrzunehmen?
Weil wenn man den Menschen
von den Lösungen erzählt,
manche sind etwas
komplizierter, aber nicht alle,
ist es eigentlich nicht
so schwer zu begreifen.
Eigentlich wissen wir all das schon.
Warum fällt es uns so schwer,
das zu verstehen?
Ich glaube, dafür gibt es viele Gründe.
Aber ich glaube, einer der Gründe ist,
dass wir unser Verständnis
von Depressionen und Ängsten
ändern müssen.
Es gibt tatsächlich biologische Faktoren
von Depressionen und Ängsten.
Wenn wir aber die Biologie
als das große Ganze betrachten,
wie ich das so lange tat,
wie es meiner Meinung nach unsere Kultur
fast mein ganzes Leben lang tat,
dann sagen wir damit indirekt zu Anderen
-- niemand beabsichtigt das --
aber dann sagen wir indirekt zu Anderen:
"Dein Schmerz bedeutet nichts weiter.
Er ist nur eine Fehlfunktion.
Er ist wie ein kleiner Defekt
in einem Computerprogramm,
nur ein Vernetzungsproblem
in deinem Kopf."
Aber ich war erst bereit,
mein Leben zu verändern,
als ich realisierte, dass Depressionen
keine Fehlfunktionen sind.
Sie sind Signale.
Unsere Depressionen sind Signale.
Sie wollen uns etwas sagen.
(Applaus)
[Weitere Vorträge auf TED.com]
Wir fühlen uns aus bestimmten Gründen so,
und diese können nur schwer zu sehen sein
in den Schmerzen der Depression.
Ich verstehe es aus eigener Erfahrung gut.
Aber mit der richtigen Hilfe
können wir diese Probleme verstehen,
und wir können sie gemeinsam lösen.
Aber um das zu tun,
müssen wir zuallererst damit aufhören,
diese Signale falsch einzustufen
als Zeichen von Schwäche, Wahnsinn
oder bloße Biologie,
wie das bei einer winzigen Anzahl
an Menschen der Fall ist.
Wir müssen anfangen,
auf diese Signale zu hören,
weil sie uns etwas sagen,
was wir wirklich hören müssen.
Erst wenn wir wirklich
auf diese Signale hören,
wenn wir diese Signale anerkennen,
diese Signale respektieren,
werden wir anfangen,
die befreienden, erfüllenden
und tieferen Lösungen zu sehen.
Die Kühe, die überall auf uns warten.
Dankeschön.
(Applaus)