Wir leben in einer Welt
in ständiger Veränderung.
Massenwanderungen
von Menschen in neue Mega-Städte
füllen schwindelerregende Wolkenkratzer
und ausgedehnte Slums.
Unbändiger Appetit
auf Treibstoff und Nahrung,
unkalkulierbarer Klimawandel
und all das in einer Welt,
in der die Bevölkerung weiter wächst.
Sollten wir uns Sorgen machen?
Sollten wir Angst haben?
Wie können wir das alles verstehen?
7 Milliarden Menschen leben auf unserem
Planeten – ist er nicht wunderschön?
Aber wenn manche über die Welt der Zukunft
nachdenken, geraten sie in Panik!
Andere ziehen es vor,
lieber gar nicht erst nachzudenken.
Ich werde Ihnen heute zeigen,
wie die Dinge wirklich sind.
Mein Name ist Hans Rosling,
ich bin ein Statistiker der ...
NEIN, nein, nein,
schalten Sie nicht ab!
Denn mit den aktuellen Zahlen aus allen
Ländern zeige ich Ihnen die Welt ganz neu.
Ich werde Ihnen erzählen,
wie sich die Weltbevölkerung verändert
und was uns die aktuellen Zahlen
über die Zukunft der Welt verraten.
Wir stehen zweifellos
vor großen Herausforderungen,
doch ist die Zukunft
vielleicht doch nicht so düster
und es geht der Menschheit schon besser,
als viele von Ihnen es glauben!
Keine Panik!
Die Wahrheit über die Bevölkerung
mit Professor Hans Rosling
Babys ...
jedes einzelne eine Freude.
Aber viele glauben, das
Bevölkerungswachstum sei außer Kontrolle.
Manche sprechen sogar
von einer Bevölkerungsbombe!
Haben sie recht?
Wo steht unsere Bevölkerung heute?
Und wie sind wir hierher gekommen?
Ich werde Ihnen die Geschichte erzählen,
von allen, die jemals gelebt haben ...
zumindest über die letzten
paar Tausend Jahre.
Los geht's!
Ich zeige Ihnen zwei Achsen.
Diese hier zeigt die Zeit in Jahren,
und diese zeigt
die Weltbevölkerung in Milliarden.
Für das Jahr 10 000 v. Chr.,
als die ersten Menschen Bauern wurden,
schätzen Archäologen
die Weltbevölkerung auf 10 Millionen.
Stellen Sie sich das vor: 10 Millionen!
So viele, wie heute in Schweden leben!
Eine Welt voller Schweden!
Im Laufe der Jahrtausende
gab es mehr Bauern, mehr Nahrung,
mehr Menschen ...
und so entstanden große Imperien.
Ägypten, China, Indien ...
und schließlich Europa!
Die Bevölkerung wuchs weiter,
aber sehr langsam.
Und ich stoppe hier, im Jahr 1800.
Denn im Jahr 1800 erreichte
die Weltbevölkerung eine Milliarde.
Stellen Sie sich das vor!
All die Zeit wächst die Bevölkerung nur
mit einem Prozent-Bruchteil,
über Tausende von Jahren.
Aber im Jahr 1800 ändert sich
mit der Industriellen Revolution alles
und die Bevölkerung beginnt
schneller zu wachsen
In knapp über 100 Jahren
erreicht sie 2 Milliarden.
Und dann, als ich zur Schule ging,
waren es 3 Milliarden und viele meinten:
"Der Planet kann nicht noch mehr ernähren."
Sogar Experten sagten das.
Aber das geschah wirklich ...
Wir wurden 4 Milliarden ... 5 Milliarden ...
6 Milliarden ... 7 Milliarden!
Stellen Sie sich das vor!
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung
ist in meiner Lebenszeit dazu gekommen.
Und die Zahl steigt immer noch weiter.
Der Großteil des Bevölkerungswachstums hat
in der letzten Zeit in Asien stattgefunden.
Hier in Bangladesch hat sich die Bevölkerung
zu meiner Lebenszeit verdreifacht.
Von 50 Millionen auf
mehr als 150 Millionen.
Es ist jetzt eines der dichtest
besiedelten Länder der Welt.
Rund 15 Millionen leben jetzt schon
in der stark bevölkerten Hauptstadt, Dhaka.
Die Menschen hier,
in der Stadt und auf dem Land,
sind äußerst besorgt
über die Größe von Familien.
Aber ein neues Bangladesch
entwickelt sich ...
Wie bei Familie Khan. Mama Taslima,
die Töchter Tanjina und die kleine Sadia,
und Papa Hannan.
Frauen brauchen lange, um fertig zu werden.
Die Männer nicht so sehr.
Wieso auftragen, wenn man es
mit den Händen wieder abwischt?
Taslima und Hannan stammen beide
aus sehr großen Familien.
Aber sie haben entschieden,
dass sie nur zwei Kinder haben wollen.
Überall in Bangladesch
hört man einen Slogan:
"Nicht mehr als zwei Kinder –
eins ist noch besser!"
Zum Glück habe ich nur zwei Kinder,
mehr könnte ich mir gar nicht leisten.
Zwei Kindern kann ich kaufen,
was sie möchten.
Jetzt sind meine Taschen leer!
Taslima und Hannan sind Teil
eines Kulturwandels, weg von Großfamilien.
Und für Taslima ist das
auch zum Job geworden.
Sie arbeitet für die Regierung
in der Familienplanung.
In diesem Programm sind in jedem Dorf
Frauen wie Taslima angestellt.
Sie geht von Tür zu Tür und versucht,
beim Aufbau kleinerer Familien zu helfen.
Wann hattest du deine letzte Periode?
Am 22.
Und du verhütest nicht?
Würde eine Schwangerschaft
nicht zum Problem werden?
Ich werde nicht so leicht schwanger.
Aber du hast schon zwei Kinder.
Ich habe keine Zeit,
in die Klinik zu gehen.
Taslima bietet moralische Unterstützung,
Rat und, am wichtigsten:
eine breite Auswahl an Verhütungsmitteln.
Du hast schon drei Töchter,
möchtest du wirklich noch mehr Kinder?
Das entscheidet der Vater.
Du bekommst doch das Kind,
wieso entscheidet er?
Du erleidest den Schmerz, nicht er.
Wer muss den Schmerz erleiden?
Ich habe die Schmerzen, aber was
soll ich tun, wenn er einen Jungen will?
Hier ist die Pille. Fange an, sie
am ersten Tag deiner Periode zu nehmen.
Wenn einige weniger Bildung haben,
sind sie manchmal schwer zu erreichen.
Aber so langsam vermitteln wir
unsere Botschaft.
Wie erfolgreich war die Verringerung der
Fruchtbarkeitsrate in Bangladesch?
Das ist die Zahl der Babys pro Frau.
In Schweden haben wir
die Gapminder-Stiftung gegründet,
um die Daten der Welt verfügbar zu machen
in einer Form, die jeder verstehen kann.
Also kann ich Ihnen zeigen,
was Bangladesch passiert ist.
Hier, die horizontale Achse, Babys pro Frau.
Von 1 oder 2 ... bis ... 7 oder 8.
Und hier auf der vertikalen Achse
die Lebensdauer, die Lebenserwartung,
wie viele Jahre ein Neugeborenes
erwartungsgemäß leben wird.
Von 30 den ganzen Weg rauf bis 90.
Jetzt ... starten wir im Jahr 1972.
Ein sehr wichtiges Jahr für Bangladesch,
das erste volle Jahr mit Unabhängigkeit.
In diesem Jahr war Bangladesch hier drüben
und sie hatten
im Durchschnitt 7 Babys pro Frau.
Die Lebenserwartung lag unter 50 Jahre.
Was geschah nach der Unabhängigkeit?
Ist das Leben länger geworden in Bangladesch?
Sind es weniger Kinder geworden?
Hier sind die Zahlen.
Ich starte Bangladesch.
Tatsächlich, das Leben wird länger
und die Babys weniger ... 6 ... 5 ...
und noch länger ... 4 ... 3 ...
Und sie landen bei fast 2. Es sind 2,2.
Und die Lebensdauer ist 70 Jahre.
Es ist absolut verblüffend!
In 40 Jahren hat sich Bangladesch bewegt
von 7 ... 6 ... 5 ... 4 ... 3 ... 2.
Es ist ein Wunder,
das da in Bangladesch geschehen ist!
Aber war das nur in Bangladesch?
Ich zeige Ihnen die ganze Welt.
Ich gehe 50 Jahre in der Zeit zurück,
ins Jahr 1963.
Hier sind alle Länder.
Diese grünen sind Amerika, Nord und Süd.
Die gelben sind Europa, Ost und West.
Blau ist Afrika, nördlich und südlich der Sahara.
Und rot ist Asien,
wir nehmen Australien und Neuseeland dazu.
Die Größe des Kreises zeigt
die Bevölkerungsgröße. Schauen Sie:
Die großen hier sind China und Indien.
Und Bangladesch ist gleich dahinter.
1963 wurden im Schnitt
5 Babys pro Frau geboren.
Aber es war eine geteilte Welt.
Können Sie das sehen?
Diese Länder hier drüben,
die entwickelten Länder,
hatten kleine Familien
und ein langes Leben.
Dann gab es die Entwicklungsländer:
große Familien und ein kurzes Leben.
Ganz wenige Länder waren dazwischen.
Schauen wir mal, was passiert ist.
Ich starte die Welt!
Los geht's!
Sie sehen China, der große Kreis,
bekommt bessere Gesundheit.
Und dann starten sie mit Familienplanung,
sie bewegen sich hin zu kleineren Familien.
Der große grüne – schauen Sie,
Mexiko kommt hierher!
Das ist Brasilien,
hier das Grün in Lateinamerika.
Und hier folgt Indien.
Die großen roten Kreise sind Länder
in Asien, die in diese Richtung gehen.
Viele Afrikaner sind immer noch
bei 'viele Kinder pro Frau'.
Und Bangladesch hier, es überholt
Indien auf dem Weg zu kleinen Familien.
Nun sind fast alle Länder in diesem Teil.
Sogar Afrika wandert langsam herauf.
Oooh! Das war das Erdbeben in Haiti!
Und jetzt sind alle hier oben.
Was für eine Veränderung!
Heute liegt
der weltweite Durchschnitt bei 2,5!
Vor 50 Jahren lag er bei 5.
Die Welt hat sich verändert:
Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau
ist von 5 auf 2,5 gesunken.
Und sie sinkt immer noch weiter.
Was für eine große Veränderung!
Leute denken, Länder wie Bangladesch sind
ein Epizentrum der Bevölkerungsexplosion.
Sie könnten sich nicht mehr irren!
Für mich sind Gesundheitsarbeiter
wie Frau Taslima und ihre Kolleginnen,
die ihre Länder in kurzer Zeit
auf diese Weise bewegt haben,
hin zu besserer Gesundheit
und kleineren Familien,
sie sind die Heldinnen unserer Zeit!
Da ist eine erstaunliche
Veränderung vor sich gegangen.
Wir leben nicht länger
in einer geteilten Welt!
Aber wie viel wissen die Leute
von dieser erstaunlichen Veränderung?
Bei Gapminder zeigen wir
nicht nur die Daten.
Wir messen auch, wie viel die Leute
über die Welt wissen oder nicht wissen.
Eine erste Umfrage führten wir
in Schweden durch.
Die Ergebnisse waren deprimierend!
Die zweite Umfrage fand
in Großbritannien statt.
Wir machten uns große Hoffnungen, weil
die Briten ja überall auf der Welt waren.
Wir dachten, wir würden
hier gute Ergebnisse bekommen.
Hier war unsere erste Frage:
Wie viele Kinder bekommt eine Frau
im Durchschnitt in Bangladesch?
Und es gab vier Antwortmöglichkeiten:
2,5, 3,5, 4,5 oder 5,5.
Das ist das Ergebnis
der britischen Umfrage.
Sie kennen die richtige Antwort:
Es sind 2,5.
Nur 12 Prozent der Briten lagen richtig.
Also dachten wir, vielleicht sind es ja
Menschen mit geringer Bildung,
die das Ergebnis verschlechtert haben.
Und so suchten wir die Leute von
den tollen britischen Universitäten,
die einen Uni-Abschluss haben.
Hier sind sie, das ist das Ergebnis!
Sie waren noch schlechter!
Jetzt könnten Sie glauben, dass es den
Briten an Wissen über die Welt mangelt.
Nein, nein!
Was wäre, wenn ich diesen Schimpansen
und seine Freunde fragen würde?
Ich würde die verschiedenen Antworten
auf Bananen schreiben
und sie eine aussuchen lassen.
Hier wäre das Resultat:
Die Schimpansen wissen natürlich nichts
über Bangladesch.
Aber durch Zufall allein lägen sie
doppelt so oft richtig wie die Briten.
Mehr als die Hälfte der Briten glaubt,
es sind 4,5 oder mehr Kinder.
Das Problem ist nicht fehlendes Wissen:
Es sind die vorgefassten Meinungen.
Die Briten können sich nicht vorstellen,
dass Frauen in Bangladesch
im Schnitt 2,5 Babys bekommen.
Und Sie wissen, dass es jetzt schon
nur mehr 2,2 sind.
Die Briten wissen das nicht.
Dass Taslima und ihre Familie
die Norm in Bangladesch sind,
die am weitesten
verbreitete Familiengröße.
Und das ist nicht nur dort so,
überall auf der Welt!
In Brasilien: 2-Kind-Familien.
Vietnam: 2-Kind-Familien.
Und selbst in Indien gibt es
in den meisten Familien heute 2 Kinder.
Auch auf dem afrikanischen Kontinent,
in großen Städten wie Addis Abeba.
Dort gibt es weniger
als 2 Kinder pro Frau.
Es können Moslems,
Buddhisten, Hindus, Christen sein ...
Es gibt keine Religion,
keine Kultur, keinen Kontinent,
wo 2-Kind-Familien nicht möglich sind.
Diese Veränderung von großen Familien
runter zu 2-Kind-Familien
ist eine der wichtigsten Veränderungen,
die sich zu meiner Lebenszeit
auf der Welt vollzogen hat.
Es ist beispiellos
in der Geschichte der Menschheit.
Hier sind wir, zurück in Bangladesch.
Finden wir die Gründe
hinter dieser historischen und stetigen
Verlagerung von Groß- zu Kleinfamilien.
So gut wie alle Mädchen
im muslimischen Bangladesch
gehen heute zur Schule,
wie die 15-jährige Tanjina.
Die Regierung zahlt
den Familien sogar Geld,
damit die Töchter auch die Sekundarstufe
in der Schule absolvieren.
In der Schule von Tanjina gibt es
jetzt mehr Mädchen als Jungen.
Was für eine Familie ist das?
Eine Großfamilie!
Wird ihnen die Nahrung knapp werden?
Die Lehre in dieser Schulstunde
ist kaum zu übersehen.
Was für eine Familie ist das?
Werden sie Schwierigkeiten ausgesetzt?
Nein!
Bildung ist effektiv. Daraus ergeben sich
neue Chancen für Frauen in Bangladesch.
Trotz andauernder Ungleichheiten
gibt es jetzt mehr Jobs
und Tanjina hat hohe Ziele.
Ich gehe gern zur Schule.
Als meine Mutter jung war,
wurde jung geheiratet.
Da war keine Zeit zum Lernen.
Aber heute können wir davon träumen,
Arzt oder Ingenieur zu werden.
Immer mehr junge Frauen erkennen,
wie anders die Dinge für sie
in Zukunft sein könnten.
Ich kann mir nicht vorstellen
mit 17 zu heiraten.
Ich könnte mir nicht vorstellen,
in zwei Jahren zu heiraten.
Es ist unmöglich.
Damals haben wir es nicht verstanden,
aber jetzt wissen die Leute es besser.
In welchem Alter
möchtest du denn heiraten?
Fünfundzwanzig.
Ich schließe meine Ausbildung ab
und suche mir einen Job.
Ich werde Ärztin und dann heirate ich.
Du bist sehr klug!
Es ist wunderbar,
Taslima so voller Hoffnung
für eine strahlende Zukunft
für ihre beiden Töchter zu sehen.
Aber eine essenzielle Transformation
stärkt die Veränderung in Bangladesch.
Es ist die dramatische Verbesserung
in den Überlebenschancen für Kleinkinder.
Es ist Ramadan, der muslimische Monat
des Fastens und der Reflektion.
In dieser glückverheißenden Zeit
hilft Hannan seinen Eltern
beim Pflegen des Familiengrabs.
Klopfe die Erde mit deinen Händen fest.
Drei von Hannans Geschwistern starben
sehr jung. Sie sind hier begraben.
Sie starben an den Masern.
Wir weinten so sehr,
es war so traurig.
Hätten wir hier Ärzte gehabt,
hätten wir sie behandeln können.
Eines hätte vielleicht überlebt.
Wie kann ich es vergessen?
Ich werde mich mein ganzes Leben erinnern.
Als Hannans Eltern ein junges Paar waren,
starb eines von fünf Kindern
in Bangladesch, bevor es fünf Jahre alt war.
Alle Familien lebten in der ewigen Angst,
eines oder mehrere Kinder zu verlieren.
Wir bekamen ein Kind nach dem anderen.
Wenn eins starb,
hätte man nicht nur eins übrig.
So war das damals.
Wir dachten nicht darüber nach,
ob es zu viele Kinder waren
und wie die Zukunft aussah.
In den letzten Jahrzehnten hat Bangladesch
große gesundheitliche Fortschritte gemacht,
besonders bei den Überlebenschancen
für Kleinkinder.
Impfungen, Behandlung von Infektionen
und bessere Ernährung und Hygiene
haben das Leben von Millionen
von Kindern gerettet.
Und jetzt, wo die Eltern sehen, dass alle
ihrer Kinder wahrscheinlich überleben,
ist das größte Hindernis
bei der Familienplanung verschwunden.
Selbst in den Slums von Dhaka haben
Frauen jetzt im Schnitt nur 2 Kinder.
Die Überlebenschance
von Kleinkindern treibt alles an.
Gehen wir zurück in der Geschichte.
Warum ist die Weltbevölkerung vor 1800
so langsam gewachsen?
In der ganzen Geschichte zeigen uns
geschichtliche Aufzeichnungen,
dass zwei Eltern im Schnitt
um die 6 Kinder bekamen.
Das sieht nach einem sehr schnellen
Bevölkerungswachstum aus.
Aber warum ist sie nicht gewachsen?
Weil 1 ... 2 ... 3 ... 4 von den Kindern
gestorben sind,
bevor sie heranwachsen konnten,
um selbst Eltern zu werden.
In der Vergangenheit haben Menschen nicht
im Gleichgewicht mit der Natur gelebt,
sondern sie sind im Gleichgewicht
mit der Natur gestorben.
Es war absolut tragisch!
Aber mit der Industriellen Revolution
änderte sich das.
Bessere Löhne, mehr Nahrung,
Leitungswasser,
bessere Hygiene, Seife,
medizinische Fortschritte ...
Warum ist nach all diesen Fortschritten
die Bevölkerung gewachsen?
Etwa, weil die Menschen
mehr Kinder bekamen?
Nein! 1963, als ich in der Schule war,
war die Zahl der Kinder pro Frau
sogar ein wenig gesunken, auf 5.
Der Grund für den schnellen Anstieg war
die verbesserte Kinder-Überlebensrate.
Damals überlebten vier Kinder.
Aber eines von fünfen starb,
das war immer noch schrecklich.
Die meisten Länder haben erst
in den letzten Jahrzehnten
große Schritte in der Kindersterblichkeit
und der Familienplanung gemacht.
Somit nähern wir uns jetzt
einem neuen Gleichgewicht an.
Und es ist ein schönes Gleichgewicht:
2 Eltern bekommen im Schnitt
2 Kinder, die überleben.
Wir haben Familien in einem
sehr glücklichen Gleichgewicht.
Das ist weltweit
die geläufigste Familiensituation.
Und was bedeutet das für die Zukunft?
Ich zeige Ihnen
die beste Prognose für die Zukunft,
von den besten Demographen, die wir haben,
in der Abteilung für Bevölkerung
der Vereinten Nationen.
Und die sieht so aus:
Sie wird zuerst weiter steigen,
rauf auf 8, dann auf 9 ...
und dann geht es bis hier ...
Aber sehen Sie: Sie verlangsamt sich!
Zum Ende des Jahrhunderts
wird die Kurve flacher.
Und wenn wir uns das näher
anschauen, sehen Sie ...
dass wir eine Verlangsamung sehen,
und das Ende des Bevölkerungsansprungs.
Natürlich ist das eine Prognose
mit einem gewissen Grad an Unsicherheit,
aber wir sind sicher,
dass wir in diesem Jahrhundert
das Ende des schnellen
Bevölkerungswachstums erreichen.
All das ist zurückzuführen
auf den bemerkenswerten Effekt
der sinkenden Fruchtbarkeitsrate.
Kehren wir zu dieser Ansicht zurück.
Ich zeigen Ihnen das anhand
der Zahl der Kinder auf der Welt.
Die Zahl der Kinder von 0 bis 15 Jahren.
Da kommen sie, sehen Sie:
Die Zahl der Kinder steigt langsam an ...
Dann steigt sie rasant ...
Hier, um die Jahrhundertwende,
gab es 2 Milliarden Kinder auf der Welt.
Für mich war das ein wichtiges Jahr,
weil damals Doris geboren wurde,
mein erstes Enkelkind.
Es war eine sehr spezielle Zeit für Kinder
auf der Welt, als sie geboren wurde.
Denn Demographen schätzen,
dass sich von diesem Jahr an
die Zahl der Kinder auf der Welt
so weiterentwickeln wird:
Sie wird nicht länger wachsen.
Am Ende dieses Jahrhunderts werden es
immer noch 2 Milliarden Kinder sein.
Zu Doris' Geburt
begann das Zeitalter von 'peak child' –
des 'globalen Kindermaximums'.
Die Zahl der Kinder wächst nicht mehr.
Das wird Sie jetzt verwirren.
Wieso wächst die Gesamtbevölkerung weiter,
wenn die Kinderzahl nicht mehr ansteigt?
Woher kommen alle diese Erwachsenen?
Um das zu erklären, muss ich
dieses schicke digitale Zeug verlassen,
und zu eindrucksvollem Unterrichtsmaterial
übergehen, das wir entwickelt haben.
Meine Damen und Herren,
ich zeige Ihnen die Weltbevölkerung ...
in der Form von Schaumstoffblöcken.
Ein Block steht für 1 Milliarde.
Das bedeutet, dass wir 2 Milliarden Kinder
auf der Welt haben.
Dann haben wir 2 Milliarden im Alter
zwischen 15 und 30 Jahren.
Das sind gerundete Zahlen.
Wir haben 1 Milliarde im Alter
zwischen 30 und 45 Jahren.
Wir haben 1 Milliarde
zwischen 45 und 60 Jahren
und dann haben wir meinen Block:
60 Jahre und älter.
Wir sind hier ganz oben.
So sieht die Weltbevölkerung heute aus.
Sie sehen, dass hier 3 Milliarden fehlen.
Nur wenige von denen fehlen,
weil sie gestorben sind.
Die meisten fehlen,
weil sie niemals geboren wurden.
Denn vor 1980 wurden weltweit
viel weniger Kinder geboren,
weil es weniger Frauen gab,
die Kinder geboren haben.
Das ist das Bild,
vor dem wir heute stehen.
Was wird also in der Zukunft passieren?
Wissen Sie, was mit älteren Menschen
wie mir passiert?
Sie sterben!
Hier war doch jemand,
der im Krankenhaus arbeitet.
Also, sie sterben!
Der Rest wird 15 Jahre älter
und bekommt 2 Milliarden Kinder.
Diese hier sind jetzt alt,
Zeit zu sterben.
Und dann werden die hier 15 Jahre älter
und sie bekommen 2 Milliarden Kinder.
Sie sterben und der Rest wird 15 Jahre
älter und hat 2 Milliarden Kinder.
Ah!
Ohne die Zahl der Kinder zu erhöhen,
ohne die Lebensdauer zu verlängern,
haben wir 3 Milliarden Menschen mehr,
durch diese große und unausweichliche
Auffüllung mit Erwachsenen.
Das passiert, wenn die große
junge Generation älter wird.
Jetzt gibt es noch eine gute Nachricht
für ältere Semester wie mich.
Alte Menschen werden
voraussichtlich etwas länger leben.
Also können wir hier oben
eine Milliarde für die Älteren hinzufügen.
Und ich hoffe dringend,
dass ich Teil dieser Gruppe sein werde.
Dann kann ich noch lange leben und
immer die jährlichen Statistiken lesen.
Aber wenn ich
mit vielen Umwelt-Aktivisten spreche,
die wirklich besorgt sind um die Umwelt,
erzählen die mir oft:
'Wir müssen das Bevölkerungswachstum
bei 8 Milliarden stoppen'.
Im Gespräch zeigt sich erstens:
Sie wissen nicht, dass wir 'peak child'
schon erreicht haben.
Und sie wissen nicht,
dass der größte Teil
des anstehenden Bevölkerungswachstums
auf die unausweichliche Auffüllung
mit Erwachsenen zurückzuführen ist.
Also steuern wir mehr oder
weniger auf diese Zahl von Menschen zu.
Also wissen wir, wie viele Milliarden
es sein werden, aber wo werden sie leben?
Jetzt und in der Zukunft?
Hier haben wir die Welt
und hier sind die 7 Milliarden.
Davon lebt eine Milliarde in Amerika,
Nord- und Südamerika zusammen.
Eine Milliarde in Europa,
eine Milliarde in Afrika
und 4 Milliarden in Asien.
So sieht es heute aus,
aber wie merkt man sich das?
Ich habe eine einfache Eselsbrücke:
Ich stelle die Zahlen so zusammen
und dann haben wir
den PIN-Code der Welt: 1114.
Was wird bis zur Mitte
des Jahrhunderts passieren?
Das wissen wir ziemlich gut.
Europa, kein Wachstum.
Tatsächlich schrumpft
die Bevölkerung in Europa.
In Amerika,
ein bisschen mehr Menschen.
Hauptsächlich Rentner
in Lateinamerika.
Das macht keinen Unterschied,
die Bevölkerung bleibt fast konstant.
In Asien haben wir eine Milliarde mehr.
Dann ist das Bevölkerungswachstum
in Asien vorbei.
In Afrika wird sich die Bevölkerung
in den nächsten 40 Jahren
auf 2 Milliarden verdoppeln.
Blicken wir einmal
aufs Ende des Jahrhunderts.
Wir wissen sehr sicher: Kein Wachstum
in Europa, in Amerika, in Asien.
Aber Afrika,
so zeigen es die Zahlen heute,
ist auf dem Weg
zu einer weiteren Verdopplung.
Also werden es
vier Milliarden in Afrika sein.
Im Jahr 2100 wird der finale PIN-Code
voraussichtlich 1145 sein.
Also werden wir 2100
eine deutlich andere Welt haben.
Die Menschen die in der Region leben,
die ich den alten Westen nenne,
in Westeuropa und Nordamerika,
werden dann weniger als 10 Prozent
der Weltbevölkerung ausmachen.
80 Prozent der Weltbevölkerung werden
dann in Asien und Afrika leben.
Aber wird es genug Ressourcen geben,
um sie alle zu versorgen?
Tja, das wird eine große Herausforderung
und nichts wird automatisch passieren.
Aber ich halte es für möglich, dass all
diese Milliarden gut zusammenleben können.
Die Möglichkeiten für ein gedeihendes
und friedliches Asien
mit 5 Milliarden Menschen
sind sicherlich leicht zu erkennen.
Japan, Südkorea
und andere sind schon reich.
Auf dem Weg zum Wohlstand folgen ihnen
größere und immer größere Teile von China,
Indien, Indonesien und
viele andere asiatische Länder.
Selbst in ärmeren asiatischen Ländern
erreichen mehr und mehr Menschen
ein ordentliches Leben.
Aber wie steht es mit dem künftigen Afrika
mit bis zu 4 Milliarden Menschen?
Werden die meisten von ihnen
in schrecklicher Armut leben?
Ich habe extreme Armut in Afrika gesehen.
Vor 30 Jahren verbrachte ich
die zwei intensivsten Jahre meines Lebens
als Arzt in Mosambik, einem der ärmsten
Länder an der Ostküste von Afrika.
Mosambik war gerade unabhängig geworden,
nach einem langen Krieg
gegen die Kolonialmacht Portugal.
Ich war einer von zwei Ärzten – beide
Ausländer – für 300 000 Menschen.
Das war das Krankenhaus.
Meine Frau arbeitete dort als Hebamme.
Das ist die gesamte Belegschaft
des Krankenhauses.
Diejenigen mit den weißen Kitteln
hatten die Chance,
während der Kolonialzeit eine zumindest
einjährige Ausbildung zu machen.
Die anderen ... Viele von ihnen
konnten weder lesen noch schreiben.
Aber sie alle haben mit enormer Hingabe
und Motivation gearbeitet.
Die Patienten hatten die schlimmsten von
extremer Armut verursachten Krankheiten.
Unsere Ressourcen
reichten oftmals nicht aus.
Als junger Arzt konnte ich oft nicht
die Bedürfnisse der Patienten erfüllen.
Mosambik ist auch heute noch
ein sehr armes Land.
Aber die Lage hat sich enorm verbessert,
seit ich vor 30 Jahren dort war.
Es gibt ein brandneues Krankenhaus in
der Stadt, in der ich vor 30 Jahren war.
Es ist viel größer, es gibt dort 15 Ärzte,
11 von ihnen sind aus Mosambik.
Das gesamte Personal ist gut ausgebildet.
Der Geburtshelfer Dr. Cashimo
ist der Direktor des Krankenhauses.
"Alles deutet darauf hin,
dass es ...
Zwillinge werden!"
Die Veränderung hier
ist ganz erstaunlich für mich.
"Wir haben eine Notaufnahme,
wir haben eine Kinderabteilung
und orthopädische Chirurgie.
Wir haben riesige Labore und
unsere Apotheke arbeitet 24h/Tag."
Mit Kaiserschnitten werden
gebärende Frauen routinemäßig gerettet,
was unmöglich war, als ich dort war.
Heute ist das hier möglich,
mit einem professionallen Team
in einem OP-Saal, der so gut ausgerüstet
ist wie überall auf der Welt.
Alles hat sich enorm verbessert.
Wer heute in Mosambik geboren wird, hat
eine deutlich vielversprechendere Zukunft.
Nicht nur aufgrund von besserer
Gesundheit, sondern auch
wegen einer boomenden Wirtschaft
mit geschäftigen Häfen und Märkten,
mit neuen Industriebetrieben
und vielen neuen Jobs.
Vielleicht denken Sie ja, dass diese
guten Nachrichten nur für Städte zutreffen.
Und ja, die Herausforderung
liegt in den ländlichen Gebieten,
wo die meisten Menschen leben.
Aber auch hier verändert sich die Lage.
Tief im nördlichen Mosambik
liegt der Bezirk Mogovolas.
Die Heimat für Olivia, Andre
und ihre junge Familie.
Wie viele andere arme Leute auf der Welt
sind auch Olivia und Andre Bauern.
Was sie essen, ist abhängig von dem,
was sie anbauen.
Es ist 4 Uhr morgens.
Das Tagwerk wartet.
Andre macht sich
auf den Weg zu den Feldern.
Olivia geht zuerst Wasser holen.
Beide müssen kilometerweit gehen.
Ich brauche zwei Stunden,
um dorthin zu kommen.
Wenn viel los ist,
dauert es zwei Stunden.
Zurück zu Hause bin ich müde und hungrig.
Ohne andere Transportmittel
müssen sie alles tragen.
Olivia und Andre haben acht Kinder.
Die Fruchtbarkeitsrate ist in großen Teilen
des ländlichen Afrikas immer noch hoch.
Und es sind die ärmsten Familien, in denen
es die meisten hungrigen Mäuler gibt.
Alles was diese Familie
erübrigen kann, wird verkauft.
Es ist wirklich schwer.
Ich baue alles Mögliche an,
aber selbst auf diese Weise
verdiene ich noch nicht genug Geld,
um meine Kinder zu versorgen.
Dennoch, auch auf dem Land geht
das Wirtschaftswachstum langsam voran.
Ich habe drei Jahre gespart,
um mir dieses Dach leisten zu können.
Andre hat sich zum Ziel gesetzt,
etwas anzuschaffen,
von dem er glaubt,
dass es alles ändern könnte:
Ich brauche unbedingt ein Fahrrad.
Ohne Rad komme ich nirgendwo hin.
Fahrräder machen im Leben der armen
Landbevölkerung einen großen Unterschied.
Damit sparen sie täglich mehrere Stunden
und können so viel mehr erledigen.
Mit einem Rad können sie
viel schwerere Lasten zum Markt bringen
und mehr Geld verdienen.
Sie können herumreisen,
um Arbeit zu finden
und wenn sie krank werden, können sie
rechtzeitig eine Klinik erreichen.
Über ein Fahrrad
würde ich mich so freuen.
Ein Zuhause ohne ein Fahrrad
ist einfach kein Zuhause.
Andre und Olivia
sparen schon seit zwei Jahren.
Ein bisschen fehlt ihnen noch.
Alles hängt jetzt von der Sesamernte ab,
die sie gerade einbringen.
Wenn sie einen guten Preis dafür
bekommen, könnte es klappen.
Andre und Olivia leben
in einem der ärmsten Länder.
Und sie leben in einer ländlichen Gegend,
einer der ärmsten Regionen des Landes.
Wie viele Menschen gibt es auf der Welt,
die so leben wie sie?
Wie viele sind so arm?
Ich zeige Ihnen diese Messlatte.
Sehr einfach.
Arm ... und ... reich.
Hier haben wir unsere 7 Milliarden wieder.
Sehr vereinfacht sind sie hier aufgereiht,
von den ärmsten zu den reichsten.
Nun, wie viel verdient die reichste
Milliarde hier, in Dollar pro Tag?
Schauen wir mal hier.
Oh ... Ooohhhh ...
Es geht rauf, es geht rauf ...
Oojoijoijoijoi!
So hoch komm ich nicht mal rauf.
100 Dollar pro Tag.
Schauen wir uns die mittlere Milliarde an.
Wie viel verdienen die?
Das Geld kommt runter. Nur 10 Dollar.
Und jetzt geh ich zur ärmsten Milliarde.
Wie viel verdienen die?
Nun ...
Nur einen Dollar.
Das sind die Unterschiede
in der Welt heute.
Die Ökonomen ziehen eine Linie,
die sie "Linie der extremen Armut" nennen.
Ein bisschen über einem Dollar.
Das ist, wenn du kaum genug Essen hast,
um die Familie satt zu bekommen.
Du kannst dir nicht sicher sein,
dass du jeden Tag etwas zu essen hast.
Eine Milliarde ist immer noch
deutlich unter dieser Linie.
Und eine zweite Milliarde wird
gleichsam geteilt durch diese Linie.
Alle anderen sind darüber.
Die ärmsten Menschen können sich kaum
ein Paar Schuhe leisten.
Und wenn sie Schuhe haben, sparen sie
als Nächstes auf ein Fahrrad.
Hier stehen Andre und Olivia.
Und nach einem Fahrrad
sparen sie auf ein Motorrad.
Und nach dem Motorrad ist es ein Auto.
Ich kann mich erinnern, als meine Familie
das erste Auto bekommen hat.
Es war ein kleiner, grauer Volkswagen.
Zuerst fuhren wir
nach Norwegen in den Urlaub.
Weil Norwegen
viel schöner ist als Schweden.
Es war eine fantastische Reise.
Und jetzt bin ich in dieser Gruppe.
Wie die reichste Milliarde kann ich
mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen.
Natürlich gibt es Leute, die noch viel
reicher sind als die Flugzeug-Menschen.
Manche sind so reich, dass sie in Betracht
ziehen, als Touristen ins All zu fliegen.
Und der Einkommensunterschied
zwischen den Flugzeug-Menschen
zu den Extrem-Reichen hier drüben
ist fast genauso groß wie der
von den Flugzeug-Menschen hier
bis ganz runter
zu den Ärmsten auf dieser Seite.
Das wichtigste von dieser Messlatte,
an das man sich erinnern sollte ...
Um das zu zeigen,
brauche ich meine Stehleiter.
Manchmal muss man auch auf alte,
gut funktionierende Technologie setzen.
Hier.
Nur so kann ich so hoch hinauf gelangen.
Hier sind wir, nun bin ich an der Spitze.
Unser Problem, die wir von 100 Dollar
pro Tag leben, ist, dass für uns,
wenn wir auf diejenigen herunterschauen,
die von weniger leben,
alle gleich arm aussehen.
Wir können keinen Unterschied erkennen.
Es sieht so aus, als ob alle von
derselben Geldmenge leben würden.
Und Sie sagen: "Oh, die sind alle arm."
Nein, ich kann Ihnen versichern,
weil ich Menschen von hier unten getroffen
und mit ihnen gesprochen habe,
ich kann Ihnen versichern, dass
diese Menschen hier unten sehr gut wissen,
wie viel besser das Leben wäre, wenn sie
von 1 Dollar zu 10 Dollar gelangten.
10-mal so viel Einkommen.
Das ist ein riesiger Unterschied.
Das versuchen Olivia und Andre gerade.
Jeder Schritt, den sie
entlang dieser Linie gehen,
von den Schuhen in Richtung Fahrrad,
so klein er auch aus der Ferne wirken mag,
macht für die beiden
einen enormen Unterschied.
Und wenn Andre und Olivia
dieses Rad kaufen können,
beschleunigt das ihre Bewegung
auf dem Weg zu einem besseren Leben
und größerem Wohlstand
hier an diesem Ende.
Heute bereiten sich Andre und Olivia
auf den Verkauf ihrer Sesamernte vor,
die sie monatelang herangezogen haben.
Der Preis betrug einmal 25 Meticals.
Dieses Jahr ist es besser,
hoffentlich können wir
für 40-45 Meticals verkaufen.
Aber Andre und Olivia müssen
sehr vorsichtig sein,
wenn sie einen angemessenen Preis
erzielen wollen.
Einige Käufer betrügen beim Abwiegen.
Wir wiegen also 10 Kilo ab,
bringen es zu den Käufern
und die sagen, es wiege 7 oder 8.
Andre wird den Verkauf übernehmen.
Es wird das letzte Mal sein, hofft er,
dass er Hilfe braucht,
um die Ernte zum Markt zu bringen.
Andre muss jetzt
all seinen Verstand zusammennehmen.
Hey, hey, mein Freund.
Rechne bitte richtig!
Der Handel ist abgeschlossen und Andre ist
glücklich über den erzielten Preis.
Jetzt werde ich mein Geld ausgeben!
Es ist der Moment, für den
die ganze Familie so hart gearbeitet hat.
Andres Reise zum Markt hat zu Fuß
den ganzen Morgen gedauert.
Jetzt kann er in weniger als einer Stunde
nach Hause radeln.
Du hast ein Rad gekauft!
Ja, Schatz! Ich hab ein Fahrrad gekauft!
Das Fahrrad kommt sofort zum Einsatz.
Die Kinder holen damit Wasser.
Andre transportiert damit
mehr Feldfrüchte zum Markt
und, ebenso wichtig,
Olivia und Andre können jetzt leichter
zu ihrem Unterricht für Erwachsene,
damit sie besser rechnen,
schreiben und lesen lernen.
Jetzt werde ich auf ein Motorrad sparen,
damit ich die Familie herumfahren kann.
Das möchte ich als nächstes.
Es ist großartig zu sehen,
wie Olivia und Andre auf ihrem Fahrrad
aus der extremen Armut rausradeln.
Und sie verwenden das Fahrrad,
um zum Unterricht zu fahren.
Bildung ist so wichtig für den Fortschritt
von Menschen und ganzen Staaten.
Aber wie viele wissen, was wirklich
in der Bildung auf der Welt passiert ist?
Wieder einmal Zeit für die große
britische Ignoranz-Umfrage.
Los geht's!
Wir fragten:
Wie viel Prozent aller Erwachsenen
auf der Welt können lesen und schreiben?
Fragen wir das Publikum.
Wie viele schätzen 20? Hände hoch!
40?
60?
Und 80? Ah, ah, ah.
Das ist das Ergebnis
der britischen Befragung.
Sie können bestimmt anhand des britischen
Ergebnisses die richtige Antwort erkennen.
Natürlich,
80 Prozent ist die richtige Antwort.
Zumindest waren Sie deutlich besser
als der britische Durchschnitt.
Ja, heutzutage können 80 Prozent
der Weltbevölkerung lesen und schreiben.
Die Alphabetisierung liegt bei 80 %.
Tatsächlich sind die letzen Zahlen
sogar ein bisschen höher.
Wenn ich das wieder mit dem Schimpansen
vergleiche, Sie wissen schon ...
Die zufälligen Ergebnisse der Schimpansen.
Wir bekommen dreimal so viele richtige
Antworten wie von den Briten.
Und jetzt die Leute von der Universität.
Vielleicht wissen sie das ja ...
Oh, noch schlechter.
Was um Himmels Willen wird an
diesen britischen Universitäten gelehrt?
Das allgemeine Bild von der Welt
ist einige Jahrzehnte veraltet.
Die Medien haben es verabsäumt,
das zu kommunizieren.
Aber vielleicht liegt es daran,
dass sich die Welt so schnell verändert.
Meine Damen und Herren!
Ich werde Ihnen
meine absolute Lieblingsgrafik zeigen.
Ich zeige Ihnen die Geschichte
von 200 Ländern über 200 Jahre
in weniger als einer Minute.
Wir haben eine Achse für Einkommen,
wir haben eine Achse für die Lebensdauer.
Ich starte im Jahr 1800
und hier sind alle Länder.
Damals im Jahr 1800 waren alle unten,
im armen und kranken Eck, sehen Sie das?
Geringe Lebensdauer, wenig Geld.
Und hier kommt der Effekt
der Industriellen Revolution.
Natürlich erlangen die Länder
in Westeuropa größeren Wohlstand,
aber sie werden am Anfang
nicht wirklich gesünder.
Und die unter Kolonialherrschaft
profitieren gar nicht.
Sie bleiben hier
in der kranken und armen Ecke.
Nun verbessert sich die Gesundheit langsam.
Es geht hier rauf und wir kommen
in ein neues Jahrhundert.
Und der schreckliche Erste Weltkrieg,
und die darauf folgende Rezession.
Und der Zweite Weltkrieg.
Oh, und jetzt die Unabhängigkeit.
Und mit der Unabhängigkeit verbessert sich
die Gesundheit, schneller als je zuvor.
Jetzt beginnt Chinas
wirtschaftliche Aufholjagd,
wie auch die von anderen
lateinamerikanischen Ländern.
Die kommen hier entlang, sehen Sie!
Hier folgt Indien und
die afrikanischen Länder auch.
Es ist ein erstaunlicher Wandel,
der da in der Welt passiert.
Hier an der Spitze haben wir
die USA und Großbritannien,
aber die bewegen sich
nicht mehr so schnell.
Die hier in der Mitte
bewegen sich jetzt schnell.
China bewegt sich sehr schnell,
um aufzuholen. Und Bangladesch ...
Schauen Sie, Bangladesch ist schon hier,
jetzt schon sehr gesund,
und dann beginnt das Wirtschaftswachstum.
Und Mosambik ...
Ja, Mosambik ist hier hinten,
Aber jetzt bewegen sie sich
sehr schnell in die richtige Richtung.
Aber was ich Ihnen hier zeige,
sind Durchschnittswerte für Länder.
Was ist mit den Menschen?
Haben die auch ein besseres Leben?
Ich zeige Ihnen etwas,
das mich als Statistiker echt begeistert.
Ich zeige Ihnen die Einkommensverteilung.
Den Unterschied zwischen den Menschen.
Um das zu machen, gehen wir
mit den Kreisen um 50 Jahre zurück.
Und wir schauen uns nur das Geld an.
Um das zu machen, müssen wir
die Achse ausdehnen und angleichen,
weil die Reichsten so reich
und die Ärmsten so arm sind.
Das ist ein größerer Unterschied
als zwischen den Ländern.
Jetzt lassen wir die Länder runterfallen.
Das sind die Vereinigten Staaten.
Ziehen wir sie auseinander, um die Spanne
innerhalb eines Landes zu zeigen.
Und wir nehmen
alle amerikanischen Länder runter.
Jetzt können Sie alle von der reichsten
bis zur ärmsten Person sehen.
Die Höhe zeigt, wie viele jeweils
in den einzelnen Einkommensstufen sind.
Und jetzt legen wir Europa runter.
Und darauf geben wir jetzt Afrika.
Und schließlich die Region mit den
meisten Menschen oben drauf, Asien.
1963 bestand die Welt aus zwei Höckern.
Zuerst der reiche Höcker,
ein bisschen wie ein Kamel, oder?
Der erste Höcker hier mit den Reichsten,
hauptsächlich Europa und die Amerikas.
Und der ärmste Höcker, hier drüben,
das sind hauptsächlich Asien und Afrika.
Und hier war die Armutslinie.
Sehen Sie, wie viele vor 50 Jahren
in extremer Armut gelebt haben?
Und die meisten davon gab es in Asien.
Die Leute haben gesagt, Asien wird es
nie schaffen, aus der Armut rauszukommen,
genau das, was manche Leute
heute immer noch über Afrika sagen.
Nun, was ist passiert?
Ich starte die Welt.
Und Sie können sehen, dass viele Menschen
hier in extremer Armut geboren werden,
aber Asien bewegt sich
in Richtung höherer Einkommen.
Und 1 Milliarde bewegt sich auf diese Art
raus aus der extremen Armut.
Die gesamte Form der Welt verändert sich
und das Kamel ist tot.
Es wird als Dromedar wiedergeboren.
Und was Sie hier sehen,
ist der Unterschied von den Reichsten,
dann gibt es die meisten Menschen
hier in der Mitte,
und dann einen wesentlich kleineren
Anteil der Welt in extremer Armut.
Aber Vorsicht! Es sind immer noch
sehr viele Menschen.
Eine Milliarde Menschen
leben in extremer Armut.
Die Frage ist: Kann sich diese
Bewegung aus der extremen Armut
für Afrika und auch für die neuen
Milliarden in Afrika fortsetzen?
Ich denke, es ist möglich,
sogar wahrscheinlich,
dass die meisten Länder in Afrika auch
aus der extremen Armut herauswachsen.
Es wird kluge Aktionen und große
Investitionen brauchen, aber es geht.
Die vielen Länder Afrikas bewegen sich
nicht alle mit derselben Geschwindigkeit.
Einige bewegen sich sehr schnell,
andere stecken in Konflikten fest.
Aber die meisten, wie Mosambik,
schaffen einen stetigen Fortschritt.
Und wie steht's in der Zukunft um die
Ernährung der neuen Menschen in Afrika?
Ja, es gibt heute Engpässe, aber es gibt
auch viel Potenzial für die Zukunft.
Die landwirtschaftlichen Erträge in Afrika
sind nur ein Bruchteil dessen,
was sie mit besserer Technologie
sein könnten.
Und die Flüsse Afrikas sind kaum
zu Bewässerungszwecken angezapft.
Eines Tages könnte Afrika nur so brummen
von Mähdreschern und Traktoren
und man könnte Nahrung für viele
zusätzliche Milliarden anbauen.
Und bitte, glauben Sie nicht, dass nur
ich denke, dass Afrika es schaffen kann.
Die Vereinten Nationen sind dabei,
sich selbst ein neues Ziel zu setzen:
Extreme Armut soll innerhalb
der nächsten 20 Jahre beseitigt werden.
Klar, eine große Herausforderung.
Aber ich halte es ernsthaft für möglich.
Stellen Sie sich vor, das würde passieren.
Bis jetzt haben wir gesehen,
dass sich das reiche Ende bewegt.
Und die Mitte ... bewegt sich auch.
Aber das ärmste Ende ist steckengeblieben.
Hier in der extremen Armut finden wir
fast den gesamten Analphabetismus.
Hier ist die hohe Kindersterblichkeit,
hier haben Frauen noch viele Kinder.
Es sieht danach aus, dass sich
die extreme Armut selbst reproduziert,
wenn wir sie nicht schleunigst beenden.
Aber Andre und Olivia,
und Leute wie sie,
arbeiten so hart,
um aus der Armut rauszukommen,
und wenn sie die richtige Hilfe von
ihrer Regierung und der Welt bekommen,
mit Dingen wie Schulen, Gesundheit,
Impfungen, Straßen, Strom, Verhütung,
dann werden sie es schaffen,
aber sie werden es hauptsächlich
durch ihre eigene harte Arbeit schaffen.
Los geht's. Es geht weiter. Wir folgen
Andre und Olivia über die Linie, sehen Sie.
Das ist möglich,
innerhalb einiger Jahrzehnte ... Ja!
Aber aus der Armut rauszukommen
ist nur der Anfang.
Die Menschen wollen entlang der Linie
weiterkommen zu einem guten Leben.
Aber was bedeutet 'ein gutes Leben'?
Für die meisten Menschen auf der Welt
bedeutet das angestrebte gute Leben
mehr Maschinen und
ein viel größerer Energieverbrauch.
Das ist ein Problem.
Denn all das trägt zu einer
der großen Gefahren der Zukunft bei:
Schwerwiegender Klimawandel.
80 Prozent der Energie, die heute verwendet wird,
stammt aus fossilen Brennstoffen,
und die Wissenschaft zeigt, dass sich das Klima
in Zukunft dramatisch verändern könnte
wegen der fortgesetzten Verbrennung
all dieser fossilen Brennstoffe.
Ich bin nicht die beste Person, um Ihnen zu sagen,
wie schlimm der Klimawandel sein wird.
Ich bin auch kein Spezialist, wenn es
darum geht, den Klimawandel zu verhindern.
Ich kann Ihnen aber Daten zeigen, damit
Sie verstehen, wer das Kohlendioxid ausstößt
Ich zeige Ihnen das:
Sie erinnern sich an die Messlatte
von der ärmsten zur reichsten Milliarde.
Von denen, die sich kaum ein paar Schuhe leisten können zu denen, die mit Flugzeugen fliegen.
Diese Grafik zeigt die Gesamtmenge an fossilen
Brennstoffen, die jährlich weltweit verbrannt wird.
Kohle, Öl und Erdgas.
Und gleichzeitig repräsentiert das mehr oder
weniger die gesamten CO2-Emissionen.
Wie viel davon wird von
der reichsten Milliarde verbraucht?
Die Hälfte.
Jetzt die zweitreichste Milliarde.
Die Hälfte von dem was übrig ist.
Und sie wissen, was die Dritten verwenden:
Die Hälfte von dem was noch übrig ist.
Und die Übrigen verbrauchen kaum etwas.
Das sind gerundete Zahlen,
aber sie zeigen klar,
dass fast der gesamte fossile Brennstoff
von den 1, 2, 3 reichsten
Milliarden verbraucht wird.
Sie verbrauchen mehr als 85 Prozent.
Jetzt hat die reichste Milliarde immerhin
aufgehört, den Verbrauch zu steigern,
aber wir müssen sehen,
ob der Verbrauch sinken wird.
Und in den kommenden Jahrzehnten
wird es das wirtschaftliche
Wachstum dieser beiden sein,
das CO2-Emissionen und den Verbrauch
fossiler Brennstoffen steigen lassen wird.
Selbst wenn die hier es schaffen,
aus der extremen Armut auszubrechen
und es bis zum Motorrad zu schaffen,
trägt das nicht viel
zu den CO2-Emissionen bei.
Und der Blick
auf das Bevölkerungswachstum zeigt,
dass die meisten der Extra-Milliarden in
den nächsten 40 Jahren hier sein werden.
Aber wenn man die Menschen
am reichsten Ende fragt,
scheinen sie es immer noch
ganz falsch zu verstehen.
Sie schauen auf die Welt herunter von
ihren sehr hohen Emissionen und sagen:
"Oh, ihr da drüben, ihr könnt nicht leben
wie wir, ihr zerstört ja den Planeten."
Ich finde das Argument von den Menschen,
die hier aufholen, viel logischer:
"Hey! Wer seid ihr, uns sagen zu dürfen,
dass wir nicht leben dürfen wie ihr?
Ändert lieber zuerst was bei euch selbst,
wenn ihr wollt, dass wir's anders machen!"
Es gibt so viele Elemente
für ein gutes Leben,
das Milliarden auf der Welt nicht haben.
In Andres Dorf gibt es in vielen Häusern
nicht einmal elektrischen Strom.
Mosambik hat große Kohlereserven.
Wenn dieses und andere arme Länder
neue günstige Kraftwerke bauen,
um Kohle für Elektrizität
und Industrie zu verbrennen,
dann denke ich, sollte niemand dazwischen
gehen, der mehr Kohlenstoff ausstößt.
Ich habe zwei Fragen für Sie, die ich
meinen Studenten in Schweden oft stelle:
Wie viele von Ihnen haben dieses Jahr
noch keine Flugreise unternommen?
Aha.
Einige kommen ohne Flüge aus.
Also die zweite Frage lautet:
Wie viele von Ihnen haben sich
von Waschmaschinen ferngehalten
und haben alle Bettwäsche,
Kleidung und Schmutzwäsche
im letzten Jahr mit der Hand gewaschen?
Hab ich mir gedacht: Niemand.
Jeder, der es sich leisten kann,
verwendet eine Waschmaschine.
Selbst der harte Kern
der Umweltschutz-Bewegung.
Ich kann mich noch an den Tag erinnern,
als meine Familie eine Waschmaschine bekam.
Es war der 1. November 1952.
Großmutter durfte als erste
die Waschmaschine beladen.
Sie hatte die Wäsche ihr ganzes Leben lang
mit der Hand erledigt,
für eine 9-köpfige Familie.
Und als sie die Maschine belud,
setzte sie sich auf einen Hocker
und schaute sich eine Stunde
lang das ganze Waschprogramm an.
Sie war absolut hypnotisiert.
Für meine Mutter bedeutete das
auch viel mehr freie Zeit,
in der sie andere Dinge tun konnte.
Sie konnte mir aus Büchern vorlesen.
Ich glaube, darum bin ich heute Professor.
Kein Wunder, dass wir heute sagen:
danke, Stahlwalzwerk,
danke, Waschpulverfabrik,
danke, Kraftwerk!
Nun ...
Wenn wir darüber nachdenken,
wohin uns das alles führt,
habe ich nur
einen bescheidenen Rat für Sie,
neben allem anderen:
Schauen Sie sich die Daten an!
Schauen Sie auf
all die Fakten über die Welt.
Dann sehen Sie, wo wir heute stehen
und wie wir uns weiter entwickeln können,
mit all den Milliarden
auf unserem wundervollen Planeten.
Die Herausforderung
der extremen Armut wurden stark reduziert
und es liegt zum ersten Mal
in der Geschichte in unseren Händen,
sie ein für alle Mal zu beenden.
Die Herausforderung
des Bevölkerungwachstums
ist sogar schon gelöst.
Die Zahl der Kinder
wächst nicht mehr weiter.
Und was die Herausforderung
des Klimawandels betrifft,
können wir das Schlimmste
immer noch verhindern.
Aber dafür ist es notwendig,
dass die Reichsten
so schnell wie möglich einen Weg finden,
ihre Nutzung und den Verbrauch
von Ressourcen und Energie Schritt
für Schritt auf ein Level zu bringen,
das am Ende des Jahrhunderts von
10 oder 11 Milliarden geteilt werden kann.
Ich habe mich nie als Optimist bezeichnet.
Aber ich sage, ich bin ein Possibilist.
Und ich sage: Die Welt ist viel besser,
als viele von Ihnen denken.
Vielen Dank!