Erinnern Sie sich an die Zeit,
als Sie als Kind Bilder gemalt haben
und dann das Bild Ihren Eltern
oder Betreuern zeigten,
um Wertschätzung oder
Anerkennung zu bekommen?
Etwas, das ich nie
von meiner Mutter bekam.
Jedes Mal, wenn ich ihr mein Bild
zeigte, und sagte:
"Schau es dir an, Mama!
Wie findest du es? Gefällt's dir?",
sah sie meine Zeichnung an,
dann sah sie mich an
und antwortete mit einer Frage:
"Wie findest du es? Gefällt's dir?"
Ganz gleich, was ich denke,
es ist doch wichtiger,
wie du darüber denkst.
Damals habe ich mich darüber geärgert,
weil ich dachte, es sei eine Art Test,
aber heute weiß ich,
sie wollte mir helfen,
Selbstvertrauen aufzubauen,
damit ich Fragen beantworten konnte wie:
"Was denke ich? Was mag ich?
Mag ich mich selbst? Wer bin ich?"
Die Frage "Was denkst du, wer du bist?"
wurde mir schon oft im Leben gestellt,
von Leuten mit guten Absichten
und mit nicht so guten.
Und jedes Mal war ich
fürchterlich erschrocken.
Ein Teil in mir hatte richtig Angst.
Als ich mich schließlich
der Angst stellte,
sah ich ein kleines verängstigtes Mädchen,
das die Dinge zu verstehen versucht.
Ich fing an, mit diesem Mädchen
zu kommunizieren.
Und durch die Kommunikation
mit dem kleinen Mädchen in mir
erlangte ich mehr Selbstvertrauen.
Der Weg war steinig, aber das war es wert.
Die Geschichte beginnt im College.
Eines Abends machten wir eine Party
mit Freunden am Strand,
musizierten und sangen
rund um ein Lagerfeuer.
Eine Freundin von mir
spielte die Mandoline.
Sie spielte mit solcher Grazie,
dass ich erstaunt war.
Sie lud mich ein mitzumachen,
aber damals spielte ich
kein Musikinstrument.
Aber in jener Nacht schwor ich mir,
die Lyra spielen zu lernen,
ein Musikinstrument
vom griechischen Teil Kretas.
Als ich es laut aussprach,
geschah etwas Seltsames.
Eine Hälfte meiner College-Freunde
sprach nicht mehr mit mir
und die andere Hälfte mied mich höflich.
Als ich einen von ihnen darauf ansprach,
sagte er: "Na, wegen der Lyra-Sache."
Und ich so: "Ja, na und?"
"Das kannst du nicht. Du bist eine Frau.
Lyra ist ein Musikinstrument, das
traditionell von Männern gespielt wird."
Sie wussten nicht, dass dieses Tonmodell
in Palaikastro, Kreta, gefunden wurde
und 1350 v. Chr. zurückreicht.
Es zeigt eine Gruppe Frauen tanzend zu
der Lyra-Musik, gespielt von einer Frau.
Oder sie vergaßen Frauen
wie Lavrendia Bernidaki,
die erste Frau, die in den 1940ern
in einem Musikalbum als Sängerin
aufgenommen wurde.
Und sie war die erste Frau,
die wir kennen,
die alle Musikinstrumente spielte,
die auf Kreta weitverbreitet sind:
Laute, Geige, Lyra und Mandoline.
Dennoch bekam ich die gleiche Reaktion
von Männern und Frauen.
Auf mich wurde sogar öffentlich
mit dem Finger gezeigt:
"Was denkst du, wer du bist,
dass du Lyra spielen willst?"
Ich war niedergeschlagen,
todunglücklich und allein.
Aber wissen Sie was?
Ein Teil in mir war richtig aufgeregt,
das Instrument zu lernen.
Also kaufte ich mir das Instrument
und suchte einen Lehrer.
Anscheinend lehrten Musiklehrer,
und besonders Lyra-Lehrer,
keine Frauen.
Also dachte ich: "Okay,
dann bringe ich es mir selbst bei."
Das tat ich dann auch.
Und genau wie bei den meisten Dingen
ist es besser, wenn Musik geteilt wird.
Im Dorf Melambes, Rethymno,
gab eine Gruppe
von 70- und 80-jährigen
Männern und Frauen,
die sich wöchentlich zum Essen,
Singen, Tanzen, Musizieren
und Geschichtenerzählen trafen.
Bei einem der Treffen erwähnte ich
schüchtern, dass ich auch Lyra spiele.
Sie waren so begeistert,
dass eine junge Frau
dieses Musikinstrument spielt,
dass sie mich Woche um Woche
einluden, mit ihnen zu spielen.
Ich war begeistert.
Endlich hatte ich meine Leute
gefunden, und es machte soviel Spaß.
(Lachen)
Es gab jedoch einen Zwischenfall,
den ich nie vergessen werde.
Einmal wurde ich gebeten zu spielen.
Dann stand plötzlich ein Mann,
der zum ersten Mal da war, auf
und schrie: "Sie spielt
die Lyra? Eine Frau?
Was denkt sie, wer sie ist?"
(Lachen)
Mein Herz raste und ich wäre
beinahe in Tränen ausgebrochen.
Aber einer der ältesten Männer der Gruppe
drehte meinen Kopf sanft zu ihm um
und er sagte: "Chrisa, sprich mir nach:
'Ich bin, wer ich bin, wer ich bin,
wer ich bin. Ich bin Popeye, der Seemann!"
(Lachen)
Nachdem ich den Satz wiederholt hatte,
brachen wir in Lachen aus
und ich bekam den Spitznamen "Kapetanaki",
was so ungefähr
"Kleiner Kapitän" bedeutet,
mit einer etwas rebellischen Einstellung.
Und ich behielt diese
"Kleine Kapitän"-Einstellung,
wenn ich die Menschen-
und Bürgerrechte der Frauen verfechtete.
Haben Sie sich jemals gefragt,
warum Frauen und Männer
die gleichen Studiengebühren zahlen,
aber in vielen Fällen
nicht gleichwertig bezahlt werden?
Abgesehen vom Lohnunterschied,
haben Sie sich je gefragt,
warum es nicht mehr weibliche CEOs
und Ingenieure, Politikerinnen
bzw. Lyra-Spielerinnen gibt?
Wer ist dafür verantwortlich?
[Wer ist dafür verantwortlich?]
Nachdem ich einige Jahre privat
als Hypnotherapeutin gearbeitet
und Frauen mit Selbstvertrauensproblemen
behandelt hatte,
wurde es mir langsam bewusst.
Die meisten Frauen glaubten nicht,
dass sie genug waren.
Klug genug, dünn genug, schön genug,
kompetent genug, ausgebildet genug.
Ich sage: Genug ist genug!
Zahlreiche globale Studien zeigen,
dass sich Frauen im Vergleich zu Männern
nicht für Beförderungen bereit fühlen.
Sie denken, sie schneiden
schlechter bei Tests ab
und unterschätzen
in der Regel ihre Fähigkeiten,
obwohl sich ihre Leistung in Qualität
und Quantität nicht unterscheidet.
Wegen mangelndem Selbstbewusstsein
gelingt es uns nicht,
die Glasdecke zu durchbrechen.
Die Antwort auf die Frage "Wer ist dafür
verantwortlich" ist "Wir Frauen",
und besonders die Dinge,
die wir uns selbst sagen
und die Dinge, von denen wir glauben,
dass sie auf uns zutreffen.
Jeder einzelne von uns
ist für sein Leben verantwortlich.
Der einzige, der bestimmt, wer er ist,
oder wer er denkt zu sein, ist man selbst.
Ganz gleich, was andere sagen
oder über einen denken,
das Wichtigste ist,
was man über sich selbst denkt.
Bewerten Sie Ihre Zeichnungen selbst.
Warten Sie nicht auf die Wertschätzung
oder Anerkennung anderer.
Die Art, wie Sie diese Frage verstehen,
sagt viel über Ihren Standpunkt aus,
was Ihr Selbstbewusstsein betrifft.
Verstehen Sie die Frage als Anfangspunkt
einer Selbstentdeckungsreise?
"Was denkst du, wer du bist?"
Oder als eine Beleidigung?
"Was denkst du, wer du bist?"
"Was denkst du, wer du bist,
dass du deine Träume verfolgst?"
"Was denkst du, wer du bist,
dass du den Mund aufmachst?"
"Was denkst du, wer du bist, dass
du dich gegen die Authorität stellst?"
"Was denkst du, wer du bist, dass du nach
all diesen Jahren deinen Peiniger nennst?"
"Was denkst du, wer du bist, dass du nach
einem Misserfolg den Kopf hochhältst?"
Wenn jemand Sie fragt:
"Was denken Sie, wer Sie sind?",
wie antworten Sie darauf?
Wahrscheinlich mit Angst.
Diese Frage wurde uns meist
als Vorwurf an den Kopf geknallt,
aber für mich ist sie die mächtigste
Frage, die wir uns stellen können.
Der griechische Philosoph Sokrates sagte:
(Zitat auf Griechisch)
"Ein ungeprüftes Leben ist
für einen Menschen nicht lebenswert."
Das war mein Ausgangspunkt
für den Gedanken:
Um ein lebenswertes Leben zu leben
und selbstbewusst die Frage "Was denkst
du, wer du bist" beantworten zu können,
müssen wir unser Leben
von der Kindheit an untersuchen
und unser inneres Kind richtig erziehen.
Aber wer oder was ist das innere Kind?
[Inneres Kind]
Das innere Kind
ist ein Teil Ihres Charakters,
der in der Kindheit verletzt wurde,
der kindliche Reaktionen auf alltägliche
erwachsene Situationen hervorruft,
wie nicht für sich selbst einzustehen,
nicht in der Lage sein, eine
schlechte Gewohnheit zu ändern,
nach dem zu fragen, was
man möchte, Grenzen setzen,
sich für einen Job bewerben,
nach einer Beförderung fragen,
das Gehalt verhandeln,
oder den eigenen Wert.
Fragen Sie sich,
ob Sie ein inneres Kind haben?
Ja, Sie haben eins,
denn Sie waren einmal ein Kind.
Warum müssen Sie das innere Kind
heilen, um Selbstvertrauen zu haben?
In der Frühentwicklung eines Kindes
gibt es bestimmte Ereignisse,
die Emotionen auslösen,
mit denen ein Kind
noch nicht umgehen kann.
Es gab eine Zeit in unserer Kindheit,
in der unsere Grundbedürfnisse
nicht richtig erfüllt wurden,
und dies verursachte eine Art Trauma
oder verlorenen Glauben.
Mangel an Liebe, Akzeptanz, Schutz.
In diesem Moment glaubt das Kind:
"Es liegt an mir.
Mit mir stimmt etwas nicht."
Und dieser Glaube setzt sich
dann im Erwachsenenalter fort.
Ich bin genug.
Ich kann nicht.
Ich bin es nicht wert.
Meine Vorstellung ist es, meinem
inneren Kind mitfühlend zuzuhören
und ihm als fürsorglicher Elternteil
die richtige Antwort zu geben.
"Du kannst. Du bist genug.
Du bist es wert."
Ich zeige Ihnen eine Technik,
die ich bei meinen Kunden anwende,
damit diese ihre falschen
Glaubenssätze aktualisieren
und Selbstvertrauen aufbauen.
Es ist eine Methode, die Männer
und Frauen anwenden können.
Aber heute möchte ich diese Methode
den Frauen näherbringen,
da diese laut Statistik ein niedrigeres
Selbstbewusstsein haben
und sie wirklich gebrauchen können,
denn es wird Zeit, dass Sie die beste
Version von sich selbst kennenlernen.
Es sind drei Schritte.
Sie brauchen Vorstellungskraft,
ein Stift und ein Blatt Papier.
Schritt Nummer 1:
Suchen Sie sich
einen ruhigen Platz zu Hause,
wo Sie einige Zeit ungestört sind.
Nehmen Sie Ihren Block
und gehen Sie zurück
zu einer Zeit in Ihrer Kindheit,
als Ihnen etwas passiert ist.
Das Wichtige ist hier,
alles aufzuschreiben,
alle Details, die Sie beobachten.
Beobachten Sie das Ganze
als ein Außenstehender.
Schritt Nummer 2:
Stellen Sie Kontakt
zu Ihrem inneren Kind her,
dass Sie in der ersten Szene
gesehen haben.
Sagen Sie ihr, Sie seien eine Freundin.
Sagen Sie, dass Sie sahen, was passiert
war, und es nicht ihre Schuld sei.
Sagen Sie ihr: "Ich liebe
und wertschätze dich.
Ich kümmere mich um dich.
Es wird alles gut."
[Es wird alles gut]
In Schritt Nummer 3
verabschieden Sie sich,
aber zuvor fragen Sie sie noch:
"Was brauchst du jetzt?"
Warten Sie auf die Antwort
und schreiben Sie sie auf.
Sprechen Sie mit der Weisheit,
die Sie heute besitzen
und geben Sie ihr eine Botschaft mit,
die ihr beim Großwerden hilft.
Geben Sie ihr ein Versprechen,
drücke Sie Ihre Liebe und Dankbarkeit aus.
"Ich komme zurück. Ich liebe dich. Danke."
Sie können diese Methode auf so viele
Lebensereignisse wie möglich anwenden.
Und jedes Mal, wenn Sie einen Extra-Schub
an Selbstvertrauen oder Mut brauchen,
sagen Sie sich Folgendes:
"Ich bin genug. Ich bin liebenswert.
Ich fühle mich sicher. Ich kann."
Das tat ich, als ich beschloss,
Lyra zu lernen,
ungeachtet dessen, was die anderen sagten.
Das tat ich, bevor ich hier
auf die Bühne gegangen bin.
Ich freue mich, sagen zu können,
dass immer mehr Frauen
auf Kreta die Lyra spielen.
Es gibt viele Lehrer, die Frauen
gegenüber nicht diskriminierend sind.
[Xenia Pandelaki]
[Katerina Petraki]
[Kelly Thomas]
Das war eine große Veränderung
im gesellschaftlichen Bewusstsein.
[Giota Silli]
[Georgia Androulaki-Chnari]
[Georgia Dagaki]
[Ioanna Zouli]
[Elena Karatzi]
Dies geschieht, wenn sich Frauen
authentisch geben
und wissen, wer sie wirklich sind.
Und man fragt sich:
Was könnte noch möglich sein,
wenn man sich erlaubt, sich selbst zu
definieren und danach zu handeln?
Diese Übung half mir,
Selbstvertrauen aufzubauen,
um wiederum
ein lebenswertes Leben aufzubauen,
den Mut zu haben, mich zu zeigen
und die Wahrheit zu sagen,
und das Mitgefühl, meine guten
und schlechten Seiten zu akzeptieren.
Ich lade Sie dazu ein,
mit Ihrem inneren Kind zu arbeiten
und Ihr Leben zu untersuchen,
denn durch die Augen Ihres Kindes,
-- die Augen, die die Welt
mit Neugier und Staunen betrachten --
werden Sie definieren,
wer Sie wirklich sind.
Es ist sehr wichtig,
denn wie Sie sich definieren,
hat Auswirkung auf Ihren Erfolg im Beruf,
auf die Qualität Ihrer Beziehungen
und auch darauf, wie glücklich
und erfüllt Sie in Ihrem Leben sind.
Machen Sie sich ab jetzt nicht mehr klein,
lassen Sie Ihr Licht scheinen,
sodass Sie in der Welt mit Liebe,
Kreativität und Grazie auftreten.
Ich frage also noch einmal, aber nehmen
Sie sich dieses Mal Zeit für die Antwort.
Was denken Sie, wer Sie sind?
Vielen Dank.
(Applaus)