36c3 Vorspannmusik
Herald: Als nächstes habe ich für euch
eine Politikwissenschaftlerin aus Berlin.
Sie arbeitet dort am IMU mit dem
Schwerpunkt Branchenanalyse und Arbeit in
der Zukunft.
Für euch jetzt mit "Wandel im
Braunkohlerevier: Lithium-Ionen-
Batterierecycling" - Katrin Nicke. Bitte!
Applaus
Katrin Nicke: Dankeschön! Ja, es gibt ein
altes sorbisches Sprichwort, das besagt
"Wie die Quelle, so das Wasser", und das
freut mich sehr, dass wir heute
Gelegenheit dazu haben uns darüber
auszutauschen, welche Quellen wir nutzen
möchten und welche wir versiegen lassen
sollten, um die Zukunft lebenswert zu
gestalten. Als Input dazu soll uns die
Studie dienen, die wir als IMU Institut
gemeinsam mit Ludwig-Bölkow-Systemtechnik
verfasst haben. Batterierecycling als
Beschäftigungsperspektive für die Lausitz.
Wichtig war uns dabei, eine
transdisziplinäre Perspektive zu wählen,
mit der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik und
uns hatten wir dann, ich glaube, fünf oder
sechs Disziplinen mit an Bord: Physik,
Geografie, Verkehrswissenschaft,
Verwaltungswissenschaft. Und haben der
Fragestellung: Wie kann man eine
Energieregion wie die Lausitz, wo seit 200
Jahren auf fossile Energieträger gesetzt
wird, in eine Energieregion der Zukunft
wandeln? Wie kann man dort, wo im Hinblick
auf die letzten Landtags-, aber auch
Europawahlen und Kommunalwahlen deutlich
wird, dass die Kohäsion der Gesellschaft
nachlässt, wie kann man einer solchen
Region Perspektiven aufzeigen? Zu Grunde
gelegt haben wir drei Annahmen. Die erste
scheint banal, aber man kann es nicht oft
genug sagen: Der Klimawandel findet statt,
und wir müssen über alle wirtschaftlichen
Prozesse hinweg Klimaneutralität
herstellen, um die Erderwärmung auf
maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Und dazu
brauchen wir umgehend eine Energie und
Verkehrswende. Zweite Annahme oder
Prämisse: Die Verkehrsanteile der
Elektromobilität steigen signifikant. Hier
in Europa ab 2020 voraussichtlich auch
deutlich, weil die Grenzwerteregelungen
der EU greifen werden, sodass den
Automobilherstellern empfindliche
Geldstrafen drohen, wenn Pkw-
Neuzulassungen zuviel CO2 ausstoßen. Und
wir gehen davon aus, dass der
Technologiepfad der Elektromobilität
eingeschlagen ist. Und damit, mit
zeitlichem Versatz - auf die Batterie
Lebensdauer der Elektromobile komme ich
noch zu sprechen - in naher Zukunft ein
hohes Altbatterieaufkommen auftritt, mit
dem wir umgehen müssen. Dritte
Grundannahme: Die Transformation. Der
Strukturwandel ist sozialgerecht und
ökologisch nachhaltig zu gestalten. Meine
Präsentation gliedert sich jetzt in drei
kleine Kapitel. Zunächst werfen wir einen
Blick in die Lausitz. Warum ist, oder
gilt, die Lausitz als so stark betroffen von
dieser Energie- und Verkehrswende? Das
zweite Unterkapitel widmet sich dann den
Antriebstechnologien beziehungsweise den
Lithium-Ionen-Batterien, und den Weg, den
wir vorschlagen, für eine nachhaltige
Kreislaufwirtschaft. Und im dritten Teil
versuchen wir noch einmal beide Enden. Wo
steht die Lausitz jetzt? Wo will sie in
Zukunft hin? Und wie wird sich der
Markthochlauf der Elektromobilität und das
Altbatterieaufkommen entwickeln? Warum
wird Lithium-Ionen-Batterie-Recycling
notwendig? Wie können wir das
zusammenführen? Ist eine "Just Transition"
eine Voraussetzung für die Energieregion
der Zukunft? "Just Transition" ist ein
Konzept, was sich in der US-amerikanischen
Gewerkschaftsbewegung herausgebildet hat,
vor einigen Jahren. Und es besagt im
Grunde, dass soziale nicht gegen
ökologische Interessen ausgespielt werden
sollen. Damit zu Punkt Eins - dem
Strukturwandel in der Lausitz: Das
Spannende an der Lausitz ist, es handelt
sich hier um einen grenzüberschreitenden
Wirtschafts- und Kulturraum, in dem die
Braunkohlewirtschaft tatsächlich nicht nur
landschaftprägend, sondern auch
identitätsstiftend ist. Die Lausitz
umspannt Nieder- und Oberlausitz und somit
Teile Brandenburgs, Teile Sachsens. Reicht
im Norden bis an den Speckgürtel Berlins
ran und im Südwesten an Dresden, umfasst
12.000 Quadratkilometer. Und die Regionen:
es gibt sechs Landkreise und eine
kreisfreie Stadt - das ist Cottbus -
werden häufig als peripher und mit hohen
Zukunftsrisiken versehen klassifiziert.
Die Region hat unter massivem
Bevölkerungsrückgang gelitten. Also die
Abwanderung innerhalb von nur 20 Jahren
von 95 bis 2015 betrug 20 Prozent. Das
heißt jeder fünfte, jede fünfte
Lausitzerin hat der Region den Rücken
gekehrt, was natürlich auch Folgen hatte
im Hinblick auf die Altersstruktur, die
sich erheblich verschoben hat und eine
Abnahme des Erwerbspersonenpotentials
bedingt. Unter anderem deshalb ist die
Arbeitslosenquote heute so niedrig wie
seit 30 Jahren nicht mehr. Mit unter sechs
Prozent liegt sie knapp über dem
Bundesniveau. Die Wirtschaft in der Region
ist sehr kleinteilig, das heißt, es gibt
viele kleine und mittlere Unternehmen.
Darüber hinaus bestehen dann aber hohe
externe Abhängigkeiten, weil in der
Lausitz häufig Zweigniederlassungen,
Tochtergesellschaften großer Konzerne,
ansässig sind. Die Entscheidung über das
Wohl und Wehe und auch die
Forschungsabteilungen, zumeist aber an den
Firmensitz, der sich beispielsweise in
Baden-Württemberg oder ... ja,
Niedersachsen befindet, getroffen werden.
Weshalb die, also in der Lausitz selbst,
auch wenig Entwicklung stattfindet, und
hier noch viel Luft nach oben ist für
Innovationspotenziale aus der Region
heraus. Was machen die LausitzerInnen? Ich habe
hier mal ein Chart vorbereitet auf dem
seht ihr Beschäftigung nach Sektoren, wir
haben einmal den Dienstleistungssektor mit
66 Prozent der Beschäftigten, etwas
weniger als in Metropolräumen üblich ist.
Was erstaunen mag, wenn wir sagen, wir
sprechen über eine Braunkohleregion, ist,
dass lediglich vier Prozent der 400.000
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
im Bereich Bergbau, Energie und Wasser
tätig sind, wobei das
Grundwassermanagement natürlich eine
große, massive, und auch langfristige
Aufgabe darstellen wird. Und wiederum
überraschen, dass der Industrieanteil hier
sehr hoch ist. Mit fast 20 Prozent liegt
er knapp auf Bundesniveau, und innerhalb
der Industrie ist die Metall- und
Elektrobranche am stärksten. Das heißt
jeder zehnte Lausitzer, jede zehnte
Lausitzerin, geht einer Tätigkeit in der
Metall und Elektrobranche nach. Wir haben
hier einen überdurchschnittlich hohen
Fachkräfteanteil insgesamt. Und über diese
40.000 hinaus sind qualifiziert - und das
ist für meine späteren Ausführungen zum
Recycling von Bedeutung - 65.000 LausitzerInnen
... fachlich qualifiziert, in Metall- und
Elektroberufen. Die Einkommen, also das
den Haushalten zu Konsumzwecken und Sparen
verfügbare Einkommen, und
Arbeitnehmerentgelte, sind hingegen
unterdurchschnittlich. Dort ist keine
Angleichung an das Bundesniveau innerhalb
der letzten 30 Jahre gelungen. Und es gibt
Infrastrukturdefizite. Also es ist kaum
möglich einen ICE zu nehmen aus der
Lausitz heraus, und auch schnelles
Internet ist noch nicht sehr weit
verbreitet. Wir identifizieren deshalb als
Herausforderung, die grundgesetzlich
verbriefte Gleichwertigkeit der
Lebensverhältnisse herzustellen und die
Daseinsvorsorge zu erhalten oder zu
stärken. Ich möchte kurz nochmal eingehen
auf die Bedeutung der Braunkohlewirtschaft
für die Region, die Bergbau- und
Rohstoffindustrie ist hier historisch
gewachsen und seit dem Niedergang der
Glas- und Textilindustrieproduktion
zentral für den für den Standort, also
insbesondere zentral noch seit 89/90.
Kurzen Blick auf die Zahlen: Wir hatten
vor 30 Jahren 80.000 Bergleute oder
Beschäftigte in den Tagebauen und
Kraftwerken. Ihr Beitrag zur
Stromerzeugung in Ostdeutschland betrug,
oder der Beitrag der
Braunkohleverstromung, betrug 90 Prozent.
Braunkohle war die einzige heimische
Energiequelle der DDR. 2016 waren noch
8.000 Menschen in der Kohleindustrie der
Lausitz beschäftigt. Und insgesamt liegt
der Braunkohlebeitrag zur Stromerzeugung
bei 23 Prozent. Das sind Zahlen von 2016.
Also der Strommix hat sich noch ein
bisschen verschoben. Wer dazu Genaueres
weiß, kann uns das gerne noch im Nachgang
mitteilen. Dennoch, also, trotz lediglich
8.000 Beschäftigter ist die LEAG, die
die Tagebaue und Kraftwerke 2016 auch von
Vattenfall übernahm, größter Arbeitgeber
der Region. Und die zahlen auch
überdurchschnittlich hohe Gehälter; die
liegen bei 55.000 gegenüber 28 bis 35.000
im brandenburgischen und sächsischen
Landesschnitt. Das heißt, die Einkommen
dieser Angestellten stärken die regionale
Kaufkraft spürbar und induzieren damit
natürlich auch Beschäftigung, wenn Sie zum
Bäcker gehen oder den Friseur besuchen. Im
Zuge der Empfehlung der Kommission für
Strukturwandel, Wachstum und
Beschäftigung, kurz Kohle-Kommission, hat
man sich auch Gedanken darüber gemacht,
wie die Beschäftigungswirkung ab 2033 sein
wird, wie Beschäftigung gesichert sein
kann. Man geht insgesamt von 10.000 bis
16.000 direkt und indirekt Beschäftigten
aus, und im unteren Kasten sieht man die
Handschrift der gewerkschaftlichen
Positionen in der Kohle-Kommission.
Demnach ist vorgesehen, dass der
Ausschluss, betriebsbedingter Kündigungen
oder betriebsbedingte Kündigungen
ausgeschlossen werden, dass es möglich
ist, vorzeitig in Ruhestand zu gehen, bei
vollem Lohnausgleich oder in eine andere
Tätigkeit aufzunehmen - bei vollem
Lohnausgleich. Und es wird hochgerechnet,
dass bis 2030 rund zwei Drittel der direkt
Beschäftigten, also dieser 8.000 Menschen,
verrentet sein könnten. Wie schaffen wir
jetzt Perspektiven, oder wo liegen die
Perspektiven für die verbleibenden
indirekt oder induziert Beschäftigten?
Womöglich in einer Energie Region der
Zukunft, womöglich abgeleitet aus dem
Markthochlauf der Elektromobilität. Werfen
wir einen kurzen Blick auf die
Technologien und den prognostizierten
Markthochlauf der Mobilitätswende. Der
Verkehrssektor ist einer der
Hauptemittenten von CO2 Ausstößen, liegt
bei 18 Prozent davon entfallen auf PKW
ganze 61. Ich hatte Eingangs schon
erwähnt, dass die EU-Grenzwerteregeln ab
2020 greifen und nun auch die europäischen
Automobilhersteller mit der
Elektrifizierung des Antriebsstrangs neue
Fahrzeugmodelle entwickeln, die einen sehr
geringen oder keinen CO2-Ausstoß haben
sollen. Man unterscheidet diese Modelle
grob nach Elektrifizierunggrad und
Reichweite. Es gibt die Hybride, die rein
elektrisch betriebenen Modelle mit ca. 300
km Reichweite, außerhalb von
Laborbedingungen. Und es gibt die
Brennstoffzellen Fahrzeuge hier, also alle
benötigen Batterien. Das Bemerkenswerte
ist bei den rein elektrisch betriebenen
PKW, die haben eine sehr große Batterie.
Bei Hybrid ist die um die 35 Kilo schwer,
dem rein elektrischen wiegt die auch Mal
250 Kilogramm. Das ist natürlich auch
relevant, wenn wir gleich auf die
prognostizierte Batterie-Aufkommen
blicken. Was Wasserstoff- und
Brennstoffzellen-Fahrzeugtechnologien
betrifft, würde ich mich dem Kollegen, der
hier am Freitag schon zu
Batterietechnologien sprach, anschließen
und sagen, dass es morgen und übermorgen
lediglich erstmal im Schwerlast Bereich
relevant. Wir können aber, also
Zukunftsforschung ist ja auch ein bisschen
wie in die Glaskugel gucken, natürlich
nicht ausschließen, dass da noch
Entwicklung stattfindet und haben
deshalb hier mal drei Szenarien
entwickelt, wie der Markthochlauf sich
prognostizieren ließe, aus unserer Sicht,
mit den Daten die wir haben, den
regulatorischen Rahmen, die Hersteller
Strategien, die die Batterietechnologie an
ihrem jeweiligen Entwicklungsstand. Und
wir fokussieren auf das Szenario 1 ganz
links, Fokus Batterie elektrisch
betriebene Fahrzeuge. Und da sehen wir,
dass da 2025 werden rund drei Millionen
erwartet, 2030 dann schon 10 und 2050
knapp über 30 Millionen Fahrzeuge. Daraus
haben wir abgeleitet, wie groß das
Altbatterien Aufkommen sein kann, unten
links wieder die ersten beiden Spalten.
2030 könnten wie ein Altbatterien
Aufkommen haben bis zu 44 Tonnen, 2050
dann schon eines von 712. Industriell
relevant wäre das Recycling Aufkommen ab
2030 plus damit. Werfen wir nochmal einen
kurzen, vertiefenden Blick auf die
Batterietechnologie. Die Lithium-Ionen
Technologie dominiert bislang den Markt
und wird unseren Analysen nach auch in den
kommenden Jahren dominieren. Es ist
möglich, dass es sich um eine
Brückentechnologie handelt, aber eine
Brückentechnologie, mit der wir es in den
nächsten Jahrzehnten dann zu tun haben.
Und warum Lithium-Ionen
Batterietechnologie? Da hat sich einfach
herausgestellt, dass sie über diese
Technologie, über eine optimale Energie-
und Leistungs-Dichte für den PKW Betrieb
verfügt. Das ist auch dem Lithium
geschuldet, dem kleinsten und leichtesten
metallischen Element, was natürlich
irgendwo herkommen muss. Die Verfügbarkeit
der Rohstoffe, unter anderem das Lithium,
weiterhin Kobalt, Nickel und Graphit,
verbaut in den Batteriezellen, ist aus
unserer Sicht gegeben, also auch in
ausreichenden Mengen für den erstmal
prognostizierten Markthochlauf. Aber es
kann zu Verknappung kommen, oder es ist
sehr wahrscheinlich, weil zum einen die
Fördermöglichkeiten nicht gegeben sind und
zum anderen die Lizenzen für den Abbau
fehlen. Das sicher auch aus guten Gründen.
Es ist so, dass die strategisch wichtigen
Rohstoffe hier häufig nur in wenigen
Ländern vorkommen und dass häufig Länder
sind, die monopolartige
Versorgungsstrukturen haben und politisch
instabil sind. Das heißt, es ist ein sehr
volatiler Markt. In der Öffentlichkeit
Aufsehen erregt hat die Debatte um den
Kobalt Abbau im Kongo in diesem
Frühjahr/Sommer, wo deutlich wurde, dass
diese Rohstoffe- oder Ressourcen-Gewinnung
unter Arbeitsbedingungen stattfindet, die
auch menschenunwürdig sind. Wo Kinder als
Arbeitskräfte eingesetzt werden, wo
internationale Mindeststandards für
Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht
eingehalten werden, es zu schweren
Unfällen kam und darüber hinaus neben
diesen sozialen Aspekten natürlich auch
die ökologischen ins Gewicht fallen. Jeder
Eingriff in Ökosysteme, gerade im Bereich
Tagebau Minen, hinterlässt natürlich
gravierende Spuren und ist sehr
langfristig. Aufgrund dessen und aufgrund
der Mengen, die wir uns gerade
verdeutlicht haben, sagen wir es ist
essenziell, dass wir eine
Kreislaufwirtschaft etablieren, um die
Ressourcen, die Material Effizienz zu
erhöhen und somit auch dazu beizutragen,
dass weniger Umweltzerstörung stattfindet
und weniger Ausbeutung. Natürlich ist das
auch eine Frage des Bedarfs. In dem Maße,
wie wir recyclen und den Abbau Bedarf
absenken, können wir Zerstörung und
Ausbeutung verhindern. Eine weitere Idee,
die Material Effizienz zu erhöhen, sind
die Second-Life Schleifen. Das heißt, man
kann heute Batteriezellen, also man kann
Batteriemodule nicht auf Zellebene
reparieren oder recyceln. Das ist bislang
noch nicht wirtschaftlich. Aber man kann
die Module nehmen und einer weiteren
Nutzung zuführen, beispielsweise eine
Spitzenlast Pufferung oder
Notstromversorgung oder ein Flur-
Förderfahrzeug hier damit ausstatten und
das funktioniert dann noch eine Weile,
denn die Lebensdauer der Lithium-Ionen-
Batterien in den Elektro PKW liegen
momentan bei so rund zehn Jahren. Das
heißt, die Batterie muss ausgetauscht
werden oder gilt als Altbatterie, bevor
die Fahrzeug Lebensdauer eigentlich
erreicht ist, die wird momentan so mit 15
Jahren angegeben. Und zugleich haben wir
gegenwärtig aber noch keine, keinerlei
oder kaum Regulierung dahingehend, wie
diese Altbatterien gesammelt werden
können, wie der Rücklauf organisiert wird,
wie hoch die Recyclingquoten sein sollten
und ob es beispielsweise ein Hersteller
Rücknahme Verpflichtung geben muss. Was es
dahingegen schon gibt, sind Recycling
Verfahren. Da wurden im Zeitraum zwischen
2009 bis 2016 drei Forschungsprojekte
durchgeführt, übrigens im Auftrag vom
Bundesumweltministerium, wo, wie ihr sehen
könnt, die Rückgewinnungsquoten schon sehr
hoch sind. Cobalt haben wir hier 94, 96
beziehungsweise 100 Prozent, Lithium 86
Prozent oder Nickel bei 97 Prozent.
Natürlich besteht hier noch viel weiterer
Forschungsbedarf. Aber was wir schon sagen
können und das ist auch ganz spannend im
Hinblick darauf wie verträglich wäre denn
eigentlich Kreislaufwirtschaftssystem, also
ein Recycling von Lithium-Ionen-Batterien.
Weil Recyclingprozesse natürlich auch
immer sehr energieaufwendig sind und da
konnte dargestellt werden, dass die
Ökobilanz positiv ist gegenüber dem
Ressourcen Abbau. Hier haben wir euch mal
eine Wertschöpfungskette industriellen
Batterierecyclings dargestellt, so wie der
aktuelle Forschungsstand ist. Das wird
sich in den nächsten 10, 20 Jahren sicher
auch noch ändern und es gibt auch hohe
Bedarfe, dass Prozesse und Verfahren hier
weiterentwickelt werden, dass auch
standardisiert wird, also das Module
standardisiert wird, dass die Demontage
automatisiert werden kann. Aber, was ganz
spannend ist, die Beschäftigungs-Profile,
die hier heraus hervorgehen, passen zu den
Qualifikationen der Menschen, die
Qualifikationen in der Metall- und
Elektro-Branche in der Lausitz haben.
Direkte Beschäftigung entsteht im
Recycling Werk, beispielsweise bei der
Demontage, durch die Entladung der Zellen
bei der Pyro-, Hydro- und Metallurgischen-
Weiterverarbeitung und die indirekte
Beschäftigung entsteht natürlich auch,
weil wir das Recycling Werk mit Energie
versorgen müssen, möglichst aus
regenerativen Quellen. Weil wir die
Altbatterien sammeln müssen und logistisch
verteilen und weil wir sie weiter
verwerten und wieder verwenden wollen. Im
besten Fall mit einer
Batteriezellfertigung, die man in ein
regionales Wertschöpfungssystem
integriert. Mit diesem Wissen haben wir
jetzt nochmal einen zweiten Blick auf die
Lausitz geworfen und das Ziel, im
gemeinsamen Engagement von Bund, Ländern,
Kommunen und Landkreisen, Sozialpartnern
sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren
eine attraktive und zukunftsgerichtete
Wirtschaftsregion mit neuen
Wertschöpfungsketten aufzubauen. So wie es
von der Kohle Kommission empfohlen wird,
stellt sich, aus unserer Sicht auch ein
Konsens der aktuellen Diskurse dar. Allein
der Weg zum Ziel ist noch umstritten, und
da möchten wir betonen, dass
Strukturwandel eben im Zuge einer
Just Transition stattfinden sollte. Wir
müssen neben wirtschaftlichen Aspekten die
Sozialen und Ökologischen berücksichtigen
und diese Dimensionen auch eingehend
analysieren, bevor wir
Standortentscheidung treffen. Welche
endogenen Potenziale hat die Lausitz? Das
ist ganz spannend, denn hier findet, und
dass ist immer weniger bekannt, als dass
es sich um ein Braunkohletagebau Revier
handelt, seit Jahren schon ein ganz
interessanter Wandel im Bereich
regenerativer Energien statt. Es gibt eine
Unternehmenslandschaft, die sich da
etabliert hat. Es gibt dort die größten
Windparks Deutschlands. Ich kann leider
nicht sagen wie viel Windräder gerade in
Betrieb sind und es gibt Forschung im
Bereich auch Wasserstoff Energieerzeugung.
Es gibt Pläne für große Speicherkraftwerke
und warum? Also die Netzinfrastruktur vor
Ort ist einfach zugeschnitten auf den
Energie Sektor und die Kraftwerke und
Tagebaue weisen zudem sehr hohe Nach-
Nutzungs Potenziale auf. Es gibt
Forschungseinrichtungen, auch vor Ort,
unter anderem an der BTU Cottbus
Senftenberg, ein Lehrstuhl für Batterien
und Batterie Forschung, Batterie
Recycling. Es gibt diese kleinteilige
Wirtschaftsstruktur, die wir auch als
Vorteil interpretieren können. Kleinere
Institutionen sind natürlich schneller
flexibel, können vielleicht ihren
Wertschöpfungskern neu definieren, wenn
sie dabei unterstützt werden. Und es gibt
eben die Fachkräfte vor Ort, die über
wertvolles Prozess- und Erfahrungs-Wissen
verfügen, auf dass wir im Zuge der
Transformation zurückgreifen sollten.
Schließlich sehen wir das Potenzial mit
der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft
für das Batterie Recycling, eine derart
hohe regionale Wertschöpfungstiefe zu
erzielen, dass sich schließlich im Grunde
die gesamte automobile Wertschöpfungskette
in der Region abbilden lassen kann, hieße,
wir hätten regionalen
Wirtschaftskreislauf. Unsere Studie ist
erschienen, kurz bevor Tesla bekannt
gegeben hat nördlich von Berlin
Elektromobilität - E-Autos herstellen
möchte und es gibt in Zwickau, dass ist
südlich von Dresden, auch nicht weit von
der Lausitz ein VW-Werk wo seit Monaten
auf Hochtouren daran gearbeitet wird, auf
Elektromobilität umzustellen, das
komplette Werk eines von Zweien in
Deutschland neben Emden. Hier sollen ab
2021 300.000 Elektromobile vom Band laufen
und mit dieser Perspektive wirkt die
Lausitz dann vielleicht auch schon gar
nicht mehr so peripher. Wenn wir
rauszoomen, liegt sie zwischen Berlin,
Dresden und Wroclaw in Polen oder noch
weiter zurückgezoomt in einem
Dreiländereck Deutschland, Tschechien,
Polen, im Herzen Europas und wir denken,
es könnten ganz gute Voraussetzungen dafür
sein, die Energie Region der Zukunft dort
zu schaffen, wie die Akteure, die
regionalen und überregionalen Akteure sich
das wünschen. Der Planungshorizont 2030
bis 2050 korreliert dabei, der
Planungshorizont für das kleine
Reyclingwerk mit dem Ausstieg aus der
fossilen Energiewirtschaft. Für den Weg in
eine Energieregion der Zukunft, wo das
Batterie Recycling vielleicht nur ein
Puzzle-Stück ist, haben wir Ansätze,
Ideen, Handlungsempfehlung (ganzen
Katalog) entworfen, aus dem sich ein
integriertes Regional Entwicklungskonzept
ableiten lassen kann, was sowohl
Wirtschafts- und Beschäftigungsseitige
Dimensionen als auch wie schon mehrfach
wiederholt jetzt die soziale und
ökologische Dimension reflektiert. Damit
komme ich dann auch zum Schluss, ich würde
euch gern hier noch 6 Pünktchen
vorstellen, die wir jetzt herausgegriffen
haben aus unseren Handlungsempfehlung.
Zunächst einmal sollten wir uns dafür
einsetzen, dass es bei der Novellierung
der EU-Batterierichtlinie, die für 2020
vorgesehen ist, auch Regelungen geschaffen
werden zu Hersteller Rücknahme
Verpflichtung, zu der Art und Weise, wie
wir eine Sammlung von Altbatterien
organisieren können, brauchen wir da ein
dezentrales System? zentrale Systeme?
Welche Recyclingquoten brauchen wir?
Welche Recyclingquoten brauchen wir für
welche Rohstoffe? Also bislang kennt diese
Richtlinie und kennt auch das deutsche
Batteriegesetz aus dem Jahr 2006, die
Lithium-Ionen-Batterie beispielsweise noch
nicht. Dann brauchen wir, und dass gilt
auch nicht nur für die Lausitz, sondern
dass gilt wahrscheinlich insgesamt für den
Prozess, der im Zuge einer Energie und
Verkehrswende eingeleitet werden muss,
brauchen wir eine Koordination der
Vorhaben, weil Akteure auf
unterschiedlichen politischen Ebenen
beteiligt sind, auch auf unterschiedlichen
geografischen Ebenen, also vom
Bürgermeister in Senftenberg bis hoch in
die EU, haben da Leute Ideen, Interessen,
und die müssen vermittelt werden, die
müssten koordiniert und abgestimmt werden,
damit sie nicht ins Leere laufen und damit
die 17 Milliarden Strukturhilfen, die für
die Lausitz ausgeschüttet werden sollen,
sinnvoll verwendet werden. Auch
Wissenstransfers sollten geleistet werden
und Unterstützung erhalten dabei, dass sie
stattfinden, also Wissenstransfers
zwischen Forschungseinrichtungen im Kreis
um die Lausitz, um die BTU Cottbus,
Wissenstransfers nach Berlin, nach
Dresden, an andere relevante
Forschungsstandorte. Und vor allen Dingen
auch, dass ist uns selbst während der
Ausarbeitung immer wieder bewusst
geworden, zwischen den Disziplinen. Wir
müssen als Sozialwissenschaftler, als
Geisteswissenschaftler mit
Naturwissenschaftlern ins Gespräch kommen,
um diese Strukturwandel Prozesse, die uns
vor gesamtgesellschaftliche Fragen stellt,
so reflektieren zu können, dass wir da
nicht zu singulären Ergebnissen kommen,
die die Gesellschaft insgesamt nicht im
Blick haben. Was wir auch brauchen ist
Transparenz, eine Transparenz dieses
Prozesses und mehr Bottom-Up Beteiligung.
Dass heißt, die Bürgerinnen und Bürger
sollten auch, ebenso wie die
Beschäftigten, Räume zur Verfügung
gestellt bekommen, wo sie miteinander ins
Gespräch kommen können, wo sie auch mit
Entscheidungsträgern und
Entscheidungsträgerinnen in Dialog treten
können und nicht nur ihre Meinung
vortragen dürfen, sondern auch Raum dafür
vorgesehen ist, dass sie mitgestalten. Das
ist aus unserer Perspektive auch deshalb
wichtig, weil wir nur so die
Informationbasis ausweiten können und es
findet derzeit ein Leitbild Prozess in der
Lausitz statt, der ist mehrstufig über
mehrere Jahre angelegt und wird
durchgeführt von der Wirtschaftsregion
Lausitz, also einem Interessenverband.
Und nach Kritik an deren Intransparenz wurde
das Verfahren auch geöffnet, also man lädt
jetzt auch zu Bürgerdialogen ein. Aber ich
denke man darf bei eintägigen Input-
Veranstaltungen dann nicht stehenbleiben,
also man muss die Bürgerinnen,
Beschäftigten, Einwohnerinnen mitnehmen
und ein Leitbild wird unseres Erachtens
eben dann nur tragen, wenn es geteilt wird
von denen, die betroffen sind, von dem was
in der Region passiert. Wir denken, es ist
ganz wichtig, da endlich wieder mehr
Investitionen in die Bildung und
Qualifizierung zu stecken. Der Anspruch
vom lebenslangen Lernen sollte sich auch
in Möglichkeiten für Beschäftigte, für
Bürgerinnen und Bürger niederschlagen,
sich weiterzubilden oder den Umgang mit
neuen Technologien zu erlernen. Ganz -
recht einfacher Schritt wäre
beispielsweise, dass im Freistaat Sachsen
auch die Weiterbildungs Richtlinie
implementiert wird, die Arbeitnehmerinnen
in anderen Bundesländer ermöglicht,
beispielsweise hier, teilzunehmen und zwar
im Rahmen von Weiterbildungsurlaub. Da
hat jeder Angestellte dann in zwei Jahren
10 Tage Weiterbildungs Anspruch und kann
die darauf verwenden, sich mit dem
vertraut zu machen, was die Arbeit der
Zukunft von ihm fordert oder welche
Herausforderungen er dann da sieht, oder
sie. Der vorletzte Punkt, dass
funktioniert aus unserer Sicht, dieser
Umbau, diese Transformation, nicht ohne
dass gute Arbeit geschaffen wird. Dass
heißt, neben den
Weiterbildungsmöglichkeiten sollte es eine
Vereinbarkeit von Privatem und Beruf
geben, sollte vermieden werden dass hier
prekäre Beschäftigungsverhältnisse
geschaffen werden, Leiharbeit oder
Werkverträge ausgeweitet werden und es
sollte für die Beschäftigten möglich sein
mehr mitzubestimmen, also wir gehen von
einem ganz positiven Menschenbild aus, wie
vielen Beschäftigten möchten nicht, oder
nicht nur, den ganzen Tag Knöpfe drücken,
sondern möchten vielleicht auch eine
Eingabe machen, weil sie einfach die sind,
die am nächsten am Prozess und Verfahren
dran sind. Gibts dann betriebliches
Vorschlagswesen? Könnte man so die
Innovativkraft, die jeder Mensch weil er
grundsätzlich neugierig ist, mitbringt?
Also davon habe ich mich hier auf jeden
Fall überzeugt. Könnte man das nutzen? Zum
letzten Punkt nochmals zu betonen die
Herstellung gleichwertiger
Lebensverhältnisse. Das ist uns wichtig,
Regionen sollen nicht abgehangen werden,
die Menschen bestimmter Regionen sollen
nicht zu Verlierern des Wandels werden und
dieses grundgesetzlich verbriefte Diktum
sollten wir vielleicht nicht nur bundesweit
stärker verfolgen, sondern zumindest auch
EU weit und wenn nicht Global denken. In
diesem Sinne, Vielen Dank für eure
Aufmerksamkeit.
Applaus
Herald: Vielen Dank für den Vortrag! Wir
haben leider nicht viel Zeit, deswegen
eine Frage aus dem Internet schnell.
Signal Angel: Du hast viele Möglichkeiten
aufgezeigt, was es für Potentiale gibt und
der IRC-Channel hatte eine sehr lebhafte
Diskussion, die sich vor allem auf die
Umsetzbarkeit bezog. Die Frage war dann:
Gibt es schon bereits tatsächlich
durchgeführte Maßnahmen wie Subventionen
und so weiter, an denen ein tatsächliches
Interesse des Bundes am Erhalt der Lausitz
als Industriestandort erkennbar ist? Oder
ist das immer noch im Raum, dass das
sozusagen alles sich selber überlassen
wird?
Katrin: Also es gibt die Empfehlung der
Kommission für Wachstum, Strukturwandel,
Beschäftigung, Kohle Kommission. Und es
gibt diese 17 Milliarden Euro
Strukturhilfen, die für die Lausitz
beschlossen wurde, sowie eigentlich eine
Einigkeit der beteiligten Akteure in der
Kohle Kommission auch in Bund, Ländern und
der Region, dass man hier eine Energie
Region der Zukunft bauen möchte. Aber ja,
der Weg dahin der ist noch offen und an
dem sollten sich möglichst viele
beteiligen aus unserer Sicht.
Herald: Ja, für weitere Fragen haben wir
leider keine Zeit, wenn ihr wollt, dann
trefft euch einfach mit ihr neben der
Bühne danach. Ich würde noch einmal bitten
für herzlichen Applaus für Katrin.
Applaus
36c3 Abspannmusik
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!