36c3 Vorspannmusik Herald: Als nächstes habe ich für euch eine Politikwissenschaftlerin aus Berlin. Sie arbeitet dort am IMU mit dem Schwerpunkt Branchenanalyse und Arbeit in der Zukunft. Für euch jetzt mit "Wandel im Braunkohlerevier: Lithium-Ionen- Batterierecycling" - Katrin Nicke. Bitte! Applaus Katrin Nicke: Dankeschön! Ja, es gibt ein altes sorbisches Sprichwort, das besagt "Wie die Quelle, so das Wasser", und das freut mich sehr, dass wir heute Gelegenheit dazu haben uns darüber auszutauschen, welche Quellen wir nutzen möchten und welche wir versiegen lassen sollten, um die Zukunft lebenswert zu gestalten. Als Input dazu soll uns die Studie dienen, die wir als IMU Institut gemeinsam mit Ludwig-Bölkow-Systemtechnik verfasst haben. Batterierecycling als Beschäftigungsperspektive für die Lausitz. Wichtig war uns dabei, eine transdisziplinäre Perspektive zu wählen, mit der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik und uns hatten wir dann, ich glaube, fünf oder sechs Disziplinen mit an Bord: Physik, Geografie, Verkehrswissenschaft, Verwaltungswissenschaft. Und haben der Fragestellung: Wie kann man eine Energieregion wie die Lausitz, wo seit 200 Jahren auf fossile Energieträger gesetzt wird, in eine Energieregion der Zukunft wandeln? Wie kann man dort, wo im Hinblick auf die letzten Landtags-, aber auch Europawahlen und Kommunalwahlen deutlich wird, dass die Kohäsion der Gesellschaft nachlässt, wie kann man einer solchen Region Perspektiven aufzeigen? Zu Grunde gelegt haben wir drei Annahmen. Die erste scheint banal, aber man kann es nicht oft genug sagen: Der Klimawandel findet statt, und wir müssen über alle wirtschaftlichen Prozesse hinweg Klimaneutralität herstellen, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Und dazu brauchen wir umgehend eine Energie und Verkehrswende. Zweite Annahme oder Prämisse: Die Verkehrsanteile der Elektromobilität steigen signifikant. Hier in Europa ab 2020 voraussichtlich auch deutlich, weil die Grenzwerteregelungen der EU greifen werden, sodass den Automobilherstellern empfindliche Geldstrafen drohen, wenn Pkw- Neuzulassungen zuviel CO2 ausstoßen. Und wir gehen davon aus, dass der Technologiepfad der Elektromobilität eingeschlagen ist. Und damit, mit zeitlichem Versatz - auf die Batterie Lebensdauer der Elektromobile komme ich noch zu sprechen - in naher Zukunft ein hohes Altbatterieaufkommen auftritt, mit dem wir umgehen müssen. Dritte Grundannahme: Die Transformation. Der Strukturwandel ist sozialgerecht und ökologisch nachhaltig zu gestalten. Meine Präsentation gliedert sich jetzt in drei kleine Kapitel. Zunächst werfen wir einen Blick in die Lausitz. Warum ist, oder gilt, die Lausitz als so stark betroffen von dieser Energie- und Verkehrswende? Das zweite Unterkapitel widmet sich dann den Antriebstechnologien beziehungsweise den Lithium-Ionen-Batterien, und den Weg, den wir vorschlagen, für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Und im dritten Teil versuchen wir noch einmal beide Enden. Wo steht die Lausitz jetzt? Wo will sie in Zukunft hin? Und wie wird sich der Markthochlauf der Elektromobilität und das Altbatterieaufkommen entwickeln? Warum wird Lithium-Ionen-Batterie-Recycling notwendig? Wie können wir das zusammenführen? Ist eine "Just Transition" eine Voraussetzung für die Energieregion der Zukunft? "Just Transition" ist ein Konzept, was sich in der US-amerikanischen Gewerkschaftsbewegung herausgebildet hat, vor einigen Jahren. Und es besagt im Grunde, dass soziale nicht gegen ökologische Interessen ausgespielt werden sollen. Damit zu Punkt Eins - dem Strukturwandel in der Lausitz: Das Spannende an der Lausitz ist, es handelt sich hier um einen grenzüberschreitenden Wirtschafts- und Kulturraum, in dem die Braunkohlewirtschaft tatsächlich nicht nur landschaftprägend, sondern auch identitätsstiftend ist. Die Lausitz umspannt Nieder- und Oberlausitz und somit Teile Brandenburgs, Teile Sachsens. Reicht im Norden bis an den Speckgürtel Berlins ran und im Südwesten an Dresden, umfasst 12.000 Quadratkilometer. Und die Regionen: es gibt sechs Landkreise und eine kreisfreie Stadt - das ist Cottbus - werden häufig als peripher und mit hohen Zukunftsrisiken versehen klassifiziert. Die Region hat unter massivem Bevölkerungsrückgang gelitten. Also die Abwanderung innerhalb von nur 20 Jahren von 95 bis 2015 betrug 20 Prozent. Das heißt jeder fünfte, jede fünfte Lausitzerin hat der Region den Rücken gekehrt, was natürlich auch Folgen hatte im Hinblick auf die Altersstruktur, die sich erheblich verschoben hat und eine Abnahme des Erwerbspersonenpotentials bedingt. Unter anderem deshalb ist die Arbeitslosenquote heute so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Mit unter sechs Prozent liegt sie knapp über dem Bundesniveau. Die Wirtschaft in der Region ist sehr kleinteilig, das heißt, es gibt viele kleine und mittlere Unternehmen. Darüber hinaus bestehen dann aber hohe externe Abhängigkeiten, weil in der Lausitz häufig Zweigniederlassungen, Tochtergesellschaften großer Konzerne, ansässig sind. Die Entscheidung über das Wohl und Wehe und auch die Forschungsabteilungen, zumeist aber an den Firmensitz, der sich beispielsweise in Baden-Württemberg oder ... ja, Niedersachsen befindet, getroffen werden. Weshalb die, also in der Lausitz selbst, auch wenig Entwicklung stattfindet, und hier noch viel Luft nach oben ist für Innovationspotenziale aus der Region heraus. Was machen die LausitzerInnen? Ich habe hier mal ein Chart vorbereitet auf dem seht ihr Beschäftigung nach Sektoren, wir haben einmal den Dienstleistungssektor mit 66 Prozent der Beschäftigten, etwas weniger als in Metropolräumen üblich ist. Was erstaunen mag, wenn wir sagen, wir sprechen über eine Braunkohleregion, ist, dass lediglich vier Prozent der 400.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bereich Bergbau, Energie und Wasser tätig sind, wobei das Grundwassermanagement natürlich eine große, massive, und auch langfristige Aufgabe darstellen wird. Und wiederum überraschen, dass der Industrieanteil hier sehr hoch ist. Mit fast 20 Prozent liegt er knapp auf Bundesniveau, und innerhalb der Industrie ist die Metall- und Elektrobranche am stärksten. Das heißt jeder zehnte Lausitzer, jede zehnte Lausitzerin, geht einer Tätigkeit in der Metall und Elektrobranche nach. Wir haben hier einen überdurchschnittlich hohen Fachkräfteanteil insgesamt. Und über diese 40.000 hinaus sind qualifiziert - und das ist für meine späteren Ausführungen zum Recycling von Bedeutung - 65.000 LausitzerInnen ... fachlich qualifiziert, in Metall- und Elektroberufen. Die Einkommen, also das den Haushalten zu Konsumzwecken und Sparen verfügbare Einkommen, und Arbeitnehmerentgelte, sind hingegen unterdurchschnittlich. Dort ist keine Angleichung an das Bundesniveau innerhalb der letzten 30 Jahre gelungen. Und es gibt Infrastrukturdefizite. Also es ist kaum möglich einen ICE zu nehmen aus der Lausitz heraus, und auch schnelles Internet ist noch nicht sehr weit verbreitet. Wir identifizieren deshalb als Herausforderung, die grundgesetzlich verbriefte Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse herzustellen und die Daseinsvorsorge zu erhalten oder zu stärken. Ich möchte kurz nochmal eingehen auf die Bedeutung der Braunkohlewirtschaft für die Region, die Bergbau- und Rohstoffindustrie ist hier historisch gewachsen und seit dem Niedergang der Glas- und Textilindustrieproduktion zentral für den für den Standort, also insbesondere zentral noch seit 89/90. Kurzen Blick auf die Zahlen: Wir hatten vor 30 Jahren 80.000 Bergleute oder Beschäftigte in den Tagebauen und Kraftwerken. Ihr Beitrag zur Stromerzeugung in Ostdeutschland betrug, oder der Beitrag der Braunkohleverstromung, betrug 90 Prozent. Braunkohle war die einzige heimische Energiequelle der DDR. 2016 waren noch 8.000 Menschen in der Kohleindustrie der Lausitz beschäftigt. Und insgesamt liegt der Braunkohlebeitrag zur Stromerzeugung bei 23 Prozent. Das sind Zahlen von 2016. Also der Strommix hat sich noch ein bisschen verschoben. Wer dazu Genaueres weiß, kann uns das gerne noch im Nachgang mitteilen. Dennoch, also, trotz lediglich 8.000 Beschäftigter ist die LEAG, die die Tagebaue und Kraftwerke 2016 auch von Vattenfall übernahm, größter Arbeitgeber der Region. Und die zahlen auch überdurchschnittlich hohe Gehälter; die liegen bei 55.000 gegenüber 28 bis 35.000 im brandenburgischen und sächsischen Landesschnitt. Das heißt, die Einkommen dieser Angestellten stärken die regionale Kaufkraft spürbar und induzieren damit natürlich auch Beschäftigung, wenn Sie zum Bäcker gehen oder den Friseur besuchen. Im Zuge der Empfehlung der Kommission für Strukturwandel, Wachstum und Beschäftigung, kurz Kohle-Kommission, hat man sich auch Gedanken darüber gemacht, wie die Beschäftigungswirkung ab 2033 sein wird, wie Beschäftigung gesichert sein kann. Man geht insgesamt von 10.000 bis 16.000 direkt und indirekt Beschäftigten aus, und im unteren Kasten sieht man die Handschrift der gewerkschaftlichen Positionen in der Kohle-Kommission. Demnach ist vorgesehen, dass der Ausschluss, betriebsbedingter Kündigungen oder betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden, dass es möglich ist, vorzeitig in Ruhestand zu gehen, bei vollem Lohnausgleich oder in eine andere Tätigkeit aufzunehmen - bei vollem Lohnausgleich. Und es wird hochgerechnet, dass bis 2030 rund zwei Drittel der direkt Beschäftigten, also dieser 8.000 Menschen, verrentet sein könnten. Wie schaffen wir jetzt Perspektiven, oder wo liegen die Perspektiven für die verbleibenden indirekt oder induziert Beschäftigten? Womöglich in einer Energie Region der Zukunft, womöglich abgeleitet aus dem Markthochlauf der Elektromobilität. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Technologien und den prognostizierten Markthochlauf der Mobilitätswende. Der Verkehrssektor ist einer der Hauptemittenten von CO2 Ausstößen, liegt bei 18 Prozent davon entfallen auf PKW ganze 61. Ich hatte Eingangs schon erwähnt, dass die EU-Grenzwerteregeln ab 2020 greifen und nun auch die europäischen Automobilhersteller mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs neue Fahrzeugmodelle entwickeln, die einen sehr geringen oder keinen CO2-Ausstoß haben sollen. Man unterscheidet diese Modelle grob nach Elektrifizierunggrad und Reichweite. Es gibt die Hybride, die rein elektrisch betriebenen Modelle mit ca. 300 km Reichweite, außerhalb von Laborbedingungen. Und es gibt die Brennstoffzellen Fahrzeuge hier, also alle benötigen Batterien. Das Bemerkenswerte ist bei den rein elektrisch betriebenen PKW, die haben eine sehr große Batterie. Bei Hybrid ist die um die 35 Kilo schwer, dem rein elektrischen wiegt die auch Mal 250 Kilogramm. Das ist natürlich auch relevant, wenn wir gleich auf die prognostizierte Batterie-Aufkommen blicken. Was Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Fahrzeugtechnologien betrifft, würde ich mich dem Kollegen, der hier am Freitag schon zu Batterietechnologien sprach, anschließen und sagen, dass es morgen und übermorgen lediglich erstmal im Schwerlast Bereich relevant. Wir können aber, also Zukunftsforschung ist ja auch ein bisschen wie in die Glaskugel gucken, natürlich nicht ausschließen, dass da noch Entwicklung stattfindet und haben deshalb hier mal drei Szenarien entwickelt, wie der Markthochlauf sich prognostizieren ließe, aus unserer Sicht, mit den Daten die wir haben, den regulatorischen Rahmen, die Hersteller Strategien, die die Batterietechnologie an ihrem jeweiligen Entwicklungsstand. Und wir fokussieren auf das Szenario 1 ganz links, Fokus Batterie elektrisch betriebene Fahrzeuge. Und da sehen wir, dass da 2025 werden rund drei Millionen erwartet, 2030 dann schon 10 und 2050 knapp über 30 Millionen Fahrzeuge. Daraus haben wir abgeleitet, wie groß das Altbatterien Aufkommen sein kann, unten links wieder die ersten beiden Spalten. 2030 könnten wie ein Altbatterien Aufkommen haben bis zu 44 Tonnen, 2050 dann schon eines von 712. Industriell relevant wäre das Recycling Aufkommen ab 2030 plus damit. Werfen wir nochmal einen kurzen, vertiefenden Blick auf die Batterietechnologie. Die Lithium-Ionen Technologie dominiert bislang den Markt und wird unseren Analysen nach auch in den kommenden Jahren dominieren. Es ist möglich, dass es sich um eine Brückentechnologie handelt, aber eine Brückentechnologie, mit der wir es in den nächsten Jahrzehnten dann zu tun haben. Und warum Lithium-Ionen Batterietechnologie? Da hat sich einfach herausgestellt, dass sie über diese Technologie, über eine optimale Energie- und Leistungs-Dichte für den PKW Betrieb verfügt. Das ist auch dem Lithium geschuldet, dem kleinsten und leichtesten metallischen Element, was natürlich irgendwo herkommen muss. Die Verfügbarkeit der Rohstoffe, unter anderem das Lithium, weiterhin Kobalt, Nickel und Graphit, verbaut in den Batteriezellen, ist aus unserer Sicht gegeben, also auch in ausreichenden Mengen für den erstmal prognostizierten Markthochlauf. Aber es kann zu Verknappung kommen, oder es ist sehr wahrscheinlich, weil zum einen die Fördermöglichkeiten nicht gegeben sind und zum anderen die Lizenzen für den Abbau fehlen. Das sicher auch aus guten Gründen. Es ist so, dass die strategisch wichtigen Rohstoffe hier häufig nur in wenigen Ländern vorkommen und dass häufig Länder sind, die monopolartige Versorgungsstrukturen haben und politisch instabil sind. Das heißt, es ist ein sehr volatiler Markt. In der Öffentlichkeit Aufsehen erregt hat die Debatte um den Kobalt Abbau im Kongo in diesem Frühjahr/Sommer, wo deutlich wurde, dass diese Rohstoffe- oder Ressourcen-Gewinnung unter Arbeitsbedingungen stattfindet, die auch menschenunwürdig sind. Wo Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt werden, wo internationale Mindeststandards für Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht eingehalten werden, es zu schweren Unfällen kam und darüber hinaus neben diesen sozialen Aspekten natürlich auch die ökologischen ins Gewicht fallen. Jeder Eingriff in Ökosysteme, gerade im Bereich Tagebau Minen, hinterlässt natürlich gravierende Spuren und ist sehr langfristig. Aufgrund dessen und aufgrund der Mengen, die wir uns gerade verdeutlicht haben, sagen wir es ist essenziell, dass wir eine Kreislaufwirtschaft etablieren, um die Ressourcen, die Material Effizienz zu erhöhen und somit auch dazu beizutragen, dass weniger Umweltzerstörung stattfindet und weniger Ausbeutung. Natürlich ist das auch eine Frage des Bedarfs. In dem Maße, wie wir recyclen und den Abbau Bedarf absenken, können wir Zerstörung und Ausbeutung verhindern. Eine weitere Idee, die Material Effizienz zu erhöhen, sind die Second-Life Schleifen. Das heißt, man kann heute Batteriezellen, also man kann Batteriemodule nicht auf Zellebene reparieren oder recyceln. Das ist bislang noch nicht wirtschaftlich. Aber man kann die Module nehmen und einer weiteren Nutzung zuführen, beispielsweise eine Spitzenlast Pufferung oder Notstromversorgung oder ein Flur- Förderfahrzeug hier damit ausstatten und das funktioniert dann noch eine Weile, denn die Lebensdauer der Lithium-Ionen- Batterien in den Elektro PKW liegen momentan bei so rund zehn Jahren. Das heißt, die Batterie muss ausgetauscht werden oder gilt als Altbatterie, bevor die Fahrzeug Lebensdauer eigentlich erreicht ist, die wird momentan so mit 15 Jahren angegeben. Und zugleich haben wir gegenwärtig aber noch keine, keinerlei oder kaum Regulierung dahingehend, wie diese Altbatterien gesammelt werden können, wie der Rücklauf organisiert wird, wie hoch die Recyclingquoten sein sollten und ob es beispielsweise ein Hersteller Rücknahme Verpflichtung geben muss. Was es dahingegen schon gibt, sind Recycling Verfahren. Da wurden im Zeitraum zwischen 2009 bis 2016 drei Forschungsprojekte durchgeführt, übrigens im Auftrag vom Bundesumweltministerium, wo, wie ihr sehen könnt, die Rückgewinnungsquoten schon sehr hoch sind. Cobalt haben wir hier 94, 96 beziehungsweise 100 Prozent, Lithium 86 Prozent oder Nickel bei 97 Prozent. Natürlich besteht hier noch viel weiterer Forschungsbedarf. Aber was wir schon sagen können und das ist auch ganz spannend im Hinblick darauf wie verträglich wäre denn eigentlich Kreislaufwirtschaftssystem, also ein Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Weil Recyclingprozesse natürlich auch immer sehr energieaufwendig sind und da konnte dargestellt werden, dass die Ökobilanz positiv ist gegenüber dem Ressourcen Abbau. Hier haben wir euch mal eine Wertschöpfungskette industriellen Batterierecyclings dargestellt, so wie der aktuelle Forschungsstand ist. Das wird sich in den nächsten 10, 20 Jahren sicher auch noch ändern und es gibt auch hohe Bedarfe, dass Prozesse und Verfahren hier weiterentwickelt werden, dass auch standardisiert wird, also das Module standardisiert wird, dass die Demontage automatisiert werden kann. Aber, was ganz spannend ist, die Beschäftigungs-Profile, die hier heraus hervorgehen, passen zu den Qualifikationen der Menschen, die Qualifikationen in der Metall- und Elektro-Branche in der Lausitz haben. Direkte Beschäftigung entsteht im Recycling Werk, beispielsweise bei der Demontage, durch die Entladung der Zellen bei der Pyro-, Hydro- und Metallurgischen- Weiterverarbeitung und die indirekte Beschäftigung entsteht natürlich auch, weil wir das Recycling Werk mit Energie versorgen müssen, möglichst aus regenerativen Quellen. Weil wir die Altbatterien sammeln müssen und logistisch verteilen und weil wir sie weiter verwerten und wieder verwenden wollen. Im besten Fall mit einer Batteriezellfertigung, die man in ein regionales Wertschöpfungssystem integriert. Mit diesem Wissen haben wir jetzt nochmal einen zweiten Blick auf die Lausitz geworfen und das Ziel, im gemeinsamen Engagement von Bund, Ländern, Kommunen und Landkreisen, Sozialpartnern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren eine attraktive und zukunftsgerichtete Wirtschaftsregion mit neuen Wertschöpfungsketten aufzubauen. So wie es von der Kohle Kommission empfohlen wird, stellt sich, aus unserer Sicht auch ein Konsens der aktuellen Diskurse dar. Allein der Weg zum Ziel ist noch umstritten, und da möchten wir betonen, dass Strukturwandel eben im Zuge einer Just Transition stattfinden sollte. Wir müssen neben wirtschaftlichen Aspekten die Sozialen und Ökologischen berücksichtigen und diese Dimensionen auch eingehend analysieren, bevor wir Standortentscheidung treffen. Welche endogenen Potenziale hat die Lausitz? Das ist ganz spannend, denn hier findet, und dass ist immer weniger bekannt, als dass es sich um ein Braunkohletagebau Revier handelt, seit Jahren schon ein ganz interessanter Wandel im Bereich regenerativer Energien statt. Es gibt eine Unternehmenslandschaft, die sich da etabliert hat. Es gibt dort die größten Windparks Deutschlands. Ich kann leider nicht sagen wie viel Windräder gerade in Betrieb sind und es gibt Forschung im Bereich auch Wasserstoff Energieerzeugung. Es gibt Pläne für große Speicherkraftwerke und warum? Also die Netzinfrastruktur vor Ort ist einfach zugeschnitten auf den Energie Sektor und die Kraftwerke und Tagebaue weisen zudem sehr hohe Nach- Nutzungs Potenziale auf. Es gibt Forschungseinrichtungen, auch vor Ort, unter anderem an der BTU Cottbus Senftenberg, ein Lehrstuhl für Batterien und Batterie Forschung, Batterie Recycling. Es gibt diese kleinteilige Wirtschaftsstruktur, die wir auch als Vorteil interpretieren können. Kleinere Institutionen sind natürlich schneller flexibel, können vielleicht ihren Wertschöpfungskern neu definieren, wenn sie dabei unterstützt werden. Und es gibt eben die Fachkräfte vor Ort, die über wertvolles Prozess- und Erfahrungs-Wissen verfügen, auf dass wir im Zuge der Transformation zurückgreifen sollten. Schließlich sehen wir das Potenzial mit der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft für das Batterie Recycling, eine derart hohe regionale Wertschöpfungstiefe zu erzielen, dass sich schließlich im Grunde die gesamte automobile Wertschöpfungskette in der Region abbilden lassen kann, hieße, wir hätten regionalen Wirtschaftskreislauf. Unsere Studie ist erschienen, kurz bevor Tesla bekannt gegeben hat nördlich von Berlin Elektromobilität - E-Autos herstellen möchte und es gibt in Zwickau, dass ist südlich von Dresden, auch nicht weit von der Lausitz ein VW-Werk wo seit Monaten auf Hochtouren daran gearbeitet wird, auf Elektromobilität umzustellen, das komplette Werk eines von Zweien in Deutschland neben Emden. Hier sollen ab 2021 300.000 Elektromobile vom Band laufen und mit dieser Perspektive wirkt die Lausitz dann vielleicht auch schon gar nicht mehr so peripher. Wenn wir rauszoomen, liegt sie zwischen Berlin, Dresden und Wroclaw in Polen oder noch weiter zurückgezoomt in einem Dreiländereck Deutschland, Tschechien, Polen, im Herzen Europas und wir denken, es könnten ganz gute Voraussetzungen dafür sein, die Energie Region der Zukunft dort zu schaffen, wie die Akteure, die regionalen und überregionalen Akteure sich das wünschen. Der Planungshorizont 2030 bis 2050 korreliert dabei, der Planungshorizont für das kleine Reyclingwerk mit dem Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft. Für den Weg in eine Energieregion der Zukunft, wo das Batterie Recycling vielleicht nur ein Puzzle-Stück ist, haben wir Ansätze, Ideen, Handlungsempfehlung (ganzen Katalog) entworfen, aus dem sich ein integriertes Regional Entwicklungskonzept ableiten lassen kann, was sowohl Wirtschafts- und Beschäftigungsseitige Dimensionen als auch wie schon mehrfach wiederholt jetzt die soziale und ökologische Dimension reflektiert. Damit komme ich dann auch zum Schluss, ich würde euch gern hier noch 6 Pünktchen vorstellen, die wir jetzt herausgegriffen haben aus unseren Handlungsempfehlung. Zunächst einmal sollten wir uns dafür einsetzen, dass es bei der Novellierung der EU-Batterierichtlinie, die für 2020 vorgesehen ist, auch Regelungen geschaffen werden zu Hersteller Rücknahme Verpflichtung, zu der Art und Weise, wie wir eine Sammlung von Altbatterien organisieren können, brauchen wir da ein dezentrales System? zentrale Systeme? Welche Recyclingquoten brauchen wir? Welche Recyclingquoten brauchen wir für welche Rohstoffe? Also bislang kennt diese Richtlinie und kennt auch das deutsche Batteriegesetz aus dem Jahr 2006, die Lithium-Ionen-Batterie beispielsweise noch nicht. Dann brauchen wir, und dass gilt auch nicht nur für die Lausitz, sondern dass gilt wahrscheinlich insgesamt für den Prozess, der im Zuge einer Energie und Verkehrswende eingeleitet werden muss, brauchen wir eine Koordination der Vorhaben, weil Akteure auf unterschiedlichen politischen Ebenen beteiligt sind, auch auf unterschiedlichen geografischen Ebenen, also vom Bürgermeister in Senftenberg bis hoch in die EU, haben da Leute Ideen, Interessen, und die müssen vermittelt werden, die müssten koordiniert und abgestimmt werden, damit sie nicht ins Leere laufen und damit die 17 Milliarden Strukturhilfen, die für die Lausitz ausgeschüttet werden sollen, sinnvoll verwendet werden. Auch Wissenstransfers sollten geleistet werden und Unterstützung erhalten dabei, dass sie stattfinden, also Wissenstransfers zwischen Forschungseinrichtungen im Kreis um die Lausitz, um die BTU Cottbus, Wissenstransfers nach Berlin, nach Dresden, an andere relevante Forschungsstandorte. Und vor allen Dingen auch, dass ist uns selbst während der Ausarbeitung immer wieder bewusst geworden, zwischen den Disziplinen. Wir müssen als Sozialwissenschaftler, als Geisteswissenschaftler mit Naturwissenschaftlern ins Gespräch kommen, um diese Strukturwandel Prozesse, die uns vor gesamtgesellschaftliche Fragen stellt, so reflektieren zu können, dass wir da nicht zu singulären Ergebnissen kommen, die die Gesellschaft insgesamt nicht im Blick haben. Was wir auch brauchen ist Transparenz, eine Transparenz dieses Prozesses und mehr Bottom-Up Beteiligung. Dass heißt, die Bürgerinnen und Bürger sollten auch, ebenso wie die Beschäftigten, Räume zur Verfügung gestellt bekommen, wo sie miteinander ins Gespräch kommen können, wo sie auch mit Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen in Dialog treten können und nicht nur ihre Meinung vortragen dürfen, sondern auch Raum dafür vorgesehen ist, dass sie mitgestalten. Das ist aus unserer Perspektive auch deshalb wichtig, weil wir nur so die Informationbasis ausweiten können und es findet derzeit ein Leitbild Prozess in der Lausitz statt, der ist mehrstufig über mehrere Jahre angelegt und wird durchgeführt von der Wirtschaftsregion Lausitz, also einem Interessenverband. Und nach Kritik an deren Intransparenz wurde das Verfahren auch geöffnet, also man lädt jetzt auch zu Bürgerdialogen ein. Aber ich denke man darf bei eintägigen Input- Veranstaltungen dann nicht stehenbleiben, also man muss die Bürgerinnen, Beschäftigten, Einwohnerinnen mitnehmen und ein Leitbild wird unseres Erachtens eben dann nur tragen, wenn es geteilt wird von denen, die betroffen sind, von dem was in der Region passiert. Wir denken, es ist ganz wichtig, da endlich wieder mehr Investitionen in die Bildung und Qualifizierung zu stecken. Der Anspruch vom lebenslangen Lernen sollte sich auch in Möglichkeiten für Beschäftigte, für Bürgerinnen und Bürger niederschlagen, sich weiterzubilden oder den Umgang mit neuen Technologien zu erlernen. Ganz - recht einfacher Schritt wäre beispielsweise, dass im Freistaat Sachsen auch die Weiterbildungs Richtlinie implementiert wird, die Arbeitnehmerinnen in anderen Bundesländer ermöglicht, beispielsweise hier, teilzunehmen und zwar im Rahmen von Weiterbildungsurlaub. Da hat jeder Angestellte dann in zwei Jahren 10 Tage Weiterbildungs Anspruch und kann die darauf verwenden, sich mit dem vertraut zu machen, was die Arbeit der Zukunft von ihm fordert oder welche Herausforderungen er dann da sieht, oder sie. Der vorletzte Punkt, dass funktioniert aus unserer Sicht, dieser Umbau, diese Transformation, nicht ohne dass gute Arbeit geschaffen wird. Dass heißt, neben den Weiterbildungsmöglichkeiten sollte es eine Vereinbarkeit von Privatem und Beruf geben, sollte vermieden werden dass hier prekäre Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden, Leiharbeit oder Werkverträge ausgeweitet werden und es sollte für die Beschäftigten möglich sein mehr mitzubestimmen, also wir gehen von einem ganz positiven Menschenbild aus, wie vielen Beschäftigten möchten nicht, oder nicht nur, den ganzen Tag Knöpfe drücken, sondern möchten vielleicht auch eine Eingabe machen, weil sie einfach die sind, die am nächsten am Prozess und Verfahren dran sind. Gibts dann betriebliches Vorschlagswesen? Könnte man so die Innovativkraft, die jeder Mensch weil er grundsätzlich neugierig ist, mitbringt? Also davon habe ich mich hier auf jeden Fall überzeugt. Könnte man das nutzen? Zum letzten Punkt nochmals zu betonen die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Das ist uns wichtig, Regionen sollen nicht abgehangen werden, die Menschen bestimmter Regionen sollen nicht zu Verlierern des Wandels werden und dieses grundgesetzlich verbriefte Diktum sollten wir vielleicht nicht nur bundesweit stärker verfolgen, sondern zumindest auch EU weit und wenn nicht Global denken. In diesem Sinne, Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Applaus Herald: Vielen Dank für den Vortrag! Wir haben leider nicht viel Zeit, deswegen eine Frage aus dem Internet schnell. Signal Angel: Du hast viele Möglichkeiten aufgezeigt, was es für Potentiale gibt und der IRC-Channel hatte eine sehr lebhafte Diskussion, die sich vor allem auf die Umsetzbarkeit bezog. Die Frage war dann: Gibt es schon bereits tatsächlich durchgeführte Maßnahmen wie Subventionen und so weiter, an denen ein tatsächliches Interesse des Bundes am Erhalt der Lausitz als Industriestandort erkennbar ist? Oder ist das immer noch im Raum, dass das sozusagen alles sich selber überlassen wird? Katrin: Also es gibt die Empfehlung der Kommission für Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung, Kohle Kommission. Und es gibt diese 17 Milliarden Euro Strukturhilfen, die für die Lausitz beschlossen wurde, sowie eigentlich eine Einigkeit der beteiligten Akteure in der Kohle Kommission auch in Bund, Ländern und der Region, dass man hier eine Energie Region der Zukunft bauen möchte. Aber ja, der Weg dahin der ist noch offen und an dem sollten sich möglichst viele beteiligen aus unserer Sicht. Herald: Ja, für weitere Fragen haben wir leider keine Zeit, wenn ihr wollt, dann trefft euch einfach mit ihr neben der Bühne danach. Ich würde noch einmal bitten für herzlichen Applaus für Katrin. Applaus 36c3 Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!