WEBVTT 00:00:00.000 --> 00:00:19.371 36C3 Vorspannmusik 00:00:19.371 --> 00:00:21.449 Herald-Angel Noujoum: Herzlich willkommen zu unserem nächsten Talk, warum 00:00:21.449 --> 00:00:26.630 3D-gedruckte Kleidung nicht die Zukunft ist. Kurze Frage ins Publikum, wer von 00:00:26.630 --> 00:00:32.103 euch hat schon mal selber irgendwas in 3D-gedruckt? Bitte einmal die Hände hoch. 00:00:32.103 --> 00:00:35.640 ja, das hab ich mir gedacht, das sind so, ich würde mal schätzen, 80% der Leute, die 00:00:35.640 --> 00:00:38.860 hier im Saal sind. Kein Wunder, ist ja auch ein Fachthema, deswegen seid ihr 00:00:38.860 --> 00:00:41.606 wahrscheinlich auch alle hier. Zweite Frage, wer von euch hat schon mal 00:00:41.606 --> 00:00:47.059 versucht, Kleidung 3D zu drucken? Bitte erneut Handzeichen. Da sehe ich vier 00:00:47.059 --> 00:00:54.539 Leute. Und wie ist es so gelaufen? Was würdet ihr sagen? Mäßig. Ich sehe eine 00:00:54.539 --> 00:00:58.082 Person, die versucht anzuzeigen, dass es super gelaufen ist. Die anderen zeigen 00:00:58.082 --> 00:01:02.399 eher an, mäßig bis gar nicht mal so gut. Wer von den Leuten, die sich am Anfang 00:01:02.399 --> 00:01:05.513 gemeldet haben, dass sie schon mal was in 3D-gedruckt haben, hat schon mal darüber 00:01:05.513 --> 00:01:09.930 nachgedacht, Kleidung 3D zu drucken? Bitte auch nochmal Hände. Das sind noch einmal 00:01:09.930 --> 00:01:12.869 deutlich mehr würde ich sagen, vielleicht so zehn Leute haben darüber nachgedacht. 00:01:12.869 --> 00:01:17.540 Unsere nächste Speakerin, Rebekka, wird euch jetzt sagen, warum oder warum das 00:01:17.540 --> 00:01:22.320 vielleicht gar nicht so eine gute Idee ist, Klamotten in 3D zu drucken. Rebekka 00:01:22.320 --> 00:01:27.270 ist im Internet, vor allem auf Twitter, unter ihrem Nickname Kurfuerstin bekannt. 00:01:27.270 --> 00:01:31.619 Und Rebekka ist Bekleidungstechnikerin. Das heißt, sie forscht an der 00:01:31.619 --> 00:01:35.120 Schnittstelle zwischen herkömmlicher Bekleidungsherstellung, das heißt, sie hat 00:01:35.120 --> 00:01:38.737 schon in einem Modeunternehmen gearbeitet, aber auch am Theater und bei einer 00:01:38.737 --> 00:01:42.459 Fernsehserie. Und auf der anderen Seite beschäftigt sie sich mit innovativen 00:01:42.459 --> 00:01:46.963 Techniken wie 3D-Druck und virtueller Bekleidungssimulation. Das heißt sie 00:01:46.963 --> 00:01:50.709 beschäftigt sich auch damit wie man einem Computerprogramm beibringt, dass ein Rock 00:01:50.709 --> 00:01:55.770 realistisch aussieht und realistisch an einer virtuellen Puppe hängt. So und jetzt 00:01:55.770 --> 00:01:58.940 wünsche ich euch ganz viel Spaß mit dem Talk. Ich hoffe, dass ihr viel lernt, viel 00:01:58.940 --> 00:02:01.953 Spaß habt und bitte begrüßt unsere Speakerin Rebekka mit einem ganz großen 00:02:01.953 --> 00:02:03.663 Applaus. Vielen Dank! 00:02:03.663 --> 00:02:08.490 Applaus [Füller, bitte in amara entfernen] 00:02:08.490 --> 00:02:12.280 Speakerin Rebekka/Kurfuerstin: Lacht Danke schön. Ich habe noch kurz Post 00:02:12.280 --> 00:02:17.312 bekommen, aber das soll mich nicht davon abhalten, einen Talk zu halten. Herzlich 00:02:17.312 --> 00:02:22.140 willkommen, schön, dass ihr alle da seid hier im Saal und auch im Stream und- oh 00:02:22.140 --> 00:02:26.480 weitere Post, okay, viel los hier auf der Bühne. Ich les das dann vielleicht einfach 00:02:26.480 --> 00:02:33.079 später, aber es ist sehr schön, dass das Postsystem funktioniert. Mein Talk heißt: 00:02:33.079 --> 00:02:38.129 Warum 3D-gedruckte Kleidung nicht die Zukunft ist. Es wird darum gehen, welche 00:02:38.129 --> 00:02:44.087 Eigenschaften 3D-gedruckte Kleidung hat und warum und was an der Stelle passieren 00:02:44.087 --> 00:02:50.599 müsste, damit es eine ernstzunehmende Möglichkeit für Alltagskleidung wäre. Ich 00:02:50.599 --> 00:02:54.402 wurde ja gerade schon angekündigt als Bekleidungstechnikerin und für den Fall, 00:02:54.402 --> 00:02:57.749 dass jemand nicht weiß, was Bekleidungstechnik überhaupt bedeutet, was 00:02:57.749 --> 00:03:03.689 das für ein komisches Wort ist, Bekleidung und Technik, ganz kurze Erklärung. Das 00:03:03.689 --> 00:03:07.319 muss man sich so vorstellen, wenn Kleidung hergestellt wird, dann gibt es an der 00:03:07.319 --> 00:03:12.511 einen Stelle das Design, den Entwurf, die Idee. Die Umsetzung ist aber die 00:03:12.511 --> 00:03:16.989 Produktion, das findet woanders statt und das macht jemand ganz anderes. Und ganz 00:03:16.989 --> 00:03:20.920 grob gesagt kommt also eine Person, hat ein Design gemacht, hat gesagt, hier ich 00:03:20.920 --> 00:03:24.069 habe dieses Kleid entworfen, hat also ein schönes Bild, auf dem man ein bisschen 00:03:24.069 --> 00:03:29.520 etwas erkennen kann, viel aber auch nicht. Und sie geht damit zur Produktion, zu 00:03:29.520 --> 00:03:33.560 einer Fabrik und sagt, hier, macht doch mal dieses Kleid. Dann fragt die 00:03:33.560 --> 00:03:37.720 Produktion höflich zurück, aber wo ist denn die Tabelle? Weil die Produktion 00:03:37.720 --> 00:03:41.650 möchte gerne alle Informationen haben über dieses Kleid. Und dann fragt das Design 00:03:41.650 --> 00:03:47.099 höflich zurück, was? Und dann sagt die Produktion, was? Und an dieser Stelle 00:03:47.099 --> 00:03:49.920 würde es dann quasi nicht mehr weitergehen. Denn die Produktion möchte 00:03:49.920 --> 00:03:53.529 wissen, welchen Stoff brauchen wir für dieses Kleid, wie viel, welche Größen 00:03:53.529 --> 00:03:58.730 sollen genäht werden, wie viele Stückzahlen in welcher Größe, welche 00:03:58.730 --> 00:04:02.360 Maschinen brauchen wir dafür? Was soll auf den Pflege-Etiketten stehen und wie soll 00:04:02.360 --> 00:04:05.760 der Abstand sein von den Etiketten in Zentimeter von der Seitennaht nach oben? 00:04:05.760 --> 00:04:11.360 All das ist aus der Zeichnung nicht herauszulesen. An genau dieser Stelle 00:04:11.360 --> 00:04:14.959 kommt dann die Bekleidungstechnik ins Spiel, also als Schnittstelle zwischen 00:04:14.959 --> 00:04:20.570 Design und Produktion. Das heißt geht also um die technische Umsetzung von Design als 00:04:20.570 --> 00:04:25.110 eine Art Reality Check. Was ist überhaupt umsetzbar, und was muss man machen, damit 00:04:25.110 --> 00:04:29.590 es umgesetzt werden kann? Da geht es um Materialien, um Qualität, aber auch um 00:04:29.590 --> 00:04:34.710 Preise, um Orte. Wo soll das Ganze produziert werden, zu welchem Zeitpunkt? 00:04:34.710 --> 00:04:37.610 All diese Geschichten müssen geklärt werden und dafür ist die 00:04:37.610 --> 00:04:43.169 Bekleidungstechnik da. Und diesen Reality Check, also diese Perspektive von, wie ist 00:04:43.169 --> 00:04:48.379 das überhaupt umsetzbar, habe ich eben auch angewendet auf den 3D-Druck. Und wenn 00:04:48.379 --> 00:04:52.090 man mal nach den Wörtern 3D-Druck und Kleidung sucht, dann kriegt vielleicht so 00:04:52.090 --> 00:04:58.930 ähnliche Schlagzeilen oder Überschriften von News oder Artikeln. Zum Beispiel: Der 00:04:58.930 --> 00:05:03.110 3D-Druck wird viel Flexibilität in die Modebranche bringen. Oder: Die Kleidung 00:05:03.110 --> 00:05:08.020 der Zukunft. Oder: Kommt die Streetwear der Zukunft aus dem 3D-Drucker? Oder: Kann 00:05:08.020 --> 00:05:12.070 3D-Druck die Modeindustrie umkrempeln? Vor ein paar Jahren waren die noch 00:05:12.070 --> 00:05:15.759 reißerischer. Da hieß es dann, ja 2020 werden wir alle einen Drucker zuhause 00:05:15.759 --> 00:05:19.270 haben und dann drucken wir uns morgens den Pullover und abends schmelzen wir den 00:05:19.270 --> 00:05:21.700 wieder ein und am nächsten Tag drucken wir uns einen neuen. Inzwischen sind diese 00:05:21.700 --> 00:05:24.400 Überschriften ein bisschen vorsichtiger geworden mit einem Fragezeichen am Ende. 00:05:24.400 --> 00:05:28.889 Das ist schon mal ganz gut. Aber man sieht auch aus diesen Überschriften, dass da 00:05:28.889 --> 00:05:33.423 ganz viel Hoffnung dahinter steht, dass also sich jetzt etwas ganz großartig 00:05:33.423 --> 00:05:37.990 verändert, dass die ganze Modeindustrie umgekrempelt wird. Es steht auch diese 00:05:37.990 --> 00:05:41.180 Hoffnung der Nachhaltigkeit dahinter mit den Argumenten, dass das Verfahren 00:05:41.180 --> 00:05:45.287 nachhaltig ist und Nachhaltigkeit ja auch ein großes Thema in der 00:05:45.287 --> 00:05:48.539 Bekleidungsindustrie ist. Und die Frage, ob das an dieser Stelle jetzt die Lösung 00:05:48.539 --> 00:05:54.569 sein könnte. Und es gibt tatsächlich schon 3D-gedruckte Kleidung, also das ist jetzt 00:05:54.569 --> 00:05:58.289 nicht mal so was neues und das ist jetzt nicht komplett unrealistisch. Es wurden 00:05:58.289 --> 00:06:02.300 schon ganze Kollektion 3D-gedruckt und ich zeige jetzt mal 3 kleine Beispiele davon. 00:06:02.300 --> 00:06:07.990 Zum Beispiel die Kreation von Danit Peleg. Die hat ihre Abschlusskollektion in 00:06:07.990 --> 00:06:13.169 Israel, da hat sie eine Kollektion komplett 3D gedruckt, eine 5-teilige 00:06:13.169 --> 00:06:18.449 Kollektion. Ein Beispiel ist also dieses zweiteilige Ensemble, das ihr hier rechts 00:06:18.449 --> 00:06:25.110 seht, ein Top und ein bodenlanger Rock. Dieser bodenlange Rock wurde komplett mit 00:06:25.110 --> 00:06:30.169 Desktop-Printern gedruckt. Das bedeutet, er besteht aus Modulen, die nur A4-Größe 00:06:30.169 --> 00:06:34.169 haben, die dann aneinandergereiht miteinander verbunden wurden. Das 00:06:34.169 --> 00:06:37.930 Besondere daran ist, dass er beweglich und flexibel ist, weil er einerseits aus 00:06:37.930 --> 00:06:42.160 flexiblem Filament gedruckt wurde und andererseits eine Zickzack-Struktur hat, 00:06:42.160 --> 00:06:45.936 die es ermöglicht, dran zu ziehen. Sie geht dann wieder zurück. Das heißt wenn 00:06:45.936 --> 00:06:50.889 man an dem Rock zieht, dann hat der richtig so einen Sprung, der geht hoch und 00:06:50.889 --> 00:06:55.020 runter an dieser Stelle. Die Jacke, die ihr da seht, das ist das erste 00:06:55.020 --> 00:07:00.039 3D-gedruckte ready-to-wear Kleidungsstück, das man online bestellen kann, in 00:07:00.039 --> 00:07:04.970 limitierter Auflage von 100 Stück. Und wenn man das dann kaufen möchte dann kann 00:07:04.970 --> 00:07:10.400 man das für 1500 Dollar tun, kann sich das dann noch ein bißchen selber zusammen 00:07:10.400 --> 00:07:13.860 stellen. Man kann sich die Farbe aussuchen und hinten so einen Schriftzug am Rücken 00:07:13.860 --> 00:07:17.991 machen und dann wird das auch schon in 100 Stunden gedruckt und dann hat man so eine 00:07:17.991 --> 00:07:24.110 Jacke. Ein anderes Beispiel ist von dem Designkollektiv Nervous System, die haben 00:07:24.110 --> 00:07:28.969 das Kinematics-System entwickelt. Das besteht aus Dreiecken, die mit Scharnieren 00:07:28.969 --> 00:07:32.910 miteinander verbunden sind. Das heißt an dieser Stelle ist diese ganze Fläche dann 00:07:32.910 --> 00:07:38.397 flexibel, man kann sie bewegen. Allerdings ist das aus hartem Material gedruckt. Also 00:07:38.397 --> 00:07:43.830 das ist quasi wie fester Kunststoff. Es ist zwar beweglich, aber es klappert auch 00:07:43.830 --> 00:07:48.530 ein bisschen, wenn man damit durch die Gegend läuft. Nach einer Weile haben sie 00:07:48.530 --> 00:07:53.199 dann eine blickdichte Variante entwickelt. Das rechts, das Kleid, das basiert auf 00:07:53.199 --> 00:07:58.291 derselben Dreiecksstruktur, hat aber diese Art von Blütenblättern oben drauf. Das 00:07:58.291 --> 00:08:03.650 heißt an dieser Stelle, ist es blickdicht, aber eben aus einem sehr festen Material. 00:08:03.650 --> 00:08:09.530 Ein drittes Beispiel ist das Pangolin Dress, das auch aus einer Struktur 00:08:09.530 --> 00:08:13.159 besteht, aus verschiedenen Modulen, die sich ineinander schieben können, oder ein 00:08:13.159 --> 00:08:16.360 bißchen übereinander schieben können in der Bewegung. Und auch dadurch ist eine 00:08:16.360 --> 00:08:21.789 gewisse Flexibilität möglich. Dadruch kann man sich in dem Kleid also bewegen und 00:08:21.789 --> 00:08:27.449 diese Fläche bewegt sich mit. Und an dem war unter anderem Travis Fitch beteiligt. 00:08:27.449 --> 00:08:31.148 Das ist ein Designer, der inzwischen in New York arbeitet. Mit dem hatte ich 00:08:31.148 --> 00:08:35.229 Kontakt. Den habe ich mal gefragt. Ich bin Bekleidungstechnikerin, ich möchte Zahlen 00:08:35.229 --> 00:08:39.473 haben und hab ihn gefragt, wie ist das, woher nehmt ihr denn überhaupt die 00:08:39.473 --> 00:08:43.959 Information, dass das für so ein Kleid geeignet ist, wenn ihr so eine Struktur 00:08:43.959 --> 00:08:49.500 entwickelt. Also woher sagt ihr jetzt, ok, das reicht jetzt an Elastizität, um das 00:08:49.500 --> 00:08:53.890 als Kleidung einzusetzen? Macht ihr da irgendwie Labortests? Und er hat gesagt, 00:08:53.890 --> 00:08:59.630 naja, ich zieh dann daran und dann sag ich, reicht oder reicht nicht. Und dann 00:08:59.630 --> 00:09:03.040 kam die Bekleidungstechnikerin in mir durch und ich habe gesagt, wie wär es denn 00:09:03.040 --> 00:09:08.490 mit Zahlen? Und hab ihm dann also angeboten, mal diese Strukturen wirklich 00:09:08.490 --> 00:09:15.010 zu untersuchen, Laborprüfungen zu machen, um also herauszufinden, was da tatsächlich 00:09:15.010 --> 00:09:18.930 dahinter steckt, wie die Eigenschaften denn in Zahlen und Einheiten ausgedrückt 00:09:18.930 --> 00:09:23.324 werden können. Das waren jetzt nur drei von vielen Beispielen. Es gibt auf 00:09:23.324 --> 00:09:29.070 Modenschauen, auf Laufstegen noch viele weitere. Es ist klar, dass das Beispiele 00:09:29.070 --> 00:09:34.410 jetzt nicht für den Alltag sind. Das ist keine Alltagskleidung, das was ganz 00:09:34.410 --> 00:09:38.200 Besonderes, das sind Einzelfertigungen. Das dauert teilweise Monate, bis das 00:09:38.200 --> 00:09:42.529 fertig gedruckt sind, besteht aus 300 verschiedenen Teilen, die zusammengefügt 00:09:42.529 --> 00:09:47.190 werden müssen. Aber bei diesen Fragen, wird das die Modeindustrie umkrempeln, an 00:09:47.190 --> 00:09:50.660 dieser Stelle muss es ja um Alltagskleidung gehen, weil Einzelstücke 00:09:50.660 --> 00:09:55.043 auf einer Modenschau krempeln nicht die Modeindustrie um. Da muss noch irgendwas 00:09:55.043 --> 00:09:58.720 passieren, bis das zur Alltagskleidung kommt. Und an dieser Stelle stelle ich 00:09:58.720 --> 00:10:03.779 dann die Frage, aber was muss denn dann diese Kleidung für Eigenschaften haben, um 00:10:03.779 --> 00:10:07.870 überhaupt als Alltagskleidung gelten zu können, also Kleidung, die wir jeden Tag 00:10:07.870 --> 00:10:13.846 und zu jeder Gelegenheit anziehen können? Und an dieser Stelle ist besonders 00:10:13.846 --> 00:10:19.310 wichtig, das Kleidung erstmal bequem sein muss. Wie bequem Kleidung ist, lässt sich 00:10:19.310 --> 00:10:24.300 durch den Tragekomfort ausdrücken. Da gibt es vier verschiedene Aspekte von 00:10:24.300 --> 00:10:29.540 Tragekomfort. Zum einen der psychologische, das hat was mit Modetrends 00:10:29.540 --> 00:10:36.379 zu tun, mit der Gesellschaft, mit Individualität und Abgrenzung. Dass ich 00:10:36.379 --> 00:10:40.240 jetzt hier in T-Shirt und Hoodie stehe, das passt halt gut auf diesen Kongress. 00:10:40.240 --> 00:10:44.339 Wenn ich das jetzt hier auf einer anderen Fachtagung vorgetragen hätte, dann hätte 00:10:44.339 --> 00:10:47.610 ich mir vielleicht etwas anderes angezogen, weil eben das dieser Kontext 00:10:47.610 --> 00:10:52.360 ist. Und dass hier Leute im Onesie oder im Entenkostüm rumfahren, ist auch sehr 00:10:52.360 --> 00:10:57.856 speziell für diese Gruppe hier. Lachen 00:10:57.856 --> 00:11:01.661 Das bedeutet, in diesem Kontext kann man sich sehr wohlfühlen in dieser Bekleidung 00:11:01.661 --> 00:11:04.120 und in einem anderen Kontext würde man sich vielleicht nicht so wohlfühlen, 00:11:04.120 --> 00:11:06.510 obwohl sich an dem Kleidungsstück selber nichts geändert hat und das ist dieser 00:11:06.510 --> 00:11:11.220 psychologische Tragekomfort. Der hautsensorischen Tragekomfort, da geht es 00:11:11.220 --> 00:11:16.310 darum, wie sich etwas auf der Haut selber anfühlt. Oberflächen können weich sein 00:11:16.310 --> 00:11:21.420 oder kratzig, oder können auch Allergien auslösen. Da geht es wirklich um den 00:11:21.420 --> 00:11:26.190 direkten Kontakt auf der Haut. Der physiologische Tragekomfort ist auch sehr 00:11:26.190 --> 00:11:30.930 wichtig, da geht es nämlich um den Klima- Haushalt und darum, dass Kleidung wärmt, 00:11:30.930 --> 00:11:35.055 aber andererseits auch erlaubt, dass Feuchtigkeit abgeführt werden kann. Denn 00:11:35.055 --> 00:11:38.890 der menschliche Körper hat ja dieses tolle System, uns vor Überhitzung zu schützen, 00:11:38.890 --> 00:11:44.490 indem wir anfangen zu schwitzen und diese Feuchtigkeit dann verdampft. Diese 00:11:44.490 --> 00:11:49.540 Verdampfung muss aber gewährt sein durch ein Kleidungsstück hindurch. Das macht 00:11:49.540 --> 00:11:54.100 Kleidung für uns und manche Kleidung besser als andere. Und das ist ganz, ganz 00:11:54.100 --> 00:11:58.870 wichtig dafür, dass wir uns überhaupt wohlfühlen in unserer Kleidung. Der vierte 00:11:58.870 --> 00:12:05.209 Aspekt ist der ergonomische Tragekomfort, da geht es um Bewegungsfreiheit, und damit 00:12:05.209 --> 00:12:10.811 hab ich mich etwas genauer beschäftigt. Diese Bewegungsfreiheit die kommt 00:12:10.811 --> 00:12:14.639 einerseits dadurch zustande, wie ein Kleidungsstück geschnitten ist, also in 00:12:14.639 --> 00:12:20.350 erster Linie, wie weit oder wie eng es ist. In zweiter Hinsicht durch die 00:12:20.350 --> 00:12:25.860 Elastizität der Materialien, die überhaupt verwendet werden. Das ist total wichtig, 00:12:25.860 --> 00:12:29.380 denn es gibt Stellen am Körper, zum Beispiel die Knie oder die Ellbogen, wo 00:12:29.380 --> 00:12:35.070 man 50% Dehnung braucht. Wenn man diese Bewegung macht, dann muss an dieser Stelle 00:12:35.070 --> 00:12:38.790 gewährleistet werden, dass ich das überhaupt machen kann. Es wäre auch gut, 00:12:38.790 --> 00:12:42.019 wenn es an dieser Stelle dann nicht kaputt gehen würde. Also nicht der Ellenbogen 00:12:42.019 --> 00:12:47.670 sondern das Kleidungsstück, was obendrüber ist. Wenn das Material, was an dieser 00:12:47.670 --> 00:12:51.940 Stelle eingesetzt ist, nicht elastisch ist, dann würde die Fläche der Stelle 00:12:51.940 --> 00:12:56.570 ausbeulen oder sich verziehen. Wenn wir einen ganz engen Ärmel haben und das 00:12:56.570 --> 00:13:00.300 Material ist nicht elastisch und ich mach ständig so, dann wird das an der Stelle 00:13:00.300 --> 00:13:03.486 immer diese Form annehmen und ist ausgebeult. Das heißt, wir brauchen ein 00:13:03.486 --> 00:13:07.796 Material, was eine elastische Rücksprungskraft hat. Nachdem wir diese 00:13:07.796 --> 00:13:10.579 Bewegungen gemacht haben und wieder gerade gehen, geht das wieder in den 00:13:10.579 --> 00:13:15.230 Ursprungszustand zurück. Das heißt, wenn eine Fläche überhaupt nicht elastisch ist, 00:13:15.230 --> 00:13:18.730 dann ist sie gar nicht so gut geeignet, um sie überhaupt als Kleidung einzusetzen. 00:13:18.730 --> 00:13:22.000 Das ist im Prinzip möglich, aber dann muss man das ausgleichen durch den Schnitt 00:13:22.000 --> 00:13:25.199 eines Kleidungsstücks, dann kann es eben nicht so eng sein. Wenn man es weiter 00:13:25.199 --> 00:13:29.160 macht, dann ist es kein Problem, wenn die Fläche nicht elastisch ist. Mein Gedanke 00:13:29.160 --> 00:13:35.339 war, wenn ich herausfinden kann, wie in 3D-gedruckten Flächen oder Strukturen die 00:13:35.339 --> 00:13:39.389 elastischen Eigenschaften sind und wodurch sie überhaupt beeinflusst werden, dann 00:13:39.389 --> 00:13:43.315 kann ich das gezielt einsetzen. Mit diesem Hintergedanken, dass man dann den 00:13:43.315 --> 00:13:47.226 Tragekomfort 3D-gedruckter Kleidung erhöhen kann und damit ein Stückchen näher 00:13:47.226 --> 00:13:54.320 kommt in dieser Alltagskleidung 3D-gedruckt. Wenn man jetzt guckt wie in 00:13:54.320 --> 00:13:59.805 textilen Flächen, also Stoffen, die wir täglich tragen, Elastizität überhaupt 00:13:59.805 --> 00:14:04.050 zustande kommt, dann ist das wieder durch zwei Aspekte. Einerseits durch das 00:14:04.050 --> 00:14:08.260 Material selbst, durch ein elastisches Material, das ist in der Regel Elastan. 00:14:08.260 --> 00:14:11.720 Elastan ist super, das kann man 300 % dehnen und dann geht es wieder zurück in 00:14:11.720 --> 00:14:15.758 den Ausgangszustand und wird eben auch in ganz vielen Kleidungsstücken benutzt. Ein 00:14:15.758 --> 00:14:22.860 ganz übliches Mischungsverhältnis ist 98% Baumwolle und 2% Elastan. Diese 2% reichen 00:14:22.860 --> 00:14:26.903 dann schon, dass ein Shirt so bewegbar ist, dass man da reinkommt. Es kann 00:14:26.903 --> 00:14:31.967 trotzdem total eng sein und beult nicht aus nachdem man es an hat. Die zweite 00:14:31.967 --> 00:14:36.170 Möglichkeit, zu Elastizität zu kommen, ist über die Struktur, also über 00:14:36.170 --> 00:14:41.370 Strukturelastizität und das ist bei Bekleidung in erster Hinsicht Maschenware. 00:14:41.370 --> 00:14:47.320 Und an dieser Stelle passiert das jetzt also wenn man an einer Fläche zieht in die 00:14:47.320 --> 00:14:50.579 Richtung, dann bewegen sich die Maschen, dann verändern sie ein bisschen die Form 00:14:50.579 --> 00:14:54.870 und geben ein bisschen von ihrem Faden an die benachbarten Maschen ab. Dadurch kann 00:14:54.870 --> 00:14:59.903 man eine elastische Fläche erzielen, auch mit Materialien, die an sich keine hohe 00:14:59.903 --> 00:15:04.994 Elastizität haben. Baumwollfasern z.B. haben keine hohe Elastizität. Wenn man die 00:15:04.994 --> 00:15:07.949 aber in Maschen verarbeitet, kann man eine Fläche herstellen, die trotzdem schön 00:15:07.949 --> 00:15:13.899 beweglich ist und elastisch. Und wenn man das jetzt überträgt auf 3D-gedruckte 00:15:13.899 --> 00:15:18.660 Flächen ist es auch hier möglich, ein elastisches Material einzusetzen z.B. TPU. 00:15:18.660 --> 00:15:23.449 Das steht für thermoplastisches Polyurethan und Polyurethan ist auch in 00:15:23.449 --> 00:15:28.360 Elastan enthalten. Das heißt, das hat eine sehr ähnliche Eigenschaft, weil es auf den 00:15:28.360 --> 00:15:38.259 gleichen chemischen Eigenschaften basiert. Auch Strukturelastizität ist möglich. Man 00:15:38.259 --> 00:15:43.680 kann im Prinzip auch Maschen drucken, aber man kann auch auf andere Formen 00:15:43.680 --> 00:15:48.459 zurückgreifen, also Bögen, Spiralen oder Federn. Sachen, die man entweder 00:15:48.459 --> 00:15:53.050 zusammendrücken kann oder an denen man ziehen kann, sodass man erstmal an der 00:15:53.050 --> 00:15:58.350 Struktur zieht und noch nicht an dem Material selber. Welche Gestaltung man da 00:15:58.350 --> 00:16:02.180 machen kann ist aber abhängig vom Druckverfahren. Es gibt ja verschiedene 00:16:02.180 --> 00:16:06.380 3D-Druckverfahren und nicht alle sind gleich geeignet, um verschiedene Formen 00:16:06.380 --> 00:16:11.550 herzustellen. Für meine Forschungen habe ich mich auf zwei Verfahren beschränkt 00:16:11.550 --> 00:16:16.360 oder fokussiert. Zum einen das FLM- Verfahren, das steht für Fused Layer 00:16:16.360 --> 00:16:20.779 Modeling, manchmal auch FDM genannt, für Fused Deposition Modeling. Das ist ein 00:16:20.779 --> 00:16:25.197 Schmelzschichtverfahren, das bedeutet, ein Filament wird erwärmt, fängt an zu 00:16:25.197 --> 00:16:29.759 schmelzen. Das bedeutet es ist thermoplastisch, man erwärmt es und 00:16:29.759 --> 00:16:33.839 dadurch wird es dann flüssig. Und in diesem Zustand wird es durch eine Düse 00:16:33.839 --> 00:16:39.720 geführt, die auf dem Druckbett einen Strang ablegt. Dadurch kann man dann eine 00:16:39.720 --> 00:16:46.230 Geometrie gestalten. Wenn man ein Objekt mit einem sogenannten Überhang hat, so wie 00:16:46.230 --> 00:16:50.920 ganz links diese Form seht, dann braucht man dafür Stützstrukturen. Das heißt in 00:16:50.920 --> 00:16:56.029 jeder Schicht, die man druckt, die der Druckkopf irgendwo Filament abgibt, muss 00:16:56.029 --> 00:17:00.000 auch schon diese Stützstruktur gebildet werden. Wenn das dann fertig gedruckt hat, 00:17:00.000 --> 00:17:04.530 hat man also wie so kleine Säulen, die das Ganze abstützen, die man dann hinterher 00:17:04.530 --> 00:17:09.258 entfernt. Das Entfernen ist kein Problem, wenn man mit einem festen, harten Material 00:17:09.258 --> 00:17:13.770 druckt, dann kann man das abbrechen und abfeilen. Wenn man das mit etwas 00:17:13.770 --> 00:17:17.890 Elastischem druckt, sieht das anders aus, dann ist da nichts mit Abbrechen. Wenn man 00:17:17.890 --> 00:17:22.220 daran zieht, dann wird es halt länger. Da hat man dann noch nicht so viel gewonnen. 00:17:22.220 --> 00:17:26.859 Das heißt, wenn man jetzt irgendwelche Geometrien mit Überhängen oder mit 00:17:26.859 --> 00:17:31.759 Verschachtelung haben möchte, dann eignet sich dieses Verfahren nicht sehr gut. Denn 00:17:31.759 --> 00:17:34.700 wenn man Stützstrukturen hat, die man nicht abbrechen kann, sondern irgendwie 00:17:34.700 --> 00:17:38.380 mit der Schere abschneiden muss, dann hat man ja nun wirklich gar nichts gewonnen an 00:17:38.380 --> 00:17:41.309 Zeit oder anderen Vorteilen von diesem Verfahren. 00:17:41.309 --> 00:17:43.090 Zwischenruf: Wasserlösliche Stützstrukturen! 00:17:43.090 --> 00:17:47.345 Speakerin: Ja, gute Idee, funktioniert leider mit TPU noch nicht. Also zumindest 00:17:47.345 --> 00:17:49.890 nicht mit dem was so auf dem Markt ist. Also es gibt wasserlösliche 00:17:49.890 --> 00:17:54.392 Stützstrukturen, das ist in der Regel PVA, das kann man dann hinterher mit Wasser 00:17:54.392 --> 00:18:01.730 lösen. Da passen aber die Schmelztemperaturen nicht zusammen. Das 00:18:01.730 --> 00:18:06.880 TPU braucht eine hohe Temperatur zum Schmelzen, ich habe mit 215° gedruckt und 00:18:06.880 --> 00:18:10.564 an dieser Stelle ist das PVA schon zersetzt. Das braucht eine sehr viel 00:18:10.564 --> 00:18:16.960 niedrigere Temperatur. Also theoretisch eine gute Idee, im Moment, was möglich ist in diesen Druckern 00:18:16.960 --> 00:18:21.390 passt das leider noch nicht zusammen. Ich bin da froher Hoffnung, dass da vielleicht 00:18:21.390 --> 00:18:26.720 noch etwas Neues entwickelt wird, was dann zusammenpasst. Das andere Verfahren ist 00:18:26.720 --> 00:18:30.410 das SLS-Verfahren, das Selective Laser Sintering, das ist ein 00:18:30.410 --> 00:18:34.500 Pulverdruckverfahren. Das heißt in den Bauraum wird eine ganze Schicht Pulver 00:18:34.500 --> 00:18:40.391 aufgetragen. Ein Laser lässt dann genau da die kleinen Pulverkörner verschmelzen, wo 00:18:40.391 --> 00:18:44.370 man die Geometrie braucht. Dann wird eine komplett neue Schicht Pulver aufgetragen. 00:18:44.370 --> 00:18:50.001 Das heißt, an dieser Stelle ist das Pulver selber schon die Stützstruktur und man 00:18:50.001 --> 00:18:56.480 kann sich diese Säulen sparen, hat dann am Ende den komplette Bauraum mit Pulver gefüllt 00:18:56.480 --> 00:19:00.794 und irgendwo da drin ist dann die Struktur, die man gedruckt hat. Das Pulver 00:19:00.794 --> 00:19:06.970 kann man dann hinterher entfernen und auch nochmal wiederverwenden. Ich habe dann für 00:19:06.970 --> 00:19:13.570 meine Forschung verschiedene Strukturen getestet. Die linke und die mittlere sind 00:19:13.570 --> 00:19:17.929 mit dem Pulverdruckverfahren hergestellt worden. Das heißt, an dieser Stelle hatte 00:19:17.929 --> 00:19:25.380 ich die Möglichkeiten, ein bisschen in die Höhe zu gehen, so eine Art Verkettungen 00:19:25.380 --> 00:19:32.400 herzustellen und hab das in verschiedenen Größen gehabt. Eine größere Variante, eine 00:19:32.400 --> 00:19:36.909 kleinere. Und die kleinere ist logischer Weise viel beweglicher, die kann man 00:19:36.909 --> 00:19:43.070 wirklich super schön zusammenfalten und bewegen. Diese kleinen Module sind dann 00:19:43.070 --> 00:19:46.470 also gegeneinander verschiebbar. Man kann die ein bisschen zusammenschieben und mann 00:19:46.470 --> 00:19:51.239 kann an ihnen ziehen, und dadurch ist das Ganze schön beweglich. Und mit dem anderen 00:19:51.239 --> 00:19:57.667 Verfahren, da war ich, wie gesagt, eingeschränkt in der Gestaltung. Das heißt 00:19:57.667 --> 00:20:01.850 das ist ein bisschen simpler. Das basiert auf einem Rautenmuster, was dann einfach 00:20:01.850 --> 00:20:08.780 in die Höhe extrudiert wurde. An dieser Stelle wird also erst die Raute lang 00:20:08.780 --> 00:20:13.264 gezogen, bevor am Material selber gezogen wird. Auch das hatte ich in verschiedenen 00:20:13.264 --> 00:20:16.620 Varianten, einmal in größeren Rauten und kleineren Rauten und dann mit 00:20:16.620 --> 00:20:21.600 verschiedenen Schichthöhen, um so ein bisschen zu gucken, welche Variante welche 00:20:21.600 --> 00:20:26.279 elastischen Eigenschaften hat und ob man dann sagen kann, dass dieser oder jener 00:20:26.279 --> 00:20:30.489 Faktor entscheidend ist für die elastischen Kennwerte, die ich da 00:20:30.489 --> 00:20:36.215 herausfinde. Wie kann man jetzt überhaupt die elastischen Eigenschaften prüfen? Mit 00:20:36.215 --> 00:20:41.211 einer sogenannten Zugprüfung. Das heißt, man testet kein ganzes Kleidungsstück, man 00:20:41.211 --> 00:20:47.370 testet Probestreifen, also sowas hier, spannt das in eine Zugprüfmaschine ein, 00:20:47.370 --> 00:20:53.060 und diese Maschine zieht dann daran mit konstanter Geschwindigkeit. Die 00:20:53.060 --> 00:20:57.501 dazugehörige Software spuckt automatisch ein Diagramm aus, das seht ihr auf der 00:20:57.501 --> 00:21:03.480 rechten Seite. Und zwar wird darauf gemessen, erstens die Längenänderung in 00:21:03.480 --> 00:21:08.250 Prozent, also wie viel das jetzt schon auseinandergezogen ist und auf der anderen 00:21:08.250 --> 00:21:12.230 Achse die aufgewendete Kraft in Newton, also wie viel Kraft man braucht überhaupt, 00:21:12.230 --> 00:21:18.090 um diese Längenänderung zu erreichen. Aus diesem Diagramm kann man ablesen, welche 00:21:18.090 --> 00:21:23.370 Dehnung, Elastizität und Zugfestigkeit oder auch Reißfestigkeit ein Material hat. 00:21:23.370 --> 00:21:26.820 An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass Dehnung und Elastizität nicht 00:21:26.820 --> 00:21:33.160 dasselbe ist. Ich kann etwas dehnen, und wenn es dann so lang bleibt, dann ist es 00:21:33.160 --> 00:21:37.490 halt ausgebeult. Und ich kann etwas auseinanderziehen und wenn es an dieser 00:21:37.490 --> 00:21:41.179 Stelle dann noch elastisch dehnbar ist, dann geht es, nachdem ich loslasse, wieder 00:21:41.179 --> 00:21:45.730 in den Ursprungszustand zurück. Das sind zwei verschiedene Größen, die man aber 00:21:45.730 --> 00:21:51.190 auch aus diesem Kraft-Dehnungs-Diagramm ablesen kann. Das habe ich mit all meinen 00:21:51.190 --> 00:21:57.030 verschiedenen Varianten gemacht. Da muss man dann natürlich auch mehrere Proben 00:21:57.030 --> 00:22:01.110 machen, Mittelwerte bilden usw. Ich habe dann Zahlen und Einheiten herausbekommen. 00:22:01.110 --> 00:22:05.656 Ich will ja immer Zahlen und Einheiten haben. Habe dann also diese Zahlen gehabt. 00:22:05.656 --> 00:22:09.650 Super. Aber was nützt mir das jetzt? Irgendwie muss ich ja noch wissen, ob das 00:22:09.650 --> 00:22:17.059 gute Zahlen sind oder schlechte Zahlen. An dieser Stelle gibt es eine Empfehlung vom 00:22:17.059 --> 00:22:22.799 Dialog Textil Bekleidung zusammen mit dem German Fashion Mode Verband. Das ist keine 00:22:22.799 --> 00:22:27.860 Norm, das ist jetzt kein Gesetz. Kleidungsstücke müssen nicht diese Zahlen 00:22:27.860 --> 00:22:32.350 erreichen. Aber es ist eine Empfehlung, was Kleidungsstücke ungefähr für Dehnungen 00:22:32.350 --> 00:22:37.640 besitzen sollten und welche Zugkräfte sie aushalten sollten. Das ist ein kleiner 00:22:37.640 --> 00:22:41.370 Ausschnitt daraus, das ist dann noch einmal aufgesplittet nach Produktgruppen, 00:22:41.370 --> 00:22:46.020 also Hosen und Röcke müssen etwas anderes aushalten können als z.B. Unterwäsche. 00:22:46.020 --> 00:22:50.299 Wenn es körperfern geschnitten ist, also etwas weiter, dann reichen auch etwas 00:22:50.299 --> 00:22:54.514 niedrigere Zugkräfte, denn wenn es weiter vom Körper weg ist, ist die es nicht ganz 00:22:54.514 --> 00:23:00.610 so entscheidend, wie es an dieser Stelle dann gezogen wird. Ich habe also diese 00:23:00.610 --> 00:23:03.270 Zahlen miteinander verglichen und rausgefunden, die Dehnungen, die meine 00:23:03.270 --> 00:23:08.039 Strukturen erreicht haben, sind super. Gar kein Problem. Aber die Höchstzugkräfte 00:23:08.039 --> 00:23:13.591 werden nicht erreicht. Das bedeutet, ich kann zwar meine Strukturen ziehen, und das 00:23:13.591 --> 00:23:18.040 ist wunderbar. Aber ich brauche gar nicht so viel Kraft, bis sie auseinanderreißen. 00:23:18.040 --> 00:23:24.340 Das ist schlecht. Also es ist zwar okay, dass ich die irgendwie dehnen kann, aber 00:23:24.340 --> 00:23:28.850 Sie müssen ja bestimmte Kräfte aushalten. Und wenn ich also dann meinen Ellbogen 00:23:28.850 --> 00:23:32.520 anwinkel und an dieser Stelle reißt es dann schon auseinander, hab ich nichts 00:23:32.520 --> 00:23:35.870 gewonnen. Die Reißfestigkeit dieser 3D-gedruckten Strukturen liegt also 00:23:35.870 --> 00:23:41.180 deutlich unter den geforderten Werten für Bekleidung. Dann wollte ich ja noch 00:23:41.180 --> 00:23:45.279 rausfinden, was denn überhaupt die Faktoren sind, die da rein spielen, warum 00:23:45.279 --> 00:23:51.090 was wie elastisch ist. Was ich aus meinen Zahlen rauslesen konnte, ist dass die 00:23:51.090 --> 00:23:56.929 Größe meiner Elemente tatsächlich einen Einfluss hatte. Die großen Varianten haben 00:23:56.929 --> 00:24:01.864 bessere Werte erzielt als die kleine Variante. Allerdings hat die große jetzt 00:24:01.864 --> 00:24:07.018 nicht so viel mit stoffähnlichen Eigenschaften zu tun. Wenn dann ist das 00:24:07.018 --> 00:24:11.115 schon ein bisschen näher dran, hat aber leider nicht so gute Werte bekommen. 00:24:11.115 --> 00:24:15.240 Außerdem kam noch ein unerwarteter Faktor von der Seite rein, und zwar das Slicing- 00:24:15.240 --> 00:24:23.300 Programm. Das Slicing-Programm hat zwei wesentliche Aufgaben. Erstens unterteilt 00:24:23.300 --> 00:24:29.299 es mein 3D-Objekt in Schichten, und zweitens gibt es an den 3D-Drucker die 00:24:29.299 --> 00:24:34.590 Information, wo denn in welcher Schicht der Druckkopf sein soll. Wenn man jetzt so 00:24:34.590 --> 00:24:39.210 eine Vase z.B. hätte, dann wäre die unterste Schicht also komplett gefüllt, 00:24:39.210 --> 00:24:43.789 denn man will ja Wasser reingießen und es soll nicht rausfließen. Das heißt, der Weg 00:24:43.789 --> 00:24:48.460 vom Druckkopf könnte ungefähr so aussehen wie hier, der soll dann immer in Reihen 00:24:48.460 --> 00:24:52.100 hin und her gehen, um das komplett auszufüllen. Die zweite Schicht wäre ein 00:24:52.100 --> 00:24:55.600 Ring und da würde der Druckkopf vielleicht so machen, vielleicht würde er aber auch 00:24:55.600 --> 00:25:00.970 einen anderen Weg gehen. Es gibt ganz viele verschiedene Programme, und da gibt 00:25:00.970 --> 00:25:07.121 es begrenzte Einstellungsmöglichkeiten. Ich habe dann nochmal ein bisschen genauer 00:25:07.121 --> 00:25:12.539 drauf geguckt und habe festgestellt, dass bei meinen Rautenstrukturen der Druckkopf 00:25:12.539 --> 00:25:17.820 also einen ganz bestimmten Weg gegangen ist, und zwar bis zu dieser Kreuzung und 00:25:17.820 --> 00:25:23.450 dann wieder zurück in eine andere Richtung. Am Mikroskop kann man dann genau 00:25:23.450 --> 00:25:27.620 sehen, an dieser Stelle ist es gerissen. Denn der Druckkopf ist kein einziges Mal 00:25:27.620 --> 00:25:33.190 über diese Kreuzung rüber gegangen. An dieser Stelle sind bloß alle Stränge ein 00:25:33.190 --> 00:25:37.190 kleines bisschen miteinander verschmolzen, nämlich immer dann, wenn ein neuer, heißer 00:25:37.190 --> 00:25:40.989 Strang des Weges kam und ein bisschen in den anderen übergegangen ist. Aber 00:25:40.989 --> 00:25:45.309 dadurch, dass keinen 3D-gedruckten Strang habe, der da komplett drüber geht, ist das 00:25:45.309 --> 00:25:52.930 meine Sollbruchstelle quasi. Und genau da ist auch die Struktur gerissen. In einer 00:25:52.930 --> 00:25:57.970 anderen Variante, die eigentlich auf exakt demselben Muster basiert, hat das Slicing- 00:25:57.970 --> 00:26:01.960 Programm etwas Anderes entschieden. Nämlich, dass es genau bis zum Knick der 00:26:01.960 --> 00:26:07.490 Raute gehen soll. Logischerweise ist dann genau da die Sollbruchstelle entstanden. 00:26:07.490 --> 00:26:11.870 Deswegen sehen die Proben nach dem Reißen auch anders aus, weil die eben an anderer 00:26:11.870 --> 00:26:18.850 Stelle gerissen sind. Das erklärt auch meine niedrige Reißfestigkeit, weil ich 00:26:18.850 --> 00:26:21.932 gar nicht so sehr am Material selber ziehe, sondern an diesen 00:26:21.932 --> 00:26:28.340 Verbindungsstellen und je nachdem, wie die halt sind, kann das schneller oder 00:26:28.340 --> 00:26:33.549 leichter oder schwerer auseinander gerissen werden. Das heißt, das Verfahren 00:26:33.549 --> 00:26:37.680 selber sorgt schon dafür, dass meine Reißfestigkeit gar nicht so hoch ist. 00:26:37.680 --> 00:26:42.809 Jetzt habe ich ja acht verschiedene Strukturen, acht verschiedene Varianten 00:26:42.809 --> 00:26:46.309 geprüft. Und jetzt könntet ihr sagen, aber wie kommst du dann trotzdem zu dieser 00:26:46.309 --> 00:26:53.075 steilen These, dass das bedeutet, dass man 3D-gedruckte Kleidung nicht so empfehlen 00:26:53.075 --> 00:26:58.750 sollte. Kann ja sein, dass andere Strukturen viel bessere Werte hätten. Ja, 00:26:58.750 --> 00:27:03.610 das kann sein. Aber aus dem Verfahren selber ergeben sich bestimmte 00:27:03.610 --> 00:27:09.900 Begrenzungen, was diese Werte angeht. Da muss man noch mal ganz in die Tiefe 00:27:09.900 --> 00:27:16.581 gucken, nämlich auf die Moleküle. Textile Fasern haben von sich aus schon eine sehr 00:27:16.581 --> 00:27:24.290 hohe Reißfestigkeit. Naturfasern, z.B. Baumwolle, Wolle oder auch Flachs, also 00:27:24.290 --> 00:27:30.241 Leinen, haben im Inneren schon eine gleichmäßige Anordnung der Molekülketten. 00:27:30.241 --> 00:27:36.300 Und das heißt wir haben entweder amorphe oder kristalline Bereiche oder eine 00:27:36.300 --> 00:27:42.159 Mischung davon. Das sind also diese Stränge, die man da sieht. Die bilden 00:27:42.159 --> 00:27:46.620 Molekülketten ab. Und an der Stelle, wo sie ein bisschen durcheinander liegen wie 00:27:46.620 --> 00:27:51.000 ein Teller Spaghetti, an der Stelle sind sie nicht besonders stabil und der Stelle, 00:27:51.000 --> 00:27:57.630 wo sie schön geordnet sind, an dieser Stelle sind sie fest. Und Naturfasern 00:27:57.630 --> 00:28:03.862 haben von sich aus schon einen hohen Grad an kristallinen Bereichen, also eine hohe 00:28:03.862 --> 00:28:09.040 Festigkeit. Das heißt, Fasern haben von sich aus schon eine hohe Reißfestigkeit, 00:28:09.040 --> 00:28:13.856 die meine Strukturen jetzt hier nicht haben können. Und wenn es um synthetische 00:28:13.856 --> 00:28:17.510 Fasern geht, dann hat man sogar noch die Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, 00:28:17.510 --> 00:28:24.130 wie reißfest sie sind. Es gibt verschiedene Verfahren, um Fasern zu 00:28:24.130 --> 00:28:30.542 spinnen, und mindestens eins davon ist eigentlich sehr ähnlich zum 3D-Druck. Man 00:28:30.542 --> 00:28:37.400 verflüssigt den Kunststoff oder das Material, was man also als Faser haben 00:28:37.400 --> 00:28:40.978 will und dann wird es durch eine Düse gepresst und wird zur Faser. Also sehr 00:28:40.978 --> 00:28:45.320 ähnlich zum 3D-druck eigentlich. Der Unterschied ist aber, dass man hier 00:28:45.320 --> 00:28:48.823 Einfluss darauf nehmen kann, welche Eigenschaften die Faser am Ende hat. 00:28:48.823 --> 00:28:53.880 Denn der Kristallisationsgrad, also der Anteil an kristallinen Bereichen, ist 00:28:53.880 --> 00:28:59.750 abhängig von der Abkühlrate. Das heißt, je langsamer sowas abkühlt, umso mehr Zeit 00:28:59.750 --> 00:29:04.007 haben diese Molekülketten, um in einen geordneten Zustand überzugehen. Deswegen 00:29:04.007 --> 00:29:07.850 sind die Spinnschächte, in die die Fasern gesponnen werden, auch beheizt, um eine 00:29:07.850 --> 00:29:12.690 möglichst langsame Abkühlrate zu haben, damit diese Fasern einen möglichst hohen 00:29:12.690 --> 00:29:18.740 Kristallisationsgrad haben und damit eine möglichst hohe Reißfestigkeit. Diese 00:29:18.740 --> 00:29:22.500 Möglichkeit haben wir beim 3D-Druck gar nicht. Wir können zwar eine beheizte 00:29:22.500 --> 00:29:26.779 Druckplatte einsetzen. Das hat dann aber nur einen Einfluss auf die ersten zwei 00:29:26.779 --> 00:29:30.880 Schichten vielleicht, danach nicht mehr. Außerdem wollen wir ja, nachdem der Strang 00:29:30.880 --> 00:29:35.299 abgelegt wird, dass er möglichst schnell aushärtet. Denn sonst würde er zur Seite 00:29:35.299 --> 00:29:40.291 wegschmelzen. Und wir wollen ja eine Geometrie haben, die festgelegt ist. Das 00:29:40.291 --> 00:29:46.809 soll nicht irgendwie sofort zerfließen, nachdem es abgelegt haben. Und dass eine 00:29:46.809 --> 00:29:49.179 nächste Schicht abgelegt wird, funktioniert auch nur, wenn die Schicht 00:29:49.179 --> 00:29:54.159 darunter schon hart geworden ist. Wir können nicht das Ganze auf konstant hoher 00:29:54.159 --> 00:29:58.470 Temperatur halten. Beim Pulverdruck sieht das ein bisschen anders aus, da ist das 00:29:58.470 --> 00:30:03.223 Verfahren ein bisschen besser geeignet, um eine höhere Reißfestigkeit herzustellen, 00:30:03.223 --> 00:30:07.150 und die Strukturen hatten auch tatsächlich bessere Ergebnisse, was die Reißfestigkeit 00:30:07.150 --> 00:30:11.409 angeht. Außerdem haben wir bei Synthetikfasern noch eine Möglichkeit, die 00:30:11.409 --> 00:30:15.271 Festigkeit zu erhöhen, nämlich durch das Verstrecken. Die Fasern werden, nachdem 00:30:15.271 --> 00:30:21.020 sie gesponnen wurden, nochmal durch Walzen geführt, es wird eine Zugkraft auf die 00:30:21.020 --> 00:30:31.460 Faser aufgelegt. Dadurch wird nochmal der Kristallisationsgrad erhöht. Die Moleküle 00:30:31.460 --> 00:30:36.380 werden gezwungen, sich noch mehr auszurichten. Das führt auch dazu, dass 00:30:36.380 --> 00:30:40.179 der Faserdurchmesser ein bisschen kleiner wird, also meine Faser wird noch feiner, 00:30:40.179 --> 00:30:45.840 noch weicher und gleichzeitig fester. Das erklärt, warum textile Fasern so viel 00:30:45.840 --> 00:30:50.700 höhere Festigkeiten haben, während sie aber so viel feiner sind als das, was man 00:30:50.700 --> 00:30:56.309 aus dem 3-D-Drucker herstellen kann. Textile Fasern haben außerdem den Vorteil, 00:30:56.309 --> 00:30:59.977 dass sie wunderbar wärmen können, und zwar durch isolierende Lufteinschlüsse. Das 00:30:59.977 --> 00:31:03.700 heißt, überall da, wo kleine Kammern entstehen, hat eine textile Fläche die 00:31:03.700 --> 00:31:09.100 Möglichkeit uns zu wärmen, wenn es am Körper getragen wird. Das liegt daran, 00:31:09.100 --> 00:31:13.834 dass also so textile Flächen aus Fäden bestehen. Diese Fäden bestehen aus Fasern, 00:31:13.834 --> 00:31:18.170 wie man auf diesem Mikroskopbild sieht. Das ist jetzt kein grober Teppich, das ist 00:31:18.170 --> 00:31:21.559 ein Mikroskopbild von einem Stoff. Diese ganzen kleinen Fasern würde man jetzt mit 00:31:21.559 --> 00:31:29.139 grobem Auge nicht sehen. An all diesen Stellen kann Luft eingesperrt werden und 00:31:29.139 --> 00:31:33.779 an dieser Stelle kann dann gewärmt werden. Diese kleinen Abstände sind aber auch 00:31:33.779 --> 00:31:38.000 wichtig für den Feuchtigkeitstransport, weil an dieser Stelle der Schweiß verdampfen 00:31:38.000 --> 00:31:41.130 und dadurchgehen kann. Das heißt, es kann gleichzeitig gewärmt und 00:31:41.130 --> 00:31:46.220 vor Überhitzung geschützt. Solche kleinen, feinen Strukturen können halt nicht 00:31:46.220 --> 00:31:51.350 herstellen mit dem 3D-Drucker. Wir sind sehr begrenzt, was die Feinheit angeht. 00:31:51.350 --> 00:31:58.429 Wir können jetzt nicht unbedingt solche kleinen Luftkammern drucken. An der Stelle 00:31:58.429 --> 00:32:04.059 ist man noch sehr begrenzt was das Verfahren angeht. Das heißt, einige Sachen 00:32:04.059 --> 00:32:08.970 können 3D-gedruckte Strukturen einfach noch nicht leisten. Aber was können Sie 00:32:08.970 --> 00:32:15.220 denn stattdessen? Wir haben eine hohe Gestaltungsfreiheit tatsächlich, die man 00:32:15.220 --> 00:32:20.679 in der Bekleidung jetzt eher so bei Accessoires oder Schuhen einsetzen könnte. 00:32:20.679 --> 00:32:24.649 Also sowas wie für Armbänder, Ketten, Brillen. Das ist überhaupt gar kein 00:32:24.649 --> 00:32:29.450 Problem, da kann mann dieses Potential total gut nutzen. Zum Beispiel bei 00:32:29.450 --> 00:32:34.998 Kostümen, in dem Film Black Panther wurden mehrere Kronen 3D-gedruckt. Das ist ein 00:32:34.998 --> 00:32:39.520 super Beispiel dafür, was man mit diesem Verfahren machen kann. Theoretisch ist es 00:32:39.520 --> 00:32:44.076 auch nachhaltig, allein dadurch, dass es eine additive Fertigung ist. Das heißt, es 00:32:44.076 --> 00:32:48.059 wird nur da Material aufgebaut, wo man es tatsächlich benötigt. Das steht im großen 00:32:48.059 --> 00:32:53.909 Gegensatz zu herkömmlicher Bekleidungsherstellung. Wenn man ein Stück 00:32:53.909 --> 00:32:58.620 Stoff zuschneidet, kann man, wenn man wirklich gut ist, eine Auslastung von 90 % 00:32:58.620 --> 00:33:03.262 erreichen. Dadurch, dass Schnittteile unterschiedliche Formen haben. Das heißt 00:33:03.262 --> 00:33:07.280 10 % vom Stoff wird regelmäßig weggeschmissen und das ist keine gute 00:33:07.280 --> 00:33:15.017 Bilanz. Das ist tatsächlich ein guter Aspekt vom 3D-Druck an dieser Stelle. Die 00:33:15.017 --> 00:33:17.899 Materialien können auch wiederverwendet werden. Recycling ist auch ein großes 00:33:17.899 --> 00:33:20.870 Problem in der Bekleidungsindustrie. Gerade wenn es darum geht, dass man das 00:33:20.870 --> 00:33:24.440 Pulver dann einfach nicht wegschmeißen muss, sondern wieder verwenden kann, ist 00:33:24.440 --> 00:33:30.270 das eine gute Sache. Es eignet sich sehr gut, um Einzelstücke zu fertigen. Das ist 00:33:30.270 --> 00:33:34.530 in der Bekleidung oft nicht möglich oder kommt dann gleich mit sehr hohen Kosten 00:33:34.530 --> 00:33:38.909 des Weges. Es ist im Prinzip auch möglich, im selben Produkt verschiedene 00:33:38.909 --> 00:33:42.764 Materialeigenschaften zu erstellen. Wenn ich jetzt einen Schulterbereich habe, und 00:33:42.764 --> 00:33:47.279 sage, ok da soll es irgendwie ein bisschen fester sein, dann kann ich das in meinem 00:33:47.279 --> 00:33:50.797 3D-Modell einfach schon so anlegen. Ich kann sagen, ok hier soll mehr Material 00:33:50.797 --> 00:33:54.620 aufgebaut werden. Wenn ich das aus Stoff mache, dann müsste an dieser Stelle eine 00:33:54.620 --> 00:33:58.320 Naht sein, es müsste ein anderes Material sein oder ich müsste es mit einer 00:33:58.320 --> 00:34:02.440 zusätzlichen Schicht verstärken. Im 3D-Druck könnte das alles im selben 00:34:02.440 --> 00:34:07.050 Schritt passieren. Es gibt im Prinzip auch die Möglichkeit, noch weitere 00:34:07.050 --> 00:34:13.290 Zusatzfunktionen einzubringen, also Kabel noch einzubringen, LEDs, irgendwelche 00:34:13.290 --> 00:34:18.440 Sensoren. Da steht aber jetzt noch ein Fragezeichen dahinter. Erstens ist das 00:34:18.440 --> 00:34:22.530 auch nicht richtig Alltagsbekleidung, und zweitens ist das jetzt auch noch nicht so 00:34:22.530 --> 00:34:28.790 fortgeschritten, dass das irgendwie Standard ist. Ein Vorteil könnte sein, 00:34:28.790 --> 00:34:33.170 dass man in einem Schritt gleich das komplette Kleidungsstück herstellt. Im 00:34:33.170 --> 00:34:36.769 Moment ist das ja so, es muss erst der Stoff hergestellt werden, dann wird es 00:34:36.769 --> 00:34:39.330 zugeschnitten, dann wird es zusammengenäht, dann wird vielleicht noch 00:34:39.330 --> 00:34:42.070 einmal gefärbt. All das sind unterschiedliche Schritte, die an 00:34:42.070 --> 00:34:46.370 unterschiedlichen Orten stattfinden. Wenn man jetzt ein Kleidungsstück 3D-drucken 00:34:46.370 --> 00:34:52.090 würde, könnten man alle diese Schritte in einem in einem machen. Aber eben auch nur, 00:34:52.090 --> 00:34:56.118 wenn es in den Bauraum vom Drucker passt. An der Stelle wo wir dann sagen, wir 00:34:56.118 --> 00:35:00.230 drucken ein A4-Blätter und hängen das wieder zusammen, sind wir ja wieder in 00:35:00.230 --> 00:35:04.550 dieser Stelle, dass alles erst zusammengebaut werden muss. Ein bisschen 00:35:04.550 --> 00:35:11.230 cleverer ist das, was Nervous System entwickelt hat, nämlich eine Software, die 00:35:11.230 --> 00:35:15.286 das Kleid direkt digital zusammenfaltet und es wird dann im zusammengefalteten 00:35:15.286 --> 00:35:20.030 Zustand gedruckt. Dadurch reduziert sich der Bauraum, den man dafür braucht, 00:35:20.030 --> 00:35:25.960 erheblich. Das heißt, man hat dann also irgendwo in diesem Pulverblock das Kleid, 00:35:25.960 --> 00:35:29.810 muss das da irgendwie wie in der Archäologie erst einmal befreien, von den 00:35:29.810 --> 00:35:34.094 Pulverresten säubert und dann auseinanderfaltet wird. Das ist eine gute 00:35:34.094 --> 00:35:37.411 Möglichkeit, um wirklich diesen Vorteil von 3D-Druck, dass das in einem Schritt 00:35:37.411 --> 00:35:46.520 passiert, zu nutzen. Anders sehe ich da noch große Probleme. Die Nachteile oder 00:35:46.520 --> 00:35:51.190 die Herausforderungen sind eben diese ungenügende Reißfestigkeit, die aus dem 00:35:51.190 --> 00:35:56.180 Verfahren selber kommt, da kann man tatsächlich auch nicht so viel machen. Wir 00:35:56.180 --> 00:36:03.340 sind noch sehr begrenzt, was die Feinheit angeht. Standard-Düsendurchmesser sind 0,4 00:36:03.340 --> 00:36:08.695 Millimeter und bei Fasern bewegen wir uns eher im Mikrometer-Bereich. Das sind große 00:36:08.695 --> 00:36:13.556 Unterschiede. Diese Feinheit ist eben wichtig dafür, wie sich etwas auf der Haut 00:36:13.556 --> 00:36:17.920 anfühlt, dass Feuchtigkeit transportiert werden kann, dass Lufteinschlüsse für 00:36:17.920 --> 00:36:24.720 Wärme sorgen. Das ist an dieser Stelle so elementar, dass also diese vier Aspekte 00:36:24.720 --> 00:36:31.258 von Tragekomfort nicht wirklich gegeben sind, wenn wir es 3D-drucken würden. Zeit 00:36:31.258 --> 00:36:36.119 und Kosten ist definitiv noch sehr ungünstig was so 3D-druck angeht. Es 00:36:36.119 --> 00:36:40.650 dauert ziemlich lange und es ist auch noch ziemlich teuer. An dieser Stelle wieder, 00:36:40.650 --> 00:36:45.095 das ist dann noch nicht wirklich Alltag, das sind dann eben Einzelteile. Definitiv 00:36:45.095 --> 00:36:48.014 geklärt werden müssten noch die Pflegeeigenschaften. Kann man so ein Teil 00:36:48.014 --> 00:36:51.378 dann überhaupt waschen? Wenn es Alltagskleidung ist, wird es jeden Tag 00:36:51.378 --> 00:36:54.589 getragen. Und dann möchte man bitte auch, dass es gewaschen wird und dann sauber 00:36:54.589 --> 00:36:58.082 ist. Wenn wir über Bekleidung reden, müssen wir auch immer über 00:36:58.082 --> 00:37:02.144 Verschlussmöglichkeiten reden, irgendwie muss man ja ins Kleidungsstück reinkommen. 00:37:02.144 --> 00:37:06.251 Das heißt Reißverschlüsse, Knöpfe, Haken, Ösen. All sowas muss dann mitgedacht 00:37:06.251 --> 00:37:12.750 werden, wenn es darum geht alles in einem Stück zu drucken. Das heißt, dieser Aufbau 00:37:12.750 --> 00:37:17.090 von Stoffen aus Fäden, die dann wiederum aus Fasern bestehen, ist im Moment noch 00:37:17.090 --> 00:37:23.170 unschlagbar, was den Tragekomfort angeht. Es gibt noch nicht wirklich Lösungen, das 00:37:23.170 --> 00:37:28.379 zu imitieren im 3D-Druck oder durch irgendein anderes Verfahren oder durch 00:37:28.379 --> 00:37:40.370 irgendeine andere Anordnung von Material auf eine andere Weise zu lösen. Zum 00:37:40.370 --> 00:37:44.478 jetzigen Stand der Technik ist also 3D-gedruckte Kleidung nicht nur nicht die 00:37:44.478 --> 00:37:47.257 Zukunft, sondern eigentlich noch nicht einmal die Gegenwart. Denn die Gegenwart 00:37:47.257 --> 00:37:50.930 ist ja, dass wir Stoffe aus textilen Fasern haben, und das funktioniert richtig 00:37:50.930 --> 00:37:55.430 gut. Und 3D-gedruckte Strukturen können das noch nicht leisten. Das heißt jetzt 00:37:55.430 --> 00:37:58.660 nicht, dass man aufhören sollte, daran zu forschen. Und wer da vorhin gesagt hat, 00:37:58.660 --> 00:38:01.260 dass das schon gut geklappt hat mit dem 3D-drucken von Kleidung, da bin ich sehr 00:38:01.260 --> 00:38:04.760 interessiert, was daran gut geklappt hat und ob da vielleicht andere Aspekte noch 00:38:04.760 --> 00:38:11.587 dabei sind, die ich nicht bedacht habe. Aber es sollte nicht vergessen werden, was 00:38:11.587 --> 00:38:17.460 überhaupt die Grundfunktionen von Kleidung ist und diese Kunstwerke, die ich am 00:38:17.460 --> 00:38:21.800 Anfang gezeigt habe, die sind super und ich finde die großartig und daran sollte 00:38:21.800 --> 00:38:24.820 bitte auch weiter geforscht werden. Aber dabei eben nicht vergessen, dass Kleidung 00:38:24.820 --> 00:38:28.170 ja irgendwie uns noch wärmen soll, dass das irgendwie blickdicht sein soll und 00:38:28.170 --> 00:38:33.840 dass dieser Klimahaushalt gewährleistet sein muss. Und diese Hoffnung, dass durch 00:38:33.840 --> 00:38:38.370 ein nachhaltiges Verfahren die ganze Industrie umgekrempelt werden kann, oder 00:38:38.370 --> 00:38:44.030 durch andere Fertigungsprozesse diese komplette Industrie verändert werden kann, 00:38:44.030 --> 00:38:49.371 die finde ich ein bisschen schwierig. Denn die Bekleidungsindustrie ist 00:38:49.371 --> 00:38:53.580 hochproblematisch. Es gibt ganz viele Probleme ökologischer Art, 00:38:53.580 --> 00:38:57.250 gesellschaftlich-sozialer Art. Aber jetzt die Hoffnung auf so eine neue Technik zu 00:38:57.250 --> 00:39:01.229 legen und zu sagen, ja, das wird dann das alles lösen, weil das ist ja dann 00:39:01.229 --> 00:39:04.440 nachhaltig, dann drucken wir halt einfach alles mit einem 3D-Drucker und dann ist 00:39:04.440 --> 00:39:09.850 dieses Nachhaltigkeitsproblem gelöst, das sehe ich eher nicht so. Also gerne daran 00:39:09.850 --> 00:39:15.830 weiterforschen, Grundfunktionen dabei aber nicht vergessen und nicht darauf ausruhen, 00:39:15.830 --> 00:39:20.323 dass eine neue, innovative Technik das wohl schon alles lösen wird, sondern die 00:39:20.323 --> 00:39:27.140 Bekleidungsbranche gerne an allen anderen Stellen revolutionieren. Aber sich nicht 00:39:27.140 --> 00:39:32.650 darauf verlassen, dass der 3D-Druck das schon alles, alles lösen wird. Und an 00:39:32.650 --> 00:39:36.782 dieser Stelle bin ich fertig mit meiner Präsentation und bedanke mich fürs Zuhören. 00:39:36.782 --> 00:39:47.155 Applaus 00:39:47.155 --> 00:39:49.912 Herald-Angel Noujoum: Ja, vielen Dank, das war eine ziemliche Punktlandung, wir haben 00:39:49.912 --> 00:39:52.830 leider keine Zeit für Fragen, es tut mir Leid für alle Leute, die gerade zu den 00:39:52.830 --> 00:39:57.330 Mikrofonen strömen. Aber ihr seht ja hier, wo ihr Rebekka noch erwischen könnt, ihr 00:39:57.330 --> 00:40:01.409 könnt ihr auf Twitter eine Frage stellen unter @Kurfuerstin zum Beispiel. Ihr könnt 00:40:01.409 --> 00:40:04.331 sie bestimmt auch gleich nach dem Talk noch erwischen. Vielleicht nicht gleich 00:40:04.331 --> 00:40:07.330 hier vorne, sondern irgendwo ein bisschen weiter hinten. Sie muss ja auch erst noch 00:40:07.330 --> 00:40:10.780 ihre Postkarten lesen. Aber es gibt sicherlich noch Zeit und Möglichkeit, um 00:40:10.780 --> 00:40:14.600 sich über 3D-Druck und Bekleidung aus dem 3D-Drucker auszutauschen. Noch einmal 00:40:14.600 --> 00:40:17.556 einen ganz, ganz herzlichen Applaus für Rebekka und schön, dass ihr alle da wart. 00:40:17.556 --> 00:40:18.670 Applaus 00:40:18.670 --> 00:40:22.280 Abspannmusik 00:40:22.280 --> 00:40:30.234 Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 20??. Mach mit und hilf uns!