WEBVTT 00:00:07.295 --> 00:00:09.237 Das ist eine Tomatenpflanze 00:00:09.237 --> 00:00:12.546 und das ist eine Blattlaus, die sie langsam tötet, 00:00:12.546 --> 00:00:16.093 indem sie ihr den Saft aus den Blättern saugt. 00:00:16.093 --> 00:00:20.747 Die Tomate mobilisiert physische und chemische Abwehrkräfte 00:00:20.747 --> 00:00:23.964 gegen die angreifenden Insekten. 00:00:23.964 --> 00:00:25.405 Doch damit nicht genug. 00:00:25.405 --> 00:00:29.729 Sie sendet auch Signale an Tomatenpflanzen in ihrer Umgebung, 00:00:29.906 --> 00:00:32.885 damit diese ihre eigene Abwehr aktivieren. 00:00:33.637 --> 00:00:36.976 Pflanzen werden ständig angegriffen. 00:00:36.976 --> 00:00:40.437 Die Bedrohungen reichen von winzigen Pilzen und Bakterien 00:00:40.437 --> 00:00:44.427 über kleine Pflanzenfresser wie Blattläuse, Raupen und Heuschrecken 00:00:44.427 --> 00:00:50.048 bis hin zu großen Pflanzenfressern wie Schildkröten, Koalas und Elefanten. 00:00:50.048 --> 00:00:54.058 Der Verzehr der Pflanzen versorgt sie mit zahlreichen Nährstoffen 00:00:54.058 --> 00:00:58.978 und Flüssigkeit aus Blättern, Stängeln, Früchten und Samen. 00:00:58.978 --> 00:01:03.852 Doch Pflanzen besitzen eine ganze Reihe innerer und äußerer Abwehrkräfte, 00:01:03.852 --> 00:01:08.518 die ihren Feinden den Appetit nehmen oder sie sogar töten. 00:01:09.828 --> 00:01:12.569 Pflanzliche Abwehr beginnt an der Oberfläche. 00:01:13.426 --> 00:01:16.600 Die Rinde von Baumstämmen ist reich an Lignin, 00:01:16.600 --> 00:01:18.809 einer starren, netzartigen Verbindung, 00:01:18.809 --> 00:01:22.829 die schwer zu durchbeißen und für Keime undurchlässig ist. 00:01:23.139 --> 00:01:26.420 Blätter schützen sich mit einer wachsartigen Schicht 00:01:26.420 --> 00:01:28.759 vor Insekten und Mikroben. 00:01:29.480 --> 00:01:31.999 Manche Pflanzen gehen noch einen Schritt weiter 00:01:31.999 --> 00:01:35.492 und warnen potenzielle Feinde mit schmerzhaften Gebilden. 00:01:35.760 --> 00:01:39.842 Dornen und Stacheln schrecken größere Pflanzenfresser ab. 00:01:40.585 --> 00:01:43.934 Gegen kleinere Schädlinge entwickeln manche Pflanzen 00:01:43.934 --> 00:01:48.116 spitze, haarähnliche Strukturen namens Trichome auf ihren Blättern. 00:01:49.079 --> 00:01:51.951 Die Kidneybohne bildet winzige Haken aus, 00:01:51.951 --> 00:01:55.592 die Bettwanzen und andere Insekten an den Füßen aufspießen. 00:01:56.612 --> 00:02:01.612 Bei einigen Arten setzen die Trichome auch chemische Reizmittel frei. 00:02:01.612 --> 00:02:05.941 Brennnesseln setzen ein Gemisch aus Histamin und anderen Toxinen frei, 00:02:05.941 --> 00:02:09.374 das beim Berühren Schmerzen und Entzündungen hervorruft. 00:02:10.252 --> 00:02:15.222 Bei anderen Pflanzenarten wird der Schmerz erst nach dem ersten Biss ausgelöst. 00:02:16.322 --> 00:02:20.882 Spinat, Kiwi, Ananas, Fuchsie und Rhabarber 00:02:20.882 --> 00:02:25.829 produzieren alle winzige, nadelförmige Kristalle namens Raphiden. 00:02:27.213 --> 00:02:31.443 Sie können im Maul von Tieren winzige Wunden verursachen, 00:02:31.443 --> 00:02:34.185 durch die Keime eindringen. 00:02:36.315 --> 00:02:39.103 Die Mimose hat eine Strategie entwickelt, 00:02:39.103 --> 00:02:42.403 die ihre Fressfeinde schon vom Probieren abhält. 00:02:42.633 --> 00:02:45.914 Spezielle Mechanorezeptoren nehmen Berührungen wahr 00:02:45.914 --> 00:02:50.284 und senden ein elektrisches Signal durch die Blättchen an den Stamm, 00:02:50.964 --> 00:02:54.334 dessen Zellen dann geladene Teilchen freisetzen. 00:02:55.154 --> 00:02:58.695 Die elektrische Aufladung entzieht den Zellen Wasser, 00:02:58.695 --> 00:03:01.904 sodass sie schrumpfen und sich die Blätter schließen. 00:03:02.754 --> 00:03:05.735 Diese Bewegung verscheucht Insekten 00:03:05.735 --> 00:03:09.446 und die welken Blätter erscheinen größeren Tieren unattraktiv. 00:03:10.166 --> 00:03:12.964 Wird die äußere Abwehr durchbrochen, 00:03:12.964 --> 00:03:15.870 aktiviert die Pflanze ihr Immunsystem. 00:03:16.284 --> 00:03:19.477 Anders als Tiere haben Pflanzen kein separates Immunsystem. 00:03:19.477 --> 00:03:24.667 Stattdessen kann jede einzelne Zelle Angreifer ausmachen und abwehren. 00:03:26.157 --> 00:03:28.981 Spezielle Rezeptoren können Moleküle erkennen, 00:03:28.981 --> 00:03:32.842 die auf gefährliche Mikroben oder Insekten hinweisen. 00:03:33.992 --> 00:03:38.831 Daraufhin startet das Immunsystem eine Reihe von Schutzmaßnahmen. 00:03:39.444 --> 00:03:44.543 Zur Abwehr weiterer Keime verdickt sich die wachsartige Schicht 00:03:44.543 --> 00:03:46.924 und die Zellwände werden stärker. 00:03:47.544 --> 00:03:50.894 Schließzellen versiegeln die Poren in den Blättern. 00:03:51.504 --> 00:03:54.730 Vertilgen Mikroben einen Teil der Pflanze, 00:03:54.730 --> 00:03:57.344 können sich die Zellen dort selbst zerstören 00:03:57.344 --> 00:03:59.925 und so die Infektion in Schach halten. 00:04:01.325 --> 00:04:05.905 Die Pflanze produziert auch für Mikroben und Insekten giftige Verbindungen, 00:04:05.905 --> 00:04:08.799 die oft speziell auf die Bedrohung abgestimmt sind. 00:04:09.444 --> 00:04:11.259 Viele Pflanzenkomponenten, 00:04:11.259 --> 00:04:15.485 die wir Menschen als Drogen, Heilmittel oder Gewürze verwenden, 00:04:15.485 --> 00:04:18.469 entstanden als Teil der pflanzlichen Immunsysteme, 00:04:18.469 --> 00:04:21.814 weil sie antimikrobiell oder insektizid wirken. 00:04:22.704 --> 00:04:27.707 Angegriffene Teile einer Pflanze warnen andere Bereiche mit Hormonen, 00:04:27.707 --> 00:04:31.646 flüchtigen Verbindungen oder sogar elektrischen Signalen. 00:04:32.096 --> 00:04:34.974 Sobald die Signale in diesen Bereichen ankommen, 00:04:34.974 --> 00:04:38.477 wird die Produktion von Abwehrstoffen angekurbelt. 00:04:38.477 --> 00:04:40.767 Einige Arten wie die Tomate 00:04:40.767 --> 00:04:44.769 alarmieren mit diesem Frühwarnsystem auch benachbarte Pflanzen. 00:04:45.349 --> 00:04:48.231 Manche Pflanzen können sogar Verbündete anlocken, 00:04:48.231 --> 00:04:52.067 die es dann ihrerseits mit den Möchtegern-Angreifern aufnehmen. 00:04:52.717 --> 00:04:55.408 Von Raupen befallene Baumwollpflanzen 00:04:55.408 --> 00:05:00.556 setzen einen speziellen Cocktail aus zehn bis zwölf Chemikalien frei. 00:05:01.486 --> 00:05:07.656 Diese Mischung lockt Schlupfwespen an, die ihre Eier in den Raupen ablegen. 00:05:09.203 --> 00:05:12.339 Pflanzen können einem Angriff zwar nicht entfliehen 00:05:12.339 --> 00:05:15.189 oder Fressfeinde mit Zähnen und Klauen abwehren --, 00:05:15.189 --> 00:05:16.818 doch ihre stabile Rüstung, 00:05:16.818 --> 00:05:19.058 ein reicher Vorrat an chemischen Waffen, 00:05:19.058 --> 00:05:22.827 Nachbarschaftswache und artübergreifende Verbündete 00:05:23.349 --> 00:05:26.930 können Fressfeinden das Leben ziemlich schwer machen.