33C3-Vorspannmusik Herald: Benni und Dorina, jeweils von ‚Chaos macht Schule‘ Berlin bzw. Hamburg, sind heute hier, um uns dieses Projekt etwas näher zu bringen. Zu erzählen, was so passiert und wie das so abläuft, und wie man die Technik, mit der wir ja heutzutage jeden Tag leben, auch in den Schulen näherzubringen. Um ein Beispiel zu bringen: Wer hat hier Abi gemacht mit Informatik? Wer hatte diese Möglichkeit? Das sind nicht viele. Jetzt stellt euch mal vor, an jeder Schule gäbe es so ein Angebot. Wer von euch hätte gerne Informatik in der Schule gemacht? Das sind mehr Leute. So. Unsere Speaker werden uns nun erzählen, wie Informatik an Schulen ordentlich rübergebracht werden kann. Dankeschön! Applaus Dorina: Okay, vielen Dank, dass wir hier das Projekt ‚Chaos macht Schule‘ vorstellen dürfen. Wir, das sind Benni, mit bei ‚Chaos macht Schule‘ in Berlin aktiv und ich, Dorina, in Hamburg bzw. auch in Lübeck. Außerdem möchte ich nochmal großen Dank an Steffen aus Mannheim danken, weil bis heute früh nicht wirklich feststand, ob ich hier wirklich stehen kann, und er wäre sonst als Backup eingesprungen. Vielen, vielen Dank an Steffen. Außerdem stehen wir hier natürlich nur stellvertretend für eine Vielzahl von Aktiven bei ‚Chaos macht Schule‘ im ganzen Bundesgebiet, dazu kommen wir aber später auch nochmal. ‚Chaos macht Schule‘ ist eine Bildungsinitiative des Chaos Computer Clubs, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Medienkompetenz und das Technikverständnis bei Schülern zu fördern. Bevor wir aber ins Detail gehen, was wir tatsächlich tun, wollen wir euch darlegen, warum uns dieses Projekt eigentlich so wichtig ist und ans Herz gewachsen ist. Wir leben ja, wie wir alle wissen, in einer Zeit des digitalen Umbruchs. Es werden derzeit sehr viele Weichen gestellt, sowohl technologisch als auch regulatorisch und politisch. Aber wer stellt denn diese Weichen gerade? Das sind natürlich hauptsächlich IT-Firmen, Standardisierungsgremien, wo auch IT-Firmen wieder drinsitzen, und Politiker. Zum kleinen Teil auch netzpolitische Aktive, die durchaus Impulse in eine gute Richtung setzen. Das sind aber auch sehr wenige. Abgesehen davon nehmen die meisten Menschen unserer Wahrnehmung nach vor allem außerhalb von unserer Filter Bubble hier die Dinge sehr schnell als gegeben hin und sagen: „Ja, das muss halt so sein. Es nutzen alle Facebook, also muss ich das auch tun“ oder „Die Daten werden ja gesammelt, das ist ja normal“. Und dieses Hinnehmen von Dingen, die eigentlich auch selber mitgestaltet werden müssen und die theoretisch auch ganz anders laufen könnten, finden wir halt wichtig. Wir finden es kritisch, wenn die Menschen das einfach nur so hinnehmen. Wir wollen nämlich, dass die Bürger, die Menschen, die wir hier leben, ihre Gestaltungsspielräume auch erkennen können und dafür braucht es natürlich auch ein gewisses Verständnis an Technologie und was dahintersteckt. Deswegen gibt es ‚Chaos macht Schule‘, das Projekt, das sich an die junge Generation wendet, die sehr technologieoffen ist, aber auch sehr offen dafür, kritisch dahinter zu gucken. Und dieser Wissendurst, den die Schüler eben auch mitbringen, der kann kaum an Schulen oder auch von ihren Lehrern gestillt werden. Und wir mit ‚Chaos macht Schule‘ hoffen halt ein Stückchen, da auch in die Richtung gehen zu können. Benni: Ja, was ist unser Ausgangspunkt? Wir haben hier einfach mal ein paar Nachrichten an die Wand geworfen, [das] sind alles irgendwie Meldungen aus den letzten Wochen. Man kann sagen, ich weiß nicht wie es euch geht, mir geht es auf jeden Fall so, in der digitalen Welt, in den Nachrichten passiert zur Zeit unglaublich viel. Das war schon immer so, aber es scheint irgendwie immer mehr zu werden, und auch wenn man sich dafür interessiert, fällt es vielen Leuten relativ schwer, irgendwie diesen ganzen Nachrichten noch zu folgen, die da halt passieren. Da passieren halt so zum Beispiel, wir haben hier ein paar Sachen aufgelistet, zum Beispiel das neuen BND-Gesetz. Irgendwann wurde im Zuge der Snowden-Enthüllungen wurde festgestellt, dass das, was der BND macht, dass das mit deutschem Recht nur schwer vereinbar ist. [Da] hätte man sich denken können, okay, dann wird halt die Praxis des BNDs vielleicht mal reformiert und angepasst, wenigstens das. Aber was passiert ist, das war, das ist das Gegenteil. Ihr habt es vielleicht so ein bisschen in den Nachrichten mitbekommen, die Befugnisse vom BND wurden einfach weiter ausgeweitet, es wurden neue Gesetze geschaffen, um ihm neue Möglichkeiten zu bieten. Und das Ganze verlief in einem ziemlichen Schnelldurchlauf, aber es gab halt kaum eine kritische Begleitung der Öffentlichkeit dazu. Ein anderes Thema ist zum Beispiel das Leistungsschutzgesetz. Also, dass neuerdings Suchmaschinen Geld dafür bezahlen sollen, wenn sie auf journalistische Inhalte verlinken. Sprich, der Journalismus im digitalen Zeitalter hat noch nicht so richtig die Möglichkeit gefunden, wie er das Ganze eigentlich finanzieren soll. Die Werbung alleine spielt eigentlich zu wenig Geld ein, also denkt man sich, man könnte ja mal die Suchmaschinen zur Kasse bitten, die halt eine Vorschau von diesen Artikeln anzeigen. Die Sache ist natürlich irgendwie, wenn halt diese Suchmaschinen die nicht mehr anzeigen würden, kämen natürlich noch weniger Leute auf die Nachrichtenseiten, und der Gewinn würde noch weiter einbrechen. Das ist halt irgendwie so ein Problem. Herr Oettinger, der mit diesem Gesetz zu tun hatte, der ist neulich tatsächlich zu Verlagen hingegangen und hat gesagt: „Ey, ihr Onlineverlage, ihr berichtet viel zu kritisch über dieses Gesetz, dieses Gesetz hilft euch“, und hat den Verlagen gesagt, sie sollen doch bitte mal ihre Journalisten auf Linie bringen, dass sie doch bitte positiv über dieses Gesetz berichten in Zukunft. Also man kann sich fragen, inwiefern das mit freiheitlich-demokratischen Werten vereinbar ist, wenn ein Politiker sowas zur Presse sagt. Noch ein Beispiel wären die Fake-Nachrichten auf Facebook und in sozialen Netzwerken, wo die Politiker gegen vorgehen sollen, wo plötzlich Internetplattformen journalistische Inhalte auf Wahrheitsgehalt prüfen sollen, wie auch immer das das funktionieren soll. Vor allem, wenn ein Post vielleicht nach zwei Stunden keinen Menschen mehr interessiert. Oder das Urteil vom Europäischen Gerichtshof zur Linkhaftung. Wenn man auf Inhalte verlinkt, die vielleicht urheberrechtlich geschützt sind. Das heißt, wenn man eine Webseite betreibt, müsste man eigentlich jederzeit alle Links kontrollieren, auf was man da eigentlich verlinkt, was in der Praxis einfach nicht möglich ist. Bei all diesen Geschichten, man könnte noch tausend andere nennen, ist es halt immer das Gleiche, es werden Entscheidungen getroffen und man fragt sich immer, wenn man vielleicht sich so ein kleines bisschen mit Technik auskennt, ob Politiker da halt wirklich die besten Entscheidungen getroffen haben, ob das halt wirklich sinnvoll ist, und es ist eigentlich sehr schade, dass es relativ selten eine kritische, wirklich kritische Begleitung der Öffentlichkeit gibt. Also klar, die gibt es halt im Kleinen, aber sie ist vielleicht nicht immer so groß wie man sie sich wünschen würde oder wie sie vielleicht sinnvoll wäre. Ja, ich meine, wir können hier sagen, wir leben hier alle unserer Filterblase. Ihr seid ja alle auf dem Kongress, irgendwie, im Großen und Ganzen, vertreten wir wahrscheinlich irgendwie ähnliche Werte, für uns funktioniert diese ganze digitale Welt wahrscheinlich so einigermaßen, wir verschlüsseln unsere Nachrichten idealerweise. Aber es wird natürlich in dem Moment schon schwer, sobald wir aus unserer Filterblase mal rausgehen und versuchen, mit Leuten zu kommunizieren, die vielleicht nicht so einen tiefen Einblick haben. Man kann den Leuten vielleicht keinen Vorwurf daraus machen, es hat ihnen halt einfach nie jemand erklärt, wie man Dinge vielleicht anders machen könnte, wie das Netz funktioniert, wie man Dinge besser gestalten könnte. Aber es ist halt einfach sehr schade, dass wir dieses Wissen haben, aber es nicht so richtig geschafft haben, das in die Gesellschaft zu transportieren, bisher. Zumindest nicht so weit, wie man sich das wünschen könnte. Dorina: Okay. Nochmal konkret zum Projekt ‚Chaos macht Schule‘: An der Landkarte seht ihr, wo wir überall aktiv sind. Das sind zumindest die Orte, von denen wir wissen, dass es dort aktive Menschen gibt. In Erscheinung getreten ist ‚Chaos macht Schule‘ das erste Mal 2007, mit ein-zwei Gruppen, wo der CCC von Schulen angefragt worden ist, ob sie nicht mal an die Schulen kommen könnten, um über solche Dinge zu sprechen. Das heißt, das Projekt gibt es jetzt seit über zehn Jahren. Wir sind sehr dezentral organisiert, das heißt, die Aktivitäten, die werden von den Menschen, die halt in jeder Region aktiv sind, auch dort eigenverantwortlich gemacht. Sie entscheiden selbst, was sie tun und wie sie es umsetzen. Wir haben da also nicht irgendwie eine zentralisierte Agenda, die umgesetzt werden müsste, sondern es lebt tatsächlich sowohl von den fachlichen Kenntnissen als auch Interessensschwerpunkten von den jeweils Aktiven dort. Es ist auch wichtig zu verstehen, das sind halt Menschen, die im CCC aktiv sind, das heißt größtenteils auch einen technischen Hintergrund haben. Die meisten von uns, es gibt ein paar Ausnahmen, aber die meisten von uns sind keine Lehrer. Trotzdem gehen wir an Schulen, um mit den Kindern zu arbeiten, und das funktioniert relativ gut. Die Hauptzielgruppe von uns sind natürlich Schüler, wir wollen mit den Schülern arbeiten, arbeiten aber eben auch mit Lehrern, teilweise, um sie eben auch als Multiplikatoren einzusetzen, weil wir gar nicht so viel leisten können, wie die Schulen gerne hätten, als auch teilweise mit Lehrern. Was wir mit Schülern machen, ist eine, ich will mal sagen, relativ bunte Mischung an Themen, wie sie auch bunt ist von den Interessen, die die Aktiven von uns vertreten. Also es geht durchaus auch um Handwerkszeug, wie zum Beispiel das Löten zu lernen, gibt es morgen ja auch hier auf dem Kongress, vor allem morgen. Aber es geht halt auch zum großen Teil darum, kritisch die Technik zu hinterfragen und sich mit zum Beispiel Datenschutz, Privatsphäre und Ähnlichem auseinanderzusetzen. Manchmal werden wir auch an Schulen gerufen, wenn es Mobbingprobleme gab, da sagen wir dann auch immer: „Wir sind Techniker, wir können eure Mobbingprobleme nicht wirklich lösen“ und die Schulen wollen uns trotzdem haben, weil sie es auch tatsächlich als sehr wichtig empfinden, mit den Schülern darüber zu diskutieren, wie zum Beispiel durch die technischen Zusammenhänge, oder wie z.B. soziale Netzwerke funktionieren, warum dadurch manche Mobbingphänomene einfach verstärkt werden. Wenn wir mit Lehrern arbeiten, geht es uns meist darum, ihnen Handwerkszeug an die Hand zu geben, wie sie selber wiederum mit ihren Schülern über Privatsphäre, über Datenschutz und Ähnliches sprechen können, damit sie als Multiplikatoren agieren. Im Prinzip ist das eine Bildungsmaßnahme dann auch mit für Lehrer. Und wenn wir mit Eltern arbeiten, das ist ein bisschen anders gelagert, denn Eltern kommen meistens zu uns, weil sie Empfehlungen haben wollen, welche… wie nennt man das noch, diese Jugendschutzsoftware, damit die Kinder bestimmte Seiten nicht aufrufen können oder überhaupt gar nicht erst ins Kinder- äh, ins Internet können. Was wir da empfehlen würden, oder ab wann sie ins Internet dürfen, ab wann sie sich eine Facebookseite anlegen sollen, oder wie sie sie vom Spielen abhalten können. Und da geht es für uns meistens darum, den Eltern klarzumachen, dass es keinen großen Sinn hat, die Schüler von dieser ganzen medialen Welt fernzuhalten, sondern dass es viel wichtiger ist, dass sie mit ihren Schülern, soweit sie es selber noch nicht gemacht haben, die Welt auch gemeinsam kennenlernen. Wir bemühen da gerne die folgende Metapher, wir sagen: „Macht nicht den Teich kindersicher, sondern macht das Kind teichsicher.“ Denn wenn man den Teich kindersicher macht, also die Kinder gar nicht erst in den Teich, in das Internet, in die digitale Welt, springen lässt. Irgendwann können sie doch über den Zaun klettern und fallen dann unvorbereitet drauf rein, und das kann auch nicht das Ziel der Eltern sein. Also das ist dann eher auf der Schiene gelagert. Das ist so der grobe Schwerpunkt von dem was wir machen, und es gibt natürlich auch einige andere Initiativen, die mit Jugendlichen arbeiten, und dazu wird Benni jetzt noch was sagen. Benni: Genau. Wir haben vor, wie Dorina gerade sagte, vor rund zehn Jahren schon angefangen damit. Damals waren wir irgendwie ziemlich allein mit dem, was wir gemacht haben. Heute muss man sagen, es passiert definitiv einiges. Wir haben gerade am Anfang gesagt, wir haben gerade am Anfang bei der Umfrage gesehen, viele Leuten haben irgendwie kein Informatik in den Schulen, das ist heute sicherlich immer noch zu weiten Teilen so, aber es bewegt sich definitiv was. Es gibt mittlerweile wirklich ziemlich viele Initiativen, die in dem groben Bereich Informatik und Medienkompetenz in irgendeiner Form etwas machen. Wir haben hier ein paar Logos an die Wand geworfen. Das ist natürlich nur eine Auswahl, da gibt es sicher noch, da gibt es noch ganz, ganz viele mehr, die wir zum Teil halt auch gar nicht kennen und die wir überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Relativ gemein bei diesen Sachen ist, die wir da zeigen, es sind alles relativ kleine Initiativen. Die Sachen, viele von denen leben halt irgendwie von Ehrenamt, viele davon hängen an wenigen bezahlten Stellen, und wir haben alle recht unterschiedliche Schwerpunkte. Es gibt so Initiativen, zum Beispiel, die sich es auf die Fahnen geschrieben haben, Jugendlichen und Kindern das Programmieren beizubringen, wie zum Beispiel das Coder-Dojo oder App-Camps, die Apps machen, Hackerschool oder ‚Jugend hackt‘, die Hackathons veranstalten, Wochenend-Hackathons, wo Jugendliche eigene Projekte umsetzen können, wobei es auch immer einen inhaltlichen Schwerpunkt darauf gibt, dass das, was man programmiert, auch eine Auswirkung auf die Welt hat, in der man da draußen lebt. Und es gibt so Sachen wie zum Beispiel Klicksafe, die relativ viele Infomaterialien für Schüler und Eltern bereitstellen oder zum Beispiel so ein Projekt, das nennt sich WebDays, die haben jetzt schon zweimal in Berlin stattgefunden, wo ‚Chaos macht Schule‘ auch dran beteiligt war, wo ganz viele Jugendliche aus Deutschland eingeladen wurden, und sie zu gewissen Themen Thesen ausarbeiten sollten, die sie am Ende der Politik präsentieren konnten und die sie mit Politikern am Ende sogar diskutieren konnten. Es passiert relativ viel, teilweise arbeiten die Initiativen auch zusammen, teilweise kommunizieren sie, teilweise wächst es langsam zusammen, es passiert in dem Feld schon ziemlich viel. Aber wie gesagt, es sind alles kleine Initiativen. Und diese Initiativen übernehmen halt auch alle so ein bisschen die Arbeit, die eigentlich das Schulsystem übernehmen sollte, was das Schulsystem aber einfach bis heute noch nicht so richtig tut. Die Lehrpläne sind eben relativ langsam, es dauert Zeit bis man das angepasst hat. Und ja, das ist die Situation, in der wir stehen. Tatsächlich, die Industrie gibt es auch. Die ist auch auf dem Feld aktiv. Die ist wiederum… kann wiederum relativ schnell reagieren und es ist tatsächlich mittlerweile auch so, dass sehr viele große IT-Konzerne haben mittlerweile auch schon ihre eigenen Kinder- und Jugendprogramme. Hier habe ich mal zwei Zeitungs… zwei Artikel, die auf heise veröffentlicht wurden, auf die Folie gepackt, wo es einmal um ein Projekt von Apple geht und eins von Microsoft, die wie gesagt, alle ihre Initiativen haben, Kindern Programmieren beizubringen. Das Problem ist dabei, also wir finden es schon gut, dass sie das machen, aber das Problem gleichzeitig ist natürlich auch, dass es natürlich Firmen sind, die wirtschaftliche Interessen haben, und die irgendwie wirtschaftliche Zahlen am Ende des Jahres erfüllt haben müssen, und da ist natürlich immer so ein bisschen die Gefahr, dass sie vielleicht letztendlich doch nur Programmierernachwuchs ausbilden wollen. Das wollen wir denen nicht unterstellen, wir sehen nur einfach die Gefahr, dass das natürlich passieren könnte, wenn man in so einer wirtschaftlichen Abhängigkeit sowas macht, und wir würden uns wünschen, dass eine Bildung eher unabhängiger bleibt. Applaus Danke. Dorina: Danke. Die Beispiele, von denen, was jetzt öffentlich diskutiert wird, was Benni vorhin ja schon gezeigt hat, zeigen ja, wie vielfältig eigentlich die Themen sind, die man verstehen muss, wenn man die digitale Welt verstehen muss. Und wir haben auch gesehen, dass es eigentlich schon ziemlich viel Großartiges passiert, im weitesten Sinne im Bildungssektor. Sowohl, dass es so viele Initiativen gibt, als auch, dass so viel Geld jetzt in die Digitalisierung der Schulen fließen soll. Auch Frau Merkel hat sich auf dem MINT-Gipfel die digitale Bildung auf die Fahnen geschrieben. Da will ich jetzt auch gar nicht so richtig viel weiter einsteigen, aber ich möchte sagen, dass, obwohl da schon ziemlich viel passiert, zeigen diese Beispiele eben auch, dass, wenn man diese digitale Welt verstehen will, dass es halt nicht ausreicht, Schüler darauf vorzubereiten, in der Berufswelt auch Computer bedienen zu können. Dass sie lernen, dass sie mal programmiert gelernt haben oder dass sie gelernt haben, mit den Computern Hausaufgaben zu lösen. Das ist natürlich auch wichtig, aber es kann einfach nicht alles sein, wenn der Schwerpunkt praktisch nur auf diesem Handwerkszeug liegt. Was wir halt wichtig finden, das ist, dass die Menschen lernen, sich souverän in der digitalen Welt bewegen zu können. Und ich habe hier gern den Begriff der digitalen Mündigkeit von der Körber-Stiftung übernommen, weil das meines Erachtens sehr gut ausdrückt, wohin wir eigentlich gehen sollten. Mündigkeit bedeutet ja, dass man zu einem eigenen Urteil fähig ist, dass man selbstständig Entscheidungen treffen kann. Das Ganze hat also sehr viel mit Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit zu tun, und [damit], die digitale Mündigkeit entsprechend, diese Befähigung auf die digitale Welt anwenden zu können. Um eine digitale Mündigkeit erlangen zu können, braucht es allerdings auch wirklich eine vertiefte Auseinandersetzung mit dieser digitalen Welt. Das heißt zum einen natürlich, sich mit der Technik auseinandersetzen. Also gerade, was auch so momentane politische Entscheidungen betrifft, fragen sich ja viele von uns, ob sich die jeweiligen Politiker, die so bestimmte Statements raushauen, tatsächlich wirklich so intensiv mit dieser Technologie beschäftigt haben, wie wir es uns wünschen würden. Also es gehört eben dazu, sich mit dieser Technik zu beschäftigen, es gehört aber auch dazu, diese Zusammenhänge zu verstehen und hinter die Kulissen zu schauen und sich einfach mal zu fragen, wie funktioniert das denn eigentlich, wie funktioniert denn dieses Internet, wie funktioniert denn dieses Smart Home, wie funktioniert denn, dass meine Nachricht von WhatsApp zu meinem Freund kommt? Oder auch, welche Interessen stehen denn tatsächlich hinter den Pros und Contras aktueller politischer oder auch gesellschaftlicher Diskussionen. Also, dieses Hinterfragen von dem, was in dieser digitalen, oder digitalisierten Welt passiert, halten wir auch für einen großen, wichtigen Faktor. Und wenn man zu diesem Urteil fähig ist, selbst über das, was da draußen geschieht, urteilen zu können, dann kann man halt auch in die Gestaltung gehen, also selbst mitwirken an unserer digitalen Welt. Und da gibt es eine ganze Reihe von Gestaltungsmomenten, das ist nicht nur, dass man jetzt Informatik studieren muss, um die digitale Welt zu gestalten. Das ist natürlich eines der Dinge, dass man selber etwas programmiert oder selber eine Cloud aufsetzt oder selber Freifunk mitgestaltet, das kann aber auch in eine andere Richtung gehen, wie, sich künstlerisch einzubringen, künstlerisch Technik zu gestalten oder umfunktionieren, oder sich eben auch diskursiv in ethische oder politische Diskussion mit einzubringen. Und das deutlich zu machen, dass es da ganz unterschiedliche Arten gibt, da einzuwirken, ist eben ein Teil der digitalen Mündigkeit. Und, das ist also für uns so dieser Zusammenschluss von, auf der einen Seite die Offenheit erstmal für diese technische Umwelt zu haben, das Wissen darüber zu erlangen, wie diese technische Umwelt im Grunde funktioniert, das kritische Hinterfragen-können, warum die Dinge so sind wie sie sind, und ob sie tatsächlich so sein müssen, und eine Idee davon zu bekommen, wie man da gestalterisch tätig werden kann. Das ist für uns die Idee davon, die digitale Mündigkeit zu haben, und wir hoffen, mit unserem Projekt ‚Chaos macht Schule‘ da auch noch einen Beitrag dazu mit leisten zu können. Benni: Ja, wir haben jetzt relativ viel Theorie behandelt, haben jetzt gesagt, warum wir das machen. Aber jetzt wollen wir euch auch mal ein paar Projekte vorstellen, die wir dann eigentlich so konkret machen wenn wir in Schulen gehen oder Schulen bei uns anfragen, ob wir einen Workshop machen, was wir mit den Schülern eigentlich so durchgehen. Ein Beispiel: Wir haben hier eine Webanwendung von OpenDataCity, [da] haben wir hier mal einen Screenshot an die Wand geworfen, mit dem man zum Beispiel arbeiten kann. Und dabei geht es einfach um die Frage, wie funktioniert eigentlich das Internet? Das ist eigentlich eine… klingt irgendwie relativ banal, aber es ist eigentlich sehr, sehr grundlegend, so eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, um so bei vielen Fragestellungen, die so diskutiert werden, um irgendwie mitreden zu können. Wenn man halt so Schüler fragt, wenn man mit Schülern über das Internet redet, fällt halt immer wieder auf, die sind total begeistert, die leben halt da drin, die sind den ganzen Tag an ihren Smartphones, die sind immer mit dem Netz verbunden. Und das ist auch einfach deren Lebenswelt, wo sie sich halt so mit ihren Freunden austauschen, wo sie sich entwickeln. Damit, mit diesen ganzen Apps grenzen sie sich durchaus von ihrer Elterngeneration ab. Aber, wenn man halt mal sagt, so, okay, aber jetzt, lasst uns doch mal darüber reden, wie funktioniert denn dieses Internet, wie stellt ihr euch das denn vor, wenn man da dann halt mal nachfragt, kommt dann meistens ziemlich wenig zurück. Also, die Schüler nehmen das halt einfach so wahr, dieses Internet, so ein bisschen halt als so eine magische Black Box. Die funktioniert halt irgendwie, als wenn das Zauberei ist, aber sie können sich nicht so richtig vorstellen, wie die eigentlich funktioniert. Vielen ist halt absolut nicht klar, dass, wenn man auf einem Smartphone eine App benutzt, dass sie höchstwahrscheinlich mit dem Server des Anbieters kommuniziert, der vielleicht irgendwo in Amerika steht. Schülern ist nicht zwingend klar, dass, wenn man eine Google-Suche auf dem eigenen Smartphone macht, dass das nicht irgendwie lokal auf dem Gerät passiert, sondern vielleicht ganz woanders. Sie können sich nicht vorstellen, so richtig, wenn man eine Nachricht von einem Gerät zum anderen verschickt, wo das denn eigentlich im Netz langgeht, ob das irgendwie das eine Smartphone direkt zum anderen schickt, oder ob das zum Funkmast geschickt wird, und der schickt das dann zum zweiten Gerät. Das ist relativ schwierig vorzustellen. Da kann man z.B. mit so einer Visualisierung arbeiten, wie hier von OpenDataCity. Da kann man verschiedene Webdienste anklicken, die man aufrufen möchte. Ich habe jetzt hier in diesem Screenshot mal Twitter angeklickt. Und man sieht jetzt so ein bisschen, wie das Routing im Internet funktioniert, wenn wir mit dem Twitter-Dienst arbeiten. Sprich, wir sind da irgendwo in Deutschland, wahrscheinlich, rufen das auf unserem Gerät auf, und müssen halt irgendwie unsere Daten, unsere Kommunikation mit dem Server, der da irgendwo in Amerika steht, haben. Das heißt, wir laufen wahrscheinlich über den Frankfurter Internet-Knoten, und darüber werden unsere Daten halt geroutet nach Amerika, und wieder zurück. Über die Kontinente hinweg, da ist das Wasser dazwischen, da liegen riesige Unterseekabel im Wasser, durch die die Daten verschickt werden, und das geht alles sehr schnell. Ja, wenn man Schülern das so zeigt, wird denen eigentlich erstmal klar, wie ist das eigentlich. Das ist eine relativ interaktive Grafik, man kann da einfach irgendwie anklicken. Ich könnte jetzt auch WhatsApp oder Facebook anklicken, Dropbox, oder was auch immer. Letztendlich ist es immer ein unterschiedlicher Weg, der zu irgendeinem Server geht. Teilweise bleibt der Weg in Deutschland, teilweise geht der aber eben auch auf einen anderen Kontinent. Im nächsten Schritt… wenn man halt so weit ist, kann man im nächsten Schritt einfach mal darüber reden, wie ist das denn, wenn ich eine Nachricht von einem Gerät zum anderen schicke, und dann kommt man natürlich dahin, dass man auch noch einen Rückkanal braucht, also sprich, man schickt eine Nachricht an einen Server, der irgendwo auf der Welt steht, und diese Nachricht wird dann halt zurückgeschickt an die andere Person, wo auch immer die gerade ist. Das habe ich z.B. neulich mal mit einer vierten Klasse gemacht, und in dem Fall habe ich es tatsächlich an der Tafel gemacht, und wir haben relativ viel gemalt. Und da ist das halt so – Viertklässler, das Wort „Server“ kennen sie noch gar nicht, es fällt ihnen auch relativ schwer, [das] auszusprechen. Aber plötzlich meldete sich halt ein Mädchen, war sehr erbost und wollte von mir wissen, ob dieser Server eigentlich in der Lage ist, ihre Nachrichten mitzulesen. Murmeln und Lachen Sie… ich habe ihr das erklärt, „Ja, er ist in der Lage, das mitzulesen.“ Und sie war… sie fand das nicht gut. Sie merkte, dass da – Gelächter und Applaus Ja, sie sagte mir, dass das unfair sei, und dass sie nicht damit einverstanden ist. Gelächter Das ist halt so ein bisschen so… das zeigt so ein bisschen diesen Ansatz, den wir haben. Dass wir einfach… Technik klarmachen wollen. Wir brechen das natürlich irgendwie runter. Wenn man jetzt das Internet erklären wollte und einen technischen Hintergrund hat, könnte man denken, wir reden hier über so ein 7-Schichten-Modell oder so, sowas lassen wir natürlich aus. Das ist für so eine Fragestellung natürlich nicht relevant. Aber wenn wir irgendwie erstmal erklären, wie die Technik funktioniert, müssen wir in vielen Fällen gar nicht mehr erklären, was ist denn eigentlich das Problem dabei, sondern es ist oftmals so, dass sich dann irgendein Schüler meldet und dann wirklich die Probleme direkt aufzeigt: „Kann der Server meine Nachrichten mitlesen?“ Dorina: Ein anderes Thema, was wir häufig an Schulen haben, geht in die Richtung, was eigentlich für Daten von wem in irgendeiner Weise gespeichert werden. Und als der Snowden-Skandal noch etwas aktueller war, wurden wir auch explizit dazu gefragt. Und es ist immer sehr schwer, den Schülern oder auch sonst Menschen zu vermitteln, die Größenordnung an gespeicherten Daten und warum das möglicherweise ein Problem ist, dass überhaupt so viele Daten gespeichert werden, bzw. [es] wenig Regeln gibt, wie mit solchen Daten umgegangen werden soll. Und dafür nutzen wir gerne dieses Beispiel von OpenDataCity. Das vergleicht den Platz in Berlin, den die Stasi-Akten einnehmen oder eingenommen haben in Bezug zu den Akten der NSA, wenn man sie denn ausdrucken würde. Und dann fragen wir die Schüler: „Ja, was glaubt ihr denn? Also diese große Box, die läuft ja aus dem Bild raus, und wir können da jetzt rauszoomen, was glaubt ihr denn, wie weit das geht?“ Ich vermute, möglicherweise die meisten… ich weiß jetzt nicht… wieviele von euch kennen das Beispiel? Ja, vielleicht so 50:50. Wenn man dann anfängt raus… Wir lassen die erstmal, selber schätzen und die sagen: „Naja, wahrscheinlich schon mehrere Stadtteile von Berlin“. Und dann fangen wir an, weiter raus zu scrollen, und dann sagen sie, „Oah, wenn das so weitergeht, dann geht das bestimmt über Deutschland hinaus!“ Und dann denken die nächsten: „Ja vielleicht sind das schon mehrere Länder von Europa?“ Und, wir gehen halt weiter raus… lacht Gelächter Ja. Da kann man jetzt aufhören und… wie Schüler manchmal sind, auch wenn dann externe Leute da sind – was dann interessanter ist, als wenn ein Lehrer da vorne steht – trotzdem sind sie häufig dann gelangweilt. Spätestens wenn das Beispiel kommt, sind sie alle wieder wach. Ja. Weil das wirklich sehr beeindruckend ist, und ihnen wirklich zeigt, dass das wahnsinnig große Mengen sind, also… Bei so einem Stasi-Vergleich muss man natürlich gucken, mit welcher Altersgruppe man zu tun hat. In Grundschulen wird das nicht so gut funktionieren. Wir fragen dann auch, ob sie wissen, was die Stasi ist. Bisher war das auch immer der Fall, dass sie das in der Schule schon hatten, sonst würde das sicherlich nicht so gut funktionieren. Mit noch älteren Schülern funktioniert das Beispiel auch ganz gut, wenn man das mit dem schönen Zitat von Gauck damals kombiniert, der ja gesagt hat, „Ja, also NSA, das kann man ja nicht mit der Stasi vergleichen, also das ist ja was GANZ anderes!“ Ja, isses. Gelächter Applaus Also OpenDataCity hat da uns gutes Zeug an die Hand gelegt. Das kann man einfach mitbringen, es ist verfügbar, und man kann es den Schülern zeigen. Ich finde dieses Beispiel übrigens auch ganz gut, nicht nur, um das Thema Geheimdienste zu thematisieren, sondern generell die Frage, was eigentlich alles gespeichert wird, denn, auch wenn das jetzt darum ging, die Datenmengen der NSA zu visualisieren, wenn man sich überlegt, was sonst überhaupt gespeichert wird, vielleicht von den verschiedenen Institutionen, von Telekommunikationsprovidern, von Google, von Facebook, und noch vielen, vielen anderen mehr, von Hotelbuchungssystemen und, ja, kann man beliebig fortsetzen. Es sind halt ähnlich große, riesige Datenmengen. Und wenn man das dann einmal so verglichen hat, kann man auch ganz gut in die Diskussion einsteigen, sich zu überlegen, was ist denn tatsächlich der Unterschied, ob eine Stasi gesammelt hat in Papierformat oder ob man solche Daten vorliegen hat. Benni: Ich habe eine… das ist tatsächlich kein ganz genauer, originalgetreuer Screenshot. Ich habe tatsächlich noch eine Markierung reingesetzt. Zufälligerweise zeigt diese Karte Berlin. Da, wo ich den Marker gesetzt habe, Marienstraße 11, das ist die Adresse vom Chaos Computer Club Berlin und ich fand’s… ich war froh, dass es nicht In den Datensammlungen drin ist und ich dachte mir, ich muss das einfach nochmal auf der Karte markieren. Das nächste Beispiel, hat auch OpenDataCity mit zu tun. Das ist die Visualisierung der Vorratsdaten von Malte Spitz aus dem Jahr 2010. Wer kennt das? Einige, aber definitiv nicht alle. Also das wurde veröffentlicht, so im Jahr 2010. Damals war es so, Deutschland hat über die erste Vorratsdatenspeicherung gesprochen. Und es war so, es war ein sehr abstraktes Thema. Die Leute haben wahrscheinlich mitgekriegt, okay, da werden jetzt irgendwelche Metadaten über mich gesammelt, aber, was bedeutet das denn konkret? Konnten sich viele nicht vorstellen. Der Politiker Malte Spitz hat damals bei seinem Telefonprovider seine Vorratsdaten eingeklagt. Sprich, man kann halt Unternehmen auffordern, einem die Daten zukommen zu lassen, die diese Unternehmen über einen selbst gespeichert haben. Und diese Daten hat er zusammen mit der „Zeit“ und OpenDataCity aufbereitet und in dieser, in einer Reportage veröffentlicht, die auch preisgekrönt war und die das Ganze halt sehr anschaulich dargestellt hat, was da passiert. So, das muss ich jetzt kurz mal – wo ist mein Mauszeiger? Na? Da ist diese Visualisierung. Wir sehen – Ich habe gesagt, es geht um Daten aus einem halben Jahr. Unten sehen wir so einen Zeitstrahl, der vom September 2009 bis Februar 2010 läuft. Es geht jeweils die Tage durch, und man kann auf dieser Karte ganz genau sehen, wo sich Malte Spitz zu diesem Zeitpunkt bewegt hat. Also wir können halt nicht nur sehen, dass er gerade in Berlin ist, oder wo auch gerade, wo er jetzt auch gerade ist, wir können nicht nur sehen, an welchem Ort er ist, wir können auch wirklich ganz genau sehen, wenn wir da weiter ranzoomen, in welcher Straße bewegt er sich gerade. Nicht nur, welcher Stadtteil, sondern wirklich genau die Straße. Wir können irgendwie sehen, wenn er zwischen den Städten hin- und herspringt und, ob er jetzt gerade eine Bahnstrecke nimmt, oder ob er vielleicht mit dem Auto fährt. Und das Ganze wurde zusätzlich auf der rechten Seite noch mit den anderen Daten abgeglichen. Sprich, wieviele Telefonate er geführt hat, welche SMS er geschrieben hat. Und das Ganze wurde dann noch mit den öffentlichen Tweets von ihm kommuniziert. Das Ganze zeigen wir Kindern gerne und erklären ihnen, dass es einfach… dass diese Vorratsdatenspeicherung einfach eingeführt wurde, um Terrorismus zu verhindern. Und, ja, auch wenn das natürlich heute irgendwie kürzer ist und wir keine sechsmonatige Vorratsdatenspeicherung mehr haben, und jetzt gerade auch wieder ganz aktuell ist die Frage, wie es mit der Vorratsdatenspeicherung weitergeht, nach dem Urteil, nach dem aktuellen Urteil, zeigen wir das Kindern halt gerne, erklären ihnen das halt so ein bisschen. Wir zeigen halt so, diese Daten hinterlasst ihr, wenn ihr euch in der Welt bewegt, wenn ihr halt irgendwie mit eurem Smartphone unterwegs seid oder mit eurem Telefon. Hierfür braucht man ja nicht mal eine Internetverbindung, es ist ja wirklich immer nur, es sind ja auch wirklich die Verbindungen, die nur ein normales Telefon zum Funkmasten hat. Und ja, erklären Kindern das und, ja, da ist es halt auch schon oft so, dass Kinder uns halt fragen: „Was soll das?“ Also, die sagen halt so, wenn jeder weiß, dass das alles gespeichert wird, warum sollte das denn… warum sollten Terroristen denn eigentlich ihr Telefon mitnehmen? Gelächter Ist doch irgendwie… Applaus Applaus Okay, also diese Äußerung war am Gymnasium. Neulich war ich an einer Gesamtschule, da hat man’s anders ausgedrückt und ein Junge sagte so: „Also die Leute, die sowas über andere speichern, die müsste man bestrafen!“ Gelächter Applaus Ich musste ihm dann natürlich irgendwie erklären, dass eher halt die Leute, die Provider bestraft werden, die genau das nicht speichern. So ist es halt. So, aber, das ist auch wieder sowas. Wir erzählen eigentlich gar nicht unbedingt groß, was die Probleme sind. Wir machen… wir stellen einfach irgendwas, was passiert in der Politik, anschaulich dar. Und [die] Kinder bilden sich halt ihre Meinung dazu. Und werfen oftmals die Fragen auf, die die Gesellschaft nicht unbedingt aufwirft. Oder die die Gesellschaft zumindest nicht in dem Maße aufwirft, in dem man sich das wünschen würde. Jetzt muss ich wieder zurück-switchen… Dorina: Okay, um in das Thema ‚Privatsphäre‘ einzusteigen, arbeiten wir auch mit – oh, Entschuldigung! Benni: Ich bin doch nochmal dran. So. Heiterkeit Ein anderes Thema ist WhatsApp. Wir reden gerne mit Schülern über WhatsApp. Schüler nutzen WhatsApp alle. Das ist eigentlich bei Schülern die wichtigste Anwendung, die sie im Netz benutzen. Wenn man so in einer Klasse fragt: „Wie viele von euch nutzen eigentlich WhatsApp?“, melden sich halt im Regelfall alle bis auf irgendwie so ein, zwei, die noch kein Smartphone haben, die irgendwie kein Interesse daran haben, oder weil deren Eltern das nicht wollen, weil sie noch zu jung sind oder so. Aber Fakt ist, die nutzen das halt alle. Viele Klassen haben auch ihren eigenen Chatraum bei WhatsApp und… ja. WhatsApp ist halt so… Wir analysieren gerne Daten von Nutzungsverhalten und Onlinezeiten. Der Hintergrund von diesem Beispiel ist so ein bisschen wenn man halt auf WhatsApp aktiv ist, ist es halt so, um etwas über eine andere Person rauszukriegen, braucht man nur eine Telefonnummer. Wenn ich von irgendwem eine Telefonnummer irgendwie in meinem WhatsApp-Account einspeichere, kann ich von demjenigen direkt ein paar Informationen sehen. Sprich, ich kann sehen, was hat der für ein Foto, ich kann eine Status-Message sehen, und ich kann sehen, wann war derjenige das letzte Mal online, oder bzw. ist der gerade online. Und wenn man diese App benutzt, dann kann man das halt immer für den jetzigen Moment sehen, aber es gibt halt auch so… es gibt halt auch andere Projekte wie z.B. dieser Onlinestatusmonitor, was so ein Forschungsprojekt war, die haben halt gesagt, sie geben einfach… sie nehmen ganz wild irgendwelche Telefonnummern, gucken ob dazu ein Account bei WhatsApp gehört, und speichern halt, rufen halt kontinuierlich ab, ob diese Person gerade online ist oder nicht. Und das machen sie halt über einen längeren Zeitraum hinweg und speichern halt diese Daten. Und genau das, was dabei rauskommt, wird für eine Person in diesem Graphen, den wir da auf der Folie haben, visualisiert. Wir erklären den Kindern, wir haben hier von 0 bis 23 oder bis 24 Uhr so einen Tagesablauf, das ist die X-Achse. Und wir können auf der Y-Achse sehen, wie häufig diese… wie häufig man zu der Zeit eigentlich online war. Wir sagen halt auch immer, da gibt’s diesen roten und den blauen Graphen, die verlaufen ja sehr ähnlich, die unterscheiden wir mit Schülern gar nicht unbedingt, und wir sagen den Schülern, wir bitten die Schüler einfach mal, das zu interpretieren, was sie da sehen. Also, das erste was sie sehen, was denen sofort immer auffällt ist so, der schläft halt irgendwie nachts. Also sprich, irgendwie von 0 bis 5..6 Uhr sieht man ganz deutlich, da ist er auf WhatsApp nicht aktiv. Man kann davon aus… es ist relativ leicht, daraus zu folgern, dass die Person höchstwahrscheinlich zu der Zeit schlafen wird. Dann sieht man halt, es gibt einen Anstieg, man kann relativ genau sehen, wann diese Person aufsteht. Und was halt als nächstes auffällt, ist, dieser Graph ist eigentlich… ist am höchsten so um 21 Uhr rum. Sprich, da hat er offensichtlich irgendwie Freizeit, das ist die Zeit, wo er am meisten mit seinen Freunden kommuniziert. Und, ja. Dann, nächster Schritt, dann kann man natürlich sagen, die Zeit dazwischen muss wohl irgendwie ein Arbeitstag sein, sieht stark danach aus. Man kann relativ genau sehen, 12..13 Uhr sagen die Schüler dann meistens, das wird seine Mittagspause sein. Und, ja. Was man an diesem Beispiel sieht, obwohl wir nur einen Onlinestatus von einer Person haben, also wirklich einen ganz kleinen Informationsfetzen, können Schüler auch einen ganzen Tagesablauf einfach da aus diesen Daten reproduzieren. Was natürlich sehr überraschend für die Schüler ist. Wir reden mit den Schülern, was sie sich denn vorstellen könnten, wie ihr eigener Graph vielleicht aussehen würde. Da erklären sie uns dann natürlich, ja, „wir wären vormittags eher nicht online, weil da sind wir halt in der Schule“, ähm, Gelächter „da dürfen wir halt unser Smartphone nicht anhaben…“ Gelächter Ja, also, wir grinsen dann auch immer so’n bisschen, aber was sollen sie auch sonst sagen, wenn der Lehrer mit im Klassenraum ist. Gelächter Ja, und dann kann man halt… dadurch wird ihnen schon relativ klar, hey, diese Daten kann jeder abrufen. Also das kann jeder machen. Das finden die natürlich schon ein bisschen gruselig, wenn ihnen klar wird, dass jeder diese Da… ihren Tagesablauf, einfach so, wenn er einfach nur ihre Telefonnummer hat, so rekonstruieren kann. Weil Schüler – wie gesagt, es ist eine sehr wichtige Anwendung für die, die sind im Zweifelsfall auch den ganzen Tag darauf aktiv und wenn sie morgens aufstehen, machen sie das Telefon auch als erstes an. Ähm, ja. Was dann immer noch als weiterer Punkt auffällt, ist so: „Aber die Person, die schläft ja eigentlich ganz schön wenig“ Also, ich meine, wir haben hier irgendwie, 0–1 Uhr schlafen gehen, 5–6 Uhr wieder aufstehen das sind halt irgendwie nur 5 Stunden. Und, das fällt den Schülern auch auf. Und an der Stelle kann man natürlich irgendwie mal nachfragen: „Glaubt ihr denn eigentlich, dass die Person die Arbeit vernünftig macht, wenn der so wenig geschlafen hat?“ Da kommt halt gleich die Antwort: „Nee, natürlich arbeitet der nicht vernünftig, wenn er viel zu müde ist“. Dann fragen wir ob es gut wäre, wenn er Auto fährt. „Nee, ist nicht gut. Er ist ja müde.“ Und, ja, manchmal reden wir auch darüber, was passiert denn, was kann man, ja aus solchen Daten kann man sowas herauslesen, wenn jemand über Jahre hinweg vielleicht zuwenig schläft. Dann sagen sie: „Oh, der wird krank!“ Und dann reden wir halt, fangen wir an, darüber zu reden, so, es gibt durchaus auch Menschen, oder Institutionen, die auch Interesse an diesen Daten haben. Das wäre durchaus für einen potenziellen Arbeitgeber interessant, zu erfahren, ob sein… die Person, die man einstellen möchte, vielleicht irgendwie dauerhaft zu wenig schläft. Ja, das ist auch wieder ein sehr praktisches Beispiel. Es ist sehr nah an der Lebenswelt der Schüler. Und auch wenn wir jetzt alle eher Techniker sind und keinen pädagogischen Hintergrund haben, funktioniert das eigentlich ziemlich gut. Wir haben kein Problem damit, die Schüler zum Mitmachen zu animieren. Es sind einfach ihre Themen und sie haben total Lust drauf, diese Sachen zu analysieren. Wie wollen wir… wollen wir das noch? Dorina: Ja, mach ich kurz, nochmal kurz vorstellen, wie wir auch gerne über Privatsphäre mit den Schülern diskutieren. Und zwar mit einem analogen Spiel von den Pädagogikköpfen in unseren Reihen entwickelt. Wir Informatiker kommen ja auf sowas nicht. Gelächter Die Idee ist, das sind diese vielen bunten Kärtchen, da stehen Themen drauf, die typischerweise in sozialen Netzwerken und über Chats geteilt werden. Und die weißen Kärtchen, die repräsentieren so eine Art Öffentlichkeits-Strahl, dass man zum Beispiel sagt, mit wem würde ich das teilen, mit keinem, oder nur mit den Eltern, oder bester Freundin, mit der ganzen Klasse, oder mit der ganzen Welt. Kann man auch so ein bisschen unterschiedlich gestalten, da gibt’s so mehrere Varianten von. Und, die Idee ist, dass die Kinder, oder die Schüler, diese Inhalte dem zuordnen, wie sie das veröffentlichen werden, und kommen dann auch sehr schnell in die Diskussion, weil das auch die Schüler eben unterschiedlich sehen. Das ist nicht nur, dass die Schüler das vielleicht anders machen würden als wir es machen würden, sondern, dass unter ihnen selber Uneinigkeit herrscht. Und darüber kommen sie dann zum Beispiel auch ins Reflektieren, dass sie merken, ja warum, „warum veröffentlichst du denn das Bild von deinem Zimmer nicht, mach ich doch auch?“ Ja, dann kommen sie darüber ins Reden, sie kommen auch ins Grübeln, und sie sehen auch, dass man da sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben kann. Wir haben das auch schon mit Lehrern gespielt, dann kann man auch so Themen nehmen, die jetzt für Schüler noch nicht so relevant sind, wie z.B. Bankverbindungsdaten, oder Geburtsdatum. Geburtsdatum wird von manchen Lehrern gerne relativ öffentlich eingeordnet. Und dann kann man denen halt auch mal sagen, ja gut, „vielen Dank, werden wir mal bei der Bank anrufen und uns ausweisen, da wird nämlich gerne nach dem Geburtsdatum gefragt“. Also dieses Spiel, das sorgt halt über solche Diskussionen halt auch sehr schnell für Aha-Momente, und ist relativ einfach einzusetzen, man braucht keine große Technik, und kommt mit den Schülern, oder eben auch mit den Lehrern ins Gespräch über das, was die digitale Welt im Prinzip aber eben ausmacht, nämlich, wie geht man mit seinen eigenen Daten um, deutlich zu machen. Ja. Okay, das waren jetzt ein paar wenige Beispiele, von dem, was wir machen, wir hätten noch sehr viel mehr mitnehmen und mitbringen können. Und zeigt natürlich auch nur einen sehr kleinen Ausschnitt von dem, was sowohl Benni und ich in Berlin und Hamburg bei ‚Chaos macht Schule‘ machen als auch, was überhaupt unsere ganzen Aktivi… aktiven Menschen machen. Aber, auf der einen Seite denken wir, dass wir mit diesen Beispielen sehr gute Impulse bei den Schülern setzen können, und wir sehen ja auch, dass sie… dass es funktioniert, ja? Weil, wie die Beispiele gezeigt haben, und auch die Anekdoten, dass die Schüler durchaus in der Lage sind, gute Fragen zu stellen, obwohl sie halt sich noch gar nicht so furchtbar viel mit dieser ganzen Technologie beschäftigt haben. Und wir sehen halt auch, obwohl wir jetzt selber keine Lehrer sind, sondern eben größtenteils Techniker, dass wir durchaus in der Lage auch sind, zu diesem Thema bei den Schülern etwas zu erreichen. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch für uns selbst durchaus Positives, was uns selbst was bringt. Nämlich zum Einen sehen wir, ob unsere eigenen Argumente eigentlich funktionieren, wie wir die Welt verstehen oder wie wir denken, wie man über das Thema nachdenken kann, sehen wir, ob das bei den Kindern ankommt, oder ob die ganz andere Vorstellungen haben. Wir sehen auch, was die Schüler selbst für Fragen mitbringen, wir sehen, was sie selbst für Tools benutzen. Vor paar wenigen Jahren war noch das Hauptwerkzeug sozusagen, was sie nutzten, Facebook. Heutzutage ist das… wird das immer weniger genutzt und das meiste passiert über WhatsApp. D.h. da sehen wir auch, wie wir darüber darauf eingehen können. Und vielleicht ist an der Stelle auch nochmal wichtig zu sagen, der CCC selbst sieht ja so manche Technologien – unter anderem eben auch Facebook – als sehr kritisch an, und würde das jetzt auch nicht in irgendeiner Weise empfehlen. Was unser Herangehen, unsere Herangehensweise bei den Schülern ist, dass wir da relativ wertneutral rangehen und gucken, was nutzt ihr? Um über das, was die auch wirklich nutzen zu sprechen, und nicht zu sagen, ihr dürft bestimmte Dinge nicht nutzen, oder das ist… böse, oder sollte man nicht. Sondern dass wir einfach gucken, was nutzt ihr, wie funktioniert das? Was sind die Vor- und Nachteile davon? Und die kommen eben sehr schnell selber dann auch da drauf, darüber nachzudenken und sich z.B. zu fragen, ja wer liest denn dann eigentlich meine ganzen Nachrichten mit? Genau. Und vielleicht hat das ja sogar auch noch die Wirkung, dass sie sehen, dass der CCC was… interessante Dinge macht, und kommen irgendwann als Nachwuchs auch mal zu uns. Genau. Also das ist so das, was wir… wo wir sehen, dass es auf der einen Seite für die Schüler zu funktionieren scheint, und für uns eben auch. Benni: Ja, jetzt ist die Frage, wie kann man das Ganze vielleicht weiter voranbringen? Wir haben euch vorhin irgendwie eine Karte gezeigt, wo wir gezeigt haben, an welchen Orten wir so in Deutschland aktiv sind. Ihr habt wahrscheinlich auch gesehen, es gibt da noch ziemlich viele weiße Flächen, auch wenn wir durchaus gut aufgestellt sind. Und, vielleicht habt ihr ja auch Interesse, sowas auch mal zu machen. Ihr könntet zum Beispiel einfach mal in eurer Umgebung fragen, gibt es irgendwo eine Chaos-macht-Schule-Gruppe, wo ihr euch einbringen könntet? Der CCC ist ja auch irgendwie… gilt auch oftmals als relativ geschlossenes System. ‚Chaos macht Schule‘ wäre da z.B. ein ganz guter Anknüpfungspunkt, da einfach mal nachzufragen, ob man… ob da vielleicht irgendwie Unterstützung gebraucht wird. Ihr könnt das Ganze natürlich auch irgendwie völlig unabhängig von uns machen. Ihr könnt natürlich auch einfach selber sagen, so hey, ich gehe einfach mal an eine Schule und rede mal mit Schülern. Weil es vielleicht einfach funktioniert, und weil es einfach wichtig ist, dass wir dieses Wissen in die Gesellschaft bringen. Ihr könnt vielleicht… ihr habt sicherlich irgendwie Lehrer in eurem Freundeskreis. Wenn ihr euch mit denen mal über Technik unterhaltet, werden die euch auch erzählen, was die Situation an Schulen ist. Und die werden wahrscheinlich über jede Hilfe dankbar sein. Wahrscheinlich habt ihr irgendwie Freunde, die Kinder haben, oder vielleicht habt ihr selber Kinder. Also, eine Verbindung zu einer Schule findet man immer, wieder. Und selbst… vielleicht hat man ja auch noch Kontakt zu der eigenen alten Schule. Vielleicht kann man da halt auch mal anfragen. Dafür haben wir euch hier so ein paar Beispiele gezeigt, was man so machen kann. Wir wollten euch halt klarmachen, so, man muss dafür jetzt nicht zwangsweise irgendwie gleich Informatik studiert haben. So ein gewisses, grundlegendes technisches Verständnis reicht dafür eigentlich aus. Ja, also, wir würden uns… wenn ihr da irgendwie Fragen habt und Hilfe braucht, kontaktiert uns gerne, das ist unsere E-Mail-Adresse, über die ihr all die Menschen erreicht, die bei ‚Chaos macht Schule‘ aktiv sind. Wenn ihr wissen wollt, gibt’s da irgendwie Leute in meiner Umgebung, die da aktiv sind, könnt ihr da gerne hinschreiben. Wenn ihr mal wissen wollt, ich will da was machen, könnte das denn funktionieren, oder ich habe da das Problem, was könnte ich da machen, könnt ihr natürlich auch mal anfragen. Ihr müsst aber auch gar nicht erst direkt wieder nach Hause gehen. Vielleicht könnt ihr auch hier auf dem Congress schon irgendwie mal so ein bisschen in die ganze Geschichte reinschnuppern. Morgen findet hier auf dem Congress der Junghackertag statt. Den gibt’s jedes Jahr auf dem Congress, es ist meistens der 2.Tag, und an diesem Tag laden wir Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre, inklusive einer erwachsenen Begleitperson auf den Congress ein. Wahrscheinlich werdet ihr das morgen sehen, dass hier relativ viele jüngere Menschen rumlaufen, und bieten halt für die zahlreiche Workshops an. Es gibt… im Congress-Wiki gibt’s so eine Seite, die heißt ‚Junghackertag‘, da ist das alles aufgelistet, was da morgen angeboten wird. Und vielleicht habt ihr Lust, einfach mal irgendwo vorbeizuschauen und einfach mal so zu gucken, was die machen. Vielleicht ist das ja auch was für euch. Von ‚Chaos macht Schule‘ wird es tatsächlich einen Lötworkshop geben, wie jedes Jahr. Und da haben wir sehr viele Kinder, teilweise 10, teilweise 8 Jahre alt, die zum ersten Mal in ihrem Leben löten und sich dabei doch sehr geschickt anstellen. Und wir sind immer wieder sehr verwundert, wie schnell die so einen Bausatz gelötet kriegen, wo Erwachsene vielleicht erstmal irgendwie Berührungsängste hätten, so einen Lötkolben in die Hand zu nehmen, weil man ja nicht weiß, wie das funktioniert. Am Tag 3 gibt’s auch noch eine Möglichkeit. Und zwar wollen wir uns um 20 Uhr an der Chaos-West-Assembly, das ist unten in Halle 4, mit verschiedenen Initiativen treffen, die irgendwie im Bildungsbereich in irgendeiner Form aktiv sind. Also wenn ihr irgendwo aktiv seid, kommt einfach irgendwie da abends mal vorbei. Wir hätten Lust, uns mal mit euch auszutauschen, uns mit euch zu unterhalten, wir wollen uns irgendwie mehr vernetzen. Da werden viele andere Leute sein. Und wenn ihr vielleicht irgendwie Interesse habt, in dem Bereich irgendwie auch mal vielleicht aktiv zu werden, könnt ihr da halt auch einfach hinkommen und uns einfach mal ansprechen, oder eben auch mit anderen Leuten reden, die in anderen Projekten aktiv sind. Ja, damit sind wir auch eigentlich schon am Ende angekommen und sind offen für eure Fragen, diskutieren gerne noch ein bisschen mit euch. Ja, der Vollständigkeit halber noch ein paar Quellenangaben, aber… wir… Gelächter und Applaus Applaus Herald: Ja! Vielen Dank! Und… es gibt wieder die Möglichkeit, hier im Saal direkt Fragen zu stellen. Dafür könnt ihr euch hinter die Mikrofone in den Gängen in der Mitte parken. Und wir werden auch wieder Fragen aus dem Internet be…handeln, und damit, würde ich sagen, fangen wir auch gleich einmal an! Signal Angel! Signal Angel: Ja, eine Lehrerin fragt: sie würde gerne solche Themen über Netzpolitik, Medientechnologie, in ihrem Unterricht verwenden. Und sie fragt, ob es denn Dokumentation über eure Projekte gibt, Unterrichtsmaterialien, die Beispiele, die ihr gebracht habt, ob das irgendwo gesammelt ist, damit sie daraus schöpfen kann, und dass es einen Austausch gibt. Benni: Äh, ja, also… wir sind nicht umsonst der ‚Chaos Computer Club‘, wenn das bei uns alles so geordnet laufen würde. Gelächter Wir sind sehr dezentral organisiert, d.h. es gibt auf dieser Adresse, die da gerade auf dem Display zu sehen ist, ccc.de/schule, gibt’s eine Übersicht, in welchen Ortsgruppen CmS eigentlich aktiv ist. Da sind jeweils Seiten verlinkt, und teilweise haben diese Gruppen auch ihre Lehrmaterialien verlinkt. Also da kann man durchaus irgendwie was raussuchen. Ansonsten kann man uns sicherlich auch gerne mal kontaktieren, wir stehen da auch gern beratend zur Seite. Herald: Okay, haben wir noch mehr Fragen aus dem Internet? Sieht nicht so aus. Dann fangen wir doch mal da drüben an, weil dann haben wir das hinter… Test… (?) Ja. Frage: Hallo. Also, vielen Dank erstmal. Wir machen in Dresden auch sehr aktiv ‚Chaos macht Schule‘, auch wenn wir uns noch nicht so auseinandergesetzt haben mit den anderen Gruppen, und haben auch, was Privatsphäre angeht, so die ganzen OpenDataCity-Beispiele, und das ist auch ein sehr dankbares Thema. Ein Thema, mit dem wir uns ziemlich schwer tun noch, ist so dieser Bereich ‚Freies Wissen‘, ‚Freie Software‘, ‚Freie Daten‘. Weil wir da noch nicht so besonders viel gefunden haben, wie wir das vermittelbar machen können. Gerade irgendwie für kleinere Schüler, die… wie man sozusagen die Wichtigkeit, dass Sachen ‚offen‘ sind, und erweiterbar sind, dass man da irgendwie dran Sachen verändern kann, dass man da reinkucken kann, wenn das irgendwie Software ist, wie man das vermitteln kann. Also, wie schon gesagt wurde, alle benutzen Whatsapp, aber niemand weiß, was Whatsapp irgendwie hintenrum so tut. Habt ihr Ansätze dafür? Dorina: Also, in Hamburg haben wir das so noch nicht wirklich tief thematisiert. Ich habe damit mal angefangen, bei meinen Studierenden, an der Fachhochschule. Und selbst da ist es schwierig. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob… dass vielleicht auch… man mal kucken muss, in welchem Alter man damit wie umgeht. Aber auf jeden Fall spannend. Vielleicht sollten wir da doch mal direkt in Austausch treten. Habt ihr da in Berlin was? Benni: Also, wir haben da nichts gemacht. Letztendlich haben wir gesagt, ‚Chaos macht Schule‘ ist dezentral organisiert. Es kommt immer auf die Leute und die Interessen an. In dem Bereich kann man sicherlich was machen. Ich bin mir sicher, es haben auch Leute schon was dazu gemacht. Ich aber definitiv nicht. Also ich glaube, das Beispiel was mir halt als Allererstes einfällt, ist ‚Wikipedia‘. Schüler nutzen das Internet meistens für Hausaufgaben. Egal, wonach sie suchen, den ersten Eintrag, den sie kriegen, ist halt ein Wikipedia-Artikel. Und in dem Kontext kann man halt einfach mal über Wikipedia sprechen. Wie das eigentlich funktioniert mit diesem ganzen freien Wissen. Und was das vielleicht für einen Gewinn für die Gesellschaft ist. Dass man da halt auch selber diese Inhalte gestalten kann, dass man sie weiter nutzen kann, dass man sie verändern kann. Also das wäre jetzt so ein spontaner Einfall, wo ich vielleicht mich dransetzen würde. Herald: Okay, hier die lange Schlange! Frage: Ja, zwei kurze Sachen. Danke für den Vortrag. Braucht ihr für morgen denn noch Helfer, für den Junghacker-Tag? Und das zweite wäre: Gibt’s denn zu Snapchat auch schon eine coole Visualisierung, oder eine Darstellung, welche Probleme es da gibt? Dorina: lacht Mach mal! Benni: Also für morgen: Ich kann nur für den CmS-Workshop sprechen. Da haben wir auf jeden Fall, denke ich, genügend Helfer. Ansonsten, es gibt aber auch noch viele andere Initiativen, die was machen wollen. Schreibt im Zweifelsfall einfach da mal eine Mail hin, wenn ihr irgendwie jetzt noch einsteigen wollt. Vielleicht würden wir da auch noch eine Aufgabe für euch finden. Und zum Thema ‚Snapchat‘: Snapchat ist jetzt seit einigen Monaten sehr, sehr populär unter Jugendlichen. Ähnlich wie Whatsapp. Ich muss zugeben, ich habe das Thema auf jeden Fall schon wahrgenommen. Ich habe da noch nicht so richtig irgendwie die Arbeitsansätze für, wie man damit umgeht, was man dazu sagen kann. Also wenn jemand von euch eine Idee hat, was da irgendwie relevante Punkte sind, vielleicht irgendwie Demos, irgendwas Visuelles, was man darstellen kann, wenn ihr da irgendwas habt, meldet euch gerne bei uns. Oder wenn ihr sagt, vielleicht, ihr würdet gerne was programmieren, was das darstellt, also, [da] würden wir uns sehr freuen. Herald: Okay, und gleich die nächste Frage. Frage: Ja hallo, zwei kurze Kommentare und auch eine Einladung. Ich arbeite für den Globalen Dachverband für Bildung. Herald: Bitte keine Kommentare! Frage: Okay, Entschuldigung. Gut, dann, ganz schnell, mit Copyrights, wäre meine Frage, es gibt ja jetzt in Europa die New Single Digital Strategy. Wo es um Copyrights geht, und da wird im nächsten Jahr ganz viel gemacht, wo auch Schüler und Lehrer immer wieder gegen Copyrights verstoßen, weil eben keine Informationen da sind. Und die Frage ist, ob das auch bei euch im Programm mit ist, und ob ihr darüber Fragen mit den Kindern behandelt. Dorina: Also ich persönlich halte mich da bisher eher zurück, weil das rechtliche Fragen sind, und ich keine Juristin bin. Es ist halt ein sehr, sehr schwieriges Thema. Aber das haben wir jetzt bei den Schülern nicht zur Diskussion. Benni: Ich weiß, dass es Gruppen gab, die sowas gemacht haben. Das ist halt wieder so der Punkt: wir haben halt gesagt, wir würden uns über Unterstützung freuen, wir sind jetzt halt keine Juristen. Also, das ist halt so, CmS ist irgendwie offen. Wenn es Juristen gibt, die sagen, wir hätten total Lust, in dem Bereich mal irgendwas zu machen – sprecht uns gerne an! Wir würden uns freuen! Dorina: Also ich habe gerade noch gehört, in Hamburg gibt es jemanden, der dazu was gemacht hat. Ihr könnt gegebenenfalls den Kontakt herstellen. Frage: Dankeschön! Frage: Ja, hallo, Björn, auch aus Dresden. Ich habe zwei kurze Fragen. Habt ihr mal Überlegungen dazu gehabt, so eine Art Link-Sammlung, oder Sachen als ein Wiki zu machen? Wenn es also noch so chaotisch ist, dass man das dann vielleicht da drin sammeln könnte? Dorina: Ja, es gibt eine Sammlung von Links, die ist aber… ich weiß gar nicht, wann die das letzte Mal aktualisiert [worden] ist. Also es passiert halt auch wirklich so viel in dem Thema, dass man auch ständig wieder neue Sachen dazunimmt, und da auch dann nicht hinterherkommt. Weil wir machen das natürlich auch alle ehrenamtlich, und sind froh, wenn wir das schaffen vorzubereiten, was wir dann an den Schulen machen, dass wir manchmal gar nicht hinterherkommen, dann so eine Sammlung up-zu-daten. Also, es gibt so was, aber ich weiß jetzt nicht den aktuellen Stand. Frage: Und ihr hattet vorhin auch so eine Liste mit Organisationen, mit denen ihr vernetzt seid. Das war alles sehr, sehr stark aus dem IT-Bereich. Gibt es auch Ansätze, das zusammenzubringen mit irgendwelchen Kinderorganisationen, von VDI oder den… VDE, die so ein bisschen sich so mit Technik in anderen Sachen beschäftigen, oder habt ihr damit Erfahrungen gemacht? Dorina: Also diese Zusammenstellung, die haben wir jetzt erstmal nur gemacht, um zu zeigen, dass es da sehr viel gibt, und wir nicht allein auf weiter Flur stehen. Wir haben jetzt nicht angefangen… also es gibt auch erste Ansätze, dass wir uns vernetzen. In Hamburg gibt es z.B. gerade eine Initiative, die Hamburger Initiativen wiederum zu vernetzen. Es gibt auch schon Ideen, das bundesweit zu machen. Aber das ist natürlich ein großer Aufwand. Und das wächst. Aber es wäre natürlich schön, wenn da noch mehr passiert. Herald: Ladies first! Da drüben. Ja… da drüben!! Frage: Annette Mühlberg, von verdi. Ich wüsste gerne, ob ihr auch darauf aufmerksam macht, dass in der Arbeitswelt die Einführung von Technologie, sobald sie denn Leistungs- und Verhaltenskontrolle dienen kann, mitbestimmungspflichtig ist. Und ob das nicht etwas ist, was man auch auf die Schulen, für Schüler übertragen sollte? Dorina: Also das… meistens hatte ich bisher mit Schülern bis Klasse 8 zu tun. Gut, manche gehen mit der 10. ab. Aber, jetzt so auf diese ganzen rechtlichen Bestimmungen in der Arbeitswelt einzugehen, könnten wir uns mal überlegen, ob wir das tun. Hatte ich jetzt bisher noch nicht so auf der Fahne. zu Benni: Du? Benni: Nein, habe ich auch nicht auf der Fahne. Also die Arbeitswelt ist halt für die Schüler, wenn wir mit einer 7./8. Klasse arbeiten, meistens sind es Gymnasien, ist noch relativ weit fern, und… Frage: Es war auch mehr so gemeint, im Sinne von Beteiligung, wenn Schüler bestimmte Sachen auch in der Schule nutzen, wo sie überwacht werden können, auch ihre Leistung und ihre… kontroll… dass man das sozusagen vergleichen kann… also kurzum, ich biete an, da gerne mal… wir können nachher im Anschluss mal reden. Danke. Dorina: Gerne. Benni: Ja, lass’ uns gerne noch mal unterhalten. Frage: Ultrakurz, weil… Jens, und meine Frage ist: OER – open educational resources, also frei verfügbare Lernmittel. Ihr habt wunderbar präsentiert. Macht ihr auch so Leitfäden, also „so soll es dann bei den Schülern gezeigt werden“, und so, als Lehrer-Backgroundpapier dazu noch. Mir geht’s also um die Multiplikation. Klar, Lötkolben und so, das muss man noch… da muss man selber dabei sein. Aber, bei den schönen theoretischen Beispielen, habt ihr da zu Multiplikation, Lehrerbefähigung, wollt ihr da sowas machen, Stichwort OER? Benni: OER ist natürlich irgendwie ein wichtiges Thema, was auch momentan einfach aktueller Stand von Debatten ist. Würden wir gerne… wir machen das, wie gesagt, in unserer Freizeit. Wir sind… bisher haben wir da noch relativ wenig gemacht. Das ist immer so der Konflikt: will man mit Multiplikatoren arbeiten, oder will man mit Kindern arbeiten. Das ist halt so – wenn der Lehrer den Schülern irgendwas erzählt, ist es immer so, „okay, der Lehrer sagt ich soll jetzt im Internet nicht so viel von mir preisgeben; das sagt er, weil er halt der Lehrer ist“. Und das geht bei den Schülern zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Wenn jemand vom CCC steht und über Technik spricht, hat das auf Kinder auf jeden Fall eine andere Wirkung. Andererseits erreichen wir natürlich über diese Multiplikatoren viel mehr Leute. Das ist immer so… wir sind uns da immer nicht so sicher, in welche Richtung wir da gehen sollen. Diese offenen Lehrmaterialien sind ein wichtiges Thema, haben wir auch durchaus auf der Agenda stehen. Aber bisher haben wir da definitiv noch nicht so viel gemacht. Dorina: zu Benni Willst du noch was zu econ (?) sagen? Frage: Förderprogramm! Benni: Okay. Frage: Da gibt es Förderprogramme. Also, sprich, da könnt ihr euch… den Teil könntet ihr euch fördern lassen. Mittlerweile. Nur so. Herald: Wir haben leider keine Zeit mehr. Deswegen, alle Fragen an die Speaker könnt ihr gleich danach noch stellen, weil der Saal hat jetzt gleich lange Pause. Und ich verabschiede damit Benni und Dorina. Danke nochmal! Dorina: Vielen Dank! Benni: Vielen Dank! kräftiger Applaus Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2017. Mach mit, und hilf uns!