Welche Entdeckungen uns in der Dämmerzone des Meeres erwarten
-
0:01 - 0:04Ich bin sicher, Sie alle sind mit
diesen Bildern des Ozeans vertraut. -
0:05 - 0:07Aber tatsächlich
-
0:07 - 0:09sieht der größte Teil des Ozeans
vollkommen anders aus. -
0:09 - 0:12Unter dem lichtdurchfluteten
Oberflächenwasser -
0:12 - 0:14liegt ein magisches Reich,
-
0:14 - 0:16bekannt als „Dämmerzone”.
-
0:16 - 0:20In 200 bis 1.000 Metern
unter der Oberfläche -
0:20 - 0:22ist das Sonnenlicht nur noch
ein schwacher Schimmer. -
0:22 - 0:25Winzige Partikel wirbeln
durch die Dunkelheit hinab, -
0:25 - 0:28und das Aufblitzen von Biolumineszenz
-
0:28 - 0:32lässt einen ahnen, dass diese Gewässer
voller Leben stecken: -
0:32 - 0:35Mikroben, Plankton, Fische.
-
0:35 - 0:38Alles, was hier lebt,
ist fantastisch angepasst, -
0:38 - 0:41an die extremen Bedingungen
dieser Umgebung. -
0:42 - 0:46Die Tiere helfen, Spitzenräuber
wie Wale, Thunfische, -
0:46 - 0:48Schwertfische und Haie zu ernähren.
-
0:49 - 0:52Möglicherweise gibt es hier
zehnmal mehr Fisch-Biomasse, -
0:52 - 0:53als wir früher dachten,
-
0:53 - 0:57vielleicht sogar mehr als in allen anderen
Bereichen des Ozeans zusammen. -
0:58 - 1:03Es gibt unzählige unentdeckte
Spezies in den tiefen Gewässern, -
1:03 - 1:08und das Leben in der Dämmerzone
ist eng verknüpft mit dem Klima der Erde. -
1:09 - 1:12Und trotzdem ist die Dämmerzone
praktisch unerforscht. -
1:12 - 1:15Es gibt so viele Dinge,
die wir noch nicht wissen. -
1:16 - 1:18Ich denke, das können wir ändern.
-
1:18 - 1:22Genau diese Art der Herausforderung
hat mich zur Meeresforschung gebracht. -
1:22 - 1:25Das ist für mich das
perfekte Zusammenspiel -
1:25 - 1:28von Wissenschaft, Technik
und dem Unbekannten, -
1:28 - 1:33mit dem viele bahnbrechende Entdeckungen
rund um das Leben auf der Erde begannen. -
1:34 - 1:36Als Studentin am College
-
1:36 - 1:39nahm ich an einer
Atlantik-Expedition teil, -
1:39 - 1:42zusammen mit einem Forscherteam,
das mit Hilfe eines starken Lasers -
1:42 - 1:44mikroskopische Algen vermaß.
-
1:45 - 1:47Das Verrückte bei dieser Reise war,
-
1:47 - 1:52dass wir etwas entdeckten, das allen,
die zuvor geforscht hatten, entgangen war: -
1:53 - 1:57fotosynthetische Zellen, kleiner als es
irgendwer für möglich gehalten hätte. -
1:58 - 2:00Wir wissen inzwischen,
dass diese winzigen Zellen -
2:00 - 2:03die häufigsten fotosynthetischen
Organismen der Erde sind. -
2:04 - 2:08Diese unglaubliche Entdeckung gelang,
weil wir neue Technologien benutzten, -
2:08 - 2:11um das Leben im Meer
auf eine neue Art zu sehen. -
2:12 - 2:17Ich bin überzeugt, dass die Entdeckungen,
die uns in der Dämmerzone erwarten, -
2:17 - 2:19genauso atemberaubend sein werden.
-
2:20 - 2:24Wir wissen so wenig über die Dämmerzone,
weil sie schwer zu untersuchen ist. -
2:24 - 2:26Sie ist außerordentlich groß,
-
2:26 - 2:28sie reicht von der Arktis
bis zum Südlichen Ozean -
2:28 - 2:30und rund um den Globus.
-
2:30 - 2:32Sie ist an jedem Ort anders.
-
2:32 - 2:35Sie verändert sich rasch mit
der Bewegung des Wassers und der Tiere. -
2:35 - 2:40Sie ist tief, dunkel und kalt
und die Druckverhältnisse sind gewaltig. -
2:41 - 2:44Das Wenige, was wir wissen,
ist faszinierend. -
2:44 - 2:49Vielleicht malen Sie sich riesige Monster
aus, die in der Tiefsee lauern, -
2:49 - 2:52aber die meisten
der Tiere sind sehr klein, -
2:54 - 2:57so wie dieser Laternenfisch.
-
3:00 - 3:03Und dieser grimmig dreinschauende Fisch
heißt Borstenmaul. -
3:03 - 3:07Ob Sie es glauben oder nicht, dies sind
die häufigsten Wirbeltiere der Erde, -
3:07 - 3:12und viele sind so klein, dass ein Dutzend
davon in dieses Röhrchen passen würde. -
3:13 - 3:15Aber es wird noch spannender,
-
3:15 - 3:20denn trotz der geringen Größe, sind sie
stark, durch ihre schiere Menge. -
3:21 - 3:25Tief dringendes Echolot zeigt,
dass die Tiere dichte Schichten bilden. -
3:25 - 3:28Hier sehen Sie das
an den roten und gelben Bereichen -
3:28 - 3:31bei circa 400 Metern in dieser Grafik.
-
3:31 - 3:33Von dieser Schicht
wird soviel Schall reflektiert, -
3:33 - 3:36dass man sie fälschlich für
den Meeresgrund gehalten hat. -
3:36 - 3:41Sieht man aber genau hin, ist das abwegig,
denn diese Schicht ist tagsüber tief, -
3:41 - 3:43sie steigt nachts an,
-
3:43 - 3:46und das Muster wiederholt sich jeden Tag.
-
3:46 - 3:51Tatsächlich ist das
die größte Tierwanderung der Erde. -
3:51 - 3:53Das geschieht täglich rund um den Globus.
-
3:53 - 3:57Eine riesige lebende Welle
gleitet durch die Weltmeere, -
3:57 - 3:59wenn die Bewohner der Dämmerzone
-
3:59 - 4:02bei Nacht hunderte von Metern
zur Oberfläche wandern, um zu fressen, -
4:02 - 4:07und tagsüber in die relative Sicherheit
tiefer, dunkler Gewässer zurückkehren. -
4:07 - 4:11Diese Tiere und ihre Bewegungen
leisten einen wichtigen Beitrag dazu, -
4:12 - 4:14die Oberfläche mit
dem tiefen Ozean zu verbinden. -
4:15 - 4:18Die Tiere fressen nahe der Oberfläche
-
4:18 - 4:21und bringen mit ihrem Futter
CO2 in tiefere Gewässer, -
4:22 - 4:24wo ein Teil davon zurückbleibt
-
4:24 - 4:30und für Jahrhunderte oder gar Jahrtausende
von der Atmosphäre getrennt bleibt. -
4:32 - 4:35Auf diese Art könnte
die Tierwanderung dabei helfen, -
4:36 - 4:38CO2 von der Atmosphäre fernzuhalten
-
4:38 - 4:43und die Auswirkungen der Erderwärmung
auf unser Klima einzugrenzen. -
4:43 - 4:45Aber es sind noch viele Fragen offen.
-
4:45 - 4:47Wir wissen nicht, welche Spezies wandern,
-
4:47 - 4:49welche Nahrung sie finden,
-
4:49 - 4:51von wem sie gefressen werden
-
4:51 - 4:54oder wieviel CO2
sie transportieren können. -
4:56 - 5:00Ich bin eine Wissenschaftlerin,
die das Leben im Meer untersucht. -
5:00 - 5:04Für mich ist die reine Neugier
schon ein starker Antrieb, -
5:05 - 5:08aber noch etwas anderes motiviert mich.
-
5:08 - 5:12Wir brauchen Antworten auf diese Fragen,
und wir brauchen sie schnell, -
5:12 - 5:14denn die Dämmerzone ist in Gefahr.
-
5:15 - 5:17Fabrikschiffe auf dem offenen Meer
-
5:17 - 5:19haben schon hunderttausende Tonnen
-
5:19 - 5:23kleiner, krabbenähnlicher Tiere
namens Krill aus dem Ozean gepumpt. -
5:23 - 5:25Die Tiere werden zu Fischmehl zerrieben,
-
5:25 - 5:28um den steigenden Bedarf an Aquakulturen
-
5:28 - 5:31und an medizinischen Lebensmitteln
wie Krillöl zu decken. -
5:31 - 5:35Die Industrie steht kurz davor,
Fischerei wie diese -
5:35 - 5:36in mittlere Gewässer auszudehnen,
-
5:36 - 5:40was zu einer Art Goldrausch
der Dämmerzone führen könnte, -
5:40 - 5:45in Gebieten, die nicht im Geltungsbereich
nationaler Fischereigesetze liegen. -
5:45 - 5:49Das könnte Meereslebewesen
und Nahrungsnetze weltweit -
5:49 - 5:52unwiderruflich schwer beschädigen.
-
5:52 - 5:55Wir müssen dem Schaden
durch die Fischerei zuvorkommen -
5:55 - 5:58und daran arbeiten, diesen
wichtigen Teil des Ozeans zu verstehen. -
5:59 - 6:01Bei Woods Hole Oceanographic Institution
-
6:01 - 6:05habe ich das Glück, von Kollegen umgeben
zu sein, die diese Leidenschaft teilen. -
6:06 - 6:07Wir sind bereit,
-
6:07 - 6:11eine groß angelegte Untersuchung
der Dämmerzone zu starten. -
6:11 - 6:12Wir haben einen Plan,
-
6:12 - 6:15um direkt mit Expeditionen
in den Nordatlantik zu beginnen, -
6:15 - 6:18wo wir uns der großen
Herausforderung stellen wollen, -
6:18 - 6:22die bemerkenswerte Vielfalt der Dämmerzone
zu beobachten und zu untersuchen. -
6:22 - 6:27Diese Art von mehrskaliger,
mehrdimensionaler Forschung -
6:27 - 6:29erfordert den Einsatz neuer Technologien.
-
6:30 - 6:34Ich zeige Ihnen mal ein neueres Beispiel,
das unser Denken verändert hat. -
6:35 - 6:39Sonden mit Satellitenverfolgung,
die wir zum Beispiel an Haien befestigen, -
6:39 - 6:41zeigen uns, dass viele Spitzenräuber
-
6:42 - 6:45regelmäßig tief in die Dämmerzone
tauchen, um zu fressen. -
6:45 - 6:50Wenn wir ihre Schwimm-Muster aufzeichnen
und mit Satellitendaten vergleichen, -
6:50 - 6:52sehen wir, dass ihre Futter-Hotspots
-
6:52 - 6:56in enger Verbindung mit Meeresströmungen
und anderen Merkmalen stehen. -
6:56 - 7:01Früher dachte man, dass diese Tiere all
ihre Nahrung im Oberflächenwasser finden. -
7:01 - 7:05Inzwischen glauben wir, dass sie
von der Dämmerzone abhängig sind. -
7:06 - 7:09Aber wir müssen immer noch herausfinden,
wie sie die besten Futterplätze finden, -
7:09 - 7:11was sie dort fressen,
-
7:11 - 7:15und wie stark ihre Ernährung von
den Spezies der Dämmerzone abhängt. -
7:16 - 7:21Wir brauchen auch neue Technologien,
um die Beziehung zum Klima zu untersuchen. -
7:21 - 7:23Erinnern Sie sich an diese Partikel?
-
7:24 - 7:28Einige von ihnen werden von gallertartigen
Tieren produziert, sogenannten Salpidae. -
7:28 - 7:31Salpidae sind ein bisschen wie
supereffiziente Staubsauger, -
7:31 - 7:36die Plankton aufsaugen und schnell
sinkende Kack-Kügelchen ausscheiden. -- -
7:36 - 7:38Sagen Sie das mal
zehnmal schnell hintereinander. -- -
7:38 - 7:42Kack-Kügelchen, die CO2 tief
in den Ozean transportieren. -
7:43 - 7:46Gelegentlich finden wir Salpidae
in riesigen Schwärmen. -
7:46 - 7:49Wir müssen wissen,
wo und wann und warum, -
7:50 - 7:54und ob diese Art der Kohlenstoffsenke
großen Einfluss auf unser Klima hat. -
7:55 - 8:00Für diese Aufgaben, müssen wir an
die Grenzen des technisch Möglichen gehen. -
8:00 - 8:04Wir werden intelligente Roboter
mit Kameras und Probenehmern ausstatten, -
8:04 - 8:08um mit ihrer Hilfe das geheime Leben
von Tieren wie den Salpidae zu verfolgen. -
8:08 - 8:11Wir werden fortschrittliches
Echolot benutzen, -
8:11 - 8:15um herauszufinden, wie viele Fische
und andere Tiere da unten sind. -
8:15 - 8:20Wir werden in einer forensischen Analyse
die DNA des Umfelds bestimmen, -
8:20 - 8:22um herauszufinden,
welche Spezies es dort gibt -
8:22 - 8:23und was sie essen.
-
8:25 - 8:28Bei so vielen Unbekannten
in der Dämmerzone -
8:28 - 8:31sind die Möglichkeiten für
neue Entdeckungen nahezu unbegrenzt. -
8:32 - 8:36Schauen Sie sich diese schönen,
faszinierenden Wesen an! -
8:36 - 8:38Wir kennen sie kaum.
-
8:38 - 8:41Stellen Sie sich vor, wie viele mehr
da unten nur darauf warten, -
8:41 - 8:43dass unsere neuen Technologien sie sehen.
-
8:44 - 8:48Die Begeisterung in unserem
Team von Meereswissenschaftlern, -
8:48 - 8:51Ingenieuren und Kommunikatoren
könnte gar nicht größer sein. -
8:53 - 8:56Aber es herrscht auch ein starkes
Gefühl von Dringlichkeit. -
8:56 - 9:01Wir können die Uhr nicht zurück drehen
für die Jahre der Überfischung -
9:01 - 9:03in unzähligen Gebieten des Ozeans,
-
9:03 - 9:05der einst unerschöpflich schien.
-
9:06 - 9:10Wie großartig wäre es, dieses Mal
einen anderen Weg einzuschlagen? -
9:12 - 9:15Die Dämmerzone ist ein wahrhaft
globales Allgemeingut. -
9:15 - 9:18Wir müssen sie zuerst
kennen und verstehen, -
9:18 - 9:21bevor wir sie hoffentlich
verantwortungsbewusst verwalten -
9:21 - 9:24und nachhaltig befischen können.
-
9:24 - 9:27Das ist nicht nur
eine Reise für Wissenschaftler, -
9:27 - 9:29sondern für uns alle.
-
9:29 - 9:32Denn die Entscheidungen,
die wir in den nächsten zehn Jahren -
9:32 - 9:34gemeinsam treffen,
-
9:34 - 9:36bestimmen das Bild des Ozeans
-
9:36 - 9:38für die folgenden Jahrhunderte.
-
9:39 - 9:40Dankeschön.
-
9:40 - 9:45(Applaus)
- Title:
- Welche Entdeckungen uns in der Dämmerzone des Meeres erwarten
- Speaker:
- Heidi M. Sosik
- Description:
-
Was werden wir in der Dämmerzone finden, diesem gewaltigen, rätselhaften, nahezu unerforschten Reich hunderte von Metern unter der Meeresoberfläche? Heidi M. Sosik von Woods Hole Oceanographic Institution möchte es herausfinden. In ihrem mit Wundern gespickten Vortrag berichtet sie von ihrem Vorhaben, mithilfe von Unterwassertechnologien diese unergründeten Gewässer zu erforschen, die eine Million neuer Spezies und 90 Prozent der weltweiten Fisch-Biomasse enthalten könnten. Was wir dort finden, wird uns nicht nur in Staunen versetzen, so Sosik, sondern wird uns auch hefen, die Weltmeere besser zu schützen. (Dieses anspruchsvolle Vorhaben ist Teil des Audacious Project, einer TED-Initiative, um eine weltweite Kursänderung anzuregen und zu finanzieren.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 10:01
Sonja Maria Neef approved German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Markus Schley accepted German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Markus Schley edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Markus Schley edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Markus Schley edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone | ||
Eva-Maria Kneis edited German subtitles for The discoveries awaiting us in the ocean's twilight zone |