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Ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung| Stephan Josef Dick | TEDxKIT

  • 0:05 - 0:07
    Was möchte ich euch vorstellen?
  • 0:07 - 0:11
    Ich möchte euch vorstellen,
    wie wir vom Kleinkrieg
  • 0:11 - 0:13
    zum Frieden in Familien und Teams kommen.
  • 0:13 - 0:16
    Wir haben bereits
    in anderen Vorträgen gehört:
  • 0:16 - 0:18
    Soft Skills ersetzen Hard Skills.
  • 0:20 - 0:23
    Wir alle wissen, dass wir
    in Familien, in Teams,
  • 0:23 - 0:25
    immer wieder Schwierigkeiten haben,
    zusammenzukommen,
  • 0:25 - 0:27
    mit bestimmten Themen resigniert sind,
  • 0:27 - 0:32
    dass bestimmte Dinge uns antriggern
    und uns rot sehen lassen,
  • 0:32 - 0:36
    wir Schwierigkeiten haben,
  • 0:36 - 0:38
    uns zurückziehen,
  • 0:38 - 0:41
    beleidigt sind oder einfach
    nicht mehr weiter wissen,
  • 0:41 - 0:44
    auch hilflos sind
    mit bestimmten Situationen
  • 0:44 - 0:47
    in unseren Familien, in unseren Teams,
    auf der ganzen Welt.
  • 0:47 - 0:51
    Als Coach und Trainer habe ich viele
    Menschen und Teams begleitet
  • 0:51 - 0:53
    und gemerkt, dass das
    kein Einzelproblem ist,
  • 0:53 - 0:56
    sondern dass nahezu jeder
    an irgendwas hängt
  • 0:56 - 0:58
    und mit irgendetwas umgehen muss.
  • 0:58 - 1:00
    Was ich euch heute zeigen möchte ist,
  • 1:00 - 1:03
    ich möchte einmal ein Modell vorstellen,
  • 1:03 - 1:05
    wie man das ein bisschen
    mehr verstehen und begreifen kann:
  • 1:05 - 1:09
    Was passiert überhaupt in mir,
    auch gehirnphysiologisch?
  • 1:09 - 1:12
    Zum anderen eine konkrete Anleitung,
    wie ihr damit spielen könnt.
  • 1:12 - 1:14
    Man könnte auch sagen,
    eine Spielanleitung.
  • 1:16 - 1:19
    Ich möchte einen Zusammenhang herstellen
  • 1:19 - 1:22
    mit jeder Geschichte eines Menschen.
  • 1:22 - 1:25
    Meine eigene Geschichte fing an
    in diesem Bereich,
  • 1:25 - 1:29
    als meine Mutter mit 16 Jahren
    in einer Kleinstadt wohnte.
  • 1:30 - 1:33
    Damals, 1944, war sie sehr behütet,
    bekam von dem Krieg nicht viel mit.
  • 1:33 - 1:37
    Das änderte sich von heute auf morgen
    in einer einzigen Situation,
  • 1:37 - 1:40
    mit einem Bombenangriff auf diese Stadt.
  • 1:40 - 1:42
    Es war, während meine Mutter
    in der Schule war.
  • 1:42 - 1:45
    Dieser Bombenangriff traf
    ihre gesamte Nachbarschaft
  • 1:45 - 1:47
    und den Kindergarten.
  • 1:47 - 1:49
    Ihr habt vielleicht ein Gefühl dafür,
  • 1:49 - 1:51
    wie es sein kann,
    wenn du nach Hause kommst
  • 1:51 - 1:54
    und die Kinder, die gestern
    noch im Stadtpark gespielt haben
  • 1:54 - 1:55
    einfach nicht mehr da sind.
  • 1:55 - 2:02
    Meine Mutter hat das bewältigt, indem
    sie ihre Emotionen abgeschnitten hat.
  • 2:02 - 2:05
    Sich einfach nicht mehr fühlen,
    funktionieren, weitermachen --
  • 2:05 - 2:09
    ihr merkt es jetzt auch,
    bei mir belegt sich die Stimme ...
  • 2:10 - 2:12
    Diese Situation hat Auswirkungen gehabt.
  • 2:12 - 2:15
    Als ich 20 Jahre später,
    1964 geboren wurde,
  • 2:15 - 2:19
    hatte meine Mutter
    immer noch nicht die Fähigkeit,
  • 2:19 - 2:22
    eine normale emotionale Bindung
    zu einem Baby zu haben.
  • 2:22 - 2:24
    Als ich drei Wochen alt war
    ging sie auf Kur
  • 2:24 - 2:27
    und gab mich für vier Wochen
    in einem Nonnenkloster ab.
  • 2:27 - 2:31
    Ich wusste, zu diesem Zeitpunkt:
    Mit mir stimmt was nicht.
  • 2:31 - 2:33
    Ich bin nicht richtig.
  • 2:33 - 2:36
    Und dieses "Ich bin nicht richtig,
    mit mir stimmt was nicht"
  • 2:36 - 2:39
    ist was ich durch mein ganzes Leben trage.
  • 2:39 - 2:43
    Bei Kritik -- meine Kollegen
    und meine Familie kennen das --
  • 2:43 - 2:47
    immer wenn Kritik kommt, fühle ich mich
    besonders angegriffen, ziehe mich zurück.
  • 2:47 - 2:50
    Das sind Muster, mit denen ich
    seit meiner Kindheit umgehe.
  • 2:50 - 2:54
    Das Gute daran ist,
    dass ich seit meiner Kindheit
  • 2:54 - 2:57
    auch damit umgehen muss:
    Wie geht das zusammenzukommen?
  • 2:57 - 3:00
    Wie funktioniert das mit dem Miteinander?
  • 3:00 - 3:04
    Heute bin ich einer
    der besten Spezialisten
  • 3:04 - 3:07
    in der Art und Weise, wie Menschen
    zusammenarbeiten und zusammenkommen.
  • 3:08 - 3:12
    Ich habe viele Bereiche
    in meinem Leben selber erreicht.
  • 3:13 - 3:14
    Heute sitzt meine Frau hier --
  • 3:14 - 3:17
    wir hatten gestern
    unseren 32. Hochzeitstag.
  • 3:17 - 3:19
    Wir hatten nicht immer
    eine einfache Zeit.
  • 3:20 - 3:22
    Eins unserer Kinder
    hatte eine schwere Psychose,
  • 3:22 - 3:24
    verbunden mit Drogenkonsum.
  • 3:24 - 3:28
    Wir haben einiges durchgestanden
    und dabei habe ich folgendes gelernt:
  • 3:28 - 3:34
    Wenn du die Spielregeln des Menschseins
    verstehst und durchdringst
  • 3:35 - 3:39
    und wenn du im Spiel bleibst,
    dann gewinnst du.
  • 3:39 - 3:42
    Immer wenn ich im Spiel
    geblieben bin, habe ich gewonnen.
  • 3:42 - 3:45
    Das schöne ist bei diesem Spiel:
    nicht nur ich gewinne.
  • 3:45 - 3:47
    Wenn ich gewinne,
    gewinnen alle Beteiligten,
  • 3:47 - 3:50
    gewinnt die Familie, gewinnt das Team,
    gewinnt die Partnerschaft.
  • 3:53 - 3:57
    Diese Spielanleitung
    möchte ich euch heute vorstellen.
  • 3:57 - 3:58
    Sie hat zwei Teile:
  • 3:58 - 4:01
    Den ersten Teil nenne ich das Verstehen:
  • 4:01 - 4:03
    Wie funktionieren wir als Mensch?
  • 4:03 - 4:07
    Wenn du ein Spiel gut verstehst,
    kannst du eine Strategie entwickeln.
  • 4:07 - 4:09
    Der zweite Teil
    ist ein Strategievorschlag,
  • 4:09 - 4:12
    mit diesem Menschsein, mit diesem
    Spiel des Lebens umzugehen.
  • 4:13 - 4:15
    Domenica hat es schon gesagt:
  • 4:15 - 4:19
    Wir haben dieses Modell
    in ein Ampelmodell,
  • 4:19 - 4:22
    wir nennen es Wertschätzer-Ampelmodell,
    gepackt -- warum?
  • 4:22 - 4:25
    Weil wir herausgefunden haben,
    dass unser menschliches Sein
  • 4:25 - 4:28
    sich auf drei Ebenen befindet.
  • 4:28 - 4:31
    Normalerweise sind wir
    in diesem gelben Bereich --
  • 4:31 - 4:34
    in dieser Wahrnehmung von
    "Irgendetwas stimmt hier nicht".
  • 4:34 - 4:37
    "Irgendetwas stimmt hier nicht"
    kommt einfach daher,
  • 4:37 - 4:40
    weil unsere Sinnesorgane,
    für Tasten, Geruch, Sehen usw.
  • 4:40 - 4:45
    uns ständig dann irgendetwas mitteilen,
    wenn etwas anders als normal ist.
  • 4:46 - 4:50
    Jeder von uns hat
    in seinem Gehirn eine Stimme,
  • 4:50 - 4:53
    ich nenne sie in diesem Beispiel
    "Bewertungsautomat",
  • 4:53 - 4:56
    die sozusagen all das kommentiert.
  • 4:56 - 5:00
    Alles kommentiert was passiert,
    besonders dann, wenn es anders ist.
  • 5:00 - 5:02
    Ich gebe euch ein kleines Beispiel:
  • 5:02 - 5:05
    [Macht ungewöhnliche Laute und Bewegungen]
  • 5:05 - 5:08
    Kannst du die Stimme in deinem Kopf hören,
    die zum Beispiel sagt:
  • 5:08 - 5:10
    Passt oder passt nicht.
  • 5:10 - 5:13
    Oder: Ist in Ordnung oder
    ist hier gar nicht in Ordnung ...
  • 5:13 - 5:16
    (Gelächter)
  • 5:16 - 5:17
    Richtig -- nicht richtig,
  • 5:17 - 5:20
    sowas kann man doch hier
    nicht machen, was auch immer ...
  • 5:20 - 5:23
    Deine Stimme da oben
    bewertet alles und ständig
  • 5:23 - 5:25
    und macht dann eine Sache:
  • 5:25 - 5:28
    Sie erzeugt eine Identität,
    ich nenne es die Rechthabeidentität,
  • 5:28 - 5:32
    weil du dich als Mittelpunkt
    des Universums fühlst --
  • 5:32 - 5:35
    jeder Mensch schaut sozusagen
    aus seiner Brille ins Leben --
  • 5:35 - 5:39
    und dieser Bewertungsautomat
    dir ständig sagt:
  • 5:39 - 5:42
    So ist jetzt mein Leben,
    ich habe diese Erfahrungen gemacht,
  • 5:42 - 5:44
    bin zu folgenden Schlüssen gekommen
  • 5:44 - 5:47
    und so stelle ich mich jetzt rein.
  • 5:47 - 5:49
    Ist eigentlich gar kein Problem,
  • 5:49 - 5:54
    nur du lebst ja nicht allein
    mit deiner Rechthabe-Identität,
  • 5:54 - 5:57
    es gibt ja auch noch andere Menschen.
  • 5:57 - 5:58
    Das kennt ihr alle:
  • 5:58 - 6:01
    Wenn die anderen Menschen
    euch wichtig sind,
  • 6:01 - 6:04
    ob das eure Geschwister sind, eure Eltern,
    eure Kollegen, Studienkollegen
  • 6:04 - 6:06
    oder Teammitglieder,
  • 6:06 - 6:09
    insbesondere dann, wenn die
    bestimmte Dinge anders machen als ihr.
  • 6:09 - 6:10
    Dann passiert folgendes:
  • 6:10 - 6:13
    Dann schießt es dich
    oder den anderen von Gelb nach Rot.
  • 6:15 - 6:17
    Es ist wirklich sehr interessant,
  • 6:17 - 6:19
    diesen Punkt mal genau zu untersuchen.
  • 6:19 - 6:22
    Gehirnphysiologisch passiert Folgendes:
  • 6:22 - 6:24
    Wir haben unter den Gehirnhälften,
  • 6:24 - 6:27
    wo auch dieser Bewertungsautomat
    ständig plappert, eine Amygdala.
  • 6:27 - 6:31
    sozusagen unser Rechenzentrum im Kopf,
    unser emotionales Steuerungszentrum.
  • 6:31 - 6:38
    Die Amygdala schaltet, wenn sich
    deine Rechthabeidentität bedroht fühlt,
  • 6:38 - 6:44
    dein logisches Denken aus und reduziert
    deine Denkfähigkeit auf das Stammhirn,
  • 6:44 - 6:45
    auch Reptiliengehirn genannt,
  • 6:45 - 6:47
    das unter der Amygdala liegt.
  • 6:48 - 6:51
    Wer von euch kennt das, dass er
    oder andere ab und zu nach Rot gehen?
  • 6:51 - 6:54
    (Gelächter)
  • 6:54 - 6:57
    Danke schön!
  • 6:57 - 7:00
    Was machst du denn, wenn ...
  • 7:00 - 7:04
    Wenn du oder jemand anderes in Rot ist,
  • 7:04 - 7:09
    ist das für die Amygdala eine Bedrohung
    wie bei Lebensgefahr.
  • 7:09 - 7:12
    Die Amygdala unterscheidet nicht
    zwischen einer realen Lebensgefahr,
  • 7:12 - 7:15
    jemand steht mit einem Messer vor dir,
  • 7:15 - 7:17
    oder einer gefühlten Lebensgefahr.
  • 7:17 - 7:20
    Deine Werte-Identität,
    deine Rechthabeidentität,
  • 7:20 - 7:22
    das was dir wichtig ist, ist bedroht.
  • 7:22 - 7:25
    Das heißt Menschen, insbesondere
    wenn sie dir nahe stehen,
  • 7:25 - 7:27
    triggern dich am leichtesten
    und am schnellsten an.
  • 7:27 - 7:31
    Was machen, wenn jemand auf Rot geht?
  • 7:33 - 7:36
    Wir versuchen ja,
    wenn jemand auf Rot geht,
  • 7:36 - 7:38
    den zu besänftigen, ihm zu sagen:
  • 7:38 - 7:40
    "Komm, sieh es nicht so eng,
    krieg dich wieder ein,
  • 7:40 - 7:42
    komm doch zur Vernunft ..."
  • 7:42 - 7:45
    Jeder hat das vielleicht schon erlebt,
  • 7:45 - 7:48
    wenn du so mit jemand anderem spricht,
    oder jemand mit dir so spricht,
  • 7:48 - 7:50
    wenn du gerade auf Rot bist, was passiert?
  • 7:50 - 7:52
    Buff!
  • 7:52 - 7:53
    (Gelächter)
  • 7:53 - 7:54
    Genau!
  • 7:54 - 7:56
    Du schüttest Öl ins Feuer.
  • 7:58 - 8:01
    Wenn dann der andere auf Angriff geht,
  • 8:01 - 8:03
    wenn er so richtig angetriggert ist,
  • 8:03 - 8:05
    dann passiert folgendes:
  • 8:05 - 8:08
    Durch seinen Angriffsmodus
    steckt er dich an.
  • 8:08 - 8:11
    Da schießt es nämlich dich,
    der du ihn zu Vernunft bringen willst,
  • 8:11 - 8:12
    auch nach Rot.
  • 8:12 - 8:15
    Ist ja auch klar, weil
    er kann nicht logisch denken --
  • 8:16 - 8:19
    du willst ihn mit Logik
    in den gelben Bereich zurückbringen --
  • 8:19 - 8:20
    funktioniert nicht.
  • 8:20 - 8:23
    Rot ist einfach hoch infektiös.
  • 8:23 - 8:25
    Was aber tun, wenn jemand auf Rot schießt?
  • 8:26 - 8:29
    Die zwölfjährige Tochter
    eines Geschäftsführers
  • 8:29 - 8:33
    hat zu ihrem Papa gesagt: Du Papa,
    ich glaube du bist auf Rot --
  • 8:33 - 8:35
    wir machen hier eine Pause.
  • 8:35 - 8:37
    Also wann immer ihr
    oder andere auf Rot seid,
  • 8:37 - 8:39
    setzt euch einen Anker.
  • 8:39 - 8:42
    Aufhören, unterbrechen, genau das tun,
    was man an jeder roten Ampel tut:
  • 8:42 - 8:43
    Anhalten, Stopp!
  • 8:43 - 8:46
    Es gibt gehirnphysiologisch
    ein paar kleine Tricks,
  • 8:46 - 8:48
    um wieder in den gelben Bereich
    zurückzukommen.
  • 8:48 - 8:52
    Weil ihr ja eigentlich nichts
    anderes tun müsst,
  • 8:52 - 8:53
    als der Amygdala zu sagen:
  • 8:53 - 8:56
    Amygdala, du hast dich getäuscht!
    Hier ist keine Lebensgefahr!
  • 8:56 - 8:58
    Das könnt ihr zum Beispiel machen,
  • 8:58 - 9:00
    indem ihr einfach
    die Mundwinkel zur Seite zieht
  • 9:00 - 9:03

    und mindestens eine Minute grinst.
  • 9:03 - 9:06
    Egal wie scheiße die Situation gerade ist.
  • 9:06 - 9:09
    (Gelächter)
  • 9:10 - 9:13
    Oder mal tief atmen.
  • 9:13 - 9:15
    Oder Kagummi kauen,
  • 9:15 - 9:17
    also im Grunde irgendetwas tun,
    was man auf keinen Fall
  • 9:17 - 9:19
    bei Lebensgefahr tut.
  • 9:19 - 9:23
    Jetzt wisst ihr, warum manche Menschen
    so viel Kaugummi kauen, weil sie ...
  • 9:23 - 9:24
    (Gelächter)
  • 9:24 - 9:26
    Du bist wieder zurück
    in dieser gelben Welt
  • 9:26 - 9:28
    von irgendetwas stimmt hier nicht.
  • 9:28 - 9:31
    Dein Bewertungsautomat
    ist wieder voll aktiv
  • 9:31 - 9:34
    und jetzt hast du ja gelernt,
    wie man im Leben erfolgreich wird,
  • 9:34 - 9:35
    wie man seine Ziele erreicht.
  • 9:35 - 9:37
    Wie macht man das?
  • 9:37 - 9:39
    Man setzt sich ein Ziel,
    entwickelt einen starken Willen,
  • 9:39 - 9:41
    das haben wir heute Morgen gelernt,
  • 9:41 - 9:44
    man bringt Disziplin und Engagement ein,
  • 9:44 - 9:47
    wenn dir vielleicht noch was fehlt,
    holst du dir einen Coach,
  • 9:47 - 9:50
    d.h. du bist richtig engagiert
    und was tust du am Ende?
  • 9:50 - 9:52
    Du erreichst tatsächlich dein Ziel.
  • 9:53 - 9:56
    Jeder von euch kennt das,
    nur vielleicht hast du schon bemerkt,
  • 9:56 - 9:59
    dass dein eigentliches Ziel
    ja nicht das neue Auto,
  • 9:59 - 10:01
    das abgeschlossene Studium,
  • 10:01 - 10:05
    die Traumfrau, der Traummann,
  • 10:05 - 10:08
    das neue Haus ist, was auch immer --
  • 10:08 - 10:10
    dass es eigentlich
    gar nicht dein Ziel ist.
  • 10:10 - 10:13
    Dein eigentliches Lebensziel ist es,
    ich sag es mal provokativ,
  • 10:13 - 10:17
    lebendig zu sein, fröhlich zu sein, dich
    zu engagieren, dich für etwas einzusetzen,
  • 10:17 - 10:19
    anderen Menschen helfen zu können,
  • 10:19 - 10:21
    wirklich ein erfülltes Leben zu haben.
  • 10:21 - 10:24
    Dieses erfüllte Leben bekommst du
    aber nicht durch dein neues Haus,
  • 10:24 - 10:27
    dein neues Auto oder durch sonstige Dinge,
  • 10:27 - 10:28
    den tollen Traumpartner,
  • 10:28 - 10:33
    weil du musst dich jetzt um diese Menschen
    oder Dinge auch noch kümmern,
  • 10:33 - 10:37
    was deine Rechthabeidentität
    noch mehr auf die Palme bringt.
  • 10:37 - 10:41
    Das heißt: Du wiederholst eigentlich
    nichts anderes als diesen Kreislauf.
  • 10:41 - 10:44
    Rot -- Gelb, Gelb -- Rot, Gelb -- Rot ...
  • 10:44 - 10:49
    Da kannst du überall hinschauen,
    in der Politik findet es genau so statt.
  • 10:49 - 10:51
    Was ist jetzt die Lösung?
  • 10:51 - 10:53
    Ihr seht es schon --
    die Lösung ist der grüne Bereich.
  • 10:53 - 10:56
    Die Lösung ist,
    dass wir bereit sein müssen,
  • 10:56 - 11:00
    unsere Rechthabeidentität,
    oder unser Rechthaben, loszulassen.
  • 11:01 - 11:03
    Damit ist nicht gemeint,
    dass ihr nicht Recht habt,
  • 11:03 - 11:06
    aber Rechthaben loslassen,
    gerade wenn ihr Recht habt,
  • 11:06 - 11:09
    ihr werdet es merken,
    öffnet extrem die Türen beim anderen,
  • 11:09 - 11:11
    bringt Menschen wieder zusammen.
  • 11:11 - 11:13
    Damit ihr ein Gefühl
    für die grüne Qualität bekommen könnt,
  • 11:13 - 11:16
    jeder von euch kennt die,
    jeder hat die erlebt,
  • 11:16 - 11:17
    stelle ich immer die Frage:
  • 11:17 - 11:19
    Wann und wo hast du deine besten Ideen,
  • 11:19 - 11:21
    deine kreativsten Einfälle?
  • 11:21 - 11:23
    Wenn ich frage, sagen mir Menschen:
  • 11:23 - 11:27
    Unter der Dusche, beim Spazieren gehen,
    beim Dauerlauf, beim Einschlafen,
  • 11:27 - 11:30
    beim Aufwachen, also immer dann,
    interessanterweise,
  • 11:30 - 11:33
    wenn es hier oben -- wenn
    dein Bewertungsautomat still ist.
  • 11:33 - 11:34
    Dann kommen die Einfälle.
  • 11:34 - 11:41
    Die kommen interessanterweise auch dann,
    wenn du nach was ausgerichtet bist.
  • 11:41 - 11:45
    Wenn du für was brennst,
    Leidenschaft hast für was.
  • 11:45 - 11:49
    Wenn dein Leben einen Sinn hat,
    dir Dinge wichtig sind.
  • 11:49 - 11:52
    Was passiert aber jetzt
    gehirnphysiologisch?
  • 11:52 - 11:53
    Hoch interessant --
  • 11:53 - 11:56
    wenn es hier oben leise ist,
    verbindet sich dein Neokortex,
  • 11:56 - 11:57
    deine Großhirnrinde
  • 11:57 - 11:59
    mit deinem Herz- oder Bauchgehirn.
  • 11:59 - 12:02
    Das HeartMath Institute
    in Kalifornien hat festgestellt,
  • 12:02 - 12:05
    dass wir mit unserer Logik,
    mit unserem Verstand,
  • 12:05 - 12:08
    6000 Impulse pro Sekunde
    verarbeiten können,
  • 12:08 - 12:11
    mit unserem Herzbereich
    aber zig Millionen.
  • 12:11 - 12:13
    Ungefähr 1/1000.
  • 12:13 - 12:17
    Bildlich gesprochen heißt das,
    wenn du Ideen haben willst,
  • 12:17 - 12:20
    wenn du was vorwärts bringen willst
    und du bist im gelben Stressmodus,
  • 12:20 - 12:23
    dann hast du gerade mal
    sechzig cm Satellitenschüssel,
  • 12:23 - 12:27
    wenn du in der Entspannung bist,
    hier im Herz-Bauchbereich,
  • 12:27 - 12:30
    hast du eine Satellitenschüssel
    von etwa 15,80 m.
  • 12:30 - 12:33
    Jetzt weißt du, warum du manchmal
    ganz klar weißt, dass es nach rechts geht,
  • 12:33 - 12:35
    obwohl dein Kopf
    eigentlich sagt: geh nach links.
  • 12:35 - 12:37
    Weil dein Herz einfach mehr weiß.
  • 12:37 - 12:39
    Der Volksmund weiß es
    schon seit Jahrhunderten:
  • 12:39 - 12:41
    Höre auf deinen Bauch
    und folge deinem Herzen.
  • 12:41 - 12:44
    Das ist inzwischen
    wissenschaftlich bestätigt.
  • 12:44 - 12:46
    Jetzt möchte ich nochmal
  • 12:46 - 12:49
    auf das neue Verständnis
    praktisch gelebter Wertschätzung eingehen,
  • 12:49 - 12:54
    das meine Kollegin Gertraud Wegst,
    meine Frau und ich entwickelt haben.
  • 12:54 - 12:59
    Es ist praktisch etwas, was ihr
    für euer Leben wirklich mitnehmen könnt.
  • 12:59 - 13:02
    Das bisherige Verständnis ist:
    Wann immer du ein Problem hast,
  • 13:02 - 13:06
    sagt dein System hier oben:
    Die anderen sind Schuld,
  • 13:06 - 13:09
    sie sollen das bitte ändern
    und mich endlich dafür anerkennen,
  • 13:09 - 13:10
    dass ich Recht habe.
  • 13:10 - 13:11
    Was bewirkt das aber?
  • 13:11 - 13:14
    Es bewirkt, dass deine Rechthabeidentität
    mehr Energie bekommt,
  • 13:14 - 13:16
    weil man gibt dir ja Recht,
  • 13:16 - 13:20
    und du deswegen aber tendenziell
    leichter angetriggert wirst.
  • 13:20 - 13:23
    Das heißt, mit echter Wertschätzung
    hat das eigentlich nichts zu tun,
  • 13:23 - 13:25
    obwohl es sich richtig gut anfühlt.
  • 13:25 - 13:29
    Das neue Verständnis
    praktisch gelebter Wertschätzung heißt:
  • 13:29 - 13:32
    Wenn etwas nicht passt,
    sagst du in Zukunft:
  • 13:32 - 13:34
    "Hurra! Ich habe eine Verstimmung!
  • 13:34 - 13:36
    Ich bin drauf! Ich bin wütend!"
  • 13:36 - 13:38
    Eine Gelegenheit für dein Wachstum.
  • 13:38 - 13:40
    Wie machst du das?
  • 13:40 - 13:41
    Im Grunde sehr einfach.
  • 13:41 - 13:44
    Nutze diese sieben Schritte
    vom Krieg zum Frieden,
  • 13:44 - 13:47
    vom Kleinkrieg in Teams
    und Familien zum Frieden.
  • 13:47 - 13:49
    Schritt Nummer eins ist,
  • 13:49 - 13:51
    dass du dein Muster erkennst.
  • 13:51 - 13:53
    Mein Beispiel, ich habs euch gesagt:
    ich gehöre nicht dazu.
  • 13:54 - 13:58
    Jeder von euch hat ein Muster,
    warum er bei manchen Themen
  • 13:58 - 14:00
    leicht angetriggert wird.
  • 14:00 - 14:02
    Das hat was mit deiner Biografie zu tun.
  • 14:02 - 14:05
    Dieses Muster zu erkennen,
    ist extrem wertvoll.
  • 14:05 - 14:11
    Was nämlich dann möglich ist,
    wenn du dein Muster erkennst, ist,
  • 14:11 - 14:14
    du hast in dem Augenblick
    wo das angetriggert wird,
  • 14:14 - 14:16
    eine Wahl und kannst entscheiden:
  • 14:16 - 14:20
    folge ich diesem Antrigger, oder
    mache ich sofort einen Schnitt,
  • 14:20 - 14:21
    eine Pause?
  • 14:21 - 14:23
    Du musst erst gar nicht nach Rot gehen.
  • 14:23 - 14:26
    Was du im zweiten Schritt tun kannst,
  • 14:26 - 14:28
    du kannst dich darin üben,
  • 14:28 - 14:31
    dein Rechthaben loszulassen,
    weil dein Muster --
  • 14:31 - 14:35
    mein Muster "ich gehöre nicht dazu"
    habe ich in meinem Leben
  • 14:35 - 14:36
    immer wieder wiederholt.
  • 14:36 - 14:39
    Ich war als Kind ein Außenseiter,
    als Jugendlicher, als Ehemann,
  • 14:39 - 14:41
    lange Zeit der Falsche,
  • 14:41 - 14:43
    als Kollege irgendein verrückter Spinner.
  • 14:43 - 14:48
    Dieses Muster nicht dazuzugehören,
    ist einfach wie durchdrungen
  • 14:48 - 14:51
    und es scheint dann
    als sei die Welt wirklich so.
  • 14:51 - 14:53
    Vielleicht ist deine Welt sowas wie:
  • 14:53 - 14:55
    Immer muss ich es alleine machen.
  • 14:55 - 14:58
    Oder: Ich bin der einzige,
    der hier alles drauf hat und versteht
  • 14:58 - 15:00
    und keiner sieht mich.
  • 15:00 - 15:01
    Was auch immer dein Muster ist:
  • 15:01 - 15:04
    Geh immer davon aus,
    dass jeder so ein Muster hat.
  • 15:04 - 15:05
    Das dritte ist: Wohlwollend sein.
  • 15:05 - 15:07
    Jetzt könnte man sagen: Scheiße,
  • 15:07 - 15:09
    was hab ich für ein doofes Muster:
    Ich bin der Falsche?
  • 15:09 - 15:12
    Aber wenn du genauer hinschaust,
    wirst du entdecken,
  • 15:12 - 15:15
    dass du aufgrund deiner
    Beeinträchtigung, deiner Schwäche,
  • 15:15 - 15:16
    eine Stärke entwickelt hast.
  • 15:16 - 15:22
    Wir haben es heute morgen schon gehört:
    Nein, im nächsten Vortrag, sorry ...
  • 15:22 - 15:24
    Wie jemand aus seiner Schwäche
    eine Stärke gemacht hat.
  • 15:24 - 15:28
    Und ich genauso nicht dazugehört habe
    und seit meiner Kindheit daran forsche,
  • 15:28 - 15:30
    wie das denn geht mit dem Zusammensein,
  • 15:30 - 15:32
    mit dem Miteinander.
  • 15:32 - 15:35
    Der vierte Schritt ist,
    einen Wachstumsschritt finden,
  • 15:35 - 15:38
    d.h. wenn dich was angetriggert hat,
    kannst du ja sagen:
  • 15:38 - 15:41
    Hey, geil! Diese Situation, wenn sie
    nochmal kommt, möchte ich anders lösen.
  • 15:41 - 15:43
    Und du kannst dich fragen:
  • 15:43 - 15:47
    Wie würde ich denn gerne sein,
    wenn ich vor 100 Menschen stehe
  • 15:47 - 15:49
    und entspannt und fröhlich sein will.
  • 15:49 - 15:52
    Weil ich rede nicht jeden Tag
    vor so vielen Menschen wie vor euch.
  • 15:52 - 15:56
    Sich da rein stellen, was möglich wäre
  • 15:56 - 15:58
    und diesen Schritt 5,
    gewünschten Wachstumsschritt,
  • 15:58 - 16:01
    empfinden, fühlen, mit Herz und mit Bauch.
  • 16:02 - 16:06
    Und sich ausrichten auf wie es wäre,
    wenn du das fühlen kannst.
  • 16:06 - 16:08
    Du kannst richtig spüren,
    wenn Menschen das tun,
  • 16:08 - 16:12
    wie es die Ketten sprengt,
    wie der Bauch weich wird,
  • 16:12 - 16:15
    wie Menschen in sich
    etwas empfinden, wo sie sagen:
  • 16:15 - 16:17
    Wow, wenn das möglich wäre,
    wie geil wär das denn?
  • 16:17 - 16:21
    Das kannst du mit deiner Kraft,
    mit deiner Ausrichtungskaft herstellen
  • 16:21 - 16:23
    und zwar jetzt im Augenblick.
  • 16:23 - 16:25
    Du musst nicht die äußere
    Situation dazu ändern.
  • 16:25 - 16:26
    Der sechste Schritt ist,
  • 16:26 - 16:29
    diesen Wachstumsschritt,
    den du gerade erfühlt hast,
  • 16:29 - 16:32
    als Haltung einrichten,
    als Haltung aufnehmen,
  • 16:32 - 16:33
    dieses Sich-Aufrichten --
  • 16:33 - 16:36
    Menschen beschreiben,
    wie es sie innerlich hochzieht,
  • 16:36 - 16:39
    wenn sie diesen Wachstumsschritt fühlen.
  • 16:39 - 16:42
    Der siebte Schritt heißt sinngemäß:
    einen Leitsatz kreieren,
  • 16:42 - 16:46
    einen Satz, der dich immer wieder
    verbindet mit deinem Wachstumsschritt.
  • 16:46 - 16:48
    Mein Satz für heute und hier ist:
  • 16:48 - 16:52
    Verbunden, authentisch, in mir mit euch,
    lebe ich meine Wirksamkeit.
  • 16:53 - 16:55
    "Connecting the World"
    fängt im Kleinen an.
  • 16:56 - 16:59
    Es geht wirklich darum,
    dass, wenn ihr diese ganzen Muster
  • 16:59 - 17:03
    raus räumt aus eurem Leben,
    erst dann, wenn einiges davon weg ist,
  • 17:03 - 17:06
    ihr wirklich eure Größe leben könnt.
    Der wer ihr wirklich seid.
  • 17:06 - 17:10
    Glaubt mir, wenn ihr das tut,
    werden die Leute neben euch
  • 17:10 - 17:12
    nicht unbedingt "Hurra!" schreien.
  • 17:12 - 17:15
    Die werden sagen: Hä?
    Was ist denn jetzt mit dem los?
  • 17:15 - 17:17
    Euer Ding zu leben
    wird andere konfrontieren
  • 17:17 - 17:19
    und andere in ihren Mustern antriggern.
  • 17:19 - 17:23
    Die Frage ist, wer bist du
    und traust du dem anderen zu,
  • 17:23 - 17:26
    dass er dann auch selbstverantwortlich
    dieses Muster lösen kann.
  • 17:26 - 17:28
    Du musst dich deswegen nicht klein machen,
  • 17:28 - 17:30
    nur weil andere neben dir
    sich unsicher fühlen.
  • 17:30 - 17:33
    Das hat Nelson Mandela
    in seiner Antrittsrede schon gesagt.
  • 17:34 - 17:36
    Das ist "Connecting the World".
  • 17:36 - 17:39
    Lebe du deine Größe,
    mach deine Familie und dein Team
  • 17:39 - 17:41
    von einem Platz des Kleinkrieges
  • 17:41 - 17:45
    zu einem Platz des Friedens
    und der Lebendigkeit und der Lebensfreude.
  • 17:45 - 17:46
    Danke.
  • 17:46 - 17:50
    (Applaus)
Title:
Ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung| Stephan Josef Dick | TEDxKIT
Description:

In seinem Talk spricht Stephan Josef Dick über die Art und Weise, wie Menschen miteinander leben und arbeiten. Er veranschaulicht das von ihm mitentwickelte Wertschätzer Ampelmodell. Darin werden verschiedene Stufen unseres Bewusstseins unterschieden und auf einfache Weise eine neue Perspektive auf die eigene Art möglich. Dieses Verständnis soll zu einer sicheren Basis für Handlungen, Entspannung und Lebensqualität führen.
Stephan Josef Dick ist Initiator und Gründer der Wertschätzer, einem Zusammenschluss von erfahrenen Coaches und Trainern, die sich als Impulsgeber, Wegbereiter und Begleiter für eine Welt der Empathie und Wertschätzung verstehen. Sie erzeugen, vertiefen und lehren ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten , der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

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Video Language:
German
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
17:53

German subtitles

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