Ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung| Stephan Josef Dick | TEDxKIT
-
0:05 - 0:07Was möchte ich euch vorstellen?
-
0:07 - 0:11Ich möchte euch vorstellen,
wie wir vom Kleinkrieg -
0:11 - 0:13zum Frieden in Familien und Teams kommen.
-
0:13 - 0:16Wir haben bereits
in anderen Vorträgen gehört: -
0:16 - 0:18Soft Skills ersetzen Hard Skills.
-
0:20 - 0:23Wir alle wissen, dass wir
in Familien, in Teams, -
0:23 - 0:25immer wieder Schwierigkeiten haben,
zusammenzukommen, -
0:25 - 0:27mit bestimmten Themen resigniert sind,
-
0:27 - 0:32dass bestimmte Dinge uns antriggern
und uns rot sehen lassen, -
0:32 - 0:36wir Schwierigkeiten haben,
-
0:36 - 0:38uns zurückziehen,
-
0:38 - 0:41beleidigt sind oder einfach
nicht mehr weiter wissen, -
0:41 - 0:44auch hilflos sind
mit bestimmten Situationen -
0:44 - 0:47in unseren Familien, in unseren Teams,
auf der ganzen Welt. -
0:47 - 0:51Als Coach und Trainer habe ich viele
Menschen und Teams begleitet -
0:51 - 0:53und gemerkt, dass das
kein Einzelproblem ist, -
0:53 - 0:56sondern dass nahezu jeder
an irgendwas hängt -
0:56 - 0:58und mit irgendetwas umgehen muss.
-
0:58 - 1:00Was ich euch heute zeigen möchte ist,
-
1:00 - 1:03ich möchte einmal ein Modell vorstellen,
-
1:03 - 1:05wie man das ein bisschen
mehr verstehen und begreifen kann: -
1:05 - 1:09Was passiert überhaupt in mir,
auch gehirnphysiologisch? -
1:09 - 1:12Zum anderen eine konkrete Anleitung,
wie ihr damit spielen könnt. -
1:12 - 1:14Man könnte auch sagen,
eine Spielanleitung. -
1:16 - 1:19Ich möchte einen Zusammenhang herstellen
-
1:19 - 1:22mit jeder Geschichte eines Menschen.
-
1:22 - 1:25Meine eigene Geschichte fing an
in diesem Bereich, -
1:25 - 1:29als meine Mutter mit 16 Jahren
in einer Kleinstadt wohnte. -
1:30 - 1:33Damals, 1944, war sie sehr behütet,
bekam von dem Krieg nicht viel mit. -
1:33 - 1:37Das änderte sich von heute auf morgen
in einer einzigen Situation, -
1:37 - 1:40mit einem Bombenangriff auf diese Stadt.
-
1:40 - 1:42Es war, während meine Mutter
in der Schule war. -
1:42 - 1:45Dieser Bombenangriff traf
ihre gesamte Nachbarschaft -
1:45 - 1:47und den Kindergarten.
-
1:47 - 1:49Ihr habt vielleicht ein Gefühl dafür,
-
1:49 - 1:51wie es sein kann,
wenn du nach Hause kommst -
1:51 - 1:54und die Kinder, die gestern
noch im Stadtpark gespielt haben -
1:54 - 1:55einfach nicht mehr da sind.
-
1:55 - 2:02Meine Mutter hat das bewältigt, indem
sie ihre Emotionen abgeschnitten hat. -
2:02 - 2:05Sich einfach nicht mehr fühlen,
funktionieren, weitermachen -- -
2:05 - 2:09ihr merkt es jetzt auch,
bei mir belegt sich die Stimme ... -
2:10 - 2:12Diese Situation hat Auswirkungen gehabt.
-
2:12 - 2:15Als ich 20 Jahre später,
1964 geboren wurde, -
2:15 - 2:19hatte meine Mutter
immer noch nicht die Fähigkeit, -
2:19 - 2:22eine normale emotionale Bindung
zu einem Baby zu haben. -
2:22 - 2:24Als ich drei Wochen alt war
ging sie auf Kur -
2:24 - 2:27und gab mich für vier Wochen
in einem Nonnenkloster ab. -
2:27 - 2:31Ich wusste, zu diesem Zeitpunkt:
Mit mir stimmt was nicht. -
2:31 - 2:33Ich bin nicht richtig.
-
2:33 - 2:36Und dieses "Ich bin nicht richtig,
mit mir stimmt was nicht" -
2:36 - 2:39ist was ich durch mein ganzes Leben trage.
-
2:39 - 2:43Bei Kritik -- meine Kollegen
und meine Familie kennen das -- -
2:43 - 2:47immer wenn Kritik kommt, fühle ich mich
besonders angegriffen, ziehe mich zurück. -
2:47 - 2:50Das sind Muster, mit denen ich
seit meiner Kindheit umgehe. -
2:50 - 2:54Das Gute daran ist,
dass ich seit meiner Kindheit -
2:54 - 2:57auch damit umgehen muss:
Wie geht das zusammenzukommen? -
2:57 - 3:00Wie funktioniert das mit dem Miteinander?
-
3:00 - 3:04Heute bin ich einer
der besten Spezialisten -
3:04 - 3:07in der Art und Weise, wie Menschen
zusammenarbeiten und zusammenkommen. -
3:08 - 3:12Ich habe viele Bereiche
in meinem Leben selber erreicht. -
3:13 - 3:14Heute sitzt meine Frau hier --
-
3:14 - 3:17wir hatten gestern
unseren 32. Hochzeitstag. -
3:17 - 3:19Wir hatten nicht immer
eine einfache Zeit. -
3:20 - 3:22Eins unserer Kinder
hatte eine schwere Psychose, -
3:22 - 3:24verbunden mit Drogenkonsum.
-
3:24 - 3:28Wir haben einiges durchgestanden
und dabei habe ich folgendes gelernt: -
3:28 - 3:34Wenn du die Spielregeln des Menschseins
verstehst und durchdringst -
3:35 - 3:39und wenn du im Spiel bleibst,
dann gewinnst du. -
3:39 - 3:42Immer wenn ich im Spiel
geblieben bin, habe ich gewonnen. -
3:42 - 3:45Das schöne ist bei diesem Spiel:
nicht nur ich gewinne. -
3:45 - 3:47Wenn ich gewinne,
gewinnen alle Beteiligten, -
3:47 - 3:50gewinnt die Familie, gewinnt das Team,
gewinnt die Partnerschaft. -
3:53 - 3:57Diese Spielanleitung
möchte ich euch heute vorstellen. -
3:57 - 3:58Sie hat zwei Teile:
-
3:58 - 4:01Den ersten Teil nenne ich das Verstehen:
-
4:01 - 4:03Wie funktionieren wir als Mensch?
-
4:03 - 4:07Wenn du ein Spiel gut verstehst,
kannst du eine Strategie entwickeln. -
4:07 - 4:09Der zweite Teil
ist ein Strategievorschlag, -
4:09 - 4:12mit diesem Menschsein, mit diesem
Spiel des Lebens umzugehen. -
4:13 - 4:15Domenica hat es schon gesagt:
-
4:15 - 4:19Wir haben dieses Modell
in ein Ampelmodell, -
4:19 - 4:22wir nennen es Wertschätzer-Ampelmodell,
gepackt -- warum? -
4:22 - 4:25Weil wir herausgefunden haben,
dass unser menschliches Sein -
4:25 - 4:28sich auf drei Ebenen befindet.
-
4:28 - 4:31Normalerweise sind wir
in diesem gelben Bereich -- -
4:31 - 4:34in dieser Wahrnehmung von
"Irgendetwas stimmt hier nicht". -
4:34 - 4:37"Irgendetwas stimmt hier nicht"
kommt einfach daher, -
4:37 - 4:40weil unsere Sinnesorgane,
für Tasten, Geruch, Sehen usw. -
4:40 - 4:45uns ständig dann irgendetwas mitteilen,
wenn etwas anders als normal ist. -
4:46 - 4:50Jeder von uns hat
in seinem Gehirn eine Stimme, -
4:50 - 4:53ich nenne sie in diesem Beispiel
"Bewertungsautomat", -
4:53 - 4:56die sozusagen all das kommentiert.
-
4:56 - 5:00Alles kommentiert was passiert,
besonders dann, wenn es anders ist. -
5:00 - 5:02Ich gebe euch ein kleines Beispiel:
-
5:02 - 5:05[Macht ungewöhnliche Laute und Bewegungen]
-
5:05 - 5:08Kannst du die Stimme in deinem Kopf hören,
die zum Beispiel sagt: -
5:08 - 5:10Passt oder passt nicht.
-
5:10 - 5:13Oder: Ist in Ordnung oder
ist hier gar nicht in Ordnung ... -
5:13 - 5:16(Gelächter)
-
5:16 - 5:17Richtig -- nicht richtig,
-
5:17 - 5:20sowas kann man doch hier
nicht machen, was auch immer ... -
5:20 - 5:23Deine Stimme da oben
bewertet alles und ständig -
5:23 - 5:25und macht dann eine Sache:
-
5:25 - 5:28Sie erzeugt eine Identität,
ich nenne es die Rechthabeidentität, -
5:28 - 5:32weil du dich als Mittelpunkt
des Universums fühlst -- -
5:32 - 5:35jeder Mensch schaut sozusagen
aus seiner Brille ins Leben -- -
5:35 - 5:39und dieser Bewertungsautomat
dir ständig sagt: -
5:39 - 5:42So ist jetzt mein Leben,
ich habe diese Erfahrungen gemacht, -
5:42 - 5:44bin zu folgenden Schlüssen gekommen
-
5:44 - 5:47und so stelle ich mich jetzt rein.
-
5:47 - 5:49Ist eigentlich gar kein Problem,
-
5:49 - 5:54nur du lebst ja nicht allein
mit deiner Rechthabe-Identität, -
5:54 - 5:57es gibt ja auch noch andere Menschen.
-
5:57 - 5:58Das kennt ihr alle:
-
5:58 - 6:01Wenn die anderen Menschen
euch wichtig sind, -
6:01 - 6:04ob das eure Geschwister sind, eure Eltern,
eure Kollegen, Studienkollegen -
6:04 - 6:06oder Teammitglieder,
-
6:06 - 6:09insbesondere dann, wenn die
bestimmte Dinge anders machen als ihr. -
6:09 - 6:10Dann passiert folgendes:
-
6:10 - 6:13Dann schießt es dich
oder den anderen von Gelb nach Rot. -
6:15 - 6:17Es ist wirklich sehr interessant,
-
6:17 - 6:19diesen Punkt mal genau zu untersuchen.
-
6:19 - 6:22Gehirnphysiologisch passiert Folgendes:
-
6:22 - 6:24Wir haben unter den Gehirnhälften,
-
6:24 - 6:27wo auch dieser Bewertungsautomat
ständig plappert, eine Amygdala. -
6:27 - 6:31sozusagen unser Rechenzentrum im Kopf,
unser emotionales Steuerungszentrum. -
6:31 - 6:38Die Amygdala schaltet, wenn sich
deine Rechthabeidentität bedroht fühlt, -
6:38 - 6:44dein logisches Denken aus und reduziert
deine Denkfähigkeit auf das Stammhirn, -
6:44 - 6:45auch Reptiliengehirn genannt,
-
6:45 - 6:47das unter der Amygdala liegt.
-
6:48 - 6:51Wer von euch kennt das, dass er
oder andere ab und zu nach Rot gehen? -
6:51 - 6:54(Gelächter)
-
6:54 - 6:57Danke schön!
-
6:57 - 7:00Was machst du denn, wenn ...
-
7:00 - 7:04Wenn du oder jemand anderes in Rot ist,
-
7:04 - 7:09ist das für die Amygdala eine Bedrohung
wie bei Lebensgefahr. -
7:09 - 7:12Die Amygdala unterscheidet nicht
zwischen einer realen Lebensgefahr, -
7:12 - 7:15jemand steht mit einem Messer vor dir,
-
7:15 - 7:17oder einer gefühlten Lebensgefahr.
-
7:17 - 7:20Deine Werte-Identität,
deine Rechthabeidentität, -
7:20 - 7:22das was dir wichtig ist, ist bedroht.
-
7:22 - 7:25Das heißt Menschen, insbesondere
wenn sie dir nahe stehen, -
7:25 - 7:27triggern dich am leichtesten
und am schnellsten an. -
7:27 - 7:31Was machen, wenn jemand auf Rot geht?
-
7:33 - 7:36Wir versuchen ja,
wenn jemand auf Rot geht, -
7:36 - 7:38den zu besänftigen, ihm zu sagen:
-
7:38 - 7:40"Komm, sieh es nicht so eng,
krieg dich wieder ein, -
7:40 - 7:42komm doch zur Vernunft ..."
-
7:42 - 7:45Jeder hat das vielleicht schon erlebt,
-
7:45 - 7:48wenn du so mit jemand anderem spricht,
oder jemand mit dir so spricht, -
7:48 - 7:50wenn du gerade auf Rot bist, was passiert?
-
7:50 - 7:52Buff!
-
7:52 - 7:53(Gelächter)
-
7:53 - 7:54Genau!
-
7:54 - 7:56Du schüttest Öl ins Feuer.
-
7:58 - 8:01Wenn dann der andere auf Angriff geht,
-
8:01 - 8:03wenn er so richtig angetriggert ist,
-
8:03 - 8:05dann passiert folgendes:
-
8:05 - 8:08Durch seinen Angriffsmodus
steckt er dich an. -
8:08 - 8:11Da schießt es nämlich dich,
der du ihn zu Vernunft bringen willst, -
8:11 - 8:12auch nach Rot.
-
8:12 - 8:15Ist ja auch klar, weil
er kann nicht logisch denken -- -
8:16 - 8:19du willst ihn mit Logik
in den gelben Bereich zurückbringen -- -
8:19 - 8:20funktioniert nicht.
-
8:20 - 8:23Rot ist einfach hoch infektiös.
-
8:23 - 8:25Was aber tun, wenn jemand auf Rot schießt?
-
8:26 - 8:29Die zwölfjährige Tochter
eines Geschäftsführers -
8:29 - 8:33hat zu ihrem Papa gesagt: Du Papa,
ich glaube du bist auf Rot -- -
8:33 - 8:35wir machen hier eine Pause.
-
8:35 - 8:37Also wann immer ihr
oder andere auf Rot seid, -
8:37 - 8:39setzt euch einen Anker.
-
8:39 - 8:42Aufhören, unterbrechen, genau das tun,
was man an jeder roten Ampel tut: -
8:42 - 8:43Anhalten, Stopp!
-
8:43 - 8:46Es gibt gehirnphysiologisch
ein paar kleine Tricks, -
8:46 - 8:48um wieder in den gelben Bereich
zurückzukommen. -
8:48 - 8:52Weil ihr ja eigentlich nichts
anderes tun müsst, -
8:52 - 8:53als der Amygdala zu sagen:
-
8:53 - 8:56Amygdala, du hast dich getäuscht!
Hier ist keine Lebensgefahr! -
8:56 - 8:58Das könnt ihr zum Beispiel machen,
-
8:58 - 9:00indem ihr einfach
die Mundwinkel zur Seite zieht -
9:00 - 9:03
und mindestens eine Minute grinst. -
9:03 - 9:06Egal wie scheiße die Situation gerade ist.
-
9:06 - 9:09(Gelächter)
-
9:10 - 9:13Oder mal tief atmen.
-
9:13 - 9:15Oder Kagummi kauen,
-
9:15 - 9:17also im Grunde irgendetwas tun,
was man auf keinen Fall -
9:17 - 9:19bei Lebensgefahr tut.
-
9:19 - 9:23Jetzt wisst ihr, warum manche Menschen
so viel Kaugummi kauen, weil sie ... -
9:23 - 9:24(Gelächter)
-
9:24 - 9:26Du bist wieder zurück
in dieser gelben Welt -
9:26 - 9:28von irgendetwas stimmt hier nicht.
-
9:28 - 9:31Dein Bewertungsautomat
ist wieder voll aktiv -
9:31 - 9:34und jetzt hast du ja gelernt,
wie man im Leben erfolgreich wird, -
9:34 - 9:35wie man seine Ziele erreicht.
-
9:35 - 9:37Wie macht man das?
-
9:37 - 9:39Man setzt sich ein Ziel,
entwickelt einen starken Willen, -
9:39 - 9:41das haben wir heute Morgen gelernt,
-
9:41 - 9:44man bringt Disziplin und Engagement ein,
-
9:44 - 9:47wenn dir vielleicht noch was fehlt,
holst du dir einen Coach, -
9:47 - 9:50d.h. du bist richtig engagiert
und was tust du am Ende? -
9:50 - 9:52Du erreichst tatsächlich dein Ziel.
-
9:53 - 9:56Jeder von euch kennt das,
nur vielleicht hast du schon bemerkt, -
9:56 - 9:59dass dein eigentliches Ziel
ja nicht das neue Auto, -
9:59 - 10:01das abgeschlossene Studium,
-
10:01 - 10:05die Traumfrau, der Traummann,
-
10:05 - 10:08das neue Haus ist, was auch immer --
-
10:08 - 10:10dass es eigentlich
gar nicht dein Ziel ist. -
10:10 - 10:13Dein eigentliches Lebensziel ist es,
ich sag es mal provokativ, -
10:13 - 10:17lebendig zu sein, fröhlich zu sein, dich
zu engagieren, dich für etwas einzusetzen, -
10:17 - 10:19anderen Menschen helfen zu können,
-
10:19 - 10:21wirklich ein erfülltes Leben zu haben.
-
10:21 - 10:24Dieses erfüllte Leben bekommst du
aber nicht durch dein neues Haus, -
10:24 - 10:27dein neues Auto oder durch sonstige Dinge,
-
10:27 - 10:28den tollen Traumpartner,
-
10:28 - 10:33weil du musst dich jetzt um diese Menschen
oder Dinge auch noch kümmern, -
10:33 - 10:37was deine Rechthabeidentität
noch mehr auf die Palme bringt. -
10:37 - 10:41Das heißt: Du wiederholst eigentlich
nichts anderes als diesen Kreislauf. -
10:41 - 10:44Rot -- Gelb, Gelb -- Rot, Gelb -- Rot ...
-
10:44 - 10:49Da kannst du überall hinschauen,
in der Politik findet es genau so statt. -
10:49 - 10:51Was ist jetzt die Lösung?
-
10:51 - 10:53Ihr seht es schon --
die Lösung ist der grüne Bereich. -
10:53 - 10:56Die Lösung ist,
dass wir bereit sein müssen, -
10:56 - 11:00unsere Rechthabeidentität,
oder unser Rechthaben, loszulassen. -
11:01 - 11:03Damit ist nicht gemeint,
dass ihr nicht Recht habt, -
11:03 - 11:06aber Rechthaben loslassen,
gerade wenn ihr Recht habt, -
11:06 - 11:09ihr werdet es merken,
öffnet extrem die Türen beim anderen, -
11:09 - 11:11bringt Menschen wieder zusammen.
-
11:11 - 11:13Damit ihr ein Gefühl
für die grüne Qualität bekommen könnt, -
11:13 - 11:16jeder von euch kennt die,
jeder hat die erlebt, -
11:16 - 11:17stelle ich immer die Frage:
-
11:17 - 11:19Wann und wo hast du deine besten Ideen,
-
11:19 - 11:21deine kreativsten Einfälle?
-
11:21 - 11:23Wenn ich frage, sagen mir Menschen:
-
11:23 - 11:27Unter der Dusche, beim Spazieren gehen,
beim Dauerlauf, beim Einschlafen, -
11:27 - 11:30beim Aufwachen, also immer dann,
interessanterweise, -
11:30 - 11:33wenn es hier oben -- wenn
dein Bewertungsautomat still ist. -
11:33 - 11:34Dann kommen die Einfälle.
-
11:34 - 11:41Die kommen interessanterweise auch dann,
wenn du nach was ausgerichtet bist. -
11:41 - 11:45Wenn du für was brennst,
Leidenschaft hast für was. -
11:45 - 11:49Wenn dein Leben einen Sinn hat,
dir Dinge wichtig sind. -
11:49 - 11:52Was passiert aber jetzt
gehirnphysiologisch? -
11:52 - 11:53Hoch interessant --
-
11:53 - 11:56wenn es hier oben leise ist,
verbindet sich dein Neokortex, -
11:56 - 11:57deine Großhirnrinde
-
11:57 - 11:59mit deinem Herz- oder Bauchgehirn.
-
11:59 - 12:02Das HeartMath Institute
in Kalifornien hat festgestellt, -
12:02 - 12:05dass wir mit unserer Logik,
mit unserem Verstand, -
12:05 - 12:086000 Impulse pro Sekunde
verarbeiten können, -
12:08 - 12:11mit unserem Herzbereich
aber zig Millionen. -
12:11 - 12:13Ungefähr 1/1000.
-
12:13 - 12:17Bildlich gesprochen heißt das,
wenn du Ideen haben willst, -
12:17 - 12:20wenn du was vorwärts bringen willst
und du bist im gelben Stressmodus, -
12:20 - 12:23dann hast du gerade mal
sechzig cm Satellitenschüssel, -
12:23 - 12:27wenn du in der Entspannung bist,
hier im Herz-Bauchbereich, -
12:27 - 12:30hast du eine Satellitenschüssel
von etwa 15,80 m. -
12:30 - 12:33Jetzt weißt du, warum du manchmal
ganz klar weißt, dass es nach rechts geht, -
12:33 - 12:35obwohl dein Kopf
eigentlich sagt: geh nach links. -
12:35 - 12:37Weil dein Herz einfach mehr weiß.
-
12:37 - 12:39Der Volksmund weiß es
schon seit Jahrhunderten: -
12:39 - 12:41Höre auf deinen Bauch
und folge deinem Herzen. -
12:41 - 12:44Das ist inzwischen
wissenschaftlich bestätigt. -
12:44 - 12:46Jetzt möchte ich nochmal
-
12:46 - 12:49auf das neue Verständnis
praktisch gelebter Wertschätzung eingehen, -
12:49 - 12:54das meine Kollegin Gertraud Wegst,
meine Frau und ich entwickelt haben. -
12:54 - 12:59Es ist praktisch etwas, was ihr
für euer Leben wirklich mitnehmen könnt. -
12:59 - 13:02Das bisherige Verständnis ist:
Wann immer du ein Problem hast, -
13:02 - 13:06sagt dein System hier oben:
Die anderen sind Schuld, -
13:06 - 13:09sie sollen das bitte ändern
und mich endlich dafür anerkennen, -
13:09 - 13:10dass ich Recht habe.
-
13:10 - 13:11Was bewirkt das aber?
-
13:11 - 13:14Es bewirkt, dass deine Rechthabeidentität
mehr Energie bekommt, -
13:14 - 13:16weil man gibt dir ja Recht,
-
13:16 - 13:20und du deswegen aber tendenziell
leichter angetriggert wirst. -
13:20 - 13:23Das heißt, mit echter Wertschätzung
hat das eigentlich nichts zu tun, -
13:23 - 13:25obwohl es sich richtig gut anfühlt.
-
13:25 - 13:29Das neue Verständnis
praktisch gelebter Wertschätzung heißt: -
13:29 - 13:32Wenn etwas nicht passt,
sagst du in Zukunft: -
13:32 - 13:34"Hurra! Ich habe eine Verstimmung!
-
13:34 - 13:36Ich bin drauf! Ich bin wütend!"
-
13:36 - 13:38Eine Gelegenheit für dein Wachstum.
-
13:38 - 13:40Wie machst du das?
-
13:40 - 13:41Im Grunde sehr einfach.
-
13:41 - 13:44Nutze diese sieben Schritte
vom Krieg zum Frieden, -
13:44 - 13:47vom Kleinkrieg in Teams
und Familien zum Frieden. -
13:47 - 13:49Schritt Nummer eins ist,
-
13:49 - 13:51dass du dein Muster erkennst.
-
13:51 - 13:53Mein Beispiel, ich habs euch gesagt:
ich gehöre nicht dazu. -
13:54 - 13:58Jeder von euch hat ein Muster,
warum er bei manchen Themen -
13:58 - 14:00leicht angetriggert wird.
-
14:00 - 14:02Das hat was mit deiner Biografie zu tun.
-
14:02 - 14:05Dieses Muster zu erkennen,
ist extrem wertvoll. -
14:05 - 14:11Was nämlich dann möglich ist,
wenn du dein Muster erkennst, ist, -
14:11 - 14:14du hast in dem Augenblick
wo das angetriggert wird, -
14:14 - 14:16eine Wahl und kannst entscheiden:
-
14:16 - 14:20folge ich diesem Antrigger, oder
mache ich sofort einen Schnitt, -
14:20 - 14:21eine Pause?
-
14:21 - 14:23Du musst erst gar nicht nach Rot gehen.
-
14:23 - 14:26Was du im zweiten Schritt tun kannst,
-
14:26 - 14:28du kannst dich darin üben,
-
14:28 - 14:31dein Rechthaben loszulassen,
weil dein Muster -- -
14:31 - 14:35mein Muster "ich gehöre nicht dazu"
habe ich in meinem Leben -
14:35 - 14:36immer wieder wiederholt.
-
14:36 - 14:39Ich war als Kind ein Außenseiter,
als Jugendlicher, als Ehemann, -
14:39 - 14:41lange Zeit der Falsche,
-
14:41 - 14:43als Kollege irgendein verrückter Spinner.
-
14:43 - 14:48Dieses Muster nicht dazuzugehören,
ist einfach wie durchdrungen -
14:48 - 14:51und es scheint dann
als sei die Welt wirklich so. -
14:51 - 14:53Vielleicht ist deine Welt sowas wie:
-
14:53 - 14:55Immer muss ich es alleine machen.
-
14:55 - 14:58Oder: Ich bin der einzige,
der hier alles drauf hat und versteht -
14:58 - 15:00und keiner sieht mich.
-
15:00 - 15:01Was auch immer dein Muster ist:
-
15:01 - 15:04Geh immer davon aus,
dass jeder so ein Muster hat. -
15:04 - 15:05Das dritte ist: Wohlwollend sein.
-
15:05 - 15:07Jetzt könnte man sagen: Scheiße,
-
15:07 - 15:09was hab ich für ein doofes Muster:
Ich bin der Falsche? -
15:09 - 15:12Aber wenn du genauer hinschaust,
wirst du entdecken, -
15:12 - 15:15dass du aufgrund deiner
Beeinträchtigung, deiner Schwäche, -
15:15 - 15:16eine Stärke entwickelt hast.
-
15:16 - 15:22Wir haben es heute morgen schon gehört:
Nein, im nächsten Vortrag, sorry ... -
15:22 - 15:24Wie jemand aus seiner Schwäche
eine Stärke gemacht hat. -
15:24 - 15:28Und ich genauso nicht dazugehört habe
und seit meiner Kindheit daran forsche, -
15:28 - 15:30wie das denn geht mit dem Zusammensein,
-
15:30 - 15:32mit dem Miteinander.
-
15:32 - 15:35Der vierte Schritt ist,
einen Wachstumsschritt finden, -
15:35 - 15:38d.h. wenn dich was angetriggert hat,
kannst du ja sagen: -
15:38 - 15:41Hey, geil! Diese Situation, wenn sie
nochmal kommt, möchte ich anders lösen. -
15:41 - 15:43Und du kannst dich fragen:
-
15:43 - 15:47Wie würde ich denn gerne sein,
wenn ich vor 100 Menschen stehe -
15:47 - 15:49und entspannt und fröhlich sein will.
-
15:49 - 15:52Weil ich rede nicht jeden Tag
vor so vielen Menschen wie vor euch. -
15:52 - 15:56Sich da rein stellen, was möglich wäre
-
15:56 - 15:58und diesen Schritt 5,
gewünschten Wachstumsschritt, -
15:58 - 16:01empfinden, fühlen, mit Herz und mit Bauch.
-
16:02 - 16:06Und sich ausrichten auf wie es wäre,
wenn du das fühlen kannst. -
16:06 - 16:08Du kannst richtig spüren,
wenn Menschen das tun, -
16:08 - 16:12wie es die Ketten sprengt,
wie der Bauch weich wird, -
16:12 - 16:15wie Menschen in sich
etwas empfinden, wo sie sagen: -
16:15 - 16:17Wow, wenn das möglich wäre,
wie geil wär das denn? -
16:17 - 16:21Das kannst du mit deiner Kraft,
mit deiner Ausrichtungskaft herstellen -
16:21 - 16:23und zwar jetzt im Augenblick.
-
16:23 - 16:25Du musst nicht die äußere
Situation dazu ändern. -
16:25 - 16:26Der sechste Schritt ist,
-
16:26 - 16:29diesen Wachstumsschritt,
den du gerade erfühlt hast, -
16:29 - 16:32als Haltung einrichten,
als Haltung aufnehmen, -
16:32 - 16:33dieses Sich-Aufrichten --
-
16:33 - 16:36Menschen beschreiben,
wie es sie innerlich hochzieht, -
16:36 - 16:39wenn sie diesen Wachstumsschritt fühlen.
-
16:39 - 16:42Der siebte Schritt heißt sinngemäß:
einen Leitsatz kreieren, -
16:42 - 16:46einen Satz, der dich immer wieder
verbindet mit deinem Wachstumsschritt. -
16:46 - 16:48Mein Satz für heute und hier ist:
-
16:48 - 16:52Verbunden, authentisch, in mir mit euch,
lebe ich meine Wirksamkeit. -
16:53 - 16:55"Connecting the World"
fängt im Kleinen an. -
16:56 - 16:59Es geht wirklich darum,
dass, wenn ihr diese ganzen Muster -
16:59 - 17:03raus räumt aus eurem Leben,
erst dann, wenn einiges davon weg ist, -
17:03 - 17:06ihr wirklich eure Größe leben könnt.
Der wer ihr wirklich seid. -
17:06 - 17:10Glaubt mir, wenn ihr das tut,
werden die Leute neben euch -
17:10 - 17:12nicht unbedingt "Hurra!" schreien.
-
17:12 - 17:15Die werden sagen: Hä?
Was ist denn jetzt mit dem los? -
17:15 - 17:17Euer Ding zu leben
wird andere konfrontieren -
17:17 - 17:19und andere in ihren Mustern antriggern.
-
17:19 - 17:23Die Frage ist, wer bist du
und traust du dem anderen zu, -
17:23 - 17:26dass er dann auch selbstverantwortlich
dieses Muster lösen kann. -
17:26 - 17:28Du musst dich deswegen nicht klein machen,
-
17:28 - 17:30nur weil andere neben dir
sich unsicher fühlen. -
17:30 - 17:33Das hat Nelson Mandela
in seiner Antrittsrede schon gesagt. -
17:34 - 17:36Das ist "Connecting the World".
-
17:36 - 17:39Lebe du deine Größe,
mach deine Familie und dein Team -
17:39 - 17:41von einem Platz des Kleinkrieges
-
17:41 - 17:45zu einem Platz des Friedens
und der Lebendigkeit und der Lebensfreude. -
17:45 - 17:46Danke.
-
17:46 - 17:50(Applaus)
- Title:
- Ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung| Stephan Josef Dick | TEDxKIT
- Description:
-
In seinem Talk spricht Stephan Josef Dick über die Art und Weise, wie Menschen miteinander leben und arbeiten. Er veranschaulicht das von ihm mitentwickelte Wertschätzer Ampelmodell. Darin werden verschiedene Stufen unseres Bewusstseins unterschieden und auf einfache Weise eine neue Perspektive auf die eigene Art möglich. Dieses Verständnis soll zu einer sicheren Basis für Handlungen, Entspannung und Lebensqualität führen.
Stephan Josef Dick ist Initiator und Gründer der Wertschätzer, einem Zusammenschluss von erfahrenen Coaches und Trainern, die sich als Impulsgeber, Wegbereiter und Begleiter für eine Welt der Empathie und Wertschätzung verstehen. Sie erzeugen, vertiefen und lehren ein neues Verständnis praktisch gelebter Wertschätzung in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten , der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx - Video Language:
- German
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 17:53