Esperanto ist die am meisten gesprochene Kunstsprache der Welt Am Anfang wurde sie geschaffen, um internationale Verständigung zu ermöglichen aber jetzt gibt es auch Muttersprachler. Wie ist das Leben als Esperanto-Muttersprachler? Esperanto: als Muttersprachler Wer seid ihr? Hallo, ich bin Stela, und ich bin 27 Jahre alt. Ich wohne zurzeit in Brüssel und arbeite für das Europäische Parlament. Ich bin ursprünglich ungarisch–französisch. Mein Name ist Leo Sakaguchi. Ich bin Student an der Technischen Universität in Darmstadt. Mein Vater ist Japaner, meine Mutter ist Polin, und ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich bin Douglas Oliveira Biscotto. Ich bin 14 Jahre alt. Und… ich bin Brasilianer. Ich bin Lívia Oliveira Biscotto. Ich bin seine Schwester. Wir sind in Rio de Janeiro. Wir sind gekommen, um an einem brasilianischen Esperanto-Kongress teilzunehmen. Hallo! Ich bin Gunnar Fischer. Ich wohne in Münster in Deutschland. Hallo! Ich heiße Klára. Ich bin 19 Jahre alt. Ich bin französisch–ungarisch und bin in den Niederlanden geboren. Warum haben eure Eltern sich dafür entschieden, euch Esperanto beizubringen? Weil meine Eltern sich über Esperanto kennengelernt und immer Esperanto miteinander gesprochen haben und ich die Sprachen von Esperanto- Freunden gehört habe usw. Also habe ich die Sprache um mich herum gehört und sie so gelernt. Meine Mutter ist Ungarin, mein Vater Franzose. Sie haben sich auf einem Esperanto-Treffen kennengelernt, einem Esperanto-Kongress. Und sie dachten, dass… „Zuerst Esperanto, und dann habe ich Zeit auch noch meine anderen Sprachen zu lernen.“ Wir würden uns so mit der Sprache, mit Esperanto, mehr vertraut fühlen und es wäre später leichter für uns wenn wir andere Sprachen lernen. Mein Vater hat einige Jahre vor meiner Geburt schon Esperanto gelernt und er hatte sich entschieden, dass ich zweisprachig aufwachsen soll und so sprach er während der ersten 12 Jahre meines Lebens Esperanto – nur Esperanto – mit mir. Und wir hatten viele internationale Gäste aus dem Ausland und haben oft in „Esperanto-Land“ Urlaub gemacht. Wie reagieren Menschen, wenn sie hören, dass ihr Esperanto sprecht? Das erfahren sie nur, wenn man direkt über Esperanto spricht, weil meine Hauptsprache Französisch ist. Ich denke also, die erste Reaktion wird Überraschung sein, weil sie sich überhaupt nicht vorstellen können, dass irgend jemand diese merkwürdige Sprache als Muttersprache haben könnte. Eine Sprache, die ein Mensch erfunden hat. Wie kann es sein, dass es Kinder gibt, die sie als Muttersprache gelernt haben? Aber im Allgemeinen ist die Reaktion positiv: „Oh, wirklich?“ Sie interessieren sich also dafür. Die erste Frage ist oft: „Was ist das überhaupt?“ Man interessiert sich für den Grund und möchte natürlich sofort einige Sätze oder Wörter auf Esperanto von mir hören. Dafür, dass wir zwei Sprachen sprechen haben wir nur Lob gehört, und sind nicht schlecht behandelt worden. Bei Lufthansa, einer deutschen Fluggesellschaft, in der Ingenieursabteilung, hatte ich ein Bewertungsgespräch. Die Person fragte mich: „In Ihren Unterlagen steht, dass Sie Esperanto-Muttersprachler sind. Wie kann das sein?“ Und diese Person war wirklich sehr beeindruckt davon, also von der Tatsache, dass ich Esperanto-Muttersprachler bin, und ich denke, dass ich deswegen auch einen gewissen Vorteil hatte. Aber ich habe auch viele Menschen getroffen, für die die Idee von Esperanto als Muttersprache fremd und nicht akzeptabel ist, und sie wollten mit mir argumentieren, dass Esperanto gar nicht meine Muttersprache sein kann. Wie hat Zweisprachigkeit euch geholfen? Man kann sie in einem Geschäft benutzen, wenn man mit seinen Eltern spricht und sagt, dass man etwas nicht mag oder etwas einem nicht gefällt, weil… Nun, wenn meine Eltern Esperanto mit mir gesprochen haben, habe ich eigentlich nie auf Esperanto geantwortet. Wenn ich also mal Esperanto benutzt habe, dann hat das bedeutet, dass ich etwas sagen wollte, von dem ich auf keinen Fall wollte, dass es andere verstehen. Ich habe also vier Sprachen von klein auf gesprochen und habe später in der Schule zwei weitere gelernt und spreche daher schon in meinem Alter 6 Sprachen, einfach, weil ich von klein auf schon viele gelernt habe. Wenn man also mehrere Muttersprachen hat, lernt man auch schnell neue Sprachen, und man hat praktische Vorteile. Zum Beispiel kann ich in England Fahrausweise kaufen, in Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden… ohne irgendwelche Probleme, weil ich die Sprache spreche. Wenn man also zwei Muttersprachen hat kann man natürlich einfacher andere Sprachen lernen. Und einmal hat man mich ins Fernsehen eingeladen, weil ich ein Esperanto-Muttersprachler bin, und darauf bin ich sehr stolz. Außerdem kann man so leichter und schneller neue Freunde finden. Ich habe sehr viele Freunde und ich denke, dass einer der Gründe dafür ist, dass ich die Muttersprache der Menschen direkt mit ihnen reden kann. Wenn ich mit einem Niederländer Niederländisch rede oder Deutsch mit einem Deutschen, ist es für sie leichter, mir zu vertrauen und mein Freund zu werden. Allgemein freue ich mich darüber, Esperanto-Muttersprachler zu sein, und ich freue mich auch, andere Esperanto-Muttersprachler zu treffen, mit ihnen zu reden und… Gut. Vielen Dank fürs Zuhören, und bis zum nächsten Mal! Esperanto: als Muttersprachler