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Die wundervolle, harte Arbeit der Co-Elternschaft

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    Mein Name ist Joel,
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    und ich bin ein Co-Elternteil.
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    Vom Konzept der "Co-Elternschaft"
    habe ich früher nie gehört.
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    Stattdessen hörte ich
    viele andere Sachen,
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    zum Beispiel der "abwesende Vater",
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    "Samenspender" --
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    ein Klassiker --
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    der "Versager-Vater"
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    und, mein persönlicher Favorit,
    der "Kindsvater".
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    Ein "Kindsvater", falls Sie es
    nicht schon wissen,
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    ist einer, der bei der Zeugung
    eines Kindes hilft,
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    aber sonst sehr wenig beiträgt.
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    Ein Kindsvater ist auch nicht gesetzlich
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    mit der Mutter des Kindes verheiratet.
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    Früher dachte ich, Co-Elternschaft
    sei ein Privileg weißer Familien
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    aus Netflix Dramen.
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    (Lachen)
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    Das ist es irgendwie auch. (Lachen)
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    Es wurde aber nie erklärt, was die Rolle
    eines Elternteil wirklich ist, oder?
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    Entweder man hatte Kinder oder eben nicht.
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    Niemand in meinem Umfeld
    oder an unserem Küchentisch,
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    führte komplexe Unterhaltungen
    über die Rolle eines Vaters
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    in diesen Geschichten.
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    Eine ausgewogenere, offenere, liebevollere
    Herangehensweise an Elternschaft
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    wurde nicht in unserem
    Umfeld thematisiert.
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    Meistens waren die Väter,
    die ich als Kind kannte, kaum anwesend
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    oder gar nicht da.
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    Co-Elternschaft war kein gängiger Begriff
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    dort, wo ich aufwuchs, wo ich herkomme.
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    Ich bin vom Block,
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    aus der Creston Avenue,
    188th in der Bronx.
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    Und so sieht das eben für einen aus.
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    (Lachen)
  • 1:36 - 1:38
    Danke.
  • 1:39 - 1:41
    Für viele von uns
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    gab es nur die eine Person,
    an die wir uns wenden konnten
  • 1:44 - 1:48
    für Essen, Schutz, Wärme,
    Liebe, Disziplin:
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    unsere Mütter.
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    Meine Mutter nenne
    ich liebevoll "Linda T".
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    Sie lehrte mich, was Liebe
    wirklich bedeutet,
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    und wie echte Co-Elternschaft aussieht.
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    Sie war eine starke, bestimmte,
    alleinerziehende Mutter,
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    eine Frau die sehr davon profitiert hätte,
    einen verlässlichen, stabilen Partner
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    als Co-Elternteil zu haben.
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    Also schwor ich, sollte ich je heiraten,
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    würden mein Schatz und ich
    für immer zusammen bleiben.
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    Sie wissen was ich meine? (Lachen)
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    Wir würden Bett und Heim teilen,
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    wir würden unter einer Decke schlafen,
    bei IKEA streiten -- das volle Programm.
  • 2:18 - 2:19
    (Lachen)
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    Meine Lebenspartnerin würde sich
    gesehen und geliebt fühlen,
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    und unsere Kinder würden
    mit zwei Elternteilen aufwachsen.
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    Aber das Leben läuft selten wie geplant.
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    Unsere Tochter Lilah hat nie
    ein Zuhause kennengelernt,
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    in dem beide ihre Eltern
    unter einem Dach leben.
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    Ihre Mutter und ich haben nie geheiratet.
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    Ein paar Monate On-Off-Beziehung,
    und sie war schwanger.
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    Bis dahin wusste meine Mutter nicht mal,
    dass es sie überhaupt gab.
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    Ich schämte mich,
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    es war mir peinlich,
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    zeitweise war ich suizidgefährdet.
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    Ich fragte mich, was tue ich hier?
    Wo kam ich vom Wege ab?
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    Ich wollte nie das Stigma
    oder Label bekommen,
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    das viele den typischen,
    "schwarzen Vater" nennen:
  • 3:04 - 3:09
    abwesend, konfrontativ,
    streitlustig, nicht vorhanden.
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    Es kostete uns viel Arbeit,
    Zeit, Energie und Mühe,
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    zu verstehen,
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    dass Co-Elternschaft für uns nicht gleich
    ein geteilter Haushalt bedeuten musste,
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    und auch keine Hochzeit.
  • 3:22 - 3:25
    Dass vielleicht, nur vielleicht,
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    unsere Art des Elterndaseins
  • 3:27 - 3:30
    nicht nur von den vielschichtigen Nuancen
    unserer Beziehung abhing,
  • 3:30 - 3:34
    sondern von der Fähigkeit unserer Herzen,
    ein menschliches Wesen zu versorgen,
  • 3:34 - 3:35
    das wir gemeinsam erschufen.
  • 3:37 - 3:40
    (Applaus)
  • 3:42 - 3:46
    Das heißt Liebe in einem
    fürsorglichen, sicheren Umfeld,
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    das Lilah am Leben halten würde,
    lang über unser Ableben hinaus.
  • 3:55 - 3:58
    Spulen wir vier Jahre vor:
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    Lilah ist jetzt im Kindergarten.
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    Sie liebt Gummibärchen,
  • 4:02 - 4:06
    und sie sagt Dinge wie
    "Mein Herz ist voller Liebe".
  • 4:07 - 4:10
    Sie ist der liebevollste, mitfühlendste,
    empathischste Mensch den ich kenne,
  • 4:10 - 4:13
    und ich komme nur dazu,
    Ihnen das alles zu erzählen,
  • 4:13 - 4:15
    weil sie gerade bei ihrer Mutter
    in der Bronx ist.
  • 4:15 - 4:18
    Sehen Sie, das ist Co-Elternschaft
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    und in einer idealen Welt
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    hätte meine Mutter auch
    ein Co-Elternteil gehabt.
  • 4:22 - 4:24
    Sie hätte Unterstützung gehabt,
  • 4:24 - 4:26
    Jemanden, der ihr eine Auszeit
    ermöglicht hätte.
  • 4:26 - 4:30
    In einer idealen Welt ist jedes Elternteil
    ein aktives Co-Elternteil.
  • 4:30 - 4:34
    In einer idealen Welt teilen beide Eltern
    den Arbeitsaufwand untereinander auf.
  • 4:34 - 4:36
    Lilahs Mutter und ich
    haben einen Zeitplan.
  • 4:36 - 4:38
    An manchen Tagen hole ich
    Lilah von der Schule ab,
  • 4:38 - 4:40
    an manchen nicht.
  • 4:40 - 4:42
    Lilahs Mutter kann Klettern gehen
  • 4:42 - 4:44
    oder für den LSAT lernen,
  • 4:44 - 4:49
    und ich kann in einem Raum voller mutiger,
    dynamischer und starker Frauen stehen,
  • 4:49 - 4:51
    und über Vaterfreuden reden.
  • 4:52 - 4:55
    (Applaus)
  • 4:57 - 5:00
    Es ist Arbeit, es ist
    wundervolle, harte Arbeit,
  • 5:00 - 5:03
    die Systeme zu zerlegen,
    die uns in dem Glauben lassen wollen,
  • 5:03 - 5:06
    der Platz einer Frau sei
    in Küche und Haushalt,
  • 5:06 - 5:09
    während der unglückselige Vater
    heillos überfordert ist,
  • 5:09 - 5:12
    sobald er mal ein Wochenende
    mit den Kindern verbringt.
  • 5:12 - 5:15
    Es ist Arbeit die genau jetzt
    getan werden muss.
  • 5:15 - 5:17
    Wisst ihr, viel zu oft
  • 5:17 - 5:20
    ist es so, dass
    wenn beide Eltern arbeiten,
  • 5:20 - 5:23
    einer von ihnen allein den Haushalt
    organisieren muss
  • 5:23 - 5:24
    und das Zuhause in Schuss halten soll.
  • 5:24 - 5:28
    Typischerweise ist diese Person eine Frau
    oder jemand der sich als Frau versteht.
  • 5:28 - 5:32
    Viel zu oft müssen diejenigen, die sich
    als Mütter und Frauen identifizieren
  • 5:32 - 5:35
    ihre Träume opfern,
    um diesem Standard zu entsprechen.
  • 5:36 - 5:37
    Sie müssen ihre Träume opfern,
  • 5:37 - 5:42
    um sicherzustellen, dass Mutterschaft
    die oberste Priorität ist.
  • 5:42 - 5:45
    Ich bin nicht hier um zu sagen,
    dass sie das nicht ist.
  • 5:45 - 5:47
    Ich will sagen, dass es
    unsere Verantwortung
  • 5:47 - 5:50
    als gleichberechtigte Partner
    und Eltern ist,
  • 5:50 - 5:53
    sicherzustellen dass unsere Co-Elternteile
    nicht all ihre Leidenschaften,
  • 5:53 - 5:56
    ihre Bestrebungen und ihre Träume
    auf Eis legen müssen,
  • 5:56 - 5:59
    nur weil wir zu selbstsüchtig sind,
    um als Partner da zu sein.
  • 5:59 - 6:02
    (Applaus)
  • 6:03 - 6:06
    Co-Elternschaft ermöglicht Raum für alle.
  • 6:07 - 6:08
    Als Co-Elternteil
  • 6:08 - 6:11
    ist die Zeit, die ich mit Lilah
    verbringen konnte,
  • 6:11 - 6:12
    Zeit die ich wertschätze.
  • 6:12 - 6:16
    Diese Zeit erlaubte es mir, voll
    und ganz für mein Kind da zu sein
  • 6:16 - 6:20
    und die Vorstellung zu widerlegen,
    die emotionale Arbeit ein Kind zu erziehen
  • 6:20 - 6:21
    sei die Aufgabe der Frau.
  • 6:21 - 6:24
    Als Co-Elternteil habe ich mit Lilah
    Schneemänner gebaut,
  • 6:24 - 6:25
    mit Kastanien gespielt,
  • 6:25 - 6:29
    zum Soundtrack von "Moana" gerappt
    -- ich weiß das haben Sie auch.
  • 6:29 - 6:30
    (Lachen)
  • 6:30 - 6:33
    Sie saß im Saal während ich Workshops
    an der Columbia hielt,
  • 6:33 - 6:36
    wenn ich über die Schnittstellen von
    Lyrik, Hip-Hop und Theater spreche.
  • 6:36 - 6:39
    Wir sprechen über ihre Gefühle
  • 6:39 - 6:41
    weil wir exklusiv Zeit für einander haben.
  • 6:41 - 6:43
    Diese Zeit ist im Voraus eingeplant,
  • 6:43 - 6:45
    meinen Zeitplan und den
    ihrer Mutter berücksichtigend.
  • 6:45 - 6:49
    Jeder von uns hat seinen
    individuellen Erziehungsstil.
  • 6:50 - 6:52
    Ab und zu gibt es Uneinigkeiten,
  • 6:52 - 6:56
    aber worüber wir uns immer einig sind,
    ist wie wir einen Menschen erziehen wollen
  • 6:57 - 6:59
    -- unseren Menschen eben.
  • 7:01 - 7:04
    Ich werde nie ganz verstehen
    oder begreifen
  • 7:04 - 7:08
    was es heißt, ein Kind 10 Monate lang
    in meinem Körper zu tragen.
  • 7:08 - 7:10
    Ich werde nie nachvollziehen können
  • 7:10 - 7:12
    welche Beschwerden das Stillen auslöst;
  • 7:12 - 7:14
    wieviel Arbeit dahinter steckt,
  • 7:14 - 7:17
    welche emotionale, physische
    und psychische Auswirkungen
  • 7:17 - 7:21
    das Austragen eines Babys
    auf den weiblichen Körper hat.
  • 7:22 - 7:24
    Co-Elternschaft bietet
  • 7:24 - 7:25
    die Chance auf Gleichgewicht
  • 7:25 - 7:28
    und ermöglicht allen Beteiligten
    eine Work-Life-Balance.
  • 7:28 - 7:32
    Ja, Kinder zu haben beinhaltet,
    gewisse Opfer zu bringen,
  • 7:32 - 7:36
    aber bei Co-Elternschaft liegt diese Last
    nicht mehr nur auf einem Elternteil.
  • 7:36 - 7:38
    Ungeachtet der Dynamik Ihrer Beziehung,
  • 7:38 - 7:41
    ganz gleich wie Sie sich
    selbst als Mensch identifizieren --
  • 7:41 - 7:42
    er, sie, ihr, es --
  • 7:42 - 7:45
    Co-Elternschaft erzeugt
    Raum, Gerechtigkeit,
  • 7:46 - 7:49
    bessere Kommunikation, Empathie:
    "Ich höre dir zu, ich sehe dich,
  • 7:49 - 7:52
    wie kann ich für dich da sein
    und unserer Familie gut tun?"
  • 7:53 - 7:55
    Mein Ziel ist folgendes:
  • 7:56 - 8:00
    Ich will, dass mehr Väter Co-Elternschaft
    als Vorbild betrachten
  • 8:00 - 8:02
    für eine bessere Zukunft,
    eine bessere Gegenwart;
  • 8:02 - 8:06
    für uns selbst, für uns Co-Eltern,
    für unsere Familien, unsere Gemeinschaft.
  • 8:06 - 8:09
    Ich will, dass mehr Väter über
    das Vater-Sein sprechen,
  • 8:09 - 8:11
    auf offene, ehrliche, liebevolle Weise.
  • 8:11 - 8:12
    Verstehen Sie?
  • 8:12 - 8:15
    Ich will, dass mehr Menschen anerkennen,
    dass insbesondere schwarze Väter
  • 8:15 - 8:18
    mehr sind, als Bürokratie
    und Unterhaltszahlungen,
  • 8:18 - 8:20
    und mehr als das, was die Medien zeigen.
  • 8:20 - 8:23
    (Applaus)
  • 8:25 - 8:27
    Unsere Rolle als Väter,
    unsere Rolle als Eltern,
  • 8:27 - 8:28
    unser Wert, als Eltern,
  • 8:28 - 8:30
    hängt nicht von unserem Kontostand ab,
  • 8:30 - 8:34
    sondern von der Fähigkeit unserer Herzen,
    für unsere Familien da zu sein,
  • 8:34 - 8:36
    für die Menschen die wir lieben,
    für unsere Kleinen.
  • 8:36 - 8:40
    Ein Vater zu sein ist nicht bloß
    eine Verantwortung, es ist eine Chance.
  • 8:41 - 8:44
    Das hier ist für Dwain, für Kareem
    "Buc" Drayton, für Briggs,
  • 8:44 - 8:47
    das hier ist für Boola, für Tyron,
  • 8:47 - 8:50
    das hier ist für all die schwarzen Väter
    die jeden einzelnen Tag da sind.
  • 8:50 - 8:54
    Das hier ist für Charles Lorenzo Daniels,
    mein Vater, der nicht die Worte besaß,
  • 8:54 - 8:57
    so für mich da zu sein,
    wie er es gern gewesen wäre.
  • 8:58 - 8:59
    Danke.
  • 9:00 - 9:01
    Mein Name ist Joel.
  • 9:01 - 9:03
    Hi Bria, hi West.
  • 9:04 - 9:06
    (Auf Yoruba) Amen.
  • 9:06 - 9:09
    (Applaus)
Title:
Die wundervolle, harte Arbeit der Co-Elternschaft
Speaker:
Joel Leon
Description:

Co-Elternschaft ist kein negatives Schlagwort - es ist die Form, für seine Familie da zu sein, auf offene, konsistente und liebevolle Weise, sagt Vater Joel Leon. In seinem rührenden Vortrag fordert er alle Eltern dazu auf, eine gleichwertige, aktive Rolle im alltäglichen Leben ihrer Kinder zu spielen; sogar in dieser Welt die so oft die Last der Opfer alleine auf den Schultern einer Mutter weilen lässt. Leon ermutigt uns, vielschichtige Diskussionen über das Eltern Dasein zu führen und erinnert uns daran, dass das Eltern sein nicht bloß eine Verantwortung ist - es ist eine Chance.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
09:25

German subtitles

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