Was ich durch langsames Lesen übers Schreiben gelernt habe
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0:01 - 0:04Es war einmal ein Riese,
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0:04 - 0:09ein selbstsüchtiger Riese
mit dem schönsten Garten im ganzen Land. -
0:10 - 0:12Als der Riese eines Abends nach Hause kam,
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0:12 - 0:15fand er spielende Kinder
in seinem Garten vor -
0:15 - 0:16und wurde sehr wütend.
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0:17 - 0:20"Mein eigener Garten
ist mein eigener Garten!", -
0:20 - 0:22sagte der Riese.
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0:22 - 0:25Dann baute er eine hohe Mauer rundherum.
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0:26 - 0:31Oscar Wilde schrieb das Buch
"Der selbstsüchtige Riese" im Jahr 1888. -
0:32 - 0:37Fast 100 Jahre später tauchte der Riese
in meiner Kindheit in Brooklyn auf -
0:37 - 0:38und ging nie wieder.
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0:39 - 0:41Ich wuchs in einer religiösen Familie auf
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0:41 - 0:44und las sowohl die Bibel
als auch den Koran. -
0:45 - 0:48Ich verbrachte mehr Zeit mit Lesen
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0:48 - 0:51von religiösen und unterhaltenden
Texten als mit Fernsehen. -
0:51 - 0:54An jedem beliebigen Tag konnte man
meine Geschwister und mich -
0:54 - 0:57irgendwo in unserer Wohnung
beim Lesen vorfinden. -
0:57 - 0:59Manchmal unzufrieden,
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0:59 - 1:03weil an New Yorker Sommertagen
der Feuerhydrant kaputt ging -
1:03 - 1:06und wir neidisch
unseren Freunden dabei zuhörten, -
1:06 - 1:08wie sie im strömenden Wasser spielten.
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1:08 - 1:11Ihre Freudenschreie waren
durch die offenen Fenster unüberhörbar. -
1:12 - 1:15Je mehr ich mich
in meine Bücher vertiefte, -
1:15 - 1:17je mehr Zeit ich mir für jeden Satz nahm,
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1:17 - 1:20desto weniger konnte ich den Lärm
der Außenwelt hören. -
1:20 - 1:23Anders als meine Geschwister,
die Bücher regelrecht verschlangen, -
1:23 - 1:25las ich langsam.
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1:25 - 1:27Sehr, sehr langsam.
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1:28 - 1:31Ich war das Kind, dessen Finger
den Worten entlangfuhr, -
1:31 - 1:36bis es mir abgewöhnt wurde,
weil Große nicht mit dem Finger lesen. -
1:36 - 1:40In der 3. Klasse mussten wir unsere Hände
auf dem Schreibtisch falten -
1:40 - 1:44und durften sie nur lösen, um zu blättern.
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1:45 - 1:48Unsere Lehrerin wollte
nicht grausam zu uns sein. -
1:48 - 1:49Das war in den 1970ern
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1:49 - 1:52und es war ihr Ziel,
dass wir alle nicht auf Klassenniveau, -
1:52 - 1:54sondern weit besser lesen konnten.
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1:54 - 1:57Sie drängte uns stets dazu,
schneller zu lesen. -
1:58 - 2:02Doch in der Stille unserer Wohnung,
fernab von den Blicken meiner Lehrerin, -
2:02 - 2:04fuhr ich mit meinem Finger
den Zeilen entlang. -
2:04 - 2:07Der selbstsüchtige Riese
erzählte mir wieder seine Geschichte, -
2:07 - 2:11wie er sich verraten fühlte
von den Kindern in seinem Garten, -
2:11 - 2:13wie hoch er seine Mauer baute
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2:13 - 2:15und dass sie die Kinder fernhielt,
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2:15 - 2:19doch ein grauer Winter zog sich
über seinen Garten -
2:19 - 2:20und blieb und blieb.
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2:21 - 2:23Bei jedem Nachlesen
lernte ich etwas Neues: -
2:23 - 2:27Über die harten Steine der Straßen
auf denen die Kindern spielen mussten, -
2:27 - 2:29als sie aus dem Garten vertrieben wurden;
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2:29 - 2:33über die Sanftmut eines kleinen Jungen,
der eines Tages erschien, -
2:33 - 2:35und sogar über den Riesen selbst.
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2:35 - 2:38Vielleicht waren seine Worte
doch nicht so hasserfüllt. -
2:38 - 2:40Vielleicht waren sie
seine Bitte für Mitgefühl, -
2:40 - 2:42für Verständnis.
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2:42 - 2:46"Mein Garten ist mein eigener Garten."
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2:48 - 2:51Jahre später erfuhr ich von einem Autor
namens John Gardner, -
2:51 - 2:53der dies einen "fiktiven Traum"
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2:53 - 2:54oder den "Traum der Fiktion" nennt.
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2:54 - 2:58Dann realisierte ich, dass ich mich
in diesem Buch befand -
2:58 - 3:01mit den Charakteren und
in der Welt Zeit verbrachte, -
3:01 - 3:03die der Autor geschaffen hatte
und in die er mich einlud. -
3:03 - 3:07Als Kind wusste ich, dass Geschichten
ausgekostet werden mussten, -
3:07 - 3:09dass Geschichten langsam sein wollten
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3:09 - 3:14und dass Autoren Monate oder gar Jahre
mit Schreiben verbracht hatten. -
3:14 - 3:15Meine Aufgabe als Leserin --
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3:15 - 3:18insbesondere als Leserin,
die eines Tages Autorin werden wollte -- -
3:18 - 3:21war es, diese Erzählung zu respektieren.
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3:21 - 3:27Lange vor dem Fernsehen oder dem Internet
oder sogar dem Telefon -
3:27 - 3:32teilten Menschen ihre Ideen, Informationen
und Erinnerungen durch Geschichten. -
3:32 - 3:35Es ist eine der ältesten Formen
von verbindenden Technologien. -
3:36 - 3:38Geschichten von einem
besseren Leben flussabwärts -
3:38 - 3:41stifteten die Ägypter dazu an,
dem Nil zu folgen. -
3:41 - 3:44Geschichten einer besseren Art
Tote zu erhalten, -
3:44 - 3:46brachten Tutanchamuns Überreste
ins 21. Jahrhundert. -
3:46 - 3:48Und vor über 2 Millionen Jahren,
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3:48 - 3:52als die ersten Menschen
Werkzeuge aus Stein fertigten, -
3:52 - 3:54sagte wohl jemand: "Was wäre wenn ... ?"
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3:54 - 3:57Jemand anderes erinnerte sich
an die Geschichte. -
3:57 - 4:01Ob sie mit Worten oder Gesten
oder Zeichnungen davon erzählten, -
4:01 - 4:04die Geschichte wurde weitergegeben,
in Erinnerung behalten: -
4:04 - 4:07Schlag mit dem Hammer
und hör seine Geschichte. -
4:08 - 4:09Die Welt wird lauter.
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4:09 - 4:11Wir sind vom Ghettoblaster
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4:12 - 4:16zu Walkmans und tragbaren CD-Spielern
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4:16 - 4:18zu iPods übergangen
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4:18 - 4:21und spielen nun jedes Lied
wann und wo immer wir wollen ab. -
4:21 - 4:24Die 4 Fernsehkanäle meiner Kindheit
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4:24 - 4:27haben sich zu unzähligen Sendern
und Streaming entwickelt. -
4:27 - 4:32Während Technologie uns immer schneller
durch Zeit und Raum bewegt, -
4:32 - 4:35wird die Geschichte beinahe
aus dem Weg geräumt. -
4:35 - 4:39Ich meine, so richtig
aus der Erzählung herausgestrichen. -
4:39 - 4:42Während sich unsere Interaktion
mit Geschichten verändert -
4:42 - 4:47oder das Drumherum sie von einem Buch zu
Audio zu Instagram zu Snapchat verwandelt, -
4:47 - 4:50müssen wir uns an den Finger erinnern,
der den Zeilen entlangfuhr. -
4:50 - 4:52Erinnern wir uns,
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4:52 - 4:53dass eine Geschichte in jedem Format
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4:53 - 4:56uns immer an Orte brachte,
die außer Reichweite waren, -
4:56 - 5:00uns Personen vorstellte,
die wir nie kennengelernt hätten -
5:00 - 5:03und uns Welten zeigte,
die wir sonst verpasst hätten. -
5:03 - 5:07Während Technologie
sich immer schneller bewegt, -
5:07 - 5:09schätze ich etwas Langsameres.
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5:10 - 5:14Mein Finger, der den Zeilen entlangfuhr,
hat mich zu einer Autorin gemacht, -
5:14 - 5:16die Bücher für jedes Alter schreibt.
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5:16 - 5:18Bücher, die langsam gelesen werden sollen,
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5:18 - 5:19die genossen werden sollen.
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5:20 - 5:24Meine Liebe zur tiefen
und genauen Betrachtung der Welt, -
5:24 - 5:26alles zu geben
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5:26 - 5:30und dabei die unzähligen Möglichkeiten
einer Erzählung zu sehen, -
5:30 - 5:32stellte sich als Geschenk heraus.
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5:32 - 5:34Mir genügend Zeit zu nehmen
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5:34 - 5:37lehrte mich, was ich
übers Schreiben wissen muss. -
5:37 - 5:42Schreiben hat mir beigebracht, was ich
übers Erschaffen von Welten wissen muss, -
5:42 - 5:44in denen Menschen gesehen
und gehört werden, -
5:44 - 5:48wo ihre Erfahrungen
legitimiert werden können -
5:48 - 5:51und wo meine Geschichte von einer
anderen Person gelesen oder gehört -
5:51 - 5:54etwas in ihr inspirierte, das zu
einer Verbindung zwischen uns wurde, -
5:54 - 5:56einer Unterhaltung.
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5:56 - 5:59Dreht sich letztlich nicht alles darum,
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5:59 - 6:04einen Weg zu finden,
um nicht allein zu sein in dieser Welt -
6:04 - 6:08und uns das Gefühl zu geben,
dass wir etwas verändert haben? -
6:08 - 6:11Stein zum Hammer, Mensch zur Mumie,
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6:11 - 6:15Idee zur Geschichte --
und alles eine Erinnerung. -
6:17 - 6:20Manchmal lesen wir,
um die Zukunft zu verstehen. -
6:20 - 6:23Manchmal lesen wir,
um die Vergangenheit zu verstehen. -
6:23 - 6:27Wir lesen, um uns zu verlieren,
schwierige Zeiten hinter uns zu lassen -
6:27 - 6:30und wir lesen um uns
zu erinnern, wer vor uns kam -
6:30 - 6:32und wer etwas Schwierigeres erlebte.
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6:33 - 6:35Ich schreibe aus denselben Gründen.
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6:36 - 6:40Vor Brooklyn lebte meine Familie
in Greenville, South Carolina -
6:40 - 6:43in einer abgetrennten Nachbarschaft
namens Nicholtown. -
6:44 - 6:46Alle dort sind Nachfahren von Menschen,
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6:46 - 6:49die nicht lesen oder
schreiben lernen durften. -
6:50 - 6:51Stellen Sie sich vor,
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6:51 - 6:55die Gefahr zu verstehen,
wie aus Buchstaben Wörter geformt werden, -
6:55 - 6:58die Gefahr der Wörter als solches,
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6:58 - 7:02die Gefahr eines belesenen Volkes
und seinen Geschichten. -
7:04 - 7:07Aber selbst vor dem Hintergrund
dafür getötet zu werden, -
7:07 - 7:09eine Geschichte am Leben zu erhalten,
-
7:09 - 7:11sind unsere Geschichten nicht gestorben.
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7:11 - 7:15Darunter liegt nämlich
eine weitere Geschichte verborgen. -
7:15 - 7:17So war das schon immer,
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7:17 - 7:19seit wir miteinander kommunizieren.
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7:19 - 7:21Jede Erzählung hat verschiedene Schichten,
-
7:21 - 7:25die Geschichten unter den Geschichten
und diejenigen darunter. -
7:25 - 7:29So haben Geschichten überlebt
und werden weiterhin überleben. -
7:29 - 7:34Als ich begann, die Punkte zu verbinden,
die meine Art zu schreiben verbinden -
7:34 - 7:35und die Art zu lernen wie man
-
7:35 - 7:38einem fast mundtoten Volk vorliest,
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7:38 - 7:43stellte ich fest, dass meine Geschichte
grösser, älter und tiefer ist, -
7:43 - 7:45als ich es je sein werde.
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7:45 - 7:48Deshalb wird es auch so weitergehen.
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7:49 - 7:51In diesem fast mundtoten Volk
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7:51 - 7:54gab es diejenigen,
die nie zu lesen lernten. -
7:55 - 7:59Ihre Nachkommen, jetzt Generationen
von der Versklavung entfernt, -
8:00 - 8:01haben falls wohlhabend genug
-
8:01 - 8:04Hochschulen, Graduiertenschulen
oder mehr besucht. -
8:05 - 8:08Einige wie meine Oma und Geschwister
waren fast lesend geboren, -
8:08 - 8:11wie wenn die Geschichte
ihnen aus dem Weg gegangen wäre. -
8:12 - 8:16Einige wie meine Mutter haben sich
dem grossen Migrationszug angeschlossen -- -
8:16 - 8:18der nicht wirklich ein Zug war --
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8:18 - 8:20und sich vom Süden verabschiedet.
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8:20 - 8:23Hier kommt die Geschichte,
die darin verschachtelt ist: -
8:23 - 8:26Sowohl wer blieb
als auch wer den Süden verließ, -
8:26 - 8:28trug die Geschichte
einer Erzählung in sich, -
8:28 - 8:33wusste fest, dass Aufschreiben nicht
die einzige Art ist, daran festzuhalten, -
8:33 - 8:37wusste, dass sie am Ende des langen Tages
auf ihrer Veranda oder Treppe sitzen -
8:37 - 8:40und ein langsames Märchen
für ihre Kinder spinnen konnten. -
8:40 - 8:45Sie wussten ihre Geschichten zu erzählen,
-
8:45 - 8:47durch die stehende Hitze
der Baumwoll- und Tabakernte, -
8:47 - 8:51wussten ihre Geschichten zu predigen
und in Steppdecken zu nähen, -
8:51 - 8:54die schmerzhaftesten Geschichten
in lustige zu verwandeln -
8:54 - 8:58und durch das Gelächter
die Geschichte eines Landes auszuatmen, -
8:58 - 9:00das immer und immer wieder versucht hatte,
-
9:00 - 9:01ihre Körper zu stehlen,
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9:01 - 9:03ihren Geist
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9:03 - 9:04und ihre Geschichte.
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9:06 - 9:07Als Kind lernte ich,
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9:07 - 9:10mir den unsichtbaren Finger vorzustellen,
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9:10 - 9:13der mich von Wort zu Wort trug,
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9:13 - 9:15von Satz zu Satz,
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9:15 - 9:18von Unwissen zu Verständnis.
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9:19 - 9:22Während die Technologie weiter davonrast,
-
9:22 - 9:24lese ich weiterhin langsam,
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9:26 - 9:30im Wissen, dass ich das Werk
des Autors respektiere -
9:30 - 9:32ebenso wie die bleibende
Kraft der Geschichte. -
9:32 - 9:36Und ich lese langsam,
um den Lärm zu übertönen -
9:36 - 9:39und erinnere mich an alle,
die vor mir kamen, -
9:39 - 9:46die wohl als erste Menschen lernten,
das Feuer zu kontrollieren -
9:46 - 9:48und sich im Kreis um ihre neue Kraft
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9:49 - 9:53des Feuers, des Lichts
und der Wärme setzten. -
9:54 - 9:58Und ich lese langsam, um mich
an den selbstsüchtigen Riesen zu erinnern, -
9:58 - 10:00wie er schlussendlich die Mauer abriss
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10:00 - 10:03und die Kinder frei
in seinem Garten herumrennen ließ. -
10:03 - 10:07Und ich lese langsam
in Hommage an meine Vorfahren, -
10:07 - 10:10die überhaupt nicht lesen durften.
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10:10 - 10:13Sie saßen wohl auch im Kreis ums Feuer
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10:13 - 10:16und erzählten vorsichtig
von ihren Träumen, -
10:16 - 10:19von ihren Hoffnungen und ihrer Zukunft.
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10:20 - 10:25Immer wenn wir eine Geschichte
lesen, schreiben oder erzählen, -
10:25 - 10:27machen wir einen Schritt in ihren Kreis
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10:28 - 10:31und der bleibt ungebrochen.
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10:32 - 10:35Und die Kraft der Geschichte lebt weiter.
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10:36 - 10:37Vielen Dank.
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10:37 - 10:40(Applaus)
- Title:
- Was ich durch langsames Lesen übers Schreiben gelernt habe
- Speaker:
- Jacqueline Woodson
- Description:
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Langsames Lesen, mit dem Finger den Zeilen entlangfahren auch wenn dies ihr untersagt wurde, hat Jacqueline Woodson dazu gebracht, ihr Leben dem Schreiben von Büchern zu widmen, die genossen werden sollen. In ihrer lyrischen Rede lädt Sie uns dazu ein, abzubremsen und Geschichten zu schätzen, die uns an Orte bringen, die außer Reichweite schienen und uns Menschen vorstellen, die wir wohl nie getroffen hätten. "Ist das nicht das Wichtige an der Sache, am Ende des Tages einen Weg zu finden, um sich nicht so alleine zu fühlen in dieser Welt und uns das Gefühl zu geben, dass wir etwas verändert haben, bevor wir gehen?", fragt sie.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 10:54
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