1 00:00:00,737 --> 00:00:05,070 Vor fünf Jahren machte ich eine sehr interessante Erfahrung. 2 00:00:05,888 --> 00:00:10,473 Mein Mann und ich gingen wie immer alle zwei Tage gemeinsam einkaufen. 3 00:00:10,694 --> 00:00:13,997 Aber dieses Mal entdeckten wir diesen noblen -- 4 00:00:13,997 --> 00:00:17,753 und ich spreche hier von sortenreinem Fairtrade-Kaffee 5 00:00:17,753 --> 00:00:20,415 aus Kenia in Bioqualität, 6 00:00:20,419 --> 00:00:22,542 für den wir etwas mehr ausgaben. 7 00:00:23,132 --> 00:00:26,618 Da fing das Problem schon an. 8 00:00:26,618 --> 00:00:30,282 Diese Kaffeemischung hielt mein Mann für besser 9 00:00:30,282 --> 00:00:32,855 als unseren normalen und viel billigeren Kaffee. 10 00:00:32,855 --> 00:00:36,998 Deshalb stellte ich mir ein Leben vor, das sich allein um Nobel-Kaffee drehte. 11 00:00:36,998 --> 00:00:39,540 Unser Haushaltsbudget sah ich explodieren. 12 00:00:39,540 --> 00:00:40,605 (Lachen) 13 00:00:40,605 --> 00:00:41,855 Und noch schlimmer ... 14 00:00:42,928 --> 00:00:46,104 Ich fürchtete auch, dass die Ausgabe vergebens sein könnte. 15 00:00:46,104 --> 00:00:49,680 Dass wir den Unterschied überhaupt nicht bemerken würden. 16 00:00:51,145 --> 00:00:54,142 Dummerweise -- vor allem für ihn -- 17 00:00:54,142 --> 00:00:58,316 hatte mein Mann einen Moment vergessen, dass seine Frau eine Neurobiologin war, 18 00:00:58,316 --> 00:01:00,221 Fachgebiet: Lebensmittelwissenschaften. 19 00:01:00,221 --> 00:01:01,243 (Lachen) 20 00:01:01,243 --> 00:01:02,360 Okay? 21 00:01:02,360 --> 00:01:06,131 Ich beschloss also, ihn kurzerhand zu testen. 22 00:01:06,876 --> 00:01:08,911 Ich bereitete ein Experiment vor, 23 00:01:08,911 --> 00:01:12,035 bei dem ich ihm zuerst die Augen verband. 24 00:01:12,035 --> 00:01:13,480 (Lachen) 25 00:01:13,480 --> 00:01:17,125 Dann brühte ich die zwei Sorten Kaffee auf 26 00:01:17,125 --> 00:01:21,278 und ich sagte ihm, dass ich ihm einen nach dem anderen servieren würde. 27 00:01:22,257 --> 00:01:25,203 Mein Mann beschrieb die erste Tasse Kaffee 28 00:01:25,203 --> 00:01:27,942 mit eindeutiger Gewissheit als roher und eher bitter. 29 00:01:27,942 --> 00:01:30,640 Ein Kaffee, der morgens ideal ist, 30 00:01:30,640 --> 00:01:34,611 um mit schrecklichem Geschmack brutal zu wecken. 31 00:01:34,611 --> 00:01:36,898 (Lachen) 32 00:01:36,898 --> 00:01:43,321 Die zweite Tasse Kaffee dagegen war sowohl fruchtig als auch köstlich. 33 00:01:43,411 --> 00:01:47,758 Ein Kaffee, den man abends genießen und dabei entspannen kann. 34 00:01:49,336 --> 00:01:52,253 Mein Mann ahnte jedoch nicht, 35 00:01:52,253 --> 00:01:55,698 dass ich ihm tatsächlich keine zwei Sorten Kaffee gegeben hatte. 36 00:01:55,698 --> 00:01:58,814 Ich gab ihm dieselbe Tasse Kaffee zweimal. 37 00:01:58,814 --> 00:02:01,001 (Lachen) 38 00:02:01,248 --> 00:02:04,896 Natürlich wurde die Tasse Kaffee, die schrecklich war, 39 00:02:04,896 --> 00:02:07,040 nicht plötzlich fantastisch. 40 00:02:07,040 --> 00:02:11,217 Nein, der Geschmacksunterschied war das Produkt des Gehirns meines Mannes. 41 00:02:11,217 --> 00:02:14,572 Durch seinen eigenen Hang zugunsten des Nobel-Kaffees, 42 00:02:14,572 --> 00:02:18,141 die ihn Geschmacksunterschiede wahrnehmen ließ, die nicht existierten. 43 00:02:19,420 --> 00:02:25,965 Nachdem ich unser Haushaltsbudget gerettet und wir herzlich darüber gelacht hatten -- 44 00:02:25,965 --> 00:02:27,247 ich in erster Linie --, 45 00:02:27,247 --> 00:02:28,262 (Lachen) 46 00:02:28,262 --> 00:02:30,142 begann ich mich zu fragen, 47 00:02:30,142 --> 00:02:33,281 wie genau es zu diesen zwei so unterschiedlichen Reaktionen 48 00:02:33,281 --> 00:02:35,131 auf eine einzige Tasse Kaffee kam. 49 00:02:35,131 --> 00:02:38,126 Warum sollte mein Mann auf die Gefahr hin, 50 00:02:38,126 --> 00:02:41,355 dass man sich den Rest seines Lebens darüber lustig machen würde, 51 00:02:41,355 --> 00:02:43,447 eine so gewagte Aussage machen? 52 00:02:43,447 --> 00:02:45,180 (Lachen) 53 00:02:46,761 --> 00:02:51,066 Die erstaunliche Antwort ist: Ich glaube, Sie hätten das Gleiche getan. 54 00:02:51,066 --> 00:02:54,396 Das ist die größte Herausforderung für mein Forschungsgebiet: 55 00:02:54,396 --> 00:02:58,930 einschätzen, welche Wirklichkeit hinter den erhaltenen Antworten steht. 56 00:02:58,930 --> 00:03:01,655 Denn wie können wir Lebensmittel leckerer machen, 57 00:03:01,655 --> 00:03:06,079 wenn nicht verlässlich ist, was die Leute tatsächlich mögen. 58 00:03:06,728 --> 00:03:08,153 Um das zu verstehen, 59 00:03:08,153 --> 00:03:10,843 betrachten wir zuerst, wie wir Lebensmittel empfinden. 60 00:03:10,843 --> 00:03:13,265 Wenn ich eine Tasse Kaffee trinke, 61 00:03:13,265 --> 00:03:17,431 nehme ich den Kaffee durch Rezeptoren in meinem Körper wahr. 62 00:03:17,431 --> 00:03:21,878 Informationen, die dann Neuronen in meinem Gehirn aktivieren. 63 00:03:22,390 --> 00:03:25,204 Die Wellenlängen des Lichts werden in Farben umgesetzt. 64 00:03:25,204 --> 00:03:29,363 Rezeptoren in meinem Mund nehmen die Moleküle in der Flüssigkeit wahr 65 00:03:29,363 --> 00:03:32,804 und sie werden einer der fünf Geschmäcker zugeordnet. 66 00:03:33,266 --> 00:03:37,496 Das sind salzig, sauer, bitter, süß und umami. 67 00:03:38,433 --> 00:03:41,448 Die Rezeptoren in der Nase nehmen die Moleküle in der Luft wahr 68 00:03:41,448 --> 00:03:43,594 und sie werden in Gerüche umgewandelt. 69 00:03:43,594 --> 00:03:48,094 Das Gleiche gilt für das Tasten, für die Temperatur, für Geräusche usw. 70 00:03:48,094 --> 00:03:52,046 All diese Informationen werden von meinen Rezeptoren wahrgenommen 71 00:03:52,046 --> 00:03:55,569 und in Signale zwischen den Neuronen in meinem Gehirn umgewandelt. 72 00:03:55,569 --> 00:04:00,410 Informationen, die dann verwoben und eingeordnet werden, 73 00:04:00,410 --> 00:04:03,215 sodass mein Gehirn weiß, 74 00:04:03,215 --> 00:04:09,112 dass ich gerade eine Tasse Kaffee hatte und sie mir geschmeckt hat. 75 00:04:09,423 --> 00:04:14,771 Erst dann, nach all der Schwerstarbeit der Neuronen, 76 00:04:14,771 --> 00:04:18,036 erleben wir die Tasse Kaffee bewusst. 77 00:04:18,988 --> 00:04:22,922 Genau hier haben wir sehr häufig eine falsche Vorstellung. 78 00:04:23,203 --> 00:04:26,938 Menschen sind geneigt zu denken, dass das, was wir bewusst erleben, 79 00:04:26,938 --> 00:04:30,368 eine absolut getreue Spiegelung der Realität sein muss. 80 00:04:30,588 --> 00:04:32,266 Aber wie Sie gerade gehört haben, 81 00:04:32,266 --> 00:04:35,866 gibt es viele Stadien der neuralen Interpretation, 82 00:04:35,866 --> 00:04:40,325 die zwischen dem physischen Gegenstand und seinem bewussten Erleben stehen. 83 00:04:40,325 --> 00:04:46,158 Das bewusste Erleben spiegelt also diese Realität gar nicht immer wider. 84 00:04:46,580 --> 00:04:48,920 So, wie es meinem Mann passierte. 85 00:04:49,698 --> 00:04:53,914 Das liegt daran, dass manche physischen Impulse so schwach sein können, 86 00:04:53,914 --> 00:04:58,251 dass sie die Barriere zu unserer bewussten Wahrnehmung nicht durchbrechen können, 87 00:04:58,251 --> 00:05:00,257 während Informationen, die es schaffen, 88 00:05:00,257 --> 00:05:04,523 auf ihrem Weg durch verdeckte Vorurteile verzerrt werden können. 89 00:05:04,754 --> 00:05:08,995 Die Menschen sind sehr voreingenommen. 90 00:05:11,529 --> 00:05:14,181 Sollten Sie gerade hier sitzen und denken, 91 00:05:15,480 --> 00:05:21,796 dass Sie den Kaffee besser als mein Mann richtig beurteilt hätten, 92 00:05:22,291 --> 00:05:25,180 dann sind Sie tatsächlich gerade voreingenommen. 93 00:05:25,636 --> 00:05:28,635 Das ist ein "Bias blind spot", eine Verzerrungsblindheit. 94 00:05:28,635 --> 00:05:33,177 Unsere Tendenz, uns selbst als weniger voreingenommen als andere zu sehen. 95 00:05:33,177 --> 00:05:34,761 (Lachen) 96 00:05:34,761 --> 00:05:36,594 Wir können sogar voreingenommen sein, 97 00:05:36,594 --> 00:05:39,705 in Bezug auf die Vorurteile, über die wir voreingenommen sind. 98 00:05:39,705 --> 00:05:40,723 (Lachen) 99 00:05:40,723 --> 00:05:42,150 Das macht es nicht einfacher. 100 00:05:42,150 --> 00:05:46,896 In der Lebensmittelindustrie kennen wir den sogenannten Höflichkeitsbias. 101 00:05:47,439 --> 00:05:49,936 Das ist ein Bias, bei dem wir eine Meinung haben, 102 00:05:49,936 --> 00:05:53,535 die als sozialverträglich angesehen wird. 103 00:05:53,535 --> 00:05:56,740 Aber es ist sicherlich nicht unsere eigene Meinung, richtig? 104 00:05:57,285 --> 00:05:59,984 Als Lebensmittelforscherin fordert mich das heraus, 105 00:05:59,984 --> 00:06:05,186 denn wenn Menschen sagen, dass sie meinen neuen, zuckerreduzierten Milkshake mögen, 106 00:06:05,186 --> 00:06:06,522 tun sie das wirklich? 107 00:06:06,522 --> 00:06:07,537 (Lachen) 108 00:06:07,537 --> 00:06:09,894 Oder sagen sie, dass sie es mögen, 109 00:06:09,894 --> 00:06:13,435 weil sie wissen, dass ich zuhöre und sie mir einen Gefallen tun wollen? 110 00:06:13,435 --> 00:06:16,768 Oder damit sie in meinen Ohren fit und gesund klingen? 111 00:06:18,025 --> 00:06:19,652 Keine Ahnung! 112 00:06:19,652 --> 00:06:24,265 Aber schlimmer noch: Sie hätten selbst keine Ahnung. 113 00:06:24,998 --> 00:06:29,274 Selbst Lebensmittelgutachter, denen explizit beigebracht wurde, 114 00:06:29,274 --> 00:06:33,315 Geruchs- und Geschmackssinn zu entwirren, 115 00:06:33,315 --> 00:06:36,606 können trotzdem voreingenommen sein und Produkte als süßer bewerten, 116 00:06:36,606 --> 00:06:38,205 wenn sie Vanille enthalten. 117 00:06:38,205 --> 00:06:39,345 Warum? 118 00:06:39,838 --> 00:06:43,128 Bestimmt nicht, weil Vanille tatsächlich süß schmeckt. 119 00:06:44,310 --> 00:06:48,300 Es passiert, weil auch diese Fachleute menschlich sind 120 00:06:48,300 --> 00:06:51,604 und in ihrem Leben viele Desserts gegessen haben, wie wir auch, 121 00:06:51,604 --> 00:06:55,389 und die daher gelernt haben, Süße und Vanille in Verbindung zu bringen. 122 00:06:55,736 --> 00:06:59,267 Der Geschmack und der Geruch und andere sensorische Informationen 123 00:06:59,267 --> 00:07:02,508 sind untrennbar in unserem Bewusstsein verknüpft. 124 00:07:02,508 --> 00:07:05,358 Einerseits kann man das nutzen. 125 00:07:05,358 --> 00:07:07,831 Wir können diese bewussten Erfahrungen nutzen, 126 00:07:07,831 --> 00:07:12,154 diese Informationen ausnutzen, indem wir Vanille statt Zucker hinzufügen, 127 00:07:12,154 --> 00:07:13,844 um unsere Produkte süßer zu machen. 128 00:07:14,653 --> 00:07:19,393 Aber andererseits würde mir die bewusste Analyse dennoch nicht sagen, 129 00:07:19,393 --> 00:07:23,281 ob der zuckerreduzierte Milchshake den Leuten wirklich schmeckt. 130 00:07:23,706 --> 00:07:25,635 Wie kann man das Problem also umgehen? 131 00:07:25,635 --> 00:07:27,451 Wie stellt man überhaupt fest, 132 00:07:27,451 --> 00:07:30,760 was bei der bewussten Bewertung von Essen echt ist? 133 00:07:30,760 --> 00:07:34,569 Der Schlüssel dazu ist, die Barriere des Bewusstseins zu entfernen 134 00:07:34,569 --> 00:07:38,361 und stattdessen auf die Informationen im Gehirn unmittelbar abzuzielen. 135 00:07:39,015 --> 00:07:40,340 Wie sich herausstellt, 136 00:07:40,340 --> 00:07:43,407 birgt unser Gehirn eine Menge faszinierender Geheimnisse. 137 00:07:43,872 --> 00:07:48,904 Ständig empfängt unser Gehirn vom ganzen Körper Sinneseindrücke, 138 00:07:48,904 --> 00:07:51,345 von denen wir die meisten gar nicht mitbekommen, 139 00:07:51,345 --> 00:07:55,985 wie die Geschmacksinformationen, die ich ständig vom Magen-Darm-Trakt erhalte. 140 00:07:56,497 --> 00:08:00,718 Mein Gehirn reagiert auch auf alle Sinneseindrücke. 141 00:08:01,214 --> 00:08:04,614 Es verändert auch ohne mein Wissen mein Verhalten 142 00:08:04,614 --> 00:08:07,904 und kann meine Pupillen weiten, 143 00:08:07,904 --> 00:08:10,064 wenn ich etwas erlebe, das ich wirklich mag. 144 00:08:10,065 --> 00:08:15,332 Es erhöht die Schweißproduktion leicht, wenn diese Emotion intensiv war. 145 00:08:16,050 --> 00:08:18,014 Mithilfe von Gehirn-Scans 146 00:08:18,014 --> 00:08:21,671 können wir heute diese Informationen innerhalb des Gehirns feststellen. 147 00:08:21,671 --> 00:08:24,493 Ich nutzte eine Hirn-Scan-Technologie, 148 00:08:24,493 --> 00:08:28,156 die Elektroenzephalografie, abgekürzt „EEG“, 149 00:08:28,727 --> 00:08:32,576 bei der eine mit Elektroden versehene Haube getragen wird: 150 00:08:32,576 --> 00:08:35,164 In meinem Fall 128. 151 00:08:35,647 --> 00:08:39,422 Jede einzelne Elektrode misst die elektrische Aktivität des Gehirns 152 00:08:39,422 --> 00:08:42,193 bis auf die Millisekunde genau. 153 00:08:43,430 --> 00:08:45,564 Das Problem ist jedoch, 154 00:08:45,564 --> 00:08:48,047 dass nicht nur das Gehirn elektrisch aktiv ist, 155 00:08:48,047 --> 00:08:50,669 sondern auch der Rest des Körpers, wie auch die Umwelt, 156 00:08:50,669 --> 00:08:53,677 in der ständig viel an elektrischer Aktivität vorhanden ist. 157 00:08:53,677 --> 00:08:55,589 Um Forschung betreiben zu können, 158 00:08:55,589 --> 00:08:58,229 muss ich das "Störgeräusch" minimieren. 159 00:08:58,231 --> 00:09:01,974 Deshalb bitte ich die Teilnehmer an meiner Studie mehrere Dinge zu tun. 160 00:09:02,427 --> 00:09:06,879 Zunächst bitte ich sie, ihren Kopf auf einen Kinnhalter zu legen, 161 00:09:06,879 --> 00:09:09,384 um zu viele Muskelbewegungen zu vermeiden. 162 00:09:09,384 --> 00:09:13,323 Außerdem sollen sie auf die Mitte eines Computerbildschirms schauen, 163 00:09:13,323 --> 00:09:16,086 um zu viele Augenbewegungen und Zwinkern zu vermeiden. 164 00:09:16,086 --> 00:09:18,598 Und weil sogar Schlucken zu viel wäre, 165 00:09:18,598 --> 00:09:24,900 bitte ich meine Teilnehmer, ihre Zungen über einer Glasschüssel auszustrecken. 166 00:09:25,366 --> 00:09:29,600 Dann gebe ich kontinuierlich Geschmacksstimuli auf die Zunge, 167 00:09:29,600 --> 00:09:31,728 die dann in diese Schüssel tropfen. 168 00:09:31,728 --> 00:09:33,166 (Lachen) 169 00:09:33,166 --> 00:09:37,193 Zur Vervollständigung dieses wunderbaren Bildes 170 00:09:37,193 --> 00:09:39,954 gebe ich meinen Teilnehmern auch ein Lätzchen, 171 00:09:39,954 --> 00:09:43,081 das es in Pink und Blau gibt, ganz wie sie es möchten. 172 00:09:43,081 --> 00:09:46,072 (Lachen) 173 00:09:47,142 --> 00:09:49,480 Ein völlig normales Esserlebnis, oder? 174 00:09:49,480 --> 00:09:50,860 (Lachen) 175 00:09:51,315 --> 00:09:53,005 Nein, natürlich nicht. 176 00:09:54,546 --> 00:09:55,919 Und noch schlimmer: 177 00:09:55,919 --> 00:09:59,254 Ich kann nicht einmal kontrollieren, woran meine Teilnehmer denken. 178 00:09:59,254 --> 00:10:02,818 Deshalb muss ich den Schmeck-Vorgang mehrere Male wiederholen. 179 00:10:02,818 --> 00:10:05,813 Beim ersten Mal denken sie vielleicht an das kostenlose Essen, 180 00:10:05,813 --> 00:10:07,928 das ich ihnen für ihre Teilnahme anbiete. 181 00:10:07,928 --> 00:10:11,290 Beim zweiten Mal denken sie vielleicht daran, dass bald Weihnachten ist 182 00:10:11,290 --> 00:10:14,520 und daran, was sie ihrer Mutter dieses Jahr schenken könnten. 183 00:10:15,079 --> 00:10:19,190 Aber allen Reaktionen gemeinsam ist die Resonanz auf den Geschmack. 184 00:10:19,190 --> 00:10:22,627 Deshalb wiederhole ich den Schmeck-Vorgang mehrere Male, 185 00:10:22,801 --> 00:10:24,740 und zwar 60 Mal. 186 00:10:25,071 --> 00:10:26,855 Dann ermittle ich einen Durchschnitt, 187 00:10:26,855 --> 00:10:30,149 da sich die Reaktionen ohne Bezug zum Schmecken ausgleichen. 188 00:10:30,149 --> 00:10:34,418 Mit dieser Methode ermittelten wir und andere Laboratorien, 189 00:10:34,430 --> 00:10:37,407 wie lange es dauert von „das Essen berührt die Zunge“ 190 00:10:37,407 --> 00:10:38,613 bis zu dem Punkt, 191 00:10:38,613 --> 00:10:41,109 an dem das Gehirn den Geschmack erkennt. 192 00:10:41,429 --> 00:10:45,167 Tatsächlich passiert das bereits in den ersten 100 Millisekunden, 193 00:10:45,167 --> 00:10:48,088 etwa eine halbe Sekunde, bevor uns das überhaupt bewusst wird. 194 00:10:48,088 --> 00:10:51,194 Danach untersuchten wir auch den Geschmacksunterschied 195 00:10:51,194 --> 00:10:53,927 zwischen Zucker und künstlichen Süßstoffen, 196 00:10:53,927 --> 00:10:56,433 die in unserem Projekt sehr ähnlich schmecken. 197 00:10:56,563 --> 00:10:58,618 Sie schmeckten in der Tat so ähnlich, 198 00:10:58,618 --> 00:11:02,221 dass die Hälfte der Teilnehmer den Unterschied kaum schmeckten, 199 00:11:02,221 --> 00:11:04,705 und die andere Hälfte gar nicht. 200 00:11:04,720 --> 00:11:09,910 Erstaunlicherweise stellten wir beim Blick auf die gesamte Studiengruppe fest, 201 00:11:09,910 --> 00:11:13,751 dass ihre Gehirne auf jeden Fall den Unterschied feststellen konnten. 202 00:11:14,895 --> 00:11:17,688 Mithilfe des EEG und anderen Hirn-Scan-Geräten 203 00:11:17,688 --> 00:11:19,812 sowie anderen physiologischen Messungen -- 204 00:11:19,812 --> 00:11:21,263 Schweiß und Pupillengröße --, 205 00:11:21,263 --> 00:11:23,275 haben wir neue Zugänge zu unserem Gehirn. 206 00:11:23,275 --> 00:11:27,260 Zugänge, die uns helfen, die Barriere zum Bewusstsein zu beseitigen, 207 00:11:27,260 --> 00:11:29,277 um Voreingenommenheiten durchschauen 208 00:11:29,277 --> 00:11:32,587 und unterbewusste Geschmacksunterschiede eventuell erfassen zu können. 209 00:11:32,587 --> 00:11:36,964 Weil wir jetzt die allererste Reaktion von Menschen auf Nahrung messen können, 210 00:11:36,964 --> 00:11:38,755 bevor sie sich darüber bewusst werden 211 00:11:38,755 --> 00:11:42,476 und bevor sie anfangen zu rationalisieren, warum sie es mögen oder nicht. 212 00:11:42,476 --> 00:11:44,585 Wir können ihre Gesichtsausdrücke messen, 213 00:11:44,585 --> 00:11:47,196 wir können messen, wohin sie gucken, 214 00:11:47,196 --> 00:11:51,490 wir können die Schweißreaktion und die Reaktion des Gehirns messen. 215 00:11:51,860 --> 00:11:56,399 Durch alle diese Maßnahmen kann man leckerere Lebensmittel herstellen, 216 00:11:56,399 --> 00:12:00,571 weil wir messen können, ob Leute wirklich den zuckerreduzierten Milchshake mögen. 217 00:12:00,571 --> 00:12:04,579 Wir können gesündere Lebensmittel ohne Geschmackseinbußen herstellen, 218 00:12:04,579 --> 00:12:07,565 weil wir die Reaktionen auf unterschiedliche Süßstoffe messen 219 00:12:07,565 --> 00:12:09,472 und den Süßstoff finden können, 220 00:12:09,472 --> 00:12:11,939 der eine ähnliche Reaktion wie Zucker hervorruft. 221 00:12:11,939 --> 00:12:14,988 Außerdem können wir helfen, gesündere Lebensmittel herzustellen, 222 00:12:14,988 --> 00:12:17,139 weil wir zum Verständnis beitragen können, 223 00:12:17,139 --> 00:12:19,286 wie wir Lebensmittel überhaupt wahrnehmen. 224 00:12:19,533 --> 00:12:22,200 Worüber wir erstaunlich wenig wissen. 225 00:12:22,589 --> 00:12:25,914 Wir wissen etwa, dass es fünf Geschmacksrichtungen gibt, 226 00:12:25,914 --> 00:12:28,211 aber vermuten stark, dass es mehr gibt. 227 00:12:28,211 --> 00:12:31,792 Tatsächlich fanden wir mithilfe des EEG Beweise dafür, 228 00:12:31,792 --> 00:12:35,763 dass Fett nicht nur durch seine Struktur und seinen Geruch erfasst, 229 00:12:35,763 --> 00:12:37,253 sondern auch geschmeckt wird. 230 00:12:37,253 --> 00:12:41,114 Das bedeutet, Fett könnte ein sechster Grundgeschmack sein. 231 00:12:41,422 --> 00:12:45,533 Wenn wir herausfinden, wie unser Gehirn Fett und Zucker erkennt -- 232 00:12:45,533 --> 00:12:47,164 und ich träume hier gerade nur --, 233 00:12:47,164 --> 00:12:48,750 aber könnten wir dann eines Tages 234 00:12:48,750 --> 00:12:52,948 einen Milchshake ohne Kalorien herstellen, der genauso wie der echte schmeckt? 235 00:12:54,744 --> 00:12:57,196 Oder wir stellen fest, dass wir es nicht können, 236 00:12:57,196 --> 00:13:00,500 weil wir durch die Rezeptoren in unserem Magen-Darm-Trakt 237 00:13:00,500 --> 00:13:02,574 unterbewusst Kalorien erkennen. 238 00:13:03,137 --> 00:13:04,667 Das wird die Zukunft zeigen. 239 00:13:05,908 --> 00:13:08,827 Unser bewusstes Erleben von Lebensmitteln 240 00:13:08,827 --> 00:13:13,725 ist nur die Spitze des Eisbergs unserer gesamten Lebensmittelwahrnehmung. 241 00:13:13,725 --> 00:13:16,576 Indem wir die gesamte Wahrnehmung erforschen, 242 00:13:16,576 --> 00:13:18,906 sowohl bewusst und unterbewusst, 243 00:13:18,906 --> 00:13:22,109 bin ich überzeugt, dass wir leckerere und gesündere Lebensmittel 244 00:13:22,109 --> 00:13:23,519 für alle herstellen können. 245 00:13:23,519 --> 00:13:24,754 Vielen Dank. 246 00:13:24,754 --> 00:13:27,800 (Applaus)